Sonnabend, 15.08.2015

Die Amazone meldet sich noch einmal zu Wort:

Auf meine Box in Bremerhaven, aus der ich vor 14 Monaten zum letzten Mal herausgefahren bin, hatte ich mich ja schon irgendwie gefreut. Nach Hause kommen, alte Freunde treffen und mit ihnen die Erlebnisse teilen, darauf war ich schon gespannt. Aber dann war es mit dem Ankommen so, wie mit der ganzen Reise - es war schöner, als ich es mir vorstellen konnte. Ehrlich! Und das Schönste: Eigentlich sind wir nicht nur ein Mal angekommen, sondern drei Mal. Das erste Mal auf Helgoland. Bei unserem Eintreffen ist das neugierige Polizeiboot sehr dicht an uns vorbeigefahren, seine Heckwelle klatschte heftig an meine Außenhaut. Hat mir nichts ausgemacht, aber das Wasser ist sogar ins Cockpit gespritzt, da hört für mich der Spaß auf. Am liebsten hätte ich "Mach das nicht nochmal du Angeber!" hinübergerufen. Kurz bevor wir in den Hafen fahren wollten, kam die "Funny Girl" mit ihren vielen Fahrgästen hinter uns her. Und was macht sie? Sie tutet, drei Mal, lang und sehr laut. Das macht sie eigentlich nur ein Mal im Jahr, und zwar wenn sie zum Saisonbeginn zum ersten Mal nach Helgoland kommt. So haben es uns die Helgoländer erzählt. Dann kamen wir in den Hafen, und ich wusste gleich, in welche Box wir fahren sollen. Es hing dort nämlich ein großes weißes Laken mit der Aufschrift: "WELCOME BACK AMAZONE". Das fand ich so schön! Von den anderen Booten im Hafen wurde uns zu gewunken und laut getutet. Mit so einem tollen Empfang hatten meine Leute bestimmt nicht gerechnet, sie wirkten jedenfalls ganz gerührt. Ich dachte schon, dass hier gleich jemand an zu heulen fängt, wie damals, als wir auf St. Martin der Karibik Good bye gesagt haben. Aber sach man nix, sie haben sich gut gehalten, sind ordentlich in die Box gefahren, haben mich festgemacht und mit dem Empfangskomitee auf die glückliche Ankunft angestoßen. Das war richtig nett.

Das zweite Mal Ankommen war in Bremerhaven im Neuen Hafen. Hatte mit der Tide zu tun, dass wir nicht gleich bis Wulsdorf gefahren, sondern einen Tag zuvor im Neuen Hafen eingelaufen sind. Und da wurden wir schon in der Schleuse herzlich willkommen geheißen. Weiter ging es dann in der Marina, Hände wurden geschüttelt oder meine Leute wurden in den Arm genommen, kräftig und herzlich gedrückt. Natürlich kam Besuch an Bord und die Beiden haben erzählt und geschwärmt vom türkis blauen Wasser, Palmen und den vielen schönen Begegnungen, die wir hatten.

"Drei Mal ist Bremer Recht" heißt es, und so kamen wir zum dritten Mal und endgültig in Wulsdorf an. Schon auf der Mole und in der Schleuse sahen wir viele fröhliche Gesichter, und es wurde natürlich auch wieder laut getutet. Die Sonne lachte vom Himmel, als hätten wir es so bestellt und wie auf Bestellung ging pünktlich das Schleusentor auf. Tja, und dann bin ich abgeholt und bis zum Verein begleitet worden. Das war auch schön, nicht so ganz allein durch den Fischereihafen zuckeln zu müssen. In Wulsdorf gab es dann den "ganz großen Bahnhof" - viele Menschen, die gewunken und getutet haben, geschmückte Boote, der 1. Vorsitzende begrüßte uns mit einer Flasche Sekt für Ingo und einem schönen Blumenstrauß für Antje. Die Beiden haben sehr viele Hände geschüttelt und wurden oft in den Arm genommen und gedrückt. Dann wurde gefeiert. Jedenfalls haben meine Leute mit den Gästen gefeiert. Ich habe mich da zurückgehalten und die glückliche Ankunft still für mich genossen.

Am nächsten Morgen haben wir uns noch einmal verlegt, nämlich in unsere richtige Box. Am Tag zuvor waren wir daran vorbeigefahren und hatten da angelegt, wo an Land die vielen Leute standen. In die eigene Box zu fahren, fühlte sich noch einmal ganz komisch an. Ein schöner Willkommensgruß war dort aufgehängt und zwei große Flaggen flatterten im Wind. Als wir schließlich hier festgemacht hatten, waren wir wirklich angekommen. Reise zu Ende, Klappe zu, Affe tot.

Später haben die Beiden ihre Sachen gepackt und Tasche für Tasche kam von Bord. Und irgendwie ganz plötzlich war er dann da, der Moment des Abschieds. Nach 14 Monaten und drei Tagen gingen die Beiden von Bord, und diesmal würden sie nicht nach ein paar Stunden zu mir zurückkommen. Wie in alten Zeiten strich Antje mir beim Weggehen über meinen Bugkorb und raunte mir ein "Mach's gut und bis bald!" zu. Mit Sack und Pack machten sie sich auf den Weg, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen.

Nun war ich nach so langer Zeit und den vielen gemeinsamen Erlebnissen und Abenteuern, die wir bestanden hatten, allein. Aber ganz allein war ich natürlich nicht -  meine lieben Stegnachbarn waren ja da und warteten schon gespannt auf meine Geschichten. Als ich anfing, von dem Wal zu erzählen, der sich uns so frech in den Weg gelegt hatte, fragten sie wie aus einem Mund: "Was ist denn ein Wal?" Okay, es gibt also mehr zu erzählen, als ich dachte.

Zum Schluss nur noch eins - falls meine Leute irgendwann wieder auf eine lange Reise ins Warme gehen wollen - ich wäre gerne dabei! Und die Kleine Gummiwurst, die nehmen wir auch wieder mit.

 

 

Sonntag, 09.08.2015

Liebes (B)logbuch!

Im Laufe der letzten 14 Monate bist Du mir richtig ans Herz gewachsen. Und wie ich besonders in den letzten Tagen erfahren habe, auch noch vielen anderen Menschen. Zu Beginn der Reise hatte ich gar nicht die Absicht, mich so häufig mit dir zu beschäftigen. Es hat sich einfach so entwickelt. Nie warst Du mir eine Last, aber Mühe und Kopfzerbrechen hast Du Ingo und mir schon bereitet. Disziplin und Durchhaltevermögen waren gefragt.

Jetzt ist die Reise zu Ende, wir sind zurück. Es wird deutsch gesprochen, rechts gefahren, Schwarzbrot gegessen und mit Euro bezahlt. Ich sitze jetzt nicht mehr an Bord der Amazone, sondern zu Hause im Wohnzimmer und versuche, die letzten zwei Tage in Worte zu fassen. Wir sind gestern von so vielen Menschen so herzlich empfangen worden! Ob auf der Mole, der Schleuse oder dann im Wassersportverein Wulsdorf - überall fröhliche Gesichter, es wurde heftig gewunken und laut getutet. Im WVW waren viele Boote mit Flaggen geschmückt, und sogar Amazones Box war mit Flaggen und einem sehr schönen Willkommensspruch ausgestattet. Wir wurden mit einem Sektempfang im Bootshaus begrüßt und anschließend haben Henning und Malte für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt und 100 Würste gegrillt. Es wurde eine richtig schöne Party mit allem Drum und Dran. Sogar "selbstgemachte" Musik und ein kleines Feuerwerk waren dabei. Ganz wunderbar!

An dieser Stelle möchten wir uns bei euch allen für diesen wunderschönen Empfang und die vielen tollen Geschenke bedanken! Dieser Tag wird uns unvergesslich bleiben, und dazu habt ihr auf ganz verschiedene Art und Weise beigetragen. DANKE!

Wir müssen das jetzt alles erst mal "sacken lassen", diese vielen, vielen Eindrücke verarbeiten. Dass unsere Bilanz der letzten 14 Monate positiv ausfällt, überrascht wahrscheinlich niemanden. Es war eine intensive, eine wunderschöne Zeit, eine andere Art zu leben. Ein bisschen müssen wir jetzt an unserer Eingewöhnung arbeiten: Ich habe heute tatsächlich versucht, mit dem Schlüssel für Amazones Kajüte die Haustür aufzuschließen...

Wir sind gebeten worden, im nächsten Jahr in unseren Segelvereinen in Bremerhaven und Bremen Vorträge über unsere Reise zu halten. Das wollen wir auch gerne tun. Daneben planen wir, über unsere Erlebnisse ein Buch zu schreiben. Wer über Termine informiert werden möchte, kann sich auf unserer Website registrieren oder gelegentlich ins (B)logbuch schauen.

Wir würden uns sehr freuen, unsere (B)logbuchleserinnen und -leser im nächsten Jahr auf einem der Vorträge begrüßen zu können. Macht's gut bis dahin und bleibt schön gesund!

 

Nach 14 Monaten wieder vereint:

 

Die Amazone kehrt mit ihren vielen Gastlandflaggen zurück in den WVW:

 

Wir wurden sehr herzlich empfangen, und ein liebevoll gestaltetes Transparent war auch dabei. Die Kleine Gummiwurst hat sich bestimmt gefreut, dass auch sie dort benannt wurde:

 

Klaus Meier, der 1. Vorsitzende des WVW, überreichte uns Sekt und Blumen:

 

Nach 14 Monaten und fast 12.000 Seemeilen zurück in der geschmückten heimischen Box:

 

Tschüß, du treue und tapfere Kameradin. Es war schön, mit Dir unterwegs zu sein. Wir sehen uns aber schon bald wieder:

 

Zurück in Bremen. Henning und Malte heißen uns herzlich willkommen:

 

 

Freitag, 07.08.2015

Haben wir in den letzten 14 Monaten eigentlich ein selbstbestimmtes oder ein fremdbestimmtes Leben geführt? Die Antwort ist eindeutig - natürlich selbstbestimmt, aber sowas von. Wobei wir mit den Elementen gelebt haben und diese ganz selbstverständlich "das Sagen" hatten. Es wäre doch mehr als töricht gewesen, sich mit den Elementen Wind, Wetter und Gezeiten messen zu wollen oder gar gegen sie zu agieren. Und in diesem Sinne hat auf unserem letzten Törn von Helgoland  in die Weser die Tide das Kommando und bestimmt, wann wir wo einlaufen. Halt! Dürfen wir wenigstens bestimmen, an welchem Tag wir gerne nach Hause kommen? Ja, das geht - aber bei der Uhrzeit ist es dann mit der Entscheidungsfreiheit schon wieder zu Ende. Wir wollen am Sonnabend, 08.08.15, gerne am späten Nachmittag ankommen, ungefähr zwischen Kaffeezeit und Abendbrot. Kein Problem, sagt da die Tide. Segelt einfach schon am Freitag auf Helgoland los, legt einen kurzen Zwischenstopp ein, dann könnt ihr am Sonnabend die letzte Seemeile ganz nach Belieben zurücklegen und zu jeder gewünschten Uhrzeit in Bremerhaven einlaufen.

Gute Idee, wie wir fanden und haben heute Morgen kurz vor elf Uhr in Helgoland abgelegt. Mit einem Winken und einem "Kommt gut nach Hause!" wurden wir verabschiedet. Wind war, wie vorhergesagt, nur wenig vorhanden, aber die Segel haben wir trotzdem gesetzt und den Motor mitlaufen lassen.

Auf unserer Reise haben wir viele Leuchttürme gesehen, große, kleine, hübsche, hässlich, bekannte und weniger bekannte. Aber als wir heute den Leuchtturm Roter Sand am Horizont in der Wesermündung erblickten, wurde es mir ganz komisch ums Herz. Ja, wir kommen jetzt nach Hause. Dies ist die Weser, die Heimat, die Reise steht kurz vor dem Ende.

Später wurden wir in der Schleuse zum Neuen Hafen und in der Lloyd Marina, in der wir für eine Nacht festgemacht haben, von vielen  Bekannten begrüßt. Sie liegen ebenfalls mit ihren Booten hier in der Marina und waren sowohl überrascht als auch erfreut, uns zu treffen. Und wir haben uns auch gefreut, so nett empfangen zu werden!

Morgen, Sonnabend, 08.08.15, legen wir nun die letzte kurze Strecke zurück und wollen gegen 16.15 Uhr in den Vorhafen der Fischereihafenschleuse (Doppelschleuse) einlaufen, um gegen 16.30 Uhr in die Schleuse einzufahren. Wenn alles gut läuft, werden wir dann gegen 17 Uhr im Wassersportverein Wulsdorf, Am Luneort 29, 27572 Bremerhaven, eintreffen.

 

Sonnenuntergang bei der Langen Anna:

 

Auf Helgoland befindet sich mit 61,3 m die höchste Erhebung Pinnebergs. Wir haben den Gipfel gestürmt, und ich trage uns ins Gipfelbuch ein:

 

Der Leuchtturm von Helgoland:

 

Der Leuchtturm Roter Sand in der Wesermündung. So oft sind wir schon an ihm vorbei gesegelt, aber noch nie mit solchen Gefühlen:

 

Die Containerpier in Bremerhaven:

 

 Hübsche Ansicht von Bremerhaven:

 

Sonnenuntergang in Neuen Hafen:

Donnerstag, 06.08.2015

Ja, Herrn Ruge von der Nordsee-Zeitung habe ich regelrecht "zugetextet", bin ins Schwärmen geraten und war kaum zu bremsen. Aber hat wohl nicht geschadet - er hat jedenfalls einen wunderbaren Artikel über unsere Reise verfasst. In der heutigen Ausgabe der Nordsee-Zeitung ist er erschienen - genau 14 Monate nach unserem Aufbruch ins große Abenteuer. Dorthin, wo das Wasser ganz unglaublich blau, der Horizont besonders weit und die Wale sehr verschlafen sind.

 

Mittwoch, 05.08.2015

"Welkoam Iip Lunn", wie der Helgoländer sagt - "Willkommen auf Helgoland". Die Insel wird von vielen Menschen in erster Linie mit zollfreiem Einkauf von Tabakwaren und Spirituosen in Verbindung gebracht. Aber Helgoland bietet mehr, viel mehr.

Helgoland ragt ungefähr 70 Kilometer vom Festland entfernt 61 Meter hoch aus dem Meer. Die ein Quadratkilometer große - oder kleine - Hochseeinsel besteht aus rotem Sandstein. Außerdem gehört die 0,7 Quadratkilometer kleine Düne dazu. In einer Sturmflutnacht im Jahr 1720 wurde die natürliche Verbindung zwischen Düne und Insel zerstört. Eine Fähre verbindet den Roten Felsen mit der Düne und pendelt regelmäßig hin und her. Auf der Düne gibt es weite Strände, Kegelrobben, einen Campingplatz  und auch den kleinen Helgoländer Flughafen.

Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel und wirbt mit dem Werbeslogan "Helgoland ist inseliger".

Die Geschichte der Insel ist wechselvoll und aufregend. Helgoland wurde belagert, war ab 1714 dänisch, ab 1807 britisch. 1890 wurde Helgoland im Rahmen des sogenannten "Helgoland-Sansibar-Vertrages"  dem Deutschen Reich zugeschlagen. In diesem Jahr jährt es sich zum 125. Mal und wird im Rahmen einer Geschichts- und Kulturwoche gefeiert.

Helgoland war Seefestung, Seeräubernest, bedeutender Stützpunkt der Seelotsen und Anfang des 18.Jahrhunderts sogar größtes Warenumschlagszentrum Europas. Die Prominenz Mitteleuropas kam hierher zur Kur, fremde Flotten lieferten sich in Sichtweite Seegefechte. In beiden Weltkriegen war die Insel wichtiger Marinestützpunkt. 1947 versuchte die Royal Air Force die Militäranlagen der Insel mit der größten nichtnuklearen Sprengung, die die Erde jemals erschüttert hat, zu vernichten. Allen Angriffen und Sprengungen hat der ehemalige Flakturm als einziges Gebäude standgehalten. Er ist nach dem Krieg zum Leuchtturm umgebaut worden und schickt sein Leuchtfeuer über die Deutsche Bucht. Erst 1952 wurde die Insel an Deutschland zurückgegeben, und die Wiederbesiedlung konnte beginnen.

Für Ornithologen ist Helgoland ein wahres Paradies. Am Lummenfelsen und an der Aade auf der Düne bauen sie ihre Teleobjektive auf, um die einzigartige Vogelwelt zu beobachten. 2.000 Trottellummen-Paare brüten hier, ebenso Dreizehenmöwen, Silbermöwen, Tordalken, Eissturmvögel und Basstölpel.

Im Jahr 1826 gründete der Helgoländer Schiffszimmermann Jacob Andresen Siemens das Seebad Helgoland. Die ersten Urlauber kamen auf die Insel, es waren etwa 100 pro Jahr.

In den letzten Jahren ist Helgoland zu einem Offshore-Stützpunkt für die Entwicklung der Windenergie geworden und hat sich damit einen neuen Wirtschaftszweig erschlossen. Auf dem Gelände am Südhafen entstehen auf 10.000 Quadratmetern Servicegebäude mit Werk- und Lagerhallen für die Windkraftanlagen auf See. Die Versorgerschiffe laufen von hier aus die verschiedenen Windparks in der Nordsee an und bringen die Arbeitskräfte zu ihren windigen Arbeitsplätzen.

Auf jeden Fall ist Helgoland eine Reise wert. Ob es nun ein Tagesausflug ist oder mehr Zeit zur Verfügung steht, es wird einem mit Sicherheit nicht langweilig. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, sei es ein Besuch im Schwimmbad, im Aquarium, im Heimatmuseum oder die Teilnahme an einer Bunkerführung, um sich die weitverzweigten unterirdischen Bunkeranlagen anzusehen. Auch ein Rundgang auf dem Oberland darf bei einem Helgolandbesuch nicht ausgelassen werden. Auf diesem knapp drei Kilometer langen Spaziergang kann man sich ordentlich den Wind um die Nase wehen und den Blick zum Horizont schweifen lassen. Dabei kommt man auch an Helgolands Wahrzeichen, der Langen Anna, vorbei. Dies ist eine 47 Meter hohe freistehende Felsnadel, auf helgoländisch heißt sie Nathurn. Anschließend schmeckt der leckere Fisch, der hier in den zahlreichen netten Fischrestaurants angeboten wird, um so leckerer.

Hier ist vieles anders - zum Beispiel die Langsamkeit, die man hier entdeckt, wenn man sich einige Tage Erholung auf der Insel gönnt.

 

Auch auf Helgoland gibt es die sogenannten Stolpersteine. Dieser Stein erinnert an Kurt Arthur Pester, der kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde. Er hatte gemeinsam mit anderen versucht, Helgoland an die Briten zu übergeben, um ein Bombardement der Insel zu verhindern und ist verraten worden:

 

Ganz schön etwas los auf Deutschlands einzigem Vogelfelsen. Etwa 10.000 Brutpaare gehören zu dieser Seevogelkolonie. Hier sind es Basstölpel:

 

Dieser Maulbeerbaum wird auch "Das Wunder von Helgoland" genannt, da er als einziger Baum das Bombardement des Zweiten Weltkrieges überstand. Obwohl fast zerstört, bekam der rund 150 Jahre alte Stumpf wieder frische Triebe: 

 

 

Ein neues Zeitalter hat begonnen - die Off-Shore-Zubringerschiffe im Südhafen:

 

Dienstag, 04.08.2015

Es ist doch immer wieder erstaunlich, was wir so alles erledigen müssen und wie schnell so ein Tag dann vorüber ist. Es gab ein Wiedersehen mit Familie und Freunden, was besonders schön ist. Einiges ist zu organisieren, was auch mit unserem "Leben danach" zu tun hat. Und ein Interview habe ich heute gegeben.  Die Nordsee-Zeitung will über unsere Reise berichten. Der sympathische junge Reporter hat mit mir telefoniert. Über eine Stunde lang habe ich ihn "zugetextet" und die ganze Reise Revue passieren lassen. Vor unserer Abreise im letzten Jahr hatte er sich schon einmal mit uns unterhalten und einen schönen Artikel über unser Vorhaben geschrieben.

Um überhaupt diesen Beitrag ins Netz stellen zu können, war mal wieder ein unglaublicher Aufwand vonnöten. Auf Texel lief das W-LAN in der Marina erstklassig, hier auf Helgoland ist das leider nicht der Fall. Inzwischen ist aber alles eingerichtet, wir können im Internet surfen und vor allem unsere Mails beantworten.

Wenn wir in die Blogs unserer Segelkameraden schauen, die wir unterwegs kennengelernt haben (zu finden unter den Links), sind die meisten Reisen schon zu Ende oder enden demnächst. Wir genießen jetzt unsere unwiderruflich letzten "Auszeit-Tage", die sich hier auf Helgoland wie "Urlaubs-Tage" anfühlen. Noch einmal durchatmen und Kräfte sammeln für den letzten Abschnitt. Die letzten Seemeilen, dann erwartet uns der Heimathafen. Wenn es soweit ist, bloß nicht die ganze Zeit heulen, das habe ich mir fest vorgenommen. Wir werden ja sehen.

 

Oh, wie schön!

 

 

Jetzt müssen wir uns mit solchen Palmen zufrieden geben:

 

 

Die "Atlantis" erreicht Helgoland:

 

Einiges los zwischen Insel und Düne:

 

Und schon ist der Tagesausflug vorüber, und die Gäste werden zurück auf die Schiffe gebracht:

Sonnabend, 01.08.2015

 

In 29 Stunden haben wir die 160 Seemeilen zurückgelegt und sind kurz nach 12 Uhr heute Mittag auf Helgoland angekommen. Es war ein anstrengender Törn. Zwar konnten wir die meiste Zeit prima bei südlichem Wind segeln, aber sich eine Nacht um die Ohren zu schlagen, ist immer anstrengend. Es kamen uns viele Yachten entgegen, und der eine oder andere Rudergänger war leider mit den Ausweichregeln nicht vertraut. Ingo war auf der Hut, und so ist zum Glück nichts passiert. Kurz vor dem Hafen hat uns dann die Wasserschutzpolizei sehr dicht passiert. Die große Heckwelle des Schiffs hat die Amazone so unglücklich getroffen, dass ich im Cockpit patschnass wurde. Kurz vorher hatte ich mich gerade landfein gemacht, so durfte ich mich erneut umziehen.

Diese Unwägbarkeiten waren dann allerdings sehr schnell vergessen, als die Amazone ihren Bug in den Nordosthafen steckte. Freunde empfingen uns auf der Mole, auf vielen Booten wurde getutet und von überall wurde uns zugewunken! In welche Box die Amazone fahren musste, war auch klar, denn es hing dort ein großes Transparent "Welcome Back Amazone". Dort wurden wir in Empfang genommen und mit einem Gläschen Sekt begrüßt. So schön kann Ankommen sein! Gänsehaut. Die emotionale Achterbahn raste dermaßen in die Kurven und Loopings, dass es mir schwerfiel die Tränen der Rührung zurückzuhalten. War das eine gelungene, wunderschöne Überraschung!

Ein paar Tage werden wir auf unserer Lieblingsinsel noch verbringen und dann nach Hause segeln. Wer gerne dabei sein möchte, wenn wir wieder in unserem Heimathafen einlaufen, ist herzlich eingeladen! Am Sonnabend, 08.08.2015, ca. 17 Uhr, wollen wir in Bremerhaven im Wassersportverein Wulsdorf, Am Luneort 29, 27572 Bremerhaven, festmachen und freuen uns über euren Besuch.

 

Immer wieder schön - Sonnenuntergang auf See:

 

Helgoland wir kommen!

 

 

Wir laufen in den Nordosthafen ein:

 

So ein schöner Empfang - sogar ganz stilvoll mit Tischchen:

 

 

 

 

Donnerstag, 30.07.2015

Das Barometer ist wieder gestiegen und damit auch die Stimmung. Nicht nur bei uns an Bord, sondern in der Marina ganz allgemein. Nach den gruseligen, windigen Regentagen scheint heute endlich wieder die Sonne. Das Leben findet wieder im Freien statt. Die Kuchenbude, die uns so schön vor Wind und Regen geschützt hat, verschwindet in der Backskiste, das Bimini wird wieder angebracht.

Viele Yachten haben die Marina heute verlassen, es ist hier ziemlich leer geworden. Da fällt es uns fast ein bisschen schwer, dem Herdentrieb zu widerstehen und bei unseren Plänen zu bleiben. Morgen soll ja hier im Norden der Sommer stattfinden, das wollen wir nicht verpassen und aktiv dabei sein! Wir legen morgen früh ab und segeln in einem Rutsch nach Helgoland. Etwa 160 Seemeilen liegen vor uns, ein letzter Törn über Nacht.

Schon wieder etwas, das auf dieser Reise zum letzten Mal stattfindet.

 

Der Regen ist vorbei, der Spielplatz wieder gut besucht:

 

Die Kutterflotte von Texel ist gut in Schuss. Hier wird daran gearbeitet, dass das auch so bleibt:

Dienstag, 28.07.2015

Texel, 10 Uhr, 14 Grad, Regen, windig - und die Frisur sitzt. Aber nicht wirklich. Unter der dicken Pudelmütze hat keine Frisur eine Chance, Haarspray hin oder her. Kalt und ungemütlich ist es, zu jedem Spaziergang müssen wir uns aufraffen, geschickt die Lücken zwischen den Regenschauern nutzen. Die vielen Kinder sind trotzdem guter Dinge und mit Eimer und Kescher unterwegs. Auf dem Kunstrasenfußballfeld spielen die älteren Kinder Fußball oder Wasserball, wie man es nimmt. Auf der Wiese gleich bei der Marina lassen einige Kinder ihren Drachen steigen. Das Beste draus machen, sich nicht grämen und es nehmen, wie es kommt. Irgendwann ist das schlechte Wetter durchgezogen und die Sonne scheint wieder, ganz bestimmt.

 

Zum Seehunde gucken wird auch bei schlechtem Wetter gefahren:

 

Typisches Plattbodenschiff unter Segeln:

Sonntag, 26.07.2015

Wie vorhergesagt, legte sich der Sturm im Laufe der Nacht, und am heutigen Morgen wehte nur noch ein laues Lüftchen. Nichts ist kaputt gegangen, Glück gehabt. Die Lufttemperatur hat sich abgekühlt, mehr als 18° sind heute nicht drin gewesen. Leider ist das nächste Tief schon in Sicht, ab Dienstag wird "Andreas" dafür sorgen, dass es ungemütlich und wenig sommerlich bleibt. Die Wind- und Wetteraussichten bringen unsere Reisepläne ganz schön durcheinander. Wir hatten es uns so schön ausgemalt, verschiedene Inseln anzulaufen und Freunde mit ihren Booten zu treffen, die gerade dort ihren Urlaub verbringen. Mal sehen, wann wir weitersegeln können und ob das eine oder andere Treffen noch zustande kommt. Aber so ist das nun einmal - wir können den schönsten Törnplan im Kopf haben, das Wetter bestimmt letztlich, was davon stattfindet und was nicht.

Es gibt allerdings Schlimmeres, als einige Tage auf Texel auf passendes Wetter zu warten. Heute haben wir uns dem kulturellen Leben auf der Insel zugewandt und das Kaap Skil Museum van Jutters & Zeelui, also das Strandräuber- und Seefahrtmuseum, besucht. Sehenswert und informativ. Neben einer großen Sammlung von Fundstücken, die aus versunkenen Wracks geborgen wurden, gibt es auch ein Freilichtmuseum und eine sogenannte Jutterei. In einer Scheune sind besondere Fundstücke vom Texeler Strand ausgestellt. Unglaublich, was so alles angeschwemmt wird. Eine Abteilung widmet sich Schuhen, und unter den unzähligen Badelatschen und Turnschuhen, die am Strand gefunden wurden, findet sich auch ein Skistiefel.

 

Nettes Symbol. Es bedeutet aber nicht, dass hier eine Treppe zu benutzen ist, sondern dass sich hier eine Leiter für den Notfall befindet:

 

Von Texel aus sind die Schiffe der Vereinigten Ostindien Companie zu ihren langen Reisen aufgebrochen. Auch eine "Amazone" war dabei:

 

 

Die Jutterei, eine Scheune voller Strandfunde:

Sonnabend, 25.07.2015

Der Barograph hat eine zuvor noch nie dagewesene steile Abwärtskurve aufgezeichnet, was sehr Schlimmes ankündigt. Wäre diese Kurve und die dramatische Windvorhersage nicht gewesen, hätte man heute Vormittag bei blauem Himmel und nur wenig Wind noch an einen sehr schönen Tag glauben können. Es zogen aber immer mehr dunkle, Unheil verheißende Wolken auf. Kurz nach 14 Uhr brach dann sehr plötzlich der Sturm los, 8 Beaufort, in Böen 10. Von einer Minute zur anderen, ganz so, als ob jemand einen Schalter umgelegt hätte, fing es an zu stürmen. Es pfiff und heulte in den Masten und Wanten, Fallen schlugen und klapperten, der Sturm drückte die Boote auf die Seite, die an den Leinen rissen. Der Wind zerrte an den Fockschläuchen und Segelpersenningen, die im Wind knatterten. Es war ein ohrenbetäubender Lärm, wütendes Sturmgeheul, von kräftigem Regen begleitet. Eine Demonstration von Macht und Gewalt, Naturgewalt. Auf den Stegen war alles auf den Beinen und gemeinsam wurden Boote abgehalten, Leinen belegt, weitere Fender aufgehängt. Jede helfende Hand war willkommen.

Es war Glück im Unglück, dass der viele Wind bei Tageslicht und nicht in dunkler Nacht über uns hergefallen ist. Gut, dass die Amazone allein in einer Doppelbox liegt und nirgends an einem Fender scheuert.

Der Höhepunkt des Sturms war etwa gegen 17 Uhr erreicht. Die Böen verloren an Heftigkeit, es wehte "nur" noch mit etwa 7 Beaufort. Im Laufe der Nacht soll der Wind weiter abnehmen, aber es bleibt wohl weiterhin windig, regnerisch und kühl.

 

Gruselige Kurve auf dem Barographen von heute Morgen, 9 Uhr:

 

Das hat die Kurve angekündigt: Sturm und Regen - die Amazone gegen 15.30 Uhr mit Schräglage in der Box:

 

Nach achtern ist die Aussicht auch nicht besser:

 

 Es geht wieder aufwärts, aufgenommen 17.30 Uhr:

Freitag, 24.07.2015

Beim Studieren der Wind- und Wettervorhersage für die nächsten Tage standen uns gestern Abend die Haare zu Berge. Was kommt denn da angebraust? Für einen Herbststurm ist es doch noch viel zu früh! Sturm aus Nordwest der Stärke neun mit Böen von zehn Beaufort haben wir noch nie erlebt und sind auch nicht scharf darauf. Unsere Reisepläne mussten wir ändern, wurden im Marinabüro vorstellig und haben erst mal für zwei weitere Tage das Liegegeld bezahlt. Außerdem haben wir in eine andere Box verholt, in der wir den Seitenausleger der Steganlage auf der richtigen, nämlich der Luv-Seite haben. So wird der Wind die Amazone nicht auf den Ausleger drücken, sondern sie davon fernhalten. Zusätzliche Leinen mit Ruckdämpfern haben wir auch ausgebracht.

Als wir diese Vorbereitungen erledigt hatten, haben wir uns auf den Weg zur Fahrradvermietung, die hier am Hafen zu finden ist, gemacht. Wir sind quer über die Insel nach De Koog geradelt. Während der Hafen Oudeschild auf der Wattenseite der Insel liegt, liegt De Koog auf der Nordseeseite. Flaches Land, (noch) wenig Wind, der Himmel bedeckt - da macht das Radfahren Spaß. Seit mehr als einem Jahr haben wir auf keinem Fahrrad mehr gesessen, verlernt haben wir aber nichts. In De Koog sind wir zum Strand spaziert, haben uns in der Fußgängerzone umgeschaut und in einem Fischrestaurant zu Mittag gegessen. Hier mussten mehrere Gäste ihr Essen gegen räuberische Möwen verteidigen. Eine Möwe hat gleich die ganze Kunststoff-Schale, in der der Fisch und die Pommes Frites angerichtet waren, gestohlen. Kurzerhand nahm sie die Schale in den Schnabel und flog davon.

Auf dem Rückweg haben wir noch einen Abstecher in den Ort Den Burg gemacht. Auch ein netter, sehr touristischer Ort. Hier haben wir nach einem Jahr zum ersten Mal wieder eine deutsche Tageszeitung gekauft. Wir müssen schließlich an unserer Wiedereingliederung arbeiten.

Zurück an Bord hat Ingo das Bimini, unseren Sonnenschutz, abgebaut und die Cockpitpersenning, die sogenannte Kuchenbude, aufgebaut. Seit einem Jahr lag sie unbeachtet in der Backskiste, niemand hatte sie vermisst. Bei einem schönen Stück Kuchen haben wir sie auch gleich eingeweiht. Wenn es morgen stürmt und regnet, können wir prima darunter im Cockpit sitzen, Zeitung lesen und hoffen, dass sich das Wetter bald wieder bessert.

 

Fischkutter im Hafen von Texel:

 

 

Am Strand von De Koog - einige ganz Tapfere haben sich ins kalte Wasser getraut:

 

Ruhe vor dem Stum in der Marina in Oudeschild/Texel:

 

Donnerstag, 23.07.2015

Die Tide hat uns heute wieder früh aus der Koje gejagt, und um 7.30 Uhr machten wir die Leinen los, um nach Texel zu segeln. Bei herrlichem Sonnenschein und drei bis vier Beaufort westlichem Wind legten wir die 39 Seemeilen in sechs Stunden zurück. Die Marina ist wesentlich besser besucht, als im letzten Jahr bei unserem ersten Besuch. Jetzt ist Hochsaison, da ist das auch kein Wunder. Einige Boxen waren aber noch frei, so dass wir keine Probleme hatten, einen Liegeplatz zu finden. Im Laufe des Nachmittags füllte sich der Hafen weiter, so dass jetzt nur noch sehr wenige Plätze frei sind. Es war ein ganz eigenartiges Gefühl, an der Insel entlang zu segeln und sich zu erinnern, im letzten Jahr in die entgegengesetzte Richtung gesegelt zu sein. Was wir damals noch alles vor uns hatten! Mit so vielen unterschiedlichen Hoffnungen, Erwartungen und Gefühlen im Gepäck waren wir gestartet. Sooo viele Monate hatten wir Zeit für unser Abenteuer, sooo weit entfernt schien der Tag der Rückkehr. Und jetzt? Die Zeit ist verflogen, der Tag der Rückkehr in greifbare Nähe gerückt. Und was ist aus den Hoffnungen und Erwartungen geworden? Sie wurden erfüllt, sogar mehr als das, sie wurden übertroffen. 

 

Ein Schuh auf diesem Foto zeigt sehr deutlich, dass wir in Holland sind:

 

In den Hafen von Texel läuft gerade das Schiff ein, mit dem die Touristen zum Krabbenfischen fahren können:

 

Da ist sie ja mal wieder, die kleine Ente! Heute am Strand von Texel:

Mittwoch, 22.07.2015

Gestern hatten wir mit 83 Seemeilen einen relativ langen Törn und sind erst spät hier in Ijmuiden angekommen. Nach dem netten Empfang hatten wir uns mit Simone und Dirk bei uns Bord eine Menge zu erzählen. Für heute haben wir uns überlegt, dass wir nicht gleich weitersegeln, sondern mit dem Bus einen Ausflug nach Amsterdam unternehmen. Die Wind- und Wettervorhersage bleibt für uns in den nächsten Tagen günstig, so dass einem Besuch dieser wunderschönen Stadt nichts im Wege stand.

Zweimal in der Stunde fährt der Linienbus hier in der Marina ab und ist etwa eine Stunde bis in die Innenstadt von Amsterdam unterwegs. Bei herrlichem Sonnenschein spazierten wir durch die geschäftige Großstadt und stellten fest, dass wir schon sehr lange nicht mehr so viele Menschen um uns herum hatten. Amsterdam, die Hauptstadt der Niederlande, hat immerhin 780.000 Einwohner und wird jedes Jahr von hunderttausenden Touristen aus aller Welt besucht. Die Stadt kann mit vielen Sehenswürdigkeiten, weltberühmten Museen und einem ebenso berühmten Rotlichtviertel aufwarten. Sie ist die Stadt der Fahrräder, Grachten und Coffee Shops.

Die Grachten, die die Stadt durchziehen, geben ihr dieses besondere Flair. Ob man nun eine Grachtenrundfahrt unternimmt oder sich das bunte Treiben auf den Kanälen von einer der unzähligen Brücken ansieht, es ist  außergewöhnlich und gibt dieser Großstadt etwas Gemütliches.

Aber nicht nur die Grachten ziehen die Touristen an. Amsterdam hat noch mehr zu bieten, was andere europäische Großstädte nicht haben - zum Beispiel die vielen Coffee Shops. In diesen Lokalen wird das Verkaufen und Rauchen von Cannabis von der Polizei toleriert. Der Handel unterliegt jedoch strengen staatlichen Auflagen und Kontrollen. An Minderjährige ist der Verkauf selbstverständlich verboten, pro Kunde darf nur eine Menge von fünf Gramm abgegeben werden, harte Drogen sind streng verboten, und nur ganz wenige Coffee Shops haben eine Lizenz zum Ausschank von Alkohol.

In einem Coffee Shop waren wir nicht, fanden uns aber plötzlich und unversehens im Rotlichtviertel wieder. Das Amsterdamer Rotlichtviertel ist eins der beliebtesten touristischen Ziele in Holland. Und das nicht, um tatsächlich "aktiv" zu werden, sondern weil Mann und Frau sich hier ganz unverbindlich umschauen kann. Das Viertel liegt mitten im Zentrum der Stadt, nichts ist abgeriegelt oder gar schmuddelig. Die leicht bekleideten (und hübschen) Damen sitzen oder stehen Tag und Nacht in Schaufenstern und gehen ganz legal ihrem Gewerbe nach. Sex Shops, Theater und Bars wie das "Moulin Rouge" oder die "Bananenbar" runden das Angebot ab. Junge Frauen, die hier in den Kneipen ihren Junggesellinnen-Abschied feiern sind genauso anzutreffen, wie japanische Touristengruppen. Vom Tourismusbüro werden auch Führungen durch das Viertel angeboten.

Uns fällt in der Nähe des Hauptbahnhofes gleich neben dem Schiffahrts Museum ein großes Gebäude auf. Mit etwas Phantasie ähnelt es einem Schiff. Es ist das NEMO, ein Technologie Museum der Wissenschaften. Das Dach ist frei zugänglich und ein beliebter Treff- und Aussichtspunkt. Auch wir genießen bei einem Kaffee die grandiose Aussicht über Amsterdam und machen uns am späten Nachmittag auf den Rückweg zurück an Bord.

 

Bei Simone und Dirk auf der "Germane":

 

 

Idyll in der Großstadt:

 

 

Straßenkünstler (einer der Akteure springt über vier Freiwillige hinweg).

 

Das NEMO mit dem belebten Dach:

 

 

Der Himmel hängt voller Segelboote:

 

Suchbild: Wo ist das Kreuzfahrtschiff?

 

Blick vom Dach des NEMO auf den Nachbau der "Amsterdam" von 1991 und das Schiffahrts Museum:

 

Der Brauch mit den Liebes-Schlössern wird auch in Amsterdam gepflegt:

 

Dienstag, 21.07.2015

Gestern Vormittag haben wir uns von Jan verabschiedet. Ein paar Tage war er zusammen mit Klaus auf der "Lubini", jetzt fährt er schon wieder zurück nach Deutschland. Den verregneten Vormittag haben wir dazu genutzt, einiges am Computer zu erledigen, die Amazone aufzuräumen und "Klar Schiff" zu machen. Als dann am Nachmittag der Himmel aufriss, haben wir uns auf den Weg gemacht, um uns Breskens mal ein bisschen anzusehen. Wir sind zum ersten Mal hier, vom Namen her kennen wir den Ort aber schon länger. Unser vorheriges Boot, eine Standfast 27, ist bei der ehemaligen Standfast-Werft 1978 hier in Breskens gebaut worden. Und tatsächlich finden wir den verblassten Schriftzug "Standfast Jachtbouw" noch an der Halle, in der jetzt ein anderer Betrieb untergebracht ist.

Wir spazieren noch durch den schönen, kleinen Ort, der den Wandel vom Fischerdorf zum Touristenort in den letzten Jahren durchgemacht hat. Wie wir einer Broschüre entnehmen, sind in den nächsten Jahren einige weitere Veränderungen geplant, um den Ort noch attraktiver zu machen. Viele Restaurants und ein kleines Einkaufszentrum gibt es aber heute schon. Der Veranstaltungskalender verrät uns, dass im August das alljährliche Fischereifest gefeiert wird. Alle zwei  Jahre werden auf diesem Fest zwei Hoheiten gewählt: die Fischereikönigin und die Garnelenprinzessin. Leider kann ich weder Königin noch Prinzessin werden, da  sich nur Damen zur Wahl stellen können, die aus Breskens stammen.

Es stand dann noch ein zweiter Abschied an. Wir mussten uns von Klaus und der "Lubini" trennen. Die Amazone segelt weiter über Ijmuiden und verschiedene Nordsee-Inseln nach Hause, während die "Lubini" ab Vlissingen binnenwärts zu ihrem Heimathafen nach Lemmer fährt. In Jolly Harbour auf Antigua hatten wir uns kennen gelernt. Damals kam Klaus barfuß und gut gelaunt zu uns an Bord. Er kannte unser (B)logbuch und freute sich, dass die "Lubini" und die Amazone tatsächlich endlich einmal am selben Steg lagen. Gutgelaunt und barfuß ist Klaus in Breskens immer noch, aber unsere gemeinsame Segel-Zeit ist jetzt vorbei. Abschiede sind einfach fürchterlich und traurig, aber leider auch ebenso unausweichlich.

Heute Morgen um kurz nach acht wollten wir ablegen, um nach Ijmuiden zu segeln. Klaus hatte sich extra den Wecker gestellt, um dabei zu sein. So heißt es tapfer zu sein, wir nehmen uns zum Abschied einmal kurz in den Arm, wünschen uns gegenseitig eine gute Weiterreise und freuen uns auf ein Wiedersehen an Land.

Bei westlichem Wind von vier bis fünf Beaufort (was sind wir für Glückspilze!) segeln wir mit Großsegel und ausgebaumter Genua an der niederländischen Küste entlang. Es herrscht reger Schiffsverkehr, besonders bei der Zufahrt nach Rotterdam heißt es aufpassen. Wie an einer Perlenschnur  reihen sich die Frachter, Tanker und Fähren aneinander, die in den Hafen von Rotterdam fahren wollen. Es klappt alles wunderbar, und als wir das Fahrwasser queren, haben wir freie Bahn.

Die Amazone wurde übrigens in Ijmuiden bereits erwartet. Simone und Dirk, wie wir erfahren haben treue (B)logbuchleser, haben unser AIS-Signal ausgemacht und uns per UKW-Funk gerufen. Auch einen Liegeplatz hatten sie schon für uns organisiert - wir liegen direkt neben ihrer "Germane". Nach 83 Seemeilen hatten wir gegen 22.30 Uhr die Marina in Ijmuiden erreicht und noch einen schönen Abend mit Simone und Dirk verbracht. Mal wieder bestätigt sich, dass es die Begegnungen sind, die diese Reise so besonders machen.

 

Hübsche Skulptur am Hafen in Breskens:

 

Im Hafen von Breskens liegt dieser ehemalige Kutter. Heute dient er als Fischladen und ist reich und phantasievoll dekoriert:

 

 

Auch diese beiden Damen befinden sich auf dem ehemaligen Kutter:

 

Tschüß Klaus, es war eine schöne Zeit mit Dir!

 

Sonntag, 19.07.2015

Ja, in Oostende hätten wir noch einen Tag bleiben und eine Menge unternehmen können. Zum Beispiel eine Fahrt mit der "Kusttram" - der Küstenstraßenbahn. Mit einer Länge von 68 Kilometern und 69 Haltestellen ist sie die längste Straßenbahnlinie der Welt. Sie führt von De Panne an der Grenze zu Frankreich über belgische Küstenorte bis nach Knokke an der Grenze zu den Niederlanden. Teilweise führt die Strecke direkt an der Nordseeküste entlang, teilweise auch durch Dünenlandschaften. Eine Haltestelle befindet sich gleich hier am Yachthafen. Die "Kusttram" muss aber ohne uns fahren, da es uns schon wieder weiterzieht.

In dem netten Hafenmeister vom RYCO hat die Amazone übrigens einen weiteren Fan gefunden. Er fand sie sehr hübsch, und als ich ihm erzählte, dass sie schon seit 13 Monaten mit uns auf großer Fahrt ist, meinte er, wir alle drei sähen aber gar nicht verwildert aus. Zum Abschied hat er uns hinterher gewunken und zu uns herübergerufen: "Kommt wieder! Ich warte auf Euch!" Ich warte auf Euch und werde da sein, wenn ihr irgendwann wiederkommt - genau das hatte Michael Glatz - "Shrimpy" - auf St. Martin beim Abschied zu uns gesagt.

Mit Großsegel und ausgebaumter Genua segelten wir nach Breskens, unserem heutigen Ziel, bei vier bis fünf Beaufort westlichem Wind. Immer schön an der mit Betonklötzen gesäumten Küste entlang. Die Tide hatte uns eine nette Abfahrtszeit von 12.30 Uhr beschert. Der Tidenstrom ließ die Amazone mit bis zu zehn Knoten über Grund dahinschießen. Nach 4,5 Stunden hatten wir die 29 Seemeilen bei herrlichem Sonnenschein zurückgelegt.

In der großen Marina in Breskens, dem südlichsten Hafen der Niederlande, gibt es einen "Melde Steiger", also einen Steg, an dem die ankommenden Gäste kurz festmachen und sich über ein dort installiertes Telefon im Marinabüro anmelden. Hat auch prima geklappt, wir bekamen einen Platz zugewiesen. Und welches Boot hat kurz nach uns drei Boxen weiter angegelegt? Richtig, die "Lubini". Klaus hat uns eingeladen, und so kamen wir noch in den ganz besonderen Genuss, fern der Heimat ein sonntägliches Ritual zu pflegen: Tatort gucken! Dass es eine Wiederholung von 2013 war, hat niemanden gestört.

Wir sind jetzt also in den Niederlanden, was bedeutet, dass wir in zwei Tagen drei Länder bereist haben. Gestern Morgen waren wir noch in Frankreich, gestern Abend in Belgien, und jetzt sind wir in Holland! Die Gastlandflaggen unter unserer Saling wechselten sich fröhlich ab. Wobei die französische Flagge insgesamt am längsten und häufigsten dort geweht hat.

Was hat es mit den Gastlandflaggen eigentlich auf sich? Flaggenführung auf Schiffen und Booten ist - wie fast alles im Leben - bestimmten Regeln unterworfen. Bei Wikipedia ist es ergänzend so beschrieben: "Eine Gastlandflagge ist eine kleine Nationalflagge des Landes, in dem sich ein ausländisches Schiff gerade befindet. Es ist seemännischer Brauch, im Ausland auf der Steuerbordseite am Schiffsmast zu Ehren des Gastlandes dessen Nationalflagge zu setzen. Weiterhin soll mit dem Hissen der Gastlandflagge zum Ausdruck gebracht werden, dass man sich den Gesetzen des besuchten Landes unterordnet. Die Flagge sollte immer höher, mindestens jedoch so hoch wie die eigene Nationalflagge am Mast angebracht werden."

Es wird immer nur eine Gastlandflagge zurzeit geführt. Keine Regel ohne Ausnahme: Auf der letzten Fahrt einer Auslandsreise werden die Gastlandflaggen aller auf der Reise besuchten Länder in alphabetischer Reihenfolge gesetzt. Na, da wird es aber schön bunt flattern!

 

Die niederländische Flagge war die erste, die wir vor 13 Monaten gesetzt haben. Sie ist auch die letzte:

Sonnabend, 18.07.2015

Nach den zwei arbeitsreichen Tagen in Dünkirchen wollten wir heute mal wieder segeln gehen. Bei herrlichem Sonnenschein und drei bis vier Windstärken aus westlicher Richtung war es das reinste Vergnügen, dicht unter der Küste nach Oostende in Belgien zu segeln. Die 27 schönen Seemeilen legte die Amazone unter Großsegel und Genua in 4,5 Stunden zurück. Viele Segelboote waren unterwegs, kamen uns entgegen oder kreuzten unseren Kurs. Es begegnen uns seit einer Weile immer mehr Boote, die kein AIS-Signal senden. Das aufgeräumte Bild, das auf dem Plotterdisplay zu sehen ist, stimmt nicht mehr mit der Realität überein. So konnten wir in den letzten Monaten immer schön am Plotter ablesen, in welchem Abstand uns ein Boot passieren wird. Bei fehlendem Signal müssen wir das jetzt wieder selbst abschätzen.

Im RYCO, dem Royal Yacht Club Oostende, hat uns ein äußerst freundlicher und hilfsbereiter Hafenmeister eine Box zugewiesen und uns mit Informationsbroschüren über die Stadt versorgt. Viele Kringel hat er in den Stadtplan gemalt - Lidl, Fischmarkt, gute Restaurants, kostenloser Fahrradverleih - alles ist vermerkt. Das Liegegeld beträgt 21 Euro, alles inklusive. In Dünkirchen haben wir übrigens 24 Euro pro Tag bezahlt, 2 Euro mehr als im Vorjahr. Na ja, die neuen Sanitäranlagen haben wohl diesen Aufschlag notwendig gemacht.

Gemeinsam mit Klaus und Jan, die mit der "Lubini" in der Box neben der Amazone liegen, haben wir einen Stadtbummel unternommen. Der RYCO liegt etwa 20 Gehminuten vom Centrum entfernt. Von der Innenstadt waren wir ganz überrascht. Wir hatten uns die Stadt gar nicht so groß und lebendig vorgestellt.

 

Anderes Land, andere Gastlandflagge:

 

Oostende hat einen neun Kilometer langen Sandstrand mit unzähligen hässlichen Hochhäusern: 

 

Kunst im öffentlichen Raum; im Hintergrund ein "eingezwängtes" Haus:

 

Belgien, das Land der leckeren Pralinen:

 

Die beeindruckende St. Petrus und Pauluskirche:

Freitag, 17.07.2015

Als wir vor einem Jahr hier in der Marina in Dünkirchen waren, befand sich das Gebäude, in dem das Büro und die sanitären Anlagen untergebracht werden sollten, gerade im Bau. Inzwischen ist alles fertiggestellt. Der Hafenmeister hat im ersten Stock ein großes Büro mit Hafenblick, im Erdgeschoss befinden sich die Toiletten und Duschen. Eine Waschmaschine und ein Trockner sind ebenfalls vorhanden. Auch die Bauarbeiten rund um das Marinagelände sind abgeschlossen. Eine aufwendige Fußgängerbrücke verkürzt jetzt den Weg an den Strand und zur Promenade ganz erheblich. Schon interessant, die Veränderungen so zu erleben.

Gestern und heute waren wir ziemlich fleißig. Es standen einige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten an. So musste beim Bimini eine Naht nachgenäht werden. Gestern haben wir es zum Segelmacher gebracht, der etwa 30 Minuten Fußmarsch entfernt seine Werkstatt hat. Heute konnten wir es wieder abholen und anbringen. Der Flugrost musste von den Edelstahlteilen entfernt werden, der Einbauwassertank musste gründlich gereinigt werden. Außerdem war mal wieder eine umfangreiche Wartung des Motors fällig.

Motorwartung bedeutet, dass es an Bord sehr ungemütlich wird und ich mich am besten an Land beschäftige. Also habe ich mich mit einem Hackenporsche über die schöne neue Brücke auf den Weg zum Supermarkt gemacht. Anschließend noch schnell zwei Maschinen Wäsche gewaschen, dann war dieser Tag auch schon fast wieder herum.

Eine nette Überraschung gab es dann auch noch. Die "Lubini" ist hier angekommen.

 

Die neue Fußgängerbrücke: 

 

Die Kinder lassen sich ihre Baguettes schmecken:

 

Wer will, kann sich ein "Strandhaus" mieten:

Donnerstag, 16.07.2015

Die Amazone meldet sich mal wieder zu Wort:

Es ist schon fast drei Monate her, dass ich mich gemeldet habe. Drei aufregende, anstrengende und bunte Monate waren das. Ich hatte ja vermutet, dass das süße, warme Leben in der Karibik irgendwann zu Ende gehen könnte und ich die vielen Seemeilen wieder zurück segeln muss. Habe mal wieder recht gehabt. Erst haben die beiden unglaublich viel eingekauft, weitere Dieselkanister kamen an Bord, alles mögliche wurde kontrolliert, geputzt und gewaschen. Kurzum, es herrschte sehr geschäftiges Treiben bei uns. Aufbruchstimmung machte sich breit, die kleine Gummiwurst wurde zusammengerollt und verstaut, der Anker wurde ein letztes Mal aus dem weißen Sand aufgeholt, und dann war der Moment des Abschiednehmens da: Good bye Karibik. Das war eine merkwürdige Stimmung bei den beiden. Hätte nur noch gefehlt, dass einer angefangen hätte zu heulen.

Einige Tage waren wir schon ganz gut unterwegs, als sich uns plötzlich mitten auf dem weiten Meer ein Hindernis in den Weg gelegt hatte. Ich hatte gerade so ein bisschen vor mich hin gedöst und schon an den nächsten Ankerplatz gedacht, wo ich mich ausruhen und einige meiner neuen Bekannten treffen würde. Da taucht doch so mir nichts dir nichts ein riesiger Wal vor mir auf! Liegt der da faul und unbeweglich genau auf meinem Kurs! Unglaublich. Zum Glück kam gerade eine Welle, die mich fast über ihn weggehoben hat. Ganz habe ich es aber nicht geschafft und ihn mit meinem Ruderblatt erwischt. Ist nochmal gutgegangen, aber der Schreck ist mir ganz schön in die Spanten gefahren. Und wie der mich angestarrt hat! Na ja, vielleicht hat er auch gerade gedöst und sich erschreckt. Wir sind aber dann gut angekommen auf dieser Insel, die so heißt, wie die kurzen Hosen, Bermuda. Einige meiner Kumpel waren schon da, das gab vielleicht ein Hallo! Ein Rufen und Winken war das, herrlich! Ein paar schöne Tage in netter Gesellschaft hatten wir da. Das Wasser war aber schon nicht mehr so schön warm und türkis.

Nach ein paar Tagen ging es auch schon wieder los. Viele Leute haben uns zum Abschied gewunken und manche haben sogar ganz laut getutet, und schon waren wir wieder auf dem großen, tiefen Wasser unterwegs. Wir kamen ganz gut voran. Manchmal, wenn der Wind fehlte, musste der Volvo ein bisschen mithelfen. Aber das Schlimmste war, dass es immer kälter wurde. Nicht eisig kalt, aber eben nicht mehr so schön warm, wie ich es in den letzten Monaten gewohnt war. Irgendwann hatten wir es geschafft und diese Inseln erreicht, die mitten im Atlantik liegen. Wie heißen die noch? Ach ja, die Azoren.

Allmählich hätte es mit den langen Strecken auch mal gut sein können. Aber nein, die nächste Etappe war auch noch mal sehr, sehr lang - und anstrengend. Manchmal nur wenig oder gar kein Wind, und der Volvo musste sich dann voll reinhängen. Brumm, rappel, vibrier, nerv. Irgendwann war es tatsächlich geschafft. In einer Bucht haben wir an einer Mooringboje festgemacht. Wie heißen diese Inseln noch gleich, kurz vor England? Ja genau, die  Isles of Scilly.

Hier gab es auch nur eine kurze Verschnaufpause, es ging fröhlich weiter von Hafen zu Hafen. Aber nur noch kurze Strecken. Immer schön gemütlich an der Küste lang. Das ist aber auch nicht langweilig. Gestern zum Beispiel ging es über den Ärmelkanal, wie ein gehetzter Hase zwischen den ganz dicken Pötten durch. Immer schön mit viel Abstand, aber trotzdem. So viel Verkehr bin ich gar nicht mehr gewohnt.

Unsere schöne und lange Reise geht jetzt bald zu Ende. Noch sechs oder sieben Häfen, dann schwimme ich wieder im Weserwasser! Oh wie ich mich schon auf meine Box in Bremerhaven freue! Unterwegs zu sein ist ja ganz schön, aber nach langer Zeit nach Hause kommen ist mindestens genauso schön!

 

Mittwoch, 15.07.2015

Wind, Wetter und Tide bestimmen, wann und wohin wir segeln. Und so ging es heute auch schon gleich weiter. Die Bedingungen waren günstig, um den Ärmelkanal zu überqueren und nach Frankreich zu fahren. Es stand also ein anspruchsvoller Törn auf dem Programm. Denn mit einem kleinen Segelboot den vielbefahrenen Ärmelkanal zu queren ist in etwa so, als ob ein Fußgänger eine mehrspurige Autobahn überquert. Wobei das kleine Segelboot im Gegensatz zum Fußgänger nichts Verbotenes unternimmt, aber natürlich die Vorschriften einzuhalten hat. Die besagen zum Beispiel, dass die in den Seekarten verzeichneten Fahrwasser im rechten Winkel zu passieren sind. AIS und Radar erleichtern eine Querung enorm, trotzdem ist volle Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert.

Bei westlichem Wind von vier bis fünf Beaufort verließen wir um 9.30 Uhr Dover, nicht ohne zuvor Dover Port Control um die Erlaubnis zur Ausfahrt gebeten zu haben. Wir kamen mit Großsegel und Genua gut voran, die Amazone marschierte mit sechs bis sieben Knoten durch die kaum bewegte See. Es war wie erwartet einiger Schiffsverkehr, mit dem wir aber gut klar gekommen sind. Ein freundliches Besatzungsmitglied eines Frachters hat uns sogar angefunkt und uns erklärt, dass er seinen Kurs ändern will und auf welcher Seite er uns passieren wird.

War es schon regnerisch und diesig, so zog im Laufe des Vormittags auch noch Nebel auf. Aus allen Richtungen dröhnten die Nebelhörner der verschiedenen Fähren, Tanker und Frachter. Dank der AIS-Signale auf dem Plotterdisplay konnten wir sie aber alle richtig zuordnen. Trotzdem fand ich es unheimlich, als sich die Umrisse des Containerriesen vor unserem Bug aus dem undurchdringlichen Nebel schälten. Fast genauso schnell, wie der Nebel aufgezogen war, verschwand er etwa eine Stunde später wieder und es klarte auf.

Bobby Schenk, der "Blauwasser Papst", schreibt in seinem dicken Buch "Blauwassersegeln": "Der Englische Kanal ist ein schwieriges Gewässer, allein die graue Farbe des Wassers wirkt schon deprimierend. Ansonsten muss man sich mit Nebel, Großschifffahrt, schlechtem Wetter und Gezeiten herumplagen. Mit Recht können die Segler, die in diesem Gebiet segeln, sagen: "Wer hier segelt, braucht andere Gewässer auf der Welt nicht zu fürchten!""

Gegen Mittag hatten wir es geschafft, den Kanal gequert und segelten nun parallel zur französischen Küste. Kurz nach 16 Uhr erreichten wir nach 43 Seemeilen die Marina Gran Large in Dünkirchen. Dünkirchen? Da waren wir doch schon einmal im letzten Jahr! Ganz genau - wir haben also heute unseren Kurs gekreuzt und damit die Atlantikrunde abgeschlossen! Fast 11.000 Seemeilen haben wir zurückgelegt, zweimal den Atlantik überquert, 21 Gastlandflaggen gesetzt und 358 Postkarten geschrieben.

 

So stellt sich das Verkehrsgeschehen auf unserem Plotterdisplay dar. Die Dreiecke sind die Schiffe mit der Vorauslinie, die anzeigt, wo sie sich in zehn Minuten befinden werden, sofern sie Kurs und Geschwindigkeit beibehalten:

 

Und so sieht es dann in natura aus, wenn der dicke Pott aus dem Nebel auftaucht:

 

Flaggenparade im Bikini war einmal. Jetzt ist warme Regenbekleidung angesagt:

 

Auch Palmen, weißer Strand und türkisblaues Wasser sind Geschichte. Heute bot sich bei der Ankunft auf europäischem Festland dieses Bild:

Dienstag, 14.07.2015

 

"Morgenstund hat Gold im Mund" - oder "Wie rede ich mir die Tide schön?" Jedenfalls hat uns die Tide heute mal wieder zu Frühaufstehern gemacht. Ganz pünktlich um sechs Uhr legten wir in Brighton mit dem Ziel Dover ab. Gestern hatten wir schon das Liegegeld abgerechnet. Pro Tag waren umgerechnet 48 Euro fällig, inklusive Wasser, Strom und Duschen. Ebenfalls gestern haben wir uns schon von Klaus von der "Lubini" verabschiedet. Unsere Wege trennen sich vorerst, wir hoffen aber sehr, dass wir uns in der nächsten Woche noch einmal wiedersehen.

In der Nacht hat der Wind abgeflaut und bei vier bis fünf Beaufort raumem und später achterlichem Wind sind wir mit dem Tidenstrom flott unterwegs. Der Himmel ist bedeckt, zeitweise nieselt es, und wir sind in unserem Ölzeug wasserfest verpackt. Später klart es noch auf, doch richtig schönes Segelwetter sieht anders aus. Die Amazone legt die 65 Seemeilen in genau neun Stunden zurück und kommt dabei auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über sieben Knoten! Die solide Lady ist nun wirklich keine Rennziege, aber heute hat sie mal wieder Yachten hinter sich gelassen, die eigentlich schneller segeln müssten als sie. Das macht Spaß und hat sicher auch mit unserem immer noch aalglatten Unterwasseranstrich zu tun. Vielleicht ist sie auch einfach nur gut im Training, nach den vielen Marathontörns, die sie bewältigt hat? Oder sie riecht schon den Stall und galoppiert der Heimat entgegen?

Wir nähern uns übrigens dem Heimathafen mit großen Schritten: Seit heute befinden wir uns wieder auf der östlichen und nicht mehr auf der westlichen Halbkugel.

Seit einiger Zeit ist wieder der Reeds Nautical Almanac das meistgelesene Buch bei uns an Bord. Ihm entnehmen wir, dass wir uns vor der Einfahrt in den geschäftigen großen Fährhafen von Dover bei der Dover Port Control per Funk anmelden müssen. Uns wird die Einfahrt erlaubt, und wir melden uns als nächstes per Funk bei der Dover Marina an und bekommen einen Liegeplatz zugewiesen.

Das Liegegeld beträgt umgerechnet 39 Euro pro Tag, inklusive Wasser, Strom und Duschen. Anschließend unternehmen wir einen Stadtrundgang und wollen das über Dover thronende Dover Castle besichtigen. Der Eintritt würde für einen Erwachsenen umgerechnet 30 Euro betragen, es ist aber kein Einlass mehr, da die Öffnungszeit bald beendet ist. Zack, 60 Euro gespart!

 

Englands Tor nach Europa - der Fährhafen von Dover mit den berühmten weißen Klippen:

 

Dover Castle, erbaut in den 1180er Jahren:

 

Diese alte Bekannte von der Weser steht hier in der Dover Marina an Land. Sie hat wahrlich schon bessere Tage gesehen:

Montag, 13.07.2015

Gestern und heute war es in Brighton kalt, windig und regnerisch, also richtig ungemütlich. Der kalte Wind pfiff mit bis zu acht Windstärken über den Hafen, die Gischt sprühte eindrucksvoll über die Mole. In der Marina kommen kaum Boote an, es verließ auch kaum jemand den geschützten Hafen. Trotz des miesen Wetters haben wir uns gestern aber zu einem Ausflug aufgerafft. Mit dem Doppeldeckerbus fuhren wir direkt von der Marina nach Brighton in die Innenstadt.  

Haben wir in der Vergangenheit schon oft Städte besucht, die an einem Sonntag wie ausgestorben wirkten, war das in Brighton ganz anders. Die Geschäfte waren geöffnet, es wurde gekauft, was das Zeug hält oder der Geldbeutel hergibt. Überall herrschte geschäftiges Treiben, die Menschen waren mit großen Einkaufstüten beladen. Unsere letzte Shopping-Tour in Portsmouth ist ja noch nicht so lange her, so dass wir nur durch die Straßen und das Juwelier-Viertel geschlendert sind, ohne etwas zu kaufen.  Wobei uns das Viertel mit den vielen Juwelierläden besonders gut gefiel. Diese Gassen mit den vielen kleinen alten Läden könnten für die Harry Potter Romane als Vorbild für die Winkelgasse gedient haben.

Den hübschen Royal Pavilion und die angrenzenden Victoria Gardens haben wir uns  ebenfalls angesehen. Dann zog es uns auch schon zur großen Seebrücke, der Brighton Pier. Diese 1899 eröffnete Seebrücke ist wirklich beeindruckend. Fahrgeschäfte, Restaurants, ein großes Casino mit unzähligen Glücksspielautomaten und Souvenirshops reihen sich auf der Brücke aneinander.

Für morgen ist eine Wetterbesserung vorhergesagt, so dass wir unsere Rückreise gen Osten fortsetzen können.

 

Beim Kauf dieses Tees spendet man auch gleich für die britischen Seenotretter. Wenn es in Deutschland einen DGzRS-Tee gäbe, würde ich den sofort kaufen:

 

Ein Teil des Royal Pavilion, erbaut 1815 bis 1822:

 

 

Die Seebrücke in Brighton, der Brighton Pier:

 

In der Marina haben auch die Fischer und ihre Utensilien ihren Platz:

 

Sonnabend, 11.07.2015

Cowes haben wir ein bisschen kennengelernt, sind einige Male mit der urigen Ketten-Fähre über den River Medina übergesetzt und haben die ganz besondere Atmosphäre in dieser Stadt, in der sich alles ums Segeln dreht, genossen. Heute soll es nun weiter gen Osten gehen, Brighton ist unser nächstes Ziel. Kurz nach 12 Uhr legen wir ab, verlassen die Marina und finden uns auch schon im Gewusel der vielen Boote und Fähren auf dem River Medina wieder. Als wir den Solent erreichen sind hier bei herrlichem Sonnenschein sehr, sehr viele Segelboote, Motorboote, Schnellfähren, das Luftkissenboot und große Frachter unterwegs. Ein hohes Verkehrsaufkommen.

Es sind vier bis fünf Windstärken mit Böen der Stärke 7 aus westlicher Richtung vorhergesagt. Wir rollen die Genua aus und ziehen Richtung Osten dahin. Im Laufe des Nachmittags nimmt der Wind zu und weht dann mit guten fünf Windstärken, in Böen sieben. Der Seegang ist ganz ordentlich, und wir sind froh, dass wir vor dem Wind segeln und nicht gegen Wind und Wellen segeln müssen. Eine Verkleinerung der Segelfläche bringt etwas Ruhe ins Boot, aber die Schaukelei ist dennoch beachtlich.

Auch die "Lubini" hat sich auf den Weg nach Brighton gemacht. Sie segelt mit zwei  Seemeilen Abstand hinter uns, über Funk sind wir hin und wieder in Verbindung. Kurz vor 20 Uhr erreichen wir nach 49 Seemeilen die Marina Brighton, werden vor der Einfahrt noch ein letztes Mal durchgeschüttelt und von der Gischt, die über die hohe Mole ins Hafenbecken schießt, geduscht. Per UKW-Funk hatten wir unterwegs schon nach Liegeplätzen für die "Lubini" und die Amazone gefragt, und so können wir gleich in die entsprechende Box fahren.

Die Marina Brighton ist die größte Marina in England und hat 1.600 Liegeplätze. Es gibt einen sehr großen Supermarkt, ein großes Kino, viele Restaurants, Bars, Shops, ein Spielcasino und auch eine Busverbindung in die Innenstadt von Brighton.

 

In Cowes ist richtig etwas los:

 

Segeln im Tidengewässer hat so seine Tücken:

 

Eines der drei Forts im Solent:

 

Wildes Wasser bei der Hafeneinfahrt der Marina Brighton:

Freitag, 10.07.2015

Es gibt Souvenirs, die auf den ersten Blick gar nicht als solche zu erkennen sind. Die im Netz unter dem Solarpanel fröhlich schaukelnde Kokusnuss aus Tobago gehört dazu. Natürlich  haben wir uns aus Hamilton auf Bermuda die einzigen original Bermuda Shorts (weil auf Bermuda designed) mitgebracht. Und wenn man in Cowes gewesen ist, muss der Segler sich einfach eine rote "Cowes-Hose" mitbringen. Diese bordeauxrote Canvas-Hose trugen die Teilnehmer des America's Cup, der bekanntesten und ältesten heute noch ausgetragenen Segelregatta. Diese hat ihren Ursprung in einer Regatta rund um die Isle of Wight im Jahre 1851. Kombiniert mit einem blauen Blazer, Hemd und Krawatte ist "Mann" damit korrekt gekleidet für den großen Auftritt im Yachtclub.

Die Kokusnuss zu bekommen und die Bermuda Shorts zu kaufen war vergleichsweise einfach. Doch eine "Cowes-Hose" zu erwerben, erwies sich als langwieriges und schwieriges Unterfangen. In dem Traditionsgeschäft von 1799 in Cowes waren die roten Hosen gerade ausverkauft. Ein Herrenausstatter hatte die Hose nicht in der richtigen Größe, in einem weiteren Spezialgeschäft für Seglerbekleidung (Henri Lloyd) hatten die Angestellten noch nie etwas von einer "Cowes-Hose" gehört. Dabei hat Henri Lloyd sogar Cowes-Hosen für Frauen in seinem Programm. Nun, sogar AW Niemeyer, der Hamburger Yachtausrüster, führt Cowes-Hosen und benennt sie auch genau so in seinem Katalog. So einfach wollte Ingo es sich aber nicht machen. Und so fuhren wir heute nach Portsmouth und klapperten noch einige Läden ab. Wir hatten es schon fast aufgegeben, als wir doch noch fündig wurden und der Skipper zu einer schönen "Cowes-Hose" kam. Endlich hatten wir die richtige Hose aufgespürt, da spielte es auch keine große Rolle mehr, dass sie den Markennamen "Crew" trägt.

Um nach Portsmouth zu kommen, mussten wir den Bus nach Ryde nehmen, um von dort mit der Fähre hinüber nach Portsmouth zu fahren. Portsmouth liegt nördlich der Isle of Wight am Solent und ist die am dichtesten bevölkerte Stadt Großbritanniens. 1995 wurde damit begonnen, die alten Hafengebiete umzugestalten. Es entstand eine Shopping-Mall sowie der 170 m hohe Spinnaker Tower, der vor zehn Jahren eröffnet wurde.

Nachdem wir ein wenig durch die quirlige Stadt geschlendert waren, haben wir den Spinnaker Tower besucht und bei strahlendem Sonnenschein in 110 Metern Höhe die überwältigende Aussicht über die Stadt, den Fluss und den Solent genossen.

 

Auch mit einem Luftkissenboot kann man von Ryde nach Portsmouth hinüber fahren:

 

Auch auf der Isle of Wight gibt es Palmen:

 

"Zehn Tage hier und Sie fühlen sich zehn Jahre jünger":

 

Der Spinnaker Tower in Portsmouth:

 

Der "Sky Walk" - auf einer Glasscheibe 100 Meter über dem Hafen stehen, ein komisches Gefühl:

 

Imposanter Blick über Portsmouth Historic Dock Yard, im Vordergrund die HMS "Warrior" von 1860:

 

Schulausflug auf den Spinnaker Tower - die Schülerinnen und Schüler lösen eifrig knifflige Fragen:

 

Kaffeepause in schwindelnder Höhe:

 

In Portsmouth, in der Nähe der Shopping Mall:

Mittwoch, 08.07.2015

Es gibt Orte, die auf Seglerinnen und Segler eine geradezu magische Anziehungskraft ausüben. Da möchte man mal mit dem eigenen Boot gewesen sein. Dazu gehört Helgoland genauso wie Anholt, Bornholm, Haparanda und - Cowes auf der Isle of Wight. Die Isle of Wight liegt wenige Seemeilen vor der Südküste Englands. Im Norden der Insel, am River Medina, liegt Cowes. Im Westen findet man die Needles, jene drei Felsen, die nebeneinander aufgereiht der See trotzen. Das schmale Seegebiet zwischen dem Festland und der Isle of Wight ist der Solent.

Die heutige Aufgabe lautete also in etwa so: "Zwei Segelboote wollen von Weymouth nach Cowes auf der Isle of Wight segeln. Wann müssen sie in Weymouth starten, um wohlbehalten in Cowes anzukommen? Zu berücksichtigen ist neben der Wind- und Wettervorhersage das zu querende militärische Schießübungsgebiet und der Gezeitenstrom im Solent." Nun, zwei Segelboote, zwei Skipper, eine übereinstimmende Rechnung: Start in Weymouth um 5.30 Uhr; Verlassen des Schießgebietes bis spätestens 9.30 Uhr; erreichen der Needles am Eingang des West-Solent gegen 12.00 Uhr mit auflaufendem Wasser, also mitlaufender Strömung von etwa vier Knoten; Ankunft in Cowes gegen 13.30 Uhr".

Dann galt es die Theorie in die Praxis umzusetzen: Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker und pünktlich um 5.25 Uhr legten wir ab. Es war Westwind der Stärke fünf Beaufort, in Böen sieben, vorhergesagt. Wir segeln ja nach Osten, also kein Problem. Kleine Fock setzen und ab geht die Post. Unser Kurs führt durch ein militärisches Sperrgebiet, in dem zu bestimmten Zeiten zu Übungszwecken scharf geschossen wird. Da wollen wir pünktlich durch sein, was uns auch gelungen ist. Viel Wind, wenig Gegenstrom, und die Amazone galoppierte bei etwa zwei Meter hohen Wellen mit gut sechs Knoten los. An der Landspitze St. Alban's Head hieß es wieder, sich möglichst dicht unter Land zu halten, um den Races auszuweichen.

Der Wind pfiff ganz ordentlich und als wir gegen 12.00 Uhr den Eingang des West-Solent bei den Needles passierten, fanden wir uns bei vier Knoten schneller Strömung in einem Hexenkessel wieder. Die See brodelte, schäumte und unglaublich hohe Wellenberge türmten sich hinter unserem Heck auf. Die Amazone hat sich davon nicht beeindrucken lassen und ist mit unglaublichen zehn Knoten Fahrt über Grund da durch marschiert. Nach etwa 15 Minuten war der Spuk vorbei, das Wasser beruhigte sich und wir preschten mit etwa acht Knoten Fahrt Richtung Cowes.

Es heißt, dass in Cowes die Wiege des Segelsports stand. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird hier einfach so zum Spaß gesegelt. Seit 1826 findet alljährlich die berühmte Cowes Week Regatta statt. In jedem Jahr werden hier 1.000 Regatten von den verschiedenen Yachtclubs veranstaltet. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass uns heute bei unserer Ankunft in Cowes viele Yachten begegnen, die um die Wette segeln.

Es findet also immer irgendeine kleinere oder größere Regatta statt, was die Liegeplätze knapp werden lässt. Zum Glück hatte die East Cowes Marina noch Liegeplätze frei, und so machten die "Lubini" und die Amazone  gegen 13.30 Uhr dort fest. Die 49 Seemeilen haben wir in acht Stunden zurückgelegt. Einen ersten Ausflug in die Stadt Cowes haben wir auch schon unternommen und können feststellen, dass es uns hier gut gefällt. Das ist ja auch kein Wunder -  Segler im Mekka der Segler - da ist der Wohlfühlfaktor entsprechend hoch.

 

An der Landspitze von St. Alban's Head:

 

 

Die Needles am Eingang zum West-Solent:

 

Ein sehr symbolträchtiges Foto: Im Netz liegt die Kokusnuss, die wir seit Tobago dabei haben; das Bimini ist gut verpackt, weil es als Sonnenschutz nicht benötigt wird; im Hintergrund sind die Needles zu erkennen - ganz klar, hier ist eine Yacht auf dem Nachhauseweg:

 

Hier geht es um Pokale:

 

"The Floating Bridge" - Die schwimmende Brücke. Eine Kettenfähre, die den River Medina quert:

 

Mit dieser Kanone werden Startsignale für Regatten gegeben. Die Kanone kann jederzeit abgefeuert werden - warnt das Schild:

Montag, 06.07.2015

 

Wir segeln an Englands Südküste von "...mouth" zu "...mouth" - also von Flussmündung zu Flussmündung. Dartmouth hat uns sehr gut gefallen, aber da in der Darthaven Marina umgerechnet knapp 60 Euro für eine Übernachtung zu zahlen sind, wollten wir keine zweite Nacht bleiben. Gestern war die Wind- und Wettervorhersage für den 53 Seemeilen langen Törn zum nächsten "...mouth", nämlich Weymouth, günstig.

Allerdings müssen wir ja den Tidenstrom beachten. Das bedeutet, anhand von Tabellen und einem Computerprogramm genau auszurechnen, wann wir welchen Punkt erreicht haben müssen. Auf diesem Törn müssen wir bei mitlaufendem Strom, der bis zu sechs Knoten erreichen kann, an der Landspitze Portland Bill sein, etwa sechs Seemeilen vor Weymouth. Außerdem bilden sich dort die sehr ungemütlichen, sogenannten "races" - Wellen, die mit reißenden Stromschnellen vergleichbar sind.

Kurz vor 12 Uhr legten wir ab, um gegen 20 Uhr bei Portland Bill zu sein. Bei bedecktem Himmel und vier bis fünf Beaufort, in Böen sechs, geht es bei raumem Wind mit gerefftem Großsegel und etwas eingerollter Genua flott durch die bewegte See.  Der Wind kam im Laufe des Tages immer achterlicher, so dass wir das Großsegel herunternahmen und nur mit Genua weitersegelten. Die Sonne ließ sich auch noch blicken, so dass es ein schöner Segeltag wurde. Mit 18° Lufttemperatur empfanden wir es aber doch als ziemlich frisch.

Als wir die Landspitze Portland Bill schließlich erreichten, hielten wir uns dicht unter Land, um nicht in die gefährlichen races zu geraten. Dabei mussten wir etwa 40° vorhalten, um nicht von dem starken, querlaufenden Ebbstrom in die aufgewühlten, tobenden und schäumenden races versetzt zu werden. Es ist alles gutgegangen, und bei Sonnenuntergang gegen 21.30 Uhr erreichten wir Weymouth.

Die "Lubini" war kurz vor uns angekommen und ankerte bereits in der ruhigen, geschützten Bucht vor dem Strand von Weymouth. Unser Anker fiel ganz in ihrer Nähe. Bei einem heißen Tee mit Zitrone wärmten wir uns auf und ließen bei einem Blick auf die erleuchteten Gebäude an der Strandpromenade den Tag ausklingen.

Heute Morgen klingelte mal kein Wecker, die Tide war uns auch egal - wir verholten in den Hafen von Weymouth. Wir liegen längsseits an einem langen Schwimmsteg und zahlen pro Tag umgerechnet 38,50 Euro (inklusive Wasser und Duschen, Strom kostet extra!). Die Liegeplatz-Preisgestaltung hier in Südengland will ich jetzt nicht weiter kommentieren. Die Stadt ist aber durchaus einen Besuch wert und hat sogar einen langen und prämierten Sandstrand. Aus einer Broschüre entnehmen wir, dass der Strand in Weymouth zu den zehn schönsten Stränden in Europa zählt. Leider ist das Wasser mit 15° aber so kalt, dass kaum jemand badet. Nur am abgeteilten Hundestrand wird begeistert im Wasser geplantscht und der Ball zum Herrchen oder Frauchen zurückgebracht.

 

Start Sonntagmittag in Dartmouth:

 

Kurz vor Sonnenuntergang bei Portland Bill:

 

In Weymouth:

 

Ha - auch hier gibt es Palmen:

 

Strandleben in Weymouth:

 

 

Einträchtig liegen die tapferen Damen Seite an Seite am Steg:

Sonnabend, 04.07.2015

Den gestrigen Tag haben wir in Plymouth verbracht. Die Stadt als solche hätte uns nicht unbedingt bewogen, einen Tag zu bleiben, aber die Wind- und Wettervorhersage für unseren nächsten Törn gen Osten, nämlich nach Dartmouth, war ungünstig. An Bord gab es dies und das zu erledigen, später unternahmen wir noch einen Stadtbummel und ließen uns anschließend die mitgebrachten Fish and Chips gemeinsam mit Klaus schmecken.

Für heute waren die Wetteraussichten günstig, wegen der frühen Tide klingelte der Wecker allerdings schon um 5.30 Uhr. Nach dem Frühstück hieß es um 7.00 Uhr "Leinen los", und wir verließen Plymouth. Zunächst war der Himmel bedeckt, mit einem Reff im Groß ging es hoch am Wind hinaus aus der Bucht. Alsbald klarte es auf und mit raumem Wind um die vier Beaufort ging es flott voran. Wir konnten ausreffen, die Sonne lachte vom Himmel und es hätte ein richtig schöner Törn werden können. Hätte - wenn da nicht dieser unmögliche, konfuse Seegang gewesen wäre. Als dann auch noch der Wind etwas abflaute, war es eine schlimme Schaukelei. Die Segel schlugen wie wild und zerrten am Rigg und an unseren Nerven. Nach der halben Strecke bargen wir das Großsegel  und segelten nur noch unter Genua weiter.

Gegen Mittag erreichten wir den Fluss Dart, und einige Meilen flussaufwärts machten wir in Dartmouth in der Darthaven Marina fest. 37 Seemeilen haben wir heute zurückgelegt. Hier stellten wir mal wieder fest, dass die Liegegelder in den Marinas sehr, sehr hoch sind. Umgerechnet 57 Euro kostet hier eine Übernachtung! Mal wieder ein neuer Negativ-Rekord!

Da es morgen schon gleich weiter gehen soll, unternahmen wir noch einen Stadtbummel. Mit einer kleinen Fähre fuhren wir auf die andere Flussseite und sahen uns in dem schönen Ort um. Es ist wirklich sehr nett hier, der Ort hat Charme und Atmosphäre.

 

Die "Lubini" im konfusen Seegang zwischen Plymouth und Dartmouth:

 

In der Flussmündung des River Dart:

 

 Jollensegeln auf dem River Dart:

 

 

Autofähre bei der Darthaven Marina:

 

 "Die berühmte Dartmouth Ehemann-Krippe - Lassen Sie ihn im "Dolphin" während Sie in Frieden einkaufen" - das Dolphin ist eine ganz urige, gemütliche Kneipe. Da wartet "Mann" doch bestimmt gerne, bis die Gattin ihre Einkäufe erledigt hat...

 

 

Blick über den River Dart auf Dartmouth:

Donnerstag, 02.07.2015

Wir hatten ein paar schöne Tage in Falmouth. Haben den Royal Cornwall Yacht Club besucht, einen Ausflug nach Land's End und Lizard Point unternommen, eine Regatta von Land aus verfolgt und die Werft besucht, auf der die wunderschönen Rustler-Yachten gebaut werden. Nun soll es heute weitergehen in das 40 Seemeilen entfernte Plymouth. Bevor wir ablegen können, muss natürlich noch das Liegegeld bezahlt werden. Dafür müssen wir sehr tief in die Tasche greifen: 162,75 Pfund für fünf Tage; 1 Pfund entspricht etwa 1,45 Euro. Wasser, Strom und Duschen ist zwar inklusive, trotzdem ist ein tägliches Liegegeld von 47,20 Euro ein neuer Rekord.

Wir legen im Nieselregen ab und bei zwei Windstärken fahren wir unter Motor an der Steilküste Cornwalls Richtung Osten. Alsbald klart es auf, und gegen 17.30 Uhr erreichen wir Plymouth. Hier haben wir mehrere Marinas zur Auswahl, wollen aber möglichst nahe der Innenstadt liegen und entscheiden uns deshalb für die Queen Anne's Battery Marina. Zunächst erklärt uns der Hafenmeister, er habe leider keine Box für uns, der Hafen sei komplett belegt. Als kurz nach uns die "Lubini" einläuft, fragt uns der Mitarbeiter, ob wir zusammengehören. Als wir die Frage bejahen, ändert sich die Liegeplatz-Verfügbarkeit schlagartig. Er bittet uns, am Tankstellenponton festzumachen und dort kurz auf ihn zu warten. Dann weist er der "Lubini" und uns je eine Box zu, wobei unser Liegeplatz leider nur für eine Nacht frei ist und wir morgen verholen müssen. Aber trotzdem sehr merkwürdig - für uns allein hatte er angeblich nichts frei, als die "Lubini" erschien, hatte er dann sogar zwei Boxen frei.

Auch diese Marina ist kein Schnäppchen. Den Rekord, den die Falmouth Marina gerade erst aufgestellt hat, bricht die Marina hier in Plymouth gleich wieder. Pro Tag sind hier umgerechnet sage und schreibe 52,90 Euro fällig.  

 

Leuchtturm in Plymouth von 1759: 

 

Blick auf die Queen Anne's Battery Marina: 

Mittwoch, 01.07.2015

 

Vor ein paar Tagen haben wir hier in  der Marina eine Yacht gesehen, die uns gut gefällt. Sie sieht seegängig und solide, doch nicht klotzig oder gar behäbig aus. Gefällige Linien, breites Laufdeck, sehr "schiffig". Jedes Mal auf unserem Weg an Land kommen wir an diesem Boot vorbei. Dann entdeckten wir an der Außenhaut den kleinen Schriftzug "Bowman 40". Aha, nie gehört. Im Internet haben wir dann nachgelesen, dass diese Boote in Falmouth gebaut worden sind, die Werft aber nicht mehr existiert. Halt! Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht: Wir sind nicht auf der Suche nach einem anderen Boot, gucken uns aber trotzdem gerne andere Boote an.

Von unserem Cockpit aus, können wir in einiger Entfernung das Dach und einen kleinen Teil einer großen Halle sehen. Auf meinem Weg zum Einkaufen kam ich gestern daran vorbei und siehe da - hier werden Boote gebaut. Die Werften Bowman, Starlight und Rustler schlossen sich zusammen und nahmen 2005 an diesem Standort ihren Betrieb auf. So kamen wir auf die Idee, der Werft einen Besuch abzustatten und mal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.

Wir sprachen einen Mitarbeiter auf dem Werftgelände an, und er war sofort bereit, uns die Fertigungshalle zu zeigen. Er führte uns herum und erklärte uns die Firmenphilosophie. Die Werft beschäftigt 28 Mitarbeiter und baut etwa sechs bis acht Boote pro Jahr. Wir sehen zwei blaue Rümpfe, die ausgebaut werden. Genau wie die Amazone haben die Rustler Yachten keinen unter den Rumpf gebolzten Kiel, sondern der Kiel ist mit der Kunststoffform des Rumpfes untrennbar verbunden. Und die Boote haben - auch wie die Amazone - ein Skeg, das das Ruder schützt. Außerdem zeigt der freundliche Herr uns die Lackiererei, die große Tischlerei, einige fertige Schrankteile und massive Holzleisten und Profile.

Eine Rustler 42 beispielsweise hat eine Bauzeit von etwa neun Monaten. Sie ist ab 300.000 Pfund (435.000 Euro) zu haben. Auch Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Anne besitzt ein Boot dieser Werft, nämlich eine Rustler 44. Und so hat es sich Prinzessin Anne nicht nehmen lassen, die Eröffnungsfeier der Werft im Jahre 2005 mit ihrer Anwesenheit zu beehren. Zum Schluss des kleinen Rundgangs bekommen wir noch eine Hochglanzbroschüre überreicht. Es ist doch schön, dass es noch Werften gibt, die nicht wie am Fließband produzieren, sondern wunderschöne, makellose Traumyachten in traditioneller Handwerkskunst herstellen. Einige wenige solcher Betriebe gibt es auch in Deutschland.

Auch wenn wir nicht zu der zahlungskräftigen Kundschaft dieser Werft gehören, war es interessant, sich dort einmal umsehen zu dürfen.

 

Eine zehn Jahre alte Rustler 42:

 

 

 Hier entstehen die Rustler-Yachten:

 

In der Tischlerei:

 

Nichts wird furniert, alles ist massiv. Eine Rustler 42 ist 12,81m lang, 4,06 m breit und wiegt 12 Tonnen:

Dienstag, 30.06.2015

Wie schnell doch die Zeit vergangen ist! Unglaublich, dass unsere Reise in etwa sechs Wochen schon zu Ende sein soll. Der Termin für unsere Rückkehr steht jetzt fest: Am Sonnabend, dem 08.08.2015, wollen wir in Bremerhaven einlaufen.

Heute lassen wir es ein wenig ruhiger angehen. Erst einmal ausschlafen und gemütlich frühstücken, dann Mails schreiben, einkaufen und dies und das erledigen. Wir sind mit Klaus verabredet und wollen gemeinsam den Royal Cornwall Yacht Club (RCYC) besuchen. Der Club hat ein sehr gediegenes Clubhaus, die Boote der Mitglieder liegen an Moorings am Ufer. Von der Terrasse aus haben wir einen wunderbaren Blick auf den Fluss. Heute findet eine Feierabend-Regatta statt, die Ziellinie ist genau auf unserer Höhe, und so können wir den Zieldurchgang vieler Yachten beobachten. Bei leichtem achterlichem Wind fahren viele Boote mit Spinnaker, was besonders schön aussieht.

Der RCYC richtet seit 1975 alle vier Jahre die Regatta "AZAB" - The Azores an Back Yacht Race - aus. In diesem Jahr hat der deutsche Einhandsegler Henrik Masekowitz mit seiner Class 40 "Croix du Sud" die Regatta  hin zu den Azoren gewonnen und den seit 1987 bestehenden Rekord für die schnellste Reise gebrochen. Er schaffte die Strecke in 5 Tagen, 3 Stunden und 36 Minuten. Er hat damit 20 Stunden weniger gebraucht, als der bisherige Rekordhalter. Respekt und Gratulation zu dieser außerordentlichen sportlichen Leistung!

 

 Lidl zwischen Palmen und Masten:

 

 Ganz schön etwas los auf dem Wasser:

 

 

 

Raum im Clubhaus des Royal Cornwall Yacht Club in Falmouth:

Montag, 29.06.2015

Seit Ende April haben wir knapp 4.000 Seemeilen zurückgelegt, uns von der Karibik verabschiedet, den Atlantik zum zweiten Mal überquert, Bermuda, die Azoren und schließlich die Isles of Scilly kennengelernt und sind jetzt in Falmouth in Südwestengland. Wenn ich die letzten zwei Monate Revue passieren lasse, haben wir in relativ kurzer Zeit viele Seemeilen zurückgelegt, viele schöne Ziele angesteuert, viele interessante und nette Bekanntschaften gemacht, einfach unheimlich viel erlebt. Wind und Wetter bestimmen unser Reisetempo und auch die Ziele. Crews, die eher als wir von den Azoren aufgebrochen sind, hatten mit sehr viel Wind und Regen zu tun. Crews, die später als wir die Azoren verlassen haben, sind entweder bald wieder umgedreht oder haben ihr Ziel von England nach Spanien "verlegt", weil herannahende Tiefs ihnen das Leben schwermachen wollen.

Wir können also erst einmal tief durchatmen, ein wenig zur Ruhe kommen und ein paar Tage hier in Falmouth verbringen. Wobei es mit dem zur Ruhe kommen gar nicht so leicht ist. Den gestrigen Tag haben wir größtenteils mal wieder dem Thema Wäsche widmen müssen. Wobei die großen Profiwaschmaschinen und Trockner hier in der Marina ganz Ganze sehr erleichtert haben.

Als wir diesen Punkt erledigt hatten, haben wir uns auf den 30 minütigen Fußweg in die Marina Port Pendennis gemacht. Dort liegen Klaus und Bernd mit der "Lubini" fast direkt in der Innenstadt. Wir sind mit den beiden verabredet. Es ist Bernds Abschiedsabend, er fliegt zurück nach Deutschland. Wir Vier verbringen einen letzten schönen gemeinsamen Abend.  

Heute stand dann ein Ausflug ins Umland auf dem Programm. Klaus holt uns mit einem Mietwagen ab, und wir fahren nach Land's End - dem westlichsten Zipfel Englands. Die gut eine Stunde lange Autofahrt geht durch die saftigen grünen Hügel Cornwalls. Die Steilküste von Land's End ist beeindruckend und dieser westlichste Punkt touristisch natürlich voll erschlossen. Ziemlich rummelig das Ganze, viele Reisebusse stehen auf dem großen Parkplatz.

Danach geht es weiter nach Lizard Point - dem südlichsten Zipfel Englands. Die Steilküste ist auch hier sehr beeindruckend, allerdings geht es hier etwas ruhiger zu. Wir unternehmen einen kurzen Spaziergang und fahren dann zurück nach Falmouth. Hier gibt es viele hübsche Geschäfte und gute Restaurants. Heute steht der britische Klassiker Fish & Chips, also Backfisch und Pommes Frites, auf dem Speisezettel. Zwar erwartungsgemäß etwas fettig, aber trotzdem ganz lecker. Danach sitzen wir noch bei Klaus im Cockpit und lassen den Tag allmählich ausklingen, bevor Ingo und ich uns wieder auf den Fußweg zurück zur Amazone machen.

 

Hübsches Fischerboot:

 

Genau hier ist er - der westlichste Punkt Englands:

 

"Erstes und letztes Lokal in England" in Land's End:

 

Steilküste bei Land's End:

 

"Der südlichste Souvenir-Shop" in Lizard Point:

 

Steilküste bei Lizard Point:

 

Sonnabend, 27.06.2015

Um 5.30 Uhr klingelte heute Morgen der Wecker. Kann das denn wahr sein? Schon wieder nicht ausschlafen? Und wer steckt dahinter? Die Tide. Jawohl, wir haben es seit unserer Ankunft auf den Isles of Scilly wieder mit Hoch- und Niedrigwasser zu tun. Und das nicht zu knapp. Zwischen vier und fünf Meter Tidenhub gibt es an Englands Südküste und damit auch entsprechend starke Strömungen. Wir wollen heute nach Falmouth segeln und müssen dabei auch den Tidenstrom berücksichtigen. Außerdem wollen wir nicht bei Dunkelheit dort ankommen, und so müssen wir eben sehr früh aufstehen. Ein ordentliches Frühstück soll es vor dem Ablegen auch noch geben und so ist die Nacht um 5.30 Uhr abrupt zu Ende.

Gegen 7.00 Uhr lösten wir unsere Leine von der Mooringboje. Bald darauf konnten wir das Großsegel setzen und die Genua ausrollen. Es wurde ein herrlicher Segeltag bei Sonnenschein und drei bis vier Beaufort halbem bis raumem Wind und nur wenig Seegang. Der Schiffsverkehr hielt sich in Grenzen, und so zuckelte die Amazone gemütlich Richtung Englands Südwestküste. Gegen Mittag zeichnete sich die Steilküste von Cornwall, diesem bezaubernden "Rosamunde-Pilcher-Land", am Horizont ab.

Der Wind nahm am frühen Abend immer mehr ab, und so tuckerten wir unter Motor zwischen den grünen Hügeln und der Steilküste in die Flussmündung nach Falmouth. Im "Visitors Yacht Haven" waren die wenigen Boxen schon belegt und im Päckchen liegen wollten wir auch nicht. Wir hatten schon so etwas geahnt und fuhren etwa 1,5 Seemeilen weiter den Pennryn River hinauf zur Falmouth Marina. Links und rechts vom Fahrwasser ankerten unzählige große und kleine Boote.

Nach 64 Seemeilen machten wir gegen 19.45 Uhr in der Falmouth Marina erst einmal am Tankstellenponton fest und suchten den Hafenmeister. Auf unserer Suche trafen wir ein nettes Paar, dass gerade sein Boot zum Auslaufen fertigmachte. Die beiden waren sehr hilfsbereit und riefen im Marinabüro an. Während wir auf den Hafenmeister warteten, wollten die beiden von uns wissen, wo wir herkämen. Dass wir Deutsche sind, hatten sie schon bemerkt und lobten unser "sehr gutes Englisch". Das war ebenso höflich wie stark übertrieben. Als wir erzählten, dass wir heute von den Isles of Scilly kommen, sagte Judith, so heißt die Dame, dass sie dort noch nie gewesen sei und fragte, ob es uns dort gefallen habe. Das war irgendwie merkwürdig - als Fremde einer Einheimischen zu erzählen, wie es auf den Isles of Scilly ist.

Schließlich kam der Marina-Mitarbeiter und wies uns eine Box zu. Jetzt liegt die Amazone seit Wochen erstmals völlig ruhig, wie ein Brett im Wasser. Die Anmeldeformalitäten erledigen wir morgen früh, wenn das Büro wieder besetzt ist.

 

 

Freitag, 26.06.2015

 

Als ich es mir gestern gerade im Cockpit in der Sonne gemütlich gemacht hatte und so vor mich hin döste, rief plötzlich jemand "Amazone!". Die "Lubini" war angekommen und Klaus und Bernd haben eine Mooring gleich in unserer Nähe gefunden. Später unternahmen wir dann gemeinsam einen ersten Landausflug und stellten fest, dass es uns hier gut gefällt. Hugh Town, die Hauptstadt von St. Mary's, ist ein schöner Ort mit Supermarkt, Bank, Post, Restaurants und vielen kleinen hübschen Läden.

Geschlafen haben wir wie die Murmeltiere - herrlich! Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir dann gemeinsam mit Klaus und Bernd einen sehr langen Spaziergang über die schöne Insel unternommen. St. Mary's ist die größte der fünf bewohnten Inseln, die die Isles of Scilly bilden. Die anderen vier Inseln sind St. Martin's, St. Agnes, Bryher und Tresco. St. Mary's kann mit weißen Stränden, bizarren Felsen und wunderschön blühenden Blumen aufwarten. Die Bienen summen, es duftet herrlich, und wir genießen die Ausblicke und das viele Grün. Ein richtig schöner Sommertag bei etwa 18° Lufttemperatur. Ein idyllisch gelegenes Café mit tollem Ausblick auf eine Bucht haben wir auch noch gefunden, so dass wir gerne mal eine Pause einlegten. Am frühen Abend waren wir zurück in Hugh Town. Einen Tisch in einem Restaurant am Hafen hatten wir am Vormittag schon reserviert. Das ist auch erforderlich, denn die Lokale sind sehr gut besucht und manche für Tage im voraus ausgebucht.

Wir möchten nicht vergessen, uns ganz herzlich für die vielen E-Mails zu bedanken, die uns nach unserer glücklichen Ankunft erreicht haben! Unser nächster Hafen wird Falmouth sein, und dort wollen wir uns Zeit nehmen, die Mails individuell zu beantworten.

 

 Hauptstraße in Hugh Town - sogar Palmen gibt es hier:

 

 Blick auf die Nachbarinseln:

 

 

Blick auf die Bucht St. Mary's Pool - in dem Gewusel liegt auch die Amazone:

 

 

 

Donnerstag, 25.06.2015

Nach elf Tagen und 1.217 Seemeilen sind wir heute Morgen gegen 10.00 Uhr auf der zu den Isles of Scilly gehörenden Insel St. Mary's angekommen. Der Wind hat durchgehalten, mit fünf Knoten Fahrt preschte die Amazone durch die Nacht und in den neuen Tag. Ein grandioser Abschluss dieses außergewöhnlichen Törns. In der Bucht St. Mary's Pool schnappten wir uns eine der Mooringbojen und dümpeln jetzt neben einigen anderen Booten friedlich in der Sonne. Es ist geschafft! Die zweite Atlantiküberquerung haben wir gemeistert.

Zunächst klaren wir ein bisschen das Boot auf, kommen dann allmählich zur Ruhe. Die Amazone ist an der Mooring fest vertäut, aber bis wir wirklich angekommen sind, wird es noch etwas dauern. Wir zischen im Cockpit ein Bier und schauen uns die Nachbarschaft an. Und plötzlich stellen wir fest, dass die Amazone "gewachsen" ist. Im letzten halben Jahr war sie in den Marinas und Ankerbuchten meistens eines der kleinsten Boote. Jetzt wiegt sie sich sanft neben Booten, von denen viele kleiner sind als sie. Für uns ist die gute Amazone sowieso die "Größte", und wie groß die anderen Yachten sind, ist für uns nicht wichtig. Es wird  aber deutlich, dass hier keine großen Charter-Katamarane und nur wenige Langfahrer unterwegs sind, eher Wochenend-Segler. So wie wir es bald auch wieder sein werden.

Seit wir uns am 30.04. von St. Martin in der Karibik aus auf den Heimweg gemacht haben, haben wir 3.900 Seemeilen zurückgelegt - der lange Rückweg. Enormen Respekt hatten wir vor diesem Abschnitt der Reise. Obwohl wir die erste Atlantiküberquerung gut gemeistert haben, war mir vor der zweiten Überquerung doch ein wenig mulmig. Wie launisch würde der Atlantik sein und wären wir den Anstrengungen gewachsen? Auf dem Törn von den Azoren nach England segelt man in die Westwindzone. Sie ist die Autobahn der Tiefdruckgebiete. Aber ein stabiles Hoch hat für uns die Tiefs in Schach gehalten, was allerdings mit der langen Schwachwindphase einher ging. Wie immer konnten wir uns auf den guten Service von "Wetterwelt" verlassen und bekamen regelmäßig zuverlässig die Wind- und Wettervorhersage für das jeweilige Gebiet übermittelt. Allerdings waren häufig ein bis zwei Windstärken mehr vorhergesagt, als es dann tatsächlich gab. Na gut, immer noch besser, als zu viel Wind.

Alles ist gut verlaufen, abwechslungsreiche elf Tage liegen hinter uns. Jetzt erst einmal eine Mütze voll Schlaf und dann mal an Land schauen. Gerade kam ein freundlicher Mitarbeiter der Hafenbehörde mit seinem kleinen Boot längsseits. Er heißt uns herzlich willkommen, fragt höflich, ob wir wohlauf sind und bittet uns dann zur Kasse. 18,50 Englische Pfund sind für die Mooringboje pro Nacht fällig. Bucht man von vornherein drei Nächte, ist die vierte umsonst. Wir können uns im Moment nur eine Nacht leisten, mehr Pfund haben wir von unserem Besuch auf Guernsey im letzten Jahr nicht an Bord. Macht aber nichts, im Ort gibt es einen Bankautomaten. So gesehen, haben wir in den letzten Tagen auf See aber mächtig Geld gespart!

 

Start in Horta - noch können wir mit dem Gennaker segeln:

 

Ein paar Tage später nutzt der Skipper das ruhige Wetter, um von außen am Unterwasserschiff zu arbeiten:

 

Und noch ein paar Tage später ist wieder Flaggenparade - die nächste Gastlandflagge ist an der Reihe:

 

Wir passieren die ersten bizarren Felsen der Isles of Scilly:

 

Barfußroute ade - jetzt wird wieder in festem Schuhwerk gesegelt:

 

Der geschäftige Hafen von St. Mary's:

 

Die kleine Gummiwurst kommt ganz groß als Taxi raus - Ingo mit Bernd und Klaus von der "Lubini":

 

Ja, bitte - und immer wieder:

Mittwoch, 24.06.2015, 12.00 Uhr

Position 49° 09,0' N; 8° 54,6' W; Etmal: 138 Seemeilen; Rest: 107 Seemeilen

Mit diesem Etmal sind wir endlich mal zufrieden! Und vor allem ist jede Seemeile "ersegelt", der Motor hat seit zwei Tagen Pause. Der Himmel ist zwar heute bedeckt, und die Sonne lugt nur hin und wieder zwischen den Wolken hervor, aber es ist immer noch Segeln vom Feinsten! Weiterhin pflügt die Amazone bei vier Beaufort halbem Wind mit gut sechs Knoten Fahrt durch den nur mäßig bewegten Nordatlantik. Seglerherz, was willst du mehr? Schon fast vergessen sind die zähen Tage in der Schwachwindphase. Inzwischen zeigt unser Echolot auch wieder die richtige Wassertiefe an. Mit tausenden Metern Wassertiefe war das Gerät verständlicherweise überfordert. Während der letzten Nacht haben wir den Festlandsockel erreicht. Die Wassertiefe fiel über viele Seemeilen kontinuierlich von 5.000 auf 200 Meter. An der Kante des Sockels, wo sie letztlich von 1.000 auf 200 Meter fiel, waren einige Fischerboote auf Beutezug. Da wir ihnen ausweichpflichtig sind und sie keinen klaren Kurs fahren, sondern mal in die eine und dann wieder in die andere Richtung unterwegs sind, war während der letzten Nachtwache Aufmerksamkeit und auch mal eine Kursänderung erforderlich.

Sehr erleichtert wird das alles durch die Informationen, die wir aus den AIS-Signalen der Schiffe entnehmen können. So lässt sich ablesen, mit welcher Geschwindigkeit das Schiff in welche Richtung fährt und wann sich in welcher Distanz der Kurs der anderen Schiffe mit dem der Amazone kreuzen würde. Dumm nur, wenn das Gerät des sich nähernden Schiffes defekt ist und nicht durchgehend sendet. Während Ingos Nachtwache kam uns so ein Schiff an Backbord entgegen, das aufgrund der fehlenden AIS-Daten nicht gleich als knapp 200 Meter langer Tanker zu erkennen war. Schließlich kreuzte er plötzlich zwei Seemeilen vor unserem Bug unseren Kurs und passierte uns in gebührendem Abstand an Steuerbord und fädelte sich wieder hinter uns in unser altes Fahrwasser ein. Merkwürdig, richtig wäre es gewesen, sich jeweils mit der Backbordseite zu begegnen. Später hatte dann auch Bernd auf der "Lubnini" seinen Spaß mit dem "getarnten" Schiff.

Im Laufe des morgigen Vormittags sollten wir auf den Scillys ankommen. Juhu! Nur noch eine Nachtwache!

Dienstag, 23.06.2015, 12.00 Uhr

Position 48° 33,8' N; 12° 16,1' W; Etmal: 111 Seemeilen; Rest: 240 Seemeilen

111 Seemeilen in 24 Stunden zurückgelegt - das ist doch schon gar nicht so schlecht! Seit gestern Abend hat der Volvo Pause und die Segel können endlich wieder die Hauptrolle übernehmen. Die Sonne scheint, die Amazone marschiert unter Großsegel und Genua bei vier Beaufort mit gut sechs Knoten am Wind unserem Ziel entgegen. Herrliches Segeln! Ein Kompliment gab es heute Morgen auch schon. Klaus, der mit der "Lubini" zurzeit etwa sechs Seemeilen hinter uns segelt, hat die Amazone ein "Rennboot" genannt. Das geht runter wie Öl. Ja, die Lady ist flott unterwegs und macht es etwaigen Verfolgern nicht leicht.

Außer mit der französischen Segelyacht "Tamarin" gab es gestern auch noch Funkkontakt mit der "Liverpool Express". Der 281 Meter lange Frachter ist mit 18 Knoten Fahrt auf seinem Weg von Südamerika nach Hamburg und überholt uns mit etwa fünf Seemeilen Abstand an Backbord. Im schönsten Hamburgisch plaudert ein Besatzungsmitglied mit Klaus und gibt auch die aktuelle Wind- und Wettervorhersage weiter. Sehr nett und aufschlussreich. Seine Wetterinformationen stimmen mit den unsrigen überein.

Genau heute vor sechs Monaten sind wir in Tobago, unserer ersten Insel in der Karibik, angekommen. Sechs unglaubliche Monate, die so viele schöne Eindrücke, besondere Momente und Emotionen mit sich gebracht haben, die ich wie einen Schatz in mir trage. Einzigartig und unbezahlbar.

Montag, 22.06.2015, 12.00 Uhr

Position 47° 59,2' N; 14° 53,8' W; Etmal: 105 Seemeilen; Rest: 353 Seemeilen

Das Beste an dem mageren Etmal ist, dass wir in den letzten 24 Stunden nur sieben Stunden mit Motor gefahren sind. Erst seit heute Morgen um fünf Uhr brummt der Volvo wieder und sorgt für unser Fortkommen. Laut der gestrigen Wind- und Wettervorhersage werden wir auch in den nächsten Tagen mal mit schwachem bis mäßigem (drei bis vier Beaufort) und zeitweise gar keinem Wind zu rechnen haben.

Theoretisch haben wir ausreichend Diesel an Bord, um unter Motor nach Falmouth zu fahren. Wir haben uns aber entschieden, die Isles of Scilly anzulaufen. Am Donnerstag sollten wir dort ankommen - und ganz ehrlich: das ist auch gut so. Wir freuen uns darauf, wieder ausreichend Schlaf an einem Stück zu bekommen, uns die Beine vertreten zu können und diese Inseln kennenzulernen.

Das "besondere Ereignis" des heutigen Tages hat sich gerade erst vor einer guten Stunde zugetragen: Ingo hatte Freiwache und schlummerte friedlich in seiner Koje, und ich habe gerade den Teig für das Brot geknetet. Von der Pantry aus habe ich dabei immer mal wieder einen Blick auf das Display des Plotters draußen geworfen, um zu sehen, ob sich ein Fahrzeug nähert. War aber alles okay. Außer der "Lubini", deren AIS-Symbol wir seit einiger Zeit auf dem Bildschirm haben, war niemand zu sehen. Ab und zu steige ich auch die Stufen des Niedergangs hoch, um mit einem Rund-um-Blick festzustellen, ob alles in Ordnung ist.

So war ich doch etwas überrascht, als jemand über UKW-Funk die Amazone rief. Ach Du Schreck, hatte ich etwa jemanden übersehen, der jetzt auf sich aufmerksam macht? Müssen wir jemandem ausweichen? Nein, alles okay. Es war die französische Segelyacht "Tamarin", die einige Seemeilen hinter uns fährt und deren Skipper zum Plaudern aufgelegt war. Sie empfängt zwar die AIS-Signale der anderen Schiffe, sendet aber kein eigenes Signal aus, und so hatte ich sie "nicht auf dem Schirm". Auf unserer Reise habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Franzose, der englisch spricht, ungefähr so selten ist, wie ein Hund der miaut. Aber dieser nette Segler war eine Ausnahme und die Unterhaltung eine schöne Abwechslung. Vor allem, weil wir festgestellt haben, dass wir gemeinsame Bekannte haben - Katja und Dietmar von der "Summer".

Sonntag, 21.06.2015, 12.00 Uhr

Position 47° 29,9' N; 17° 23,7' W; Etmal: 100 Seemeilen; Rest: 533 Seemeilen

Da passiert eigentlich den ganzen Tag nichts Aufregendes und dann überschlagen sich die Ereignisse geradezu: War das eine Überraschung, als gestern am späten Nachmittag plötzlich die Amazone von der "Lubini" über UKW-Funk gerufen wurde! In den letzten Tagen haben wir per SMS über das Satellitentelefon einmal täglich unsere Positionen ausgetauscht. Daher wussten wir, dass die "Lubini" aufholt und alsbald in die Reichweite des Funks kommen musste. Ach, war das schön, hier draußen eine bekannte Stimme zu hören! Ingo und Klaus haben sich über die Wind- und Wettersituation und die verschiedenen Vorhersagen ausgetauscht. Dass Segler beim Start auf den Azoren Richtung Europa mit wenig bis gar keinem Wind rechnen müssen, aber diese ausgedehnte Flaute ganz ungewöhnlich ist, darin waren sie sich einig.

So plauderten sie miteinander, als ich aus der Pantry heraus mitbekam, dass sich die Angel bewegte. Als Ingo zur Angel blickte, erschrak er. Wir hatten einen Seevogel gefangen und zogen ihn hinter uns her. Wie schrecklich! Das Gespräch mit Klaus hat Ingo schnell beendet, Gas weggenommen und die Angel vorsichtig eingeholt. Als der große Vogel (er hatte eine geschätzte Flügelspannweite von etwa 1,50 Meter) schließlich zum Greifen nahe war, sahen wir, dass er sich - Glück im Unglück - "nur" in der Angelleine verfangen hatte und nicht - wie zunächst von uns befürchtet - den Köder geschluckt hatte. Der arme Vogel flatterte heftig, und wir schnitten zunächst den Köder ab. Dann gelang es Ingo recht schnell, die Angelleine aus den Federn der Schwinge herauszuholen. Der Vogel flatterte davon, landete im Wasser, schlug einige Male mit den Flügeln und sortierte sich erst einmal.

Ein zweiter Vogel war die ganze Zeit in der Nähe geblieben und hatte um uns gekreist. Jetzt landete auch er auf dem Wasser und blieb ganz dicht bei seinem Gefährten oder seiner Gefährtin. Das fand ich unglaublich rührend. Wir wussten nicht, ob der Vogel sich vielleicht verletzt hatte und eingehen würde. So war unsere Stimmung sehr gedrückt, und wir beschlossen nicht mehr zu angeln. Die beiden Vögel blieben auf dem Wasser schwimmend achteraus, und wir verloren sie alsbald aus den Augen. Kurze Zeit später sahen wir sie dann: Die beiden Vögel flogen Seite an Seite über die Amazone hinweg, drehten eine Runde um uns und verschwanden dann am Horizont. Oh, wie erleichtert wir waren!

Nachdem der Motor sagenhafte, unglaubliche zweieinhalb Tage fast ununterbrochen gelaufen hat, konnten wir ihn heute Morgen um 10 Uhr abstellen. Endlich, endlich weht ein laues Lüftchen von etwa drei Beaufort halbem Wind! Die Strömung schiebt auch noch mit, so dass wir etwa vier Knoten Fahrt machen. Ach, ist das herrlich! Diese Ruhe im Boot und dazu der strahlende Sonnenschein! Wäre schön, wenn es so - oder noch ein bisschen flotter - weitergehen könnte.

Wir überlegen, eventuell unser Ziel zu ändern. Statt gleich nach Falmouth zu segeln, könnten wir auch die Isles of Scilly anlaufen. Die Inselgruppe besteht aus 48 Inseln, wovon nur sechs bewohnt sind. Sie sind ein reizvolles Ziel, liegen sozusagen auf unserem Weg, und unser Törn würde sich um 60 Seemeilen verkürzen. Unsere endgültige Entscheidung hängt aber wie immer von der Wind- und Wettervorhersage ab.

Sonnabend, 20.06.2015, 12.00 Uhr

Position 46° 15,7' N; 19° 1,8' W; Etmal: 100 Seemeilen; Rest: 632 Seemeilen

Uff, das war knapp - gerade nochmal ein dreistelliges Etmal hinbekommen! Leider nicht unter Segeln, sondern immer noch mit der freundlichen Unterstützung unseres Diesels.

Die Auswertung der Wind- und Wettervorhersage hat uns gestern etwas ratlos gemacht. Das böse Tief im Norden ist gar nicht mehr so böse und die Flaute erstreckt sich jetzt über ein noch größeres Gebiet, als zunächst angekündigt. Wir wechseln also wieder unsere Strategie und ändern unseren Kurs erneut nördlicher. Wenn überhaupt haben wir dort die größten Chancen, auf Wind zu treffen. Immerhin lacht die Sonne vom strahlend blauen Himmel, und die kurzen Hosen kommen wieder zum Einsatz.

Gestern Nachmittag hat Ingo das ruhige Wetter dazu genutzt, um ein paar Punkte auf unserer ewigen Liste der zu erledigenden Dinge abzuhaken. Seit einiger Zeit ist nämlich der Ablauf des Ankerkastens verstopft, das Sieb des Kühlwassereinlasses soll kontrolliert und gereinigt werden, außerdem der Wassereinlass der Antriebswelle. Diese Arbeiten können nur von außen erledigt werden. Also zwängt Ingo sich in seinen Neopren-Anzug, legt einen Bleigürtel, Schnorchel und Taucherbrille an und legt allerlei Werkzeug bereit. Der Motor schweigt natürlich, die Amazone wiegt sich lautlos in der Atlantikdünung und tapfer steigt Ingo in das 5.000 Meter tiefe Wasser. Zur Sicherheit schwimmt an einer langen Leine ein Fender achteraus. Daran könnte Ingo im Fall der Fälle Halt finden und sich wieder ans Boot ziehen. Das ist aber nicht nötig - es klappt alles wunderbar. Am Ankerkastenabfluss hatten sich Seepocken breitgemacht und wurden entfernt, der Kühlwassereinlass ist gereinigt und der Wassereinlass der Antriebswelle ist auch in Ordnung.

Aber nicht nur der Kapitän war fleißig. Unsere "Einraumwohnung" bedurfte mal wieder einer gründlichen Reinigung. Es wurde gelüftet, gewischt, umgeräumt und geputzt, bis alles wieder blitzte.

Wir wundern uns immer wieder, wie schnell so ein Tag vorüber ist. Und zack - ist heute auch schon Bergfest! Die Hälfte der Strecke ist geschafft.

Freitag, 19.06.2015, 12.00 Uhr

Position 45° 09,3' N; 20° 48,8' W; Etmal: 102 Seemeilen; Rest: 713 Seemeilen

Gestern Abend haben wir das Schwachwind-, bzw. Flautengebiet erreicht. Seit 18.00 Uhr brummt der Volvo vor sich hin und schiebt uns mit 4,5 Knoten Fahrt durch das fast spiegelglatte Wasser. So wird es wohl noch einige Zeit weitergehen, bis wir wieder auf Wind hoffen können. Segeln wäre natürlich um ein Vielfaches schöner, aber wenn wir Starkwind - vielleicht sogar Sturm - oder Flaute zur Auswahl haben, nehmen wir doch lieber die Flaute. Hoffentlich hält unser uralter Steuerarm der Selbststeueranlage durch! Durch den Ausfall des neuen Armes, ist er jetzt unser einziger. Unser drittes Besatzungsmitglied sozusagen. Wenn wir segeln, steuert Peter. Aber wenn wir bei dieser Flautenschieberei selber steuern müssten, wäre es mit dem bequemen Leben an Bord vorbei. Daran will ich gar nicht denken. Bitte, lieber Steuerarm, halte durch!

Wie flüssiges Blei erstreckt sich der Atlantik bis zum Horizont. Nur hier und da kräuselt sich die Oberfläche ein wenig. Laut Wettervorhersage soll es hier in etwa drei Tagen ganz anders aussehen. Bis zu 30 Knoten Wind (sieben Beaufort) sind für dieses Gebiet, in dem wir uns gerade befinden, vorausgesagt.

Was hat sich sonst noch in den letzten 24 Stunden zugetragen? Nicht viel. Auf diesem Törn hat sich die Bordroutine schnell eingestellt. Aufgrund des ruhigen Wetters können wir schlafen (wenn auch mit Unterbrechungen durch den Wachrhythmus), kochen, backen, lesen und auch duschen. Dem Solardusch-Sack müssen wir zwar mit auf dem Herd erhitztem Wasser nachhelfen, aber so eine Dusche ist doch sehr erfrischend. Jetzt tankt Ingo gerade Diesel aus den Kanistern nach, gleich bereite ich das Mittagessen zu. Gestern gab es einen Kartoffelauflauf mit Gemüse, heute steht Spaghetti mit Bolognese-Sauce auf der Speisekarte. Die frischen Vorräte gehen schon wieder zur Neige. Äpfel und Grapefruits sind noch da, auch Kartoffeln, Zwiebeln und Möhren. Ich habe auch schon zwei Brote gebacken, so dass es zum Frühstück warmes Weißbrot gab.

Heute Morgen war es zunächst sehr diesig und es nieselte ein bisschen. Inzwischen hat es aufgeklart und die Sonne lugt zwischen den Wolken hervor. Bei 17° Lufttemperatur bleiben die T-Shirts und Shorts im Schrank, lange Hosen, Pullover, Jacke und Schuhe sind angesagt. Immerhin regnet es nicht.

Donnerstag, 18.06.2015, 12.00 Uhr

Position 44° 24,7' N; 22° 58,2' W; Etmal: 115 Seemeilen; Rest: 815 Seemeilen

Nachdem wir die neue Wind- und Wettervorhersage ausgewertet hatten, haben wir unseren Kurs etwas geändert und segeln jetzt nicht mehr nördlich, sondern östlicher, direkten Kurs nach Falmouth. Es bildet sich nämlich im Norden ein Tief und bringt bis zu 40 Knoten Wind (acht Beaufort) mit. Es verdrängt das von uns aus nördliche Hoch. Diesem Tief wollen wir nicht zu nahe zu kommen. Damit laufen wir zwar in ein Gebiet mit schwachem Wind, aber sicher ist sicher.

In den letzten 24 Stunden lief der Motor nur eine Stunde, als nämlich in der Nacht der Wind kurz einschlief. Ansonsten segeln wir mit vollem Groß und ganz ausgerollter Genua bei etwa drei Windstärken hoch am Wind. Peter und Amazone vertragen sich ganz wunderbar, und wir traben Meile für Meile unserem Ziel entgegen. Die Sonne lacht vom Himmel, und es ist 18 Grad warm.

Gestern Nachmittag sind wir einer kleinen Gruppe Orca-Wale begegnet. Wir sind unbeabsichtigt ganz dicht an ihnen vorbeigesegelt. Erst hörten wir ein Prusten, dann sahen wir die Rückenflossen und schließlich sprang ein Tier aus dem Wasser. Trotz der Masse sah es sehr elegant aus. Diese schönen Wesen hier draußen in ihrer natürlichen Umgebung zu erleben ist einzigartig. Die Show im Loro Park auf Teneriffa fiel mir wieder ein, aber dieses Erlebnis mitten auf dem Atlantik ist damit natürlich überhaupt nicht zu vergleichen.

Einige Zeit später segelten wir dann in etwa 100 Meter Entfernung an einer großen orange farbenen Boje vorbei. Keine Ahnung, warum sie hier herumtreibt oder was für eine Aufgabe sie hat. Jedenfalls wäre es ziemlich unheimlich, Nachts damit zusammenzustoßen.

In vier Seemeilen Abstand kam uns gestern Nachmittag mal wieder ein Frachter entgegen, weitere Begegnungen gab es nicht.

Ach ja, noch etwas hat sich gestern Nachmittag zugetragen (war ja ganz schön was los, gestern Nachmittag...): Ein Fisch hatte angebissen, Angelleine rollte sich ab und etwas später riss die Leine ab. Oha, da war wohl ein sehr großer Fisch dran. Wieder haben wir einen Köder verloren, schade.

Mittwoch, 17.06.2015, 12.00 Uhr

Position 43° 26,3' N; 25° 15,3' W; Etmal: 109 Seemeilen; Rest: 964 Seemeilen

Gestern Abend kam tatsächlich ein laues Lüftchen, der Gennaker konnte gesetzt werden und zog uns mit immerhin drei Knoten Fahrt durchs Wasser in die sternenklare Nacht. Drei Knoten sind nicht viel, aber immerhin konnten wir segeln und der Motor konnte abgestellt werden. Gegen Mitternacht, zum Ende seiner Wache, hat Ingo den Gennaker eingerollt und die Genua ausgerollt. Die Genua mit ihren 36 Quadratmetern Segelfläche kann ich alleine besser handhaben, als den 80 Quadratmeter großen Gennaker. Falls es wegen Schauerböen nötig sein sollte, könnte ich die Genua einrollen und müsste Ingo nicht wecken. Tatsächlich zogen einige Wolken auf, die Sterne verschwanden, aber von Regen blieben wir verschont. Die Nachtwache ging ereignislos vorüber. Kein Schiff ist in der Nähe.

Mit der "Lubini", die etwa 100 Seemeilen achteraus unterwegs ist, stehen wir über das Satellitentelefon einmal täglich in Kontakt. Mittags teilen wir uns unsere jeweilige Schiffsposition mit.

Am heutigen Morgen hat der Wind etwas gedreht und zugenommen. Wir segeln mit vier Beaufort am Wind und kommen mit etwa fünf Knoten Fahrt gut voran. Seit heute Morgen ist die Distanz bis zum Ziel nicht mehr vier-, sondern dreistellig! Der Seegang ist gut auszuhalten, die Sonne bricht gerade durch die Wolken, und ich habe vorhin das wunderbar duftende, beste Weißbrot der ganzen Reise aus dem Ofen geholt. Das Leben kann so einfach und so schön sein!

Dienstag, 16.06.2015, 12.00 Uhr

Position 41° 52,3' N; 26° 29,3' W; zurückgelegte Distanz: 117 Seemeilen; Rest: 1.053 Seemeilen

Am späten Nachmittag kam gestern tatsächlich noch ein bisschen Wind. Wir konnten endlich den Gennaker setzen, der uns bei drei bis vier Beaufort mal halbem, mal achterlichem Wind, bis Mitternacht ganz gut voran gebracht hat. Wunderbar, so macht es Spaß, so soll es sein! Dann begann meine Wache und der Wind schlief ein. Seit dem ist der Wind nicht zurück gekommen, wir dieseln also mal wieder durch die unendliche Weite und fragen uns, wie lange das noch so weitergehen wird. Die gestrige Wind- und Wettervorhersage hat ergeben, dass es neben, hinter und vor uns nur sehr wenig bis gar keinen Wind gibt und dass sich daran die nächsten fünf Tage nichts ändern soll. Unser Kurs ist nicht direkt nach Falmouth abgesteckt, sondern wir fahren zunächst mehr nördlich, in der Hoffnung dort auf passenden Wind zu stoßen. Wir können uns nur in Geduld üben, jedes noch so laue Lüftchen ausnutzen und hoffen, dass wir irgendwann doch wieder segeln können.

Wir gehen derweil unsere Wachen, freuen uns über Delphine, die uns besuchen kommen und versuchen tagsüber Schlaf nachzuholen. Außerdem habe ich gestern zur Feier des Tages einen Kuchen gebacken. Es war unser 26. Hochzeitstag, und wir zwei sind mit der Amazone ganz allein auf dem weiten Atlantik. Hochzeitstag mal ganz anders.

Montag, 15.06.2015, 12.00 Uhr

Position 40° 02,6' N; 27° 22,8' W; zurückgelegte Distanz: 108 Seemeilen; Rest: 1.192 Seemeilen

Bevor wir gestern um 12 Uhr ablegen konnten, waren noch die Formalitäten im Marinabüro zu erledigen. Für die Amazone haben wir rund 15 Euro Liegegeld pro Tag bezahlt, einschließlich Strom und Wasser. Duschen kostete 2 Euro extra, die an der Rezeption des Servicegebäudes zu entrichten waren. Dafür durften wir nicht nur heiß und unbegrenzt lange duschen, sondern bekamen auch noch ein Handtuch und Seife dazu. Nettes Verfahren, das wir so noch nirgends erlebt hatten. Wir mussten hier zwar im Päckchen liegen, aber es ist alles gut organisiert. Die Päckchen sind nummeriert und bei der Anmeldung bekommt jede Yacht "ihr" Päckchen zugewiesen. Es liegen höchstens vier Boote nebeneinander.

Dann hieß es "Leinen los!". Hier und da wurde uns von einem Boot aus gewunken und eine gute Reise gewünscht. Ein "Nice boat!" schallte zu uns herüber und sogar ein Foto wurde von der Amazone gemacht. Im Vorhafen drehten wir dann noch eine Abschiedsrunde, um uns von Holger und seinem Papa auf der "Indiana" und noch ein paar anderen Bekannten zu verabschieden. Torsten von der "Merlin" stand auf der Mole und winkte uns zu. Das war eigentlich ein schöner Abschied, und trotzdem war mir das Herz ganz schwer. Immer diese verdammten Abschiede! Sie gehören nun mal dazu, wie der Christbaum zum Weihnachtsfest. Aber daran gewöhnen, kann ich mich nicht.

Wir setzten den Gennaker und kamen sehr gut voran. Die Amazone galoppierte teilweise mit sieben Knoten Fahrt durchs Wasser! Kurz vor Sonnenuntergang tauschten wir den Gennaker gegen die Genua. Leider nahm der Wind im Laufe der Nacht immer mehr ab und schlief heute Morgen gegen 10 Uhr ganz ein. So ein Mist - wir fahren mit Motor. Dabei sollten hier jetzt laut Wettervorhersage vier Beaufort herrschen und wir herrlich segeln können. Erst in den nächsten Tagen sollte der Wind abnehmen. Na, Prost Mahlzeit - das lässt nichts Gutes ahnen. Gleich bekommen wir die neue Wind- und Wettervorhersage und sind gespannt, wie es sich entwickeln wird.

Sonntag, 14.06.2015

Reise, Reise! Rolling home! Es geht schon wieder los. Lebensmittel, Diesel und Wasser sind gebunkert, der Motor ist gewartet, die Wäsche gewaschen, die Zähne sind wieder in Ordnung, die Haare geschnitten, Bücher getauscht und Ansichtskarten geschrieben. Die Wind- und Wettervorhersage erscheint uns passend, um unsere zweite Atlantiküberquerung zu vollenden und Richtung England aufzubrechen. Im Gepäck haben wir viele schöne Eindrücke von den Inseln Flores und Faial. Die Zeit in Horta war bunt und bestimmt durch die vielen Crews, die wir hier getroffen und kennen gelernt haben. Die Nachbarinsel Sao Jorge laufen wir nicht mehr an, aber wir haben den leckeren Käse, der dort hergestellt wird, in Horta gekauft und lassen ihn uns unterwegs schmecken. Ein leckerer Abschiedsgruß von den Azoren.

1.300 Seemeilen liegen vor uns, wir queren den Englischen Kanal und müssen uns auf Kälte, Nebel und viel Schiffsverkehr einstellen. Wenn die Verhältnisse es erlauben, werden wir wieder Berichte von hoher See schreiben.

Na, dann mal los. Nur kein Moos ansetzen!

 

In Portugal sind die Plätze und Fußwege häufig mit schönen Mosaiken belegt:

Sonnabend, 13.06.2015

Seit Dienstag sind wir hier in Horta und heute ist unser erster Tag, an dem wir (fast) keine Termine haben und einmal ausspannen können. Allerdings klingelt schon um 7.30 Uhr der Wecker, weil die "Lubini"-Crew ablegen und zu einer anderen Insel segeln will. Wir wollen noch etwas bleiben, und so entlassen wir Klaus und Bernd aus dem Päckchen und winken ihnen hinterher. "Gute Reise! Bis bald! Wir sehen uns spätestens in England!"

Nachdem Ingo dann vom Friseur mit einem flotten Kurzhaarschnitt zurück ist, gehen wir ein bisschen bummeln. Torsten von der "Merlin", der vorgestern hier von Antigua kommend eingetroffen ist, schließt sich uns an. Er stammt aus der Nähe von Bremen und ist jetzt mit seiner "Merlin" auf dem Rückweg nach Deutschland. Mitte Juli wird er von seiner Familie und seinen Freunden in Bremerhaven zurückerwartet. Während wir 15 Tage von Bermuda zu den Azoren unterwegs waren und 1.680 Seemeilen zurückgelegt haben, hat er von Antigua für etwa 2.200 Seemeilen 35 Tage benötigt. Davon musste er mehr als 1.700 Seemeilen ohne Genua segeln und konnte nur ein ganz kleines Vorsegel an einem Notvorstag setzen. Das eigentliche Vorstag, das den Mast davon abhält, nach hinten wegzukippen, ist oben am Mast ausgebrochen. Glück im Unglück, dass er den Mast nicht verloren hat. Da ist es doch gar nicht so schlimm, dass die Reise "etwas" länger gedauert hat. Diese und noch viele andere Geschichten hat er uns gestern Abend erzählt. Klaus und Bernd hatten sich auch dazu gesellt und so wurde auf der Amazone mal wieder viel gelacht.

 

Torsten, der zurzeit als Einhandsegler unterwegs ist, auf seiner "Merlin":

 

Auch die kleine Ente ist auf den Azoren - im Hintergrund die Nachbarinsel Pico:

 

 

 

Freitag, 12.06.2015

Die Tage in Horta vergehen wie im Fluge. Sie sind mit allerlei Organisatorischem ausgefüllt, aber auch für gemeinsame Unternehmungen und Treffen mit anderen Seglerinnen und Seglern bleibt Zeit. Die Kontakte ergeben sich ganz zufällig und sind immer wieder interessant und bereichernd. So waren wir gestern zum ersten Mal zu Besuch auf einem Katamaran. Holger und sein Papa hatten uns eingeladen, die "Indiana" kennenzulernen. Tatsächlich unheimlich viel Platz auf so einem Zwei-Rümpfer, ein ganz anderes Leben und Reisen auf so viel Breite.

Felix fliegt heute zurück nach Deutschland, an seiner Stelle segelt jetzt Bernd auf der "Lubini" mit. Verabschiedet haben wir uns auch von der "Anne". Nette, Stefan, Lasse, Neele und Torge sind heute weitergesegelt. Irgendwann und irgendwo sehen wir uns ganz bestimmt noch wieder.

Heute Morgen stand ein Zahnarzttermin an. Zum dritten Mal auf dieser Reise musste dieses Sorgenkind versorgt werden. Hoffentlich hält es jetzt bis Deutschland. Anschließend ging es mit Klaus und Bernd zu einer kleinen Rundfahrt zur Caldeira, einem Krater eines erloschenen Vulkans. Sehr beeindruckend und ein wunderschöner Ausblick. Am Kraterrand führt ein Wanderweg entlang. Diesen Weg wandern wir, wenn wir irgendwann wiederkommen. Nächster Punkt auf der Tagesordnung war ein Großeinkauf beim Supermarkt. Jetzt sind die Vorräte zu günstigen Preisen aufgestockt. Wir haben es sogar noch geschafft, die Wäsche zu waschen und für Ingo einen Friseurtermin zu vereinbaren.

Eine Motorinspektion hat Ingo gestern erledigt,  und so sind wir  im Prinzip schon wieder startklar. Täglich schauen wir uns die Wind- und Wettervorhersage an. Spätestens Anfang nächster Woche werden wir wohl den nächsten langen Törn antreten.

 

Wer sagt denn, dass es auf den Azoren keine Palmen gibt?

 

Lasse und Neele mit ihren Freunden Arne und Bente - sie haben das "Anne"-Bild fertig:

 

Blick über den Hafen von Horta:

 

Blick in den Krater:

Mittwoch, 10.06.2015

Heute wollen wir uns dem Projekt "Amazone und uns an der Kaimauer in Horta verewigen" widmen. Gewisse Vorkenntnisse haben wir ja schon, weil wir uns an der Kaimauer in Porto Santo bereits verewigt haben. Die Farbdosen haben seitdem schon zweimal den Atlantik überquert, sind aber noch gut in Schuss. Ein freies Plätzchen hatten wir uns gestern schon ausgeguckt. So bewaffnen wir uns mit Drahtbürste, Klebeband, Farben und allerlei anderen Utensilien und legen los.

Einige Meter von uns entfernt sind Klaus und Felix von der "Lubini" schwer beschäftigt und kämpfen mit Spraydosen und Schablonen. Jeder favorisiert seine ganz eigene Technik. Ab und zu flitzt Lasse von der "Anne" mit seinem Roller vorbei. Er ist mit seinen Freunden dabei, das "Anne-Logo" auf die Mauer zu zaubern.

Endlich sind wir fertig und mit unserem kleinen Bild ganz zufrieden. Hier gibt es wesentlich schönere, aber uns gefällt's. Herr Karge, mein alter Kunstlehrer, hätte mir wahrscheinlich wieder eine Drei gegeben.  

Am späten Nachmittag wird es dann auch Zeit für eine Pause. Wir treffen uns auf der Amazone und in geselliger Runde genießen wir den Sundowner. "Sun" war heute nicht unbedingt vorhanden, aber ein entsprechendes Getränk schmeckt ab 18 Uhr trotzdem.

Im Laufe des Abends kommen dann auch noch Holger und sein Papa dazu. Sie stammen aus der Nähe von Greifswald, und  der Papa war bei der Marine der ehemaligen DDR beschäftigt. Ingo war bei der Deutschen Bundesmarine, und so ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass sie damals auf der Ostsee im Dienst für ihr jeweiliges Land an einander vorbeigefahren sind. Übereinstimmend stellen wir fest, wie glücklich wir uns schätzen können, dass diese Zeiten vorbei sind. Nebeneinander zu sitzen und miteinander zu reden ist doch wesentlich besser, als an einander vorbeizufahren oder gar auf einander schießen zu müssen.

 

Konzentriert bei der Arbeit:

 

Auch Klaus und Felix sind fleißig dabei:

 

So filigran wird hier selten gemalt:

 

 "Paulinchen" war auch schon hier:

 

Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt:

 

Tausende Bilder hinter denen sich tausende Törns und Geschichten verbergen, jedes ist einzigartig:

Dienstag, 09.06.2015

Gestern Abend hat es sich schon ergeben, dass wir im Peters Café Sport vorbeigeschaut haben. Alte und neue Bekannte haben wir dort getroffen und den letzten der fünf uns anvertrauten OSV-Stander dort gelassen. Die hilfsbereite Mitarbeiterin hat den Stander an sich genommen und versprochen, ihn aufzuhängen, sobald sie Zeit dazu findet. Heute Morgen haben wir nachgesehen - ja! Der Stander hängt! Damit haben wir jetzt alle fünf OSV-Stander aufgehängt sowie einen WVW- und einen WVWo-Stander.

Die OSV-Stander hängen im "Green Bolley" auf Bequia, im "Rusty Pelican" auf Antigua, im Restaurant des "Royal British Virgin Yacht Club" auf Tortola (hier hängt auch der WVWo-Stander), im Restaurant des "Bitter End Yacht Club" auf Virgin Gorda (hier hängt ebenfalls der WVW-Stander) und der fünfte hängt nun hier in Horta auf Faial im berühmten Café Sport.

Außerdem haben wir uns heute um die Befüllung unserer deutschen Gasflasche gekümmert. Wir können sie hier ganz in der Nähe der Marina abgeben und übermorgen abholen. Morgen ist hier ein Feiertag, deshalb erst am Donnerstag. Dem Supermarkt haben wir auch einen Besuch abgestattet - hier können wir aus dem Vollen schöpfen! Manches, was wir lange entbehrt haben, ist hier zu einem normalen Preis zu bekommen.

Am Nachmittag kamen noch Holger und sein Papa vorbei. Die beiden ankern im Vorhafen und kamen mit ihrem Dinghy längsseits. Gleich erwarten wir noch mehr Besuch, mal hören, wie die anderen ihre Überfahrt erlebt haben.

 

 

Montag, 08.06.2015

Das Marinabüro in Flores ist am Wochenende nicht besetzt und so haben wir am Freitag schon das Liegegeld abgerechnet, weil wir am Sonntag weiter nach Faial segeln wollten. Pro Tag waren für die Amazone 12,60 Euro fällig, einschließlich Wasser, Strom und leider nur kalter Duschen. Ein absolutes Schnäppchen. Allerdings steht bei Wind aus östlichen Richtungen erheblicher Schwell in den Hafen, so dass es dann äußerst ungemütlich wird. Bei unserer Anmeldung hatte uns der Hafenmeister schon darauf hingewiesen, dass der Wind in absehbarer Zeit auf Ost dreht und uns empfohlen, rechtzeitig den Hafen zu verlassen. Auch für unseren Törn nach Faial wäre Ostwind ungünstig, weil er genau von vorne käme. Also haben wir gestern Morgen gemeinsam mit der "Lubini" Flores verlassen. Wir waren gerade dabei, die Fender und Leinen aufzuklaren, als an der Kaimauer ein Auto hielt, mehrmals laut gehupt wurde und jemand zu uns herüber winkte - es war Christian Pfeiffer. Ein netter Abschiedsgruß vom Trans Ocean Stützpunktleiter.

135 Seemeilen lagen vor uns und nach 25 Stunden sind wir heute Morgen um 10 Uhr in Horta auf Faial  angekommen. Mangels Wind mussten wir die gesamte Strecke mit Motor fahren. Die Marina ist sehr gut besucht, ist sie doch ein Dreh- und Angelpunkt der Seglergemeinde. In Horta werden Crews getauscht, Heimatflüge angetreten oder die Yacht für die Weiterreise ausgerüstet.

Ein ungeschriebenes Gesetz sagt, dass ein Segler nicht auf den Azoren gewesen sein kann, ohne in Horta angelegt zu haben. Zwei Punkte müssen dort unbedingt erledigt werden: in "der" Seglerkneipe Peter's Café Sport ein Bier trinken und sich auf der Kaimauer mit einem kleinen Bild verewigen.  Wir haben noch einen der fünf OSV-Stander, die uns auf unserer Abschiedsparty überreicht wurden, den wollen wir in Peter's Café Sport aufhängen. Auf Porto Santo haben wir ja schon ein kleines "Kunstwerk" auf der Kaimauer hinterlassen, mal sehen, welches Motiv uns für Horta einfällt.

 

Am Vormittag erreichen wir Faial:

 

 

Sonnabend, 06.06.2015

 

Bevor wir heute mit Klaus und Felix zum zweiten Teil unserer Flores-Erkundung aufbrechen können, gibt es noch einiges zu erledigen und zu organisieren. Den seltenen Luxus, ein Auto für Einkäufe und Besorgungen zur Verfügung zu haben, wollen wir nutzen. Unsere Getränke- und Dieselvorräte haben wir wieder aufgestockt. Noch schnell Wasser tanken, dann kann es auch schon losgehen.

Waren wir gestern vorwiegend mit dem Auto auf Flores unterwegs, wollen wir heute wandern. Aber zunächst fahren wir zum höchsten Berg auf Flores, dem Morro Alto, hinauf. Leider ist seine Spitze in dichte Wolken gehüllt, schöne Aussicht Fehlanzeige. So fahren wir wieder ein Stück ins Tal hinab und wollen wandern. Ein richtiges kleines Abenteuer haben wir uns ausgedacht und einen Plan gemacht: Ingo und ich wandern den Berg hinab nach Faja Grande. Klaus und Felix fahren mit dem Auto nach Faja Grande und beginnen von dort den Aufstieg. Irgendwo auf dem Wanderweg treffen wir vier uns, der Autoschlüssel wird übergeben, Ingo und ich wandern weiter nach Faja Grande und holen mit dem Auto Klaus und Felix auf der anderen Seite des Berges wieder ab. Zur Verständigung haben wir unsere Handys - und ganz verwegen - Handfunkgeräte dabei. Wir fühlen uns wie die Pfadfinder, oh, wie aufregend!

Zunächst geht es über eine sumpfige Wiese den Kamm entlang, dann beginnt der sehr steile Abstieg. Über treppenförmig verlegte Natursteine geht es in Serpentinen hinab. Wir sind etwa 800 Meter hoch, die grasenden Rinder im Tal sind winzig klein, ebenso die Häuser in Faja Grande. In der Nacht hatte es kräftig geregnet und so sind die schmalen, steilen Pfade äußerst rutschig. Mit unseren Bootsschuhen schlittern und glitschen wir Richtung Tal und müssen höllisch aufpassen, nicht auszurutschen oder umzuknicken. An Bord sind glatte Sohlen angebracht, auf einer Bergwanderung sind sie fehl am Platze. Eigentlich eine Binsenweisheit, aber so steil und unwirtlich hatten wir uns das hier auch nicht vorgestellt. Ab und an bestaunen wir die üppige Vegetation, die himmlische Ruhe, das Plätschern eines Bächleins und sind überwältigt von der atemberaubenden Aussicht.

Die Rinder im Tal werden nur ganz allmählich größer, Meter für Meter kraxeln wir bergab. Hin und wieder nehmen wir per Funk Kontakt mit Klaus und Felix auf. Komisch, Klaus redet von einer Asphaltstraße und einem Flusslauf. Bei uns geht es steil bergab, einen Fluss sehen wir nicht, und wenn wir uns hier demnächst irgendwo begegnen wollen, müsste es bei den beiden schon einige Zeit steil bergauf gehen, und zwar auf bemoosten Natursteinen, nix mit Asphalt!

Schließlich haben Ingo und ich ohne Blessuren Faja Grande erreicht, von Klaus und Felix keine Spur. Wir beschreiben uns per Funk gegenseitig, wo wir uns gerade befinden. Irgendwie kommen wir nicht auf einen Nenner, und so beschließen wir, uns beim Auto zu treffen. Es stellt sich dann heraus, dass die drei Wanderwege, die es hier gibt, alle die gleiche Markierung haben - einen gelben und einen roten Balken. Hoppla, da haben Klaus und Felix doch glatt den falschen Wanderweg erwischt. So können wir von unserem Kletterabenteuer berichten und die beiden beschreiben den wunderschönen See mit den vielen Wasserfällen, den sie auf ihrer Wanderung entdeckt haben.

Der krönende Abschluss dieses Tages ist ein erneuter Besuch im Restaurant "Casa do Rei", anschließend lädt Klaus uns noch auf einen Absacker auf die "Lubini" ein. Wieder geht ein schöner Tag zu Ende.

 

 Auf dem Kamm des Berges grasen Rinder und beäugen uns neugierig:

 

Auf dem Berg-Kamm blühen die Hortensienhecken:

 

Links ging es senkrecht steil bergab:

 

Auf diesen schmalen Naturpfaden ging es am Steilhang hinunter. Im Hintergrund ist zwischen den Ästen das Tal zu erkennen:

"Das Wandern ist des Skippers Lust...":

 

Blühendes Flores:

 

Wassermühle in Faja Grande:

Freitag, 05.06.2015

Jetzt bedanken wir uns erstmal für die vielen Glückwünsche und lieben Grüße, die uns in den letzten Tagen auf verschiedenen Wegen erreicht haben! DANKE! Wir haben uns sehr gefreut, und es tut gut zu wissen, dass wir "da draußen" nicht ganz allein sind, sondern so viele Menschen uns in Gedanken begleiten! Wir bemühen uns, alle Mitteilungen individuell zu beantworten, was allerdings einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Internetverbindung macht es uns mal wieder schwer, aber wir sind dran!

Mit Christian Pfeiffer, dem hiesigen Trans Ocean Stützpunktleiter, haben wir gestern Abend besprochen, dass er uns für zwei Tage ein Mietauto vermitteln kann. Und so machen wir uns gemeinsam mit Klaus und Felix zu einer Inselrundfahrt auf.

Flores ist 141 Quadratkilometer groß und hat etwa 4.000 Einwohner. Die höchste Erhebung ist der Morro Alto mit 914 Metern. Die Insel wurde 1452 entdeckt und trägt seit 1475 wegen ihrer Blumenfülle ihren heutigen Namen Flores. Die Menschen leben hauptsächlich von der Landwirtschaft, der Viehzucht und der Produktion von Milchprodukten sowie dem Tourismus. Die Insel hat sich ihre Ursprünglichkeit bewahrt und bietet wundervolle, reizende Landschaften voller idyllischer Ruhe.

Es grünt und blüht überaus üppig. Vor allem fallen die blauen Blüten der unzähligen Hortensien ins Auge. Eine blühende Hecke reiht sich an die nächste. Die Insel ist von wasserreichen Flüssen durchzogen, die kleine und kristallklare Wasserfälle bilden. Von den Steilküsten aus bieten sich grandiose Ausblicke auf den Atlantik.

Nur hin und wieder kommt uns ein Auto entgegen. An den zahlreichen, ausgeschilderten Aussichtspunkten halten wir an und genießen die traumhafte Aussicht. Wir fühlen uns an Dominica und La Gomera erinnert. Aber hier geht es viel beschaulicher zu. Beispielsweise schließt hier niemand seine Haustür ab - im Gegenteil. Entweder steht die Tür weit offen oder der Schlüssel steckt von außen. Die Insel wird von ihren Bewohnerinnen und Bewohnern liebevoll in Schuss gehalten. Alles ist ordentlich und gepflegt.

Zum Schluss lassen wir uns im Restaurant "Casa do Rei" ein leckeres Essen zum vernünftigen Preis schmecken. Auch dies ein sehr guter Tipp von Christian Pfeiffer.

 

Typisches Haus auf Flores:

 

Klaus, Ingo und Felix:

 

Blütenpracht all überall:

Donnerstag, 04.06.2015

Nachdem wir uns gestern bei dem sehr freundlichen und hilfsbereiten Hafenmeister angemeldet haben, kümmerten wir uns erst einmal um die Amazone. Diese tapfere Marathonseglerin hatte sich eine ausgiebige Süßwasserdusche redlich verdient. Als im Boot alles aufgeräumt und geputzt war, haben wir uns zu einem ersten Spaziergang aufgemacht. Die Wäsche konnten wir hier im Ort zum Waschen abgeben und sogar einen ganz gut sortierten Supermarkt gibt es hier. Endlich können wir wieder zu normalen Preisen einkaufen. Sogar Weintrauben waren erschwinglich. In einem kleinen Restaurant direkt am Hafen haben wir zum Schluss einen Hamburger mit Pommes gegessen. Hatte diese Köstlichkeit auf Bermuda 16 US Dollar gekostet, bekamen wir sie hier für ganze 4 Euro. Später fielen wir todmüde in die Kojen und schliefen tief und fest bis heute Morgen um elf Uhr.

Die Box neben uns ist heute Vormittag frei geworden, und so war die Freude groß, als Klaus und Felix mit der "Lubini" dort anlegten. Sie haben es also auch geschafft und sind wohlbehalten auf Flores angekommen. Wir lagen uns in den Armen und haben erleichtert auf die gelungene Atlantiküberquerung angestoßen.

Am Abend haben wir dann Ingos Geburtstag nachgefeiert. Klaus und Felix waren bei uns an Bord zum Essen eingeladen. Der hiesige Trans Ocean Stützpunktleiter Christan Pfeiffer schaute auch noch vorbei und bot uns seine Hilfe an und gab uns viele nützliche Tipps. Später kamen noch Holger und sein Vater dazu, die hier mit ihrem Katamaran vor Anker liegen. Ein sehr schöner Abend mit netten Gästen!

 

Durch den St. George Channel ging es am 19.05. los zu den Azoren:

 

"Und die Amazone segelte zum Regenbogen":

 

Wale ziehen in einiger Entfernung vorbei:

 

Duschen auf dem Atlantik:

 

Die "Richard Maersk" auf ihrem Weg nach Alexandria:

 

Immer immer wieder geht die Sonne auf:

 

Die portugiesische Gastlandflagge wird gesetzt:

 

Flores - die westlichste der neun zum Archipel der Azoren gehörenden Inseln - haben wir nach 15 Tagen und 1.680 Seemeilen am 03.06. erreicht:

Mittwoch, 03.06.2015

 

Wir haben es geschafft! Nach 15 Tagen (und Nächten) sind wir wohlbehalten auf Flores angekommen. 1.680 Seemeilen und viele Liter Diesel liegen hinter uns. Von Starkwind bis Flaute war alles dabei. Unsere Freude, ohne größere Maleschen angekommen zu sein, ist riesig! Als heute im Morgengrauen die ersten Umrisse von Flores am Horizont zu erkennen waren, war das schon ein gutes Gefühl. Aber als wir schließlich parallel zur Insel Richtung Hafeneinfahrt fuhren, sauste die emotionale Achterbahn mal wieder ungebremst in einen Looping. Kein türkisblaues Wasser mehr - sag' mir, wo die Palmen sind, wo sind sie geblieben? Schlagartig wurde mir bewusst, dass ein besonders schöner Reiseabschnitt unwiderruflich zu Ende ist und wir allmählich in die letzte Runde unseres Abenteuers kommen.

Im Hafen angekommen waren gleich zwei, drei, vier hilfsbereite Segler zur Stelle, um unsere Leinen anzunehmen. "Obrigado, thank you, danke, merci". Kurze Verschnaufpause, endlich mal wieder ein Bier zischen, aufklaren, Müll entsorgen, beim Hafenmeister anmelden. Und dann - erst mal richtig ankommen!

 

Dienstag, 02.06.2015, 12.00 Uhr

Position 39° 20,6' N; 33° 23,4' W; Etmal: 107 Seemeilen; Rest: 102 Seemeilen

Ein paar Stunden konnten wir gestern und in der Nacht noch segeln. Mit ausgebaumter Genua ging es gemütlich durch die unendlich scheinende blaue Weite. Nichts als Wasser, Himmel und wir. Ab und zu schauen Delphine vorbei, begleiten uns eine Weile, um dann weiterzuziehen. Ganz selten sehen wir auch mal einzelne Vögel, die ihre Kreise drehen und wieder am Horizont verschwinden. Hin und wieder ziehen in einigen Meilen Abstand Frachter oder Tanker vorbei. Ihre Ziele sind Häfen an Portugals Küste, im Mittelmeer oder in Afrika. Seit einigen Stunden hat sich der Wind wieder komplett verabschiedet, und wir fahren mit Motor. Gestern Nachmittag haben wir wieder Diesel aus den Kanistern nachgetankt. Der Einbautank war danach randvoll, alle Kanister sind jetzt leer. Der Ölstand wurde kontrolliert und der Seewasserfilter gereinigt. Muss alles sein, damit unser grüner Freund weiter brummt und zufrieden ist.

Wir rechnen damit, morgen am frühen Nachmittag auf Flores, der westlichsten der Inseln, die den Archipel der Azoren bilden, anzukommen. Heute vor zwei Wochen haben wir auf Bermuda den Anker gelichtet, und wir freuen uns, wenn endlich Land in Sicht kommt. Endlich wieder durchschlafen, endlich wieder die Beine vertreten, endlich wieder andere Farben sehen. Der letzte Apfel ist gegessen, die letzte Grapefruit ist gleich an der Reihe, und so freuen wir uns auch auf frisches Obst und Gemüse.

Montag, 01.06.2015, 12.00 Uhr

Position 39° 16,5' N; 35° 42,3' W; Etmal: 102 Seemeilen; Rest: 209 Seemeilen

Mal geht es unter Segeln voran, dann wieder unter Motor. Der Wind ist weiterhin schwach, aber der Seegang hat seit gestern Nachmittag, wie vorhergesagt, auf knapp zwei Meter zugenommen. Die langgezogenen Wellen rollen stetig schräg achterlich von Backbord heran. Sie heben die Amazone an, rollen unter ihr hindurch, lassen sie sich zur Seite neigen, ehe sie sich wieder aufrichtet, um erneut angehoben zu werden. Wie ein Baby in seiner Wiege liege ich in meiner Koje und werde sanft geschaukelt. Allerdings ist das ewige Geschaukel auch dafür verantwortlich, dass manch ein Schluck Kaffee nicht getrunken, sondern verschüttet wird. Ständig ist der Körper in Bewegung, um die Bewegungen des Bootes auszugleichen. Brot backen, Kochen und Abwaschen werden zum Erlebnis.

Das soll aber nur eine Beschreibung unserer Situation an Bord sein, kein Gejammer! Solange die Amazone so sanft rollt und schaukelt, ist es noch gut auszuhalten. Viel besser, als wenn bei einem Hoch-am-Wind-Kurs der Bug krachend in die Wellen schlägt.

Leider gibt es einen sehr bedauerlichen Ausfall zu vermelden: Wie schon sein Vorgänger auf unserer ersten Atlantiküberquerung, hat gestern Nachmittag auch unser nagelneuer Steuerarm der elektrischen Selbststeueranlage seinen Dienst quittiert. Malte hatte ihn uns gerade erst nach Martinique mitgebracht. Sang- und klanglos gab der Steuerarm von einem Moment zum anderen nichts mehr von sich. Sein Vorgänger hatte bei seinem Abgang von der Langfahrt-Bühne noch eine große Show abgezogen und mit einem Kurzschluss die Navigationsgeräte lahmgelegt. Der Nachfolger zog einen leisen, bescheidenen Ausstieg vor. Aus, vorbei, macht mal ohne mich weiter. Wir sind nur froh, dass wir noch den uralten Steuerarm dabei haben, der - toi, toi, toi - tapfer durchhält. Was ist nur mit den Geräten los? So schnell wie sie kaputtgehen, kommt die Garantieabwicklung gar nicht hinterher.

Sonntag, 31.05.2015, 12.00 Uhr

Position 39° 9,5' N; 37° 53,0' W; Etmal: 115 Seemeilen; Rest: 311 Seemeilen

Die Freude am Segeln hielt leider nur etwa 12 Stunden an. Gestern Abend schlief der Wind erneut ein, der Motor musste uns durch die mondhelle Nacht voranbringen. Im Morgengrauen konnten wir dann erneut Segel setzen. Unter Großsegel und voll ausgerollter Genua zuckelten wir bei etwa drei Windstärken raumem Wind in diesen herrlichen, sonnigen Sonntagmorgen. Seit einer Stunde lässt der Wind wieder nach, die Segel schlagen, es geht nur quälend langsam voran. Geduld ist gefragt, um dieses Schneckentempo auszuhalten.

Unsere frischen Vorräte gehen rapide zur Neige. Es ist noch ein Apfel und eine Grapefruit vorhanden, außerdem noch Kartoffeln und Zwiebeln. Die Schapps sind aber noch gut mit Nudeln, Reis, Keksen, Müsli, Obst- und Gemüsekonserven, Saucen und Fertiggerichten und Getränken gefüllt. Auch Milch, Käse, Marmelade, Wurst und Schinken sind noch ausreichend vorhanden. Die Wasservorräte sind noch üppig. Selbst wenn uns der Wind ab jetzt ganz im Stich lassen sollte, hätten wir genug Diesel, um unser Ziel unter Motorfahrt zu erreichen. Was niemals zur Neige gehen darf, ist Nutella. Auch hier ist für ausreichend Vorrat gesorgt.

Obwohl wir schon 12 Tage unterwegs sind, wird uns die Zeit nicht lang. Wir fühlen uns wohl und genießen den zum Glück friedlichen Atlantik. Hier kann es auch ganz anders zur Sache gehen, was uns sehr bewusst ist. Die Nachtwachen sind trotz der einmaligen Atmosphäre mit dem hellen Mondschein, dem grandiosen Sternenhimmel und der endlos scheinenden Weite anstrengend. Mondschein, Sterne und weiter Horizont hin oder her - durchschlafen zu können, wäre uns lieber.

Gerade eben hat wieder ein etwa 20 Meter langer Wal unseren Kurs gekreuzt. Das riesige Tier schwamm von Steuerbord kommend in ca. 30 Meter Entfernung vor unserem Bug durch. Durch den Blas, den es ausgestoßen hatte, hatte Ingo den Wal bemerkt. Schnell haben wir den Motor gestartet, und aufgestoppt. Wir sahen seinen grauen glänzenden Rücken, dann verschwand er wieder in den Tiefen der See.

Sonnabend, 30.05.2015, 12.00 Uhr

Position 39° 5,2' N; 40° 21,2' W; Etmal: 124 Seemeilen; Rest: 426 Seemeilen

Endlich haben wir den Wind erwischt, und seit heute Morgen um halb fünf kann endlich wieder gesegelt werden! Es weht mit 2 - 3 Beaufort schräg von achtern, die Genua ist ganz ausgerollt, schaukelnd, rollend und geigend kommen wir mit etwa vier bis fünf Knoten ganz gut voran. Dabei hilft uns auch seit geraumer die Meeresströmung, die mit etwa einem Knoten mitschiebt. Zunächst hatte Ingo den Gennaker gesetzt, unser buntes Leichtwindsegel, das uns auf der Weser und der Nordsee bei leichten Winden schon gut vorangebracht hat. Leider mussten wir aber nach etwa zwei Stunden doch einsehen, dass es hier bei diesem unruhigen Seegang zu sehr schlägt und am Rigg zerrt. Die ausgebaumte Genua flappt nur hin und wieder, leise gurgelt das Wasser am Rumpf entlang, hier und da klappert ein Topf oder ein Teller im Schapp, aber ansonsten herrscht himmlische Ruhe. Unser treuer grüner Freund, der Volvo, hat jetzt eine sehr verdiente Ruhepause.

Mit Navigation, Wettervorhersage auswerten, Diesel Nachtanken, Kochen, Putzen, Duschen, Essen, Angeln (leider erfolglos), Schlafen und Lesen vergeht die Zeit. Ab und zu kommen Delphine vorbei, so als ob sie sich vergewissern wollten, dass bei uns alles in Ordnung ist. Wir zuckeln friedlich im hellen Sonnenschein über den glitzernden Atlantik, Nachts im silbernen Mondschein unter dem kolossalen Sternenhimmel - alles ist gut.

Freitag, 29.05.2015, 12.00 Uhr

Position 38° 48,7' N; 42° 59,7' W; Etmal: 89 Seemeilen; Rest: 550 Seemeilen

Weiterhin fehlt uns zu unserem vollkommenen Glück der Wind. Wir dieseln nordöstlichen Kurs, dem vermeintlichen Wind hinterher. Der Volvo fragt sich wahrscheinlich schon längst, ob wir ihn vielleicht vergessen haben, einfach vergessen haben, ihn abzustellen. Wir sind mit den Crews der "Anne" und der "Lubini" per Mail und Satellitentelefon in Kontakt. Auch sie dieseln tapfer durchs blaue, unendliche Nirgendwo. Über Funk hören wir Gespräche einiger ARC-Teilnehmer. Sie wollen sich ebenfalls nördlich halten, da dort morgen vielleicht ein Lüftchen weht, dass sie gen Osten bringt.

Wir überschlagen unseren Dieselverbrauch und unseren Vorrat, und es steht fest, dass wir auf keinen Fall die ganze restliche Strecke mit Motor fahren können. So weit reicht der Diesel nicht. Wir hoffen auch, dass es gar nicht nötig ist, dass wir irgendwann wieder Wind bekommen und endlich wieder segeln können.

Die See hat sich weiter beruhigt, sie ist jetzt nicht mal mehr leicht gekräuselt, sonder fast spiegelglatt. Im hellen Mondschein verlief meine Nachtwache bei einem guten Buch und einer Kanne schwarzen Tee völlig unspektakulär. Allerdings sind die Zeiten, in denen Nachts barfuß, in T-Shirt und Shorts Wache gegangen werden konnte, endgültig vorbei. Mit langer Hose, Fleece-Jacke und dicker Teddyfell-Jacke, an den Füßen dicke Socken und Seestiefel verbringe ich die Nachtwachen und freue mich über den heißen Tee.

Back-Tag war gestern, heute ist Dusch-Tag, Lese-Tag war vorgestern, gestern und ist auch heute. Die CD der Gruppe "Santiano" dudelt ein ums andere Mal. In einem ihrer Lieder heißt es: (...) "Was macht ein Seemann, wenn mal Flaute ist, was macht ein Seemann dann? Dann flucht er laut, so laut, wie er nur fluchen kann, das macht ein Seemann dann!" Geflucht hat bei uns an Bord bis jetzt noch niemand, wahrscheinlich würde der Volvo sich bitter beschweren, wenn er könnte. Aber bis jetzt macht er brav, wozu er schließlich an Bord ist - er brummt vor sich hin. Wir nehmen es, wie es kommt. Im Schneckentempo nähern wir uns Meile für Meile dem Ziel. Meilenfressen mal gemächlich.

Donnerstag, 28.05.2015, 12.00 Uhr

Position 38° 7,1' N; 44° 45,5' W; Etmal: 86 Seemeilen; Rest: 639 Seemeilen

Was für ein mageres Etmal! Wie vorhergesagt, nahm der Wind gestern immer mehr ab und seit gestern Nachmittag brummt jetzt schon der Volvo. Wir haben auch das erste Mal Diesel aus den Kanistern nachgetankt. Laut der gestrigen Wind- und Wettervorhersage soll es noch einige Tage schwachwindig bleiben. Wir fahren seit einiger Zeit nicht mehr den direkten Kurs zu den Azoren, sondern halten uns nördlicher. Dort weht angeblich zumindest ein laues Lüftchen und so dieseln wir - hoffentlich - dem Wind entgegen. Wäre schön, wenn wir vielleicht mal unser buntes Zauber-Leichtwindsegel, den Gennaker, setzten könnten. Wir hoffen auf Wind, denn jede Meile, die wir segeln können, spart nicht nur Diesel, sondern ist einfach ruhiger und viel schöner.

Gestern hat ein großer, grauer Wal unseren Kurs gekreuzt. Knapp 30 Meter tauchte er an Steuerbord vor unserem Bug auf, stieß dreimal kurz hintereinander seinen Blas aus, zeigte uns seinen riesigen grauen Rücken und verschwand an Backbord in den Tiefen des Atlantiks. Viel lieber war mir da schon heute Morgen der Besuch einer kleinen Delphingruppe. Sie schwammen neben uns her, umspielten Amazones Bug und verschwanden alsbald achteraus.

Während ich diesen Beitrag schreibe, geht der Hefeteig für das Brot auf, und gleich wird gebacken. Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel, es ist um die 21° Grad warm. Außer ein bisschen Wind fehlt uns nichts.

Mittwoch, 27.05.2015, 12.00 Uhr

Position 37° 18,1' N; 46° 23,1' W; Etmal: 108 Seemeilen; Rest: 725 Seemeilen

Na, da war ja ganz schön etwas los rings um uns herum. Am späten Montagabend briste der Wind unerwartet heftig auf. Es wehte mit konstanten sechs Beaufort, in Böen sogar sieben, aus nordöstlicher Richtung. Was bedeutete, dass es an Bord sehr ungemütlich wurde. Angekündigt war das nicht, aber dafür blieben die angekündigten Gewitter aus. Das ist doch gar kein schlechter Tausch, oder? Trotz zwei Reffs im Großsegel und ganz kleiner Fock marschierte die Amazone mit sechs bis sieben Knoten Fahrt durch die aufgewühlte See. Tapfere Lady, ohne Murren und Knurren steckte sie jeden noch so harten Schlag der See ungerührt ein.

An Schlaf war während der Freiwachen nicht zu denken, die Wachen an sich waren sehr anstrengend. Eine Regenfront nach der anderen zog über uns hinweg und brachte ordentlich Wind mit. Jede Bewegung fiel schwer, an kochen oder duschen war nicht zu denken. Bei dem Geschaukel war es dann gestern auch nicht möglich, einen ausführlichen Bericht zu verfassen. Aber, wie das so ist im Leben - das Blatt wendete sich zum Besseren und inzwischen sieht unsere kleine Welt wieder ganz anders aus.

Gestern, Dienstag nachmittag, flaute es allmählich ab. Das erste Reff konnte losgebunden und die Genua zum Teil ausgerollt werden. Etwas verpasster Schlaf wurde nachgeholt, eine heiße Suppe gekocht. Sogar Besuch kam vorbei - nur etwa eine Bootslänge von uns entfernt tummelten sich sechs Grindwale. Ganz unbefangen kann ich diesen Anblick nicht mehr genießen, was man vielleicht nachvollziehen kann. So segelten wir in den Abend und in die Nacht, auch das letzte Reff konnte losgebunden und das Vorsegel ganz ausgerollt werden. Leider ließ der Wind immer mehr nach, so dass zwischendurch immer wieder die Maschine gestartet werden musste.

Heute Morgen bekam die Amazone Besuch von Delphinen, sehr vielen Delphinen sogar. Es waren schätzungsweise etwa an die einhundert Tiere, die da unterwegs waren. Einige tauchten unter der Amazone hindurch, andere blieben in einiger Entfernung. Es waren auch viele Jungtiere in der Gruppe.

Jetzt scheint die Sonne bei 21° Lufttemperatur, die See hat sich beruhigt, und der Wind kommt schwach aus östlicher Richtung. Nur wenig Wind und der genau gegenan, das bedeutet viel Arbeit für den Volvo. Immerhin haben wir schon mehr als die Hälfte der Strecke geschafft. Gleich koche ich uns etwas Leckeres, später wird geduscht und vielleicht beißt ja auch noch ein Fisch an.

Dienstag, 26.05.2015, 12.00 Uhr

Position 36° 6,4' N; 48° 16,2' W; Etmal: 130 Seemeilen; Rest: 833 Seemeilen

Wir hatten heute Bergfest! Aufgrund des starken Seegangs wird der ausführliche Bericht morgen nachgeliefert.

Montag, 25.05.2015, 12.00 Uhr

Position 35° 7,7' N; 50° 39,6' W; Etmal: 111 Seemeilen; Rest: 963 Seemeilen

Der Motor lief gestern bis zum frühen Nachmittag, als dann doch noch der Wind zurück kam. Erst etwas zaghaft, aber dann mit vier Windstärken, später fünf. Wir konnten das Großsegel setzen und die Genua ganz ausrollen. Hoch am Wind ging es flott voran, wobei es im Boot aber wieder ungemütlich wurde. Die Kajüte entwickelte sich wieder zu einer "schiefen Ebene", entsprechend beschwerlich war es, sich darin fortzubewegen. Die Wellen polterten wieder ebenso laut wie unaufhörlich an den Rumpf. Während meiner Nachtwache kamen wir mit fünf, teilweise sechs Knoten Fahrt gut voran. Dunkle Wolken versperrten den Blick auf den Sternenhimmel, Amazone zischte durch die bewegte See, als bekäme sie dafür bezahlt und das Meeresleuchten war wieder wunderschön. Eine Motoryacht (57 Meter lang, 11 Meter breit) zog mit 12 Knoten Fahrt in sechs Seemeilen Abstand an Steuerbord an uns vorbei. Ihr Ziel ist Gibraltar. Etwa eine Stunde nach meiner Ablösung zogen Regenwolken über uns hinweg und brachten einige Böen mit. Ingo musste die Genua ein Stück einrollen und das Großsegel reffen. Als die Front durchgezogen war, ließ der Wind nach, die Genua wurde eingerollt und der Motor musste gestartet werden und brummt auch jetzt noch. Laut gestriger Windvorhersage soll der Wind bis Donnerstag schwach aus östlicher Richtung wehen, also für uns ungünstig, weil von vorne. Wir und die Amazone versuchen, das Beste daraus zu machen. Es könnte schlimmer sein. Auf die neue Vorhersage, die wir gleich bekommen, sind wir gespannt. Immerhin liegt die Distanz bis zu unserem Ziel jetzt schon im dreistelligen Bereich.

Sonntag, 24.05.2015, 12.00 Uhr

Position 34° 54,0' N; 52° 57,4' W; Etmal: 105 Seemeilen; Rest: 1.074 Seemeilen

Der Wind nahm gestern zwischendurch ab, so dass wir mit Großsegel und ausgebaumter Genua nur noch mit ungefähr vier Knoten voran kamen. Gegen Abend nahm er wieder ein wenig zu, und wir kamen mit fünf Knoten vorwärts. Mit schlafen, lesen, kochen und essen vergeht der Tag erstaunlich schnell. Das Thunfischfilet hat hervorragend geschmeckt, gleich brate ich die restlichen Filets. Wenn der Fisch verputzt ist, werfen wir die Angel wieder aus, um erneut unser Glück zu versuchen.

Meine Nachtwache verlief bei schwachem Wind und relativ wenig Seegang ganz ruhig. Kurz nach meiner Ablösung musste Ingo dann doch den Motor starten, da der Wind genau wie ich eingeschlafen war. Der Volvo brummt jetzt noch immer und wird es wohl noch einige Zeit machen müssen. Wir sind gespannt, was die neue Wettervorhersage uns gleich beschert. Ein gutes Drittel des Törns haben wir schon geschafft.

Was hat sich sonst noch ereignet? In der Nacht hat uns in 1,5 Seemeilen Entfernung das Segelschiff "Widago" unter Motorfahrt überholt, jetzt schickt sich die Segelyacht "Mistero Blue" an, uns ebenfalls unter Maschine fahrend, zu überholen. Die "Anne", die uns über ihren Kurs per Mail über das Satellitentelefon auf dem Laufenden hält, fährt etwa 50 Seemeilen vor uns. Die "Lubini" hat uns ebenfalls per Satellitentelefon mitgeteilt, dass sie etwa 120 Seemeilen hinter uns ist. Heute Morgen lagen zwei kleine (ehemals) Fliegende Fische an Deck und haben eine ordentliche Seebestattung bekommen.

Außerdem waren zwei kleinere Reparaturen zu erledigen: Peter hatte eine Schraube locker und am Motor musste ein neuer Kupferring zum Abdichten der Entlüftungsschraube der Dieselleitung eingesetzt werden. Malte hatte uns zwei Kupferringe mit nach Martinique gebracht, so wollten wir für den Fall der Fälle vorbereitet sein. Leider hat man Malte nicht die richtigen Ringe mitgegeben - sie sind zu klein. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, die Ersatzteil-Nummer ist jedenfalls richtig. So hat Ingo den alten Kupferring gesäubert und wieder eingesetzt. Wir hoffen, dass das erst mal ausreichend ist.

Feiertage spielen in unserem Mikrokosmos hier draußen keine Rolle. Hier dreht sich alles nur um die Wind- und Wettervorhersage. Trotzdem haben wir natürlich mitbekommen, dass heute Pfingstsonntag ist. In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass wir im letzten Jahr am Pfingstwochenende zu unserer Reise aufgebrochen sind. So vieles hat sich seitdem ereignet, so viele nette und interessante Begebenheiten haben wir erlebt. Wie ein kostbarer Schatz hüte ich all die Erinnerungen, keine soll verblassen oder gar verloren gehen. Eine Zeit unendlich vieler Eindrücke und neuer Bekanntschaften. In Gedanken gehe ich unsere Reiseroute durch und komme auf 19 Gastlandflaggen, die wir bis jetzt gesetzt haben. Knapp drei Monate werden wir noch unterwegs sein, weitere Eindrücke warten schon auf uns. Wir sind gespannt auf die Azoren und hoffen natürlich, auf angenehme und sichere Törns auf dem weiteren Rückweg durch den Atlantik, den Ärmelkanal und die Nordsee in die Weser. Wir freuen uns das Wiedersehen mit der Familie, den Freunden und Bekannten. Freuen uns auf ein richtiges Bett, eine richtige Dusche, die eigene Waschmaschine, unsere Fahrräder, Zeit mit den Kindern, aktuelle Tageszeitungen, sonntags einen "Tatort" gucken und und und...

Sonnabend, 23.05.2015, 12.00 Uhr

Position 34° 32,3' N; 55° 3,1' W; Etmal: 149 Seemeilen; Rest: 1.179 Seemeilen

Wir sind jetzt vier Tage unterwegs, aber die Bordroutine, die sich meist am dritten Tag einstellt, will nicht so richtig kommen. Die Bedingungen sind zwar weiterhin sehr gut, trotzdem bin ich immer müde. Bei vier bis fünf Windstärken halbem Wind kommen wir flott voran. Gleich bekommen wir den neuen Wind- und Wetterbericht, und wir hoffen, dass Wind, Wetter und Seegang so moderat bleiben.

Gestern Nachmittag hatten wir wieder Anglerglück. Ein schöner dicker Yellow-Fin Thunfisch hat angebissen und versorgt uns jetzt mindestens für zwei Tage mit leckeren Filets.

Freitag, 22.05.2015, 12.00 Uhr

Position 33° 53,0' N; 57° 56,7' W; Etmal: 126 Seemeilen; Rest: 1.328 Seemeilen

Gestern Nacht schlief der Wind kurz ein, so dass der Motor für zwei Stunden für unser Fortkommen zuständig war. Bei weniger als drei Knoten Fahrt im Schiff muss der Volvo aushelfen. Alsbald konnte die Genua aber schon wieder ausgerollt und die Maschine ausgestellt werden. Gegen 22 Uhr nahm der immer noch raume bis achterliche Wind soweit zu, dass auch das Großsegel gesetzt werden konnte. Seitdem preschen wir mit guten sechs Knoten Fahrt durch den nicht mehr ganz so konfus aufgewühlten Atlantik. Die Nacht war sternenklar, es gab sogar Sternschnuppen. Da habe ich mir natürlich auch etwas gewünscht. Mal abwarten, ob es in Erfüllung geht.

Als meine Wache um vier Uhr zu Ende war, bin ich todmüde in meine herrlich gemütliche Koje geklettert. Um acht Uhr hieß es dann schon wieder raus aus der Koje, schon wieder Wachablösung. Die vier Stunden kamen wir vor wie vier Minuten, und ich hätte unendlich gerne noch ein paar Stunden weitergeschlafen. Geht aber nicht, der Kapitän ist auch hundemüde, braucht natürlich auch seinen Schlaf und freut sich auch auf seine Koje.

Zum Frühstück bekam ich Besuch von Delphinen. Sie blieben eine ganze Weile, schwammen neben der Amazone her, tauchten unter ihr durch und vollführten tollkühne Sprünge.

Wir kommen gut voran, bei halbem Wind von vier bis fünf Beaufort, 21° Lufttemperatur und Sonnenschein ist es herrliches Segeln. So könnte es immer weitergehen. Idealbedingungen. Wie lange es noch so weitergeht, verrät uns gleich die Wind- und Wettervorhersage.

Donnerstag, 21.05.2015, 12.00 Uhr

Position 33° 36,2' N; 60° 30,2' W; Etmal: 125 Seemeilen; Rest: 1.454 Seemeilen

Tatsächlich kam der Wind gestern gegen 17 Uhr mit einem Winddreher zurück und seitdem laufen wir mit ausgebaumter Genua mit ungefähr vier bis sechs Knoten Fahrt bei vier Beaufort, in Böen fünf. Der Wind weht aus Südwest, kommt also für uns fast achterlich. Eine angenehme Windrichtung, die uns an das Passatsegeln erinnert. Die Amazone schaukelt, rollt und geigt. Trotz der erheblichen Zuladung verhält sie sich im konfusen Seegang aber ganz prima.

Gestern hatten wir noch einmal kurz Funkkontakt mit der "Anne". Jetzt ist sie allerdings außerhalb unserer UKW-Funkreichweite. Fast hätte es gestern Fisch zum Abendbrot gegeben! Ein sehr großer Mahi Mahi hatte angebissen. Das war ein richtiger Kämpfer. Wunderschön blau, grün und gelb schimmernd schwamm er eine Weile neben der Amazone. Dann schlug er einen Haken, und die Angelleine riss ab. So ein Mist, jetzt sind wir unseren schönen, so erfolgreichen Köder los.

Auch die zweite Nacht verlief ruhig. Die ausgebaumte Genua zog uns durch die sehr dunkle Nacht. Kein Mondschein, eine geschlossene Wolkendecke verhinderte den Blick auf die Sterne. Es fiel sogar etwas Regen. Aber das Meeresleuchten war phantastisch anzusehen. Die Amazone zog eine breite leuchtende Bahn durch den dunklen Atlantik.

Nach dem Frühstück warf Ingo mit einem neuen Köder die Angel aus. Nach kurzer Zeit biss sogar etwas an, befreite sich dann aber wieder. Wir versuchen es weiter.

Mittwoch, 20.05.2015, 12.00 Uhr

Position 33° 22,5' N; 64° 40,5' W; zurückgelegte Distanz: 103 Seemeilen; Rest: 1.579 Seemeilen

Bevor wir unseren Anker in St. George's auf Bermuda am Dienstag, 19.05.15, um 14.30 Uhr lichten konnten, gab es noch einiges zu erledigen. Als wir gerade an Land fahren wollten, kam der "Boatboy" mit seinem Bio-Gemüse vorbei. Kartoffeln, Wurzeln, Rote Beete und Salat kauften wir ihm gerne ab. Er hatte sogar Grünkohl im Angebot! Kasseler und Pinkel hatte er nicht, so dass wir den Kohl nicht gekauft haben. Anschließend fuhren wir an Land, wuschen Wäsche und kauften frische Lebensmittel im Supermarkt. Die letzten bunten Bermuda-Dollar habe ich in "Snickers" angelegt. Die Ausklarierung war schnell erledigt und nachdem wir die aktuelle Wind- und Wettervorhersage bekommen hatten, konnte es losgehen.

Das Ankerfeld hatte sich schon ziemlich gelichtet. Die "Anne" hatte kurz vor uns abgelegt, "Lubini" und "Rote Grütze" bleiben noch. Die Teilnehmer der ARC-Europe starten erst heute. Wir drehten eine kurze Abschiedsrunde durch das Ankerfeld und meldeten uns bei Bermuda-Radio. Der freundliche Mitarbeiter stellte noch ein paar Fragen und gab uns dann die Erlaubnis, die Bucht durch den engen Kanal zu verlassen.

Die emotionale Achterbahn nahm Fahrt auf und brauste in den ersten Looping. Abschied vom türkisblauen Wasser, von Bermuda und seinen ungemein freundlichen Menschen, vor uns die zweite Atlantiküberquerung, knapp 1.700 Seemeilen, schlafen im Vier-Stunden-Rhythmus, leben auf engem, schwankendem Raum, bei sinkenden Temperaturen. Und dann kamen sie angeschlichen und steigerten sich bis zur Übelkeit - Kopfschmerzen. Ein Migräneanfall wie aus dem Lehrbuch. Alsbald hing ich über der Reling und fütterte die Fische. Eine Tablette setzte dem Übel ein Ende und nach ein paar Stunden Schlaf ging es mir auch schon besser.

Mit vollem Groß und ausgerollter Genua starteten wir bei vier Windstärken am Wind. Herrliches Segeln im Sonnenschein, Bermuda verschwand am Horizont. In der Nacht ließ der Wind immer mehr nach und schlief schließlich ein. Der Motor musste heute Morgen um 4 Uhr gestartet und die Segel geborgen werden. Der Motor brummt immer noch, wir rechnen erst für heute Nachmittag mit Wind.

Dienstag, 19.05.2015

Die Wind- und Wettervorhersage erscheint uns passend, Bermuda zu verlassen und Kurs auf die Azoren zu nehmen. Bermuda hat uns sehr gut gefallen, und wir haben hier in dem "schwimmenden Dorf" eine sehr schöne Zeit verbracht. Trotzdem ist es jetzt Zeit, weiterzuziehen. Noch schnell frisches Obst und Gemüse einkaufen, ausklarieren, das Schlauchboot verstauen, dann können wir Segel setzen.

Die zweite Atlantiküberquerung steht jetzt an, ca. 1.700 Seemeilen liegen vor unserem Bug. Wenn es die Umstände zulassen, werde ich wieder von See berichten.

Nun noch etwas Wissenswertes zu unserem Ziel, den Azoren:

Die Azoren sind eine autonome Region von Portugal und somit Mitglied der EU. Es wird rechts gefahren, portugiesisch gesprochen und mit Euros bezahlt. Es sind insgesamt neun Inseln, die drei Gruppen bilden und sich von West nach Ost über mehr als 300 Seemeilen durch den Atlantik erstrecken. Alle Inseln sind vulkanischen Ursprungs.

Ach ja - die Inseln sind ein Zentrum für Walbeobachtung... Auf Pico gibt es ein Walmuseum mit dem lebensgroßen Skelettmodell des größten Pottwals, der je auf den Azoren erlegt wurde. Es gibt auch eine Beobachtungsplattform, von der aus Pottwale, die sich der Küste nähern, beobachtet werden können.

 

 

Montag, 18.05.2015

Gestern haben wir schon mal einen Besuch bei der Tankstelle gemacht, um unsere Diesel- und Trinkwasservorräte aufzufüllen. Danach standen noch zwei sehr schöne Punkte auf unserer "Tagesordnung":

Ganz in der Nähe unseres Ankerplatzes liegen einige der ARC-Europe-Teilnehmer in einer kleinen Marina. Dort hielt gestern Tania Aebi einen Vortrag über ihre Weltumseglung, die sie 1985 im Alter von 18 Jahren begann und 1987 beendete. Sie war die erste Amerikanerin, die die Welt einhand umsegelt hat. In ihrem Buch "Die Welt im Sturm erobert" hat sie ihre Erlebnisse veröffentlicht. Eine sympathische Frau und ein interessanter Vortrag.

Anschließend waren wir auf die "Lubini" eingeladen. Es war Petras Abschiedsabend, da sie heute zurück nach Deutschland fliegt. Sie hat ihre Gäste mit einem leckeren Chili verwöhnt, und auch der Rumpunsch hat hervorragend gemundet. Abschiede sind nicht leicht und dieser fällt mir besonders schwer.

Ingo und ich haben heute noch mal einen Ausflug nach Hamilton und zu den Royal Naval Dockyards unternommen. In Hamilton hatten wir noch Besorgungen zu machen und dann ging es mit der Schnellfähre zu den Dockyards. Dort haben wir u. a. noch mal die Glasbläser besucht, das hatte uns beim letzten Mal schon gut gefallen.

Zurück nach St. George's wollen wir mit der Fähre fahren. Eine richtig gute Entscheidung, wie wir an Bord feststellen. An Bord befindet sich Mr. E. Michael Jones, seines Zeichens Ex-Bürgermeister von St. George's und ein richtiger Entertainer. Er unterhält mühelos die Passagiere auf der Fähre, und wir erfahren auf der Fahrt einiges Wissenswerte über Bermuda. Er lädt alle Passagiere ein, mit ihm eine Stadtführung durch St. George's zu machen. Kurzentschlossen nehmen wir daran teil und auf sehr witzige und kurzweilige Art bringt er uns "seine" Stadt nahe. Wir besuchen die Kirche St. Peter's und erfahren, dass sie 1612 erbaut wurde und die älteste anglikanische Kirche außerhalb Englands ist und die älteste Protestantische Kirche der Welt, in der heute noch Gottesdienste abgehalten werden. Am Wegesrand gibt es allerlei Pflanzen, die Mr. Jones uns erklärt, er pflückt Früchte von einem Baum und erklärt uns, dass es sich um Bermuda-Kirschen handelt. Eine kurze Regenpause legt die Gruppe unter einem Maulbeerbaum ein, und auch diese leckeren Früchte dürfen wir probieren. Er führt uns auch ins altehrwürdige Rathaus, wo auch sein Foto in der Ahnentafel der Bürgermeister zu entdecken ist. "Machen Sie ein Foto von meinem Foto!" fordert er die Gruppe lachend auf. Nebenbei erzählt Mr. Jones uns, dass die Häuser auf Bermuda auf große Regenwasser-Sammelbecken gebaut sind, die Häuser seien im Grunde "überdachte Swimmingpools". Die Dächer seien mit einer speziellen weißen Farbe gestrichen, die keine Schadstoffe enthalte, so dass das gesammelte Regenwasser bedenkenlos getrunken werden könne.

Übrigens ging der ehemalige Bürgermeister während der Führung rückwärts - und ermahnte uns, immer schön aufzupassen, wohin wir treten. Ja, das war eine Stadtführung der ganz besonderen Art!

 

In der Glasbläserei in den Royal Naval Dockyards:

 

Mr. E. Michael Jones, von 2003 bis 2006 Bürgermeister von St. George's:

Sonnabend, 16.05.2015

In der Karibik gehörten sie auf einigen Inseln einfach dazu - die Boatboys. Sie kamen mit ihren teils sehr phantasievoll gestalteten kleinen Booten angebraust und hatten allerlei anzubieten. Ob Fisch, Obst, Gemüse, Wäscheservice oder eine Mooringboje, ihr Angebot war so bunt wie ihre Boote. Die letzte Insel, auf der wir Besuch von Boatboys hatten, war auf Dominica. Danach waren sie verschwunden. Bis heute, denn am Vormittag tuckerte ein kleines Boot durchs Ankerfeld. Der nette Herr sprach Deutsch und hatte Möhren aus eigenem (biologischem!) Anbau dabei. Da haben wir gerne zugegriffen. Einen Obst- und Gemüsemarkt gibt es auf Bermuda nicht. Ungekühltes kann nur direkt bei den Bauern gekauft werden.

Unsere To-Do-Liste, die wir vor unserer Abreise abzuarbeiten haben, ist ziemlich lang. Natürlich müssen wir noch Diesel und Wasser tanken, Proviantlisten anlegen, einkaufen, Wäsche waschen und vieles mehr. Außerdem kramen wir jetzt die dicken Pullover, Socken und langen Hosen hervor.

Für einen Rundgang durch St. George und einen langen Spaziergang in die Umgebung bleibt aber auch noch Zeit. Am Abend hat die "Anne" zu  leckeren Cocktails eingeladen. In netter Runde bei interessanten Gesprächen geht wieder einer dieser schönen Tage zu Ende.

 

Gruppenbild vom Ausflug zu den Chrystal Caves

 

Die Kirche St. Peter's in St. George's:

Freitag, 15.05.2015

In unserem "schwimmenden Dorf", dem Ankerfeld vor St. George's, hat es in den letzten Tagen viele Zuzüge gegeben. Die Nachbarschaft ist bunt, die Yachten kommen aus den USA, den Niederlanden, aus England, Frankreich, der Schweiz und natürlich Deutschland. Am Dinghy Dock gibt es jetzt immer ein großes Gedrängel. Inzwischen sind auch die Yachten eingetroffen, die mit der Atlantic Rally for Cruisers (ARC) Europe über die Azoren nach Europa segeln.

Clarissa und Jonathan sind mit der "Takamaka" seit vergangenem Montag auf ihrem (kalten) Weg Richtung Norden. Sie wollen über Grönland und die Shetlands zurück nach Deutschland. Das ist die richtig harte Tour. Unter Takamaka-segeln.de (siehe unter den Links) kann ihre nasse Reise verfolgt werden.

Wir erhalten weiterhin täglich die aktuelle Wind- und Wettervorhersage. Das Wetter und ein möglicher Abreisetermin Richtung Azoren sind natürlich die Hauptthemen in unserem "Dorf vor Anker".  Bis zum Ausklarieren werden aber noch einige Tage vergehen.

Den heutigen Tag haben wir für einen Ausflug an das Ostende der Insel genutzt. Mit dem Bus geht es am Flughafen und am Leuchtturm St. Davids vorbei. Wir nehmen den Weg zum Cooper's Island Nature Reserve. Hier donnern die landenden Flugzeuge dicht über unsere Köpfe hinweg. Schließlich erreichen wir nach einem kurzen Fußmarsch die ebenso weißen wie menschenleeren Strände von Clearwater Beach und der Turtle Bay. In der Soldier Bay finden wir schließlich eine von Felsen umschlossene Mini-Bucht für zwei Personen. Wir gehen schwimmen und lassen uns hinterher von der Sonne aufwärmen. 21 Grad Wassertemperatur sind wir eben nicht mehr gewöhnt, in der Karibik waren es um die 26 Grad.

Als wir am Vormittag aus dem Bus gestiegen waren, hatte uns die Busfahrerin gesagt, dass der Bus immer um viertel vor zurück nach St. George's fährt. So stehen wir an der Haltestelle und warten geduldig auf den überfälligen Bus. Da hält ein Auto mit einem älteren Ehepaar darin und erklärt uns, dass der Bus in dieser Stunde nicht führe, da er um diese Zeit als Schulbus eingesetzt sei. Sie würden uns aber gerne mitnehmen. Das lassen wir uns nicht zweimal sagen und steigen ein. Die beiden erzählen uns, dass sie schon einmal in Deutschland waren, und zwar zu einem Treffen ihrer Glaubensgemeinschaft, den Zeugen Jehovas, in München. Beim Abschied bittet uns der nette Herr, seinen Brüdern der Zeugen Jehovas in Deutschland doch herzliche Grüße auszurichten. Na, das machen wir doch gerne.

 

Flugzeug scheinbar zum Greifen nahe. Die ersten Leitsignale stehen im Wasser in der Annie's Bay:

 

Blick von Clearwater Beach - im Hintergrund der seit 1879 in Betrieb befindliche Leuchtturm St. David's. Die hübschen Häuser auf Bermuda sind in bunten Pastelltönen gestrichen, die Dächer sind ausnahmslos weiß:

 

Wen haben wir denn da? Viele Grüße von der kleinen Ente an die Jungs von der "Cello"!

 

Traumstrand in der Turtle Bay:

 

Verschwiegene Minibucht in der Soldier Bay:

 

Mittwoch, 13.05.2015

 

Heute machen wir uns mit den Crews der "Lubini" und der "Rote Grütze" zu einer Inselrundfahrt mit dem Bus auf. Wir wollen die Höhlen Crystal Caves besichtigen und dann über Hamilton weiter zum ganz im Westen gelegenen Royal Naval Dockyard fahren.

Für 30 Dollar pro Person werden wir zunächst in einer kleinen Gruppe in die Fantasy Cave geführt, anschließend besichtigen wir mit einer großen Gruppe die Crystal Cave. Beide Tropfsteinhöhlen mit ihren Stalaktiten und Stalakmiten sind wunderschön. Etwa 40 Meter geht es über Treppen in die Höhlen hinein. Die Höhlen sind geschickt ausgeleuchtet, und in der Crystal Cave führt ein Steg über das Wasser. Die Höhlen wurden 1907 zufällig von zwei Jungen entdeckt, die ihren Cricketball suchten. Der Ball blieb allerdings verschwunden.

Nach einer kurzen Erfrischungspause geht es mit dem Bus weiter nach Hamilton. Von dort nehmen wir die Schnellfähre und sind etwa 10 Minuten später schon ganz im Westen im Royal Naval Dockyard angekommen. Dies war ursprünglich eine riesige Marinebasis, mit deren Errichtung 1809 begonnen wurde. Heute legen hier die Kreuzfahrtschiffe an. In den historischen Gebäuden sind u. a. eine Shopping Mall und viele Kunsthandwerker mit ihren Ateliers untergebracht. So können wir zum Beispiel in einer Glasbläserei dabei zusehen, wie in vielen Arbeitsschritten eine farbenfroh gestaltete Glasschüssel entsteht.

Auch gibt es hier die Gelegenheit, mit Delphinen zu schwimmen - das machen wir aber nur am 1. April.

Mit dem Bus geht es über Hamilton zurück nach St. George's. Ein schöner Tag mit vielen Eindrücken von dieser entzückenden Insel mit ihren herrlichen Sehenswürdigkeiten geht zu Ende.

 

In der Fantasy Cave:   

 

Auch in der Fantasy Cave:

 

 

In der Crystal Cave:

 

 

Herren mit Bermuda-Shorts:

 

The Royal Naval Dockyard:

Dienstag, 12.05.2015

 

Entdeckt wurde Bermuda 1503 von dem Spanier Juan de Bermúdez. Wegen der gefährlichen Riffe ist er allerdings nicht an Land gegangen. 1511 erschien die erste Landkarte, auf der die Inselgruppe eingezeichnet ist. Darauf trägt sie den Namen La Bermuda. Spanische und portugiesische Schiffe liefen die Bermudas an, um sich mit Wasser und Fleisch zu versorgen. Die schwierigen Seeverhältnisse und auch die Angst vor bösen Geistern hielt die Europäer zunächst davon ab, Bermuda zu besiedeln.

Die ersten Siedler waren dann 1609 Auswanderer aus England auf ihrem Weg nach Amerika, die hier unfreiwillig an Land gingen, nachdem ihr Schiff, die "Sea Venture" auf ein Riff gelaufen war. Die 150 Schiffbrüchigen verbrachten hier unter der Führung von Sir George Somers zehn Monate. Und sie waren nicht untätig: Aus den Trümmern der "Sea Venture" und vor Ort gefundenem Holz bauten sie sich zwei kleinere Schiffe, mit denen sie ihre Reise nach Virginia fortsetzten. Eines der beiden Schiffe war die "Deliverance". Ein Nachbau steht hier an Land. 1612 kamen dann die ersten britischen Siedler, ganz freiwillig, und gründeten St. George's.

Wir wollen uns heute ein wenig Bewegung verschaffen. Also brechen wir zu einem Spaziergang auf und schauen uns die Umgebung von St. George's an. Dabei kommen wir an mehreren Forts vorbei, die Bermuda vor Angriffen der Spanier, Franzosen und Amerikaner schützen sollten. Das erste Fort wurde 1614 erbaut. Zum Schluss unseres Rundgangs kamen wir noch an der unvollendeten Kirche vorbei.  Aus Geldmangel und wegen Schäden, die ein Sturm angerichtet hatte, wurde der 1874 begonnene Bau eingestellt.

 

Sir George Somers - der Namensgeber von St. George:

 

Einfahrt in den St. George's Channel: 

 

Die unvollendete Kirche:

Montag, 11.05.2015

Heute waren wir wieder mit dem Bus unterwegs. Die Damen und Herren, die die pinkfarbenen Busse über die Insel lenken, geben beherzt Gas und brausen unerschrocken durch die Gegend. An Bord der Amazone werde ich nicht seekrank, aber hier im Bus stellt sich nach ein paar eng genommenen Kurven ein flaues Gefühl in der Magengegend ein.

Unser heutiges Ziel war der South Shore Park und die vorgelagerten Buchten. Von St. George ging es zunächst nach Hamilton, dort mussten wir umsteigen und noch ein Stück weiter westlich nach Southampton fahren. Die Sonne lachte vom Himmel, und wir unternahmen einen schönen Spaziergang durch den Park. Munter ging es zwischen den Bäumen bergauf und schon bald hatten wir einen wunderschönen Blick über die East Whale Bay und die Horseshoe Bay. Der Strand war gut besucht. Die Passagiere der beiden Kreuzfahrtschiffe, die in Hamilton angelegt haben, genossen das Strandleben.

Zurück an Bord gönnten wir uns eine kleine Pause, bevor wir zum zweiten Highlight des Tages aufbrachen. An Bord der "Rote Grütze" gab es etwas zu feiern - Gunther hat Geburtstag! Das Geburtstagskind hat gekocht, und so ließen wir uns gerne verwöhnen. Anschließend wurden Shantys gesungen. Ein vielstimmiger Chor, unter dem Sternenhimmel Bermudas, bei Rumpunsch und/oder einem guten Rotwein.

 

Wunderschöner Ausblick auf die Bucht vom South Shore Park aus:

 

Feiner weißer Sand und tolle Blautöne:

 

Gunther schneidet seinen Geburtstagskuchen an. Lasse von der "Anne" hat ihn gebacken:

Sonntag, 10.05.2015

Mit schöner Regelmäßigkeit wechseln sich schöne Tage und "Arbeitstage" ab. Gestern war ein schöner Ausflugstag, heute war ein "Arbeitstag". Bevor wir demnächst Richtung Azoren aufbrechen, war mal wieder eine große Inspektion des Motors fällig. Dann wird es an Bord richtig ungemütlich, die Hundekoje wird ausgeräumt, Ersatzteile und Werkzeug hervorgeholt und in Nullkommanichts sieht es im Salon aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Dann wird es für mich höchste Zeit, das ungastliche Boot zu verlassen.

Während Ingo das Motor- und Getriebeöl wechselt, allerlei kontrolliert und Filter reinigt oder austauscht, suche ich den Waschsalon im Ort auf und kümmere mich um die Wäsche. In der Zeit, in der die großen Profimaschinen für mich arbeiten, schreibe ich allerhand Postkarten. Auch auf der "Takamaka" war Waschtag, so dass ich auch noch nette Gesellschaft von Clarissa und Jonathan hatte.

Im Laufe des Nachmittags ist auch die "Muline" hier eingetroffen. Zuletzt waren wir uns in den British Virgin Islands begegnet, und wir freuen uns über das Wiedersehen. Das Ankerfeld ist wie ein kleines schwimmendes Dorf. Ab und an kommen Bekannte mit ihrem Schlauchboot längsseits, es wird ein wenig geschnackt, Verabredungen werden getroffen. So findet dieser fleißige Tag einen schönen Abschluss an Bord der "Anne".

Sonnabend, 09.05.2015

Wir hatten es uns gestern Abend so richtig gemütlich gemacht. Draußen regnete es in Strömen und  bei einem schönen Becher Kaffee haben wir Fotos für den Beitrag sortiert. Als der Beitrag und die Fotos gerade ins Netz gestellt waren, stellten wir fest, dass es immer noch regnete und der Wind sich gedreht hatte. Diese Winddrehung hatte zur Folge, dass ein Ankerlieger, der am Nachmittag hier eingetroffen war und ganz in unserer Nähe den Anker geworfen hat, der Amazone auf die Pelle gerückt war. Mit seinem Bugspriet war das Boot im Begriff, unsere Antennen von unserem Heckkorb abzurasieren.

Der Skipper des englischen Bootes schlief derweil tief und fest. Ingo hat versucht, ihn durch Klopfen an dessen Bugkorb zu wecken. Ein wahres Trommelfeuer ging auf die Yacht hernieder, aber es rührte sich rein gar nichts. Schließlich ist Ingo auf das fremde Boot geklettert, hat in die Kajüte gespäht, aber niemanden entdeckt. Dann hat er die Ankerkette um einige Meter weiter abgelassen, so dass das Boot sich achteraus entfernte. Mit einer zuvor belegten Leine habe ich Ingo mit dem fremden Boot zu uns herangezogen, so dass er wieder auf die Amazone zurückklettern konnte.

Heute Morgen, im hellen Sonnenschein, haben wir uns dann hinter dem Engländer einen anderen Ankerplatz gesucht. Als der Skipper sich im Cockpit blicken ließ, hat Ingo ihm erzählt, was sich ereignet hatte und wie er das Problem gelöst hat. Darauf meinte der Typ, er habe doch extra Fender aufgehängt! Was für Schäden sein derber Bugspriet anrichten kann, hat er anscheinend überhaupt nicht bedacht. Unglaublich, was für einen festen Schlaf der Mensch gehabt haben muss. Schließlich war Ingo bei ihm an Bord und die Ankerkette hat auch vernehmlich gerasselt. Ja, das sind Ankerfreuden!

Heute waren wir mit Petra und Klaus von der "Lubini" verabredet, um gemeinsam einen Ausflug in die Hauptstadt Hamilton zu machen. Eine Autovermietung gibt es hier nicht. Das angesagte Verkehrsmittel ist hier der Motorroller. Wir haben allerdings den Bus genommen. Alle 15 Minuten fährt er von hier aus nach Hamilton. Etwa 45 Minuten dauerte die Fahrt vom Osten der Insel in den Westen. Pro Fahrt und Person hat es 4 Dollar gekostet. Der Busfahrer trug natürlich Bermuda-Shorts und Kniestrümpfe. Hamilton ist eine schöne Stadt mit mehreren Parks, einem Fort, vielen Kirchen, großen Bürogebäuden, Geschäften und Restaurants. Das morgen Muttertag ist, war hier nicht zu übersehen. Kaum ein Schaufenster, in dem nicht für den "Happy Mother's Day" geworben wurde. Im Supermarkt gab es grellbunte Torten mit dem Schriftzug: "Relax, Mom". An der Kasse wünschte mir die nette Mitarbeiterin sogar einen schönen Muttertag. Bei angenehmen 21° Lufttemperatur haben wir einen ausgedehnten Stadtbummel unternommen. Am frühen Abend waren wir zurück an Bord und ziemlich geschafft.

 

Bezahlt wird hier entweder mit US-Dollar oder dem hübschen Bermuda-Dollar (Umrechnungskurs 1 : 1). Teuer - teuerer - am teuersten, das können wir auch so übersetzen: Karibik - British Virgin Islands - Bermudas

 

Rathaus von St. George:

 

 

Folter wird anscheinend ganz unterschiedlich wahrgenommen:

 

Edler Clubraum im RBYC - Royal Bermuda Yacht Club in Hamilton:

 

Hübsches Mädchen im Queen Elizabeth Park:

 

Fort Hamilton, wobei der Eindruck täuscht. Die Anlage ist tatsächlich sehr gepflegt:

Freitag, 08.05.2015

Wir hatten uns ja wie gewünscht per Mail bei der Hafenbehörde der Bermudas angemeldet und eine Registrierungsnummer bekommen. Etwa 25 Seemeilen vor der Ankunft haben wir per UKW-Funk Kontakt zu Radio Bermuda aufgenommen. Der sehr hilfsbereite Mitarbeiter hatte uns schon auf dem Schirm und hieß die Amazone aus Bremerhaven herzlich auf den Bermudas willkommen. Er stellte noch ein paar Fragen und bat uns dann, uns erneut zu melden, wenn wir den St. George's Channel, der Einfahrt in die Ankerbucht vor St. George, erreicht haben. Als es dann soweit war und wir die betonnte Zufahrt erreicht hatten, gab er uns weitere Informationen. Noch nirgends sind wir so freundlich empfangen worden. Dieser Service ist vor allem bei Dunkelheit und schlechtem Wetter eine unschätzbare Hilfe.

Auch die beiden Mitarbeiter von Customs und Immigration waren wirklich nett und hilfsbereit. Sogar Pläne von der Insel und einige Informationsbroschüren wurden uns überreicht. Das Büro ist an jedem Tag von 8 bis 24 Uhr geöffnet. Wenn wir demnächst wieder ausklarieren, genügt es, eine Stunde vor dem geplanten Auslaufen dort zu erscheinen.

Es war eine richtig große, internationale Seglerinnen- und Seglerrunde, die sich da gestern zum Barbeque auf der kleinen Insel hier in der Bucht eingefunden hatte. Einige bekannte Gesichter waren dabei, viele neue Bekanntschaften haben wir gemacht. Es gab eine Menge zu erzählen, die Zeit verging wie im Fluge, und irgendwann fuhren wir mit der kleinen Gummiwurst zurück an Bord und fielen todmüde in unsere Koje.

Hier in der Bucht von St. George liegen wir ganz geschützt. Die Amazone kommt nach ihrem Marathon auf See richtig zur Ruhe und wir können tief und fest schlafen. Sogar eine ganz passable Internetverbindung haben wir hier, so dass wir uns am heutigen Vormittag unseren Mails gewidmet haben. Irgendwann fing es an zu regnen, so dass die Amazone eine lang ersehnte Süßwasserdusche bekam. In einer kurzen Regenpause sind wir an Land gefahren und haben uns ein wenig in dem hübschen Ort umgesehen und auch einiges erledigen können.

Den Landgang haben wir dann mit einem Besuch in einer gemütlichen Kneipe abgeschlossen. Hatte ich in der Karibik immer gerne ein Tonic Water mit ganz viel Eis bestellt, bin ich jetzt lieber auf heißen Kaffee umgestiegen. Es regnete unaufhörlich, alles war grau in grau und trotz langer Hose war mir kalt. Die Crews der "Lubini" und der "Rote Grütze" leisteten uns Gesellschaft, so dass es gar nicht mehr so schlimm war, dass es draußen Bindfäden regnete.

 

Jean-Pierre Straub, der Intarsien-Künstler von St. Martin, in seinem Atelier:

 

Au revoir St. Martin, good bye Karibik - es war einfach eine wunderschöne Zeit:

 

Hier saust "Elvis", der 19 Meter lange Katamaran, mit 10 Knoten Fahrt an uns vorbei:

 

Und wieder wird eine neue Gastlandflagge gehisst:

 

Einfahrt in den St. George Channel/Bermuda:

 

Blick über die Ankerbucht:

Donnerstag, 07.05.2015

Heute Morgen um 9.45 Uhr haben wir nach 876 Seemeilen St. George auf den Bermudas erreicht. Etwa die letzten 70 Seemeilen mussten wir leider unter Maschine zurücklegen, weil der Wind gegen 20 Uhr einschlief. Vor genau einer Woche haben wir die Karibik verlassen und schon sind lange Hosen, Socken, Schuhe und eine kuschelige dicke Bettdecke gefragt. Der Himmel ist bedeckt, es ist um die 20° Grad warm.

Die "Takamaka", "Anne", "Rote Grütze" und "Lubini" liegen hier schon vor Anker, und so drehten wir eine schöne "Winke-Winke-Wir-sind-auch-da!"-Begrüßungstour durch das Ankerfeld auf dem Weg zum Anleger von Customs und Immigration. Die Formalitäten waren schnell erledigt. Pro Person waren 35 US Dollar fällig, und wir dürften uns jetzt drei Monate auf den Bermudas aufhalten.

Wir ankern hier in fünf Meter tiefem Wasser, und Ingo taucht gerade, um sich das Unterwasserschiff einmal aus der Nähe genau anzusehen. Außer ein bisschen Farbe scheint dem Ruder nichts zu fehlen - Glück gehabt. Der Wal hat vermutlich eine Schramme abbekommen, das tut uns leid. Die Amazone und der Wal waren eben zur falschen Zeit am falschen Ort. In unserem "Handbuch für den Atlantischen Ozean" von Jane Russell habe ich übrigens zu dem Thema "Kollisionen" folgendes gelesen: "... Es gibt viele Berichte von Crews, die sehr enge Begegnungen mit Walen hatten. Es kommt zwar selten vor, doch es hat schon Kollisionen mit den Tieren gegeben. Pottwale dösen häufig an der Oberfläche und können dabei von einer sich nähernden Yacht völlig übersehen werden." Wir glauben, dass es tatsächlich ein an der Oberfläche dösender Pottwal war, dem wir in die Quere gekommen sind. Auch der für Pottwale typische eckige Kopf, den wir gesehen haben, spricht dafür.

Heute Nachmittag gibt es auf einer der kleinen Inseln hier ein Barbeque. Wir schlafen jetzt erst mal ein bisschen, kaufen dann etwas zum Grillen und freuen uns schon auf die große Runde auf der kleinen Insel.

Mittwoch, 06.05.2015, 12.00 Uhr

Position 30° 36,0' N; 64° 24,3' W; Etmal: 152 sm, 106 sm Rest

Wir preschten bei fünf bis sechs Windstärken und hohem, konfusem Seegang mit einem Reff im Großsegel und kleiner Fock mit gut sechs Knoten Fahrt durch das mehr als 5.000 Meter tiefe Wasser, als uns vielleicht ein paar Zentimeter Wasser vor einem großen Unglück bewahrten. Und das kam so:

Wir saßen gegen 17.30 Uhr, etwa 210 Seemeilen vor den Bermudas, gemeinsam im Cockpit, als es wie aus dem Nichts am Ruderblatt heftig polterte. Mein erster Gedanke war gleich, dass wir über etwas drüber gefahren sein mussten. Beide blickten wir zur Pinne und in unser Kielwasser. Ingo hat ihn dann als erster gesehen: "Ein Wal! Wir sind mit einem Wal kollidiert!" Wir sahen direkt an unserem Heck einen großen, eckigen Kopf, ein kleines Auge, das uns fixierte und eine relativ kleine Rückenflosse auf einem riesigen, grauen Körper. Und dann stieß der Wal eine Fontäne, den sogenannten Blas, aus. Vielleicht vor Schreck oder vor Empörung, dass wir ihn unsanft geweckt hatten? Sofort haben wir die Kette der Windfahnensteuerung aus dem Beschlag an der Pinne genommen, und ich habe von Hand gesteuert. Zu unserer großen Erleichterung war mit dem Ruder alles in Ordnung. Als nächstes hat Ingo in die Bilge geschaut, ob wir eventuell Wassereinbruch haben. Aber zum Glück war auch hier alles in Ordnung. Außerdem haben wir die Position und den Vorfall als "Besonderes Vorkommnis" im Logbuch notiert.

Wir sind nicht in Hektik verfallen, sind ruhig geblieben und haben alle Schritte besonnen überlegt, aber natürlich ist uns ein großer Schreck in die Glieder gefahren. Jetzt, wo ich das Ereignis schildere, zittere ich doch wieder ein bisschen. Und jetzt komme ich auf die vielleicht rettenden Zentimeter Wasser zurück: Wir haben den Vorfall so rekonstruiert, dass wir den (schlafenden?) an der Wasseroberfläche treibenden Wal mit unserem Ruder gestreift haben müssen. Wahrscheinlich hat uns eine Welle im richtigen Moment etwas angehoben, so dass die Amazone nur relativ leicht von dem Wal genau am Ruder getroffen und leicht von ihm angehoben wurde. Jedenfalls sind wir uns sicher, dass wir das Tier nicht mit dem Kiel berührt haben.

Das Ruderblatt ist bei einem Boot ein sehr exponiertes Teil und macht es dort "verwundbar". Nun ist es bei der Amazone allerdings so, dass sie kein völlig freistehendes Ruderblatt hat. Es ist durch ein sogenanntes Skeg geschützt. Das Skeg befindet sich wie ein Aufprallschutz direkt vor dem Ruderblatt. Es ist, genau wie das Ruderblatt selbst, aus Edelstahl gefertigt. Das Skeg ist mit drei Rohren, das Ruder mit einem Rohr mit dem Rumpf verbunden. Am unteren Ende ist das Skeg mit dem Ruderblatt durch eine Edelstahlplatte verbunden. Es befindet sich dort auch ein Lager.

Wir segeln hier ganz allein durch diese endlos scheinende Weite, Platz ohne Ende sollte man meinen. Wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass der Wal und die Amazone sich ausgerechnet hier treffen? Das war ein Szenario, vor dem sich alle Seglerinnen und Segler fürchten. Keine noch so ausgefeilte Elektronik schützt uns vor einer solchen Kollision. Letztlich hatten wir großes Glück im Unglück und sind im wahrsten Sinne des Wortes an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.

Im Laufe der Nacht hat der Wind abgeflaut, wir haben im Morgengrauen das Großsegel ganz ausgerefft und die Genua ganz ausgerollt. Bei etwa vier Windstärken zuckeln wir jetzt bei östlichem Wind friedlich dahin. Der Seegang hat sich beruhigt, das Leben an Bord ist wieder leichter geworden. Morgen im Laufe des Vormittags sollten wir die Bermudas erreicht haben. Nur noch eine Nacht um die Ohren schlagen - was für eine schöne Aussicht!

Dienstag, 05.05.2015, 12.00 Uhr

Position 28° 7,0' N; 64° 7,7' W; Etmal: 141 sm, 258 sm Rest

Gestern hat der Wind im Laufe des Nachmittags noch etwas zugelegt. Gegen 16 Uhr haben wir das zweite Reff ins Segel gebunden, zum ersten Mal auf dieser Reise und damit auch zum ersten Mal in dieses Segel. Mit kleiner Fock und zwei Reffs preschten wir trotz dieser Verkleinerung der Segelfläche immer noch mit gut sechs Knoten Fahrt durch die unruhige See. Jede Menge Spritzwasser nehmen wir über, so dass das Bimini uns jetzt im Cockpit nicht nur gegen die Sonne schützt, sondern auch gegen das überkommende Seewasser.

Wir sind aber nicht die einzigen, die sich hier munter durch den Nordatlantik wühlen. Ein Boot, dessen AIS-Signal wir seit ein paar Tagen auf dem Plotter sehen, zog gestern Abend in einigen Meilen Abstand an uns vorbei. Am Horizont sahen wir das weiße Segel. Kurz vor Sonnenuntergang überholt uns dann dicht an Steuerbord "Elvis". Auch das AIS-Signal hatten wir schon lange, bevor das Segel achteraus am Horizont zu sehen war, auf dem Plotter verfolgt. "Elvis" ist 19 Meter lang, 8 Meter breit und düst mit 10 Knoten Fahrt locker auf zwei Rümpfen an uns vorbei - ein Katamaran.

Bei bis zu sechs Windstärken hoch am Wind ist es an Bord ungemütlich, laut, beschwerlich und stickig. Lüften ist immer noch nicht möglich. Jetzt heißt es auch, sich sehr gut festzuhalten. Der Seegang ist immer noch zwei Meter hoch und einigermaßen konfus. Wir haben alles seefest verstaut, es fällt nichts herunter, in den Schränken klappert nichts. Das einzige, was hin und her geschubst wird, sind wir. Die Wellen poltern weiterhin unablässig laut an den Rumpf.

Heute Morgen zur Wachablösung um Mitternacht, saßen wir uns erstmals seit Monaten in dicken Jacken gegenüber. Es hatte sich zum ersten Mal empfindlich abgekühlt und ein seit Monaten nicht mehr gekanntes Gefühl stellte sich ein - ich fror! Bei der nächsten Wachablösung gegen 4 Uhr heute Morgen hatte es soweit abgeflaut, dass wir ein Reff wieder losbinden konnten. Mal sehen, wie die Wind- und Wettervorhersage aussieht, wenn wir sie gleich auf den Rechner bekommen. Zwei Drittel der Strecke haben wir zurückgelegt, übermorgen sollten wir die Bermudas erreichen - was für ein sympathischer Gedanke!

Montag, 04.05.2015, 12.00 Uhr

Position 25°48,0' N; 63° 47,5' W; Etmal: 106 sm, 396 sm Rest

Von dem vorhergesagten Regen haben wir nur ein paar Tropfen abbekommen, worüber wir jedoch nicht traurig sind. Wie vorhergesagt nahm der Wind zunächst ab, drehte auf Nordost, kam aber im Laufe der Nacht zurück und nahm auf 4 Beaufort zu. Heute Vormittag legte der Wind noch etwas zu, wir segeln jetzt bei 4 bis 5, in Böen 5 bis 6 Beaufort am Wind. Die Sonne lacht vom Himmel, die Wellen haben Schaumkronen und sind knapp zwei Meter hoch. Leider haben wir seit einiger Zeit etwa 1 Knoten Gegenstrom, was auch zu dem etwas mageren Etmal von 106 Seemeilen beigetragen hat. Wegen des immer wieder überkommenden Spritzwassers können wir leider die Luke im Salon nicht öffnen, so dass es bei 30° im Boot stickig ist.

Trotz der erheblichen Zuladung durch Proviant, volle Tanks und Kanister prescht die Amazone ungerührt durch die bewegte See. Sie und Peter, unsere Windfahnensteuerung, sind inzwischen eine harmonische Beziehung eingegangen. Wie in jeder Beziehung sind auch die beiden sich nicht immer ganz einig, in welche Richtung es gehen soll. Doch ein Eingreifen durch den jeweils Wachegehenden ist nur ab und zu nötig.

Es heißt, dass sich auf einem längeren Törn am dritten Tag die Bordroutine einstellt. Bei uns an Bord trifft das auch zu. Wir gehen im vier Stunden Rhythmus unsere Wachen, während der Freiwachen versucht jeder, so viel Schlaf wie möglich zu bekommen. Bei diesem Am-Wind-Kurs ist das allerdings nicht ganz so einfach. An der Außenhaut zischt gurgelnd das Wasser vorbei, der volle Einbauwassertank gluckert vor sich hin, ab und zu knallt eine Welle heftig ans Vorschiff, die ganze Schaukelei ist anstrengend.

Laut der aktuellen Wind- und Wettervorhersage werden wir wohl noch bis heute Abend so weiter preschen. Dann soll der Wind allmählich etwas abflauen und ein paar Grad günstiger wehen, so dass wir nicht mehr ganz so schräg unsere Bahn ziehen.

Sonntag, 03.05.2015, 12.00 Uhr

Position 24°03,8' N; 63° 37,2' W; Etmal: 123 sm, 500 sm Rest

Gestern Nachmittag hat mal wieder ein großer Mahi Mahi angebissen! Zwei Stunden später konnten wir uns seine leckeren Filets schmecken lassen. Das Tier war 1 Meter lang und sehr kräftig, Fisch satt für drei Tage.

Wir zuckeln mit etwa vier Knoten nur mit ausgebaumter Genua dahin. In der letzten Nacht musste die Maschine hin und wieder angeworfen werden, um schneller voranzukommen. Die Wind- und Wettervorhersage, die wir gerade bekommen haben sagt voraus, dass der Wind heute im Laufe des Tages von Süd auf West, dann auf Nord und später auf Nordost drehen und weiter abnehmen soll. Es soll schwachwindig und regnerisch werden, der Seegang soll etwa zwei Meter betragen. Hört sich nicht besonders gemütlich an, aber es könnte schlimmer sein.

Die Temperaturen werden allmählich fallen. Tagsüber erreichen sie jetzt noch 26°, nachts 24°. Bei unserer Ankunft, die wahrscheinlich am Donnerstag sein wird, sollen auf den Bermudas tagsüber 20° und nachts 18° herrschen.

Mit schlafen, lesen, kochen, essen, duschen und natürlich die Amazone auf Kurs halten und die Segelstellung kontrollieren, die Wind- und Wettervorhersage herunterladen und einen Bericht schreiben, vergehen die Tage schnell.

Heute Morgen kamen kurz nach dem Sonnenaufgang einige Delphine vorbei und umspielten Amazones Bug. Netter Besuch, immer wieder gern gesehen.

Sonnabend, 02.05.2015, 12.00 Uhr

Position 22° 2,6' N; 63° 27,6' W; Etmal: 129 sm, 624 sm Rest

Die aktuelle Wind- und Wettervorhersage haben wir gerade bekommen. Die Tendenz geht zu abnehmendem Wind. Am späten Nachmittag schlief gestern erneut der Wind ein, und der Motor musste für vier Stunden aushelfen. Kurz nach 20 Uhr kam der Wind mit etwa vier Beaufort zurück, so dass wir mit Großsegel und Genua in die ruhige Nacht schaukelten. Es ist fast Vollmond, ein breites silbriges Band lag auf dem Wasser, und der Mondschein erhellte das Cockpit. Die Nacht war sternenklar und lud dazu ein, seine Gedanken bis zum Horizont und noch viel weiter schweifen zu lassen.

Am frühen Morgen ging dem Wind abermals die Puste aus, und der Volvo durfte für zwei Stunden für unsere Fortbewegung sorgen. Seit halb fünf heute Morgen zieht uns die ausgebaumte Genua mit vier bis sechs Knoten Fahrt über Grund unserem Ziel entgegen.

Unsere Windpilot Windfahnensteuerung sorgt dafür, dass die Amazone auf ihrem Kurs bleibt. "Peter", wie wir sie getauft haben, macht seine Sache gut. Nur ab und zu bedarf es einem kurzen Zupfen an der Steuerungsleine, um eine kleine Korrektur vorzunehmen. Hin und wieder müssen wir allerdings das Steuerungsruderblatt vom Seetang befreien.

Da sind sie wieder, nicht, dass wir sie tatsächlich vermisst hätten: die Fliegenden Fische. Gestern und auch heute Morgen lagen jeweils drei kleine, getrocknete Exemplare an Deck. Sie haben eine ordentliche Seebestattung bekommen. Inzwischen ist das Wasser wieder "flacher" - nur noch 5.300 Meter tief. In der ersten Nacht segelten wir auf über 7.000 Meter tiefem Wasser. Noch nie zuvor hatte die Amazone so viel Wasser unter dem Kiel.

Freitag, 01.05.2015, 12.00 Uhr

Position: 19° 55,8' N; 63° 18,9' W; zurückgelegt: 115 sm, 751 sm Rest

Wir sind gestern Vormittag ein letztes Mal an Land gefahren, haben das Schlauchboot bei Shrimpys Dinghy Dock festgemacht und uns die Zeit, bis die Wind- und Wettervorhersage kurz nach elf Uhr auf unserem Rechner war, mit einem Spaziergang vertrieben.

Von Dörte und Paul hatten wir erfahren, dass es hier in St. Martin einen Künstler gibt, der wunderschöne Bilder mit Intarsienarbeiten fertigt. Sein Atelier hat Monsieur Straub in einer kleinen Seitenstraße in einer ehemaligen Segelmacherwerkstatt. Es liegt ziemlich versteckt, doch wir haben es schließlich gefunden und den Künstler bei der Arbeit angetroffen. Ein hübsches Atelier hat er sich hier geschaffen. In einem Teil des kleinen Gebäudes steht seine Werkbank, an der er die filigranen Holzfurnier-Einlegearbeiten erstellt. Im anderen Teil hat er seine Werke ausgestellt. Wir sind mit dem netten Monsieur Straub ins Gespräch gekommen, und er hat uns gezeigt, wie seine Werke entstehen. Nicht ganz billig, so eine Einlegearbeit für die Wohnzimmerwand. Aber billig sieht es auch nicht aus, sondern ausgefallen, mit karibischen Motiven. Der Künstler stammt ursprünglich aus dem Elsass, war sechs Jahre mit seinem Segelboot unterwegs, ist hier auf St. Martin hängengeblieben. Aus einem geplanten sechsmonatigen Aufenthalt sind inzwischen schon 16 Jahre geworden.

Nach dem Besuch im Atelier haben wir dann bei Shrimpy die Wind- und Wettervorhersage auf unseren Rechner bekommen. Für die nächsten fünf Tage sind es ganz vielversprechend aus, und wir beschließen, heute die Karibik Richtung Bermudas zu verlassen. Wir verabschieden uns von Michael "Shrimpy" Glatz, und fast schon liebevoll wendet er sich an unser Schlauchboot: "Mach's gut, kleine Gummiwurscht!"

Gegen 13.30 Uhr holen wir zum letzten Mal unseren Anker aus dem türkisfarbenen Wasser mit dem herrlich weißen Korallensand. Langsam tuckern wir aus dem Ankerfeld, setzen die Segel und schon nimmt die emotionale Achterbahn rasante Fahrt auf. Wie schwer mir der Abschied fällt! Es war so eine wunderbare Zeit mit so unglaublich vielen, schönen und interessanten Eindrücken. Mein Papa hat immer gesagt: "Ein Seemann guckt immer nach vorn." Und genau das machen wir jetzt auch. Nach vorne sehen, auf die nächsten Ziele und Eindrücke gespannt sein, uns auf zu Hause freuen - Rolling home!

Bei fast achterlichem Wind kommen wir mit Großsegel und Genua ganz gut voran, bevor am frühen Nachmittag der Wind einschläft und wir den Volvo um seine Unterstützung bitten. Gegen 20.30 Uhr kommt der Wind mit etwa vier Beaufort zurück und wir segeln in eine ruhige Nacht. Obwohl hier unheimlich viel Platz ist, kommt uns gegen 0.30 Uhr ein Frachter sehr nahe. Etwa eine halbe Stunde verfolge ich auf unserem Plotter sein AIS-Signal und stelle fest, dass er unbeirrt an dem Kollisionskurs festhält. Er ist mit 12 Knoten Fahrt auf dem Weg nach Columbien. Da habe ich auch gar nichts dagegen, aber er soll uns auf seinem Weg bitteschön nicht versenken. Schließlich spreche ich ihn über UKW-Funk an und bekomme umgehend ein Antwort. Er wird seinen Kurs ändern und hinter unserem Heck durchgehen. Prima, danke! Er passiert uns dann mit ordentlich Abstand, was bedeutet, dass er seinen Kurs radikal geändert hat. Dieses Automatische Identifizierungs System ist wirklich mein Lieblings-Ausrüstungsgegenstand!

Später kreuzte noch ein Frachter unseren Kurs, allerdings ohne uns in die Quere zu kommen. Auch zwei Segelyachten gingen vor uns durch, vielleicht sind sie auf direktem Kurs zu den Azoren. Jetzt gerade segeln wir bei herrlichem Sonnenschein mit vollem Groß und voller Genua bei vier Beaufort südöstlichem Wind und Seegang von 1,7 m. Die aktuelle Wind- und Wettervorhersage ist auch schon da. Eine gravierende Änderung der Bedingungen tritt zunächst nicht ein. Am Sonntag werden wir es wohl mit sehr wenig Wind aushalten müssen. Na ja, es gibt Schlimmeres.

Donnerstag, 30.04.2015

"Wohin uns das Schicksal treibt"

Die Wind- und Wettervorhersage erscheint uns passend für den 870 Seemeilen langen Törn zu den Bermudas. Im ersten Drittel werden wir wohl südliche Winde haben, im zweiten Drittel östliche Winde und im letzten Drittel wird es spannend - soweit reicht unsere Wettervorhersage jetzt noch nicht. Wir werden etwa sieben Tage unterwegs sein und auf See die Wettervorhersagen wieder per Satellitentelefon empfangen.

Nun ist es also soweit - wir verlassen die Karibik und richten Amazones Bug gen Norden. Damit treten wir definitiv den langen Heimweg an. Eine große Herausforderung liegt vor uns, das Abenteuer geht in die nächste Runde.

Wenn es das Wetter zulässt, werden wir wieder "Berichte von hoher See" schreiben, die Henning für uns ins Netz stellt. Nun noch einiges Wissenswertes über unser Ziel:

Die Bermudas sind eine Inselgruppe im Atlantik und britisches Überseegebiet, es wird englisch gesprochen, links gefahren und mit Bermuda-Dollar bezahlt. Der Wahlspruch, der in Latein die Nationalflagge ziert lautet: "Quo Fata Ferunt" - auf  Deutsch "Wohin uns das Schicksal treibt".

Die Inselgruppe besteht aus 360 Koralleninseln, wovon nur etwa 20 bewohnt sind. Die mit Abstand größte Insel ist mit 39,3 Quadratkilometern Grand Bermuda. Die höchste Erhebung des Landes ist der Town Hill mit sagenhaften 79 Metern. Die Inseln sind von Korallenriffen umgeben. Es sind die nördlichsten tropischen Korallenriffe der Erde. Der kürzeste Luftlinienabstand zum amerikanischen Festland (North Carolina) beträgt 1.067 Kilometer. Die Sommersaison geht von April bis November. Die Tagestemperaturen liegen im Jahresmittel bei 20° Celsius (15° im Winter, 30° im Sommer).

Das berüchtigte Bermudadreieck lassen wir übrigens links liegen - es bleibt bei unserem Kurs an Backbord. Bei Wikipedia findet sich dazu folgendes:

"Das Bermudadreieck, auch Teufelsdreieck genannt, ist die Bezeichnung eines Seegebietes, das sich im westlichen Atlantik nördlich der Karibik befindet. Durch mehrere tatsächliche oder vermeintlich mit der Gegend zusammenhängende Schiffs- und Flugzeugkatastrophen erhielt das Bermudadreieck den Ruf, dort spielten sich gehäuft entsprechende Unglücke ab oder dort "verschwänden" gar Schiffe und/oder Flugzeuge. Dabei wurden zum Teil Unglücke gezählt, die sich im Bermudadreieck abgespielt hatten, zum Teil aber auch Vorgänge, die nur in der Nähe stattfanden oder bei denen Schiffe das Dreieck nur zuvor befahren hatten.

Tatsächlich ist die Zahl der Katastrophen, die sich im Bermudadreieck abgespielt haben, nicht auffällig hoch. Zudem sollen viele der angeblich mysteriös verschwundenen Schiffe Experten zufolge vermutlich einfach im Sturm gesunken sein."

Okay, wohlan denn! Nur kein Moos ansetzen!

 Mittwoch, 29.04.2015

 

Am Dienstag liefen unsere Reisevorbereitungen auf Hochtouren. Zunächst hatten wir überlegt, hierzu in die Marina Fort Louis zu verholen, was manches erleichtern würde. Allerdings müssten wir dann aufs Schwimmen verzichten, und das wollen wir nicht. So ist Ingo mit unserem lieben Wassertaxi und Lastenesel - der kleinen Gummiwurst - zur Dieseltankstelle gefahren, um die Kanister wieder aufzufüllen. Immerhin liegt unsere letzte Tank- und Großeinkaufaktion schon wieder drei Wochen zurück.

Einen Wäscheservice, Wasser und Internet gibt es bei Shrimpy. Dahinter verbirgt sich der hiesige Trans Ocean Stützpunktleiter Michael Glatz. Wir haben ihn ja schon bei unserem ersten Aufenthalt hier in St. Martin kennengelernt. Er moderiert ja auch die morgendliche Funkrunde auf UKW-Kanal 10 und betreibt einen Handel mit gebrauchten Yachtausrüstungsgegenständen. Sein Haus steht direkt an der Zufahrt in die Lagune und ist hier so etwas wie ein Dreh- und Angelpunkt in der Seglergemeinde.

Bei Shrimpy lassen wir also unsere Wäsche waschen, Ingo füllt hier unsere Wasserkanister auf, wir nutzen die gute Internetverbindung, um die Wind- und Wettervorhersage zu bekommen, und außerdem können wir hier gut mit dem Dinghy anlegen, um die Einkäufe aus dem Supermarkt an Bord zu bringen. Als alles erledigt ist, sind wir ziemlich kaputt, aber froh, alles geschafft zu haben und wieder startklar zu sein. Endlich kommen wir auch dazu, schwimmen zu gehen. Hier in dem etwa 25° warmen Wasser nutzt Ingo die Gelegenheit und wechselt die Ringanode aus, die sich an der Welle des Propellers befindet. Er hatte sie zuletzt in den Rias in Spanien erneuert, was uns wie in einem anderen Leben erscheint, aber erst etwa acht Monate zurückliegt.

Dieser äußerst geschäftige Tag findet dann einen sehr schönen Abschluss, weil wir mit Robert und Raymund von der "Cello" verabredet sind. In einem netten Lokal in Marigot gibt es ein leckeres Abendessen, wir reden und lachen viel und freuen uns, dass es noch einmal mit einem Treffen geklappt hat. Die "Cello" wartet hier in St. Martin auf einen Käufer, die Jungs fliegen bald nach Hause.

Heute am Mittwoch sind wir dann mit dem Dinghy den langen Weg durch die Lagune gefahren, um bei verschiedenen Yachtausrüstern ein neues Paddel für unser Schlauchboot zu kaufen. Eines der Paddel  hat sich auf Anguilla am Dinghy Dock unter dem Steg verklemmt und das Aluminiumrohr ist dabei gebrochen. Wir werden zwar nicht fündig, verbinden unseren Ausflug aber mit einem kurzen Besuch auf der "Cello". Robert und Raymund haben noch ein paar Dinge, die sie uns gerne schenken würden, da sie sie nicht mit nach Deutschland nehmen wollen.

Alsbald treten wir die Rückfahrt an und schauen bei Shrimpy vorbei, um die Wind- und Wettervorhersage auf unseren Rechner zu bekommen. Sieht gar nicht mehr ganz so schlecht aus, wir entschließen uns aber, noch abzuwarten und die Entwicklung weiter zu beobachten.

Shrimpy ist unser Schlauchboot aufgefallen. "So ein kleines Dinghy habe ich noch nie gesehen!" hat er gesagt und dabei gelacht. Ja, die kleine Gummiwurst erregt Aufsehen!

 

Die Franzosen sind Gourmets. Schweineschnauzen scheinen auch auf dem Speisezettel zu stehen:

 

Die angefressene Ringanode:

Montag, 27.04.2015

 

Wir haben uns also gestern Abend aufgemacht, um uns ein kleines Stückchen Anguilla anzuschauen. Road Bay ist in unserem Revierführer als einer der schönsten Ankerplätze der nördlichen Kleinen Antillen beschrieben. Wenn dem so wäre, wie hässlich dann erst die anderen sein müssten! Gewiss, dies ist unsere ganz persönliche Meinung, nicht objektiv und noch unter dem Eindruck der British Virgin Islands gebildet. Kurzum, uns gefällt es hier nicht sonderlich gut. Die verschiedenen Wracks, die hier verstreut über die Bucht am Strand liegen, lassen die Stimmung nicht steigen.

Anguilla hat die restriktivsten Regeln für Ankerlieger in der gesamten östlichen Karibik. Es gibt nur zwei Buchten, in denen vor Anker liegend übernachtet werden darf, Road Bay und Crocus Bay. Alle anderen Buchten dürfen nur am Tage besucht werden. Für alle Ankerplätze außer Road Bay benötigt man eine Erlaubnis, die man bei der Einklarierung bekommen kann. Diese Erlaubnis würde für die Amazone für eine Woche 600 Eastcaribbean Dollar (etwa 200 Euro) kosten. Mit dieser Erlaubnis dürften wir in vielen Buchten, die zum Naturschutzgebiet, dem Marine Park, gehören von 6 bis 19 Uhr ankern. Weitere 15 US Dollar werden dann täglich fällig.

Wir beschließen, schnell nach St. Martin weiter zu segeln. Doch zunächst fahren wir an Land, unternehmen noch einen Spaziergang und klarieren bei den sehr adretten und freundlichen Damen von Customs und Immigration aus.  Das hat nichts gekostet. Gegen 10.30 Uhr gehen wir Anker auf und mit Großsegel und Motorunterstützung machen wir uns auf den Weg nach St. Martin. Ausgerechnet heute weht der Wind mit 5 Windstärken aus südlicher Richtung - kommt also fast direkt von vorn. Nach 14 Seemeilen erreichen wir gegen 13.30 Uhr die Marigot Bay in St. Martin.

Die Bucht ist wesentlich voller, als bei unserer Abreise vor fast fünf Wochen. Die "Zugvögel" sammeln sich - von hier aus starten viele Yachten ihren Rückweg nach Europa. So treffen wir auch Dagmar und Frank von der "Highflight" wieder. Es kommt ja nicht häufig vor, dass wir eine Insel oder eine Bucht zweimal anlaufen, mal abgesehen von der schönen Tingelei im Gorda Sound. So ist es für uns ein schönes, fast möchte ich sagen, vertrautes Gefühl, nach St. Martin zurück zu kommen. Wir wissen "wie hier der Hase läuft" und können gleich einiges erledigen. Einklarieren (das vereinfachte Verfahren am PC, weil wir ja in Frankreich sind) und bei Shrimpy die Wäsche waschen lassen, außerdem ein paar frische Lebensmittel im Supermarkt kaufen, Benzin für den Außenborder tanken - diese Punkte können wir schon mal von der Liste streichen.

Heute stellen wir dann mal wieder fest, dass es "die Karibik" nicht gibt. Anguilla und St. Martin liegen nur wenige Meilen Luftlinie voneinander entfernt und doch sind es zwei Welten.

Die Wind- und Wettervorhersage haben wir natürlich auch bekommen. Die Wetterlage beruhigt sich, aber es kann nicht schaden, mit dem Start noch etwas zu warten. Am kommenden Freitag zieht wieder ein Tiefdruckgebiet mit bis zu elf (!) Windstärken in den Böen bei den Bermudas durch.

Ingo hat dann noch den Anker abgetaucht, der sich im 3,5 m tiefen Wasser sehr gut in den Korallensand eingegraben hat. Dabei hat er sogar etwas gefunden: halb im Sand verborgen lag ein schneeweißer tiefer Teller auf dem Grund. Den behalten wir - ein schönes Andenken!

 

Strand in der Road Bay auf Anguilla:

 

Eins der zahlreichen Wracks am Strand in der Road Bay:

 

So sehen die Autokennzeichen auf Anguilla aus:

 

Blick über die weitläufige Road Bay. Rechts im Bild ein Salzsee:

 

Wieder wird eine andere Gastlandflagge gesetzt. Es ist eine alte Bekannte - die Tricolore für St. Martin.

Sonntag, 26.04.2015

 

Wir waren schon mit unseren letzten Vorbereitungen für den Törn nach Anguilla beschäftigt, als die "Lubini" und dann auch die "Rote Grütze" im Gorda Sound eintrafen. Klaus kam noch für einen kurzen Austausch zu uns an Bord, und um 14 Uhr war es dann soweit - wir gingen Anker auf, winkten mal wieder den beiden Crews zum Abschied. Dann zuckelten wir durch das Mooringfeld, an der kleinen Insel Saba Rock vorbei, im flachen, betonnten Fahrwasser an Virgin Gordas Küste entlang und erreichten alsbald die offene See.

Wie vorhergesagt mit wenig Wind und Welle von vorn, fuhren wir mit Großsegel und Motorunterstützung unserem Ziel Anguilla entgegen. Die bergige Küste Virgin Gordas wurde immer kleiner und verschwand schließlich im Dunst. Wehmut stellte sich ein. Wir hatten eine sehr schöne Zeit in diesem extrem schönen Segelrevier.

Am späten Nachmittag war uns mal wieder das Anglerglück hold. Eine wunderschöne Dorade (Goldmakrele, Mahi Mahi) hat sich für unseren Köder entschieden und kraftvoll zugebissen. Es kostet Ingo einige Mühe das Tier an Bord zu bekommen. Bei der offiziellen Vermessung stellt sich heraus, dass der Fisch genau 100 Zentimeter lang ist. Mit inzwischen schon geübten Handgriffen und frisch geschärften Messern schneidet Ingo die Filets zurecht. Fisch satt für zwei Tage! So motorsegeln wir bei fast glatter See in den Sonnenuntergang. Aus dem Radio ertönt schöne Musik unseres neuen Lieblings-Senders "Tradewinds Radio" und wir lassen uns den super leckeren Fisch schmecken. Und da stellt es sich wieder einmal ein - dieses Gefühl, jetzt nirgendwo anders sein zu wollen, als gerade hier. Ein versöhnlicher Ausklang des etwas traurigen Tages.

Etwa zur gleichen Zeit feiert viele tausend Kilometer entfernt in Deutschland ein Segelverein das Ansegelfest, der Wassersportverein Woltmershausen (WVWo). Es gibt nicht nur ein besonders leckeres Buffet und die allgemeine Vorfreude auf die kommende Segelsaison, sondern auch die alljährliche "Ehrung langjähriger Mitglieder". Zumindest ein Mitglied kann die Silbernadel für 25jährige Mitgliedschaft nicht persönlich entgegennehmen, da es zurzeit das Hobby in vollen Zügen fern der Heimat genießt - ich! Glückwünsche haben mich trotzdem erreicht und zum Absegelfest wird mir die Nadel persönlich übergeben werden. Und wie es üblich ist, kreist dann auch die eine und andere Flasche mit Hochprozentigem. Versprochen!

Aber zurück zu den Geschehnissen an Bord der Amazone. Nach einer ruhigen Nacht, in der die Regenschauer so rücksichtsvoll waren, jeweils an Backbord und Steuerbord an uns vorbeiziehen, erreichten bei Sonnenaufgang kurz vor 6 Uhr nach knapp 80 Seemeilen die Ankerbucht Road Bay auf Anguilla. Nach einem kurzen Nickerchen gab es Frühstück, das Schlauchboot wurde klargemacht und Ingo fuhr zur Einklarierung an Land. Gekostet hat es nichts.

Gleich fahren wir gemeinsam an Land, vertreten uns ein bisschen die Beine und schauen wie uns der "Aal" gefällt.

 

Vorher:

 

 Nachher:

 

Sonnabend, 25.04.2015

 

Gleich nach dem Frühstück schippern wir hinüber nach Gun Creek und klarieren aus. Hat fünf Dollar gekostet. Der brummige Kollege der Immigration hat zwar gefragt, wann wir heute im Laufe des Tages die British Virgin Islands verlassen. In unsere Pässe hat er aber gar nicht geschaut. Wenn wir am 22.04. nicht ordnungsgemäß verlängert hätten, hätte er heute bestimmt in den Pass geguckt!

Wir tuckern zurück auf unseren alten Ankerplatz und bekommen noch einmal die aktuelle Wind- und Wettervorhersage. Auch in der nächsten Woche ziehen Tiefdruckgebiete mit über 40 Knoten Wind von der amerikanischen Ostküste unterhalb der Bermudas durch. Denen wollen wir lieber nicht begegnen und verfolgen nun unseren Plan B - wir gehen bald Anker auf und segeln nach Anguilla. Die Insel liegt nördlich von St. Martin, der Törn ist etwa 80 Seemeilen lang. Der stetige Ostwind ist nur in schwacher Stärke vorausgesagt, so dass sich Gegenwind und -wellen in Grenzen halten werden. Im Morgengrauen werden wir morgen dort eintreffen.

Anguilla kennen wir bisher noch nicht. Sicher auch kein schlechter Ort, um auf passendes Wetter für die großen Törns zu warten. In unserem Reiseführer lesen wir, dass Kolumbus das schlangenförmige, von weißen Sandstränden umsäumte Eiland Ende des 15. Jahrhunderts entdeckte und es Anguilla nannte, was auf Spanisch "Aal" heißt. Der "Aal" ist 89 Quadratkilometer groß, hat 7.000 Einwohner und ist britisches Territorium mit innerer Selbstverwaltung.

Diese innere Selbstverwaltung mussten sich die Einwohner allerdings 1967 erkämpfen. Damals verfügte London die Zusammenlegung der Inseln St. Kitts und Nevis mit Anguilla. Das führte zu einem Volksaufstand, weil sich Anguillas Bewohnerinnen und Bewohner benachteiligt fühlten und einen eigenen Inselstaat bilden wollten. Es kam sogar zum Krieg und Großbritannien schickte seine Elitetruppe "The Red Devils", um aller Welt zu zeigen, wer Herr im Empire ist. Nach dieser Krise erhielt Anguilla Autonomie in inneren Belangen und bekam eine bessere Infrastruktur.

Der Behörde auf den Bermudas haben wir per Mail unsere Planänderung mitgeteilt. Nicht, dass wir noch zu den im Bermudadreieck verschollenen Booten gezählt werden...

Unser schöner Ankerplatz wird hier übrigens nicht "kalt" - soeben traf die "Lubini" ein. Ein leider kurzes, aber schönes Wiedersehen mit Petra und Klaus. Sie haben ein paar Tage später als wir einklariert und haben entsprechend noch ein paar Tage Zeit, die Schönheit der BVI's zu genießen.

 

Bei Sonnenuntergang in Bitter End: 

Freitag, 24.04.2015

Hier im Gorda Sound ankern wir genau gegenüber der Luxus-Marina YCCS - Yachtclub Costa Smeralda. Man ist hier auf Superyachten bis 100 Meter Länge und 9 Meter Tiefgang eingestellt, aber nur ganze zwei Schiffe liegen hier in der Marina. Es gibt natürlich auch ein schönes Restaurant mit tollem Ausblick über den Sound. Das wollen wir uns doch heute mal ansehen und putzen uns extra ein bisschen heraus. Mit dem Schlauchboot legen wir im Biras Creek Resort an, und nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir die wunderschöne Anlage des YCCS. Mit der kleinen Gummiwurst direkt dort anzulegen erschien uns doch etwas verwegen.

Das Ambiete ist traumhaft. Wir nehmen in den großen weich gepolsterten Sesseln auf der piekfeinen Veranda Platz. Mit dem Mitarbeiter kommen wir sogleich ins Gespräch und er ist sichtlich beeindruckt, dass wir aus Deutschland bis hierher gesegelt sind. In der großen, hochglanzpolierten Mahagoni-Bar auf der Veranda bereitet er unsere Getränke zu. Wir genießen die Aussicht und nutzen die gute Internetverbindung, um die Wind- und Wettervorhersage herunterzuladen. Leider ist keine Besserung in Sicht, Geduld ist weiter gefragt.  Für zwei Tonic-Water zahlen wir rund 12 Dollar. Schicki und Micki haben wir nicht getroffen - wir waren die einzigen Gäste.

Um uns noch ein bisschen die Beine zu vertreten, besuchen wir nochmal das Biras Creek Resort. Auch diese schöne und gepflegte Anlage scheint nur sehr wenig frequentiert zu sein. Außer den Angestellten begegnen wir kaum anderen Menschen.

Am Nachmittag schwimmen wir unsere täglichen Runden um die Amazone und fahren anschließend wieder an Land, zum dritten Resorts des Tages, nach Bitter End. Auch diese Anlage scheint nicht annähernd ausgelastet zu sein, aber sie ist weitaus belebter als die in Biras Creek.

 

Yacht Club Costa Smeralda - gediegene Eleganz:

 

Biras Creek Resort - wer einen Drink bestellen möchte, hisst einfach die kleine Flagge mit dem Glas darauf:

 

Diesen Leguan haben wir im Biras Creek Resorts gesehen:

Donnerstag, 23.04.2015

 

Am Vormittag geht es von der Pond Bay, in der wir eine ruhige Nacht verbracht haben, zurück in den Gorda Sound. Die Wind- und Wettervorhersage ist ziemlich gruselig. Direkt über die Bermudas zieht ein Sturmtief nach dem anderen durch. Sogar etliche Meilen südlich, was doch eher ungewöhnlich ist. Für Sonntag ist mit 50 Knoten Wind in den Böen zu rechnen, das sind 10 Beaufort. Wir sind froh, noch nicht auf den Bermudas zu sein. Ein stabiles Azorenhoch, was die Tiefdruckgebiete daran hindern könnte, sehr weit südlich zu ziehen, ist zurzeit auch nicht in Sicht.

Also heißt es weiter warten und Geduld haben, bis sich das Wettergeschehen beruhigt hat. Am Sonnabend werden wir ausklarieren, weil ja sonst die 201 + 20 Dollar Gebühren fällig werden. Am Sonntag entscheiden wir, ob die Vorhersagen einen Start zu den Bermudas zulassen oder ob wir zurück  nach Saint Martin segeln und dann bei einer Wetterbesserung von dort starten.

Wir verbringen den Tag mit Schwimmen und Lesen, am Nachmittag fahren wir an Land. Im schönen Bitter End Resort machen wir einen Spaziergang. Als wir anschließend zurück zum Dinghy-Dock kommen und in unser Schlauchboot steigen, spricht uns ein junger Amerikaner an. Er gehört zu einer kleinen Gruppe, die gerade in ihr - ziemlich großes - Schlauchboot steigt: "Oh, it's your Dinghy. It is very cute!" Er fand unser Schlauchboot "sehr niedlich". War auch mal fällig, dass auch die kleine Gummiwurst mal ein Kompliment bekommt.

 

So lässt es sich im Bitter End Resort speisen - ist aber leider nicht für uns gedeckt:

Mittwoch, 22.04.2015

 

Morgens um kurz nach elf Uhr bekommen wir immer die Mail mit der Wind- und Wettervorhersage von Wetterwelt. Waren die Vorhersagen in den letzten Tagen recht ungünstig, so war sie heute sogar schlecht. Wir müssen uns weiter in Geduld üben und abwarten. Aber es gibt wirklich Schlimmeres, als in diesem unglaublich schönen Wassersportrevier noch ein paar Tage zu bleiben.

Allerdings müssen wir uns heute mit den Behörden, speziell der Immigration, in Verbindung setzen. Wir haben hier vor vier Wochen am 25.03.15 einklariert. Das bedeutet, dass sich die Amazone bis zum 25.04. in den Hoheitsgewässern der British Virgin Islands aufhalten darf. In unseren Pässen ist aber leider wegen eines Versehens der 22.04. als letzter legaler Aufenthaltstag notiert. Wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn das Wetter mitgespielt hätte und wir heute los gesegelt wären. Wir brauchen also eine "Extension", was in diesem Fall nichts mit einer Haarverlängerung zu tun hat, sondern eine Verlängerung unserer Aufenthaltserlaubnis ist.

Der Haken an der Sache ist, dass Ingo und ich zwar eine Verlängerung bekommen können (Gebühr 10 US Dollar pro Person), aber die Amazone "temporary imported" - vorübergehend eingeführt - werden müsste. Und das kostet 201 US Dollar.

Ingo und ich haben also erst mal eine Verlängerung bis zum 25.04. beantragt und bekommen. Spätestens am 26.04. müssten wir die British Virgin Islands verlassen oder - siehe oben - 201 Dollar plus nochmal 20 Dollar für uns berappen. Eine "rechtzeitige" gute Wind- und Wettervorhersage für den Törn zu den Bermudas würde uns in diesem Zusammenhang wirklich freuen!

In Gun Creek, dem Ort gleich gegenüber von unserem Ankerplatz im Gorda Sound, kann zwar ein- und ausklariert werden - Verlängerungen können aber nur in Spanish Town bei der dortigen Ober-Immigration-Behörde bearbeitet werden. So sind wir heute auch noch zu einem kurzen, schönen Segeltörn gekommen. Nach dem wir in Spanish Town alles erledigt hatten, haben wir wieder die Pond Bay angelaufen und ankern hier. Ganz ohne Schwell und mit nur zwei weiteren Booten.

 

 

 

 

Dienstag, 21.04.2015

Die Amazone meldet sich mal wieder zu Wort:

Nachdem sich neulich die kleine Gummiwurst, diese Wichtigtuerin, hier ausgeheult hat, will ich auch mal wieder etwas von mir hören lassen. Als ich mich das letzte Mal zu Wort gemeldet habe, hatten wir gerade unsere erste Atlantiküberquerung hinter uns und waren glücklich auf Tobago in der Karibik angekommen. Um es mal so zu sagen - mir gefällt es hier! Ich hätte nie gedacht, dass es Wasser gibt, dass so eine wunderschöne Farbe hat. Türkis heißt sie und schimmert unglaublich schön. Es ist gerade so, als wenn ich in einem großen Swimmingpool schwimmen würde. Aber es ist Vorsicht geboten! So harmlos wie ein Schwimmbecken sind die schönen Buchten leider nicht. Hier wachsen nämlich ganz eigenartige, scharfkantige Hindernisse unter Wasser - Korallen. Sie sehen zwar toll aus, aber der Skipper hält mich immer schön fern von ihnen, sonst könnte es sehr böse enden für mich und für meine Leute natürlich auch. Auf jeden Fall ist das Wasser herrlich warm, viele bunte Fische und sogar Schildkröten habe ich schon gesehen.

Und manchmal, wenn wir irgendwo angekommen sind, kamen lustige junge Männer in bunt bemalten kleinen Booten angebraust und wollten uns irgendetwas verkaufen. Einmal, es war an einem Sonntag, bekamen wir auf diese Weise leckeres Brot geliefert.

Meistens liegen wir irgendwo ganz gemütlich vor Anker, manchmal auch in einer Marina. In manchen Buchten ist es ganz einsam, da ankern wir dann allein - sehr romantisch. Oft sind aber noch andere Boote in der Nähe. Kaum zu glauben, wie viele Boote mit zwei Rümpfen hier unterwegs sind. Sie sind weiß, sehr groß, viele blasse Menschen sind darauf und sie haben es immer eilig. Voll Speed durchs Ankerfeld und am nächsten Morgen in aller Frühe weiter. Wir lassen es da ein wenig ruhiger angehen. Aber neulich war ganz schön etwas los an Bord und das mitten in der Nacht. Bei einem anderen Boot hatte der Anker nicht gehalten, so dass es zu mir getrieben wurde und an meinem Bugkorb gekratzt hat. Ich habe es kommen sehen, und als es dann gescheppert hat, waren meine Leute auch schon an Deck und haben sich gekümmert. Das ist zum Glück aber erst einmal passiert. Reicht aber auch. Unser Anker hat uns bisher keinen Kummer gemacht. Im Gegenteil, er macht seine Sache richtig gut.

Wisst ihr was? Ich bin ein "Nice boat!". Ich weiß zwar nicht so genau, was das heißt, aber es muss etwas Schönes sein. Meine Leute strahlen jedes Mal übers ganze Gesicht, wenn es jemand zu mir sagt.  

Meinetwegen könnte es ewig so weitergehen. Aber es ist wieder etwas im Busch! Ich bin nämlich voll - randvoll - mit Lebensmitteln, Wasser und Diesel. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist das schöne, faule Leben unter Palmen bald vorbei. Ein langer Törn steht wieder an und ich freu mich schon drauf! Wird mal wieder Zeit, sich ein bisschen länger zu bewegen. Ich glaube, wir segeln nach Hause. Na ja, nach Hause ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Bis wir zu Hause sind, dauert es noch, aber Meile für Meile kommen wir Bremerhaven näher. Mal sehen, was wir auf unserer Tour noch alles erleben - ich bleibe dran und melde mich wieder!

 

Und so könnt ihr euch das vorstellen - ich ganz allein zwischen all den Korallen in dem türkisen Wasser:

Montag, 20.04.2015

Hier im Gorda Sound ankern wir tatsächlich so geschützt, dass die Amazone ebenso ruhig im Wasser liegt, wie an einem Steg in einer Marina. Das Wettkrähen irgendwelcher Hähne ist auch nicht zu hören, so dass wir eine sehr ruhige Nacht verbracht haben. Der heutige Vormittag geht mit Arbeiten am PC schnell herum. Anschließend fahren wir mit der kleinen Gummiwurst hinüber nach Gun Creek. Dort befindet sich das Büro des Customs, wo Ingo vor knapp vier Wochen einklariert hat und wir in ein paar Tagen ausklarieren. Es wird das letzte Ausklarieren in der Karibik sein.

In Gun Creek gibt es nicht nur das Customs Büro, sondern auch den nächst gelegenen Supermarkt. Obst und Gemüse gehen zur Neige - wir müssen mal wieder einkaufen. Ein schönes Resort, Strand oder Restaurants gibt es hier nicht. Ein Fähranleger, ein Taxistand, Customs-Office, Supermarkt - das war es dann schon.

Zurück an Bord verstauen wir die Einkäufe und gehen erst mal schwimmen. So erfrischt schmecken die Pfannkuchen, die heute auf dem Speiseplan stehen, besonders lecker.

 

Gun Creek - im blauen Gebäude sind Hafenbehörde, Customs und Immigration untergebracht:

Sonntag, 19.04.2015

Am späten Abend kam dann gestern der angekündigte Nord-Ost-Schwell in die bis dahin sehr ruhige Pond Bay. Das vorgelagerte Riff hat die Wellen zwar gebrochen, trotzdem sind wir doch sehr durchgeschaukelt worden. Und so haben wir die Bucht heute schon kurz nach 9 Uhr am Morgen verlassen. Unser Ziel ist der knapp acht Seemeilen entfernte Gorda Sound von Virgin Gorda. Dort waren wir ja schon ganz zu Beginn unserer Zeit auf den British Virgin Islands. Es hat uns dort gut gefallen, es gibt noch einiges Neues zu entdecken, und außerdem könnten wir hier in Gun Creek ausklarieren, wenn wir zu den Bermudas aufbrechen.

Fast am Ende des Gorda Sounds finden wir einen ruhigen Ankerplatz. Wir machen das Schlauchboot klar und unternehmen einen Ausflug an Land. Im Biras Creek Resort können wir mit dem Dinghy anlegen und uns das Resort ansehen. Nur eine schmale Landzunge trennt hier den Sound von der offenen See, dem Atlantik. Eine schöne Anlage mit kleiner Marina, Hotelsuiten, Restaurant, Pool und einer schönen Badebucht auf der Atlantikseite. Auf unserem Spaziergang durch die Anlage kommen wir an einem Salzsee vorbei, in dem ein einzelner Flamingo auf seinen dünnen Beinchen durch das Wasser stakst. Zu unserem Erstaunen gibt es hier sogar eine Pferdekoppel. Fünf Pferde haben hier eine neue Heimat gefunden. Aus einer Broschüre entnehmen wir, dass sie 2009 aus Puerto Rico hier hergebracht wurden. Drei von ihnen sind ehemalige Rennpferde.

Von Biras Creek ist es nur ein Katenzsprung zur mondänen Anlage des Yacht Club Costa Smeralda. 2011 ist die Anlage erst fertiggestellt worden. Hier ist Platz für Superyachten bis zu einer Länge von 100 Metern und einem Tiefgang von neun Metern. Alles sehr chic hier, aber für die Amazone einige Nummern zu groß.

 

Superyacht mit Helikopter an Bord - hier fast schon normal:

 

Ein einzelner (einsamer?) Flamingo im Salzsee des Biras Creek Resorts:

 

 

Badebucht des Biras Creek Resorts - man ist hier unter sich: 

Sonnabend, 18.04.2015

Seit fast vier Monaten ziehen wir hier schon von Insel zu Insel und haben den karibischen Lebensstil kennen gelernt. Wir begeistern uns immer noch für Sonne, Palmen, weißen Strand und türkisfarbenes Wasser. Nicht zu vergessen die charmanten Fahrten mit den Maxi-Taxis, Regenwälder, Wasserfälle, Rum-Destillerien, Botanische Gärten, Schwertfisch-Angeln und mit Schildkröten schwimmen. Die freundlichen, offenen und hilfsbereiten Menschen, die wir hier getroffen haben, bleiben uns in guter Erinnerung.  Viele Seglerinnen und Segler, die wir zum Teil schon zu Beginn unserer Reise in Spanien kennen gelernt haben, treffen wir seit dem immer wieder. Jeder segelt seinen ganz eigenen Kurs, doch man trifft sich wieder, wenn der Zufall es so will. Und so verbinden wir für uns besondere Orte mit den Menschen, die uns dort begegnet sind und mit der schönen Zeit, die wir dort zusammen verbracht haben.

Klingt alles schon sehr nach Abschied. Wir stecken auch emotional mittendrin, und möchten am liebsten jeden Augenblick festhalten, die Tage sollten nie zu Ende gehen. Diese wunderbaren Tage in diesem phantastischen Wassersportrevier.

Nach dem wir heute von unserem Spaziergang wieder zurück an Bord waren, sind wir schnorcheln gegangen. Heute habe ich sie endlich auch einmal gesehen - zwei Rochen. Majestätisch glitten sie über den Meeresboden, Seite an Seite.

Wenn wir demnächst zu den Bermudas aufbrechen, nehmen wir unvorstellbar viele Eindrücke und bleibende Erinnerungen aus der Karibik mit. Neue Eindrücke stehen auf den Bermudas schon für uns parat - wir freuen uns darauf!

 

Das Motto unserer Reise:

 

Blick über die Pond Bay - die Amazone ist gerade noch zu erkennen:

 

Hinter unserem Heck geht die Sonne unter - wieder geht ein schöner Tag zu Ende:

 

 

Freitag, 17.04.2015

In der Ankerbucht vor Spanish Town hatten wir leider keine Internetverbindung. Ohne Internet keine Wettervorhersage von Wetterwelt und keinen Blogbeitrag. Wir haben keine Zeitung und keinen Fernseher, da vermissen wir das Internet ganz besonders. Na, zumindest haben wir seit einiger Zeit einen prima Radiosender "Tradewinds Radio". Mehrmals am Tag bekommen wir zumindest die Wind- und Wettervorhersage für das hiesige Gebiet. Sie endet stets mit dem Spruch des Moderators "Remember - what ever you do, where ever you stay depends on the weather!" Auf deutsch heißt das soviel wie "Denk dran - was Du tust und wo Du bist, hängt vom Wetter ab!"

Der Mann hat ja so recht: Bevor die angekündigten Regenschauer kommen, wollen wir noch einen Ausflug an Land machen und Spanish Town eine zweite Chance geben. Leider kommt der Ort auch bei unserem zweiten Besuch nicht besser weg. Außer ein paar sehr schönen Restaurants am Strand gibt es hier nichts Nettes. Auch die Marina "Virgin Gorda Yacht Harbour" wirkt etwas in die Jahre gekommen und könnte dringend eine allgemeine Auffrischung vertragen.

Wir sind pünktlich vor den Regenschauern zurück an Bord. Heute haben uns auch keine Wellen einer Fähre erwischt - alles gutgegangen. Gegen 15 Uhr klart es schon wieder auf. Wir verlassen die Bucht, um die sagenhafte Strecke von 2,47 Seemeilen zurückzulegen und in der nächsten Bucht zu ankern. Es ist die Pond Bay, in der wir vor einiger Zeit schon einmal übernachtet haben. Wegen des vorgelagerten Riffs ist die Einfahrt nicht ganz einfach und für die meisten Charterboote nicht erlaubt. Wir ankern hier mit nur einer anderen Yacht auf fünf Meter tiefem Wasser. Ingo taucht den Anker ab und stellt wieder mal fest, dass er sich sehr gut in den weißen Korallensand eingegraben hat.

Wie schon bei unserem ersten Besuch, haben wir hier sogar eine Internetverbindung. Diese nutzen wir, um die Wettervorhersage herunterzuladen und E-Mails zu schreiben. Eine E-Mail geht an die Hafenbehörde der Bermudas, dem Bermuda Maritime Operations Centre (www.rccbermuda.bm/of_visitingyacht.aspx). Die Behörde hat drei Funktionen: sie ist die Seenotleitstelle für die Koordination von Rettungsmaßnahmen; sie koordiniert den Schiffsverkehr und drittens fungiert sie als Küstenfunkstation. Wir füllen den Fragebogen wie gewünscht aus und mailen ihn dorthin. Der Einklarierungsprozess sollte damit verkürzt werden, da die wichtigsten Fragen bereits beantwortet sind. Außerdem wird von der Behörde darum gebeten, dass sich Yachten, die die Bermudas anlaufen wollen, 30 Seemeilen vor Ankunft über UKW-Funk anmelden.

In Spanish Town - schöne Aussicht vom Restaurant "Coco Maya":

 

 

Donnerstag, 16.04.2015

 

Ganz ohne Hahnengeschrei werden wir wach und stellen fest, dass eine Nacht in einer geschützten Ankerbucht sehr viel ruhiger sein kann, als in einer Marina. Nach dem Motto "Ein anderer Tag, eine andere Bucht" gehen wir gegen Mittag Anker auf. Unser Ziel ist Spanish Town auf Virgin Gorda. Es geht also Richtung Osten, und aus der Richtung kommt auch der Wind. Unter Großsegel und Motor schummeln wir uns hoch am Wind an Tortolas Küste entlang und queren den Sir-Francis-Drake-Channel. Nach etwa zwei Stunden haben wir die acht Meilen bis Spanish Town zurückgelegt.

In der Bucht sind Moorings ausgelegt, es ist aber auch genug Platz, um im vier bis fünf Meter tiefem Wasser zu ankern. Eine große Schildkröte streckt bei unserer Ankunft ihren Kopf aus dem Wasser, dreht eine Runde und taucht wieder ab. Der Ankergrund ist herrlich weißer Korallensand, alles schimmert türkis. Hier und da liegen Steine, aber das Wasser ist so klar, dass Ingo den Anker genau dort herunterlassen kann, wo der Anker sich gut in den Sand eingraben kann. Beim anschließenden Tauchen vergewissert Ingo sich, dass mit dem Anker alles in Ordnung ist.

Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Schlauchboot in die Marina und sehen uns Spanish Town an. Aber es gefällt uns genauso wenig wie zuvor schon Road Town auf Tortola. Beide Städte wirken merkwürdig unstrukturiert. Es gibt hier eine Wäscherei, und so können wir den Punkt "Große Wäsche" jetzt auch von der Liste streichen. Zum Schluss statten wir dem Supermarkt noch einen Besuch ab. Leider stellen wir fest, dass Obst und Gemüse hier sehr viel teurer sind, als auf Tortola. Eine Grapefruit kostet 2,35 US Dollar, eine Mango sogar 3,89. Allerdings entdecke ich im Regal erstmals seit langem wieder Knäckebrot. Mit 3,39 US Dollar auch nicht ganz billig, aber andernorts sollte es 8 bzw. 5 Euro kosten.

Wir machen uns mit der frisch gewaschenen und getrockneten Wäsche und unseren Einkäufen mit der kleinen Gummiwurst auf den Rückweg zur Amazone. Leider müssen wir dabei am Ferry Dock, dem Fähranleger, vorbeifahren. Und wie der Zufall es will, legt auch gerade eine Fähre ab. Unser Schlauchboot kämpft unerschrocken und tapfer mit den hohen und steilen Wellen. Leider verliert es den ungleichen Kampf. Wir tauchen tief ein, eine Wasserwand steht einen kurzen Moment vor uns und ergießt sich dann über uns und unsere Taschen. Wir hatten alles gut in Plastiktaschen verpackt, aber wir selbst sind doch ziemlich nass geworden. Die Haare kleben am Kopf und in den Schuhen steht das Wasser. So eine Fahrt mit dem Schlauchboot ist doch immer wieder erfrischend.

 

Andere Länder, andere Prioritäten, andere Straßenschilder:

Mittwoch, 15.04.2015

Mit der Karibik werde ich für alle Zeiten das Krähen der Hähne verbinden. Sie haben uns von Tobago, unserer ersten Karibikinsel, bis hier zu den British Virgin Islands die Treue gehalten. Oder sollte ich besser sagen, dass sie uns verfolgen? Ein Entrinnen scheint fast nicht möglich. Die Hähne, Hühner und süßen Küken sind allgegenwärtig - auf dem Dorf, am Strand, in quirligen Hauptstädten und sogar in den Marinas. Die Küken sind niedlich, für die Hühner freuen wir uns, dass sie nach Herzenslust picken und im Sand baden können. Aber die Hähne mit ihrem ewigen Krähen noch vor Sonnenaufgang nerven extrem! Meistens sind es gleich mehrere Gockel, die um die Wette zu krähen scheinen.

Heute Morgen haben uns also die Marina-Gockel geweckt und wieder ging es frisch ans Werk. Wir haben einen 20 minütigen Fußmarsch nach Road Town unternommen. Ein paar Erledigungen standen noch auf der Liste. In der Bucht ankerte heute die "Aidavita". Die Pier für die Kreuzfahrtschiffe wird umgebaut und die Passagiere werden mit Fähren und Barkassen an Land gebracht.

Zurück in der Marina füllen wir unsere Wasservorräte auf und rechnen im Büro das Liegegeld ab, weil wir heute weiterfahren wollen. Macht einschließlich Wasser 102,70 US Dollar für zwei Nächte. Die hilfsbereite Dame gibt uns noch einen Tipp, wo wir günstig Diesel tanken können und gibt uns auch eine Übersichtskarte, wo das Delta Fuel Dock eingezeichnet ist, mit. Es ist gleich gegenüber der Marina auf der anderen Seite der weitläufigen Bucht.

Dort tanken wir 64 Gallonen Diesel, was 242 Litern entspricht und bezahlen 262 US Dollar. Das entspricht einem Literpreis von 1,08 US Dollar. Damit haben wir jetzt 200 Liter Diesel in Kanistern und 120 Liter im Einbautank an Bord. Theoretisch könnten wir 800 Seemeilen unter Motor damit zurücklegen. Klingt unglaublich viel (findet unser Volvo wahrscheinlich auch...), tatsächlich wird für den direkten Kurs von hier aus zu den Azoren empfohlen, für 1.000 Seemeilen Kraftstoff an Bord zu haben. Wir nehmen nicht den direkten Kurs, sondern wollen über die Bermudas segeln und gehen davon aus, genügend Diesel gebunkert zu haben.

Wir werden den Westteil der Sargassosee durchqueren, und dort ist zumeist mit sehr wenig oder gar keinem Wind zu rechnen. Die Sargassosee ist ein Meer ohne Küsten, ein ruhendes Revier, um das sich das große Strömungssystem des Nordatlantiks windet. Starten werden wir, wenn der Nordostpassat demnächst auf Ost dreht. Während der Überfahrt kann er auf Südost drehen und am Ende - in Abhängigkeit von der Position des Azorenhochs - sogar ganz einschlafen. Dann kann es nötig werden, das restliche Stück zu den Bermudas zu motoren.

Nach der Tank-Aktion wollen wir in die nächstgelegene Bucht fahren, um zu baden und dort vor Anker die Nacht zu verbringen. Die etwa 4 Seemeilen entfernte Bucht vor der kleinen, in Privatbesitz befindlichen Insel Buck Island ist in unserem Revierführer beschrieben. Man ankere dort zumeist in begrenzter Gesellschaft, allerdings dürfe man die private Insel nicht betreten. Hört sich gut an, also los! Etwas irritiert sind wir aber, als wir aus der Ferne sehen, dass in dieser kleinen verschwiegenen Bucht schon fünf Katamarane und drei andere Boote vor Anker liegen. Beim Näherkommen stellen wir allerdings fest, dass es Katamarane einer Charterfirma sind, die hier "geparkt" sind - es ist niemand an Bord. Auch die anderen drei Boote sind unbemannt. So gesehen sind wir hier also doch in begrenzter Gesellschaft - nur Ingo und ich. Und die Amazone. Und die kleine Gummiwurst. Aber irgendetwas fehlt - ah, es gibt hier anscheinend kein Federvieh. Es herrscht himmlische Ruhe!

 

An unserer Backbordseite sehen wir links das Ostende Tortolas und rechts einen Zipfel von Buck Island:

Dienstag, 14.04.2015

Die Amazone liegt hier am Steg fast völlig reglos im Wasser, kein Schaukeln, kein Rollen. Trotzdem war die Nacht zunächst um 3.10 Uhr zu Ende. Die Kollegen der Security, die hier nach Einbruch der Dunkelheit Wache schieben hatten Schichtwechsel und tauschten lautstark direkt vor unserem Boot die neuesten Neuigkeiten aus. Nun gut. Sie passen auf uns auf, da werden sie sich doch auch mal etwas erzählen dürfen. Kurz nach 6 Uhr war die Nacht dann endgültig vorbei. Die Bewohnerin des Nachbarbootes, eine sehr freundliche und ebenso mitteilungsbedürftige ältere Dame, begrüßte die ersten Mitarbeiter der Charterfirma und schnackte eine Runde mit ihnen.

Wenn wir denn schon mal wach sind, können wir auch aufstehen und frisch ans Werk gehen. Es gibt noch  weitere Punkte auf unserer Liste, die noch erledigt sein wollen. Zunächst erkundigen wir uns, ob wir hier unsere Gasflasche befüllen lassen können. Leider klappt es nicht, da der passende Adapter nicht vorhanden ist. Dann besucht Ingo den Segelmacher, der hier in der Marina seine Werkstatt hat. Kurze Zeit später kommt ein Mitarbeiter der Firma Doyle zu uns an Bord und ersetzt im Großsegel ein defektes Metall-Auge eines Rutschers. Prima, Punkt kann abgehakt werden.

Als nächstes nehmen wir den Großeinkauf in Angriff. Mit dem Taxi geht es zum "Cash & Carry" in Road Town. Der Einkaufszettel ist lang, schließlich sollen für vier Wochen Proviant und Getränke gekauft werden. Für vier Wochen deshalb, weil wir im Fall der Fälle die Bermudas vielleicht doch nicht anlaufen und ohne Zwischenstopp zu den Azoren segeln. Am Ende sind es drei volle Einkaufswagen, und die zwei Hackenporsches sind auch prall gefüllt. Knapp 700 US Dollar hat der Spaß gekostet.

Mit dem Taxi geht es zurück an Bord. Jetzt folgt der zweite Teil dieses Tagesordnungspunktes - alles so verstauen, dass es nicht im Wege ist, im Seegang nicht kaputt gehen kann und ohne allzu große Kramerei  wiederzufinden ist. Fleißig wie die Ameisen werkelt jeder an seiner Baustelle. Ingo verstaut die Getränke, ich die Lebensmittel. Der Schweiß rinnt dabei in Strömen. Nach fast zwei Stunden hat alles einen Platz gefunden. Auch dieser Punkt ist erledigt. Uff.

 

Segelmacher bei der Arbeit:

 

Kleine Frau mit großem Einkauf:

Montag, 13.04.2015

Heute wollen wir die Cane Garden Bay verlassen. Hier hat es uns sehr gut gefallen, weil wir einen guten Ankerplatz hatten und Bekannte wiedergetroffen haben. Die Bucht mit ihrem Strand, den Bars und Restaurants ist zwar sehr belebt, aber trotzdem nicht "rummelig". Der Supermarkt ist gut sortiert und täglich bis 22 Uhr geöffnet. Auch das leidige Thema "Wäsche waschen" war hier gar kein Problem. Der Waschsalon gleich beim Supermarkt um die Ecke hat viele große Maschinen und für 3,50 US Dollar konnten wir 7 kg Wäsche waschen.

Nach fast drei Wochen wird es aber mal wieder Zeit, eine Marina anzulaufen. Wir freuen uns auf eine "Komfortzone" - Duschen, Wasseranschluss direkt vorm Boot, keine Sorge zu haben, dass uns beim Ankern jemand auf die Pelle rückt oder seinen Anker auf unseren wirft. Einfach so an Land gehen zu können, ohne Schlauchbootfahren - das wäre mal wieder schön. Außerdem steht ja der Großeinkauf an, da ist es auf jeden Fall besser, in einer Marina zu liegen, als alles mit dem Schlauchboot transportieren zu müssen.

Gegen 10.00 Uhr gehen wir Anker auf und drehen noch eine Abschiedsrunde zur "Lubini" und zur "Rote Grütze". Kurzer, schmerzloser Abschied mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Unser heutiges Ziel ist Road Town, die Hauptstadt von Tortola. Hier waren wir ja neulich schon zu einem kurzem Zwischenstopp. Frohen Mutes rufen wir über UKW-Funk die Village Cay Marina und fragen nach einem Liegeplatz. Leider bekommen wir eine Absage. Na gut, dann versuchen wir es in der benachbarten Marina der Sun Sail Charterbasis. Aber dort ist alles belegt. Die zu vercharternden Boote liegen bereits in Viererpäckchen. Keine Box frei. Okay, nächster Stopp dann in der Joma Marina, auch eine Charterbasis. Über UKW-Funk erhalten wir keine Antwort, also legen wir in einer der zahlreichen freien Boxen an. Im Marinabüro bekommt Ingo dann allerdings die Auskunft, dass alles reserviert sei und wir nicht bleiben könnten. Merkwürdig, aber so richtig gefallen hat es uns dort auch nicht. Es stand einiger Schwell in den Hafen, so dass die Boote dort sehr unruhig liegen. Also auf zum vierten Versuch. Wir steuern die Road Reef Marina an. Sie liegt sehr geschützt und ist die Heimat der TMM-Charterflotte. Es ist noch eine Box frei, und dort dürfen wir anlegen.

Die Nachbarschaft ist sehr groß, weiß und hat zwei Rümpfe - Charterkatamarane warten hier auf die Urlauber. Die Amazone ist dagegen klein, blau und hat nur einen Rumpf - ein exotischer Gast. Zu unserer Freude und Überraschung spricht die Mitarbeiterin im Marinabüro deutsch. Sie stammt aus Sachsen und arbeitet schon ein paar Jahre hier. Das ändert allerdings nichts an der Höhe des Liegegeldes: 47 US Dollar kostet eine Übernachtung. Wasser wird separat abgerechnet - und bitte nicht spät abends duschen gehen, das Wasser wird von der Stadt abends abgestellt.

Hier bei der Marina hat der "Royal BVI Yacht Club" sein Vereinsheim. Viele Stander hängen von der Decke des  Restaurants. Wir kommen mit dem Chef ins Gespräch, und er ist gerne bereit, unsere Stander aufzuhängen. Damit haben wir jetzt vier der fünf OSV-Stander aufgehängt, den WVW-Stander und heute noch einen WVWo-Stander (Wassersportverein Woltmershausen). Vom OSV und WVW waren wir vor der Abreise mit Standern ausgestattet worden, mit der Bitte, diese in die Welt hinauszutragen. Den WVWo-Stander haben wir auch ohne Auftrag gerne mit in die Ferne genommen - und dann hängt er auch noch im Königlichen British Virgin Islands Yacht Club!

Ach ja, unser Törn war nur etwa 15 Seemeilen lang - aber doch abwechslungsreich!

 

Großer Nachbar:

 

Im Restaurant "Sharky's" in Road Town auf Tortola hängen jetzt ein OSV- und ein WVWo-Stander. John präsentiert sie hier:

Sonntag, 12.04.2015

Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel, die Palmen wiegen sich sanft im Wind, das Wasser schimmert türkis, vom Strand schallt Musik einer Steelband zu uns herüber und was machen wir? Wir arbeiten munter die Liste der zu erledigenden Dinge ab. Hinter zwei Punkten können wir heute einen Haken machen: Ingo hat den Motor gewartet. Die letzte Wartung ist 60 Betriebsstunden her und so wurde einiges überprüft und Teile gewechselt, wie bei einer kleinen Inspektion.

Als nächstes holen wir zum ersten Mal die neue Sturmfock aus ihrem dunkelgrünen Sack und setzen das kleine, knall orange farbene Stückchen Segel am Kutterstag. Sieht beeindruckend aus, wie es da vorne so leuchtet. Schnell wieder in den Sack damit. Wir hoffen, dass sie möglichst nicht zum Einsatz kommt.

Anschließend gehen wir schwimmen und fahren am späten Nachmittag an Land. Wir sind zur Happy Hour in einer Bar verabredet und treffen uns mit Petra, Klaus, Gisela und Axel. Eine schöne, gesellige Runde.

 

Kleines, knalliges Segel:

Sonnabend, 11.04.2015

 

Das letzte Drittel unserer Auszeit ist angebrochen, unsere Tage in der Karibik sind gezählt. Die Vorbereitungen für den langen Rückweg beginnen. Zu den Bermudas sind es von hier aus ungefähr 850 Seemeilen und von dort noch etwa 1.850 bis zu den Azoren.  Die beste Zeit für diesen Törn ist etwa Mitte April bis Mitte Mai. Der Nordostwind dreht zu dieser Zeit langsam auf Ost und schwächt sich auf 15 bis 20 Knoten (4 bis 5 Beaufort) ab. Es ist ratsam, vor der Abreise die Zugbahnen der Atlantikstürme zu verfolgen, die als Tiefdrucksysteme die amerikanische Küste verlassen. Seit ein paar Tagen bekommen wir die Vorhersagen für die betreffenden Gebiete, so dass wir das Geschehen jetzt schon verfolgen können.

Soweit die "nackten Tatsachen". Meine Gefühlslage ist nicht so leicht zu beschreiben. Einerseits erleben wir seit fast einem Jahr eine phantastische Reise und freuen uns jeden Tag, genau jetzt und hier sein zu dürfen. Andererseits freuen wir uns auf Zuhause und die Menschen, die uns dort erwarten. Die nächste, wohl die größte Herausforderung der ganzen Reise, liegt unmittelbar vor unserem Bug - die zweite Atlantiküberquerung. Die erste Überquerung verlief wunderbar problemlos. Der Nordostpassat hat uns mehr oder weniger stetig und sanft vor sich hergeschoben und schwupp kamen die grünen Hügel von Tobago in Sicht. Das wird bei der Überquerung in die entgegengesetzte Richtung nicht der Fall sein. Im Gegenteil - vielleicht bekommen wir es mit ausgedehnten Flauten, in jedem Fall aber mit Kursen hoch am Wind zu tun. Und ein Kurs hoch am Wind bedeutet, dass es an Bord sehr ungemütlich ist. Das Boot liegt dann sehr schräg im Wasser,  die einfachsten Verrichtungen arten zu artistischen Übungen aus. Das Leben an Bord wird beschwerlich. Die Wellen krachen unaufhörlich an den Rumpf, Hammerschlägen gleich.

Noch ist es aber nicht soweit, ein bis zwei Wochen werden bis zu unserem Aufbruch wohl noch vergehen. Proviantlisten müssen erstellt, ein sehr großer Einkauf erledigt und alles ordentlich verstaut werden. Der Motor muss gewartet und die Dieselvorräte müssen ergänzt werden. Einen weiteren Punkt hat Ingo heute erledigt - es stand mal wieder ein Friseurbesuch an. Das tägliche Baden hat Ingo heute damit verbunden, mit einem Spachtel einige vorwitzige Seepocken von der Kielsohle zu entfernen. Die Stellen konnten vor unserer Abreise nicht mit Antifouling gestrichen werden.

Im Laufe des Tages sind einige Yachten in der Bucht eingetroffen, unter ihnen die "Joy of Life", die "Lubini" und die "Rote Grütze".  Die "Joy of Life" ist nicht lange geblieben. Aber mit Petra und Klaus von der "Lubini" und  Gisela und Axel von der "Rote Grütze" verbringen wir einen schönen Abend in einer Bar am Strand. Gemeinsam betrachten wir den Sonnenuntergang und gönnen uns den einen und anderen Cocktail. Es wird viel geredet und gelacht, und wir freuen uns über das Wiedersehen.

 

Die kleine Gummiwurst hat Besuch:

Freitag, 10.04.2015

 

Während Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, sind wir freiwillig ausgezogen. Zuvor sind wir aber noch einige Runden um die Amazone geschwommen, wobei wir hier und da an ihr herumgepult haben, um einige Algen am Wasserpass zu entfernen. Das machen wir fast jedes Mal, wenn wir schwimmen gehen. Im großen und ganzen steht es um unseren Unterwasseranstrich noch sehr gut, Bewuchs ist so gut wie nicht vorhanden. Es macht sich jetzt bezahlt, dass Ingo vor unserer Abreise sehr viele Schichten Antifouling aufgetragen hat. Darüber sind wir sehr froh, denn wäre das Unterwasserschiff nicht so gut in Schuss, müssten wir das Boot hier aus dem Wasser holen lassen und neue Farbschichten auftragen.

Nach dem Schwimmen und der "kleinen Bootspflege" gibt es ein ordentliches Frühstück. Gegen 10.30 Uhr waren wir dann soweit, dass wir Anker auf gehen konnten und etwas wehmütig die Brewer's Bay verließen. Sechs Seemeilen später hatten wir auch schon die Bucht bei Great Harbor auf der Insel Jost van Dyke erreicht. Diese kleine Insel hat 260 Einwohner und ist nach einem holländischen Piraten benannt. Im Gegensatz zu Tortola, dieser waldreichen Insel, scheint Jost van Dykes Vegetation nicht so üppig. Sie kann  mit herrlichen Stränden und einer berühmten Barszene aufwarten. Im Foxy's soll es den besten "Painkiller"-Drink weit und breit geben.

Aber auch heute, bei unserem dritten Besuch auf Jost van Dyke, standen Wind und Schwell in die Bucht. Alle Moorings waren belegt, geankert wird hier auf 12 Meter Wassertiefe. Die Bucht gefiel uns auch  irgendwie nicht, zu voll, zu unruhig. Mehrere uns bekannte Yachten dümpeln hier, es ist aber leider niemand an Bord. Wir drehen zunächst noch etwas unschlüssig eine Runde und beschließen dann, wieder nach Tortola zu segeln und noch mal in der Cane Garden Bay zu ankern.

Um 13.30 Uhr fällt dort unser Anker. Fünf Meter ist das Wasser tief, und der Anker gräbt sich in den hellen Sand.  Die Bucht ist gut besucht, aber es ist nicht so voll wie auf Jost van Dyke. Bei einem Besuch an Land waschen wir Wäsche und kaufen ein paar frische Lebensmittel. Brot, Obst und Gemüse - keine Luxusgüter. Hat alles in eine Einkaufstasche gepasst und 60 Dollar gekostet.

Donnerstag, 09.04.2015

Wieder geht ein lässiger Tag in unserer Traumbucht zu Ende. Wir sind seit Montag hier, da können wir doch schon von "unserer" Bucht sprechen. Oder? Im Laufe des Tages hat die Amazone ein paar Nachbarn bekommen, die dann im Laufe des Nachmittags die Bucht wieder verlassen haben. Nur eine Yacht ist geblieben, sie ankert weit entfernt von uns auf der anderen Seite des Riffs. Wir erledigen ein paar Kleinigkeiten an Bord, freuen uns weiterhin über die stabile und schnelle Internetverbindung und skypen auch noch einmal mit unseren Söhnen.

Auch zu einem Ausflug an Land raffen wir uns noch auf. Die kleine Gummiwurst liegt jetzt auf dem Vordeck, weil wir morgen unser kleines Paradies verlassen wollen. "Drei Mal ist Bremer Recht" heißt es, und so starten wir morgen den dritten Anlauf, um bei der Nachbarinsel Jost van Dyke einen schönen Ankerplatz zu finden.

 

Als wir neulich Katja, Christoph, Emil und Matilda mit der "Muline" begegnet sind, hat Katja sehr schöne Fotos gemacht. Sie ist halt ein Profi: 

Mittwoch, 08.04.2015

Seit 15.25 Uhr ankert die Amazone ganz allein in dieser schönen Bucht. Na ja, ganz allein ist sie eigentlich nicht. Ingo und ich - und nicht zu vergessen die kleine Gummiwurst - sind ja auch noch da. Wir genießen die Ruhe, nutzen die gute Internetverbindung, lesen, schnorcheln und unternehmen am späten Nachmittag noch einen kurzen Ausflug an den Strand.

Mehr gibt es heute nicht zu erzählen - ein ereignisloser, wunderschöner Tag in zauberhafter Umgebung.

 

Kokospalmen:

 

Der Strand in der Brewer's Bay:

 

Ein einzelnes Boot beim Sonnenuntergang:

Dienstag, 07.04.2015

Wir genießen weiter unsere Zeit in der Brewer's Bay. Wer weiß, ob wir hier noch einmal eine so ruhige Bucht finden. Im Laufe des Tages kommen zwar noch einige Boote und ankern in unserer Nähe, aber sie bleiben nur für einen kurzen Bade- und Schnorchelstopp. Am Abend sind wir wieder nur mit drei Booten in dieser schönen, großen Bucht. Am Vormittag erledigen wir einige Arbeiten am PC. Wir haben hier tatsächlich eine stabile und schnelle Internetverbindung.

Am Nachmittag fahren wir an Land und wollen die Ruine einer Windmühle ansehen. Es ist die einzige Windmühlenruine auf Tortola. Andere Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht, und so ist sie das Ziel unseres heutigen Spaziergangs. Es geht sehr steil bergauf, was in der drückenden Hitze ziemlich beschwerlich ist. Wir werden aber mit zauberhaften Ausblicken auf die Bucht und die Nachbarinsel Jost van Dyke belohnt. Jede Zuckerrohrplantage hatte eine Mühle, es gab ungefähr 150 auf Tortola. Die meisten wurden von Eseln oder Pferden angetrieben.

Zurück an Bord wird es Zeit für eine Abkühlung - wir gehen schwimmen und schnorcheln. In einiger Entfernung von der Amazone entdecken wir bunte Korallen und hübsche bunte Fische. Blaue und gelbe oder auch schwarz-weiß gestreifte Fischlein huschen an uns vorbei. Plötzlich befinden wir uns in einem großen Schwarm kleiner Fische. Er bewegt sich mal nach rechts, dann schwärmen alle wie auf Kommando nach links. Auch fünf oder sechs sehr große Fische sind zum Greifen nahe. Ihre großen Schuppen blinken silbern. Wie wir später im Internet nachlesen, sind es Tarpune, friedliebende Planktonfresser. Sie können eine Länge von 2,5 Metern erreichen.

Und dieses "Schnorcheln im Fischschwarm" ist kein Scherz - es hat wirklich stattgefunden!

 

In Gesellschaft schmeckt es einfach besser:

 

 Zauberhaftes Panorama mit Amazone:

 

Die einzige Windmühlenruine aus dem 18. Jahrhundert auf Tortola:

 

Am Nachmittag bekommt die Amazone einen Nachbarn - sie wirkt winzig neben dem großen Katamaran:

 

Auch hier wird gefischt:

Montag, 06.04.2015

 

Das Tingeln von Bucht zu Bucht geht fröhlich weiter. Tortolas Nachbarinsel Jost van Dyke sollte heute unser Ziel sein, ein zweiter Versuch, in einer der dortigen Buchten zu ankern. Aber auch heute würde der Wind in die nach Süden offenen Buchten wehen. Wir beschließen deshalb, einen Haken zu schlagen und nicht weiter nach Jost van Dyke zu fahren, sondern in der Nachbarbucht der Cane Garden Bay, der Brewer's Bay, zu ankern.

In St. Martin hatte uns Andreas einige Tipps gegeben, wo es hier in den British Virgin Islands besonders schön sei und wir auf jeden Fall einen Stopp einlegen sollten. Die Brewer's Bay ist auch darunter. Nur bei nördlichem Schwell ist es hier sehr ungemütlich, den haben wir heute aber nicht. In unserem Revierführer lesen wir zu dieser Bucht, dass sie ohne Frage eine der schönsten "unverdorbenen" Buchten in den British Virgin Islands sei. Viele Charterfirmen hätten die Bucht für ihre Kunden wegen eines Riffs in der Bucht für "off limits" erklärt - Chartercrews müssen also draußen bleiben. Weiter heißt es dort, dass der Ankerplatz bei ruhigem Wetter wärmstens empfohlen würde, sei man doch in "begrenzter" Gesellschaft.

Stimmt anscheinend alles ganz genau: Nur zwei weitere Boote ankern hier bereits. Anhand der Detailkarte im Revierführer und unserer elektronischen Seekarte im Plotter tasten wir uns in die Bucht hinein. Zusätzlich sitze ich im Bugkorb und halte nach den Korallenköpfen des Riffs Ausschau. Klappt alles wunderbar, und unser Anker fällt in vier Meter tiefem Wasser und gräbt sich in den weißen Sand ein.

Mit dem Schlauchboot fahren wir an den Strand und erkunden die Umgebung. Es gibt hier nur zwei kleine Bars und einen Campingplatz. Hier verbringen die Einheimischen ihre freie Zeit mit baden und grillen.

Zurück an Bord machen wir es uns im Cockpit gemütlich und schauen den Pelikanen dabei zu, wie sie sich immer wieder ins Wasser stürzen und Fische fangen. Nach dem "Massenankern" in der Bucht Little Harbor auf Peter Island haben wir jetzt unsere Traumbucht gefunden. Es nähert sich dann ein Segelboot und fährt unentschlossen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil der Bucht hin und her. Dies geht so lange, bis sie treffsicher auf dem Riff landen, das sich ziemlich genau in der Mitte der Bucht befindet. Die Yacht kommt wieder frei und ankert jetzt in einiger Entfernung hinter uns - es ist eine Charteryacht.

 

Tarnung ist alles: 

 

Ruinen einer Zuckerrohrmühle aus dem 18. Jahrhundert:

 

Foto des Monats:

 

 

Sonntag, 05.04.2015

 

Manche Dinge passieren selbst in unserem Alter noch zum ersten Mal: Im letzten Jahr erlebten wir das erste Mal Weihnachten fern der Heimat, unter Segeln, Sonne, Palmen und fremden Menschen. Dann konnte ich in dieser traumhaften Umgebung meinen Geburtstag feiern, unter Segeln, Sonne, Palmen und mit einem leckeren Lobster-Essen am Strand. Und nun auch das Osterfest, unter Sonne, Palmen, einer milden Brise und mit einer Runde um die Amazone schwimmen. Ein Osterfest ohne Kaffeetrinken mit der Familie, ohne Osterfeuer mit Freunden, ohne Osterwiese, ohne Osterglocken in der Vase, ohne Osterstrauß und Dekoration und ohne Schokohasen. Dieses Osterfest ist ganz anders als in all den Jahren zuvor, das bringt die Reise so mit sich. 

An solchen Tagen denken wir häufiger als sonst an Zuhause, die Familie, die Freunde. Zumindest war die Internetverbindung heute so stabil, dass wir mit den Kindern mal wieder skypen konnten (telefonieren mit Bild). Das ist immer schön, Informationen werden ausgetauscht, es wird auch viel gelacht, das Heimweh wird in die Schranken gewiesen. Wir können uns gegenseitig davon überzeugen, dass es den jeweils Anderen gut geht - auch wenn wir uns sehr vermissen und das ganz besonders an Geburts- und Feiertagen.

Am Morgen waren wir heute zunächst unentschlossen - wollen wir weitersegeln oder noch einen Tag bleiben? Wir haben uns entschieden, einiges zu erledigen und noch einen Tag zu bleiben. Putzen, einkaufen, Wäsche waschen und die Wasservorräte auffüllen - Ostern mal ganz anders oder besser gesagt, Ostern fällt aus. Der Supermarkt hat an jedem Tag geöffnet, so auch heute und das bis 22 Uhr. Er ist ganz gut sortiert, die Preise sind kaum höher als in der Hauptstadt Road Town. Im Waschsalon waschen und trocknen wir unsere Wäsche, zwischendurch erkunden wir ein bisschen die Umgebung. Allerdings ist es heute auch wieder an die 30° heiß, so dass der Spaziergang nicht allzu lang ausfällt.

Ingo fährt dann noch mit dem Schlauchboot zum Wasser holen. An der Tankstelle gibt es nicht nur Diesel, sondern auch Wasser. 20 Cent kostet die Gallone, also 3,78 Liter. Alle Kanister und Solarduschen sind wieder aufgefüllt, so dass wir noch ein paar Tage von Bucht zu Bucht tingeln können und nicht unbedingt eine Marina anlaufen müssen.

 

 Blick über die Bucht bei Cane Garden Bay:

 

Auch eine nette Beschäftigung zu Ostern - ein schwimmender Grill:

Sonnabend, 04.04.2015

 

Zwei Tage waren wir in der schönen Bucht Little Harbor bei Peter Island. Es wird Zeit, weiterzuziehen. Das riesige Motorboot, das seit gestern Nachmittag in Reichweite neben uns ankert, hat uns nicht nur die Sicht auf den Sonnenuntergang versperrt. Die ganze Zeit läuft ununterbrochen brummend irgendein Aggregat. Na ja, der Fernseher, die Kühl-Gefrierkombination, die Klimaanlage und wer weiß was sonst noch brauchen Strom. Der Abschied fällt uns also nicht schwer und so brechen wir auf, um zur Insel Jost van Dyke zu segeln. Zehn Seemeilen sind es bis zur Bucht Little Harbor. Wir segeln also von Little Harbor nach Little Harbor.

Bei vier Windstärken raumem Wind und wenig Welle war es ein schöner Törn. Wir sind sogar an der Grenze zur USA entlang gesegelt: Die Insel St. John lag an unserer Backbordseite, und sie gehört zu den US-Virgin-Islands.  

Im "neuen" Little Harbor angekommen weht der Wind in die Bucht hinein, wir würden also bei auflandigem Wind ankern. Wir drehen eine Runde, stellen aber fest, dass uns die Bucht insgesamt nicht gefällt. An schönen Ankerbuchten herrscht hier allerdings kein Mangel. Eine gute halbe Stunde später erreichen wir Tortola und  die Cane Garden Bay. Außerhalb des Mooringfeldes finden wir einen Ankerplatz auf fünf Meter Wassertiefe. Zum Anlanden mit dem Schlauchboot können wir an das Dinghy-Dock fahren, es gibt einen Supermarkt, mehrere Bars direkt am Strand, eine Bäckerei und ganz wichtig - einen Geldautomaten.

Wir haben gelesen, dass es  hier im Ort eine mehr als 200 Jahre alte Rum Destillerie geben soll, die heute noch produziert. Sie ist schnell gefunden und unterscheidet sich doch sehr von der modernen Destillerie, die wir auf Martinique besichtigt haben. Sie ist klein und ziemlich sanierungsbedürftig. Ingo probiert verschiedene Sorten und eine Flasche "Arundel Cane Rum" der Callwood Family für 12 US Dollar kommt mit an Bord.

 

An Backbord liegt St. John. Die Insel gehört zu den US Virgin Islands. Anlaufen dürfen wir sie nicht, weil wir kein Visum für die USA haben.

 

 

Die Cane Garden Bay auf Tortola. Palmen, weißer Strand, türkisfarbenes Wasser - für uns immer noch schön:

Freitag, 03.04.2015

 

Mit Schwimmen und Schnorcheln, Lesen und einigen Arbeiten am Laptop verbringen wir diesen Tag und lassen es uns einfach gutgehen. Heute ist Karfreitag und offenbar alles, was ein Boot hat nutzt diesen freien Tag, um damit unterwegs zu sein. War die Bucht gestern schon gut besucht, sind heute im Laufe des Tages noch einige Boote dazugekommen. Manche haben nur einen kurzen Badestopp eingelegt, manche haben aber tatsächlich noch eine Lücke gefunden und sind geblieben. Wie zum Beispiel unser neuer Nachbar. Eine ziemlich große und hohe Motoryacht liegt seit kurzem direkt neben uns. Der Skipper und seine Crew haben es sich kurz vor dem Sonnenuntergang auf dem Vordeck mit einem Drink gemütlich gemacht. Für uns fällt das Naturschauspiel heute aus - die Motoryacht liegt direkt im Bild.

 

An jedem Nachmittag kommt das kleine blaue Boot ("Deliverance") vorbei. So lebenswichtige Dinge wie Eiscreme und Drinks können gekauft werden:

 

Unsere etwas entferntere Nachbarschaft beim "Ölsardinen-Ankern":

Donnerstag, 02.04.2015

 

Wenn wir mit den Delphinen geschwommen wären, wäre das wirklich ein ganz außergewöhnliches Erlebnis gewesen. Es war aber nur ein Aprilscherz und hat leider nur in unserer Phantasie stattgefunden. Fein gesponnenes Seemannsgarn am 1. April, sozusagen.

Ganz im Ernst sind wir gestern am 01.04. gegen 9.00 Uhr Anker auf gegangen und haben uns von Anegada verabschiedet. Diese Insel ist insofern etwas Besonderes, als sie nicht vulkanischen Ursprungs ist, wie die allermeisten Karibischen Inseln. Sie ist ein flaches Kalkplateau, das nur wenige Meter aus dem Türkis des Meeres herausragt. Die Strände sind wunderschön und menschenleer.

Unser gestriges Ziel war die Insel Great Camanoe. Nach einem herrlichen Segeltörn bei Bilderbuch-Bedingungen fiel um 12 Uhr unser Anker in der Lee Bay. Strand war hier kaum vorhanden, alles ziemlich felsig und steinig. Great Camanoe und die Nachbarinsel Guana Island haben felsiges Ufer. Man könnte fast glauben, man segle in einen nordischen Fjord hinein. Bei der Einfahrt in die kleine Bucht fühlten wir uns an die Felsen in Norwegen erinnert. Waren wir zunächst die einzigen in dieser lauschigen Bucht, fanden sich später noch zwei weitere Boote ein. Wir gingen schwimmen und schnorcheln, beobachteten die Pelikane beim Fische fangen und schon ging die Sonne unter und unser Ankerlicht an.

Heute  hat es uns dann weitergezogen nach Tortola. Knapp zehn Seemeilen legen wir mit ausgerollter Genua schnell zurück. Allerdings wollen wir hier nur einen kurzen Stopp einlegen, um ein paar frische Lebensmittel einzukaufen. In der Bucht vor der Hauptstadt Road Town machen wir die Amazone an einer Mooringboje fest und fahren mit dem Schlauchboot in die Marina. Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg zum Supermarkt. Brot,  Obst und Gemüse und zwei Koteletts wandern in unseren Einkaufskorb. Macht dann 63,56 US Dollar. Dabei habe ich extra noch auf die drei Paprikaschoten für 11,85 US Dollar verzichtet.

In der Bar in der Marina gönnen wir uns eine Erfrischung, gehen kurz ins Internet und fahren anschließend mit unserem Einkauf zurück zur Amazone. Übernachten wollen wir vor Road Town nicht, denn es ist hier nicht sonderlich gemütlich und eher ungeschützt. Außerdem wird für die Mooring die obligatorische Gebühr von 30 US Dollar pro Nacht verlangt.

Wir machen uns also zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Weg und segeln mit ausgerollter Genua 4,5 Seemeilen hinüber nach Peter Island. In der Bucht Little Harbor ankern schon einige Boote, aber für uns ist noch ein Platz frei. Die Yachten ankern hier auf 6 Meter Wassertiefe, das Heck ist mit einer Leine mit dem Land verbunden. Das hat den Vorteil, dass die Boote bei nachlassendem Wind in Position gehalten werden, nicht zu "kreiseln" beginnen und weniger Platz beanspruchen. Jetzt kommt erstmals das am Heckkorb auf einer Rolle befindliche Gurtband zum Einsatz. Es ist 70 Meter lang und hat eine Bruchlast von 4 Tonnen. Ingo rudert mit unserem Schlauchboot an Land und befestigt das Gurtband an einem Baum.

Schon bald brutzeln die Koteletts in der Pfanne, wir lassen sie uns beim Sonnenuntergang schmecken. Heute war übrigens ein besonders heißer Tag. In der Kajüte kletterte das Thermometer auf rekordverdächtige 36° Celsius.

 

Einfahrt in die Lee Bay bei Great Camanoe:

 

Hier geht es nicht in den Norbert-Krabbe-Fjord, sondern zwischen Tortola und Guana Island hindurch: 

Mittwoch, 01.04. 2015

 

Für uns ist es immer ein ganz besonders schönes Erlebnis, wenn uns auf unseren Segeltörns hin und wieder Delphine besuchen. Sie bleiben mal länger mal kürzer bei der Amazone, umspielen ihren Bug und liefern sich mit ihr ein Wettrennen bzw. -schwimmen. Manchmal vollführen sie tollkühne Sprünge, und durch das "ewige Lächeln" in ihrem Antlitz scheinen sie vor Lebensfreude nur so zu sprühen. Diese Besuche sind mit der Videokamera und dem Fotoapparat nicht leicht festzuhalten. Entweder ist beides nicht zur Hand und der Delphinbesuch schon wieder fort, wenn wir soweit sind oder Flipper und seine Freunde tauchen gerade in dem Moment ab, wenn wir auf den Auslöser drücken. Auf unserer Atlantiküberquerung nach Tobago hatte Ingo einmal das Glück, eine kurze Sequenz mit der Videokamera festhalten zu können.

Und so gibt es leider auch keine Fotos oder Film-Aufzeichnungen von dieser ganz außergewöhnlichen Begebenheit. Wir lagen noch vor Anker vor Anegada, bei Pomato Point und wollten noch einmal kurz schwimmen und schnorcheln, bevor die Reise weitergeht. Ingo hat sie dann zuerst gesehen - eine Schule Delphine, ungefähr sechs oder acht Tiere, die sich uns näherten, bis sie schließlich zum Greifen nahe waren. Unglaublich, sie ließen sich anfassen und streicheln. Beherzt habe ich die Rückenflosse eines Delphins ergriffen und schon zog er mich ein gutes Stück durchs Wasser! Sie blieben noch eine Weile in unserer Nähe, um dann genauso plötzlich, wie sie erschienen waren, wieder in den türkisfarbenen Weiten der Karibik zu verschwinden. Ein unvergessliches Erlebnis.

 

 Anegada Beach Cottage:

Dienstag, 31.03.2015

 

Das Mooringfeld bei Setting Point/Anegada wollen wir heute verlassen. Wir haben nur für eine Nacht Station gemacht, weil wir hier in einem der Restaurants Lobster essen wollten. Ansonsten hält uns hier nichts - zu viel Betrieb für unseren Geschmack. Außerdem wird für die Mooring eine tägliche Gebühr von 30 US Dollar erhoben. Abkassiert wurde gleich kurz nach unserer Ankunft von einem freundlichen Herrn, der mit einem kleinen Boot längsseits kam. Und flach ist es hier, die Amazone hat bei Niedrigwasser gerade noch ungefähr 40 Zentimeter Wasser unter dem Kiel. Die Moorings liegen hier sehr dicht bei einander und sind am späten Nachmittag alle belegt. Fast alles Charterschiffe, zumeist Katamarane, ab 42 Fuß (knapp 13 Meter) aufwärts. Hier sehen wir aber auch Motorboot-Katamarane. Sie wirken wie schwimmende Wohnwagen. Man hat den Mast gleich weggelassen und so wenigstens keine Maleschen mit dem Segeln. Auf dem Nachbar-Motor-Katamaran freut sich eine Gruppe Jugendlicher ihres Lebens und lässt uns an ihrer privaten Feier lautstark teilhaben. Nicht weit hinter unserem Heck liegt das nächste Riff, auf dem hin und wieder ein Schlauchboot strandet. Zum Glück keine ernsthaften Havarien, irgendwie kommen sie wieder frei und können ihre Fahrt fortsetzen.

Unserem "perfekten Tag" hat das alles keinen Abbruch getan. Es sind die Kontraste, die das Reisen so abwechslungsreich machen. Wir haben den "Mooring-Zirkus" heute Morgen verlassen und sind in die etwa zwei Seemeilen entfernte Bucht Pomato Point gefahren. Hier ankern wir mit nur wenigen anderen Booten auf drei Meter tiefem Wasser vor dem menschenleeren Strand. Wir gehen schwimmen, überlegen, wo wir morgen hinsegeln und unternehmen einen sehr langen Strandspaziergang.

 

Dieser außergewöhnlich schöne Sonnenuntergang hat gestern unseren "perfekten Tag" gekrönt:

 

 

Die konsequente Weiterentwicklung der Katamarane mit Mast - er hat sowieso nur gestört:

Montag, 30.03.2015

Es gibt sie, leider viel zu oft - die Tage, an denen alles schiefgeht und ich spätestens um 11 Uhr denke "Wäre ich doch bloß im Bett geblieben!" Zugegeben, ist schon lange her, dass ich so einen Tag erwischt habe. Aber heute war ein ganz und gar anderer, ja ein perfekter Tag.

Wir haben eine ruhige Nacht in der Ankerbucht verbracht und heute macht mal der Kapitän das Frühstück. Anschließend gehen wir Anker auf, um nach Anegada zu segeln. Kurz nachdem die Amazone so richtig in Fahrt gekommen ist (wir haben vier Beaufort, segeln bei wenig Welle und herrlichem Sonnenschein Vollzeug am Wind) kreuzen wir mit der "Muline" den Kurs. Ein kurzes, schönes Wiedersehen. Sie wollen nach The Baths, und wir können ihnen zurufen, dass es dort wirklich sehr spektakulär und einzigartig ist.

Nach etwa drei Stunden haben wir die 17 herrlichen Seemeilen zurückgelegt. Segeln vom Feinsten war das heute mal wieder. Der Autopilot hatte Pause, heute habe ich selbst gesegelt. Im Mooringfeld vor Anegada erwischen wir eine der letzten Moorings. Mit dem Schlauchboot fahren wir an Land und machen einen sehr langen Spaziergang an einem strahlend weißen, menschenleeren Strand.

Nach einem außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang, den wir vom  Cockpit genießen, fahren wir noch einmal an Land. In der "Wonky Dog Bar" sitzen wir am Strand und essen köstlichen, gegrillten Lobster (Languste). Dieses Gericht wird überall in der Karibik angeboten, wir probieren es heute zum ersten Mal und fanden es richtig lecker.

Zurück an Bord bekommt Ingo sogar eine Internetverbindung und so können wir auch noch unsere Mails lesen. Viele liebe Grüße habe ich bekommen. Fürwahr ein perfekter Tag. Ist ja auch kein Wunder - es ist mein Geburtstag! Wunderschöne Geschenke gab es auch - das volle Verwöhnprogramm, einen ganzen, wunderbaren Tag lang.

 

Am feinen, weißen Strand von Anegada:

 

 

... und so herrlich leer:

 

Einen dieser Lobster haben wir uns später schmecken lassen:

Sonntag, 29.03.2015

Ja, die "Sea Cloud II", der Windjammer-Kreuzliner, dem wir seit Teneriffa immer wieder begegnet sind, kommt tatsächlich zur "Sail 2015" im August nach Bremerhaven. Es wird also spätestens in heimatlichen Gefilden ein Wiedersehen geben.

Ob wir die drei Jungs von der "Cello", Robert, Raimund und Siggi, noch einmal in der Karibik treffen, ist ungewiss. Ihre Reise ist hier zu Ende, die "Cello" steht zum Verkauf. Näheres zum Boot ist unter https://sail.robotniko.de/ bzw. unter der Anzeige zu erfahren. 

Bei uns ging es heute mit einem richtigen Highlight weiter, einem Abstecher zu "The Baths". Das sind spektakuläre, riesige Felsbrocken, eine bizarre Szenerie. Einige Felsen brechen aus dem Grün hervor, andere sind über den Strand verteilt und scheinen ins Meer zu rollen. Dazwischen öffnen sich Höhlen, Grotten und Pools - das wollen wir uns doch mal ansehen.

So verlassen wir um 8.30 Uhr unseren Ankerplatz vor Preakly Pear Island. Bei vier Windstärken geht es gemütlich nur mit ausgerollter Genua an der günen, hügeligen Küste Vigin Gordas entlang. Schon von weitem sehen wir den Strand mit den riesigen Felsklötzen. Davor schaukelt eine ansehnliche Zahl von Katamaranen an den ausgelegten Moorings. Kurz nach 10 Uhr haben wir die acht Seemeilen zurückgelegt und finden auch gleich eine freie Mooringboje.

"The Baths" gehört zu einem Naturschutzpark, ankern und fischen ist hier verboten. Es ist auch nicht erlaubt, mit dem Schlauchboot bis an den Strand zu fahren. Es gibt ein für Schwimmer abgegrenztes Areal und einige Bojen, an denen das Dinghy festgemacht werden kann. Die restliche, kurze Distanz muss schwimmend zurückgelegt werden. Die Amazone schaukelt in der ersten Reihe, direkt vor dem Schwimmer-Areal. Wir packen also unseren wasserdichten Rucksack und schwimmen und schnorcheln direkt von der Amazone an den Strand. Korallen und bunte Fische bekommen wir auf unserem Weg zum Strand zu sehen.

Am Strand angekommen sind wir auch schon mitten zwischen den gigantischen Felsbrocken. Sie liegen neben- und übereinander, wie von einem Riesen hingewürfelt. Wir klettern über die Felsen und zwischen ihnen in Spalten, sehen die Grotten und Pools. Wunderschön und außergewöhnlich. Und natürlich ganz schön etwas los hier. Fast alle Moorings sind belegt, zwischen den arg schaukelnden Booten fahren die Schlauchboote hin und her. Am Strand und zwischen den Felsblöcken tummeln sich die Menschen.

Wir beschließen, diesen einzigartigen aber sehr schaukeligen Platz zu verlassen und uns eine ruhigere Ankerbucht zum Übernachten zu suchen. Und so fahren wir in die nur knapp vier Seemeilen entfernte Pond Bay. Hier liegen wir ganz ruhig auf fünf Meter Wassertiefe mit nur zwei anderen Yachten vor Anker. Dass hier nur so wenige Boote sind, mag daran liegen, dass die Einfahrt in die Bucht wegen eines vorgelagerten Riffs nicht ganz einfach ist. Wir lesen in unserer Karibik-Bibel, dem Doyle, dass viele Vercharterer es ihren Kunden nicht erlauben, diese Bucht anzulaufen. Wie dem auch sei, wir finden es prima hier!

 

Die Schlauchboote müssen draußen bleiben:

 

Hier geht's lang:

 

Gigantische Felsblöcke, wie hingewürfelt am Strand:

 

 

An der Mooring wartet und schaukelt ungeduldig die Amazone:

 

Sonnabend, 28.03.2015

Heute unternehmen wir wieder eine kleine Ausfahrt mit unserem Schlauchboot. Auf Saba Rock, diesem schönen, kleinen Inselchen, waren wir vorgestern, gestern ging es hinüber in die Leverick Bay. Heute ist die Marina mit angeschlossenem Resort auf der Landzunge "Bitter End" unser Ziel. Aus Schaden wird man klug, heißt es. Und so fahren wir heute gleich in Badebekleidung los, denn nass werden wir heute auf unserer Ausfahrt mit Sicherheit. Der Wind weht frisch von vorne, die Wellen sind kurz, steil und hoch. Aber das kleine tapfere Schlauchboot lässt sich nicht beirren. Es zieht voll durch, wir nehmen viel Spritzwasser über. Angekommen, machen wir das Schlauchboot am Dinghy-Dock fest, trocknen uns ab und ziehen uns schnell etwas Trockenes an.

 Der Name "Bitter End" ist allerdings irreführend. Hier ist es eher honigsüß und wunderbar karibisch. Wir erkunden ein bisschen die Umgebung, und lümmeln uns dann im Schatten mit Blick auf die Bucht auf zwei herrlich gemütliche Liegen.

Schließlich kehren wir in die Bar des "Bitter End Yacht Club" ein. Hier wollen wir etwas trinken und das Internet nutzen. Aber was für eine schöne Überraschung: Viele Vereinsstander hängen hier von der Decke. Gut, dass ich auf alles gefasst bin und einen OSV-Stander und einen Stander vom WVW (Wassersportverein Wulsdorf Bremerhaven) im Rucksack dabei habe! Der freundliche Herr des Hauses hat nichts dagegen, die beiden Stander aufzuhängen. Fotografiert werden möchte er zwar nicht, aber er schießt ein Foto von Ingo und mir.

Die vorbereiteten Mails sind alsbald verschickt und die Fotos für den heutigen Beitrag hochgeladen. So sitze ich jetzt im Pub des Bitter End Yacht Clubs unter den vertrauten, heimischen Standern und schreibe diesen Text mit Blick auf die Bucht, die grünen Hügel und das türkisfarbene Wasser, auf dem die Sonne glitzert.

 

Blick über die Ankerbucht: 

 

 

Sieh an, auch die kleine Ente nimmt an der Ausfahrt teil:

 

Blick auf das Inselchen Saba Rock (die mit den drei Hängematten):

 

 

Den Beiden geht es gut:

 

OSV- und WVW-Stander im Bitter End Yacht Club auf Virgin Gorda, British Virgin Islands:

Freitag, 27.03.2015

Unsere Homepage heißt "unsereauszeit". Wir nehmen eine Auszeit vom Alltag. Wir gönnen uns den unerhörten, großen Luxus keine Zeitung zu lesen und keine Nachrichten zu hören. Eine Internetverbindung ist oft nicht vorhanden. Wenn wir in einer Bar das WiFi nutzen können, gehen wir ins Internet, um mit Freunden und Verwandten zu kommunizieren, unsere Beiträge und Fotos hochzuladen und in den Links zu schauen, wo unsere Segelfreunde sind und was sie gerade erleben. Neulich habe ich gelesen, dass in einer einzigen Sonntagszeitung so viel Informationen enthalten sind, wie die Menschen vor 200 Jahren in einem Jahr erhielten.

In unserem Mikrokosmos spielen die Wettervorhersagen, Ankerplätze, die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln, das Kennenlernen und Verabschieden netter Menschen und gute Zeitfenster für große Passagen die Hauptrollen.  Andererseits sind wir per Satellitentelefon jederzeit erreichbar für die Sorgen und Nöte, die die Daheimgebliebenen umtreiben.

Uns ist sehr wohl bewusst, dass das "normale Leben" für den Rest der Welt weitergeht. Täglich sterben überall auf der Welt Menschen, grausam und brutal durch Menschenhand. Ich bin entsetzt über eine harmlose Kakerlake, räkele mich genüsslich in einer Hängematte, während viele Menschen ganz andere, wirkliche Sorgen haben. Kein Mensch kennt seine Zukunft, niemand weiß, was das Schicksal für ihn bestimmt hat. Wir leben im Jetzt und Hier, unendlich dankbar, dass wir das hier alles erleben dürfen. Wir tanken Kraft für die Zeit nach der Auszeit, wenn wir in den Alltag zurückkehren, wieder andere Dinge in den Vordergrund rücken und wichtig werden.

 

Autokennzeichen auf Virgin Gorda:

 

Blick auf die Leverick Bay:

Donnerstag, 26.03.2015

 

Die Sonne geht unter, der Laptop geht an - ich lasse den Tag Revue passieren. Ich fange mal damit an, dass gestern Abend nach Einbruch der Dunkelheit ein blinder Passagier bei uns an Bord gesichtet, gefangen und über Bord befördert wurde. Ja, da kannten wir kein Pardon. Ich lag schon gemütlich in meiner Koje, als ich im schwachen Schein meines E-Book-Readers über mir an der Decke des Salons einen großen dunklen Punkt wahrnahm. Einen Moment überlegte ich, was es sein könnte. Kurzsichtig, wie ich bin, brauche ich zum Lesen keine Brille, konnte aber dieses Objekt nicht sofort identifizieren. Als es allerdings ganz allmählich davon krabbelte, war mir klar - eine Kakerlake bahnt sich hier ihren unerlaubten Weg! Eine ziemlich große noch dazu, etwa vier Zentimeter lang.

Mein Entsetzen war so groß, dass ich Ingo , der im Cockpit saß, nicht gleich in zusammenhängenden Sätzen informieren konnte. Es kam erst mal nur "Ah, iii, oh, nein. Oh Gott, schnell!" Ingo hat das Ding aber auch gleich gesehen und sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet. Seit einiger Zeit haben wir eine Spraydose mit Insektenspray griffbereit. "Baygon" - so heißt es - kam erfolgreich zum Einsatz, und das große Krabbeltier ging alsbald über Bord. Einen Fototermin hat es vorher nicht mehr bekommen, wir waren froh, als es weg war. Nun hoffen wir, dass es sich um ein einsames, einzelnes Exemplar gehandelt hat. Mal sehen, was passiert, wenn ich nachher wieder lese...

Von unserem Ankerplatz aus sind wir heute mit dem Schlauchboot zur kleinen nahegelegenen Insel Saba Rock getuckert. Eine Bar, ein Restaurant, ein Hotel und ein kleiner Souvenirladen befinden sich dort. Außerdem noch drei Hängematten, die wir gleich ausprobiert haben. Herrlich, sich hängen lassen mit Blick auf die Palmen und das in vielen Schattierungen schimmernde glasklare Wasser. Eine schöne kleine Anlage - und ganz wichtig - wir können hier eine Internetverbindung bekommen. Wir holen die Wettervorhersage, lesen unsere Mails, stellen den gestrigen Beitrag online und genießen die Atmosphäre bei einem kühlen Getränk.

Am Nachmittag fahren wir an den Strand, vor dem wir ankern und freuen uns, hier zu sein. Im Laufe des Tages hat sich das Mooringfeld und der Ankerplatz gefüllt. Wir blättern in unserer "Karibikbibel", dem Doyle, und können uns nicht so recht entscheiden, ob, wann und wohin es weitergehen soll. So viele schöne geschützte Buchten warten auf uns, da haben wir die Qual der Wahl. Was für ein Luxus-Problem!

 

Saba Rock Resort:

 

Lass' Dich doch einfach mal hängen:

 

Schöner Blick von Saba Rock auf die Ankerbucht:

 

Mittwoch, 25.03.2015

 

Für die eine Übernachtung in der Marina Fort Louis haben wir einschließlich Trinkwasser und Duschmarken 48,59 Euro bezahlt.  Andreas von der "Aphrodite" war noch bei uns an Bord und hat uns einige Tipps für unseren Aufenthalt auf den BVI's gegeben. Auch mit Erik, dem Skipper vom Nachbarboot, schnacken wir noch eine Runde, und kurz vor 16 Uhr legen wir ab.

Unter ausgebaumter Genua segeln wir bei vier Beaufort raumem Wind in den Sonnenuntergang. Kurz vorm Dunkelwerden beißt sogar noch ein kleiner Thunfisch an, und alsbald liegen die Filets in unserer Kühlung. Von 20 bis 24 Uhr hat Ingo Wache, von 0 bis 4 Uhr bin ich an der Reihe, um dann wieder von Ingo abgelöst zu werden. Es ist nur wenig los, ein Segler kommt uns unter Motor entgegen, in der Ferne ziehen drei hell erleuchtete Kreuzfahrtschiffe am Horizont davon. Der Mondschein zaubert eine romantische Atmosphäre, und wieder einmal begeistert uns der phänomenale Sternenhimmel. So schaukeln und geigen wir unserem Ziel entgegen. Es fühlt sich sehr gut an, hier draußen zu sein.

Kurz vor 7 Uhr weckt Ingo mich - wir sind fast da! Die sanften grünen Hügel von Virgin Gorda heißen uns willkommen. Um 8 Uhr fällt dann unser Anker in der Bucht Gun Creek, hier wollen wir die Einklarierung erledigen. 80 Seemeilen haben wir locker flockig zurückgelegt. Wir sind auf Anhieb von dem sich uns bietenden Panorama aus Strand, Palmen, Bergen und türkisfarbenem Wasser begeistert! Nach einem gemütlichen Frühstück fährt Ingo mit unserem zuverlässigen, wunderbaren Schlauchboot zur Einklarierung an Land. Der Verwaltungsakt ist schnell erledigt, hat 39 US Dollar gekostet, einen Monat dürfen wir uns jetzt hier aufhalten.

In der Bucht bei Gun Creek herrscht reger Fährverkehr und entsprechender Schwell.  So fahren wir dann hinüber nach Prickly Pear Island. Unser Anker fällt bei fünf Meter Wassertiefe und hat sich sehr gut in den sandigen Boden eingegraben. Davon hat sich Ingo bei seiner Schnorchel-Runde überzeugt. 

Wir holen den verpassten Schlaf nach, lassen uns den Thunfisch schmecken und schmökern in den Broschüren und Informationsblättern, die Ingo bei der Einklarierung bekommen hat. Virgin Gorda bildet zusammen mit den Inseln Tortola, Jost van Dyke, Anegada und etwa 50 weiteren Inseln und Atollen die British Virgin Islands. Nördlich von Tortola liegt übrigens der tiefste Punkt des Atlantiks (8.648 Meter). Spanien, die Niederlande und Großbritannien wechselten sich einige Male als Kolonialmächte der Virgins ab. 1967 erhielten die British Virgin Islands als britisches Überseegebiet weitgehende innere Autonomie - es wird englisch gesprochen, links gefahren und mit US Dollar bezahlt.

Übrigens treffen wir hier eine alte Bekannte wieder: Kurz vor Sonnenuntergang läuft die "Sea Cloud II", der Windjammer-Kreuzliner, in die Bucht ein. Sie war im November parallel mit uns gesegelt, als wir von Teneriffa aufgebrochen waren, im Dezember war sie kurz nach unserer Ankunft auf Tobago in die Man of War Bay eingelaufen. Ob sie im August an der "Sail" in Bremerhaven teilnimmt, wissen wir nicht, aber das wäre doch der Hammer, wenn wir sie dort wiedersehen würden!

 

Kleiner Thunfisch für zwei Personen:

 

 

Mal wieder in den Sonnenuntergang segeln:

 

 

Eine neue Gastlandflagge wird gehisst:

 

Unser Ankerplatz vor Prickly Pear Island:

Dienstag, 24.03.2015

Die Wind- und Wettervorhersage ist günstig, die Trinkwasservorräte sind aufgefüllt, so dass unserem Törn zu den British Virgin Islands (BVI) nichts im Wege steht. Ca. 80 Seemeilen ist Virgin Gorda, die erste der Inseln, die wir dort anlaufen wollen, von Saint Martin/Sint Maarten entfernt. Wir wollen bei Tageslicht ankommen, deshalb starten wir am Nachmittag.

Wir verabschieden uns von Elke und Walter. Sie werden bald in den Süden segeln. Leider müssen wir uns auch von den drei tollen Jungs von der "Cello" verabschieden. Robert, Raimund und Siggi haben ganz andere Pläne als wir, so dass wir uns nicht mehr treffen werden. Schade, aber leider nicht zu ändern. Diese Reise ist eine emotionale Achterbahnfahrt, Loopings inklusive.

Seit langer Zeit, steht also mal wieder eine Nachtfahrt auf dem Programm. Der letzte Nachttörn war im Januar und führte von Tobago nach Union Island. Wir freuen uns auf die BVI's und werden berichten, sobald das Internet uns lässt.

Montag, 23.03.2015

Nachdem wir es die letzten zwei Tage etwas ruhiger angehen lassen haben, sind wir heute wieder zu voller Form aufgelaufen. Der Tag begann schon ganz nett damit, dass eine Schildkröte hinter dem Heck der Amazone herum schwamm, ihren Kopf aus dem Wasser hob und mich anblickte. Ich saß gerade mit dem ersten Becher Kaffee des Tages im Cockpit und lauschte der Funkrunde auf Kanal 10 (Der Flachbildschirm ist übrigens noch zu haben).

Alsbald startete Ingo mit unserem wunderbaren Schlauchboot, um zwei große Säcke mit schmutziger Wäsche zur Wäscherei zu bringen.  Nach dem Frühstück bereiteten wir alles vor, um in die Marina zu verholen. Der Außenborder wurde am Heckkorb befestigt, das Schlauchboot aufs Kajütsdach gelegt und die Leinen und Fender wurden klargemacht. Als alles abmarschbereit war, hat Ingo über UKW-Funk die Marina gerufen, um nach einem Liegeplatz zu fragen. Wir wussten, dass die Marina nicht voll belegt ist und Plätze frei hat, deshalb machten wir uns keine große Gedanken, einen Platz zu bekommen. Zu unserem Erstaunen, ja Entsetzen, war die Antwort des Marinamitarbeiters auf Ingos Frage nach einem Liegeplatz dann aber: "Nein. Leider nicht möglich." Im Hintergrund hörten wir allerdings einige seiner Kollegen laut lachen. Als Ingo nachfragte, warum es nicht möglich sei, lachte der gute Mann und meinte, er habe einen Witz gemacht. Wir sollten uns melden, wenn wir in der Hafen-Einfahrt wären. Okay, dann nichts wie los. In der Marina angekommen, wird uns ein Platz zugewiesen und die sehr freundlichen Herren nehmen unsere Leinen an, bzw. ein Mitarbeiter im Schlauchboot übernimmt unsere Heckleinen, die an Moorings befestigt werden.

Der hilfsbereite Mitarbeiter im Schlauchboot entpuppt sich dann als Fan der Amazone. Ob wir sie nicht verkaufen möchten, fragt er uns. Wir fühlen uns zwar geschmeichelt, verneinen aber die Frage. Als ich sage: "Familienmitglieder verkauft man nicht." meint er, alles sei käuflich, es sei eben nur eine Frage des Preises, und wenn uns jemand eine Million Euro bieten würde, würden wir sicher verkaufen. Darauf sagte ich ihm, dass ich bei solch einem Angebot gerade mal anfangen würde, darüber nachzudenken! Ach, wie herrlich wir alle zusammen gelacht haben. Scheint ja wirklich ein lustiger Laden hier zu sein.

Wir haben in die Marina verholt, weil wir einiges auf der Amazone durchchecken wollen, damit wir im Fall der Fälle vor der zweiten Atlantiküberquerung Anfang Mai noch Zeit genug hätten, um gegebenenfalls Reparaturen durchführen zu lassen. Das heißt für mich, dass ich wieder in den Mast hochgezogen werde, um dort oben nach dem Rechten zu sehen. Elke und Walter helfen Ingo dabei, mich zu sichern. Augenscheinlich ist alles in Ordnung, die Muttern und Splinte sind alle noch da, die Wanten und Stage scheinen okay. Noch ein paar Fotos aus der Vogelperspektive schießen, dann geht es auch schon wieder abwärts.

Während ich mich dann im Boot um Ordnung und Sauberkeit bemühe, checkt, reinigt und ölt Ingo die Rollreffanlage. Fallen und Wantenspanner werden in Augenschein genommen und kommen ohne Beanstandung durch die Kontrolle.

Prima, dass anscheinend alles in Ordnung ist und nichts repariert werden muss. So können wir, bevor wir Anfang Mai zur Atlantiküberquerung starten, noch zu den British Virgin Islands segeln. Vorher wollen wir aber noch einen Großeinkauf starten. Unser Lieblings-Supermarkt, Super U, ist nicht weit von der Marina entfernt. Wir können uns in der Marina zwei große Handwagen ausleihen und kehren vollbeladen mit Getränken und Lebensmitteln zurück. Knapp 400 Euro haben wir ausgegeben, deutlich mehr, als es in Deutschland gekostet hätte, aber immerhin deutlich weniger als auf den anderen Karibischen Inseln.

Es ist schon dunkel, als wir die Einkäufe an Bord bringen. Das passt ja gut- dann können wir gleich mal überprüfen, ob die Positionslampen funktionieren. Auch hinter diesen Punkt können wir einen Haken machen - alle Lampen leuchten vorschriftsmäßig.

Gegen 21 Uhr sind wir mit dem Verstauen unserer Schätze fertig und lassen diesen fleißigen Tag mit dem letzten Becher Kaffee des Tages im Cockpit allmählich ausklingen.

 

Ziemlich hoch, nur nicht nervös werden:

 

Sonntag, 22.03.2015

Hatte ich neulich wegen eines kleinen Formtiefs einen verlorenen Tag, so war gestern Ingo an der Reihe. Am Morgen hat er sich noch aufgerafft, war mit dem Schlauchboot an Land gefahren und hatte den Mietwagen zurückgegeben. Aber ansonsten hat er den gestrigen Tag schwitzend und schlafend in der Koje verbracht. Währenddessen wiegte sich die Amazone sanft in den Wellen, da gestern etwas mehr Schwell als an den anderen Tagen in die Bucht stand.

Am Nachmittag kamen Cordula und Andreas, die mit ihrer Yacht "Aphrodite" hier in der Marina liegen, mit dem Schlauchboot bei uns vorbei, um kurz "Hallo" zu sagen. So ergeben sich immer neue Bekanntschaften. Heute Morgen hieß es dann ein weiteres Mal Abschied zu nehmen - Petra und Klaus von der "Lubini" wollen weitersegeln. Wir werden uns bestimmt wiedersehen, weil wir im großen und ganzen die gleichen Ziele haben.

Ingo hat sich erholt und hat heute einige Arbeiten am Boot erledigt. Hier ein Kabel erneuert, da einen Schalter ausgewechselt und zwei Wasserfilter gereinigt. Zu tun gibt es immer etwas, die immerwährende To-Do-Liste soll ja nicht zu lang werden. Währenddessen habe ich Wäsche gewaschen, die bei der Hitze und dem Wind nicht lange zum Trocknen an der Leine hängt.

Heute Nachmittag sind wir dann an Land gefahren, haben einen kurzen Spaziergang gemacht und Elke und Walter auf der "Sunrise" in der Marina besucht. Wir haben also ein ganz ruhiges Wochenende verbracht.

 

Es liegen hier nicht nur verlassene Yachten, auch dieses Schiff wird wohl nicht mehr flott gemacht:

Freitag, 20.03.2015

Wie abgemacht, tauchen wir am Morgen bei der Autovermietung auf, um zu unserer Inseltour zu starten. Das Holzhäuschen mit dem Herrn, der uns gestern einen Wagen zugesagt hatte, ist leider leer. Aber der geschäftstüchtige Konkurrent aus dem Nachbarhäuschen spricht uns an, ob wir bei ihm ein Auto mieten möchten, nagelneu sei es. Okay, wir kommen ins Geschäft und für 40 Euro plus 10 Euro Versicherung mieten wir einen Tag gemeinsam mit Elke und Walter einen schönen Mittelklassewagen.

Saint-Martin/Sint-Maarten ist 96 Quadratkilometer groß, 67.000 Menschen leben hier. Von Marigot aus, der Hauptstadt des französischen Teils der Insel, soll unser erstes Ziel der bekannte Strand in der Maho Bay sein. Parallel zum Strand verläuft eine Straße, und nur zwei Drahtzäune trennen die Start- und Landebahn des Flughafens ab. Wenn ein Flugzeug startet gibt es am Strand einen Sandsturm. Beim Landeanflug donnern die Maschinen ganz dicht über den Strand und die Straße hinweg. Zum Greifen nahe, so scheint es. In einer der beiden Strandbars sind die Ankunftszeiten der großen Maschinen notiert. Während wir in der Maho Bay sind, starten und landen leider nur kleinere Maschinen. Beeindruckend ist es trotzdem.

Nun zieht es uns ins Inselinnere. Wir fahren auf den 424 m hohen Pic Paradis. Eine sehr schmale Straße führt steil hinauf, zum Gipfel führt ein kurzer Wanderweg. Die Mühen werden mit einer grandiosen Aussicht belohnt.

Die Marina in der Anse Marcel, im Nordwesten Saint-Martins steuern wir als nächstes an. Eine schöne, sehr geschützte, von hohen Bergen umgebene Anlage. Die Marina und das dazugehörende Resort  wirken allerdings ein bisschen verschlafen, nicht viel los hier. In der Bar am Strand legen wir eine kurze Pause ein und erfrischen wir uns bei kalten Getränken.

Wir fahren an der Ostseite, an der Atlantikküste, weiter nach Oyster Pond. Auch dort gibt es eine Marina, die Captain Oliver's Marina im Captain Oliver's Resort. Auch eine schöne Anlage, hier geht es etwas lebhafter zu.

Den nächsten Halt legen wir im Süden, in der Hauptstadt des niederländischen Teils der Insel, in Philipsburg, ein. Es ist später Nachmittag, und die Kreuzfahrtschiffe haben wohl schon wieder abgelegt, jedenfalls ist keines zu sehen. Duty Free Shops dicht an dicht, und wir finden auch ein Restaurant mit Blick auf die Great Bay. Als wir uns später in einem Eiscafé ein Eis kaufen wollen, stellen wir fest, dass eine Eiskugel 6 US-Dollar kosten soll. Na ja, so groß ist der Appetit auf ein Eis dann doch nicht.

Wir machen uns dann auf zu unserem letzten Stopp. Mit Petra und Klaus und den drei Jungs von der "Cello" sind wir im "Lagoonys", einer Segler-Bar im Süden der Simpson Bay, verabredet. Die Happy Hour haben wir hier zwar knapp verpasst, aber es war trotzdem eine sehr schöne Runde und ein toller Abschluss dieses interessanten Tages.

Es ist schon lange dunkel, als wir zum Dinghy-Steg zurück kommen. Nur noch drei Schlauchboote warten dort geduldig auf ihre Passagiere. Unseres bringt uns souverän wie immer zur Amazone zurück. Wir sortieren am PC die Fotos des heutigen Tages, trinken noch einen Absacker und fallen irgendwann todmüde in die Kojen.

 

Ein großes Flugzeug war gerade nicht im Anflug, wir mussten uns mit einem kleinen begnügen:

 

Im Resort der Marina Anse Marcel:

 

 

Gruppenbild mit schönem Hintergrund:

 

Donnerstag, 19.03.2015

 

Traurige Abschiede und freudiges Wiedersehen lösen einander ab, und so treffen wir hier Elke und Walter von der "Sunrise"  und Petra und Klaus von der "Lubini" wieder. Mit Elke und Walter verabreden wir uns für morgen, um mit einem Mietwagen gemeinsam eine Inselrundfahrt zu unternehmen. Beim Fähranleger, gleich beim Dinghy-Steg, gibt es sechs Autovermietungen. Sie "residieren" in einer Reihe kleiner Holzbuden, in der nicht viel mehr als ein Computer und ein Telefon Platz haben. Ein Vermieter sagt uns für morgen früh ein Auto zu. Eine Reservierung sei nicht nötig, einer der sechs Vermieter habe immer ein Auto frei, sichert er uns zu.

Auf dem Rückweg zur Amazone sehen wir, dass die "Lubini" in Sichtweite von uns ankert. Kurzerhand laden wir Petra und Klaus zum Sundowner zu uns an Bord ein. Das wird ein lustiger Abend - es wird viel erzählt und gelacht! Mal wieder stellen wir fest, dass wir doch irgendwie alle die gleichen Sorgen und Freuden haben und wie schön es ist, sich darüber auszutauschen.

Donnerstag, 19.03.2015

 

Fühlt ihr euch manchmal, klein, hässlich und unbeachtet? Steht ihr im großen Schatten eines anderen, glaubt ihr der Knochen zu sein und jemand anderes ist immer der Hund? Tag für Tag macht ihre eure harte, schwere Arbeit ohne Murren und Knurren, doch auf ein nettes Wort, ein Lob oder gar Anerkennung wartet ihr vergebens? Grau und trist ist euer Alltag und ihr würdet so gern mal die Wahrheit sagen? Es endlich einmal herausschreien, wie gemein und niederträchtig ihr es findet, dass eure Anwesenheit als selbstverständlich und nicht weiter erwähnenswert angesehen wird? Habt ihr auch manchmal die Nase voll, wenn die einzige Aufmerksamkeit, die  ihr bekommt, Hohn und Spott ist? Geht euch auch manchmal die Luft aus? Ich glaube, ihr wisst, was ich meine.

Wird Zeit, dass ich mich vorstelle: Ich bin das Schlauchboot, das Dinghy, das Anhängsel an der Amazone. Die Gummiwurst, wie ich auch genannt werde. Mir einen Namen zu geben, hat bisher niemand für nötig gehalten. Es gibt mich, weil man mich braucht. Punkt. Zugegeben, ich bin nicht das größte, genau genommen sogar fast immer das kleinste am Dinghy-Dock. Aber auf mich ist Verlass! Wie würden die Herrschaften denn vom Ankerplatz an Land und wieder an Bord kommen, ohne mich? Wer transportiert denn die vielen Einkäufe und Kanister? Wer scheuert sich denn fast wund an den rauen Dinghy-Docks, wird  hin und her geschubst und wartet geduldig in der sengenden Sonne? Rechts und links von mir all die großen, prächtigen Schlauchboote, manche sogar mit richtiger Sitzbank mit Rückenlehne und einem in der Sonne glänzenden Steuerrad.

Und das sind nicht immer angenehme Nachbarn. Neulich sagte doch einer ganz unverblümt zu mir: "Dass Dich deine Leute hier anschließen, ist ja eigentlich überflüssig. Wer sollte Dich schon klauen? Mit Dir kann doch keiner etwas anfangen." Das war hart und auch gelogen,  da musste ich erst mal schlucken. Fast hätte ich mich dazu hinreißen lassen, auf diesem Niveau zu antworten, aber ich weiß ja, was sich gehört.

Also, Antje und Ingo - auch wenn mich noch nie jemand danach gefragt hat und ich auch nicht weiß, ob es hier jemanden interessiert: Ich finde es schön, mit Euch unterwegs zu sein! Das Wasser ist so herrlich türkis und warm, ich muss nicht frieren und habe schon viele nette Bekanntschaften an den Schlauchbootstegen gemacht. Es gibt ja immer so'ne und solche. Ich fahre Euch und Eure Sieben Sachen bei Wind und Wellen gerne hin und her.

Schließt mich bitte immer schön an. Vielleicht ist ja doch mal einer scharf auf mich, und ich würde so gerne mit Euch weiterreisen und möglichst wieder nach Hause kommen. Oft weiß man etwas erst zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist. Wäre doch schade, wenn es euch mit mir so gehen würde.

Eure kleine Gummiwurst

 

Das zweite von unten ist unser sehr geschätztes Dinghy:

 

 Blick vom Fort Louis über die Marigot Bay und die Simpson Lagoon:

 

 Mittwoch, 18.03.2015

Schon wieder klingelt der Wecker, am dritten Morgen in Folge. Ich stehe aber nur kurz auf, um unser UKW-Funkgerät einzuschalten. Auf Kanal 10 gibt es hier an jedem Morgen ab 7.30 Uhr eine Funkrunde, die der Trans Ocean Stützpunktleiter, Michael Glatz, moderiert. Los geht es mit der Wind- und Wettervorhersage, gefolgt von Verloren/Gefunden, dann werden die Neuankömmlinge und die abfahrenden Segler um eine Namensmeldung gebeten, weiter geht es um Kaufen/Verkaufen/Tauschen, und am Schluss kommt verschiedenes Erwähnenswertes an die Reihe. Alles natürlich auf Englisch. Sehr interessant, auch wenn wir nicht alles genau verstehen. Ein Segler möchte z. B. einen Flachbildschirm verkaufen, so gut wie neu, nur leider zu groß für sein Boot. Eine Seglerin organisiert eine Spiele-Runde für die Teenager und lädt hierzu in eine Strandbar ein. "Cyberman" - so der Firmenname - wirbt für seine Dienste. Er kommt an Bord, wenn es Probleme mit dem PC oder der Homepage gibt. Na gut, unser "Cyberman" heißt Robert und war schon da. Morgen schalten wir wieder ein.

Frankreich und die Niederlande teilen sich diese schöne Insel, die am Martinstag 1493 von Kolumbus entdeckt und nach diesem Tag des Heiligen benannt wurde. Beide Teile der Insel können mit weißen Sandstränden, türkisfarbenem Wasser, Luxushotels, Restaurants, Duty Free Shops, Golf- und Tennisplätzen aufwarten. Auch wenn wir im niederländischen als auch im französischen Teil ein- und wieder ausklarieren müssen, gestalten sich die Grenzübertritte auf dem Landwege vollkommen problemlos.

Im Südwesten der Insel liegt ein riesiger Binnensee, die Simpson Bay Lagoon. Der Norden der Lagune liegt im französischen Teil, der Süden im niederländischen. Ganz in der Nähe unseres Ankerplatzes in der Marigot Bay liegt die Einfahrt in den französischen Teil der Lagune. Mit dem Schlauchboot fahren wir heute in die Lagune hinein und tuckern in den niederländischen Teil hinüber. In der Lagune gibt es neun Marinas, auch liegen hier unzählige Yachten vor Anker. In dem riesigen Ankerfeld fallen uns  einige offensichtlich schon vor langer Zeit verlassene Boote auf. Am Ufer liegen auch vereinzelt Wracks von Sportbooten.  

In einer der vielen Marinas liegen Robert, Siggi und Raimund mit der "Cello". Erst vorgestern hatten wir uns verabschiedet, und nun sehen wir uns heute schon wieder- wir besuchen die drei an Bord. Anschließend gehen wir zum nahegelegenen Yachtausrüster und erstehen u. a. zwei Dieselkanister. Kann ja nicht schaden, auch bei der zweiten Atlantiküberquerung ausreichend Diesel dabei zu haben. Jawohl, die Kanister-Hysterie, von der wir uns auf den Kanaren schon anstecken lassen haben, ereilt uns auch hier. Aber es ist eine milde Form dieser ansteckenden Krankheit, an Deck sind noch keine Kanister festgezurrt.

Am späten Nachmittag fahren wir wieder über die (unsichtbare) Grenze, zurück in den französischen Teil. Wir legen einen kurzen Tankstopp an der Tankstelle in der Laguneneinfahrt ein - der Außenborder hat auch Durst. Abgerundet wird dieser Tag mit einem Besuch im Supermarkt. Bei "Super U" finden wir einige schon lange vermisste Artikel zu günstigen Preisen. Bevor wir im Mai auf den langen Törn gehen, werden wir hier noch einen Großeinkauf machen.

 

Zufahrt zur Simpson Bay Lagoon: 

 

Mit den Dreien ist es immer lustig:

 

Die Autokennzeichen auf Sint Maarten:

Dienstag, 17.03.2015

 

Es gibt schönere und vor allem ruhigere Buchten zum Ankern, als die Simpson Bay. Und so verlassen wir am frühen Morgen den niederländischen Teil der Insel (Sint Maarten) und fahren in den französischen Teil (Saint-Martin). Bei flauem Wind legen wir die zehn Seemeilen unter Motor zurück. In der großen, geschützten Bucht bei Marigot, der Hauptstadt des französischen Teils der Insel, finden wir in dem großen Ankerfeld einen schönen Platz auf vier Meter tiefem, türkisblauem Wasser.

Hier gibt es dann ein Wiedersehen mit Dörte und Paul, die mit ihrer "man suutje" auch hier ankern. Fast hätten wir uns knapp verpasst, weil die beiden heute noch weiter segeln. Unser letztes Treffen ist schon ein paar Wochen her und so gibt es viel zu erzählen. Bei einem kleinen Spaziergang durch Marigot und einem Restaurantbesuch geben sie uns Tipps rund ums Wäschewaschen, einkaufen und Diesel tanken und erzählen uns, wo es die leckersten Brötchen gibt. Wir lernen auch den hiesigen Trans Ocean Stützpunktleiter kennen, der in Marigot verschiedene Serviceleistungen rund um den Wassersport anbietet.

Wir sind also kaum angekommen und schon über die wichtigsten Dinge im Leben eines Fahrtenseglers im Bilde! Alsbald müssen wir uns aber auch schon verabschieden, die "man suutje" wartet - es soll ja heute noch weiter gehen. Im Verabschieden sind wir schon ganz gut, kurz und möglichst schmerzlos muss es sein und immer in der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Anschließend haben wir im Büro der Marina Port La Royale am PC die Ein- und Ausklarierung erledigt. Da wir uns ja auf europäischem Gebiet befinden, ist es hier ein vereinfachtes Verfahren. Zurück an Bord gehen wir eine Runde schwimmen, und dann kümmert sich Ingo um eine Internetverbindung, für die Einstellung der Fotos und Beiträge ins Netz.

 

Gastlandflagge setzen macht offensichtlich immer noch Spaß:

 

Gestrandet in der Marigot Bay bei Saint Martin:

 

Ein Wiedersehen mit Dörte und Paul:

Montag, 16.03.2015

 

Montag Morgen, 5.30 Uhr, an Bord der Amazone klingelt der Wecker. Das ist das Ende einer ganz unruhigen Nacht. Es gab keinen Schwell, keine Schaukelei, keinen heulenden Wind in den Wanten, keinen abdriftenden Ankernachbarn, keine Mörder laute Musik an Land und doch haben wir sehr schlecht bis gar nicht geschlafen. Der Grund waren mehrere Mücken, die surrend ihr Unwesen trieben und uns ein ums andere mal gehörig nervten und nicht zur Ruhe kommen ließen.

Entsprechend unausgeschlafen mümmeln wir unser Frühstück. Wir wollen früh ablegen, weil wir heute einen längeren Törn von etwas mehr als 50 Meilen vor uns haben. Saint-Martin/Sint Maarten ist unser Ziel. Im Marinabüro hat Ingo vorgestern schon abgerechnet. Für drei Tage bezahlen wir in der Marina Port Zante in Basseterre auf St. Kitts für die Amazone 136 EC Dollar, umgerechnet 50 Euro. Strom und Wasser kosten extra. Ausklariert haben wir auch schon, und so legen wir gegen 7.30 Uhr ab.

Unter Groß und Genua geht es im Windschatten von St. Kitts an der grünen und bergigen Küste entlang. Auch der Volvo darf ein bisschen mithelfen. Schließlich erreichen wir die Nordspitze der Insel, bekommen mehr Wind und mit 4 Beaufort segeln wir mit halbem Wind nach Saint-Martin/Sint Maarten.

Wir versuchen heute mal wieder unser Anglerglück. Unglaublich, aber wahr: wir fangen einen halben Fisch! Als Ingo bemerkt, dass etwas angebissen haben muss, holt er die Angel ein und staunt nicht schlecht - es hat ein Fisch angebissen, den wiederum ein anderer Fisch gut zur Hälfte abgebissen hat.

Nach einem herrlichen Segeltag erreichen wir nach 53 Seemeilen um 16.30 Uhr die Simpson Bay in Sint-Maarten. Dies ist insofern eine besondere Insel, weil sie aus zwei Nationen besteht. Der nördliche Teil ist französisches Überseegebiet und heißt Saint-Martin, der südliche Teil ist autonomer Teil der Niederlande und heißt Sint Maarten.

Wir ankern in fünf Meter tiefem Wasser, über uns donnern die Flieger des nahegelegenen Flughafens hinweg, am  Ufer sind diverse Ferienanlagen und Hochhäuser zu sehen. Gleich nebenan in Philipsburg, der Hauptstadt des niederländischen Teils der Insel, liegen zurzeit vier große Kreuzfahrtschiffe. In unserem Reiseführer steht, dass "das Zentrum von Philipsburg fast wie ein großer Duty Free Supermarkt wirkt, durch den tagsüber die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe strömen."

Einklarieren und an Land gehen wollen wir hier nicht. Wir segeln morgen früh weiter in den französischen Norden.

Die drei Jungs von der "Cello" haben wir hier kurz noch einmal getroffen. Sie warteten in der Bucht an einer Mooring, um wenig später durch die geöffnete Brücke in die Lagune und dann in eine der dortigen Marinas fahren zu können. Noch einmal winken und alles Gute wünschen, kurz und schmerzlos soll der Abschied sein.

 

Da haben wir nicht schlecht gestaunt - ein abgebissener Fisch an der Angel. Wer da wohl Hunger hatte?

 

Die Gastlandflagge von Sint Maarten wird gesetzt:

 

 

Die Bebauung an der Simpson Bay in Sint Maarten:

Sonntag, 15.03.2015

Es ist soweit - das Video über unsere Atlantiküberquerung von den Kap Verden in die Karibik ist fertig und online. Gerne hätten wir die Amazone auch mit schöner Hintergrundmusik in den Sonnenuntergang segeln lassen, dies ist aber leider aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich. Wir hoffen, dass Euch der Film trotzdem gefällt.

Heute hieß es mal wieder Abschied nehmen. Die Box neben der Amazone ist jetzt leer - Robert, Raimund und Siggi sind weiter gesegelt. Wir hoffen, dass wir uns in den nächsten Wochen noch einmal wiedersehen, bis sich unsere Kurse endgültig trennen.

 

Einfach mal anklicken:

 

Ein Wrack in der Bucht bei Basseterre (St. Kitts):

Sonnabend, 14.03.2015

 

St. Kitts ist 168 Quadratkilometer groß und die große Schwester der kleinen Nachbarinsel Nevis. 40.000 Menschen leben hier. 1493 lief Kolumbus diese Insel auf seiner zweiten Reise zum ersten Mal an. Er war von ihr so begeistert, dass er sie nach seinem Namenspatron, St. Christophorus, benannte. 1623 wurde St. Kitts von den Engländern erobert, und sie verballhornten den Namen zu St. Kitts. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte St. Kitts noch mehrmals den Besitzer. Franzosen und Briten lieferten sich erbitterte Schlachten, und erst 1871 wurde die Insel endgültig britisch. 1983 brachte dann die Unabhängigkeit. Als Staat St. Kitts and Nevis sind die beiden Inseln Mitglied des British Commonwealth.

Gemeinsam unternehmen wir heute mit den drei Jungs von der "Cello" einen Landausflug. Wir würden ganz gerne mit der St. Kitt's Scenic Railway fahren. Das ist die letzte noch in der Karibik fahrende Schmalspurbahn. Sie wird von einer Diesellok gezogen. Auf einer knapp dreistündigen 30-Meilen-Tour umrundet sie - und auf einer Teilstrecke ein Bus - von Basseterre aus die komplette Insel. Ursprünglich war die Schmalspurbahn 1912 - 1926 für den Transport von Zuckerrohr angelegt worden.

Auf der Homepage der Bahn waren keine näheren Informationen zum Fahrplan zu bekommen, und so machen wir uns auf gut Glück auf den Weg. Nach einem Fußmarsch von etwa 30 Minuten erreichen wir die Endstation der Bahn. Wir erfahren dort allerdings, dass sie erst morgen wieder fährt und die Fahrt pro Person 89 US Dollar kostet. Tja, Pech gehabt.

Im Schatten eines Baumes legen wir eine kurze Rast ein und laufen nach Basseterre, der Hauptstadt St. Kitts, zurück. Dort kommen wir am Independence Square vorbei. Hier fand einst der größte Sklavenmarkt der Kleinen Antillen statt. Basseterres Mittelpunkt ist aber der schöne Platz The Circus, benannt nach Londons Picadilly Circus. Rundherum stehen hübsche Kolonialbauten, und es herrscht buntes Treiben.

 

Heute fährt die Bahn nicht mehr. Für ein Foto sind wir kurz eingestiegen:

 

Der Platz "The Circus" im Zentrum von Basseterre:

 

Siggi und Raimund von der "Cello" beim Musizieren in der Marina. Siggi probiert sein heute erstandenes Saxophohn aus:

Freitag, 13.03.2015

 

Von Nevis wollen wir uns heute verabschieden und zur Nachbarinsel St. Kitts segeln. Kurz nach elf Uhr lösen wir die Leine von der Mooring und setzen die Segel. Unter gerefftem Groß und nicht ganz ausgerollter Genua geht es bei 5 Beaufort und halbem Wind flott voran. Herrliches Segeln, allerdings nur ein kurzes Vergnügen, denn nach 10 Seemeilen haben wir unser Ziel um 12.30 Uhr schon erreicht. In der kleinen Port Zante Marina in der Hauptstadt Basseterre ist noch ein Platz für uns frei. Hier liegen jetzt die Amazone und die "Cello" mal wieder einträchtig nebeneinander.

Heute ist zwar Freitag, der 13., aber es ist nichts schief- oder kaputtgegangen. Ganz im Gegenteil! Robert hat sich gemeinsam mit Ingo erfolgreich um die Reparatur unserer Homepage gekümmert. Es gab gleich mehrere Probleme, die es zu lösen galt. Robert, der Profi, hatte die richtigen Ideen und so konnten die beiden die Fehler finden und beheben.

Am späten Nachmittag unternehme ich einen kurzen Einkaufsbummel. Ganz in der Nähe der Marina gibt es mehrere Supermärkte. In Sichtweite befindet sich die Duty Free Shopping Mall für die Kreuzfahrtpassagiere. Heute liegen in Basseterre drei Schiffe, es ist entsprechend viel los. Das ist wie ein Kontrastprogramm zu den ruhigen Tagen vor Nevis.

Abends ziehen wir dann mit Raimund, Siggi und Robert noch einmal los. Der Marinamitarbeiter hatte uns schon "vorgewarnt", dass hier heute laut gefeiert wird und wir sicherlich nicht schlafen könnten. In den Straßen herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit. Gefeiert wird "Sugar Mas", das hat etwas mit dem Karneval zu tun. Auf einer Bühne werden Preise überreicht. Die Musik ist unglaublich laut. Natürlich wird auch für das leibliche Wohl gesorgt. Gegrilltes, Bier und Hochprozentiges wird an allerlei Ständen verkauft. Wobei die Preisgestaltung interessant ist: drei gekühlte Biere kosten 10 EC-Dollar. Das ist der gleiche Preis, wie im Supermarkt.

Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und obwohl wir fünf die einzigen Weißen weit und breit sind - die Kreuzfahrtschiffe haben schon wieder abgelegt -, fühlen wir uns sicher und wohl. Gleich mal sehen, ob wir trotz der lauten Musik, schlafen können.

 

 Da wird gegrübelt, ausprobiert und schließlich erfolgreich repariert:

 

 

Kreuzfahrtschiff in Basseterre auf St. Kitts:

 

Siggi spielt mit den Einheimischen Domino - und gewinnt sogar hin und wieder:

 

 

Donnerstag, 12.03.2015

 

Heute wird kein Ausflug unternommen, keine Wanderung und auch kein Besuch am Strand. Im Gegenteil - heute wird Ingo nur einmal an Deck gesichtet: Bei der Verabschiedung der Cello-Crew, die weiter nach St. Kitts gesegelt ist. Ansonsten arbeitet  er den ganzen Tag am PC an dem Video unserer Atlantiküberquerung.

Ich bin aber auch nicht faul. Es gibt an Bord einiges zu erledigen: Der Langenbacher-Bottich wird hervorgeholt und kleine Wäsche wird gewaschen. Nachdem die Wäsche lustig im Wind flattert, geht es weiter mit Chrom putzen. Bug- und Heckkorb, Relingsstützen und Geräteträger müssen vom Flugrost befreit werden. Als alles wieder glänzt, geht es im Boot weiter. Die Messingteile (Uhr, Barometer und Lampen) bedürfen ebenfalls der Zuwendung. Schränke werden aufgeräumt, es wird gewischt und geputzt. Zu guter Letzt poliere ich noch die Windschutzscheibe und nehme die Wäsche von der Leine.

Essen wird auch zubereitet, es gibt Pfannkuchen mit Apfelmus.

Spät am Abend ist Ingos Werk vollbracht. Der Film ist fertig! Aus 97 Minuten Filmmaterial hat er einen 16 minütigen Film zusammengeschnitten, den wir noch mit einigen Kommentaren ergänzt haben. Es ist für uns ganz wunderbar, die Fahrt auf dem Bildschirm noch einmal zu erleben. Wir hoffen, dass wir ganz bald irgendwo eine stabile Internetverbindung haben und den Film veröffentlichen können. Und vor allem hoffen wir, dass er allen Interessierten auch so gut gefällt, wie uns.

Mittwoch, 11.03.2015

Auch wenn es eine Binsenweisheit ist, können wir festhalten, dass jede Insel ihren ganz eigenen Charakter und Reiz hat. Unsere ganz persönliche Untertitelung könnte so aussehen: Tobago - die Ursprüngliche; Bequia - die gut Organisierte; St. Lucia - die mit den zwei Pitons; Martinique - die Europäische; Dominica - die Wunderschöne, Wilde; Guadeloupe -  die mit dem schönsten Botanischen Garten; Antigua - die Mondäne, Türkisfarbene.

Und Nevis? Welche persönlichen Stichworte fallen uns zu dieser Insel ein? Die mit den wilden Affen und Eseln. Nevis ist die erste Insel, auf der uns freilebende Affen und Esel begegnen. Hier leben etwa 12.500 Menschen und es soll etwa 10.000 wilde Affen geben. Vor 200 Jahren wurden einige Exemplare aus Ostafrika hier hergebracht und vermehrten sich seither munter. Wir sehen sie hier in den Gärten herumturnen.

Die wildlebenden Esel sind uns heute etwas abseits der Hauptstraße begegnet. Es waren zwei kleine Gruppen von fünf oder sechs Tieren, die hier umher stromerten. Sie sind scheu und nehmen beim Näherkommen Reißaus.

Unser heutiges Ziel waren aber nicht die Affen und Esel, sondern der im Süden von Nevis gelegene Botanische Garten. In Charlestown erwischen wir einen Minibus, der uns für umgerechnet 1 Euro pro Person in der Nähe des Botanischen Gartens absetzt. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir die Anlage. Für umgerechnet 10 Euro pro Person dürfen wir hinein - und sind enttäuscht.  Im Flyer ist von Wasserfällen, Wasserfontänen und einem Fluss die Rede. Auch werden Papageien und Schmetterlinge angekündigt. Von alledem ist fast nichts vorhanden. Eine einzige Wasserfontäne, gleich am Eingang, ist in Betrieb. Die Schmetterlinge sind anscheinend alle aus der großen Voliere geflattert und nur drei Papageien fristen ein trostloses Dasein in einem Käfig.

Das Thema "Besuch in einem Botanischen Garten" können wir jetzt wohl abhaken. Auf St. Lucia und Guadeloupe (in Deshaies, nicht in Basseterre) haben wir wunderschöne Botanische Gärten gesehen - das reicht denn jetzt auch.

Für die Rückfahrt nehmen wir wieder einen der zahlreichen Minibusse. Praktischerweise hält gerade einer und hat noch zwei Plätze frei. Kurze Zeit später hält der Fahrer dann mal kurz an, weil eine Dame eben schnell ihr Kind aus dem Kindergarten abholen will. Als Mutter und Kind Platz genommen haben, geht die Fahrt weiter. Wie herrlich unkompliziert.

 

Wilde Esel - wer bestaunt hier eigentlich wen?

 

 Sieht doch eigentlich sehr schön aus:

 

 

So sehen sie aus - die wilden Affen auf Nevis:

Dienstag, 10.03.2015

 

Wir frühstücken gerade gemütlich, als von draußen Motorengeräusche und lautes Rufen zu hören ist. Es sind zwei Beamte der Hafenpolizei. Mit ihrem Motorboot fahren sie zu den einzelnen Yachten und  kontrollieren, ob die Gebühr für die Mooring bezahlt worden ist. Die Angaben für die Amazone finden sie in ihren Papieren, es ist alles in Ordnung. Im Wegfahren ruft einer der beiden Herren Ingo zu: "Nice boat! Do you want to sell it?" Ach, das hört doch jeder Bootseigner gern! Ob die Frage wirklich ernst gemeint war, wissen wir zwar nicht, Ingo hat sie jedenfalls verneint.

Für heute hatten wir uns eine Fahrt mit dem Bus vorgenommen, um die Insel näher kennen zu lernen. Also fahren wir mit dem Schlauchboot zum Strand, um von dort aus an die Hauptstraße zu laufen und einen Bus zu erwischen. An der Hauptstraße ist von einer Haltestelle oder gar einem Bus nichts zu sehen. Aber wir bemerken, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Wanderweg  zum Nevis Peak ausgeschildert ist. Spontan entscheiden wir uns, nicht mit einem Bus zu fahren, sondern einen Spaziergang zu machen.

Aus dem Spaziergang wurde dann eine schöne, fast vierstündige Wanderung. Meistens bergauf, oft in der prallen Sonne, über Stock und Stein. Es ist im dichten Wald nicht ganz einfach, die Orientierung zu behalten. Manchmal müssen wir raten, wo der Weg weitergeht und ob es überhaupt ein Weg ist. Ausgeschildert ist hier nichts, aber es wurden in unregelmäßigen Abständen bunte Bänder an die Baumstämme gebunden. "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein buntes Bändchen her." So von den Bändern geführt erreichen wir irgendwann am späten Nachmittag wieder die Hauptstraße.

Mit dem Schlauchboot geht es zurück zur Amazone. Wir hatten auf der Wanderung nur wenig Proviant dabei, weil wir ja eigentlich gemütlich mit dem Bus fahren wollten. Jetzt schmeckt das Abendessen an Bord um so besser.

 

Links im Bild der größte Baum der Insel, ein afrikanischer Baobob Tree, der hier 1859 gepflanzt worden ist. Im Hintergrund die Ruinen der ehemaligen Zuckerrohrplantage Montravers Estate: 

 

Sieh an, die kleine Ente im Wald von Nevis:

 

Rechts lang oder doch lieber links weitergehen?

 

Auch auf Nevis gibt es sehr hübsche Blüten:

 

Montag, 09.03.2015

Nevis, die Insel, vor der wir seit gestern an einer Mooring liegen, ist die kleine Schwester der Nachbarinsel St. Kitts. Als St. Kitts and Nevis bilden sie einen Staat, der Mitglied des British Commonwealth ist. Das bedeutet, dass auch hier englisch gesprochen, links gefahren und mit Eastcaribbean Dollars bezahlt wird. Nevis ist 93 Quadratkilometer groß, 12.500 Menschen leben hier.

Ein berühmter Sohn der Insel, Alexander Hamilton (1757 - 1804) war ein enger Berater des ersten amerikanischen Präsidenten George Washington und Mitautor der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika. Auf Nevis heiratete Lord Nelson 1787 die von hier stammende Frances Nisbet.

Wir fahren zum Einklarieren mit dem Schlauchboot an Land, in den Hauptort Charlestown. Wie auf Antigua sind auch hier die drei aufzusuchenden Behörden (Customs - Immigration - Port Authority) praktischerweise in einem Gebäude direkt Tür an Tür untergebracht. Es geht hier aber leider nicht so flott wie auf Antigua. Im Vorraum treffen wir Robert von der "Cello". Unverdrossen kämpft er seit ca. einer Stunde seinen Behörden-Triathlon, ein Ende ist nicht abzusehen. Es geht munter herein und heraus zu den verschiedenen Beamten. Immer schön der Reihe nach, bitte hinten anstellen. Bei dem Beamten hinter der mittleren Tür, der Immigration, ist die Wartezeit am längsten. Ansonsten ist kein organisierter Ablauf zu erkennen. Während Robert insgesamt viermal beim Beamten vom Customs vorstellig werden muss, genügt bei Ingo ein einmaliger Besuch. Ohne erst beim Customs gewesen zu sein, konnte er gleich zur Port Authority durchstarten.

Als wir die letzte Hürde nehmen und endlich in das Büro des Beamten der Immigration gehen dürfen, erfahren wir auch, warum es bei diesem ausgesprochen freundlichen jungen Mann immer so lange dauert. Er heißt uns auf Nevis herzlich willkommen und erzählt uns begeistert, wie schön diese kleine Insel ist, welche Sehenswürdigkeiten sie zu bieten hat und was man hier unbedingt gesehen oder gemacht haben muss. Locker mit ihm zu plaudern, während draußen noch mehrere Leute warten, ist uns unangenehm. So versuchen wir, das Gespräch abzukürzen, ohne unhöflich zu sein. Schließlich bekommen wir die Stempel in unsere Pässe gedrückt. Gekostet hat die Einklarierung für zwei Personen für einen einwöchigen Aufenthalt auf St. Kitts and Nevis einschließlich der Gebühr für die Mooring 148 EC Dollar (etwa 50 Euro). Beim Customs waren außerdem noch 30 EC Dollar, etwa 10 Euro fällig.

Unser Aufenthalt bei den Behörden hat etwa eine Stunde gedauert, Robert hat zwei gebraucht. Anschließend schlendern wir gemeinsam durch Charlestown, kaufen ein paar Lebensmittel ein und kaufen eine SIM-Karte. Zurück an Bord ist Ingo dann wegen der schlechten Verbindungsqualität mal wieder länger als geplant mit unserer Internetverbindung und dem Einstellen der Beiträge und Fotos beschäftigt.

 

So nett werden wir hier begrüßt:

 

Auch auf Nevis wird - selbstverständlich - gefischt:

 

Sonntag, 08.03.2015

 

Auf Antigua haben wir eine schöne Zeit verbracht. Wir haben bei English Harbour geankert, das dortige Museum und die Nelson's Dock Yards besucht, super viele Megayachten bestaunt, einen OSV Stander im Antigua Marina Yacht Club zurückgelassen, einen schönen Abend mit Robert, Raimund und Siggi von der "Cello" verbracht, bei Jolly Harbour in türkisfarbenem Wasser geankert, haben ein paar schöne Tage in der prima Marina in Jolly Harbour verlebt, hier die Crews der "Sunrise", der "Florentine" und der "Lubini" kennengelernt, einen Besuch der Hauptstadt St. John's mit anschließender Inselrundfahrt unternommen, waren in Jolly Harbour mit dem Golf Cart unterwegs und haben einige Stunden an einem der herrlichen, weißen Strände verbracht.

Jetzt wird es mal wieder Zeit für einen Orts- bzw. Inselwechsel. Schon um 5.30 Uhr klingelt der Wecker, und kurz nach 7 Uhr gehen wir Anker auf. Der Wind hat heute weiter etwas abgenommen. In den letzten Tagen hatte es ziemlich gepfeffert. Die Windvorhersage für unseren heutigen Törn zur Insel Nevis ist günstig. Der achterliche Wind soll mit 4 bis 5 Beaufort, in Böen 6, wehen.

Mit ausgerollter Genua segeln wir unserem Ziel entgegen, Antigua verschwindet langsam im Dunst am Horizont. Vor unserem Bug schält sich alsbald Nevis aus dem Dunst heraus. Mehrere Regenschauer gehen über uns hinweg und bringen ordentlich Wind mit. "Schauerböen, sonst gute Sicht" - das ist ja nichts Neues. Kurz vor 16 Uhr erreichen wir nach 47 Seemeilen das Mooringfeld vor Nevis' Hauptort, Charlestown. Es sind hier etwa 50 Moorings ausgelegt, es sind noch einige frei. Aber bevor wir uns an einer Boje festmachen, drehen wir eine Runde und begrüßen die Jungs von der "Cello". Sie sind schon ein paar Tage hier, und wir freuen uns, sie noch einmal zu treffen.

Wir liegen direkt unter dem 985 m hohen Vulkan Nevis Peak. Seine Spitze ist in schneeweiße Wolken gehüllt. Genauso muss Columbus ihn 1493 gesehen haben, denn er gab der Insel ihren Namen:  Nevis, was auf spanisch "Schnee" heißt.

 

Und wieder wird eine neue Gastlandflagge gehisst:

 

Der Nevis Peak:

Sonnabend, 07.03.2015

Jolly Harbour mit seiner prima Marina und den herrlichen Stränden gefällt uns richtig gut. Hier geht es nicht so mondän zu, wie in English Harbour. Es liegen hier aber auch keine "vergessenen" Schätzchen, wie wir sie in anderen Häfen und Ankerbuchten schon so oft gesehen haben.  Es herrscht reges Treiben und eine gute Stimmung auf den Stegen. Die netten Bars und hübschen Restaurants laden täglich zu "Happy Hours" ein. Oft gibt es Livemusik, manchmal auch Karaoke. Der große Supermarkt direkt an der Marina ist gut sortiert, aber nicht ganz billig. Ein Paket Knäckebrot kostet hier umgerechnet 5 Euro.

Wir haben hier in der Marina auch wieder einige deutsche Seglerinnen und Segler kennengelernt. Hauptgesprächsthema ist natürlich der Rückweg. Welche Inseln lauft ihr noch an? Geht ihr über Bermuda oder direkt zu den Azoren? Fahrt ihr zu zweit oder kommt noch jemand an Bord?

Wir treffen aber auch Crews, die aus dem Norden kommend allmählich südlich ziehen, um in Trinidad das Boot während der Hurrikansaison in Sicherheit zu wissen. Es wird dort im Juni oder Juli an Land gebracht, die Crews fliegen nach Hause und kommen im November aus Deutschland zurück an Bord.

Auch wenn hier alles ganz wunderbar ist, heißt es schon wieder auf zu neuen Ufern. Wir wollen heute die Marina verlassen, eine Nacht vor Anker in der Bucht vor Jolly Harbour verbringen und morgen nach Nevis weitersegeln. Es ist aber noch einiges zu erledigen bevor es losgehen kann. Die Trinkwasservorräte und Solarduschen müssen aufgefüllt werden, das Liegegeld muss abgerechnet werden, die Ausklarierung steht an und unsere Gasflasche, die wir hier füllen lassen haben, muss noch abgeholt werden. Außerdem wollen wir auch noch beim Supermarkt einkaufen.

Als wir mit dem Wassertanken fertig sind, liest ein Mitarbeiter den Stand der Wasseruhr ab und gibt ihn ins Marina-Office durch. Wir bezahlen für die Amazone für vier Tage in der Marina 386,85 EC-Dollar Liegegeld, umgerechnet etwa 130 Euro. Darin enthalten sind etwa 7 Euro für Trinkwasser. Dies ist der Winter-Preis. Wobei hier der Winter-Preis höher ist, als der Sommer-Preis. Von November bis Mai ist hier Sommer. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut in Ordnung. Auch die sanitären Anlagen sind gut - es gibt heißes Wasser!

Dann also aufmachen zur Ausklarierung. Die drei Büros (Customs, Immigration und Port Authority) sind praktischerweise alle in einem kleinen Gebäude unweit der Werft nahe der Marina untergebracht. Ingo startet frohen Mutes zum Behörden-Triathlon, während ich vor dem Gebäude warte und ihm dabei zusehe, wie er die einzelnen Hürden souverän in dieser Reihenfolge nimmt: als erstes zum Customs - als nächstes zur Port Authority - dann wieder zum Customs - nun zur Immigration - dann ein letztes Mal zum Customs. Voraussetzung dafür, dass der Triathlon erfolgreich durchgeführt werden kann, ist allerdings, dass zuvor am PC vorgearbeitet worden ist.

Nachdem der Papierkram erledigt ist, gehen wir bei der Werft vorbei, um die Gasflasche abzuholen, die wir gestern bei Danny dort abgegeben und für die Befüllung etwa 18 Euro bezahlt haben. Hier erfahren wir, dass sie ein Mitarbeiter gleich zu uns an Bord gebracht hat. Und tatsächlich, sie steht fein säuberlich auf unserem aufgerollten Tampen abgestellt, damit keine Rostflecke an Deck kommen, auf dem Vorschiff.

Zum Schluss noch zum Supermarkt, aber auf dem Weg dorthin noch schnell zum Geldautomaten. "Ohne Moos nix los" - teures Leben hier in der Karibik, die EC-Dollars rinnen uns nur so durch die gebräunten Finger.

Dann ist aber endlich alles erledigt und wir können den Dockmaster anfunken, dass wir gerne ablegen möchten. Vielleicht denkt jetzt die oder der eine oder andere: Sind die beiden jetzt ganz verrückt geworden, erst Golf Cart fahren und jetzt brammig den Dockmaster anfunken, damit er beim Ablegen behilflich ist?! Nein, verrückt sind wir nicht, jedenfalls nicht verrückter als sonst. Es wird hier ganz einfach so gewünscht, was auch ganz praktisch ist - so kann der Dockmaster vom Schlauchboot aus die Heckleine des Nachbarn wieder über den Pfahl hängen, sobald wir aus der Box gefahren sind.

In der schönen Bucht finden wir einen guten Ankerplatz auf drei Meter Wassertiefe. Mit Essen, Schlafen, Lesen und die Navigation für den morgigen Törn erledigen, vergeht die Zeit ziemlich schnell. Alsbald geht die Sonne unter und das Ankerlicht an.

 

Auf zum fröhlichen Behörden Triathlon: - Customs - Immigration - Port Authority

 

 

Die Autokennzeichen auf Antigua - alle mit dem Zusatz "Land of Sea und Sun": 

Freitag, 06.03.2015

 

Was haben Fuerteventura und Antigua gemeinsam? Auf beiden Inseln mussten wir uns während unserer Reise mit der Altlast "Rechtsstreit wegen der Rollreffgenua" auseinandersetzen.

Nützt alles nichts, Traumstrand hin oder her - heute hat Ingo sich also mit einer erneuten Stellungnahme für unseren Anwalt beschäftigt. Ein Rechtsstreit kostet immer Lebensqualität. Leider blieb uns nur der Klageweg, da Herr Müller-Arnecke von der Beilken Sails GmbH zu  einer außergerichtlichen Einigung und einem Mediationsgespräch nicht bereit war. Wir hoffen, dass das Verfahren bald ein gutes Ende findet.

 

Heute alleine am Strand:

 

Donnerstag, 05.03.2015

 

Auf dieser Reise haben wir schon viele verschiedene Fortbewegungsmittel ausprobiert: Korbschlitten, Seilbahn, Jeep, charmante Mietautos, Schnellfähre, Maxitaxis und Busse. Seit heute können wir dieser Aufzählung noch ein Fahrzeug hinzufügen: Golf Cart! Hier sind sie mit etwa 25 km/h auf den schmalen Straßen unterwegs, an der Marina vorbei zum Golfplatz, zu den Bungalows und hübschen Villen, zum Supermarkt und natürlich zu den Buchten mit den traumhaften Stränden hier in der Nähe.

Wir haben uns ein Cart für einen Tag gemietet und sind damit zu den verschiedenen Buchten gezuckelt. Es war nur wenig Verkehr, eben hauptsächlich Golf Carts. Linksverkehr für Anfänger sozusagen. Das hat richtig Spaß gemacht! In der langgezogenen Morris Bay war der Strand im nördlichen Teil fast menschenleer. Schneeweißer Sand, türkisfarbenes Wasser, die Palmen wiegen sich im Wind - Karibikfeeling vom Feinsten!

 

 Blick auf die Morris Bay bei Jolly Harbour. Im Hintergrund die Masten der Boote in der Marina.

 

Golf Cart fahren macht Spaß:

Mittwoch, 04.03.2015

 

Auf Antigua können wir für unsere Ausflüge gut die Kleinbusse nutzen. Sie fahren regelmäßig und in kurzen zeitlichen Abständen kreuz und quer über die Insel. Gleich hier an der Marina ist die Haltestelle, um in die Hauptstadt St. John's zu fahren. Für einen Erwachsenen kostet die Fahrt 3,35 EC-Dollar, also umgerechnet etwa 1 Euro. Wenn jemand aussteigen möchte, ruft er einfach "Bus stop". Bezahlt wird beim Aussteigen. Die Fahrten in diesen 14-sitzigen kleinen Bussen sind charmant. So wurde eine unserer Fahrten heute mit einer Predigt, die im Radio übertragen wurde, lautstark begleitet. Hallelujah!

Heute haben drei Kreuzfahrtschiffe in St. John's festgemacht. Wie im Reiseführer beschrieben, herrscht in der Duty Free Shopping Mall Hochbetrieb. Alle paar Meter werden wir von Taxifahrern angesprochen, die uns zu einem Strand oder einer Bucht fahren wollen. Aber heute haben sie bei uns kein Glück. Die Stadt hat nicht viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Wir schauen aber noch bei der St. John's Cathedral vorbei. Während eines großen Erdbebens wurde die Kathedrale 1974 schwer beschädigt, und man steckt mitten in der Restaurierung. Aus einem deutschsprachigen Flyer aus dem Jahr 1995 entnehmen wir, dass der Zieltermin für die Fertigstellung der 25.07.1998 sei. Aha, man tut sich also nicht nur in Deutschland mit der Einhaltung von Fertigstellungsterminen schwer.

Zurück am Busbahnhof nehmen wir wieder einen der kleinen Busse und fahren nach English Harbour. Dort waren wir zwar schon mit der Amazone, aber die Fahrt geht quer über die Insel, was wir ganz reizvoll finden.

Die Schülerinnen und Schüler tragen nicht nur auf Antigua eine Schuluniform. Schon häufig haben wir die Mädchen und Jungen in ihrer Schulbekleidung gesehen. Ein etwa siebenjähriger Schüler, der nach seinem anstrengenden Schultag im Bus eingeschlafen ist, hat seine Ausstiegs-Haltestelle trotzdem nicht verpasst. Der Busfahrer hat aufgepasst, gehalten, den Jungen geweckt, ihn an die Hand genommen und über die Straße zu seinem Haus gebracht.

Wir stellen während der Busfahrten fest, dass es doch die Traumstrände sind, mit denen Antigua glänzen kann. Dann schlendern wir in English Harbour über die Stege des Antigua Yacht Club und bestaunen ein weiteres Mal die vielen Megayachten.

Mit dem Kleinbus geht es dann nach St. John's zurück, wo wir umsteigen müssen, um nach Jolly Harbour zurück zu kommen. Schon oft habe ich an großen Containerschiffen als Heimathafen "St. John's" gelesen. Jetzt weiß ich nicht nur wo es liegt, sondern war selber schon einmal da.

Das war ein interessanter Tag. Nette Leute hier auf Antigua.

 

St. John's - Shopping Mall, im Hintergrund ein Kreuzfahrtschiff:

 

St. John's Cathedral - zurzeit wird restauriert:

 

Schon länger war ich auf der Suche nach einer CD mit hiesiger Musik. Bei diesem netten jungen Mann bin ich fündig geworden:

 

Zurzeit sind leider im "Rusty Pelican" keine Krampen vorhanden, um den Stander festzunageln. Das soll demnächst geschehen, wie uns heute vom Chef des Lokals versichert wurde:

 

 

Die "hängenden Boote von Antigua":

 

 

Dienstag, 03.03.2015

 

In diesem unglaublich türkis farbenen Wasser in der Bucht bei Jolly Harbour zu ankern, gefällt uns einerseits ganz gut. Wir liegen hier relativ ruhig und geschützt, die Ankernachbarn rücken uns nicht auf die Pelle. Andererseits müssen wir etwa 15 Minuten mit unserem Schlauchboot fahren, um an Land zu kommen. Und während der Fahrt werden wir durch das Spritzwasser jedesmal ziemlich nass. Außerdem soll der Wind in den nächsten Tagen zunehmen, da könnte das Ganze noch ungemütlicher werden.

So entscheiden wir uns, am frühen Vormittag über Funk Kontakt mit der Marina Jolly Harbour aufzunehmen und um einen Liegeplatz zu bitten.  Wann haben wir eigentlich zuletzt irgendwo angelegt und an Heckpfählen festgemacht? Keine Ahnung, ist schon sehr lange her, jedenfalls nicht auf Madeira, den Kanaren und Kapverden und in der Karibik auch nicht. Aber in dieser Marina gibt es Heckpfähle. Prima, das kennen wir und bereiten die Leinen entsprechend vor. Schließlich klappt dann das Anlegemanöver trotz der "Hilfe" der freundlichen Marinamitarbeiter. Die Luv-Leine sollte ich auf keinen Fall über den Pfahl legen, wurde ich angewiesen. Aha, ganz neue Methode. Irgendwie hat es dann doch geklappt, mit viel Irritation und Palaver. Wie dem auch sei, die Amazone liegt jetzt neben der "Sunrise" aus Hooksiel, und wir sind mit Elke und Walter auch schon sehr nett ins Gespräch gekommen.

Am Nachmittag machen wir uns mit den beiden Bodenbrettern, die zum Schlauchboot gehören, auf zur nahegelegenen Werft. Die Bretter sind gebrochen und müssen ersetzt werden. In der Tischlerei sägt der freundliche Mitarbeiter zwei Bretter für uns zurecht. Wie schön, dass das so schnell geklappt hat, auch wenn die Bretter wohl nicht sehr lange halten werden, da das Sperrholz leider nicht sehr hochwertig oder gar wasserfest scheint. Übrigens wird hier locker flockig in Badelatschen gearbeitet. Die Damen und Herren der Berufsgenossenschaft würden bei einem Besuch dieser Werkstatt sicher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Eine weitere, weitaus kompliziertere Reparatur steht ins Haus: Unsere Homepage sieht seit ein paar Tagen ganz merkwürdig aus. Es sind verschiedene Module der Seite beschädigt und müssen repariert werden. Hierfür brauchen wir eine stabile Internetverbindung, und die haben wir hier mal wieder nicht. Die Marina bietet kostenloses WiFi an, es wurde aber gleich dazu gesagt, dass die Verbindung mal klappt und mal eben auch nicht.

Ganz unverhofft klingt dieser Tag sehr schön aus. In einem der Restaurants hier in der Marina gibt es heute Livemusik. Die Band ist richtig gut und der Sänger ist wirklich der Hammer!

 

Beim Tischler:

Montag, 02.03.2015

 

"Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?" So in etwa sind unsere Gedanken, wenn wir auf den Kalender gucken. Wir haben Halbzeit in der Karibik. Es bleiben noch etwa zwei Monate, bevor wir Anfang Mai zu unserer zweiten Atlantiküberquerung aufbrechen. Es wird also Zeit, dass wir uns überlegen, welche Inseln wir in der Karibik noch anlaufen wollen, von wo aus es im Mai losgehen soll und vor allem, wohin. Segeln wir zunächst nördlich zu den Bermudas und von dort zu den Azoren oder doch direkt? Fragen über Fragen, die wir uns stellen. Wir wälzen unsere schlauen Bücher und schauen in die Seekarten. Die grobe Planung steht, aber letztlich führt das Wetter die Regie.

Jetzt bleiben wir aber erstmal ein paar Tage auf Antigua. Jolly Harbour gefällt uns, von hier aus können wir auch Ausflüge ins Inselinnere unternehmen.

 

Ohne Planung geht es nicht:  

Sonntag, 01.03.2015

 

Wovor wir uns insgeheim ein wenig gefürchtet hatten, ist in der letzten Nacht passiert. Wir schlummerten friedlich in unseren Kojen, als uns um 2.20 Uhr knirschende Geräusche und Stöße unsanft weckten. Wie von Taranteln gestochen schossen wir an Deck und sahen die Bescherung. Der Anker eines Katamarans hatte offensichtlich nicht gehalten. Das Boot war auf Drift gegangen und an unserem Bug gelandet. Auf dem Katamaran hatte man davon allerdings nichts mitbekommen. Ingo musste laut rufen und klopfen, ehe der Skipper im Cockpit erschien. Das Gestell des Solarpaneels der Katamarans stieß gegen unseren Bugkorb. Wir versuchten, das fremde Boot von unserem Bug abzudrücken und waren froh, als der Skipper endlich den Motor gestartet hatte und sich einen anderen Ankerplatz suchte.

Auf ein "Sorry" oder "Pardon" oder sogar ein "Ich melde mich später wegen eines eventuellen Schadens bei Ihnen." warteten wir vergebens. Heute Morgen haben wir uns unseren Bugkorb angesehen. Er ist leicht verschrammt, das Holzbrett im Bugkorb hat ein paar eingedrückte Stellen. Zum Glück nichts Dramatisches. Wir haben dann gesehen, dass der Skipper des Katamarans mit seinem Schlauchboot Kurs auf uns genommen hat. Offensichtlich hat er von weitem geguckt, ob ein Schaden zu erkennen ist, dann drehte er ab und fuhr Richtung Stadt davon. Sehr enttäuschend, dass er nicht mit uns gesprochen hat. Außerdem konnte er aus der Entfernung gar nicht beurteilen, ob ein Schaden entstanden ist. Er ist dann noch mehrmals mit seinem Schlauchboot hin und her gefahren, während wir im Cockpit waren. Angesprochen hat er uns nicht. Als wir später Anker auf gegangen sind, um die Bucht zu verlassen, sind wir zu seinem Boot gefahren. Wir haben ihm klargemacht, dass ein kleiner Schaden entstanden sind, dass wir es aber viel schlimmer finden, dass er sich nicht bei uns gemeldet hat. Ich glaube, die Situation war dem Skipper aus Montreal schon unangenehm. Er hat sich damit herausgeredet, dass er meinte, er hätte uns nicht stören wollen, wir hätten wohl lange geschlafen. Na, eine bessere Ausrede fiel ihm wohl gerade nicht ein.

Genau genommen müsste er uns sogar noch sehr dankbar sein. Wenn die Amazone seine Abdrift nicht gestoppt hätte, wäre er ins flache Wasser und auf die hinter uns liegenden großen Steine getrieben. Es ist zum Glück kein großer Schaden entstanden. Dass ein Anker nicht hält, kann vorkommen. Aber das Verhalten nach dem Vorfall ist schon sehr merkwürdig, gelinde ausgedrückt. Mich ärgert das. Doch, wie heißt es so schön: "Sich zu ärgern bedeutet, sich für die Sünden der Anderen zu bestrafen." - und das will ich nun ganz bestimmt nicht.

Wir sind gegen 12 Uhr in English Harbour aufgebrochen und an Antiguas Westküste unter Genua 12 Seemeilen bis Jolly Harbour gesegelt. Gegen 14.30 Uhr fiel unser Anker auf türkisblauem Wasser, es schimmert gerade so, als würden wir in einem riesigen Pool liegen. Phantastisch!

 

Da ankerte er wieder vor unserem Bug - der Katamaran:

 

Ankerbucht bei Jolly Harbour (Antigua):

Sonnabend, 28.02.2015

 

Ingo hat sich gestern um unsere Einklarierung gekümmert und einen kleinen Bummel durch English Harbour gemacht. Außerdem hat er in einem Restaurant unseren Blogbeitrag vom Donnerstag ins Netz gestellt. Leider ließen sich die Fotos nicht hochladen. Wir werden sie aber sobald es geht nachliefern. Ich war derweil ausnahmsweise mal allein an Bord. Der gestrige Tag ist mir irgendwie abhanden gekommen. Ich hatte ein kleines Formtief und habe den Tag mehr oder weniger verschlafen.

Heute bin ich wieder gut in Form, und so fahren wir gemeinsam an Land. Mit unserem kleinen Schlauchboot fahren wir an den großen Superyachten vorbei, die hier in der Marina vertäut sind. Schon beeindruckend, so viele Megayachten Bordwand an Bordwand liegen zu sehen. Sie werden gehegt und gepflegt und auf Hochglanz poliert. Es sind teils moderne Motoryachten, die wie kleine Kreuzfahrtschiffe anmuten oder auch sehr elegante, topgepflegte Segelyachten aus längst vergangenen Zeiten und aus aller Herren Länder.

English Harbour wurde in der Zeit von 1725 bis 1746 angelegt. Von hier aus starteten die britischen Admiräle Nelson, Rodney, Hood und Lewis mit ihrer Flotte zu ihren siegreichen Seeschlachten. In Nelson's Dockyard prägen mächtige Wehranlagen und imposante Kolonialbauten die georgianischen Docks aus dem 18. Jahrhundert. Die historische Schiffswerft mit den mächtigen Steinsäulen, die zu einem Bootshaus gehörten, mit Lagerhäusern und Werkstätten wurden 1889 geschlossen, doch im 20. Jahrhundert originalgetreu rekonstruiert. In einem 1855 errichteten Offiziersquartier in Hafennähe ist das Dockyard Museum untergebracht. Hier wird die Geschichte der Dockyards und der Schifffahrt anhand von Schiffsmodellen, alten Seekarten, Flaggen und nautischen Instrumenten anschaulich erklärt. In einem weiteren Gebäude von 1788 ist ein Hotel und Restaurant untergebracht.

Eine kleine Pause bei einem kühlem Getränk legen wir im "Rusty Pelican" ein, einer Seglerkneipe mit Blick auf die Antigua Yacht Club Marina. Auch hier liegen viele Megayachten. Im "Rusty Pelican" hängen unzählige Vereinsstander von der Decke, aber es wäre noch Platz für einen OSV- Stander. Wir sprechen den jungen und netten Chef des Hauses an, und er ist gerne bereit, den mitgebrachten Stander aufzuhängen.

Wieder zurück an Bord, gehen wir schwimmen und schnorcheln. Am Abend sind wir mit den drei "Cellisten" verabredet, die mit ihrem Boot ganz in der Nähe in Falmouth liegen. Es wird ein schöner Abend. Zum Abschied nehmen wir uns in die Arme, denn unsere Wege trennen sich schon wieder. Aber wir hoffen alle auf ein Wiedersehen, irgendwann, irgendwo in der Karibik.

 

An dieser Yacht besteht noch erheblicher Sanierungsbedarf. Eine Pause muss trotzdem mal sein:

 

 

Megayachten, wohin man sieht:

 

Diese Säulen gehörten zum ehemaligen Bootshaus der Nelson's Dockyards:

 

Ein schöner Platz für ein Nickerchen:

 

Im "Rusty Pelican" hängt jetzt auch ein OSV-Stander:

 

 

Donnerstag, 26.02.2015

 

Schon um kurz nach sieben Uhr in der Frühe verlassen wir die schöne Ankerbucht. Es ist auch ein Abschied von Guadeloupe überhaupt. Von dieser Insel haben wir nur sehr wenig gesehen, aber die tollen Eindrücke vom gestrigen Besuch im Botanischen Garten nehmen wir mit. Auch auf Guadeloupe sind uns die Menschen freundlich, offen und hilfsbereit begegnet.

Unser heutiges Ziel ist Antigua. Wir wollen dort zunächst in den Süden segeln und in English Harbour einklarieren. Die Windvorhersage hat uns Ostwind der Stärke  5, in Böen 6 bis 7, angekündigt. Als wir aus Guadeloupes Windschatten heraus segeln, geht es gleich zur Sache. Die See ist ziemlich rubbelig, der Wind weht tatsächlich aus Osten. Allerdings hat er konstant Stärke 6, in den häufigen Böen dann 7 mit Spitzen von 8 Beaufort. Heute heißt es auch mal wieder "Schauerböen, sonst gute Sicht." Ein Regenschauer nach dem anderen ereilt uns und wühlt die See weiter auf.

Die Amazone segelt unbeeindruckt ihren Kurs. Heute wird wieder gepflügt, geprescht und geheizt. So legen wir die 43 Seemeilen in sieben Stunden zurück und erreichen kurz nach 14 Uhr Antigua, die Bucht bei English Harbour. Wir drehen eine Runde durch die verschiedenen Buchten, bewundern die hier vertäuten Superyachten und finden schließlich einen schönen Ankerplatz auf vier Meter Tiefe. Beim Kontrolltauchen zum Anker schwimmt eine Riesenschildkröte vorbei.

Antigua, Barbuda und die unbewohnte Insel Redonda bilden einen Ministaat und sind Mitglied des Commonwealth. Es wird englisch gesprochen, links gefahren und mit Easterncaribbean Dollars bezahlt.  Antigua ist 280 Quadratkilometer groß (Guadeloupe dazu im Vergleich 1.628 Quadratkilometer) und hat 70.000 Einwohner  (Guadeloupe 450.000). Die einstige Zuckerinsel gehört heute dank ihres gehobenen Tourismus, dank Offshore Banking, Spielbanken und Internet-Casinos zu den wohlhabendsten Regionen der Karibik.

Antigua kann mit ganz ausgezeichneten Sandstränden, hervorragenden Tauch- und Schnorchelrevieren, Sümpfen, Regenwald und Mangrovenwälder aufwarten. In der Hauptstadt, St. John's, leben 40.000 Menschen. Sie wird häufig von Kreuzfahrtschiffen angelaufen. In unserem Reiseführer steht, ich zitiere "... deren Passagiere kurz nach der Ankunft die Duty Free Shopping Malls in Hafennähe überfluten." Vielleicht kann ich da mal mitmischen, mein Parfum geht zur Neige.

Aber erst einmal heißt es morgen die Behörden aufzusuchen und einzuklarieren.

 

Wieder wird eine Gastlandflagge gehisst:

 

Luxusyachten in der Marina von English Harbour:

Mittwoch, 25.02.2015

Heute wird ausgeschlafen, nach dem zumindest Ingo in der vergangenen Nacht hin und wieder im Cockpit war, um nach dem Rechten zu sehen. Der Wind war komplett eingeschlafen, die Bucht lag windstill und spiegelglatt im schwachen Schein des Mondes. Klingt sehr romantisch, hatte aber leider zur Folge, dass sich die ankernden Boote nicht brav in ein und dieselbe Richtung drehten. Dafür sorgt ja sonst der Wind. Fehlt der Wind, geht es munter kreuz und quer durcheinander. Dadurch kamen wir unserem Ankernachbarn unangenehm nahe. Es ist nichts passiert, aber Vorsicht war geboten.

Als bei Sonnenaufgang, also kurz nach sechs Uhr, die ersten Moorings frei wurden, haben wir uns an eine dieser wenigen und sehr begehrten Bojen verholt. Bis dahin hatte ich von Ingos Sorgen gar nichts mitbekommen und hatte tief und fest geschlafen. Wie gut, wenn wenigstens einer an Bord aufpasst!

Nach dem Frühstück, so gegen 12 Uhr, sind wir an Land gefahren und haben uns zum hiesigen Botanischen Garten aufgemacht. Bis dorthin ist es vom Ort Deshaies (sprich: Dehe) ein Fußmarsch von 1,5 Kilometern. Allerdings eine steile Straße bergauf und natürlich bei sengender Sonne. Diese Anstrengung hat sich aber wirklich gelohnt! Der Eintritt kostet für einen Erwachsenen 15,50 Euro, was ja nicht ganz wenig ist. Wir fanden aber, dass der Besuch dieser sehr schönen Anlage den Eintritt wert ist.

Gleich zu Beginn des Rundgangs gibt es einen großen Teich, in dem sich Kois tummeln. Dort ist ein Futterautomat aufgestellt, aus dem wir für 50 Cent Futter gezogen haben. Die Fische gerieten beim Füttern ziemlich in Wallung - ganz so, als ob sie kurz vor dem Verhungern wären. Wunderschöne Blüten, kleine Bäche, Palmen, riesige Bäume mit bizarren Wurzeln, Papageien in einer großen Voliere und ein Restaurant an einem Wasserfall - das alles bekamen wir zu sehen und haben es genossen.

Dieser schöne Tag wurde schließlich vom "Pizza-Service" gekrönt: Robert und Siggi von der "Cello" haben im Ort Pizza gekauft, und so wurde unser Cockpit kurzerhand zur "Pizzeria". Das war eine gute Idee und richtig lecker war es auch.

 

Wildes Getümmel im Koi-Teich. Jeder möchte etwas vom Futter abbekommen:

 

In der Voliere bei den Papageien:

 

Restaurant mit Panoramablick und Wasserfall:

 

Wildes Wasser und schöne Pflanzen:

 

Blüten über Blüten:

 

 

Eine Blüte ist exotischer als die andere:

 

Ein Tourist genießt die schattige, grüne Oase:

 

Lieblingsfoto des Tages:

Dienstag, 24.02.2015

Komfortzone hin, Komfortzone her - heute soll es weiter in den Norden Guadeloupes in die Ankerbucht bei Deshaies gehen. Erst müssen aber noch der Trinkwassertank und die Solarduschen aufgefüllt und im Marinabüro das Liegegeld abgerechnet werden. Pro Nacht zahlen wir für die Amazone 23 Euro; Wasser, Duschen und Strom eingeschlossen. Die sanitären Anlagen sind nicht die besten, aber immerhin wird gerade renoviert. Gegen 11.00 Uhr ist die Amazone segelklar und wir legen ab.

Bei leichtem Wind aus wechselnden Richtungen geht es unter Großsegel und Genua gemächlich an Guadeloupes grüner und bergiger Westküste entlang. Ab und zu lässt der Wind soweit nach, dass wir den Volvo um seine Unterstützung bitten. Um 15.30 Uhr laufen wir nach knapp 22 Seemeilen in die Bucht bei Deshaies ein. Schon von weitem hatten wir gesehen, dass die vor Anker liegen Boote "aus der Bucht quellen". Beim Näherkommen stellen wir aber fest, dass es durchaus noch Lücken gibt, in denen die Amazone liegen könnte. Wir finden auf Anhieb einen guten Platz, und so fällt der Anker nicht weit vom Dinghi-Steg entfernt auf sechs Meter Wassertiefe.

Später laufen dann auch Siggi und Robert mit ihrer "Cello" in diese schöne Bucht ein und finden nach einiger Sucherei einen Ankerplatz ganz in unserer Nähe. Während die Jungs den Abend an Bord verbringen wollen, fahren Ingo und ich mit dem Schlauchboot an Land. Deshaies ist ein Fischerdorf mit deutlich touristischem Einschlag. Direkt am Strand gibt es einige schöne Bars und Restaurants. Außerdem gibt es eine Bäckerei, eine Apotheke, einen Supermarkt, ein Postamt, einen Geldautomaten und einige Souvenirläden.

Wir trinken noch in einem der schönen Restaurants die teuersten Drinks dieser Reise (0,33 l Tonic Water für 4,50 Euro und einen Rumpunsch für 7,00 Euro) und fahren schließlich zurück an Bord. Hier gibt es auch gekühlte Getränke oder gern einen Kaffee, einen tollen Blick auf die Bucht inklusive.

 

Sie sind elegante Flieger und stürzen dann in Kamikaze Manier mit sehr lautem Platschen wie ein Stein ins Wasser, um Fische zu fangen. Ein ums andere Mal erschreckten sie uns, wenn sie in der Marina direkt hinter der Amazone ins Wasser plumpsten - Pelikane:

Montag, 23.02.2015

Frohen Mutes hat sich Ingo heute Morgen zur Autovermietung aufgemacht. Leider ist er ziemlich enttäuscht zurückgekommen. Es ist kein Auto für uns da. Im Karnevalsmonat sind die Autos rar, wurde ihm mitgeteilt. Aha. Die Autovermietung vermietet auch Fahrräder, dann nehmen wir eben zwei Fahrräder. Geht aber auch nicht, die Fahrräder sind leider alle unterwegs. Ach. Na gut, dann fahren wir eben mit dem Bus. Zur Hauptstadt nach Basse-Terre wollen wir aber nicht, sondern in die andere Richtung. Der Bus fährt nur einmal am Tag und ist heute schon weg. Dann gehen wir eben zu Fuß, und zwar zum Strand. Daraus wird aber auch nichts, weil es zu regnen beginnt.

So beschließen wir, es uns an Bord gemütlich zu machen. Mit Lesen, Schlafen, Essen und auf die Jungs von der "Cello" warten, die heute hier einlaufen wollen, verbringen wir den Tag. Außerdem hat Ingo das Videomaterial gesichtet, dass während unserer Atlantiküberquerung zusammen gekommen ist. Der Anfang ist gemacht, irgendwann schneiden wir daraus einen kurzen Film zusammen. Vielleicht am nächsten "faulen Tag wider Willen".

Kurz vor Sonnenuntergang läuft dann die "Cello" ein und bekommt den Platz neben der Amazone. Es gibt wieder viel zu erzählen und so klingt dieser Tag sehr schön aus.

 

Hübsche Blüten am Straßenrand in Rivère Sens:  

 

 

Sonntag, 22.02.2015

Ein Auto für eine Inselrundfahrt zu mieten, ist gar nicht so einfach. Hier am Hafen gibt es zwar eine Autovermietung, gestern war aber kein Auto frei. Wir konnten für morgen eines vorbestellen, wobei es aber nicht sicher ist, dass wir es auch wirklich bekommen. Hoffentlich klappt es, denn wir wollen noch ein bisschen mehr von Guadeloupe sehen.

Den heutigen Sonntag haben wir der Instandhaltung der Amazone gewidmet. Bei der Atlantiküberquerung haben die Endbeschläge der beiden Bäume, mit denen wir die Vorsegel ausgebaumt haben, sehr gelitten. Ein Beschlag war noch zu retten, ein anderer musste ersetzt werden. Malte hat Ersatz mitgebracht, dieser musste noch montiert werden. So mal eben ging das natürlich mal wieder nicht. Ingo musste einiges an Werkzeug hervorholen, u. a. den Schraubstock. Es mussten Löcher gebohrt und Gewinde geschnitten werden.

Als nächstes stand die Reparatur der Ankerkastendeckelverriegelung (was für ein Wort!) an. An der Verriegelung war etwas abgebrochen und musste ersetzt werden. Wobei das kaputte Teil erst entfernt und dann das neue montiert werden musste. Das zu ersetzende Teil gab es aber nicht zu kaufen - hier waren Ingos Phantasie und sein technisches Geschick gefragt. Nach einiger Bastelei ist jetzt auch die Verriegelung wieder in Ordnung.

Unsere Amazone ist Baujahr 1971 und zur damaligen Zeit war sie mit ihren Abmessungen von 10,50 m Länge und 3,20 m Breite ein richtig großes Boot. Heutzutage - und ganz besonders hier in der Karibik - gehört sie zu den kleineren Booten. In den Ankerbuchten ist sie oft die Kleinste. An dem Spruch: "Kleines Boot, kleine Sorgen - großes Boot, große Sorgen" ist viel Wahres dran. Aber egal ob groß oder klein, ein Boot fahrbereit zu halten, ist eine Herausforderung. So viele verschiedene Dinge ergeben das Ganze, nämlich ein gut gepflegtes, seetüchtiges Boot. Ob zum Beispiel Maschine, Segel, Wanten und Stage, Winschen, Stromversorgung, Wasserversorgung, sanitäre Anlage, Pantry, Gasanlage, Ankergeschirr oder auch Persenninge - alles das muss in Ordnung sein. Sei es, weil es für die Fortbewegung unerlässlich ist, weil es für die Sicherheit zwingend ist oder einfach weil es einen gewissen Komfort sicherstellt.

Regelmäßig stellen wir uns also der Instandhaltungs-Herausforderung. Meistens im Winter bei ungemütlichen Temperaturen, zurzeit unter Palmen bei 30 Grad im Schatten. Die Amazone dankt es uns. Es ist eine Freude, mit ihr unterwegs zu sein.

 

Das Foto haben die "Cellisten" von uns gemacht. Das meine ich, wenn ich schreibe "Die Amazone pflügt durch die bewegte See":

Sonnabend, 21.02.2015

Jeder hat eine zweite Chance verdient, auch die Stadt Basse-Terre. Wir unternehmen heute einen zweiten Besuch, um sie etwas besser kennenzulernen. In der großen Markthalle und drum herum herrscht reges Treiben. Obst und Gemüse werden angeboten, ebenso Musik-CDs, bunte Tücher, schöne Sonnenhüte und vieles mehr.

Bei unserem gestrigen Besuch war das Büro der Touristen Information geschlossen, eine Tafel mit den Öffnungszeiten gibt es nicht. Dafür hängen an den Fensterscheiben mehrere Aushänge, die auf den Besuch eines Kreuzfahrtschiffes im Dezember 2014 hinweisen. Wir haben auch heute kein Glück - die Tür des Informationsbüros ist wiederum verschlossen. Moment mal - an einem Sonnabend Vormittag ist die Touristeninformation in der Hauptstadt Guadeloupes geschlossen? Bemerkenswert.  

Zumindest haben wir gestern in einem Restaurant hier in der Marina einen Stadtplan von Basse-Terre bekommen. Daraus entnehmen wir, dass es hier einen Botanischen Garten gibt. Dieser ist in unserem Reiseführer gar nicht erwähnt. Mit gutem Grund, wie sich später herausstellt. Der Garten ist zwar nur von montags bis freitags geöffnet, aber das, was wir vom verschlossenen Tor aus erblicken können, macht keine Lust darauf, noch einmal wiederzukommen. Die Anlage macht einen ungepflegten, ja verwahrlosten Eindruck.

Gerne würden wir in einer Bar oder einem Café etwas essen oder trinken. Vielleicht mit Blick auf das Meer, nett unter einem bunten Sonnenschirm an der Promenade sitzen und eine kleine Pause einlegen. Leider Fehlanzeige - wir finden kein Café. Wir treten also den Rückweg an und beschließen, dass heute mal wieder etwas Kultur nicht schaden könnte. Auf unserem Weg liegt das Fort Delgrès, das wir besichtigen wollen.

Das Fort ist 1643 erbaut worden, und ist eine große, sternförmige Anlage mit vorspringenden Schanzen.  Ursprünglich hieß es Fort St.-Charles, wurde aber nach dem Nationalhelden Guadeloupes, Colonel Louis Delgrès, umbenannt. Delgrès und 200 seiner Leute starben 1802 im Kampf. Sie hatten vergeblich versucht, die Wiedereinführung der bereits abgeschafften Sklaverei durch die einmarschierenden Truppen Napoleons zu verhindern. Endgültig abgeschafft wurde die Sklaverei dann 1848 auf Initiative des Politikers Victor Schoelcher. Die Anlage ist beeindruckend, der Blick auf die Bucht sehr schön. Es gibt auch eine moderne Ausstellung, die über die Kämpfe und die Geschichte des Forts Auskunft gibt. Leider fast alles ausschließlich in französischer Sprache.

Den Kaffee, den wir eigentlich in Basse-Terre trinken wollten, gibt es später an Bord der Amazone. Im Laufe des Tages sind in der Marina einige Yachten eingetroffen. Wir haben jetzt Nachbarn aus Finnland, etwas weiter liegt eine Yacht aus den USA.

 

Buntes Treiben in der Markhalle:

 

Im Botanischen Garten in Basse-Terre wächst auch Baumwolle:

 

Die Ruinen des Forts:

 

Im Fort zur Erinnerung an Louis Delgrès angelegt:

Freitag, 20.02.2015

Wie erwartet, war der Ankerplatz nicht der beste. Zwar hatten wir beim Schnorcheln gestern schöne bunte Fische und auch die eine oder andere Koralle bewundern können, aber die Amazone kam nicht so richtig zur Ruhe. Sie wiegte sich im Schwell und uns natürlich gleich mit. So gingen wir um halb zehn am Morgen Anker auf und segelten hinüber nach Guadeloupe. Die zehn Seemeilen legten wir flott zurück, einige Regenschauer begleiteten uns dabei.

Wir liefen die Marina Rivière-Sens in der Nähe der Hauptstadt Guadeloupes, Basse-Terre, an. Im Revierführer von Chris Doyle hatten wir gelesen, dass die Ansteuerung etwas schwierig sei. Bei einem Hurrikan war die Mole zerstört worden, und die Mauerreste sollten noch unter Wasser liegen. Außerdem lasen wir dort, dass die Marina klein und meistens voll belegt sei. Davon haben wir uns aber nicht abschrecken lassen, weil wir zumindest einen Diesel-Tankstopp einlegen wollten. Das Einlaufen war dann aber ganz unproblematisch. Wahrscheinlich sind die Mauerreste inzwischen entfernt worden.

Einen Liegeplatz konnten wir auch bekommen, da die Marina noch einige Plätze frei hat. Etwas problematischer war dann allerdings das Tanken. Der Diesel war ausgegangen, der Tankwagen aber schon unterwegs, und wir wurden gebeten, doch bitte zwei Stunden zu warten. Das haben wir dann auch gemacht und die Wartezeit mit E-Mails beantworten und allgemeinem Aufklaren der Amazone verbracht. Alsbald brummte der Tankwagen heran. Wir mussten noch ungefähr eine halbe Stunde warten, dann konnten wir endlich unseren Einbautank auffüllen.

Die Anmeldung beim Zoll, die "Clearance", haben wir in einem Restaurant hier in der Marina auch erledigen können. Eine freundliche Mitarbeiterin hat unsere Daten in den Computer eingegeben, gekostet hat es nichts. Bei einem Spaziergang haben wir die nähere Umgebung erkundet. Direkt hier am Hafen gibt es eine Bäckerei, eine Schlachterei, eine Apotheke und kleine Lebensmittelgeschäfte. Auch einen Waschsalon mit Selbstbedienung gibt es hier, ebenso einen Geldautomaten und eine Post. Sogar schnelles Internet hat die Marina zu bieten. Wir haben hier also wieder eine Komfortzone.

Guadeloupe ist 1.628 Quadratkilometer groß und hat 450.000 Einwohner, wovon 12.000 Menschen in der Hauptstadt leben. Wie Martinique ist auch Guadeloupe ein Französisches Übersee Département. Hier wird französisch gesprochen, rechts gefahren und mit Euros bezahlt. Guadeloupe besteht aus zwei landschaftlich ganz unterschiedlichen Teilen, die durch eine Landbrücke miteinander verbunden sind. Auf dem östlichen Teil, Grande Terre, schlägt das touristische Herz der Insel mit herrlichen Stränden und vielen Hotelresorts. Auf dem westlichen Teil, Basse-Terre, auf dem wir uns befinden, gibt es üppigen Regenwald, Wasserfälle und den mit 1.467 m höchsten Berg der Kleinen Antillen, den Vulkan La Soufrière. Einen Spaziergang in die etwa zwei Kilometer entfernte gleichnamige Hauptstadt Basse-Terre haben wir auch noch unternommen. In unserem Reiseführer steht, dass diese Stadt "eher unattraktiv" sei. Das können wir bestätigen.

Wir wären demnächst gerne zwischen den beiden Inselteilen hindurchgefahren, um in den Norden zu gelangen. Leider werden die zu passierenden Brücken seit einiger Zeit wegen Reparaturarbeiten nicht mehr geöffnet.

 

Der Leuchtturm am Pointe de Vieux-Fort im Süden Guadeloupes (im Hintergrund die Inseln Les Saintes):

 

Diese beiden Damen stehen vor der Markthalle in Basse-Terre:

Donnerstag, 19.02.2015

Wir verabschieden uns heute von Dominica und segeln weiter Richtung Norden. Dort wartet schon Guadeloupe auf uns. Zusammen mit ihren kleinen Schwestern Les Saintes, Marie-Galante und La Désirade bildet sie ein Französisches Übersee Département. Wir segeln heute also  mal wieder nach Europa. Kurz nach 10 Uhr geht es Anker auf und wir fahren aus der geschützten Bucht von Portsmouth, der Prince Rupert Bay. Auch die Jungs von der "Cello" haben sich auf den Weg gemacht. Sie sind etwas eher dran als wir und haben uns zum Abschied noch einmal fröhlich zugewunken.

Als wir die geschützte Bucht verlassen, geht es bei 5 bis 6 Beaufort mit halbem Wind flott voran. Das Großsegel ist gerefft, die Genua ein gutes Stück eingerollt. In den Böen erreicht der Wind auch schon mal Stärke 7. Die Atlantikwellen, die zwischen Dominica und den Inseln Les Saintes heranrauschen, sind an die drei Meter hoch. Hin und wieder klatscht es an der Außenhaut und Wasser spritzt ins Cockpit und an Deck. Mit acht Knoten pflügt die Amazone unbeirrt durch die aufgewühlte See. Sie ist ganz in ihrem Element!

Alsbald kommt die "Cello" in Sicht und wir fotografieren und filmen uns gegenseitig. Die Gelegenheit ergibt sich nicht so häufig, ein Foto vom eigenen Boot unter Segeln zu bekommen.

Gegen 13.30 Uhr haben wir die 20 Seemeilen bis zu den Inseln Les Saintes zurückgelegt. Sie sind von Süden kommend Guadeloupe vorgelagert. Wir wollen uns hier zum Übernachten einen lauschigen Ankerplatz in einer schönen Bucht suchen und morgen nach Guadeloupe weiter segeln. Eigentlich ein ganz guter Plan - aber: Diesen Plan hatten auch schon viele andere Segler und liegen an den ausgelegten Moorings. In den Buchten ist nicht eine Boje frei. Wir kurven durch die verschiedenen Buchten und finden schließlich eine Bucht, in der noch das Ankern erlaubt ist. Um 15.30 Uhr fällt endgültig der Anker. Wir haben also ungefähr zwei Stunden nach einem Ankerplatz gesucht, das ist ein neuer Rekord! Auch die "Cello" ist hier eingetrudelt, findet aber keinen Platz mehr, und die Jungs müssen leider noch weitersuchen.

Beim Einlaufen in diese kleine Bucht, wo auch schon viele andere Boote ankern, ruft uns der Skipper einer französischen Yacht zu, dass er vor ein paar Tagen beim Segeln Fotos von uns gemacht hat. Sieh an, Madame Amazone hat einen französischen Verehrer.

 

Robert steht tapfer am Steuerrad der "Cello": 

 

Die französische Gastlandflagge ist mal wieder an der Reihe - im Hintergrund unsere spätere Ankerbucht:

 

Die "Royal Clipper" - wir hatten sie schon in den Tobago Cays gesehen, damals allerdings vor Anker:

Mittwoch, 18.02.2015

 

Der Außenborder, unser kleines Sorgenkind, zeigt sich seit ein paar Tagen von einer ganz ungewohnten, unproblematischen Seite. Er springt sofort an, geht nicht sofort wieder aus und fällt jetzt durch tadelloses Benehmen auf. Vielleicht hat er mitbekommen, dass die Reise für ihn schon fast zu Ende war. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Ingo sich ihm noch einmal fürsorglich gewidmet hat. Wie dem auch sei, er bringt uns ohne zu mucken an Land.

Wir haben dort einiges zu erledigen: Wäsche waschen lassen, SIM-Karte für den Laptop besorgen, ein bisschen einkaufen, Postkarten schreiben und spazieren gehen steht auch auf dem heutigen Programm.

Als wir gerade vom Landausflug zurück sind, kommen Dagmar und Frank von der Segelyacht "High Flight" mit ihrem Schlauchboot vorbei. Die beiden haben wir auf St. Lucia kennengelernt, als unsere Boote in der Marina nebeneinander lagen. Jetzt ankern sie auch hier in der Bucht und haben die Amazone entdeckt. Wir laden sie für abends auf einen Drink ein,  auch Robert von der "Cello" kommt zu uns. Es wird ein sehr schöner und lustiger Abend. Es sind die Begegnungen, die diese Reise prägen.

 

Blick von der Hauptstraße in Portsmouth in Richtung Prince Rupert Bay:

 

Strand in der Prince Rupert Bay, unserer Ankerbucht:

Dienstag, 17.02.2015

Nach einer ruhigen Nacht sind wir nach dem Frühstück mit dem Schlauchboot an Land gefahren. Wir müssen uns noch beim Customs anmelden. Auf Dominica ist es ein vereinfachtes Einklarierungsverfahren, weil wir nur den Customs und nicht auch noch die Kolleginnen und Kollegen der Immigration aufsuchen müssen. Außerdem können wir in einem Vorgang ein- und gleich wieder ausklarieren, wenn man nicht länger als 14 Tage bleibt. Die freundliche Dame beim Customs empfängt ihre Kundschaft lässig auf dem Balkon vor ihrem Büro. So stehen wir auf dem Balkon der Behörde und füllen auf der breiten Balkonbrüstung mit Blick auf die Bucht die Formulare aus.

Anschließend spazieren wir durch Portsmouth. Weil auch heute noch ein Karnevals-Feiertag ist, ist es am Vormittag in den Straßen noch sehr ruhig. Die meisten Geschäfte sind geschlossen. Eine hilfsbereite Einwohnerin zeigt uns, wo wir morgen unsere Wäsche waschen lassen können.

Am Nachmittag gibt es dann ein unverhofftes Wiedersehen mit Robert und Siggi von der "Cello". Raimund, der dritte "Cellist", kommt erst demnächst zurück an Bord. Sie ankern ganz in unserer Nähe, und es gibt viel zu erzählen. Am Abend stürzen wir uns mit Robert ins Karnevalgetümmel an Land. Die Menschen hier sind nicht nur freundlich und hilfsbereit, sie sind auch in Feierlaune. Je lauter desto besser scheint die Devise zu sein.

Die hiesigen Boatboys sind im Vergleich zu ihren Kollegen auf den anderen Inseln sehr zurückhaltend. Beim Vorbeifahren winken sie uns freundlich zu. Auf Anforderung über UKW-Kanal 16 könnten wir ihre Dienste in Anspruch nehmen. Seit ein paar Jahren haben sie sich in einer Vereinigung zusammengeschlossen: PAYS - Portsmouth Association of Yacht Security. In erster Linie bieten sie Fahrten auf dem Indian River und andere Touren an. Ebenso bieten sie ihre Dienste als Wassertaxi und anderen Service an.

 

Unsere Anker-Nachbarin, die "Sweet Dream" - dümpelt verlassen vor Anker. Da hat es sich anscheinend ausgeträumt:

 

Die Boatboys fllitzen mit ihren Wassertaxis zwischen den Ankerliegern hin und her:

 

Montag, 16.02.2015

 

Die vergangene Nacht war ziemlich unruhig. Das erste Mal wurden wir gegen 2 Uhr geweckt, als unser Anker-Nachbar seinen Motor gestartet und den Anker aufgeholt hat, um die Bucht zu verlassen. Nachdem wir gerade wieder tief und fest schliefen, klingelte kurz nach 4 Uhr Ingos Handy. In Deutschland war es ja schon 9 Uhr, da kann man doch schon mal jemanden anrufen. Erneut wieder eingeschlafen, klingelte um 6 Uhr der Wecker, und die Nacht war endgültig vorbei.

Heute wollen wir Martinique verlassen und wieder nach Dominica segeln. Kurz nach 7 Uhr gehen wir Anker auf. Bei unserem letzten Besuch haben wir vor der Hauptstadt, Roseau, geankert. Heute wollen wir noch ein Stück weiter in den Norden dieser wunderschönen Insel segeln. Knapp 55 Seemeilen liegen vor uns.

Im Windschatten Martininiques und später Dominicas ist der östliche Wind nur sehr schwach und der Motor muss angeworfen werden. Aber zwischen den Inseln ist es bei 5 Beaufort am Wind herrliches Segeln. Und wir haben wieder Glück - ein großer Mahi Mahi hat sich für unseren Angelköder interessiert und herzhaft zugebissen! Wir sind diesmal nur zu zweit, aber der Fisch ist um einiges handlicher, als es der große Schwertfisch war. Fast schon routiniert und abgebrüht gehen wir zu Werke. Genua einrollen, um die Fahrt aus dem Boot zu nehmen, Kescher und Gaff bereitlegen und den Rumbuddel aus dem Schapp holen. Schließlich hat der Fisch den Kampf verloren, und einige hervorragende Filetstücke wandern in unser Kühlfach. Für zwei Mahlzeiten reicht die Menge auf jeden Fall.

Kurz nach 16 Uhr erreichen wir nach 55 Seemeilen die Prince Rupert Bay bei Portsmouth, im Norden Dominicas. Es ankern hier schon einige Yachten, aber wir haben einen schönen Platz auf 5 Meter Wassertiefe gefunden. Ingo geht eine Runde schwimmen und schnorcheln, um die Lage des Ankers zu kontrollieren. Mit dem Anker ist alles in Ordnung. Er hat sich - wie bisher immer - gut eingegraben. Da kommt wie aus dem Nichts ein Rochen vorbeigeschwommen. Majestätisch gleitet er durchs Wasser.

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang war der Mahi Mahi fertig gebraten. Wir haben ihn uns im Cockpit schmecken lassen und dabei der Sonne zugesehen, wie sie malerisch hinter der Amazone im Karibischen Meer versunken ist. Währenddessen schallt von Land fröhliche Musik über die große Bucht, denn auch hier wird natürlich kräftig Karneval gefeiert.

 

Ein Mahi Mahi - hübsch anzusehen und geschneckt hat er auch:

 

Die Flagge mit dem schönen Papagei kommt wieder zum Einsatz - Dominicas Küste liegt an Steuerbord: 

Sonntag, 15.02.2015

Nachdem Malte zurück nach Deutschland geflogen ist, wollen wir uns wieder Richtung Norden orientieren. Bevor wir die Marina verlassen, tanken wir Trinkwasser und füllen die Solarduschen auf. Außerdem müssen wir noch im Marinabüro abrechnen und am dortigen Computer die Erklärung für den Zoll abgeben. Für die fünf Tage in der Marina bezahlen wir 103,30 Euro Liegegeld, 5 Euro sind für die Zollerklärung fällig und 4,36 Euro für das Trinkwasser.

Wir haben hier sehr gut und ruhig gelegen. Supermarkt, Waschmaschinen und Trockner, mehrere Yachtausrüster, deutschsprachige Zahnärztin, Bars und Restaurants - eine Komfortzone zu einem akzeptablen Preis. Allerdings waren die sanitären Anlagen in keinem guten Zustand. Es waren viele Duschen defekt, nur drei funktionierten - sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Drei funktionstüchtige Duschen in der größten Marina der Karibik. Dass es trotzdem nicht zu langen Warteschlangen kam, liegt wohl daran, dass doch viele Crews an Bord duschen.

Jetzt am Wochenende war wieder "Bettenwechsel" - Chartercrews reisen ab, die nächsten reisen an. Rucksäcke und große Reisetaschen liegen und stehen auf den Stegen vor den Charteryachten. Einige Boote werden noch auf Hochglanz gebracht, bevor die neuen Gäste kommen.  Zum Großreinemachen gehört auch das Putzen des bordeigenen Grills. Ist ja logisch, dass die Gäste den Grill zwar benutzen, aber ihn nicht reinigen müssen. Trotzdem ist mir an diesem Detail bewusst geworden, wie sich die Welt der Chartergäste von unserer unterscheidet.

Um kurz nach 12 Uhr sind wir startklar und legen ab. Es wird ein herrlicher Segeltörn unter traumhaften Bedingungen: Sonne, so gut wie kein Seegang, Wind von vier bis fünf Beaufort, achterlich, Raumschots, halber Wind, am Wind - alles dabei.

In der Nähe des markanten Felsens Rocher du Diamant bemerken wir gegen 14.30 Uhr, dass eine große Jolle mit drei Personen an Bord, in Schwierigkeiten geraten ist. Jedenfalls liegt der Mast mit dem Segel platt auf dem Wasser. Ein Hubschrauber kreist über ihnen, ein deutscher Katamaran nimmt Kurs auf die Jolle und auch wir ändern unseren Kurs, um Hilfe anzubieten. Der Hubschrauber dreht dann aber ab, und der Katamaran geht wieder auf seinen alten Kurs. Als wir bei den drei Burschen und ihrer Jolle angelangt sind, fragt Ingo sie über unsere Lautsprecheranlage, ob sie Hilfe benötigen. Sie schütteln die Köpfe, der Skipper reckt beide Daumen in die Höhe. Na gut, sie werden das Boot schon wieder segelklar bekommen. Und tatsächlich sehen wir wenig später das bunte Segel erneut am Horizont leuchten.

Gegen 17:30Uhr erreichen wir nach 48 Seemeilen St.-Pierre. Unser Ankermanöver wird von lauter Musik begleitet. Der ganze Ort scheint auf den Beinen zu sein und an einem Karnevalsumzug teilzunehmen. Auf den Karibischen Inseln wird von Sonntag bis Mittwoch Karneval gefeiert. An jedem Tag findet eine Parade zu einem anderen Thema statt.

Kaum ist der Anker eingefahren und Ruhe im Boot eingekehrt, versucht ein großer Katamaran ganz in unserer Nähe zu ankern und ist im Begriff, seinen Anker genau über unseren zu werfen. Auf Ingos Zuruf reagiert der fremde Skipper nicht. Als Ingo daraufhin zum zweiten Mal an diesem Tag über unsere Sprechanlage eine Durchsage macht, ändert der Bootsführer seine Pläne und wirft seinen Anker etwas weiter entfernt. Komisch, Durchsagen gehören bei uns an Bord nicht zum Standardrepertoire und kommen nur sehr selten vor, aber heute gleich zweimal.

 

Manche Witze haben "einen langen Bart" - manche Unterwasserschiffe auch:

 

Die traditionelle Martinique-Jolle "La Yole" - 10,50 m lang, ohne Schwert - da heißt es, rechtzeitig auf die Bambusstangen zu klettern:

 

Diese Ausleger-Jolle ist kurze Zeit später in Schwierigkeiten geraten:

 

Der Mont-Pelée bei St.-Pierre - heute war sein Gipfel mal ausnahmsweise nicht wolkenverhangen:

Sonnabend, 14.02.2015

Der heutige Tag steht ganz im Zeichen von Maltes Abreise. Seitdem er vor fast zwei Wochen in Fort-de-France zu uns an Bord gekommen ist, haben wir einiges zusammen unternommen und erlebt. Mal wieder ist uns die Zeit davongelaufen. Neben Tagesauflügen, Segeltörns, Schnorcheln und Schwertfischangeln haben wir es ganz einfach genossen, ihn bei uns zu haben. Wir nehmen ihn noch einmal in den Arm, dann fährt das Taxi auch schon mit ihm davon.

Ingo und ich bleiben niedergeschlagen zurück. Wir wollen nicht traurig sein, dass Malte wieder abgeflogen ist, sondern froh darüber, dass er bei uns war und wir eine so schöne Zeit hatten. So richtig gelingt uns das nicht. Wir unternehmen einen Spaziergang und setzen uns anschließend in eine der schönen Bars hier in der Marina. Da kommen ganz unverhofft Katja und Christoph mit ihren Kindern Emil und Mathilda von der "Muline" vorbei. Sie liegen hier in der Bucht vor Anker und setzen sich für eine Weile zu uns. So findet dieser trübe Tag doch noch einen ganz netten Abschluss!

 

Malte macht sich auf die lange Rückreise. Auf Wiedersehen in Deutschland!

Freitag, 13.02.2015

Erstens kommt es anders, als man zweitens denkt. Außerdem ist heute Freitag der 13. - da kann schon mal etwas schief gehen: Malte hat von der Fluggesellschaft einen weiteren Tag in der Karibik "geschenkt" bekommen. Air France hat kurzfristig seinen Flug annulliert und ihn auf morgen umgebucht. Ein Hotel muss er sich nicht suchen, seine Koje auf der Amazone ist noch frei.

Am Vormittag haben wir einen letzten gemeinsamen Ausflug in den Süden zur Grande Anse des Salines gemacht. Hier finden wir den schönsten und beliebtesten Strand der ganzen Insel. Die Bucht mit ihrem weißen Sand und dem türkisblauen Wasser erstreckt sich kilometerweit. Sie ist gesäumt von Schatten spendenden Palmen, es gibt Strandbars, Restaurants und Eisverkäufer. Wir unternehmen auch einen Spaziergang zum nahegelegenen Salzsee, der der Bucht ihren Namen gegeben hat.

Zurück in der Marina erledigen wir einen großen Einkauf beim nahegelegenen Supermarkt. Wir können uns dort einen großen Handkarren ausleihen und die Einkäufe so zum Boot transportieren. Das wollten wir unbedingt heute noch erledigen. Denn sonnabends kaufen die Crews der Charteryachten regelmäßig die Regale leer, da wollen wir ihnen doch gerne zuvorkommen.

Später holen wir noch die Spritzkappe vom Segelmacher ab. Es mussten einige Nähte nachgenäht werden.

Hier in der Marina gibt es auch verschiedene Yachtausrüster. Wir sind auf der Suche nach verschiedenen Ersatzteilen und werden auch fündig.

Am Abend bekommen wir dann Besuch von Barbara und Hans von der Segelyacht "Resolute" (www.sy-resolute.de). Wir haben sie hier kennen gelernt und verbringen bei interessanten Gesprächen einen schönen Abend.

 

Wunderschöne Bucht Grande Anse de Salines:

 

Einen Penny für Deine Gedanken, lieber Malte:

 

Mal wieder ein Großeinkauf:

 

Die Segelmacher arbeiten ein bisschen "unter Tage":

 

Einige Seglerinnen und Segler haben sich in der Marina häuslich eingerichtet:

 

 

 

Donnerstag, 12.02.2015

Heute steht ein Ausflug in den Osten Martiniques, zur Halbinsel Presqu'lle de la Caravelle, auf dem Programm. Diese landschaftlich reizvolle Halbinsel reicht in den Atlantik hinaus. Zwischen großen Zuckerrohrfeldern und Bambushainen fahren wir zum Chateau Dubuc. Es liegt auf der Halbinselspitze in einem Naturschutzgebiet. Allerdings sind nur noch einige Mauerreste der 1740 erbauten Anlage vorhanden. Es wurden hier Zuckerrohr und Kaffeebohnen angebaut, eine Rum-Destillerie gehörte ebenfalls dazu.

Mit der Besichtigung haben wir das Kulturprogramm für heute abgearbeitet und fahren zum Strand. Die Halbinsel ist von schönen, wenig besuchten Stränden gesäumt. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und schon geht es hinein ins warme Nass. Malte wagt sich weit in die Bucht hinaus und entdeckt beim Tauchen am Riff eine große Languste.

Allzu lange können wir uns an dem schönen Strand leider nicht aufhalten, weil noch ein Termin ansteht: Ich muss nochmal zum Zahnarzt. Zum Glück gibt es hier direkt in der Marina eine Zahnarztpraxis mit einer deutschsprachigen Ärztin. Sie kann das Problem lösen, und ich hoffe, dass es jetzt keine weiteren Zahn-Schwierigkeiten gibt.

Am Abend gibt es noch einen letzten Barbesuch zusammen mit Malte. Morgen geht leider schon sein Flug zurück ins kalte Deutschland. Mal wieder ist die gemeinsame Zeit viel zu schnell vergangen. Der morgige Tag bleibt uns aber noch, bevor wir dann am späten Nachmittag zum Flughafen aufbrechen müssen.

 

 Chateau Dubuc:

 

 Weitere Mauerreste des Chateau Dubuc, im Hintergrund der Atlantik:

 

Ein Soldaten-Krebs in einem hübschen Schneckenhaus:

 

Unsere heutige Badebucht bei Tartane, dem einzigen Dorf auf der Halbinsel:

Mittwoch, 11.02.2015

Einige Ankerbuchten und Städte Martiniques kennen wir ja nun schon. Ab heute haben wir ein Auto gemietet und können die Insel weiter kennenlernen. 400.000 Menschen leben in dem französischen Übersee Département auf 1.106 Quadratkilometern. Die Blumeninsel, wie sie auch genannt wird, hat zwei Gesichter. Im gebirgigen, regenreichen Norden erstrecken sich rund um den Vulkan Mont-Pelée (1.397 m) ausgedehnte Bergwälder mit Wasserfällen, Gebirgsbächen und tiefen Schluchten. Es sind Naturreservate, die zum Bergwandern einladen. Im trockenen Süden findet man herrliche Sandstrände, komfortable Hotels und Ferienanlagen. Etwa in der Mitte der Insel liegt die Hauptstadt Fort-de-France.

Wir liegen mit der Amazone in der Marina in Marin, im Süden der Insel. Den Süden kennen wir schon ganz gut, und so zieht es uns heute in den Norden. Unsere Fahrt führt an der Hauptstadt und dem Flughafen vorbei, da herrscht regelmäßig sehr reger Verkehr bis hin zum Stau. Geduld ist gefragt. Der kleine Twingo, mit dem wir unterwegs sind hat eine Klimaanlage, alles halb so schlimm.

Schließlich erreichen wir das Reserve Biologique de la Montagne Pelée und versuchen uns im Bergwandern. Der Weg ist steil aber trocken und wir können alsbald grandiose Ausblicke genießen. Übertreiben wollen wir es mit dem Wandern aber nicht und machen uns wieder an den "Abstieg".

Jetzt wollen wir eine Rumfabrik besichtigen. Es soll nicht nur eine Verkostung sein, wie auf St. Lucia, sondern wir wollen eine Destillerie besichtigen und etwas über die Rumherstellung erfahren. Also steuern wir die J. M Destillerie in Macouba, ganz im Norden der Insel, an. Und wir werden nicht enttäuscht. Schon die Außenanlagen sind sehr schön gestaltet - eine Fabrik wie in einem kleinen Botanischen Garten gelegen. Während die Arbeiter sich an den verschiedenen Maschinen zu schaffen machen, können wir uns in der kleinen Fabrik umsehen.  Es ist laut, rattert und die verschiedenen Arbeitsabläufe werden in einem Begleitheftchen erklärt. Sehr interessant. Den Abschluss bildet eine Verkostung in den schön gestalteten Räumen. Hier lesen wir auch etwas über die Geschichte der Fabrik. Der Rum wird aus dem Quellwasser des Monte Pelée hergestellt, auch dieses können wir probieren. Es ist alles ganz zwanglos, Eintritt wird nicht verlangt. Wer an einer geführten Besichtigung teilnehmen möchte, zahlt 10 Euro.

Tagsüber haben wir nur eine Kleinigkeit gegessen und den Abschluss dieses schönen Tages soll ein Besuch in einem Restaurant sein, das Malte aus "mare TV" kennt. Im Januar wurde in einer Sendung über Martinique berichtet und das Restaurant "Petitbonum" vorgestellt. In dem am Strand gelegenen Lokal in Le Carbet werden u. a. Flusskrebse serviert, die hier auf Martinique gezüchtet werden. Und das ohne Zuhilfenahme von Medikamenten, also ganz biologisch. Wenn man Glück hat, trifft man auch den Chef des Hauses, der die verschiedenen Leckereien in Hot Pants zubereitet. Darauf hatte ich mich besonders gefreut, aber leider haben wir ihn nicht zu Gesicht bekommen. Dafür waren die Krebse ausgesprochen lecker. Ein toller Abschluss dieser schönen Tour!

 

Blick vom Monte-Pelée Richtung Osten: 

 

In der J. M Rum Destillerie:

 

Destillerie in schöner Umgebung:

 

 

 

Dienstag, 10.02.2015

Es soll heute zurück nach Marin gehen, aber vorher wollen Ingo und Malte in dieser schönen Bucht nochmal schwimmen und schnorcheln. Wir sind dann gerade dabei, die Amazone segelklar zu machen, als Steffi, Falk, Max und Martha in ihrem Beiboot vorbei kommen. Sie warten hier noch auf den passenden Wind für ihren nächsten Törn, und so gibt es doch noch ein kurzes unverhofftes Wiedersehen.

Schließlich verlassen wir gegen 12.30 Uhr die Bucht und erreichen nach 16 Seemeilen kurz nach 15 Uhr die Marina in Marin. Sie ist riesengroß, mit 700 Liegeplätzen und 100 Mooringbojen die größte in der gesamten Karibik. Uns wird ein Liegeplatz zugewiesen, im Marina Büro können wir auch gleich am Computer die Formalitäten für den Zoll erledigen. Das Liegegeld beträgt 24 Euro pro Tag, Strom und Duschen eingeschlossen. Wasser wird extra abgerechnet, an dem Wasserhahn vor unserem Boot befindet sich eine kleine Wasseruhr. Den Stand hat der Mitarbeiter notiert, abgerechnet wird beim Verlassen des Hafens.

Zum Abendessen gab es ein letztes Mal Schwertfisch-Auflauf. Das große Tier hat uns an fünf Tagen viele leckere Mahlzeiten beschert. Trotzdem darf es beim nächsten Mal gerne eine Nummer kleiner sein.

 

Besuch von der "RoSea"-Crew:

Montag, 09.02.2015

"Der frühe Vogel fängt den Wurm", heißt es. Aber wer mag schon Würmer? Und so gehen wir kurz vor neun Uhr am Morgen Anker auf, um zurück nach Martinique zu segeln. Wir wollen die Insel noch gemeinsam auf dem Landwege erkunden, bevor Malte am Ende der Woche schon wieder nach Hause fliegt. Wir setzen das Groß , rollen die Genua aus und zuckeln an Dominicas Küste entlang. Diese wilde Naturschönheit hat uns sehr gut gefallen. Wir freuen uns schon, wenn wir demnächst auf unserem Weg nach Norden hier noch einmal unseren Anker werfen.

Als wir aus Dominicas Windschatten heraussegeln, weht es mit fünf Beaufort und hoch am Wind geht es ganz sportlich bei bewegter See voran. Heute spuckt uns Neptun nicht nur Gischt an Deck, sondern auch den allgegenwärtigen Seetang. Alsbald erreichen wir auch schon Martiniques Windschatten, es wird gemütlicher. Keine Gischt und kein Seetang mehr an Deck.

Statt dessen bekommen wir Delphin-Besuch! Es sind etwa zehn Tiere, die uns eine Weile begleiten und Amazones Bug umspielen.

Nun ist es Zeit für das Mittagessen. Heute steht wieder Schwertfischsteak auf dem Speisezettel. Schwertfisch ist eine echte Delikatesse, schmeckt wie Kalbfleisch, hat wenig Kalorien, aber viele Vitamine und Mineralstoffe.

Nach knapp 52 Seemeilen erreichen wir gegen 18 Uhr kurz vor Sonnenuntergang die Bucht Grande Anse. Wir finden ohne Probleme einen schönen Ankerplatz bei vier Meter Wassertiefe. Wir sind also zurück in Europa. Noch kurz eine Runde um die Amazone schwimmen, dann schmeckt das Abendessen. Es gibt Schwertfisch-Auflauf, mit Käse überbacken, sehr lecker. Für morgen ist noch etwas da, dann ist der ganze Vorrat verputzt. Es darf wieder geangelt werden.

 

Die nächste Gastlandflagge ist die vorherige, nämlich die französische:

 

Delphin watching - Malte hat den Logenplatz im Bug der Amazone:

 

 

 

Sonntag, 08.02.2015

Kaum sind die ersten Frühstückseier und Schwertfisch-Fischfrikadellen verdrückt, geht es auch schon an Land. Wir starten mit unserem Taxifahrer Fred zur zweiten Runde unserer Inselerkundung. Erstes Ziel ist der Emerald Pool. Diese Naturschönheit ist ein dunkelgrün schimmerndes Wasserbecken, liegt in einer idyllischen Lichtung im Regenwald, und ein Wasserfall stürzt aus dem Dschungel herab. Hier sind wir heute allerdings nicht die einzigen, die sich für dieses Fleckchen Erde interessieren. In der letzten Nacht hat das Kreuzfahrtschiff "Mein Schiff 1" in Roseau festgemacht. Wir erleben jetzt genau das, was Fred uns gestern schon beschrieben hat - wenn ein Passagierschiff auf Dominica angelegt hat, wird es bei den Sehenswürdigkeiten eng. Und tatsächlich, heute heißt es "Bitte hinten anstellen!". Am Emerald Pool herrscht Hochbetrieb.

Wir fahren weiter an der Atlantikküste entlang Richtung Norden. Fred kennt in Castle Bruce ein kleines, nettes Restaurant mit spektakulärem Ausblick auf den Regenwald, das Meer und den Strand. Dort sitzen wir in der ersten Reihe und blicken ins Grüne. 

Danach brechen wir auf nach Portsmouth, der zweitgrößten Stadt der Insel an der Prince Rupert's Bay. Dort ist es dann auch Zeit für eine Mittagspause, und wir lassen uns ein weiteres Mal die Schwertfisch-Frikadellen schmecken.

Anschließend machen wir einen kurzen Spaziergang zum nahegelegenen Fort Shirley, von dem aus wir einen schönen Ausblick auf die Bucht haben. Dann geht es auch schon weiter zum nächsten Höhepunkt des Tages - wir wollen mit einem kleinen Boot auf dem Indian River durch den Dschungel fahren. Stevenson, unser Bootsführer, fährt ein ganz kurzes Stück mit dem Außenborder. Er stellt den Motor alsbald ab und rudert die etwa 30 Minuten dauerende Strecke. Unterwegs erklärt er uns die Bäume und Tiere. So erfahren wir, dass die Mangroven schon 200 Jahre alt sind. Affen, Alligatoren und Löwen gebe es hier nicht, wir könnten ganz unbesorgt sein. So gleiten wir fast lautlos auf dem schmalen und flachen Fluss dahin. Das Grün wuchert zu beiden Uferseiten üppig, die urtümlich geformten Wurzeln der Mangroven sind beeindruckend. Schließlich legen wir an einer schön gestalteten Bar mitten im Dschungel an. Auf der Rückfahrt nehmen wir die beiden Angestellten der Bar mit.

An der Westküste fahren wir zurück nach Roseau. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir zurück an Bord. Wieder geht ein schöner Tag mit vielen wunderbaren Eindrücken zu Ende.

 

Beim Emerald Pool - fast zu schön, um wahr zu sein:

 

Malte am Wasserfall beim Emerald Pool:

 

In der kleinen Bar bei Castle Bruce:

 

Ein kleiner, kecker Vogel:

 

Auf dem Indian River:

Sonnabend, 07.02.2015

Auch diesen Beitrag konnten wir nur verspätet ins Netz stellen, weil wir auf Dominica nur sporadisch eine Internetverbindung haben.

Heute sind wir mit dem Taxifahrer Fred zu einer Rundfahrt verabredet. Wir wollen diese grüne Naturschönheit, die Dominica zweifellos ist, näher kennenlernen. Dominica hat mehr zu bieten als Sonne, Strand und Palmen. So ist es auch kein Zufall, dass hier an zahlreichen Orten  Szenen der "Fluch der Karibik"-Filme gedreht wurden. Fred  fährt uns ins bergige Inselinnere, das zum größten Teil der Morne Trois Pitons National Park einnimmt. Der National Park ist seit 1997 UNESCO Weltnaturerbe und bietet üppige Flora, atemberaubende Ausblicke und wundervolle Naturerlebnisse.

Erstes Ziel ist der Botanische Garten in Roseau. Dort sind wir von einem umgestürzten Baum schwer beeindruckt, der beim Hurrikan David im August 1979 einen Bus unter sich begraben hat. Der zerquetschte Bus, der zur Zeit des Unglücks leer war, liegt noch unter dem Baum. Der Baum ist einfach weitergewachsen, als ob nichts geschehen wäre.

Als nächstes steht ein Spaziergang zum Boeri Lake auf dem Programm. Der Aufstieg zu diesem wunderschönen Kratersee dauert etwa 45 Minuten. Es geht relativ steil bergauf über Stock und Stein, auch ein kleiner Fluss muss überquert werden. Wildromantisch ist dieser Weg durch den Bergregenwald mit exotischen Pflanzen, Riesenfarnen und Orchideen. Wanderschuhe haben wir heute wieder einmal schmerzlich vermisst. Unsere glatten Bootsschuhe sind für solche Naturerfahrungen nicht geeignet.

Wir wollen unbedingt die Trafalgar Falls besuchen, die aus dem Dschungel 40 Meter in die Tiefe stürzen und dort baden. Doch Fred empfiehlt uns, auf jeden Fall die Lavaschlucht Titou Gorge zu besichtigen und dort schwimmen zu gehen. Und das ist der ultimative Tipp! An der Lavaschlucht erklärt uns ein netter Herr - vielleicht ein Angestellter des Nationalparks - , der nebenbei auch kleine Souvenirs verkauft, was uns in der Schlucht mit den zwei Wasserfällen erwartet. Wie er so mit uns spricht und genau erklärt, was uns erwartet und wie wir uns verhalten sollen, erinnert er mich ganz stark an Dr. Bob vom Dschungelcamp. Das Wasser ist kristallklar und kalt. Durch die tiefe Schlucht zu schwimmen, ist ein eigenartiges Gefühl. Rechts und links von uns das Lavagestein, nur ein Stückchen vom strahlend blauen Himmel ist zu sehen. Dann erreichen wir den ersten Wasserfall, die Strömung ist sehr stark. Um zu dem zweiten Wasserfall zu gelangen, müssen wir an dem ersten Wasserfall vorbeiklettern. Gar nicht so einfach. Als wir zurückkamen und dem freundlichen Mitarbeiter erklärten, dass solch ein Abenteuer in Deutschland so sicher nicht erlaubt wäre, meinte er, dass hier vor gar nicht langer Zeit drei Franzosen ums Leben gekommen seien. Für uns war es auf jeden Fall ein tolles und unvergessliches Erlebnis. Danke Fred!

Anschließend fahren wir zu den Trafalgar Falls. Wunderschön anzusehen, wie das Wasser donnernd in die Tiefe fällt. Über große, rutschige Findlinge klettern wir zu dem Becken am Fuß des Wasserfalls. Nicht ganz ungefährlich diese Kletterei. Ein Abrutschen ist jederzeit möglich und würde böse Verletzungen mit sich bringen. Es geht aber alles gut und schließlich badet Ingo ganz allein unter dem Wasserfall. Beim Boeri Lake und in der Lavaschlucht waren wir fast ganz allein und hier am Wasserfall sind auch nur wenige Touristen. Richtig voll wird es nur, sagt Fred, wenn ein Kreuzfahrtschiff im Hafen angelegt hat und die Passagiere an Land drängen.

Zum Ende unserer heutigen Tour fahren wir nach Wotten Waven zu den Sulphur Springs. Hier gibt es einige einfache Schwefelwasserbecken. Es stinkt, blubbert und dampft.

Dominica ist wunderschön und deshalb haben wir uns für morgen gleich wieder mit Fred verabredet, um noch ein bisschen mehr zu entdecken.

 

Im Botanischen Garten - der von dem umgestürzten Baum zerquetschte Bus:

 

Antje mit Fred, unserem Taxifahrer:

 

Dieser wunderschöne Ausblick bietet sich uns beim Aufstieg zum Boeri Lake, dem Kratersee:

 

Auch ein kleiner Fluss, der Clarks River, muss überwunden werden:

 

Der Blick auf den Boeri Lake:

 

Im Hintergrund der Freshwater Lake:

 

 

Hier sind wir in die Lavaschlucht hinein geschwommen. Im Inneren befinden sich die beiden Wasserfälle:

 

Die Trafalgar Falls:

 

Watten Waven Sulphur Springs - es stinkt, qualmt und brodelt:

 

Eine kleine, hübsche Echse:

Freitag, 06.02.2015

Was für ein Tag! Einen herrlichen Segeltörn nach Dominica gehabt, einen riesigen Fisch gefangen, ein- und ausklariert, den Außenborder (wieder) repariert und Fisch gebraten. Aber nun mal schön der Reihe nach:

Kurz vor acht verlassen wir die Ankerbucht bei St.-Pierre auf Martinique und starten zu einem herrlichen Segeltörn nach Dominica. Die Bucht bei Roseau, der Hauptstadt Dominicas, ist unser Ziel und etwa 36 Seemeilen entfernt. Mit vollem Groß und ganz ausgerollter Genua geht es gemütlich mit halbem Wind an Martiniques Küste entlang. Malte wirft die Angel mit einem unserer neuen Köder, die wir in Bequia gekauft haben, aus. Der Köder ist ein sogenannter Jig, hat einen Bleikopf, ein Stahlvorfach, und bunte Plastikfransen kaschieren den stabilen Doppelhaken.

Wir entdecken auch heute wieder jede Menge Seetang und haben schon die Hoffnung aufgegeben, einen Fisch zu fangen. Gerade in dem Moment, als Ingo an der Angelleine prüfen will, ob sich Tang im Haken verfangen hat, hat ein Fisch angebissen und unheimlich viel Angelleine wird abgerollt. Hektische Betriebsamkeit bricht an Bord aus. Die Fahrt muss aus dem Boot genommen werden, also rollen wir die Genua ganz ein. Ingo und Malte holen abwechselnd die Angelleine ein. Ich halte das Geschehen mit der Videokamera fest. Der Film ist in unserem Videokanal abrufbar und unter folgendem Link: https://www.youtube.com/watch?v=MAt5P7ATbAE

Letztlich hat der Fisch den Kampf verloren und liegt reglos an Deck. Es ist ein schätzungsweise 30 kg schwerer Schwertfisch - ein Longbill Spearfish. Er wird genau vermessen und hat eine Gesamtlänge von 1,86 m! Mal wieder ein Fisch, der größer ist als der Angler selbst! Wir binden ihn fest, damit er uns nicht doch noch abhandenkommt und wickeln ihn in ein großes, nasses Badetuch zur Kühlung. Später wird er zerlegt und viele Filets wandern in unser Kühlfach.

Nachdem diese ziemlich aufregende Aktion erledigt ist, müssen wir das Großsegel reffen, weil am Himmel dunkle Wolken aufziehen und nichts Gutes verheißen. Ganz so schlimm wird es aber nicht, ein Schauer zieht über uns hinweg und bringt Wind und ein bisschen Regen. Kurze Zeit später können wir dann schon wieder ausreffen. Dominicas Küste liegt bergig, grün und wunderschön an unserer Steuerbordseite. Malte setzt die Gastlandflagge, und gegen 14 Uhr erreichen wir Roseau und finden alsbald einen passenden Ankerplatz auf sieben Meter Wassertiefe.

Während Malte und ich uns mit der Weiterverarbeitung der Fischfilets beschäftigen, macht sich Ingo mit dem Schlauchboot auf den Weg an Land, um uns beim Customs anzumelden. Dort kann er in einem Vorgang ein- und ausklarieren. Er muss auch nicht extra im Büro der Immigration vorstellig werden. Hier erledigt alles der Kollege vom Customs. Macht dann 25 EC, etwa 7 Euro. Auf Dominica wird englisch gesprochen, links gefahren und mit Easterncaribbean Dollars bezahlt.

Leider hat der Außenborder heute wieder keinen guten Tag gehabt und uns mal wieder im Stich gelassen. Ingo bringt ihn zwar wieder einmal zum Laufen, aber es wird doch deutlich, dass wir uns um Ersatz kümmern müssen.

Es gab dann zum ersten Mal Schwertfischfilet mit Baguette und Knoblauchsauce - sehr lecker! Unsere Vorräte reichen noch für einige weitere Mahlzeiten. Gebraten, gedünstet und als Fischfrikadellen werden die Filets auf den Tisch kommen. Schwertfisch satt.

 

Unser neuer Film:

 

 

Früh am Morgen verlassen wir St.-Pierre:

 

Der Fang ist eingeholt und liegt an Deck:

 

Malte, Ingo und der große Fisch:

 

Malte setzt die Gastlandflagge:

 

Donnerstag, 05.02.2015

Unser erster Weg führt uns heute zur Touristeninformation. Dort steht nämlich der Computer, an dem wir die Erklärung abgeben können, dass wir Martinique verlassen werden. Das erledigen wir heute schon, weil wir morgen in aller Frühe zur Nachbarinsel Dominica aufbrechen wollen. Besonders freundlich ist die Dame in dem Touristenbüro nicht. Sie spricht kein Englisch, wir nur einige Brocken Französisch. Das Formular am Computer können wir auch ohne ihre Hilfe ausfüllen. Unsere Fragen zu weiteren Sehenswürdigkeiten kann sie leider nicht beantworten und verweist auf die Kollegin vom Vulkan-Museum, schräg über die Straße. Bevor wir uns dorthin verabschieden, hält sie uns noch eine Sammelbüchse unter die Nase. Auf Deutsch steht darauf "Nach Lust und Laune" - da die Dame wenig hilfsbereit war, habe ich gar keine "Lust und Laune" irgendetwas in die Büchse zu stecken. Ingo weiß, was sich gehört, und steckt ein paar Münzen hinein.

Das musée volcanologique ist nur ein paar Schritte entfernt und für fünf Euro pro Person dürfen wir das Ein-Raum-Museum besuchen. Das spektakulärste Exponat ist die bei dem Vulkanausbruch 1902 zerstörte Kirchenglocke. Anschließend besichtigen wir noch die Ruinen des beim Ausbruch des Mont-Pelée zerstörten Theaters und des Gefängnisses.

Die Ankerbucht hat sich im Laufe des Tages zusehends gefüllt. Eine Yacht aus Kanada ankert fast auf Tuchfühlung mit uns, was deren Skipper aber nicht weiter interessiert. Schon merkwürdig, wie manche Skipper sich einen Ankerplatz suchen. Zum Glück ist es bis jetzt immer gut gegangen.

 

Es wird gefischt: 

 

Portrait von Louis Cyparis, einer der zwei Überlebenden des Vulkanausbruchs. Fast 30.000 Menschen sind ums Leben gekommen. Der damalige Gouverneur hielt eine Evakuierung der Stadt für nicht erforderlich. Es hatte viele Anzeichen für einen bevorstehenden Ausbruch des Monte-Pelée gegeben, doch eine "Expertenkommission" unter der Leitung des hiesigen Lehrers für Naturwissenschaften kam zu dem Ergebnis, dass keine Gefahr bestehe. Louis Cyparis ist später mit dem amerikanischen Zirkus Barnum herumgereist. Ob er sich ab und zu in sein Verlies zurückgesehnt hat, ist nicht überliefert:

 

In diesem Verlies hat Louis Cyparis die Naturkatastrophe überlebt:

 

Abendstimmung in der Bucht von St.-Pierre:

Mittwoch, 04.02.2015

 

Es soll heute in den Norden Martiniques gehen, nach St.-Pierre. Kurz nach 10 Uhr verlassen wir die schöne Ankerbucht Grande Anse. Bis nach St.-Pierre sind es knapp 17 Seemeilen, die wir unter vollem Groß und voller Genua bei vier Windstärken aus Südost in drei Stunden zurückgelegt haben. Das war mal wieder "sailing at its best" - schöner kann es nicht sein. Bei halbem Wind und strahlendem Sonnenschein, da ist jede Seemeile ein Genuss.

Als wir in St.-Pierre ankommen, müssen wir den richtigen Ankerplatz erst ein bisschen suchen. Einige Boote ankern hier schon, an manchen Stellen ist es mit 24 Metern zum Ankern ziemlich tief. Zu guter Letzt haben wir aber doch den richtigen Platz in fünf Meter tiefem Wasser gefunden.

Heute war es mit 30 Grad ein richtig heißer Tag, in der Kajüte kletterte das Thermometer auf 34 Grad, trotzdem haben wir uns aber noch zu einem kurzen Landausflug aufgerafft. St. Pierre liegt am Fuß des Mount-Pelée, dem Vulkan, der 1902 zum letzten Mal ausgebrochen ist. Die damalige Hauptstadt Martiniques wurde das "Klein-Paris der Antillen" genannt und war eine blühende Hafenstadt. Der Vulkan hat die Stadt mit ihren 30.000 Einwohnern binnen zwei Minuten unter Lava und Asche begraben. Nur ein einziger Mensch hat die Katastrophe überlebt - ein Häftling in einem unterirdischen Verlies.

 

Der wolkenverhangene Mount-Pelée:

 

Fischer in St.-Pierre kümmert sich um sein Netz:

Dienstag, 03.02.2015

 

So schnell wollte Ingo dann doch nicht aufgeben, und irgendwie hat der Außenborder ja auch noch eine Chance verdient. Eine letzte Chance. Wenn er die nicht nutzen würde, würde er durch ein neues Modell ersetzt werden. Nun ja, er hat sie genutzt und wird uns weiterhin begleiten und mehr oder weniger zuverlässig an die Dinghi-Stege und Strände der Karibik bringen. Gleich nach dem Frühstück hat Ingo ihn sich erneut vorgenommen und ihm wieder Leben eingehaucht.

Malte unternimmt dann auch gleich eine Probefahrt und düst eine Runde durch die Ankerbucht. Alles in Ordnung, der Kauf eines neuen Außenborders kann erst mal verschoben werden. Vielleicht haben wir Glück und der Motor hält bis zum Ende der Reise durch.

Wir gehen Anker auf und segeln zurück in die Bucht Grande Anse. Dort waren wir ja am Sonntag aufgebrochen, um Malte von Fort-de-France aus vom Flughafen abzuholen. Die Bucht ist wieder sehr gut besucht, wir finden aber einen schönen Platz für die Amazone. Gleich nachdem der Anker gefallen ist, gehen wir schwimmen und schnorcheln und entdecken auch zwei große Schildkröten.

Malte hat nicht nur für uns Ersatzteile aus Deutschland mitgebracht, sondern auch für Steffi und Falk. Wir sind hier mit ihnen für die Übergabe verabredet, und kurz vor Sonnenuntergang kommt die "RoSea" in die Bucht getuckert. Später treffen wir uns an Land und verbringen in einer der kleinen Bars am Strand einen schönen Abend. Unsere Kurse trennen sich morgen schon wieder, ob wir uns noch einmal wiedersehen, ist sehr ungewiss. Beim Abschied kommt für einen Moment eine traurige Stimmung auf. Es hilft ja nichts - Augen zu und durch. Diese Reise wird ganz entscheidend durch die vielen schönen und interessanten Begegnungen mit ganz unterschiedlichen Menschen geprägt. Abschiede gehören leider immer dazu.

 

Ingos Einsatz ist von Erfolg gekrönt - der Außenborder läuft wieder:

 

Spaß bei der Probefahrt:

Montag, 02.02.2015

 

Bevor wir Malte heute am späten Nachmittag vom Flughafen abholen, haben wir noch ein paar Vorbereitungen zu treffen. Wir räumen das Vorschiff frei, damit er dort einziehen und sein Lager aufschlagen kann. Wenn Besuch an Bord kommt, heißt es eben zusammenzurücken. Außerdem wollen wir noch einen größeren Einkauf machen und unsere Getränkevorräte auffüllen. Mit den beiden Hackenporsches im Schlauchboot wollen wir an Land fahren. Leider kommen wir nicht weit - der Außenborder streikt nach wenigen Metern. Keinen Mucks gibt er mehr von sich. Wir paddeln zurück zur Amazone und Ingo versucht in brütender Hitze, den Motor wiederzubeleben. Leider ohne Erfolg.  Der Motor ist schon ziemlich alt und hatte schon so seine Macken. Ganz überraschend kommt sein Ausfall für uns nicht. Da werden wir in den sehr sauren Apfel beißen müssen, und um eine Neuanschaffung nicht drum herum kommen. Es ist jetzt erst mal Muskelkraft gefragt, und wir paddeln zum Schlauchbootanleger. Zum Supermarkt ist es nur ein zehnminütiger Fußmarsch. Mit den schwer beladenen Hackenporsches paddeln wir dann wieder zurück an Bord.

Mit dem Maxitaxi fahren wir später zum Flughafen und können Malte dort endlich in die Arme schließen. Wieder zurück in Fort-de-France verfrachten wir den großen Koffer ins Schlauchboot und Malte und ich paddeln zur Amazone. Er fährt dann noch einmal zurück und holt Ingo ab. Dann ist erst einmal Bescherung - aus seinem Koffer holt er einige Dinge und Ersatzteile, die er uns mitgebracht hat. Ein Gedicht müssen wir nicht aufsagen, aber ein bisschen feierlich ist die Stimmung schon. Es gibt viel zu erzählen, Pläne für die nächsten Tage werden geschmiedet. Es ist schön, ihn an Bord zu haben. Allerdings müssen wir uns morgen zuerst um einen Ersatz für den kaputten Außenborder bemühen. Hier in Fort-de-France gibt es einen Bootsmotorenhändler, mal sehen, ob wir ins Geschäft kommen können.

 

Willkommen an Bord:

Sonntag, 01.02.2015

Gibt es etwas Schöneres, als am frühen Morgen in warmem, kristallklarem Wasser vor einer Strand- und Palmenkulisse zu Schnorcheln und der Amazone dabei zuzusehen, wie sie träge vor Anker dümpelt? Ja, es gibt etwas - wenn nämlich beim Schnorcheln plötzlich ganz dicht eine Schildkröte vorbeischwimmt, kurz an der Oberfläche nach Luft schnappt, zum Meeresboden hinabgleitet und dort genüsslich am Seegras knabbert. Genauso hat es sich zugetragen, und es war ein wunderschönes Erlebnis. Eins der schönsten der bisherigen Reise.

Trotz dieses eindrucksvollen Erlebnisses sind wir gegen 10.30 Uhr Anker auf gegangen. Unser heutiges Ziel ist die Hauptstadt Martiniques, Fort-de-France. Das liegt sozusagen um die Ecke, nur etwa sieben Seemeilen entfernt. Kurz nach 12 Uhr sind wir auch schon da und werfen unseren Anker. Auch hier sind wir natürlich nicht allein, einige Boote, auch aus Deutschland, ankern hier direkt vor dem Fort Saint Louis. Von hier aus fahren wir morgen zum Flughafen, um unseren Besuch abzuholen. Malte, unser Jüngster, heuert für knapp zwei Wochen auf der Amazone an. Wir haben uns seit Juni letzten Jahres nicht mehr gesehen und freuen uns schon sehr!

Unser Reiseführer hat über Fort-de-France nicht viel zu berichten. Wir erfahren aber, dass etwa 94.000 Menschen hier leben. Es gibt verschiedene Museen, Märkte und die Bibliothèque Schoelcher. Diese öffentliche Bibliothek ist aus der Privatsammlung des französischen Politikers Schoelcher (1804 -1893) hervorgegangen. Das Gebäude ist im orientalisch geprägten Jugendstil errichtet worden, war schon 1889 auf der Weltausstellung in Paris zu sehen und steht unter Denkmalschutz.

An der Strandpromenade gibt es einen schönen Kinderspielplatz, der auch gut besucht ist. Es ist uns auf unserer Reise bisher schon in vielen Ländern aufgefallen, dass prima Spielplätze in bester Lage angelegt sind und dort auch ordentlich etwas los ist.

Zurück an Bord, legen wir eine kurze Pause ein, dann nimmt sich Ingo die beiden großen Winschen im Cockpit vor. Sie müssen mal wieder gereinigt und neu gefettet werden.

 

Ein Kreuzfahrtschiff ist in Fort-de-France zu Besuch:

 

Fort-de-France, in der Mitte die Cathédrale Saint Louis:

 

 

Hier ankert ein Boot vom Typ Warship 725:

 

Wir ankern vor dem Fort Saint Louis. Besichtigen konnten wir es leider nicht, es war geschlossen:

 

Das schöne Gebäude der Bibliothèque Schoelcher:

 

So viele Teile gehören zu der Winsch. Jetzt ist alles gefettet und wieder zusammengebaut:

Sonnabend, 31.01.2015

 

Wir machen die Amazone segelklar und gehen gegen 10 Uhr Anker auf, um in die Ankerbucht Grande Anse d'Arlet zu segeln. Knapp 15 Seemeilen ist der Törn lang - oder kurz - und bei leichtem achterlichen Wind geht es mit ausgerollter Genua gen Norden. Hoffnungsvoll werfen wir heute auch wieder die Angel aus. Aber nicht einmal der Seetang, der heute mal wieder in großen Teppichen unterwegs ist, interessiert sich für unseren Köder.  

Vorbei geht es an der kleinen Felseninsel Rocher du Diamant, die drei Kilometer vor Martiniques Küste steil und 180 Meter hoch aus dem Meer steigt. Ihre Küstengewässer sind ein herrliches Tauchrevier dank der Vielfalt an Korallen, Schwämmen und bizarren Grotten. Im Reiseführer lesen wir eine kleine Geschichte zu diesem Felsen:

"Als es den Briten 1804 gelungen war, auf dem steilen Felsen des heutigen Rocher du Diamant 120 Matrosen mitsamt Kanonen und Gewehren abzusetzen, begann ein 18 Monate währendes Spiel. Tagsüber nahm die französische Küstenwache den Rocher du Diamant unter Beschuss, nachts ärgerten die Engländer vorbeifahrende französische Schiffe mit Salven aus ihren Geschützen. Da besannen sich die Franzosen auf eine List und schickten ein mit Rumfässern beladenes Boot in Richtung Felseninsel. Die alkoholentwöhnten Briten fingen die Fässer ein und veranstalteten ein hochprozentiges Gelage. Anschließend waren sie so betrunken, dass die Franzosen sie widerstandslos abführen konnten."

Beschossen worden sind wir nicht, Rumfässer kamen auch nicht vorbeigeschwommen und so fiel gegen 13 Uhr der Anker in dem kristallklaren Wasser der Grande Anse. Es ist immer noch ein etwas irritierendes Gefühl, bis auf den Meeresgrund sehen zu können. Ich werfe dann immer noch mal schnell einen Blick auf die Anzeige vom Echolot, um beruhigt festzustellen, dass es tiefer ist, als gedacht. Hier ankern wir auf fünf Meter tiefem Wasser und können beim Schnorcheln hübsche Fische und Seesterne bewundern. Ankerkette und Anker sind glasklar zu erkennen.

Für einen Landausflug ist dann auch noch Zeit gewesen. Grande Anse ist ein ehemaliges Fischerdorf und heute ein touristischer, kleiner Badeort mit ebenso kleinen Bars und Restaurants.

 

Der Rocher du Diamant:

 

Ein beladenes Fischerboot kommt uns entgegen:

 

Unser Spaziergang in Grande Anse führt über Stock und Stein -

 

und beschert uns eine schöne Aussicht auf die Bucht:

 

Strandleben in Grande Anse:

Freitag, 30.01.2015

 

Es war mal wieder soweit - unser grüner Freund, der Volvo, soll die ihm gebührende Zuwendung bekommen. Zu Beginn unserer Reise hatte er unfreiwillig und viel zu oft eine tragende Rolle gespielt. Das hat sich seit dem wir das europäische Festland Mitte September Richtung Madeira verlassen haben, grundlegend geändert. Er ist nicht mehr so gefragt. Trotzdem müssen wir uns bei den verschiedenen Manövern auf ihn verlassen können. Das konnten wir bisher auch immer, und damit das so bleibt, muss er eben regelmäßig gewartet werden.

Diese Wartungsarbeiten bedeuten, dass es an Bord sehr, sehr ungemütlich wird. Um nämlich an dem Motor hantieren zu können, muss die Niedergangstreppe abgenommen und der Motorraumdeckel im Cockpit geöffnet werden. Außerdem muss die Hundekoje komplett ausgeräumt werden. Im Salon sieht es dann binnen weniger Minuten aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.

Das ist nichts für mich, und bevor ich ständig irgendwie im Weg bin und mit der Zeit quengelig werde, evakuiert Ingo mich heute kurzerhand. Auf Teneriffa hätte ich während einer dieser Wartungen Shopping Queen werden können. Hatte Ingo mich doch mit dem Auftrag, in einem möglichst langen Zeitraum möglichst wenig Geld beim Shoppen auszugeben, in Santa Cruz losgeschickt. Als ich damals nach fünf Stunden zurückkam, war das Shoppingbudget nicht ganz ausgeschöpft und die Wartung auch noch nicht ganz erledigt.

Heute kann ich "Washing Queen" werden. Ingo fährt mich und die Wäsche mit dem Schlauchboot in die Bucht bei Caritan. Dort haben wir gestern bei unserem Spaziergang einen Selbstbedienungs-Waschsalon entdeckt. Um die Wartezeit zu überbrücken, habe ich etwas zu lesen dabei. Als alles fertig gewaschen und getrocknet ist, genehmige ich mir in dem schönen Restaurant direkt am Strand ein kühles Getränk. Ingo holt mich dann wieder ab, erledigt die restlichen Arbeiten und am späten Nachmittag ist alles fertig.

Gewechselt werden mussten das Getriebeöl, das Motoröl, der Dieselvorfilter, der Dieselfeinfilter, der Motorölfilter, der Keilriemen und der Impeller der Seewasserpumpe. Die Stopfbuchse der Antriebswelle wurde neu gefettet, der Seewasserfilter gereinigt und einige Teile wurden geprüft. Vor 325 Motorstunden hatten wir eine neue Seewasserpumpe installiert. Der eingebaute Impeller sah nach 200 Betriebsstunden zwar noch gut aus, aber wurde vorsichtshalber ausgewechselt. Jetzt nach 125 Motorstunden hatte der neue Impeller schon einen Riss. Leider kann man sich immer noch nicht auf die Qualität der Impeller von Volvo verlassen. Wir hatten auch schon einen Impeller, der nach erst zehn Betriebsstunden einen Flügel verloren hatte und einen, der nach 80 Stunden drei Flügel verloren hatte. Ein Bekannter von uns hat vor kurzem einen Segler abgeschleppt, dessen Maschine Kühlwasserprobleme hatte. Es stellte sich dann heraus, dass acht Flügel von verschiedenen Impellern den Wärmetauscher verstopft hatten. Die Maschine war immer jährlich professionell gewartet worden, d. h. die Impeller mit den fehlenden Flügeln wurden ausgetauscht, aber das Kühlwasser wurde nicht abgelassen, um die abgerissenen Flügel zu entfernen. Da warten wir unsere Maschine lieber unprofessionell selber. Hier ist ein Link zu unserer alten Website mit der damaligen Reklamation bezüglich der Impeller von Volvo Penta: http://www.hanseat-yacht.de/html/motor.html

Inzwischen spricht unser Radio, dieses kleine Sprachgenie, wieder fließend französisch. Heute Abend bleibt es allerdings stumm - es gibt in einer der Bars an Land Livemusik. Freitags ist dort immer Karaoke-Abend und mehr oder weniger talentierte Sängerinnen und Sänger geben ihr Bestes. Der Applaus ist entsprechend verhalten oder ganz ordentlich. Es werden zumeist französische Titel gesungen, auch Gilbert Beaucoups "Nathalie" klingt über die windstille Bucht.

 

Donnerstag, 29.01.2015

Es ist ganz wunderbar, den Tag mit einem Bad im 26 Grad warmen, kristallklaren Wasser zu beginnen und eine Runde oder auch zwei um die Amazone zu schwimmen. Wir ankern in fünf Meter tiefem Wasser und können bis auf den Meeresgrund gucken. So sehen wir ohne tauchen zu müssen, dass sich der Anker gut eingegraben hat. Das hat unser Spade-Anker bisher immer beim ersten Versuch schon getan, und wir hoffen, dass das auch so bleibt.

Am späten Vormittag sind wir an Land gefahren, haben einen Spaziergang gemacht und frisches Obst und Gemüse gekauft. Außerdem stand für Ingo mal wieder ein Friseurbesuch an. Zurück an Bord hat Ingo sich die Steuerbordseite des Rumpfes vorgenommen und mit Essig auch auf dieser Rumpfseite die Kalk- und Salzschicht weggeputzt.

Mit dem elenden Seetang hatten übrigens auf der Atlantiküberquerung fast alle Crews mit denen wir uns unterhalten haben, ihre Probleme. Wir konnten ja wegen der Seetangs nicht angeln und Peter, unsere Windfahnensteuerung, hatte auch seine Probleme damit. Aber manche Segler hatten mit dem Zeug sogar ganz erhebliche Schwierigkeiten. Bei manchen Booten hat es das Ruder blockiert und sich um den Propeller gewickelt. Es handelt sich dabei um Golftang (Sargassum) aus der Gattung der Braunalgen, wie ich jetzt bei Wikipedia nachgelesen habe. Der Name Sargassosee ist von den großen Mengen der frei im Wasser schwebenden Braunalgen der Gattung Sargassum abgeleitet. Diese Sargassum-"Wälder" stellen einen besonderen Lebensraum für kleine Krabben, Würmer und andere Meerestiere dar. Sie kommen weltweit in den wärmeren Meeren vor. 

 

 

Restaurant an der Anse Caritan, bei Sainte-Anne:

 

Die Ankerbucht bei Sainte-Anne:

 

Der Friedhof von Sainte-Anne:

 

Nach dem Friseurbesuch mit Spaß beim Putzen:

 

Mittwoch, 28.01.2015

Als wir vor kurzem auf St. Lucia in der Marina in der Rodney Bay gerade festgemacht hatten, kam ein junger Mann zu uns ans Boot. Er machte uns das Angebot, der Amazone für 80 US Dollar die Außenhaut zu polieren. Wir haben aus verschiedenen Gründen freundlich abgelehnt. Allerdings hat dieses Angebot uns ein bisschen ins Grübeln gebracht. Sieht unsere "Blue Beauty" wirklich so mitgenommen aus, dass wir jetzt schon ein Angebot zum Polieren bekommen? Zugegeben - seit der Atlantiküberquerung hat sich auf dem Rumpf eine relativ dicke und feste Schicht aus Kalk und Salz gebildet. Das würde auf einem weißen Boot nicht so sehr auffallen, aber auf dem dunkelblauen Untergrund macht sich die weiße Schicht nicht besonders gut. Die Amazone ist zwar inzwischen ein richtiger kleiner Salzbuckel, aber das muss man ihr ja nicht gleich so deutlich ansehen.

Ingo hat sich deshalb heute daran gemacht, den Rumpf von den hässlichen weißen Flächen und Flecken zu befreien. Dabei hat er auf ein altes und preiswertes Hausmittel zurückgegriffen und fleißig vom Schlauchboot aus die Außenhaut mit Essig geputzt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, Kalk und Salz sind verschwunden, sieht aus wie neu. Backbord ist alles sauber, morgen ist die Steuerbordseite an der Reihe.

Nach dem Motto "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" haben wir anschließend die Grillsachen zusammengepackt und sind an den Strand gefahren. Dort waren wir heute mit Steffi, Falk und anderen Seglerinnen und Seglern zum Barbeque verabredet. Gegrillt wurde mit fünf Familien mit zusammen acht Kindern aus Frankreich, Schweden und Deutschland. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich die Kinder im Alter von drei bis dreizehn Jahren verständigt und gemeinsam gespielt haben. Bei den Erwachsenen kreisten die Themen um Panama, den Pazifik und die Galapagosinseln. Wie wir immer wieder feststellen, haben sehr viele Seglerinnen und Segler keinen konkreten Termin für eine Rückkehr. Segeln wohin der Wind sie treibt, solange es gefällt oder das Geld reicht.

 

Blick über Sainte-Anne auf die Bucht:

 

... und die Amazone vorneweg:

Dienstag, 27.01.2015

 

Die Ankerbucht von Marin ist genau der richtige Ort, um mit dem Schlauchboot zum Großeinkauf zu fahren, uns im Ort beim Zoll anzumelden und eine SIM-Karte für den Laptop zu kaufen. Als dies alles erledigt war, haben wir uns beeilt, heute diese Bucht mit dem morbiden Charme zu verlassen. Für die gestrandeten und teilweise versunkenen Boote scheint sich niemand zu interessieren. Wir gehen also am frühen Nachmittag Anker auf, um in die  nur etwa drei Seemeilen entfernte, wesentlich schönere Bucht von Sainte-Anne zu verholen.

Auch diese Bucht ist gut geschützt und auch gut besucht. Aber wir finden ohne Probleme einen guten Ankerplatz für die Amazone, ganz in der Nähe der "RoSea", und wir freuen uns über das Wiedersehen mit Steffi, Falk, Max und Martha.

 

Martinique wird wegen ihrer üppigen Flora auch Blumeninsel, Madinina, genannt. Dieser schöne Vorgarten gibt einen Vorgeschmack:

 

Eines der vielen Wracks in der Bucht bei Marin:

 

Kurz vor Sainte-Anne:

 

Montag, 26.01.2015

Beim Ausklarieren in Rodney Bay/St. Lucia wurden wir noch einmal zur Kasse gebeten, 100 EC-Dollar waren fällig, umgerechnet etwa 33 Euro. Gegen 12.30 Uhr hatten wir alles erledigt, einen heftigen Regenschauer abgewartet, und wir konnten die Leinen loswerfen. Mit einem Reff im Großsegel und etwas eingerollter Genua - kommt mir irgendwie bekannt vor, scheint hier unsere Standard-Besegelung zu sein - brausen wir bei 5 Beaufort und etwas ruppiger See hoch am Wind Martinique entgegen. Europa wir kommen! Nach knapp 26 Seemeilen erreichen wir die riesige Bucht bei Marin, im Süden Martiniques.

Nie zuvor auf dieser Reise haben wir ein so großes Feld von Ankerliegern gesehen, es sind mehrere hundert Boote. Und auch nie zuvor auf dieser Reise haben wir so viele Wracks von Segelbooten gesehen, wie hier. Sie säumen die Bucht, mal mit mal ohne Mast. Auch zwischen den ankernden Booten liegen verlassene Yachten, die offensichtlich schon sehr, sehr lange nicht mehr bewegt wurden. Vielleicht wurden sie "ausgesetzt", so wie auch Hunde und Katzen manchmal ausgesetzt werden? Wir haben jedenfalls für die Amazone einen Platz zum Ankern gefunden und liegen hier nun ganz geschützt und sehr ruhig. Hier in der Bucht gibt es auch eine sehr große Marina. Sie umfasst 700 Liegeplätze und 100 Moorings. 14 Charterfirmen haben dort ihre Basis.

Am frühen Vormittag sind wir heute mit dem Schlauchboot an Land gefahren. Zunächst suchen wir den Zoll auf, um uns anzumelden. Als Europäer brauchen wir hier nicht einzuklarieren, wie auf den anderen Inseln. Aber am Computer müssen wir ein Formular ausfüllen, ganz ähnlich wie bei einer Einklarierung. Gekostet hat es € 5,--.

Es ist schon eine Weile her, seit wir in Teneriffa mit dem Mietauto den letzten Großeinkauf gemacht haben. Manches war hier im Süden nicht zu bekommen, vieles war uns ganz einfach zu teuer. Hier in der Bucht, gleich um die Ecke, ist ein großer Supermarkt, "Leader Price". Zu vernünftigen Preisen ist hier fast alles zu haben. Der Markt verfügt über einen Dinghy-Steg, so dass wir mit den zwei vollen  Einkaufswagen direkt ans Wasser fahren und alles ins Schlauchboot laden können. Insgesamt pendelt Ingo mit unserem Schlauchboot dreimal zwischen Supermarkt und Amazone hin und her, dann ist alles an Bord.

Nun muss noch alles verstaut werden. Glücklich packen wir Bier, Joghurt, Käse und Schinken ins Kühlfach. Wie schön, wenn man sich über die kleinen Dinge des Lebens freuen kann!

 

Die französische Gastlandflagge kommt wieder zum Einsatz:

 

Hier wird nicht nur geankert, sondern auch gesegelt:

 

 

Blick über den Friedhof und die weitläufige Bucht bei Marin:

 

Da freut sich die Bordfrau:

 

Sonntag, 25.01.2015

 

"Eigener Herd ist Goldes wert."  Stimmt genau, aber ohne Gas bleibt die Küche kalt. Es war mal wieder soweit, die zuletzt in Teneriffa aufgefüllte 5 kg Gasflasche war leer. Wir haben noch zwei Campinggasflaschen als Reserve, aber hier in der Marina können wir die 5 kg Flasche auffüllen lassen. Das hat umgerechnet 16 Euro gekostet, ging ohne große Lauferei ganz schnell und problemlos.

Gerade haben wir die neue Wind- und Wettervorhersage bekommen, die Wasservorräte sind aufgefüllt, die Amazone ist segelklar. Nur noch im Marina Büro abrechnen und bei den Behörden ausklarieren, dann können wir zu unserem Törn nach Martinique aufbrechen. Ziel ist die Ankerbucht bei Marin, 25 Seemeilen liegen vor uns. Die nächste Gastlandflagge liegt bereit. Es ist eine alte Bekannte, nämlich die Tricolore. Martinique ist ebenso wie Guadeloupe seit 1946 ein französisches Übersee-Département. Es wird rechts gefahren, französisch gesprochen und mit Euros bezahlt.

 

Bunte Häuser in Gros Islet, dem nördlichsten Fischerdorf auf St. Lucia. Hier wird jeden Freitag gefeiert:

 

Hübsche Krabbe: 

 

Hotelanlage am Strand bei Gros Islet:

Sonnabend, 24.01.2015

Nach unserer Inselrundfahrt waren wir gestern ganz schön geschafft. Nach einer kurzen Verschnaufpause an Bord sind wir aber noch verabredet und freuen uns auf einen schönen Abend mit Raimund, Siggi und Robert, den drei Cousins von der "Cello". Wir wollen gemeinsam im nahegelegenen Fischerdorf Gros Islet zu einer Party gehen. Unter dem Namen "Jump-Up" ist sie bekannt und findet an jedem Freitagabend statt. Der ganze Ort verwandelt sich in eine große Partymeile.

Bevor wir dorthin aufbrechen, dürfen Ingo und ich uns an Bord der "Cello" eine kleine Gummiente aussuchen. Bei ihrer Abreise im letzten Jahr haben die Jungs eine ganze Menge unterschiedlicher Gummienten geschenkt bekommen. Diese geben sie auf ihrer Reise an verschiedene Seglerinnen und Segler weiter. Verbunden ist es mit der Bitte, von dem Entchen Fotos zu machen, damit die drei wissen, wohin es die einzelnen Tierchen verschlagen hat. Wir haben uns die Ente mit dem lustigen grünen Helm, dem roten Hemd und dem kleinen Paddel ausgesucht. Es ist die Ente, die "Sebi & Lore" den Dreien zum Abschied geschenkt haben - sie haben auf der Ente unterschrieben. Was für eine schöne Idee - da machen wir doch sehr gerne mit! Ab jetzt gibt es also immer mal wieder ein Foto, auf dem irgendwo eine kleine Gummiente mit grünem Helm zu sehen ist.

Dann brechen wir zum "Jump-Up" auf. Es ist ein großes Straßenfest, mit unzähligen Grills, an denen leckere Fisch- und Fleischgerichte serviert werden. Ein Getränkestand reiht sich an den nächsten, an denen Rumpunches in allen Variationen bestellt werden können. Untermalt wird das quirlige Treiben von Einheimischen und Touristen mit lauter Musik aus turmhohen Lautsprecheranlagen. Die Jungs von der "Cello" lotsen uns zu einem großen Grill am Strand. In dem improvisierten Lokal wird Fisch gegrillt, Reis, Brot und Salat gehören zur Mahlzeit dazu. Es hat sich wohl herumgesprochen, dass es hier besonders lecker schmeckt. Viele Menschen stehen geduldig Schlange. Die Fischfilets werden in Behältern aus Kükendraht gelegt und kommen so "verdrahtet" auf den Grill. Direkt am Strand sind Tische und Bänke aufgestellt, da lassen wir es uns schmecken.

Im Reiseführer wird in Bezug auf dieses Fest empfohlen, sich zur eigenen Sicherheit nur auf den Hauptstraßen aufzuhalten und das Fest nicht zu spät zu verlassen. Die Tipps haben wir beherzigt und diese wilde Party durch die tanzende Menge auf der Hauptstraße kurz vor Mitternacht verlassen.

Heute Morgen stand dann wieder ein Abschied ins Haus - die "Cellisten" verlassen die Marina und segeln in den Süden. Schade, dass sich unsere Wege schon wieder trennen. Zum Abschied wurde heftig gewunken und wechselseitig eine gute Reise gewünscht.

 

Wieder heißt es Abschiednehmen - ein Wiedersehen ist leider ungewiss: Siggi, Robert und Raimund von der "Cello":

 

Zuwachs auf der Amazone: Die kleine Gummiente reist ab jetzt mit uns - auch wenn die anderen Drei sehr skeptisch blicken:

 

Es fährt tatsächlich, dieses phantasievolle Gefährt eines boatboys:

Freitag, 23.01.2015

Schräg gegenüber von der Amazone liegen Gudrun und Jürgen mit der Segelyacht "Merlot". Mit den beiden, die wir hier kennen gelernt haben, wollen wir eine Inselrundfahrt unternehmen. Pünktlich um 8.30 Uhr finden wir uns auf dem Marina-Parkplatz ein, da kommt auch schon Desmond mit dem Maxitaxi vorgefahren. 14 Personen hätten Platz darin, wir sind aber nur zu viert. Wir werden an St. Lucias Westküste in den Süden fahren und an der Ostküste, der Atlantikküste, zurück.

St. Lucia hat 172.000 Einwohner und ist 620 Quadratkilometer groß und ist Mitglied des British Commonwealth. Es wird also englisch gesprochen, links gefahren und mit Eastern Caribbean Dollars bezahlt. Sie ist eine der schönsten und abwechslungsreisten Inseln der Karibik. Bergregenwald, üppig blühende Gärten, herrliche Sandstrände, Schnorchel- und Tauchreviere, schöne Ankerbuchten, Fischerdörfer, Vulkanlandschaft und heiße Quellen, bunte Märkte, viel Musik und lebenslustige Menschen sind hier zu finden. Und noch eine Besonderheit ist erwähnenswert: Auf dieser kleinen Insel wurden zwei Nobelpreisträger geboren: der Wirtschaftswissenschaftler Sir William Arthur Lewis und der Schriftsteller Derek Walcott.

Den ersten Halt legen wir in Castries ein, der Hauptstadt St. Lucias. Hier leben 40.000 Menschen, auf den Straßen und Märkten herrscht geschäftiges Treiben. Der Straßenverkehr ist lebhaft. Es fühlt sich irgendwie falsch an, als Desmond in einen Kreisverkehr fährt. Hat aber alles seine Richtigkeit, der Linksverkehr ist nur ungewohnt für uns.

Wir fahren weiter zur Marigotbay. 1967 wurde hier der Hollywoodfilm "Doctor Dolittle" gedreht. Damals war es hier sicher nicht so verbaut und überlaufen wie heute. Die Bucht ist wunderschön und von Yachten gut besucht. Sie liegen dicht an dicht an den ausgelegten Moorings.

Es ist zwar noch früher Vormittag, aber trotzdem steuern wir als nächstes die Rumfabrik Barbay in Roseau Valley an. Es stehen fein säuberlich aufgereiht ungefähr 20 verschiedene Rumsorten zur Auswahl. Damit unser Ausflug hier kein vorzeitiges Ende nimmt, halten wir uns mit dem Verkosten doch sehr zurück.

Weiter geht es zum Botanischen Garten bei Soufrière, den Diamond Botanical Gardens. Auf einer ehemaligen Zuckerrohrplantage von 1713 angelegt, faszinieren nicht nur die üppig blühenden Pflanzen, sondern besonders der Diamond Waterfall. Eine blühende und duftende Oase mit wunderschönen, mit ganz überwiegend hier heimischen Pflanzen. Unter freiem Himmel wuchern hier riesige Philodendren, die in Deutschland auf so mancher Fensterbank ein tristes Dasein fristen.

Allmählich wird es Zeit für eine Pause, auch der Hunger meldet sich. In Soufrière führt uns Desmond in ein kleines Restaurant, in dem wir leckere lokale Gerichte serviert bekommen.

So gestärkt geht es auch schon zum nächsten Highlight: die La Soufrière Sulphur Springs - dies ist eine Caldera, der eingebrochene Teil eines riesigen Vulkans, der 7 Quadratkilometer umfasst. Es stinkt hier zwar ganz fürchterlich nach faulen Eiern, es wird uns aber erklärt, dass dies ein gutes Zeichen sei. So lange es stinke, sei die Schwefelkonzentration in der Luft ungiftig. Erst wenn es nicht mehr rieche, sei wirklich etwas faul. Von den Aussichtsplattformen können wir in die dampfenden, brodelnden und zischenden Quellen gucken. In dem Becken neben dem Eingangsgebäude ist das Wasser nur noch 38 Grad warm, und wer möchte kann hier seine Arthritis oder sein Rheuma bei einem Bad lindern oder sich mit heilsamen Schlamm einreiben.

Wir Vier sind uns einig, dass wir lieber demnächst in einer Ankerbucht baden gehen. Desmond fährt uns weiter zu einem Aussichtspunkt, von dem wir einen besonders schönen Blick auf St. Lucias Wahrzeichen, den beiden zuckerhutartigen Vulkankegeln Petit Piton (743 m) und Gros Piton (770 m) haben.  Sie erheben sich fünf Kilometer voneinander entfernt aus dem Meer und sind durch den Piton Mitan Ridge miteinander verbunden. Gemeinsam mit den Korallenriffen ihrer Küstengewässer und den La Soufrière Sulphur Springs wurden sie 2004 zum UNESCO Weltnaturerbe erklärt.

Dieser schöne und interessante Tag neigt sich allmählich dem Ende zu, an der Ostküste entlang geht es zurück nach Rodney Bay.

 

 Desmond zeigt uns einige Sehenswürdigkeiten von Castries:

 

Blick auf die Marigot Bay:

 

Gelöste Stimmung bei der Rum-Probe:

 

In dem Fischerdorf Anse La Raye wird gerade ein Netz eingeholt - und alle helfen mit:

 

St. Lucias Wahrzeichen, die Pitons:

 

Der wunderschöne Botanische Garten: 

 

Diamond Waterfall:

 

Schon häufiger haben wir Männer bei einem Brettspiel gesehen, auch in Soufrière wird munter gespielt: 

 

Dampfende La Soufrière Sulphur Springs:

Donnerstag, 22.01.2015

 

"Segeln ist die teuerste Art, unbequem zu reisen" - was für ein Spruch! Mit einem Segelboot unterwegs zu sein bedeutet aber auch, ziemlich flexibel zu sein. Bietet das vor Ankerliegen Unabhängigkeit und eine ganz besondere, schöne Atmosphäre, so ist es zwischendurch auch ganz prima, die Annehmlichkeiten und Sicherheit einer Marina zu genießen. Zum Beispiel ist hier am Tor zu den Stegen rund um die Uhr ein Wachmann postiert. Die Amazone könnten wir hier guten Gewissens einen Tag oder auch länger sich selbst überlassen. Wir liegen so geschützt und ruhig, wie selten auf dieser Reise. Sollte es stürmisch werden, hätten wir hier nichts zu befürchten. Die Einkäufe müssen nicht mit dem Schlauchboot transportiert werden, Wasser tanken ist ein Kinderspiel - der Wasserhahn ist direkt vor dem Boot. Die Solarduschen haben Pause, hier gibt es gute sanitäre Anlagen. Der volle Müllbeutel wird hier einfach an einen großen Haken gehängt, der sich an der Stromsäule vorm Boot befindet und von Marinamitarbeitern abgeholt. Wenn wir einen Spaziergang machen wollen, müssen wir die Handys und den Fotoapparat nicht wasserdicht verpacken, auch das Anlanden mit dem Schlauchboot und das Anschließen entfallen.  

So haben wir also heute den Tag in der Marina genossen, am PC gearbeitet und die Amazone ein bisschen auf Vordermann gebracht - Edelstahl und Messing waren mal wieder dran.

 

Mit diesem Gefährt ist ein boatboy unterwegs, um Obst und Gemüse zu verkaufen:

 

Blick über die Marina:

Mittwoch, 21.01.2015

 

Schon oft haben wir beobachten können, dass manche Skipper es mit dem Ankerlicht nicht so genau nehmen. Die Vorschrift besagt, dass ein Boot vor Anker von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang ein weißes Rumdumlicht zu führen hat. Eine durchaus sinnvolle Vorschrift. In manchen abgelegenen Ankerbuchten ist es so dunkel, dass ein unbeleuchtetes Boot nicht auszumachen ist. Gestern Abend ankerten wir mit drei Booten in der kleinen Bucht, wovon eines kein Ankerlicht führte und in totaler Finsternis vor Anker lag. Spät am Abend lief noch ein großer Katamaran in die Bucht ein und ließ seinen Anker nahe an unserem Heck fallen und gab rückwärts. Als die Crew des Katamarans den unbeleuchteten Ankerlieger an ihrer Seite bemerkte, ging sie Anker auf und suchte sich einen anderen Ankerplatz.

Nach dem wir in der Bucht eine ganz ruhige Nacht verbracht haben, geht es heute um 9 Uhr Anker auf, um in die 12 Seemeilen entfernte Marina in der Rodney Bay zu fahren. Gegen 11 Uhr erreichten wir die große, moderne Marina, und es wurde uns ein Liegeplatz zugewiesen. Seit Anfang Dezember waren wir in keiner Marina mehr. Herrlich, einfach von Bord gehen zu können, ohne die Kletterei in das Schlauchboot. Der Ausleger, an dem die Amazone liegt, ist fast doppelt so lang wie sie selbst. Wir liegen hier so ruhig wie zuletzt auf Teneriffa in der Marina Santa Cruz. Das Boot bewegt sich kein bisschen, was für uns ganz ungewohnt ist und uns merkwürdig vorkommt. Umgerechnet 25 Euro kostet uns der "Luxus" pro Tag. Strom und Wasser kosten extra, duschen ist inklusive.  

Die Einklarierung verlief ganz problemlos. Die Behörden sind auf dem Marinagelände untergebracht. Zunächst muss Ingo die Gesundheitsbehörde aufsuchen. Dort wurden Fragen nach unserem Gesundheitszustand gestellt, außerdem wollte man wissen, woher wir kommen. Für unsere Impfausweise interessierte sich niemand. Als nächstes ging es zum Customs, als letztes zur Immigration. Gekostet hat der Verwaltungsakt 35 EC-Dollar, umgerechnet etwa 12 Euro.

Anschließend haben wir kurz die Jungs von der "Cello" besucht, die wir auf den Kapverden kennen gelernt haben. Sie haben nach ihrer Atlantiküberquerung das eine und andere zu reparieren und warten hier auf Ersatzteile.

Als nächstes stand ein kurzer Spaziergang auf dem Programm und ein Besuch im Supermarkt. Ja, hier gibt es Supermärkte, wie wir sie aus Europa kennen. Bequia ist zwar nur einige Seemeilen, aber doch eine ganze Welt weit entfernt. Die Lebensmittelpreise sind verglichen mit Europa immer noch sehr hoch, aber etwas niedriger als in Bequia. Immerhin kostet hier ein Paket Knäckebrot keine acht Euro wie dort, sondern "nur" fünf. Gekauft habe ich es trotzdem nicht, genau wie ich auch den Joghurt für 1,50 Euro nicht gekauft habe. Äpfel kosten hier pro Stück einen Euro - da bin ich allerdings schwach geworden und habe mir fünf gegönnt.

 

Die Steganlagen sind so groß und weitläufig, dass die Mitarbeiter mit kleinen Fahrzeugen unterwegs sind:

 

Nett ausstaffiertes Boot eines boatboys:

 

Vogelkolonie, direkt an der Hauptstraße:

Dienstag, 20.01.2015

Um 4.45 Uhr klingelte an Bord der Amazone heute Morgen schon der Wecker. Wir wollen ganz früh zu unserem Törn nach St. Lucia aufbrechen und noch vor Sonnenuntergang dort in einer Bucht ankern. Im Revierführer von Chris Doyle, unserer "Karibik-Bibel", stehen einige Empfehlungen für diesen Törn. Zunächst geht es mit einem Reff im Groß und etwas eingerollter Genua bei 5 Beaufort am Wind los. Es ist herrliches Segeln und wir kommen gut voran. Dann erreichen wir die nächste Insel, St. Vincent, und halten uns unter ihrer Leeküste. Hier ist es wegen der Landabdeckung mit dem schönen Segeln vorbei, der Motor muss aushelfen.

St. Vincent haben wir hinter uns gelassen, und bis wir in den Windschatten von St. Lucia kommen, können wir Segel setzen. Mit vollem Groß und ganz ausgerollter Genua brausen wir bei jetzt wieder 5 Beaufort am Wind St. Lucia entgegen. Dann das gleiche Spiel von vorn: im Windschatten der Insel bergen wir die Segel, und es geht unter Maschine weiter.

Gegen 16.30 Uhr erreichen wir nach 61 Seemeilen die kleine Bucht bei Anse Cochon. Mit zwei anderen Booten ankern wir vor einer Hotelanlage. Einklarieren können wir hier nicht, das bedeutet auch, dass wir hier erst mal nicht an Land gehen dürfen. Wir gehen aber schwimmen und schnorcheln, dagegen wird schon niemand etwas einzuwenden haben. Anschließend genießen wir den schönen Sonnenuntergang und freuen uns, eine so schöne und wenig besuchte Bucht gefunden zu haben.

Das Einklarieren erledigen wir morgen in der Rodney Bay. Für den kurzen Törn brauchen wir auch nicht den Wecker zu stellen, es ist nur ein Katzensprung.

 

Mal wieder wird eine Gastlandflagge gesetzt:

 

Im Süden St. Lucias findet man die zuckerhutartigen Vulkankegel Petit Piton (743 m) und Gros Piton (770 m):

 

Abendstimmung in der kleinen Bucht bei Anse Cochon:

Montag, 19.01.2015

Am Montag Vormittag einen Behördengang vor sich zu haben, ist nicht unbedingt der schönste Wochenbeginn. Bei unserem Begehren an die Administration geht es allerdings um die Ausklarierung aus dem Staat St. Vincent and the Grenadines. Gibt Schlimmeres, als sich bei strahlendem Sonnenschein in einem Karibik Inselstaat den entsprechenden Stempel in den Reisepass drücken zu lassen. Immigration und Custom (Zoll) sind im selben Gebäude zu finden, die beiden Schalter sind direkt nebeneinander. Die ganze Prozedur dauert einschließlich kurzer Wartezeit nur etwa 15 Minuten. So haben wir den Papierkram erledigt und können morgen in aller Frühe zu unserem nächsten Ziel, der Insel St. Lucia, aufbrechen.

Es waren noch ein paar Einkäufe zu erledigen, und für den Nachmittag sind wir mit Dörte und Paul verabredet. Gemeinsam haben wir einen Spaziergang zur Friendship Bay gemacht. Bevor wir mit den Schlauchbooten wieder zurück zu unseren Booten gefahren sind, haben wir noch bei den Jungs am Strand ein kühles Getränk zu uns genommen. Kurz vor Sonnenuntergang wurde es dann auch Zeit an Bord zu fahren, weil wir die Amazone für den morgigen Törn segelklar machen wollen. Wieder folgt ein Abschied, wieder verbunden mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

 

 In der Friendship Bay:

Sonntag, 18.01.2015

Heute sind wir mit Barba am Strand verabredet. Er lebt hier auf Bequia und besitzt zusammen mit einer Schwester und einem Bruder ein Stück Land oberhalb vom Strand an der Admiralty Bay. "My private jungle", wie er es nennt. Kennen gelernt haben wir ihn gestern, als Alvern und seine Freunde am Strand für die Familie der Segelyacht "RoSea" und uns gekocht haben. Wir hatten gesehen, wie er aus den Früchten eines Kalebassenbaums, hier wird er Calabash genannt, Schüsseln und Schalen herstellt.  An den Souvenirständen im Ort kann man Schalen und auch reich verzierte Masken, die aus den Calabash-Früchten hergestellt werden, kaufen.

Barba hat uns angeboten, dass er mit uns in seinen Dschungel geht, wo die Kalebassenbäume stehen, aus dessen Früchten die Schalen gemacht werden. Diese Bäume gehören zur Familie der Trompetenbaumgewächse. Ähnlich wie aus den Früchten des Flaschenkürbis werden aus den Früchten auch Trinkgefäße - Kalebassen - hergestellt, was den deutschen Namen der Art erklärt. Vom Strand aus geht es ein kurzes Stück bergauf und schon stehen wir mitten in Barbas Garten. Er erklärt uns die verschiedenen Bäume und Pflanzen, dann kommen wir zu den Bäumen mit diesen seltsam anmutenden, großen Früchten. Ich darf mir zwei davon aussuchen, Barba pflückt sie und noch ein paar mehr und verstaut sie in dem mitgebrachten Beutel.

Zurück am Strand werden die Früchte, die aussehen wie grüne Bälle, in der Mitte durchgesägt. Mit einem Esslöffel entfernt Ingo das Fruchtfleisch und Gregory, ein fleißiger Helfer, schabt mit einer Glasscherbe die letzten Fruchtfleischreste heraus. Nun werden die Hälften mit einer Zitrone ausgerieben und anschließend mit Seewasser ausgespült. Die so entstandenen Schalen müssen nur noch trocknen, wobei sie sich äußerlich allmählich braun färben. Das Ganze war interessant und hat wesentlich mehr Spaß gemacht, als eine fertige Schale zu kaufen.

Am Nachmittag heißt es dann schon wieder Abschied nehmen von Steffie und Falk und ihren Kindern Max und Martha. Sie segeln mit ihrer "RoSea" weiter gen Norden, und wir hoffen alle auf ein Wiedersehen.

Auch auf ein Wiedersehen mit Dörte und Paul von der "man suutje" hatten wir gehofft, nachdem sich unsere Kurse in Charlotteville auf Tobago gekreuzt hatten. So war die Freude groß, als sie gestern ganz in der Nähe der "Amazone" vor Anker gingen und uns heute an Bord besucht haben.

 

Essbarer Seeigel, Echinus Esculentus:

 

Mit Barba in seinem Garten, im Hintergrund die Admiralty Bay:

 

 

An Barbas Kalebassenbaum Früchte aussuchen

 

 

 ... Gregory und Barba sägen sie durch und höhlen sie aus:

Sonnabend, 17.01.2015

Mit der Internetverbindung klappt es leider nicht durchgehend so gut, wie zunächst gedacht. Das ist auch der Grund, weshalb wir unsere Beiträge nicht mehr so regelmäßig veröffentlichen können.

Donnerstag Abend haben wir uns wieder zur "Happy Hour" in der "Fangipani" Bar mit den anderen Seglerinnen und Seglern getroffen. Eine Steel-Band hatte ihre Instrumente, also Metallfässer in verschiedenen Größen, aufgebaut und alsbald legten sie los. Der Band zuzuhören und zuzusehen war ein tolles Erlebnis. Dieser unverwechselbare Klang gehört zur Karibik wie Rumpunch, weißer Strand und Palmen.  Es war gleichzeitig der Abschiedsabend für mehrere Crews, die weitersegeln wollen.

Unser Trinkwassertank musste mal wieder aufgefüllt werden. Hier gibt es einen "schwimmenden Wasserhahn": Ebenso wie der Wäscheservice kann auch die Wassertankstelle über UKW-Funk erreicht werden. Das gelbe Tankfahrzeug von "Daffodil's Marine Services" tuckert den ganzen Tag über zwischen den Ankerliegern und bringt Wasser, Diesel oder Eis für das Kühlfach. Ingo hat es über Kanal 67 angefordert und 1,5 Stunden später waren wir schließlich an der Reihe. 150 Liter Wasser für 10 Euro fanden ihren Weg in unseren Tank.

Wir haben sie gefunden - die Bar, in der wir den ersten der fünf OSV-Stander aufgehängt haben! Auf unserer Abschiedsparty im Vereinsheim des OSV sind uns ja fünf Stander überreicht worden, die wir - einem alten Brauch folgend - in Hafenkneipen aufhängen sollen. Frei nach dem Motto: Ein OSV-Mitglied war schon einmal hier. Die kleine Bar heißt "Green Bolley" und liegt direkt am Strand der Admiralty Bay in Port Elizabeth. Der OSV-Stander hängt hier neben Flaggen verschiedener Nationen und ganz dicht neben einer Bremer Speckflagge.

Hier auf Bequia haben wir die nette Familie mit ihrer Yacht "RoSea" wieder getroffen, die wir in der Saline Bay auf Mayreau kennen gelernt haben. Sie haben Kontakt zu dem Einheimischen Alvern und seinen Freunden geknüpft, die hier am Strand einen kleinen Getränkestand haben und Strandliegen vermieten. Heute Abend haben Alvern und seine Kumpel gekocht, und wir haben am Strand gesessen, uns das leckere Hühnchen mit Reis und Gemüse - es gab auch Kugelfisch und Seeigel-Eier - schmecken lassen, dem Rauschen der Brandung gelauscht, den Sternenhimmel bewundert und uns einfach gefreut, hier sein zu dürfen.

 

Daffo hat das Wasser geliefert, jetzt wird abgerechnet:

 

Der erste OSV-Stander, den wir in die Karibik mitgebracht haben, hängt jetzt in der "Green Bolley Bar" auf Bequia:

 

Am Strand wird traditionell auf offenem Feuer gekocht:

 

 

Donnerstag, 15.01.2015

 

Ja, es ist tatsächlich schon die Hälfte dieser phantastischen Zeit herum. Wir haben den südlichsten Punkt unserer Reise bereits im Kielwasser gelassen. Wir sind auf dem Rückweg, Zeit für eine Halbzeitbilanz.

Wir hatten ein schönes, ausgefülltes und glückliches Leben - wir sind vor nichts davongesegelt, sondern eher in etwas hinein: in Freiheit und Abenteuer. Vielleicht ist das auch die Voraussetzung für eine glückliche Zeit unterwegs - nicht davonlaufen zu wollen, sondern neugierig auf die Welt zu sein, die vor einem liegt. Wir wollten unseren so lang gehegten Traum verwirklichen, bevor das Schicksal die Gelegenheit erhält, uns einen dicken Strich durch unsere Pläne zu machen.

Bis jetzt ist es uns sehr gut ergangen. Das ist auch kein Geheimnis, ist doch aus den fast täglichen Einträgen in unserem (B)logbuch herauszulesen, wie es uns geht. Wir haben sehr schöne und auch anstrengende Segelpassagen gehabt, andere Länder und ihre Menschen kennen gelernt, viele interessante, nette und hilfsbereite Seglerinnen und Segler getroffen. Gleichgesinnte, die auch all ihren Mut zusammen genommen und sich auf den Weg gemacht haben. Es sind Menschen, denen es sehr bewusst ist, dass jedem nur ein Leben gegeben ist. Es gibt keine zweite Chance, am Ende wird es nicht heißen "Zurück auf Los". Wir sind sehr dankbar, diese Zeit erleben zu dürfen!

Wir waren an lauten, bunten und lebendigen Orten, in modernen Marinas mit allem Komfort und in einsamen Ankerbuchten.  Wir vermissen nach wie vor unsere Familie und Freunde. An feste Schuhe und geschlossene Räume werden wir uns erst wieder gewöhnen müssen. Von Verletzungen, Krankheiten, Wetterkapriolen und größeren Reparaturen sind wir bisher verschont geblieben, wäre toll, wenn es so bliebe.

Wir sind gespannt auf die vor uns liegenden Monate in der Karibik, mit Respekt denken wir an die zweite Atlantiküberquerung im Mai. Manchmal denken wir auch schon an unsere Rückkehr nach Bremen. Wir freuen uns auf die Menschen, die uns dort erwarten. Doch noch haben wir ja die zweite Halbzeit! Unser größter Wunsch ist es, dass die zweite Halbzeit ebenso glücklich und voller schöner Begegnungen sein möge, wie die erste. 

 

Mittwoch, 14.01.2015

Es gab Probleme mit der Internetverbindung, deshalb konnten wir die Beiträge und Fotos zunächst nicht ins Netz stellen. Das kann hier immer mal wieder vorkommen. Keine Sorge, uns geht es gut. Heute haben wir hier in Port Elizabeth eine SIM-Karte für den PC kaufen können, und jetzt funktioniert die Verbindung wieder einwandfrei.

In der Admiralty Bay auf Bequia gefällt es uns richtig gut. In dieser schönen und sehr großen Bucht liegen wir sehr gut geschützt. Es gibt einige Dinghy Docks, also Anlegestellen, an denen wir mit dem Schlauchboot festmachen können. Direkt am Wasser liegen schöne kleine Bars und Restaurants, und der Austausch mit den anderen Seglern gestern Abend war lustig und interessant. Ganz zwanglos findet man sich ab 18 Uhr in einer der Bars ein und genießt zur Happy Hour zwei Rumpunches zum Preis von einem.

Im Revierführer von Chris Doyle haben wir gelesen, dass wir über UKW-Funk z. B. einen der Wäsche-Services anfunken können.  Das habe ich heute Morgen gleich mal ausprobiert und Miranda angefunkt. Sie hat sich auch sofort gemeldet, gefragt, wie die Amazone denn aussieht und wo wir ungefähr in der großen Bucht ankern. Zehn Minuten später kam sie mit einem kleinen Boot angefahren und hat den großen Wäschebeutel mitgenommen. Am späten Nachmittag hat sie alles gewaschen, getrocknet und ordentlich gefaltet zurückgebracht.

 

Blick in die Admiralty Bay:

 

Port Elizabeth in der Admiralty Bay:

 

Sie kommen mit kleinen Booten angebraust oder auch mit einem Surfbrett angepaddelt - die boatboys. Sie bieten Obst, Gemüse, frischen Fisch und vieles mehr an. Die Dinge kosten wohl in etwa so viel wie an Land in den Geschäften. Manchmal kommen sie schon, bevor der Anker gefallen ist und wollen eine Mooringboje vermieten. Aber Vorsicht! Sie vermieten auch Bojen, die Privatleuten gehören und bei deren Rückkehr hat man dann das Nachsehen.  Wir kaufen hin und wieder etwas, wenn wir etwas brauchen. Man kann ihre Angebote freundlich ablehnen. Wir begegnen ihnen höflich und respektvoll und haben bisher noch keine Probleme gehabt.

 

Miranda hat Wort gehalten und die saubere Wäsche am selben Nachmittag zurückgebracht. Dieser Service hat für zwei Waschmaschinen- und Trocknerladungen umgerechnet 18 Euro gekostet.

 

Dienstag, 13.01.2015

Die Insel Mayreau wollen wir heute verlassen, einen Abstecher in die Tobago Cays  machen, die nur fünf Seemeilen westlich von unserem Ankerplatz entfernt liegen und dann weiter nach Bequia segeln. Die Tobago Cays werden von den fünf unbewohnten Inselchen Petit Rameau, Petit Bateau, Barabal, Jamesby und Petit Tobac gebildet. Dort erwartet uns pralles Karabikfeeling - von weißen Stränden gesäumte Badebuchten und türkisblaues Wasser. Die Unterwasserwelt der Korallenriffe rund um die Tobago Cays sind als "National Marine Park" geschützt. Ein Traumziel für jeden Karibiksegler, Taucher und Schnorchler.

Schon seit ein paar Tagen verhindert allerdings das Wetter, dieses Traumziel wirklich genießen zu können. Der Himmel ist bedeckt, es weht mit sieben Beaufort, an den Korallenriffen ist das Schnorcheln wegen der Strömung und Brandung gefährlich. Wir wollen aber nicht an den Cays vorbeisegeln, ohne nicht zumindest eine Stippvisite dort gemacht zu haben.

Um 9.00 Uhr gehen wir in der Saline Bay auf Mayreau Anker auf. Gegen Wind von 6 bis 7 Beaufort und hohen Seegang kämpft sich die Amazone die kurze Distanz zu den Cays durch.  Gegen 10.00 Uhr sind wir dort und gerade zieht mal wieder ein Regenschauer durch. Es herrscht reger Betrieb, die "Royal Clipper", ein großer Windjammer, ankert dort, und mit einer Barkasse werden die Passagiere an Land gefahren. Es liegen viele Katamarane und andere Yachten an den ausgelegten Moorings. Hier zeigt sich die Karibik von ihrer ganzen Schönheit. Zum Verweilen lädt uns das Wetter aber tatsächlich nicht ein, und so bleiben wir bei unserem Vorhaben, eine Runde durch die Cays zu drehen und dann weiter nach Bequia zu segeln.

Bei 5 bis 6 Beaufort mit einem Reff im Großsegel und gereffter Genua geht es hoch am Wind flott voran. Das ist mal wieder ein Segeltag nach unserem Geschmack! Auch der Amazone scheint es zu gefallen. Unbeirrt prescht sie durch die See, nimmt Welle für Welle, dass es eine Freude ist.

Gegen 15 Uhr fällt nach 27 Seemeilen der Anker in der Admiralty Bay bei Bequia. Diese riesige Bucht ist sehr geschützt gegen Wind und Wellen. Es ankern um die 100 Yachten hier. Wir finden einen schönen Platz in der Nähe vom Strand. Kaum ist der Anker gefallen, kommt ein Boatboy auf einem Surfbrett angepaddelt. Ich bestelle Bananen und Apfelsinen bei ihm, die er uns nach einer Stunde vorbeibringt. Wir wollen gerade Schwimmen gehen, als ein Schlauchboot zu uns kommt. Darin sitzt Edgar, ein deutscher Segler. Er heißt uns willkommen, und wir unterhalten uns nett. Heute Abend treffen sich in einer der Bars die deutschen Segler zur "Happy Hour" zum Schnacken, da sind wir doch gerne dabei.

In den letzten Tagen war es um eine Internetverbindung schlecht bestellt. Wir können deshalb unsere Beiträge nur verspätet online stellen.

 

Stippvisite in den Tobago Cays. Hier ankert die "Royal Clipper" - ein wirklicher Windjammer:

 

Kurze Runde durch die Tobago Cays:

 

In der Einfahrt der Admiralty Bay auf Bequia - hier ist offensichlich etwas schief gegangen:

 

In der Admiralty Bay auf Bequia:

 

Montag, 12.01.2015

Am Sonntag, 11.01.2015, haben wir uns von der Clifton Bay auf Union Island verabschiedet und die sagenhafte Strecke von 3,55 Seemeilen zur Insel Mayreau in die Saline Bay zurückgelegt. Während wir in der Clifton Bay durch das vorgelagerte Riff gut gegen den Seegang geschützt lagen, bekamen wir den kräftigen Wind aus erster Hand. So wurden wir bei den Fahrten mit dem Schlauchboot durch das Spritzwasser regelmäßig durchnässt. In der Saline Bay auf Mayreau liegen wir durch die Landabdeckung besser gegen Wind und Wellen geschützt.

Die Bucht ist auch gut besucht, aber größer, so dass die Boote hier nicht so dicht beieinander ankern. Bei unserer Ankunft kommt zwar auch ein Boatboy zu uns, der uns gerne etwas verkaufen möchte, aber ansonsten ist es in der Bucht sehr ruhig. Gestern hat die "Club Med 2", ein Passagierschiff, ganz in der Nähe geankert und Fähren haben die Gäste an den Strand gebracht. Es waren Souvenirstände aufgebaut und Strandliegen konnten gemietet werden.  So viele Menschen an einem Strand haben wir auf dieser Reise noch nicht gesehen. Gegen Abend standen die Gäste dann in großen Trauben am Anleger und warteten darauf, auf ihr Schiff zurückgebracht zu werden.

Bei unserem Eintreffen ankerte hier auch schon eine Yacht aus Deutschland mit einer netten Familie mit zwei Kindern. Die Vier segeln schon ein Jahr über die Meere, vier weitere Jahre wollen sie noch unterwegs sein und sich den Rest der Welt ansehen. Wir verbringen bei interessanten Gesprächen einen schönen Abend bei ihnen an Bord.

Heute Vormittag hatten wir dann die Idee in die nächste Bucht zu fahren, in die Saltwhistle Bay. Bei einem Spaziergang hatten wir gestern dort viele Boote ankern sehen und fanden es dort auch ganz schön. Dort angekommen, stellten wir allerdings fest, dass die Boote sehr unruhig und dicht beieinander liegen und die Bucht irgendwie auch nicht schöner ist. Wir entschieden uns, zurückzufahren, und so dümpeln wir jetzt wieder in der Saline Bay. Ganz nebenbei haben wir einen neuen Rekord aufgestellt: Es war die kürzeste Strecke, die wir auf dieser Reise zurückgelegt haben - ganze 2,52 Seemeilen - hin und zurück!

Es gibt die Begriffe Hafen- und Ankerplatzkino. Das bedeutet so viel wie, schön entspannt in seinem Cockpit zu sitzen und zu beobachten, wie andere Crews ihre Manöver fahren. Dass man lieber Zuschauer als Hauptdarsteller ist, versteht sich von selbst. Es gibt aber noch eine Kino-Variante, und zwar Strandkino. Das wiederum findet statt, wenn man versucht, mit dem Schlauchboot zum Anlanden an den Strand zu fahren. Von weitem sah die Dünung noch ganz moderat aus, aber die Wellen waren doch hoch genug, um unser kleines Schlauchboot fast in Seenot zu bringen. Kurz vor dem Aussteigen direkt am Strand hat mich eine Welle aus dem Boot gekickt. Irgendwie habe ich es aber noch geschafft, mich wie ein kleiner Aal zu winden, auf den Füßen zu landen und nicht komplett nass zu werden. Wir haben das Boot schnell den Strand heraufgezogen und an einer Palme festgemacht.

 

Die "Club Med 2" ankert vor Mayreau: 

 

 

Kneipe auf Mayreau mit allerlei Strandgut verziert:

 

Blick auf den Strand der Saline Bay auf Mayreau:

 

 

 

 

Sonnabend, 10.01.2015

Den heutigen Tag nutzen wir, um einen etwas längeren Spaziergang in die Umgebung von Clifton zu machen, zum Nachbarort Ashton. Kein wirklich schönes Ziel, wie wir feststellen mussten. Aber was soll's, wir haben uns mal wieder ein bisschen die Beine vertreten.

Zurück in Clifton kaufen wir noch ein paar Dinge ein. Der Minimarket in Charlotteville war eigentlich ein etwas größerer Kiosk. Hier gibt es mehrere Supermärkte, sie sind allerdings nicht mit europäischen Supermärkten zu vergleichen. Es sind Lebensmittelgeschäfte mit einem übersichtlichen Warenangebot, und die Dinge sind hier glatt doppelt so teuer, wie in Charlotteville. Ein großes Glas löslicher Kaffee kostet umgerechnet 13 Euro, 1 Liter Milch kostet 4 Euro, 500 Gramm Tomaten 3,30 Euro. Die allgemein hohen Preise lassen sich wohl auch damit erklären, dass sehr viel importiert werden muss. Die Karotten kommen aus Canada, die Nudeln aus Jamaica. Zum Glück hatten wir auf Teneriffa reichlich eingekauft, so dass wir noch einiges an Vorräten dabei haben und ein Großeinkauf noch nicht ansteht.

Nette Begegnungen gab es hier auch schon. Beim Einklarieren haben wir Gisela und Axel von der "Rote Grütze" getroffen, gestern kam Familie Kohl von der "Muline" mit dem Schlauchboot kurz vorbei. Die Gespräche drehen sich um die geglückte Atlantiküberquerung, die Schönheit der Karibik und auch den Rückweg. Ein bisschen werden die Gedanken daran noch verdrängt, aber wir sind definitiv auf dem Rückweg.

 

Buntes Clifton:

 

Obst- und Gemüsemarkt: 

 

Ein kleiner Hafen nur für die Schlauchboote:

 

So  sehen sie aus - die Eastern Caribbean Dollars:

 

 

 

Freitag, 09.01.2015

Pünktlich um 7.15 Uhr werden wir von der Fähre geweckt, die beim Ablegen das entsprechende Schallsignal laut und deutlich ertönen lässt. Nach dem Frühstück geht es mit dem Schlauchboot an Land. Wir erledigen einige Einkäufe, stellen aber fest, dass die Getränke und Lebensmittel hier erheblich teurer sind als in Tobago. Nützt aber nichts, dursten wollen wir ja auch nicht. Im Ort spricht uns ein Einheimischer an und möchte uns gerne Obst und Gemüse verkaufen. Als er erfährt, dass wir aus Deutschland kommen, meint er, wir könnten ihn "Hermann the German" nennen. Er möchte gerne wissen, aus welcher Stadt wir kommen. Ah, aus Bremen! Werder Bremen sei sein Lieblings Fußballverein, sagt er...  Trotz dieser Tatsache kaufen wir ihm aber nichts ab, wir sind schon gut versorgt.

Clifton ist ein sehr lebendiger Ort. Es geht hier wesentlich geschäftiger zu, als im geradezu verschlafenen Charlotteville auf Tobago. Das trifft auch auf die Ankerbucht zu. Sie ist ziemlich voll, ein Kommen und Gehen, viele Charteryachten sind unterwegs, Schlauchboote düsen hin und her, ebenfalls die Boatboys und Wassertaxis. Es gibt aber auch viele schöne Restaurants direkt am Wasser. Die Einwohner begegnen uns freundlich und sehr hilfsbereit.

 

 Blick auf die Clifton Bay - und die Amazone mittendrin:

 

Bewohntes Schneckenhaus:

 

Donnerstag, 08.01.2015

 

Gegen 17 Uhr waren wir gestern endlich reisefertig und gingen in Charlotteville auf Tobago Anker auf. Etwas wehmütig verließen wir die Bucht. War sie für uns doch die erste hier in der Karibik und wir fühlten uns hier richtig gut aufgehoben. Bei halbem Wind von 5 Beaufort, in Böen 6, preschte die Amazone mit einem Reff im Groß und später auch etwas eingerollter Genua durch die bewegte See. Ganz allmählich verschwand die Küste Tobagos in der aufkommenden Dunkelheit. Diese Küste, die wir vor kurzem nach unserer Atlantiküberquerung  noch herbeigesehnt hatten, verschwand schon wieder am Horizont. Ja, so ist es mit dem Fahrenden, äh, Segelnden Volk. Kaum richtig angekommen, heißt es auch schon wieder Abschied nehmen.

"Schauerböen, sonst gute Sicht" - so heißt es oft im norddeutschen Seewetterbericht. Aber das gibt es auch hier. Eine dunkle Regenwolke nach der anderen zog hinter oder vor uns und manchmal direkt über uns durch. Am frühen Morgen kam dann die Küste von Grenada in Sicht und alsbald auch die von Union Island, unserem heutigen Ziel. Der Inselstaat, zu dem Union Island gehört, heißt "St. Vincent und die Grenadinen". Wir müssen zunächst in der Clifton Bay in Union Island einklarieren, dann können wir in die wunderschöne karibische Inselwelt weitersegeln.

Die Ankerbucht der Clifton Bay ist durch ein Riff gut geschützt und auch gut besucht. Wir finden schließlich einen sehr guten Ankerplatz und gegen 10.30 Uhr fällt der Anker. Wir haben etwas mehr als 100 Seemeilen zurückgelegt, die letzten Meilen mussten wir aufkreuzen. Am frühen Nachmittag erledigen wir die Behördengänge zur Einklarierung. Am kleinen Flughafen haben die "Immigration" und der "Customs", der Zoll, ihre Büros.  Zuvor hatten wir der Bank einen Besuch abgestattet und uns mit EC-Dollar, dem Easterncaribbean Dollar, versorgt. Drei EC entsprechen in etwa dem Wert eines Euros.

Beim Einlaufen in die Bucht haben wir zum ersten Mal Besuch von den sogenannten "boatboys" bekommen. Einer nach dem anderen kam mit seinem Boot angesaust und wollte uns gerne eine Mooring vermieten, unsere Gasflasche füllen lassen oder Fisch verkaufen. Eine Mooring wollen wir nicht mieten, wir verlassen uns lieber auf unseren eigenen Anker. Genug Gas haben wir noch, aber wegen des Fischs könnten wir ins Geschäft kommen. Skipper, so heißt unser Boatboy, will morgen wieder vorbeikommen. Hoffentlich hat er frischen Fisch dabei.

 

Wir segeln durch die Hoheitsgewässer von Grenada. Da setzt der Skipper die entsprechende Gastlandflagge:

 

 

Die nächste Gastlandflagge ist die von St. Vincent und den Grenadinen:

 

Union Island, Clifton Bay:

 

Auch hier gibt es einen Stützpunkt unseres Vereins "Trans-Ocean". Das dachten wir, aber er wurde 2012 geschlossen:

Mittwoch, 07.01.2015

 

Seit zwei Wochen sind wir auf Tobago, haben uns von dem langen Törn erholt und diese schöne Insel mit ihren freundlichen Bewohnern kennengelernt. Für uns ist der richtige Zeitpunkt gekommen, weiterzuziehen, die Wind- und Wettervorhersage ist günstig. Wir haben den südlichsten Punkt unserer Reise erreicht, ab jetzt geht es nördlich. Union Island ist unser nächstes Ziel, bis dahin sind es 91 Seemeilen, und wir werden ungefähr 15 Stunden unterwegs sein. Da wir bei Tageslicht in der Clifton Bay ankommen wollen, werden wir heute gegen 16 Uhr aufbrechen.

Um Auszuklarieren und die letzten TT-Dollar auf den Kopf zu hauen, bzw. in Lebensmitteln anzulegen, fahren wir noch einmal mit dem Schlauchboot an Land. Bei der "Immigration" und dem "Custom" (Zoll) geht es ganz fix. Es müssen nur ein paar Formulare ausgefüllt werden, da man u. a.  gerne wissen möchte, wie viel Kohle oder Öl wir gebunkert haben.

Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Minimarket um einzukaufen. Auf dem Weg dorthin spricht uns ein Einheimischer an und stellt sich mit "I'm Andy! Where you come from?" vor. Es entwickelt sich ein kurzes Gespräch, in dem er uns erzählt, er habe Freunde in Berlin und München. Ab und zu streut er ein paar deutsche Vokabeln ein, wie "Alles super! Alles klar!" Zufällig hat er einige Früchte dabei, die er uns gerne verkaufen möchte. Und so wandern Limetten, Passionsfrüchte, Bananen, Mandarinen, Grapefruits und Orangen in unsere Einkaufstasche. Die Mandarinen, Grapefruits und Orangen sind weit davon entfernt, gelb oder orange zu sein - sie sind grasgrün. Andy erklärt uns, dass die Früchte reif seien und zum Beweis schält er eine Mandarine. Zum Abschied winkt uns Andy hinterher und ruft ein letztes "Alles super! Alles klar!"

Als nächstes gehen wir zur kleinen Holzbude, in der sich die Dorfbäckerei befindet. Die Bäckerin hat aber für uns leider kein Brot, es sind nur die vorbestellten Brote fertig, wenn wir eines haben möchten, müssten wir später noch mal vorbeikommen. Das können wir leider nicht, weil wir das Schlauchboot einpacken und die Amazone segelfertig machen müssen. Schade, das Brot ist wirklich lecker. Die letzten TT-Dollar geben wir im Minimarket aus.

Übrigens hat sich eine Yacht in dem von Joe mit Ingos Hilfe ausgebrachtem Netz verfangen. Es wird von den Fischern toleriert, dass Yachten in dem eigentlich gesperrten Fischerei-Gebiet ankern. Dort ist es nicht so tief, so dass dort gerne geankert wird. Wenn allerdings ein Netz ausgebracht wird, sollte man schon Abstand halten.

Während ich hier schreibe, bereitet Ingo an Deck alles vor. Später wollen wir noch eine Runde schwimmen, duschen und dann geht es los. Wir freuen uns darauf, wieder unterwegs zu sein.

 

Der sehr nette Zollbeamte in Charlotteville:

 

Viele Vitamine - grüne Mandarinen, Apfelsinen und Grapefruits sind tatsächlich lecker. Das Boot duftet nach den Limetten:

Ob und wann wir wieder eine Internetverbindung haben, wissen wir leider nicht. Damit die Zeit bis dahin nicht zu lang wird, habe ich etwas - wie ich finde - Wissenswertes über die Karibik angefügt:

 

Woher kommt der Name "Karibik" und einiges Wissenswertes mehr

Hier an Bord steht seit einiger Zeit der "ADAC Reiseführer Karibik" ganz oben auf der Liste der meistgelesenen Bücher. Daraus zitiere ich einiges Wissenswertes zur Karibik, diesem Traumziel:

 

"Für viele Reisende ist die Karibik ein farbenfrohes Traumbild von einsamen, weißen palmenbeschatteten Sandstränden, tiefblauem Meer und tropischen Wäldern. In dieser faszinierenden Inselwelt werden alte Abenteuerromane von mutigen Seeleuten und goldhungrigen Piraten wieder lebendig.

Hier findet man romantische Einsamkeit und berauschende Sonnenuntergänge, aber auch lebenslustige Menschen und ihre temperamentvolle Musik. In den Gesichtern der Bewohner liest man die Geschichte der Karibik, dieses Schmelztiegels der Nationen.

Als der Entdecker Christoph Kolumbus bei der Erforschung des westlichen Seewegs nach Indien im Jahr 1492 die Karibische Inselwelt entdeckte, war er nicht nur von der vielfältigen Natur und ihrem Reichtum an Früchten beeindruckt. Er studierte vor allem die Bewohner, jene "gutmütigen und sanftmütigen Geschöpfe", die er Indios nannte - da er ja glaubte, in Indien gelandet zu sein. Tatsächlich handelt es sich bei den Ureinwohnern um Taino, die ebenso wie die nach ihnen eingewanderten Kariben (diese gaben den Inseln ihren Namen) von den Kolonialmächten, den Spaniern, Engländern, Franzosen und Niederländern, bald ausgerottet werden sollten. Die von den spanischen Entdeckern erhofften Schätze - Gold, Silber und Edelsteine - gaben die Inseln nicht preis, doch der Reichtum kam schließlich durch die Landwirtschaft. Um jene "Goldgruben", die Zuckerrohrplantagen, zu bewirtschaften, wurden seit dem 17. Jahrhundert Hunderttausende von afrikanischen Sklaven auf die Inseln verschleppt. Deren Nachkommen bevölkern heute die Karibik und prägen mit ihren afrikanischen Traditionen den Lebensstil der meisten Inselstaaten. Die Erben der Kolonialherren, jener Spanier, Engländer, Franzosen etc., bilden hingegen eine verschwindend kleine Minderheit. Weitere Einwanderer waren Inder, Chinesen, Malayen und Indonesier, die nach der Befreiung der Sklaven im 19. Jahrhundert als Plantagenarbeiter angeworben worden waren. Heimatsuchende kamen auch aus Mittel- und Südamerika.

Politisch sind die Inseln und ihr Vielvölkergemisch heute in 25 Inselstaaten gegliedert. Diese Staaten sind das Ergebnis der wechselvollen Geschichte, die mit der Inbesitznahme der Karibischen Inseln durch die Spanier begann und mit dem Eroberungskampf der später eindringenden Kolonialmächte Frankreich und England ihre Fortsetzung fand. Heute ist der größte Teil der Inselstaaten selbstständig. Geographisch unterscheidet man zwischen den Großen Antillen im Westen und den Kleinen Antillen, die den östlichen Inselbogen bilden.

Unter klimatischen und navigatorischen Gesichtspunkten lassen sich die Kleinen Antillen in weitere zwei Gruppen unterteilen, in die Inseln über dem Wind, sie reichen von den Virgin Islands bis Trinidad, und die Inseln unter dem Wind (Aruba, Bonaire und Curacao). Während die Inseln der nördlichen Kette voll vom Passatwind erfasst werden und dank zahlreicher Regengüsse mit dichter tropischer Vegetation bedeckt sind, liegen die Inseln vor der Küste Venezuelas in der regenarmen Zone.

Im Englischen unterscheidet man zusätzlich zwischen den Leeward Islands, Virgin Islands bis Dominica, und den Windward Islands, Martinique bis Grenada.

Dem multinationalen karibischen Völkergemisch entspricht eine babylonisch anmutende Sprachenvielfalt. Neben den offiziellen Landessprachen Spanisch, Englisch, Französich und Niederländisch, hat sich auf den Karibischen Inseln eine Art Esperanto gebildet, das Elemente aus den europäischen Sprachen mit afrikanischen und indianischen Dialekten verquickt. Verbreitet sind das englische Patois, das französische Créole und das niederländische Papiamento.

Karibische Musik, Tanz und Rhythmus sind vielfältig wie Sonne, Sand und Meer. Auch in dieser Hinsicht pflegt jeder Inselstaat seine eigenen Traditionen, die in Reggae, Dancehall, Calypso, Soca, Salsa, Merenque und Reggaeton ihren Ausdruck finden.

Glaube und Religion haben für die Bevölkerung der Karibik bis heute große Bedeutung. Dominierend sind die römisch-katholische und die anglikanische Kirche. Dazu kommen Dutzende von christlichen Denominationen, die Elemente der karibischen Mythen und der Urreligionen Afrikas bewahren. Einige stehen jenen Glaubensrichtungen nahe, die es z. B. als Voodoo (Haiti) und Santéria (Kuba) zu großer Bekanntheit gebracht haben.

Auf dem Gebiet der Kunst und Architektur bringt die karibische Bevölkerung vielfältige und farbenfrohe Werke hervor. Berühmt ist vor allem die Naive Malerei aus Haiti, typisch aber auch Batikstoffe aus Martinique und Holzskulpturen aus Jamaika. die Architektur ist weitgehend von europäischen Vorbildern geprägt. Auf den Großen Antillen findet man spanischen Kolonialbarock (Kuba, Hispaniola, Puerto Rico), auf den einstigen französischen Besitzungen Neoklassizismus à la France. Auf den Niederländischen Antillen lebt das Amsterdam des 17. Jh. unter karibischer Sonne weiter, während sich die Architekten der britischen Inseln im Zuckerbäckerstil der viktorianischen Zeit ergingen. Und überall gibt es Holzhäuser im sog. Gingerbreadstil zu bewundern.

Vielfältige Sinneseindrücke und Genüsse locken auf allen Inseln der Karibik, also kommen Sie doch mit auf die Fahrt über den Regenbogen, in jenen Teil der Welt, den Kolumbus für Westindien hielt."

 

Und noch einige Anmerkungen zur Sklaverei:

"Zuckerbrot, Rum und Peitsche

Alle waren sie als Fremde gekommen, doch einige wenige von ihnen herrschten über viele: Die weißen Herren aus Europa gründeten ihre karibischen Reichtümer, den Ertrag riesiger Zuckerrohrplantagen, auf die Ausbeutung afrikanischer Sklaven. Die Sklavenhändler, rege Rädchen im Getriebe des florierenden Dreieckshandels zwischen Europa, Afrika und den Karibischen Inseln, brachten vom 15. bis zum 19. Jh. etwa 12 Millionen Afrikaner in die Neue Welt. Be- und gehandelt wurden diese Sklaven wie Vieh. Diejenigen, welche die Schiffsreise überlebten, wurden auf einem der Sklavenmärkte, z. B. auf Jamaika, verkauft. Kräftige Männer und junge Frauen, von denen man sich kostenlosen Sklavennachwuchs erhoffen konnte, erzielten die höchsten Preise.

Auf den Zuckerrohrfeldern regierte die Peitsche der Aufseher. Körperliche Züchtigung war nur eine der Maßnahmen, um die Masse der Unterdrückten im Zaum zu halten. Es war den Sklaven untersagt, in Familiengemeinschaften zu leben, ihre Sprachen zu sprechen, ihr eigene Religion auszuüben und ihre Feste zu feiern. Dass die Afrikaner in der karibischen Fremde trotz allem ihre Kultur nicht vergaßen, ist noch heute ersichtlich. Sie sollten Spanisch, Französisch oder Englisch sprechen, doch sie formten daraus ihre eigenen Sprachen wie Bajan, Papiamento oder Patois. In Walzer, Quadrille und Polka integrierten sie ihre eigenen Tänze. Und aus den Klageliedern der Feldsklaven, den Protestsongs der Aufständischen, entstanden neue, eigenwillige Musikformen.

Die Sklaverei endete auf den Karibischen Inseln relativ spät. Erst im Jahr 1886, nach vielen blutigen Revolten, wurde sie zu guter Letzt auch auf den spanischen Inseln abgeschafft. Dies bedeutete gleichzeitig das Ende der gewinnbringenden Plantagenwirtschaft. Und während viele der weißen Herren die Inseln daraufhin verließen, prägten die Nachfahren der einst vom Schwarzen Kontinent Verschleppten nun ihre tropische Heimat."

Alles klar soweit?

 

 

 

 

Dienstag, 06.01.2015

 

In den letzten Tagen fegten Böen mit bis zu 7 Beaufort über die Bucht, und es gab immer mal wieder einen kräftigen Regenschauer. In der letzten Nacht stand ordentlich Schwell in die Bucht, und die Amazone schaukelte kräftig. Ursprünglich hatten wir vor, in die English Man's Bay, acht Seemeilen südlich von hier, zu segeln. Aber Joe, der Fischer, hat uns davon abgeraten. Die Bucht sei nach Norden noch offener als die Man of War Bay und bei diesem Wind sei es dort sehr ungemütlich. Zur Bekräftigung seiner Worte wiegte er sich heftig hin und her.

Den Vormittag haben wir mit Lesen und Dösen verbracht. Am Nachmittag sind wir mit dem Schlauchboot an Land gefahren, um unsere Wäsche abzuholen. Als wir an "Cholson Charlets", dort wo Dawn arbeitet, vorbeikamen, sprach uns eine Kollegin von ihr an. Wir sollten unbedingt zu Dawn kommen, sie wolle gerne mit uns sprechen. Nachdem wir die Wäsche bei Deans Ex-Frau abgeholt, uns bedankt und bezahlt haben, sind wir also zu Dawn spaziert. Sie erzählte uns, dass wir uns gestern leider verpasst hätten, weil sie sonntags und montags nicht arbeite. Gerne hätte sie unsere und auch die Wäsche anderer Segler gewaschen. Sie habe zu Hause eine Waschmaschine und einen Trockner. Wir könnten sie gerne anrufen, wenn wir wieder etwas zu waschen hätten.

Na gut, ich hatte mir schon Gedanken gemacht, dass Dawn vielleicht Probleme bekommen könnte, nachdem ihre Chefin gestern so abweisend war. Das war aber zum Glück nicht der Fall.  Wenn also jemand in Charlotteville seine Wäsche waschen und trocknen lassen möchte, bitte am Hafen im grün-weißen Haus mit dem Schild "Cholson Charlets" melden und nach Dawn fragen. Aber nicht sonntags und montags.

Heute Nachmittag ist wieder ein Windjammer in die Bucht eingelaufen. Es ist die "Seacloud II" - kein segelndes Klassenzimmer, sondern ein segelndes Passagierschiff.

 

Die "Seacloud II":

 

Hier wird der angelandete Fisch filetiert und verkauft. Eine richtige Fischmarkthalle befindet sich im Bau:

Montag, 05.01.2015

 

Heute steht erneut ein Ausflug in den Regenwald auf unserem Programm. Diese üppige Vegetation mit ihren riesigen Farnen, Bambusbüschen und Schlingpflanzen hat es uns angetan. Diesmal wollen wir uns aber allein in die grüne Hölle wagen.

Doch bevor wir uns in dieses Abenteuer stürzen können, wollen wir noch unsere Wäsche zum Waschen bei Dawn vorbeibringen. Sie ist aber heute nicht da. Aber eine andere Dame, die sich als Managerin vorstellt. Sie fragt uns, welches Apartment wir denn gemietet hätten. Keins, wir sind mit dem Boot da. Das ist dann leider das Ausschlusskriterium - kein Apartment gemietet, keinen Wäscheservice. Schade, letztes Mal hatte es so gut geklappt. Es gibt einen Wäsche-Service im Ort, in einer etwas "unordentlichen" Bretterbude am Strand. Wir begeben uns also dorthin, die Tür ist offen, wir treffen aber niemanden an. Wir fragen bei Sharon im gegenüberliegenden Restaurant nach - so wird es im Revierführer von Chris Doyle auch empfohlen. Dort wird uns gesagt, dass wir die Tasche mit der Wäsche in der Bude abstellen sollen, es würde sich dann schon jemand kümmern. So machen wir es und auf geht's in den Regenwald.

Wir gehen in Richtung Pirates Bay, biegen aber nicht zum Strand ab, sondern gehen weiter in den Wald hinein. Zunächst ist noch ein Weg erkennbar, dieser verliert sich aber mit der Zeit. Es geht über Stock und Stein, bzw. glitschigen Waldboden, Baumwurzeln, Schlingpflanzen und Wasserläufe. Wir spazieren, rutschen und klettern immer tiefer in den Wald hinein. Irgendwann geht es wirklich nicht mehr weiter, so dicht und undurchdringlich ist das Grün.  Wir machen uns auf den Rückweg. Nach einigen Irrungen finden wir tatsächlich wieder hinaus und auf den richtigen Weg zurück. Wir waren drei Stunden unterwegs und werden morgen bestimmt einen gehörigen Muskelkater haben.

Zurück im Dörfli gucken wir nochmal beim "Wäscheservice" vorbei. Unsere Tasche steht noch ganz genauso dort, wie wir sie vor Stunden abgestellt hatten. Das wird hier wohl nichts. Wir kaufen dann noch bei Dean Obst und Gemüse ein und fragen ihn, ob er vielleicht weiß, wo wir unsere Wäsche waschen lassen können. Er kennt da tatsächlich jemanden und bittet uns, ihm zu folgen. Zwei Straßen weiter stoppt er an einem Haus, ruft eine Dame heraus und erklärt die Situation. Sie sagt uns zu, die Wäsche bis morgen Nachmittag fertig zu haben. Wir sind froh und bedanken uns bei ihr und Dean, für die Hilfe. Etwas verschmitzt erzählt er uns dann, dass die Dame seine Ex-Frau, Mutter seiner Kinder, sei. Das möchte ich hier jetzt festhalten: Wenn ich irgendwann Ingos Ex-Frau sein sollte und er mit wildfremden Menschen und deren schmutziger Wäsche vor meiner Tür stünde, würde ich allesamt zum Teufel jagen!  

 

Trinidad-Dollar: 

 

Im Regenwald - hier ist noch ein Weg erkennbar:

 

Ein Urwaldriese - passte leider nicht in voller Größe aufs Bild:

04.01.2015

Wir hatten es uns schon ein paarmal vorgenommen, und heute hat es nun endlich geklappt: Ein Ausflug an den Strand der Pirates Bay, um dort baden und schnorcheln zu gehen. Die Pirates Bay ist ein Teil der Man of War Bay, in der wir ankern und nur einen kurzen Fußmarsch von Charlotteville entfernt. Es geht zunächst bergauf und dann über zwei Treppen mit insgesamt über 100 Stufen hinunter an den Strand. Wir suchen uns ein Plätzchen im Schatten und schon geht es hinein ins Vergnügen. Beim Schnorcheln am Riff entdecken wir tatsächlich einige bunte Fische, Korallen und sehr viele Seeigel.

Im Laufe des Tages sind mehrere Yachten hier eingetroffen. Sie kommen aus Schweden, Dänemark, Norwegen und Frankreich. Das "segelnde Klassenzimmer" geht morgen früh Anker auf, Ziel ist Trinidad.

 

Blick vom Strand der Pirates Bay in die Man of War Bay - im Hintergrund ankert das "segelnde Klassenzimmer":

   

Sonnabend, 03.01.2015

 

Eigentlich wollten wir es heute ganz ruhig angehen lassen, "liming" stand auf dem Programm. Aber dann tröpfelte es nur noch aus dem Wasserhahn. Wir haben zuletzt in Mindelo auf den Kapverden unseren Haupttank befüllt. Zum Kochen und Zähneputzen benutzen wir Mineralwasser (ohne Kohlensäure), das können wir in 5-Liter-Behältern in Supermärkten kaufen. Wir hatten auf Teneriffa knapp 30 dieser Behälter gekauft, und es sind immer noch einige vorhanden. Geduscht wird mit den Solarduschen, die wir hier am Schlauchbootsteg schon aufgefüllt haben. Das Wasser aus dem Haupttank wird nur zum Händewaschen und Geschirrspülen benutzt, wobei ich auf dem Atlantik mit Meerwasser abgewaschen habe.

Nun musste also der Wassertank aufgefüllt werden, was einerseits einigen Arbeitseinsatz mit sich brachte, weil Ingo das Wasser mit dem Schlauchboot in Kanistern vom Schlauchbootsteg holen musste. Andererseits bin ich ganz froh, dass endlich das Wasser aus Mindelo verbraucht ist. Von Anfang an roch es ganz komisch, irgendwie muffig. Vielleicht lag es daran, dass es sehr gechlort war. Wir waren froh, dass wir nicht geplant hatten, damit zu kochen.

Während Ingo mit der Wasser-Aktion beschäftigt ist, raffe ich mich auf, die Amazone von innen zu putzen.  Die Messingteile sind arg angelaufen und können ein wenig Politur gebrauchen.

Zu guter Letzt haben wir auch noch Diesel aus einem Kanister in den Haupttank gefüllt, so dass dieser jetzt wieder ganz voll ist. Dabei hat sich gezeigt, dass nicht nur das Mindelo-Wasser keine gute Qualität hatte. Auch der Diesel riecht komisch und am Boden des Kanisters sind schwarze Schlieren zu erkennen. Na, da haben die Filter ja ordentlich was zu tun. Eine kleine Motorinspektion mit Reinigung des Seewasserfilters hat  Ingo dann auch noch erledigt.

Zwischendurch kommt noch Joe, der Fischer, vorbei und verabschiedet sich von uns. Er fährt für ein paar Tage nach Trinidad, um seinen Motor reparieren zu lassen ( 2.000 TT$ für neue Lager). Falls wir uns nicht mehr sehen, wünscht er uns sicherheitshalber heute schon eine gute Weiterreise.

Ach ja, eine gute Tat war heute auch noch drin: Ein Sufbrett, das einem Fischer gehört, hatte sich unerlaubt von seiner Boje entfernt. Wir haben gerade gebadet (und Amazones Wasserlinie geputzt...), es eingefangen und an unserem Schlauchboot angebunden. Kurze Zeit später wurde es vom Besitzer abgeholt, der sich gefreut hat, dass wir den Ausflug des kleinen Ausreißers gestoppt haben.

 

 Braune Pelikane beim Workshop:

 

Freitag, 02.01.2015

Wir wollen einen Wasserfall sehen, und zwar einen richtigen. Dazu müssen wir in das etwa 20 Kilometer entfernte Roxborough fahren, um dort den Agryle Waterfall zu besuchen und in seinem Süßwasserpool zu baden. Zunächst kaufen wir im Minimarket Fahrkarten für den öffentlichen Bus und stellen uns an die Haltestelle. Irgendwann zwischen 11 und 12 Uhr soll er hier abfahren.

Die Wartezeit wird uns aber nicht lang, weil heute tatsächlich erstmals die Jugendlichen von dem holländischen Windjammer auf Landgang sind und einige von ihnen ebenfalls auf den Bus warten. Das Schiff war am 31.12. hier eingelaufen, aber die Mädels und Jungs durften wohl wegen der noch ausstehenden Einklarierung nicht an Land. Sie erzählen uns, dass sie 48 Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Nationen seien und insgesamt 10 Monate mit dem Schiff unterwegs sein würden. Ein "segelndes Klassenzimmer"! Die Mädchen, die sich mit uns unterhalten, kommen aus Kanada. Sie erzählen uns, dass sie von Teneriffa hierher gesegelt seien und für die Atlantiküberquerung 25 Tage benötigten. Der Raum, in dem die Mahlzeiten eingenommen würden sei gleichzeitig ihr Unterrichtsraum. Privatsphäre sei Fehlanzeige - alle schliefen in einem "Schlafsaal". Zehn Lehrkräfte seien dabei und insgesamt seien 76 Personen auf dem Schiff.

Wie schon bei unserem Ausflug nach Scarborough lässt der Bus auf sich warten, aber ein Maxitaxi, in dem noch ein paar Plätze frei sind, kommt um die Ecke und wir fahren mit. Nach einer halben Stunde sind wir in Roxborough, zahlen am Waterfall Estate Service Office pro Person umgerechnet 10 US-Dollar Eintritt und machen uns durch den Regenwald auf den Weg zum Wasserfall. Wir kommen an riesigen Bambusbüschen und einem Silk Cotton Tree - einem Kapokbaum - vorbei. Dann hören wir es schon Rauschen, müssen noch über einige sehr rutschige Steine gehen und sind endlich da. Am Rande des Wasserfall-Sees ziehen wir unsere Badesachen an und hinein geht's ins kühle Vergnügen. Wie lange haben hier schon nicht mehr in Süßwasser gebadet? Herrlich erfrischend ist es, die Atmosphäre ist besonders - wir sind im Wasser, direkt am rauschenden Wasserfall und rings um uns das üppige Grün des Waldes. Es sind nur wenige Touristen hier. Sie werden meistens in kleinen Gruppen von einem Tourguide geführt. Wir haben den Wasserfall auch ohne Guide gefunden.

Anschließend unternehmen wir noch einen Abstecher zu einer nahegelegenen alten Kakaoplantage, auf der auch heute noch der Rohstoff für eine erstklassige Schokolade hergestellt wird. Die Schokolade aus Tobago hat einen Kakaoanteil von 75 %. Besichtigen können wir die Plantage aber leider nicht, da sie nur vormittags für Besucher geöffnet ist.

Nach einem Mittagessen in einem kleinen Restaurant machen wir uns auf den Rückweg nach Charlotteville. An den Haltestellen der öffentlichen Busse hängen keine Fahrpläne, und wir wissen nicht, ob heute noch ein Bus nach Charlotteville fährt. Alsbald erscheint aber ein Maxitaxi, das uns mitnimmt. Auch die nette Dame aus dem Waterfall-Office sitzt schon darin.  

Am späten Nachmittag sind wir zurück im Dörfli, kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und freuen uns auf die Amazone.

 

Barbie und Ken gehen offensichtlich auch fischen:

 

Ein Tourist bestaunt einen der riesigen Bambusbüsche:

 

Der Wasserfall:

 

Sein Holz kennen wir als Brotbrettchen und Gartenmöbel, die Segler schätzen es als Decksbelag - ein Teakbaum:

 

An der Kakaoplantage wird gerade angeliefert:

Donnerstag, 01.01.2015

 

Wir haben zwei Jahreswechsel gefeiert - den ersten nach deutscher Zeit, den zweiten nach hiesiger. Als es Punkt Mitternacht soweit war, hat der niederländische Windjammer sein Nebelhorn betätigt und das neue Jahr mit einem langen, tiefen "tuuuuuuuut" begrüßt. Da wollten wir nicht zurückstehen und haben es ihm gleichgetan. Nun ja, gegen das holländische satte Signal klang das der Amazone etwas kümmerlich. Aber immerhin. Die Zeit bis zum zweiten Anstoßen haben wir uns damit vertrieben, DVD's zu gucken. Dazu waren wir auf dieser Reise bisher noch nicht gekommen. Auf dem Programm standen Segel-Filme, was auch sonst!

Eigentlich wollten wir heute zum Strand der Pirates Bay gehen und ein bisschen Schwimmen und Schnorcheln. Doch es kam etwas dazwischen. Wir hatten gerade unsere Sachen gepackt, das Boot abgeschlossen und wollten ins Schlauchboot steigen, als ein Fischer zu uns herangefahren kam und uns "A happy new year!" wünschte. Das wünschten wir ihm natürlich auch und fragten ihn, ob er heute Lobster, also Hummer, für uns hätte. Er hatte uns nämlich vor ein paar Tagen gefragt, ob wir einen Hummer haben wollten. Nein, sagte er, heute habe er keinen Lobster. Zwei Tiere seien ihm - vermutlich von Bewohnern des Nachbardorfes - gestohlen worden. Dann fragte er Ingo, ob er "a helping hand" für ihn hätte. Schwimmen und Schnorcheln wurden kurzerhand verschoben und Ingo stieg ins Fischerboot. Zunächst fuhren sie zum Strand, wo sie das ungefähr 100 Meter lange Netz, das dort lag, Meter für Meter ins Boot zogen. Damit fuhren sie in die Bucht hinaus, kamen an der Amazone vorbei und Ingo rief mir zu: "In einer Stunde bin ich zurück!" Na dann - viel Spaß! Draußen in der Bucht haben sie das Netz mit Bojen versehen und ausgebracht. Währenddessen fing es heftig an zu regnen, so dass mein Fischers Fritze bei seiner Arbeit patschnass wurde. Jedenfalls hat sich Ingo wohl ganz geschickt angestellt, denn Joe, so heißt der Fischer, fragte ihn, ob er auch Fischer sei! Nach einer Stunde war die Arbeit erledigt und Joe brachte Ingo zurück zur Amazone.

Zum Schwimmen und Schnorcheln hatten wir bei dem Wetter irgendwie keine Lust mehr, sondern sind stattdessen ins Dörfli gefahren. Wir hatten gerade das Schlauchboot angebunden, als uns eine deutsche Urlauberin ansprach. Sie und ihr Mann hatten die Amazone gesehen, und waren ganz überrascht, dass hier ein Boot aus Deutschland ankert. Es folgte ein nettes Gespräch - wieso - woher - wohin -, und die freundliche Dame wünschte uns noch eine gute Weiterreise. Als nächstes trafen wir Dean, der uns, wie versprochen, zwei Kokusnüsse schenkte. Ein Restaurantbesuch rundete diesen Tag ab, und ich finde, dass der erste Tag des neuen Jahres doch eigentlich wunderschön war. What a wonderful world.

 Nach getaner Arbeit bringt Joe Ingo zurück zu uns an Bord:

 

 

Im Ort sind sie allgegenwärtig, genau wie die zahlreichen Hunde, - freilaufende Hühner, Hähne und Küken:

 

In den gelben Kokosnüssen ist die leckere Milch, Jelly genannt. Die mittlere Nuss ist ein Andenken:

 

 

Donnerstag, 01.01.2015

 

Die Amazone meldet sich zu Wort:

Was ist eigentlich die Steigerung von "Klotzen"? Nach unserem 800-Seemeilen-Törn von Teneriffa zu den Kap Verden hatte ich ja angemerkt, dass hier geklotzt und nicht gekleckert wird. Aber was die beiden dann mit mir angestellt haben, stellt wirklich alles bisher Dagewesene in den Schatten! Ganze 17 Tage und Nächte sind wir nonstop unterwegs gewesen. Da haben sie mir ja ganz schön was zugetraut und zugemutet! Ich bin noch ganz gut in Form für mein Alter, aber 2.100 Seemeilen in einem Rutsch - das war eine Menge Wasser vor meinem Bug. Die beiden sind ja zu zweit und können sich abwechseln, aber wer löst mich eigentlich ab? Weiter immer weiter ging es, immer die Wellen rauf und wieder runter. Manchmal quälend langsam, aber meistens doch ganz flott. Und gekitzelt hat es an meinem Bauch, fast die ganze Zeit. Kaum zum Aushalten war das. Das kam von diesem Seegras, durch das wir gefahren sind. Und dann hat sich irgendwer an mir festgesaugt. Ich glaube, das waren Muscheln. Und jede Nacht gab es Besuch von Fliegenden Fischen. Die armen Kerle hatten sich in der Dunkelheit vertan und sind bei mir an Deck gelandet. Und ich habe einen neuen Freund, den Peter. Zuerst habe ich mich mit ihm ein bisschen schwer getan. Im letzten Winter ist er einfach so an meinem Spiegel angebolzt worden. Ist, ehrlich gesagt, optisch kein Gewinn. Aber was soll's, er ist schon in Ordnung und macht seinen Job wirklich gut und hält mich wacker auf Kurs.

Wir hatten eine ganz schöne Zeit da draußen auf dem Atlantik. Aber auch der längste Törn geht irgendwann zu Ende, es kam Land in Sicht, und wir waren in der Karibik angekommen. In einer sehr schönen Bucht fiel unser Anker, und ich habe hier sogar ein paar Bekannte wieder gesehen. Ingo und Antje haben dann gleich noch ein bisschen an mir herumgefummelt und die Muscheln abgepuhlt. Und dann war aber auch irgendwann gut und wir sind schlafen gegangen. Ich war wirklich platt, das kann ich wohl sagen.

Am nächsten Tag haben zum ersten Mal Weihnachtsmänner meinen Salon bevölkert. Aus den Lautsprechern schallte Glockengeläut und ein ums andere Mal "Hallelujah!". Was ich alles mitmachen muss,  merkwürdige Zeiten.

Jetzt ruhe ich mich hier schon ein paar Tage aus, bin wieder ganz fit und gespannt, was die beiden als nächstes auf dem Zettel haben.

Auf jeden Fall wünsche ich allen Land- und Wasserratten ein schönes neues Jahr!

Mittwoch, 31.12.2014

   Segeln ist Mühsal und Segeln ist Wonne,
  Segeln ist Regen und Segeln ist Sonne.
  Segeln ist Wind und Wellen die schäumen,
  Segeln ist Küste und Ankern und Träumen.
 
  Für uns ist es mehr - ein bisschen Freiheit und Glück.

 

Wir wünschen allen zusammen einen guten Start in ein schönes und gesundes neues Jahr!

Wie verbringen wir den letzten Tag dieses für uns besonderen Jahres? Zunächst klingelt in aller Frühe um 5.15 Uhr der Wecker. Wir sind schon um sieben Uhr mit Dean verabredet. An seinem Obst- und Gemüsestand kaufen wir häufig ein. Er bietet nebenbei auch Touren in den Regenwald mit Besuch eines Wasserfalls an.  Wir sind pünktlich an Land, aber Dean hat noch das eine und andere zu organisieren, so dass es dann gegen halb acht auch schon losgehen kann.

Erst mal gehen wir an seinem Haus vorbei, dort zieht er sich Gummistiefel an und bewaffnet sich mit einer Machete. Nun geht es tatsächlich los. Nach einem 30 minütigen Spaziergang legen wir eine kleine Rast ein und trinken aus den von Dean mitgebrachten gelben Kokosnüssen, die er mit seiner Machete köpft, herrlich erfrischende, klare Kokusmilch, Jelly, wie es hier genannt wird. Dann biegen wir von der Hauptstraße in den dichten Wald ab. Dean erklärt uns die Bäume, Kräuter und Pflanzen, macht uns auf allerlei Getier, Papageien und andere wunderschöne Vögel, aufmerksam und ebnet uns mit seiner Machete den Weg. In der letzten Nacht hat es kräftig geregnet, und wir müssen aufpassen, auf dem glitschigen Waldboden nicht auszurutschen. Die wuchernden Pflanzen, riesigen Bäume und Bambusstämme sind beeindruckend und wunderschön. Der angekündigte Wasserfall ist leider eine ziemliche Enttäuschung, nur wenig Wasser plätschert an einem Felsen herab. Dann geht es auch schon zurück und gegen 10.30 Uhr sind wir wieder am Schlauchbootsteg.

In der letzten Nacht ist ein großer niederländischer Windjammer in die Bucht eingelaufen. Es sind viele junge Leute an Bord, und so wird heute Abend in Charlotteville wohl einiges los sein. Außer der Amazone ankern jetzt nur noch zwei Yachten aus Frankreich hier. Ein österreichisches Paar mit seinem zweijährigen Jungen ist vorgestern Abend hier mit seiner Yacht angekommen. Kaum war ihr Anker gefallen, kam Natalie, die Bordfrau, mit dem Schlauchboot zu uns herüber. Sie hatte Krauttaschen gebacken, es waren einige übrig, die sie uns gerne schenken wollte.  Was für eine nette Überraschung, und lecker waren sie auch! Die Familie hat zahlende Gäste an Bord, und sie haben es deshalb etwas eilig weiter zu segeln und so sind sie schon wieder unterwegs.

Wir besuchen gleich noch die nette Dame im Touristen Office, um diesen Beitrag ins Netz zu stellen, Fotos hochzuladen, Mails und whatsapps zu beantworten, gehen anschließend noch mal schwimmen und schnorcheln, und heute Nacht - fünf Stunden später als in Deutschland - begrüßen wir das neue Jahr - zum ersten Mal ein Jahreswechsel ohne kalte Hände und Füße! Prosit Neujahr!

 

 Ingo und Dean, unserem Tourguide in den Regenwald:

 

In der grünen Hölle, dem Regenwald:

 

Schöne Blüten gibt es auch zu bestaunen:

 

Das sind Zuckerrohrpflanzen:

 

 

Ein schöner bunter Vogel:

 

Auch Schlangen leben im Regenwald. Diese ist aber ungiftig:

 

Dienstag, 30.12.2014

Was haben wir heute den ganzen Tag über gemacht? Einen Ausflug ins Dörfli unternommen, um ein paar frische Lebensmittel zu kaufen, uns mit einem netten Touristen-Paar aus Schweden unterhalten, einen Spaziergang zur nahegelegenen Pirates-Bay gemacht und ansonsten "liming", sprich: leiming, wie es die Einheimischen nennen, zu Deutsch "Gepflegtes Nichtstun".

 

In dieser farbenfrohen Hütte gibt es etwas zu futtern - und Mittagessen ist fertig:

 

Buntes Treiben in Charlotteville:

 

Gedränge am Schlauchbootsteg und Ingo mit dem wasserdichten Rucksack, darin ab jetzt unser Laptop (er hat wohl kein Vertrauen zu meinen Kletterkünsten):

 

Blick über die Man of War Bay:

 

 

Montag, 29.12.2014

 

Wir haben gestern Jens und Kathrin an Land getroffen und uns für heute Morgen verabredet, um gemeinsam mit dem Bus in die Hauptstadt Scarborough zu fahren. Die beiden ziehen hier aus ihrem Feriendomizil aus, um in einem anderen Teil Tobagos noch eine Woche zu verbringen. Ingo und ich wollen die Stadt kennenlernen und eine SIM Karte für den Laptop kaufen, damit wir von Bord aus ins Internet gehen können. Jedesmal mit dem Schlauchboot an Land fahren, den Laptop im Rucksack und während der relativ kurzen Öffnungszeiten im Touristen-Office sitzen, ist umständlich. Außerdem ist es ein bisschen riskant, den Laptop mit an Land zu nehmen. Nicht, dass ihn uns jemand streitig machen würde, das wohl eher nicht. Aber ich muss mit dem Ding im Rucksack von der Amazone in das Schlauchboot klettern, dann vom Schlauchboot auf den kleinen, hohen Holzsteg krabbeln, wobei das Schlauchboot im Schwell der Brandung des nahen Strandes hin und her fährt und das Ganze dann auf dem Rückweg noch einmal von vorne. Wenn dabei mal etwas schief geht, landen der Laptop und ich im Wasser, was für das Gerät tödlich wäre.

Also stehen wir vier pünktlich um 8 Uhr an der Bushaltestelle, allerdings ohne Fahrkarten. Die gibt es im Minimarket, der öffnet aber erst um 11 Uhr. Es gießt in Strömen - hier ist von Juni bis Dezember Regenzeit, von Januar bis Mai Trockenzeit. Die Temperaturen liegen im Dezember durchschnittlich zwischen 21 und 30° C, im Januar zwischen 20 und 30° C. Gegen 8.30 Uhr ist von dem öffentlichen Bus, der um 8 Uhr abfahren sollte, noch nichts zu sehen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hält allerdings ein Maxitaxi, das nach Scarborough fährt. Darin haben 14 Personen Platz, und wir bezahlen für die 1,5 stündige Fahrt pro Person umgerechnet etwa 1,60 Euro, die Busfahrt kostet umgerechnet 1 Euro. Die Landewährung ist der TT-Dollar. 10 TT-Dollar = 1,20 Euro. In Serpentinen geht es zunächst hinauf, dann hinüber auf die östliche Seite Tobagos und dann auf der östlichen Seite wieder hinunter und an der Atlantikküste Richtung Süden in die Hauptstadt. Wir bekommen einiges von der sehr grünen Insel zu sehen - riesige Bambushaine, Hügellandschaften, mannshohe Farne ebenso wie Palmen und Bananenpflanzen.

In Scarborough angekommen, gießt es auch hier in Strömen. Wir verabschieden uns von Kathrin und Jens, die mit ihrem Gepäck nach einem Taxi Ausschau halten. Schade, es war so nett mit den beiden jungen Leuten.

Wir kaufen die SIM-Karte, gehen noch kurz in den Botanischen Garten und beschließen, den nächsten Bus zurück nach Charlotteville zu nehmen. Wie hatte Jens gesagt: "Scarborough ist nicht schön, der Regen macht es nicht besser." Der Bus soll um 12.30 Uhr abfahren, tatsächlich fährt er erst - oder nur - eine Stunde später los. Karibische Gelassenheit ist angesagt.

Leider funktioniert es mit der SIM-Karte nicht, da wir hier in Charlotteville kein Netz dafür haben. Wir besuchen dann weiter die nette Dame im Touristenbüro.

 

Blick auf die Bucht und den Hafen von Scarborough:

 

Botanischer Garten im Regen:

Sonntag, 28.12.2014

 

Bevor wir heute um 12 Uhr bei Dawn unsere saubere Wäsche abholen können, wollen wir uns etwas weiter in die Ankerbucht hinein verholen. Seit gestern Abend steht einiger Schwell in die Bucht und in der Nacht wiegte sich die Amazone munter hin und her. Allerdings ist es auch am neuen Platz unruhig, aber was soll's. So haben wir jetzt mit dem Schlauchboot einen kürzeren Weg zum Steg. Die Hoffnung, weiter innen in der Bucht eine Internetverbindung zu haben, hat sich leider zerschlagen. Wir sind weiter auf das Touristenbüro angewiesen. Im Laufe des Tages sind noch ein paar Yachten angekommen, mehr als sechs Boote dümpeln hier aber im Moment nicht. Auch Dörte und Paul sind mit ihrer "man suutje" weitergezogen. Mal sehen, wo wir uns wiedersehen.

Im Revierführer von Chris Doyle ist zu lesen, dass Charlotteville ein sehr verschlafenes Fischerdorf ist, in dem es niemand eilig hat und es leicht ist, Freunde zu finden. Und tatsächlich begegnen uns die Einheimischen aufgeschlossen und hilfsbereit. Wir fühlen uns hier sicher. Es ist nicht nötig, das Schlauchboot am Steg anzuketten und es Nachts an Deck zu holen. Wenn wir demnächst weiter nördlich kommen, müssen wir uns dann daran gewöhnen, diese Vorkehrungen zu treffen. In einem Blog haben wir gelesen, dass auf den Kapverden auf der Insel Santiago fürs "Aufpassen" auf das Schlauchboot bis zu 5 Euro pro Tag verlangt werden. Es wird auch gleich der Hinweis gegeben, dass, falls das Geld nicht gezahlt wird, man damit rechnen muss, dass etwas fehlt oder kaputt ist. Die Segler haben die 5 Euro wohl oder übel bezahlt, es war bei ihrer Rückkehr aber  trotzdem am Motor etwas kaputt und Teile gestohlen.

Es gibt hier in der Man of War Bay keine Boatboys. Auf anderen Inseln kommen sie mit ihren Booten angebraust und bieten Obst, Gemüse, T-Shirts und vieles andere zum Kauf an. Auch daran müssen wir uns dann noch gewöhnen. Hier ist es vielmehr so, dass sich die Fischer freuen, wenn sie von einem vorbeifahrenden Schlauchboot mitgenommen werden, um von ihrem vor Anker liegenden Boot an Land gebracht zu werden. Wir machen das gerne. Ankern wir doch ungebeten in ihrem "Vorgarten", bringen unseren Müll zu ihnen und nehmen kostenlos Trinkwasser mit.

 

Ich habe es gefunden - das Haus, in dem Barbie und Ken wohnen:

Sonnabend, 27.12.2014

In Äquatornähe herrscht Tag- und Nachtgleiche, das bedeutet, dass es ziemlich genau 12 Stunden lang hell ist. Um 6 Uhr geht morgens die Sonne auf und um 18.00 Uhr geht sie wieder unter, und das relativ schnell - Dämmerung Fehlanzeige. Schlafentzug ist eine Foltermethode, und wir genießen es jetzt, so oft und so lange schlafen zu können, wie unsere Körper es brauchen.

Ausgeschlafen machen wir uns dann an die heute anstehenden Aufgaben. Wir fahren mit dem Schlauchboot an Land und binden es gerade am kleinen Holzsteg fest, als ein junger Schwarzer vorbeikommt, freundlich grüßt und uns auf Englisch, der Landessprache, fragt, woher wir kommen. Wir antworten "From Germany" und von ihm kommt prompt ein "Wie geht's?". Wir sehen ihn etwas erstaunt an, und er verrät uns, dass er in Berlin/Prenzlauer Berg lebt, dort als Automechaniker arbeitet, aber eigentlich von hier stammt. Ein Berliner auf Heimaturlaub auf Tobago.

Von Dörte und Paul haben wir erfahren, wo wir hier in Charlotteville unsere Wäsche waschen lassen können. Nach drei Wochen wird es mal wieder Zeit, das Thema "Schmutzwäsche" in Angriff zu nehmen. So schleppen wir unsere zwei großen Ikea-Taschen zu Dawn, so heißt die Dame, die einen Wäscheservice anbietet. Morgen können wir alles wieder abholen.

Danach geht es weiter zu Dean. Bei ihm kaufen wir leckeres Obst und Gemüse. Einige Zwiebeln und Kartoffeln gibt es gratis zum Einkauf dazu. Als nächstes besuchen wir die nette Dame im kleinen Touristenbüro. Hauptsächlich vermittelt sie Touren über die Insel in den Regenwald, zu den Wasserfällen und ist bei der Anmietung von Autos behilflich. Wir besuchen sie regelmäßig, weil wir dort einen Internetzugang haben und unsere Mails und Whatsapps beantworten.

Als auch das erledigt ist, machen wir einen Spaziergang zum nahegelegenen Aussichtspunkt Fort Campleton. Es geht eine steile Straße bergauf. Der Aufstieg bei dieser Hitze wird mit einem kolossalen Ausblick auf die Man of War Bay belohnt. Von hier aus können wir auch die Amazone beobachten, wie sie friedlich vor Anker liegt.

Auf dem Rückweg zum Schlauchboot treffen wir in einem kleinen Lokal direkt am Strand Pauls Sohn Jens, und dessen Freundin.  Auch bei uns hat sich der Hunger gemeldet, und so setzen wir uns zu ihnen, reden und lachen zusammen und genießen den einen oder anderen Rumpunsch und ein sehr leckeres Fischgericht.

Am Strand entlang geht's zurück zum Schlauchboot und kurz vor dem Dunkelwerden sind wir wieder an Bord.

 

Landungsbrücke und der Ort Charlotteville. Rechts im roten Haus ist der Mini-Supermarkt, in dem wir uns mit den Grundnahrungsmitteln versorgen können. Im linken grün-weißen Haus arbeitet Dawn (dienstags bis sonnabends):

 

 

Strand in Charlotteville:

 

Blick auf die Man of War Bay vom Aussichtspunkt Fort Campleton:

Freitag, 26.12.2014

 

Ein bisschen steckt uns noch der Schlafmangel und die Anspannung des letzten Törns in den Knochen. Wir wollen hier in Tobago erst mal zur Ruhe kommen, dann diese schöne, ursprüngliche Insel kennenlernen und auch den Jahreswechsel hier verbringen.

Wir schwimmen vor dem Frühstück die erste Runde um die Amazone, die Bucht ist sehr geschützt, von dichtem Grün umrandet, es gibt Strand, in dem kleinen Ort Charlotteville können wir uns mit Wasser und Lebensmitteln versorgen, die Menschen sind freundlich und hilfsbereit, die Fischer grüßen lachend herüber, wenn sie an uns vorbeibrausen - kurzum: Es fehlt uns hier an Nichts. Leider haben sich Isabella und Adolf gestern schon wieder von uns verabschiedet. Aber wir hoffen alle auf ein Wiedersehen.

Das weihnachtliche Kaffeetrinken bei Dörte und Paul an Bord der "man suutje" wurde dann noch auf einen schönen Abend an Land in Charlotteville ausgedehnt. Dort ist dann noch "man suutje"-Verwandtschaft, die hier ein Häuschen gemietet hat, zu uns gestoßen. So verbrachten wir alle gemeinsam einen schönen Abend bei Rumpunsch und Reggaemusik. Die Musik schallte über die gesamte Man of War Bay bis heute Morgen um kurz nach sechs. Unglaublich, was aus vier Lautsprechern herauszuholen ist...

Eine schlechte Nachricht hatten Dörte und Paul dann gestern für uns. In La Coruna hatten wir einen deutschen Einhandsegler kennen gelernt. Er wollte gerne Bücher mit uns tauschen, ich hatte aber leider noch nichts. Seitdem horte ich meine durchgelesenen Bücher für ihn. Aber zum Büchertausch mit ihm wird es nicht mehr kommen. Er ist auf seiner Atlantiküberquerung, etwa 200 Seemeilen südlich der Kanaren, in Seenot geraten, da sein Boot das Ruder verloren hatte. Er musste die Notrufbake aktivieren, um Hilfe herbeizuholen, da er den Schaden nicht beheben konnte. Einige Stunden später kam ein Flugzeug, das ihn umkreiste. Ihm wurde über UKW-Funk mitgeteilt, dass ein Öltanker und eine deutsche Segelyacht unterwegs zu ihm seien. Nach dem gescheiterten Rettungsversuch durch den großen Öltanker, konnte ihn schließlich die deutsche Segelyacht "Pamina" an Bord und mit zu den Kapverden nehmen. Wobei der Tanker hierbei Hilfe leistete und Windschatten herstellte, so dass ein Übersteigen von der havarierten Yacht auf die "Pamina" überhaupt erst möglich war. Die havarierte Yacht musste ihrem Schicksal überlassen werden.

Schluck. Wir wussten, dass es keine Garantie für eine sichere Überfahrt und ein heiles Ankommen gibt. So viele Unbekannte sind im Spiel, die schwer oder gar nicht zu kalkulieren sind. Wir hofften einfach das Beste und waren uns sehr bewusst, dass es nicht ohne Risiko ist, was wir da machen. Aber was ist schon ohne Risiko im Leben? Jetzt aber von einem Segler, den wir auch noch kurz kennengelernt haben, so etwas zu erfahren, bereitet Unbehagen und sehr großes Mitgefühl.

Hier einige Bilder unserer Atlantiküberquerung und der Ankunft in Tobago:

Baden im großen Becken:

 

 

Abendstimmung auf dem Atlantik:

 

Einer von den großen Fliegenden Fischen:

 

Diese Algen haben wir büschelweise "gefangen" - Fische deshalb leider nur einen:

 

So sieht Wache gehen im Idealfall aus:

 

Blick in die Passatbesegelung:

 

Schattenspiel:

 

Vorbereitungen für die Nacht treffen:

 

Die Nordspitze von Tobago - nach 17 Tagen herbeigesehnt:

 

 

Und wieder wird eine Gastlandflagge gesetzt. Die gelbe Flagge ("Q") zeigt an, dass wir noch nicht einklariert haben:

 

Ankerbucht Man of War Bay bei Charlotteville, Tobago:

 

Blick auf die Ankerbucht:

 

Mittwoch, 24.12.2014

Als wir gestern in die Ankerbucht kamen, dümpelten die "man suutje" von Dörte und Paul und die "Amarillo" von Isabella und Adolf schon hier. Wie schön, dass es hier ein Wiedersehen gibt!

Kurz nachdem der Anker gefallen war, sind wir gleich schwimmen gegangen. Was für eine Überraschung - das Unterwasserschiff erstrahlt in einem sauberen rot - keine Spur irgendeines Bewuchses. Nur unter dem Heck haben sich einige Entenmuscheln festgesetzt. Amazone hatte sozusagen einige Pickel am Hintern. Davon konnten wir sie relativ leicht befreien. Die Außenhaut hat auch gelitten und wirkt stellenweise mattiert. Ingo ist aber guter Dinge, dass sich das wieder aufpolieren lässt.

Wir sind gerade dabei, die Entenmuscheln abzupuhlen, da kommen Isabella und Adolf mit ihrem Schlauchboot vom Landausflug zurück. Die Wiedersehensfreude ist auf beiden Seiten groß. Gleich fahren wir an Land und treffen uns zu einem Weihnachtsessen.

Heute Morgen sind auch schon Dörte und Paul mit dem Schlauchboot vorbeigekommen. Zur Begrüßung hatten sie für uns eine Ananas dabei. Es gibt viel zu erzählen, das machen wir morgen, wenn wir auf der "man suutje" zum weihnachtlichen Kaffeetrinken eingeladen sind.

Jetzt können wir wieder ohne Unterbrechung schlafen, wobei heute Morgen um 7 Uhr der Wecker geklingelt hat. Es gab noch an Bord einiges aufzuräumen, zu sortieren und das Schlauchboot musste klargemacht werden, um an Land zu fahren um einzuklarieren. Zuerst musste die "Immigration" aufgesucht werden, anschließend der "Custom" - der Zoll. Jetzt haben wir einen weiteren Stempel im Reisepass mit dem handschriftlichen Zusatz "Amazone".

Internetzugang gibt es hier erst mal nur im Touristenbüro. Bequem von Bord aus ins Netz gehen und Berichte und Fotos hochladen, geht leider noch nicht. In dem Tourist Office konnten wir heute auch unsere vielen E-Mails und whatsapps lesen - DANKE! Es hat uns sehr gefreut, so viele schöne Nachrichten zu bekommen! Mit dem Beantworten kommen wir nicht so schnell hinterher, wir arbeiten aber daran.

Wir liegen hier in einer sehr geschützten, schönen Ankerbucht. Wir können es noch gar nicht richtig glauben, mit unserer Amazone hier her gesegelt zu sein. An dem vielen Grün kann ich mich gar nicht sattsehen. Der Ort Charlotteville ist klein und beschaulich, überhaupt nicht touristisch, die Menschen freundlich. Strahlender Sonnenschein, Papageien kreischen, Strand, Palmen, türkisblaues Wasser - Heiligabend mal ganz anders! Bescherung im ganz kleinen Rahmen gab es und auch ein Telefonat mit den Kindern. Im Salon sitzen ein paar kleine Weihnachtsmänner und ein paar Weihnachtskugeln (aus Metall!) sind auch an Bord.

Dienstag, 23.12.2014

 

Nach einer sehr anstrengenden Nacht und einem furiosen Finale mit einem Etmal von 139 Seemeilen fiel vor drei Stunden unser Anker in der Man of War Bay in Tobago. WIR SIND DA!!

So ganz ohne Squalls wollte man uns nicht davonkommen lassen, und so hat es uns in der letzten Nacht doch noch erwischt. Eine dunkle Regenwolke nach der anderen zog über uns hinweg, es goss wie aus Eimern und gab Windböen bis zu 8 Beaufort. Die See türmte sich unglaublich hoch auf, die Wellen brachen mit einem Donnergrollen an unserem Heck. Eine Welle ist in unser Cockpit eingestiegen - eine Premiere! Sie kam wie aus dem Nichts, hat mich von meinem Sitzplatz gewaschen und auf der anderen Seite der Cockpit am Süll stranden lassen. Das hat mich beeindruckt - diese Wucht und Geschwindigkeit, die dahinter steckten. Ich hatte keine Chance, mich noch irgendwo festzuhalten, es ging alles ruck-zuck. Zum Glück war ich angeleint und außer einem gehörigen Schrecken ist mir nichts passiert.

Wir haben unsere erste Atlantiküberquerung abgeschlossen. Es war eine sehr intensive Zeit; wir waren neugierig, auf das, was uns da draußen erwartet und wie wir damit fertig werden würden. Unsere Amazone, diese treue und tapfere Begleiterin, hat uns sicher durch die vielen Wellenberge und -täler gebracht. Die Stimmung an Bord war durchgängig sehr gut. Als anstrengend empfanden wir den Schlafmangel. Mehr als drei Stunden Schlaf am Stück waren nicht drin. Uns war immer bewusst, dass das, was wir hier gerade erleben durften, ganz Besonders und mit Worten schwer zu beschreiben ist, auch wenn ich es mit den täglichen "Berichten von hoher See" versucht habe.

Wir waren 17 Tage unterwegs, hatten nur 1 Tag Flaute und keinen Sturm. Man kann es schlechter treffen. Wir haben 2.096 Seemeilen zurückgelegt, das niedrigste Etmal betrug 91 Seemeilen, das höchste 139.

Die Karibik ist so groß wie das Mittelmeer. Vier Monate werden wir hier sein, dann beginnt hier die Hurrikansaison. Wir haben jetzt die Qual der Wahl, welche Inseln wir besuchen wollen. Es stehen ca. 700 zur Auswahl. Ende April brechen wir dann zur zweiten Atlantiküberquerung über die Azoren auf - Rolling home.

Montag, 22.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 11° 43,6' N; 57° 46,6' W; 16. Etmal 134 sm, 163 sm Rest

Wir segeln weiterhin mit dem Idealfall-Passat, Wind aus Nordost in der Stärke von 5 bis 6 Beaufort, ab und zu gibt's auch mal eine Böe mit 7. Das hat uns schon wieder ein fettes Etmal eingebracht. Jetzt gerade entladen sich Regenschauer über uns, Ingo hat Wache und sitzt im warmen Regen. Die Amazone bekommt auf diese Weise endlich mal wieder eine Portion Süßwasser.

Die aufgewühlte, brodelnde See mit ihren vom Meeresleuchten erhellten Schaumkämmen zu beobachten, finde ich immer noch spannend. Es rauscht, gurgelt, und zischt, ab und zu bricht eine der etwa drei Meter hohen Wellen direkt an unserem Heck und Gischt spritzt ins Cockpit. Dann und wann knufft eine querlaufende Welle die Amazone unsanft in die Seite, dass es nur so poltert. Ein Fliegender Fisch hat sich ins Cockpit verirrt. Er zappelt und ringt nach Luft. Ingo befördert ihn zurück ins Wasser. Dieser Fisch hatte mehr Glück als seine Kameraden, von denen wir jeden Morgen drei bis sechs vertrocknet an Deck finden.

Es gibt hier an Bord untrügliche Anzeichen dafür, dass der Landfall - so der Fachausdruck fürs Ankommen - nicht mehr lange auf sich warten lässt. Der Bananen-Kronleuchter ist aufgefuttert, die Bücher sind gelesen, alle CDs gespielt, alle Witze erzählt. Wenn der Wind weiterhin so ideal weht, müssen wir uns vielleicht nur noch eine Nacht um die Ohren schlagen. Wenn er abnimmt, kämen wir bei Dunkelheit in der Ankerbucht bei Charlotteville im Nordwesten Tobagos an und könnten aber nicht ankern, da wir dann nicht sehen könnten, ob der Anker auf Sand oder Korallen fällt. Sand ist okay, Korallen nicht. Dann hieße es Rumtrödeln bis zum Tageslicht.

Gleich ist die neue Wettervorhersage da, dann wissen wir mehr. Das ist überhaupt an jedem Tag der spannendste Moment, wenn das "frische Wetter" da ist.

Sonntag, 21.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 12° 0,5' N; 55° 30,8' W; 15. Etmal 137 sm, 297 sm Rest

Advent, Advent, kein Lichtlein brennt. Dafür weht der Passat, dieser mitunter etwas unstete Geselle, ganz gut. Mit 5 bis 6 Beaufort schiebt er uns seit gestern Abend unserem Ziel entgegen und hat uns das bisher höchste Etmal beschert . Das bedeutet auch, dass der Seegang uns wieder zu einer Berg- und Talfahrt einlädt. Amazone und Peter meistern das gemeinsam wunderbar, nur ab und zu ist eine kleine Korrektur erforderlich.

Für uns heißt es wieder aufpassen, hinterrücks geschubst zu werden ist jetzt wieder jederzeit möglich. Gut, dass ich gestern gebacken und vorgekocht habe, das wäre bei diesem Geschaukel beschwerlich und auch gefährlich. In einem Buch habe ich mal ein Foto gesehen, auf dem eine Bordfrau zu sehen war, die mit einem Gurt an ihrem Herd festgebunden war. Kein schöner Anblick für Frauenrechtler, aber sehr sinnvoll. Auf diese Weise hat man beide Hände frei, was bei der Küchenarbeit doch ein ziemlicher Vorteil ist. Ich bin nicht kurz angebunden, sondern versuche mich zwischen Niedergang und Herd zu verkeilen, um einen einigermaßen sicheren Stand zu haben. Es ist trotzdem ein arges Jonglieren, das kochende Wasser in den Becher und nicht daneben zu gießen.

Eine Erläuterung des Passats bin ich noch schuldig. Hier ist sie, aus dem Buch "Blauwassersegeln heute" von Rüdiger Hirche und Gaby Kinsberger ( Eine sehr empfehlenswerte Lektüre - falls jemand auf den Geschmack gekommen sein sollte.): "Der vorherrschende Wind ist der Passat. Die englische Bezeichnung in Erinnerung an frühere Zeiten, als dieser beständige Wind die Route bestimmte, auf der die Handelsschiffe um die Welt segelten, lautet "trade winds" oder einfach "trades". Im Idealfall ist der Passat ein beständiger, gleichmäßiger Wind mitttlerer Stärke, der aus östlicher Richtung zu beiden Seiten des Äquators weht. Die Passat-Zone erstreckt sich nördlich und südlich des Äquators zwischen 5° und 25° Breite. Dazwischen, direkt am Äquator, liegen die so genannten "Doldrums", eine Zone mit leichten, unbeständigen Winden und häufigen Flauten. Auf der Nordhalbkugel weht der Passat aus Ost/Nordost (Nordost-Passat), auf der Südhalbkugel aus Ost/Südost (Südostpassat)."

Im Moment haben wir hier also den Idealfall - beständiger, gleichmäßiger Wind mittlerer Stärke aus Nordost. Seit gestern reicht die Wettervorhersage sogar schon bis zum Ziel. Mit Glück bleibt es beim Idealfall, dann könnten wir am 23.12. in Tobago sein. Hier ist alles blau - die See, der Himmel, die Rettungswesten, die Sitzpolster und mein Trinkbecher auch. Wird Zeit, dass mal wieder etwas mehr Farbe ins Leben kommt. Ich glaub, ich bin auf Farbentzug.

Sonnabend, 20.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 12° 16,0' N; 53° 11,1' W; 14. Etmal 126 sm, 434 sm Rest

Das war wieder eine dieser "Wünsch-Dir-Was-Nächte". Es gab mehrere Sternschnuppen, Wünsche hatte ich parat. Der Wind wehte konstant mit 4 bis 5 Beaufort, Peter hielt ordentlich Kurs. Alles gut. Jetzt sind wir bei 5 Beaufort mit der ausgebaumten Genua ziemlich flott unterwegs.

Wir befinden uns seit gestern Nachmittag im letzten Viertel des Törns. Beim "Großen Fressen" - dem Seemeilenfressen - wird jetzt die Nachspeise serviert. Es ist aber kein Eis, das wir so mir nichts dir nichts weglöffeln könnten. Nein, es gibt Ananas - als ganze Frucht. Da haben wir noch ein bisschen dran zu arbeiten, bis das Mahl beendet ist und die Musik aufspielen kann.

Gleich wird wieder Brot gebacken. Während ich diesen Text schreibe, geht der Hefeteig auf und die Backformen kommen bald in den Ofen. Der Schweiß rinnt jetzt schon in Strömen. Fisch steht übrigens immer noch nicht auf dem Speiseplan - die "Gelbe Wasserpest" verhindert jetzt schon seit einer Woche das Angeln.

Wachen gehen wir getrennt, Schlafdefizit ein bisschen aufholen geht auch nur einzeln, aber in der Zeit von 11 bis 19 Uhr sind wir meistens gemeinsam im Cockpit. Das ist die schönste Zeit des Tages. Wir essen gemeinsam, trinken Kaffee, schmieden Pläne, schweigen oder lesen und schaukeln unserem Ziel entgegen.

Freitag, 19.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 12° 31,9' N; 51° 04,6' W; 13. Etmal 110 sm, 571 sm Rest

Am Etmal von 110 Seemeilen ist es schon zu erkennen: Der Wind war gestern Nachmittag, am Abend und in der Nacht wie vorhergesagt mau. In Beaufort ausgedrückt 3 Windstärken. Hin und wieder starteten wir den Motor, dann und wann briste es etwas auf und unter ausgebaumter Genua ging es durch die Nacht. Am heutigen Vormittag meldete sich der Wind mit ungefähr 4 Beaufort zurück, die Passatbesegelung ist jetzt wieder dran. Die Amazone zieht mit 5 bis 6 Knoten dahin und wiegt sich in den Wellen.

In den nächsten Tagen soll uns laut gestriger Vorhersage der Wind mit 4 - 5 Beaufort voranbringen. Gleich bekommen wir die aktuelle Vorhersage, mal sehen, ob es dabei bleibt.

In den letzten Tagen hatten wir immer mal wieder kurzen Besuch verschiedener Seevögel. Sie umkreisen uns, schauen nach dem Rechten und fliegen wieder davon. Bis auf einen - der zeigte ein ungesundes Interesse an unserer Mastspitze. Hier ist die Amazone sehr empfindlich, weil die filigranen Messinstrumente (Windrichtung und -stärke) sich dort befinden. Es wäre äußerst unangenehm, wenn diese Geräte durch einen Vogel beschädigt würden. Wir hätten nichts dagegen, wenn ein erschöpfter Vogel eine Weile mit uns reisen möchte, aber bitte nicht auf der Mastspitze. Und einen erschöpften Eindruck machte er auch gar nicht, eher interessiert. Da oben dreht sich und blinkt so einiges, das wirkt vielleicht anziehend.

Wir schalten unsere elektrische Sirene an, tuten wie wild mit dem Nebelhorn, rufen laut und wedeln mit Handtüchern, um das Tier von seinem Vorhaben abzubringen. Wieder und wieder umkreist und beäugt er die Mastspitze. Schließlich wird es ihm zu dumm, er fliegt davon, und wir sind erleichtert. Etwas später bemerken wir, dass wir vergessen hatten, die Positionslampe (die Dreifarbenlaterne weiß/rot/grün), die ein segelndes Fahrzeug nach Sonnenuntergang zu führen hat, und die sich ebenfalls im Masttopp befindet, noch eingeschaltet war. Vielleicht hatte dies den Vogel neugierig gemacht.

Donnerstag, 18.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 12° 46,6' N; 49° 13,4' W; 12. Etmal 118 sm, 681 sm Rest

Im Laufe des Abends flaute der Wind leider immer mehr ab, und der Volvo durfte auch mal wieder etwas tun. Diese ganze Dieselbunkerei soll ja auch nicht vergebens gewesen sein. So kamen wir ganz gut voran, unserem Ziel Meile für Meile näher. Je mehr der Wind abnahm, desto mehr beruhigte sich auch die See. Und es gab sogar vier Sternschnuppen für mich! Damit es nicht "Peterchens Mondfahrt" wurde, musste ich hin und wieder leicht korrigierend eingreifen. Bei diesen gelben Pflanzenteppichen kann er eben nicht zeigen, was er wirklich kann. Leider verhindert dieses Zeug auch heute noch das Angeln. Seit fast einer Woche begleitet es uns nun schon. Ob wir auf diesem Törn überhaupt nochmal Angeln können?

Das letzte Drittel dieses Marathon-Törns ist angebrochen. Beim "Großen Fressen" - dem Seemeilenfressen - sind wir sozusagen bei der Käseplatte angelangt, die Nachspeise steht schon bereit. Mit jeder zurückgelegten Seemeile wird es ein wenig wärmer. Die Temperatur beträgt tagsüber 31 oder 32° Grad in der Kajüte. Gestern war wieder Backtag, was bei diesen Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit ist. Gut, dass gestern auch Duschtag war, das brachte ein wenig Erfrischung.

Gerade eben hatten wir netten Funkkontakt mit einem Segler, der etwa zehn Meilen voraus segelt. Wir hatten sein AIS-Signal auf dem Plotter entdeckt - seit Tagen das erste Signal! Und - in welchem Land liegt wohl sein Heimathafen? Richtig - in Frankreich! Er segelt nach Barbados, vielleicht treffen wir ihn irgendwann irgendwo.

Der Volvo schweigt zurzeit - der Wind hat etwas zugenommen, mit der ausgebaumten Genua geht es mit vier Knoten gemächlich voran.

Neben Backen, Kochen, Duschen und Segel wechseln kommen wir auch zum Lesen. Meistens am Nachmittag, wenn alle Pflichten erledigt sind. In dem Buch "Handbuch für den Atlantischen Ozean" von Jane Russell lese ich: "Das größte Problem während dieser mehrere Wochen dauernden Überfahrt ist die Aufrechterhaltung der Moral innerhalb der Crew. Viele, die von einer Rundreise um den Nordatlantik zurückkehren, betrachten diesen Abschnitt im Nachhinein als den Höhepunkt der Reise. Für die meisten wird die Atlantiküberquerung die längste Ozeanetappe ihres Lebens bleiben. Ein Glücksfall also, dass sie meist zu den angenehmsten gehört." Ob wir nach der Rückkehr diesen Abschnitt als "den" Höhepunkt der gesamten Reise bezeichnen werden, weiß ich jetzt natürlich noch nicht. Auf jeden Fall ist er etwas ganz Besonderes für uns - davon können wir unseren Enkeln noch erzählen! Wir fühlen uns in unserem Mikrokosmos sehr wohl - um unsere Moral ist es bestens bestellt!

Mittwoch, 17.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 12° 58,4' N; 47° 12,7' W; 11. Etmal 121 sm, 799 sm Rest

Jetzt müssen wir nur noch von Teneriffa zu den Kap Verden segeln, entfernungstechnisch gesehen, dann sind wir da!

Wie vorhergesagt, hat der Wind im Laufe des gestrigen Tages auf 4 bis 5 Beaufort abgeflaut. Mit ausgebaumter Genua segeln wir in den Sonnenuntergang und durch die Nacht. Vorm Dunkelwerden verkleinern wir aus Sicherheitsgründen regelmäßig die Segelfläche. Wir sind ja nur zu zweit und wenn sich ein Squall ankündigt, muss es mit dem Segelbergen sehr schnell gehen. Wenn wir also nur die Rollreffgenua ausgerollt haben, kann ich diese sehr schnell einrollen, zuvor den Motor starten und das Unwetter über uns hinwegziehen lassen. Aber was ist eigentlich ein Squall? Es sind schwarze Wolken, die Wind bis zu 8 Beaufort und sintflutartige Regengüsse mit sich bringen. Blitz und Donner fehlen, und der ganze Spuk ist meist auch schnell wieder vorbei. Am Tage kündigt sich ein Squall durch engbegrenzte schwarze Wolken , die vom Himmel bis zum Wasser reichen, an. Nachts erscheint ein Squall als Radarecho auf dem Plotterdisplay.

In der letzten Nacht waren mehrere Squalls als Radarecho zu sehen. Die Maschine hatte ich startklar, aber welch glücklich Geschick - die Wolken zogen vor bzw. hinter uns durch. Peter hat mir die Arbeit an der Pinne abgenommen. Ab und zu habe ich ihn gefragt: "Na Peter, wo soll es denn hingehen?" Das reichte meist schon und er hielt wieder Kurs. Ansonsten musste ich nur hin und wieder etwas korrigierend oder unterstützend eingreifen, alles kein Problem und ruck zuck war meine Nachtwache beendet.

Jetzt segeln wir wieder unter der Passatbesegelung - also mit zwei ausgebaumten Vorsegeln. Die gestrige Wettervorhersage hat auch für die nächsten Tage Wind von 4 bis 5 Beaufort aus östlicher Richtung vorhergesagt. Gleich bekommen wir "frisches Wetter", mal sehen, ob es dabei bleibt.

Zum Thema "Schädlinge an Bord" hatte ich ja schon Kakerlaken und Rüsselkäfer erwähnt, auch Mausefallen haben wir dabei. Aber gestern hat Ingo einen Artikel gelesen, der mir einiges Unbehagen bereitet. Dort stand: "Ratten sind sehr gute Schwimmer, und sie können über die Ankerkette an Bord klettern. Am besten fängt man sie in einer Lebendfalle und harpuniert oder erschlägt sie." Eine Harpune haben wir nicht dabei. Erschlagen wird hier an Bord höchstens mal ein zuvor betäubter Fisch aber sonst niemand. Wie habe ich mir das überhaupt vorzustellen? Die Ratte, wenn sie denn überhaupt in eine Falle ginge, verharrt dort brav und still, bis Ingo ihr eins überbrät? Ich glaube, ich warte auf die nächste Sternschnuppe, mir ist da gerade ein Wunsch eingefallen.

Heute habe ich mal das Cockpit verlassen und habe einen kleinen Rundgang an Deck gemacht. Ich musste mal raus - mal was anderes sehen.

Dienstag, 16.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 13° 12,5' N; 45° 9,8' W; 9. Etmal 125 sm, 920 sm Rest

Auch die letzte Nachtwache war anstrengend. Aber diesmal habe ich Peter nicht bei der Arbeit überwacht und hin und wieder eingegriffen. Nein, diesmal durfte ich selbst steuern. Und zwar wegen der immer noch vorhandenen gelben "Wasserpest", die sich in Peters Ruderblatt verfangen oder das Ruderblatt an die Wasseroberfläche schwingen lässt, wo es natürlich wirkungslos ist. Zunächst kam die Windfahnensteuerung noch ganz gut zurecht, aber dann luvte Amazone immer mehr an, und ich musste Peter aus dem Dienst entlassen. Das ist für mich insofern fatal, als das ich ihn nicht wieder eingestellt bekomme. Ingo hantiert und macht in einer solchen Situation und bekommt es wieder hin. Ich aber nicht. Wecken wollte ich Ingo auch nicht, der elektrische Autopilot sollte geschont werden, blieb also nur noch die Möglichkeit, selbst die Pinne in die Hand zu nehmen.

Da war ich ja neulich noch ganz wild drauf - selbst steuern, geil! Na ja, nach vier Stunden, zum Wachwechsel, war mein Bedarf, an der Pinne zu sitzen, gedeckt. Ingo hat Peter gleich wieder in Gang bekommen, und seitdem arbeitet die Anlage ohne Tadel. Amazone und Peter könnten ein Traumpaar sein, wenn, ja wenn nicht dieses gelbe Zeugs hier überall herumschwimmen würde. Davon habe ich noch nie etwas gehört oder gelesen. Ist das hier immer vorhanden oder ist es dieses Jahr besonders viel und vor allem, was genau ist das eigentlich. Ich muss das mal googlen.

Die Wettervorhersage hatte für heute Vormittag östlichen Wind von 5 Beaufort mit Böen von 6 bis 7 vorhergesagt. So kam es dann auch, Wind und Seegang nahmen zu. Zu meiner Überraschung hat Peter diese Veränderungen sehr gut gemeistert. Ab und zu hat er enorm angeluvt (hat in die Richtung gesteuert, aus der der Wind kommt). Ich habe ihn beobachtet, wie er vom rechten Pfad abkam, ihn machen lassen, gut zugeredet und gehofft, dass er sich "wieder einkriegt". Und tatsächlich - er kam brav auf die ideale Kurslinie zurück. Unser Peter hat also menschliche Züge...

Die hohe See hat Amazone einmal so hart und weit auf die Seite gelegt, dass die Fenster im Aufbau im unteren Drittel im Wasser waren. Es ist aber nichts passiert. Zum Glück saß gerade niemand auf der Toilette, die- oder derjenige wäre glatt mit der Klobrille hinweggefegt worden. Bei diesem Seegang muss man ständig damit rechnen, dass man hinterhältig und sehr heftig geschubst wird. Bestes "Platzwundenwetter" - da heißt es immer, immer auf der Hut sein und immer mit einer Hand irgendwo festhalten. Bei solchen Bedingungen wird eine so einfache Sache wie Zähneputzen zum Abenteuer.

Gestern hatte ich einen Traum - ich war joggen am Werdersee. Mein Gott.

Montag, 15.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 13° 30,5' N; 43° 2,3' W; 9. Etmal 131 sm, 1.045 sm Rest

Hurra, heute ist Bergfest! Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Wir haben weniger als die Hälfte vom Proviant, Wasser und Diesel verbraucht. Nur das frische Obst und Gemüse gehen rapide zur Neige, da müssen demnächst die Konserven dran glauben. Die Schapps waren zu Beginn der Reise vollgestopft mit Knäckebrot, Keksen, Kaffee, Tee, Milch, Müsli etc. Jetzt klaffen große Lücken, was leider den Nachteil hat, dass bei diesem Seegang, der hier herrscht, einiges klappert, klopft und nervt. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, muss "beruhigt" werden, weil das Gepolter und Geklapper am Schlafen hindert. Wir haben heute Morgen umgestaut, Lücken geschlossen und - so hoffen wir - für Ruhe gesorgt.

Es ist schön, hier zu sein - es wäre aber auch schön, irgendwann anzukommen. Die Reiseführer werden schon hervorgeholt und die schönen Bilder von Tobago lassen die Vorfreude riesig werden. U. a. heißt es da: "Die kleine Idylle mit schönen Stränden, fantastischen Tauchgründen und dem ältesten Regenwaldschutzbiet des Westens ist ein Paradies für Naturfreunde." und weiter: "Hier findet man Ruhe und Beschaulichkeit, Natur pur, eine Unterwasserwelt, die zu den aufregendsten der Karibik zählt, und für jeden Gast mehr als 1 km herrlichen Strandes."

Die letzte Nachtwache war ziemlich anstrengend - an Dösen oder im Schein der kleinen roten Lampe zu lesen, daran war nicht zu denken. Konfuser Seegang und der böige Wind von 6 Beaufort schräg von achtern führten zu unangenehmen Bootsbewegungen. Manchmal holte Amazone soweit über, dass das Wasser übers Deck rauschte. Das war auch für unseren Peter nicht leicht. Ihn zu bewegen, auf Kurs zu bleiben, nicht übers Ziel hinauszuschießen, damit ja nicht das ausgebaumte Vorsegel back steht (den Wind von der falschen Seite bekommt), Kompass, Windrichtungsanzeige und Display vom Plotter im Blick behalten - damit war ich sehr gut beschäftigt, und im Nu war schon wieder Wachwechsel.

Seit drei Tagen fahren wir durch riesige gelbe Tang- oder Algenteppiche. Zunächst haben wir deshalb das Angeln aufgegeben, weil sich dieses Zeug im Köder verheddert hatte. Jetzt haben wir festgestellt, dass Peters "Eierei" auf diese Pflanzen zurückzuführen ist. Büschelweise hängt es im Ruderblatt der Selbststeueranlage und verhindert so eine einwandfreie Funktion. Sorry Peter, Du kannst wirklich nichts dafür! Im Moment steuert unser alter Autopilot, und wir hoffen, dass diese Pflanzen bald wieder verschwinden.

Die neue Wettevorhersage haben wir schon - es bleibt bei 4 bis 5 Beaufort, in Böen 6 aus Ost.

Was machen die Fliegende Freunde? Sie wagen sich jetzt schon bis ins Cockpit! Beim Wachwechsel letzte Nacht fliegt so ein kleiner Kerl zwischen Ingo und mir hindurch und landet unsanft am Kajütaufbau. Er hat den Aufprall offenbar überlebt und Ingo befördert ihn dorthin, wo er herkam. Ein großes Exemplar lag wieder auf dem Vordeck - der Kandidat war allerdings schon steifgetrocknet. Leichen pflastern unseren Weg, sozusagen.

Sonntag, 14.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 13° 52,8' N; 40° 49,80' W; 8. Etmal 130 sm, 1.176 sm Rest

Wie vorhergesagt, frischte der Wind auf 5 Beaufort auf, und wir düsten mit der Passatbesegelung flott durch die Nacht. "Peter" hält die Amazone weiterhin relativ stabil auf Kurs. Er hat jetzt auch einen Nachnamen: "Eiermann" - er eiert eben zwischendurch herum. An Land hieße das: Schlangenlinie gefahren - Führerschein in Gefahr. Aber nein, wir wollen mal nicht so streng mit ihm sein. Weder Ingo noch ich könnten bei diesem Seegang auch nur annähernd so genau den Kurs halten, wie er das macht. Wir sind froh, dass es ihn gibt.

Während fast jeder Nachtwache sehe ich Sternschnuppen. Allmählich gehen mir die Wünsche aus.

Besonders wichtige Wünsche kommen dann eben mehrmals dran. Im Salon baumelt seit unserer Abreise ein Bananen-Kronleuchter. Wir hatten eine halbe Bananenstaude mit etwa 40 Bananen gekauft und diese an dem Haken, an dem sonst die Petroleumlampe hängt, festgebunden. Seit zwei Tagen ernten wir fleißig. Wie die Wurzeln und die Tomaten, die wir auf dem Markt in Mindelo gekauft haben, schmecken auch die Bananen sehr lecker, zuckersüß.

Eher zufällig haben wir festgestellt, dass heute der 3. Advent ist. Advent - das ist für uns so weit weg, wie für die Daheimgebliebenen Sonnencreme, Oben-Ohne-Segeln und Nachttemperaturen von 26° Celsius. Immerhin haben wir in Mindelo einige schöne Fotos von Adventsgestecken und Weihnachtsmärkten per Mail geschickt bekommen, und wir wünschen allen eine schöne Adventszeit!

Der Wind kommt zurzeit genau von achtern, der Seegang schräg von achtern. Unser Mast bewegt sich im Rhythmus der Wellen wie das Pendel einer Uhr. Der Laptop, auf dem ich gerade schreibe, steht im Salon auf einer rutschfesten Unterlage, sonst bekäme der Begriff "Computerabsturz" eine ganz neue Bedeutung. Die Wettervorhersage ist weiterhin günstig und wir kommen gut voran.

Zum Schluss noch die aktuelle Lage bei den Fliegenden Fischen: Heute Morgen hat Ingo auf dem Vordeck wieder ein sehr großes Exemplar gefunden. Leider ist der Preis schon vergeben und der Wettbewerb beendet, das hat sich wohl noch nicht herumgesprochen. Jedenfalls schließe ich Nachts immer das kleine Aufstellfenster im Bad - denn den Preis für "Wer-Fliegt-Als-Erster-In-Das-Waschbecken-Der-Amazone" wollen wir nicht vergeben!

Sonnabend, 13.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 14° 08,9' N; 38° 35,8' W; 7. Etmal 120 sm, 1.306 sm Rest

Durch die letzte Nacht sind wir geschlichen. Mehr als drei Knoten Fahrt war bei dem schwachen Wind nicht drin. Die ausgebaumte Genua flappte und unser "drittes Besatzungsmitglied" Peter, dieses kleine Sensibelchen, hatte einige Mühe, die Amazone unter diesen Bedingungen einigermaßen auf Kurs zu halten. Gegen Morgen besserte sich die Lage, der Wind frischte auf, und es ging flotter voran. Immerhin ergab es noch ein dreistelliges Etmal.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist gut. Der Wind, der jetzt mit ungefähr 3 bis 4 Beaufort direkt aus Osten weht, soll etwas zunehmen und relativ konstant sein. Wir laufen jetzt unter der Passatbesegelung, d. h. mit zwei Vorsegeln. Die Amazone rollt im Seegang mal mehr und mal weniger heftig. Das hat auch mit ihrer Bauweise etwas zu tun - das schmale Heck begünstigt die Rollbewegungen.

Seit fast einer Woche haben wir kein AIS-Signal eines anderen Schiffes oder eines Segelbootes mehr auf dem Plotter ausmachen können. Der letzte Kontakt war am zweiten Tag nach unserer Abreise. Ein Fischer drehte seine Kreise, und wir sind ihm ausgewichen. Riesig viel Wasser hier, weit und breit nur zwei Fahrzeuge und die beiden kommen sich so nahe. Unglaublich, oder?

Nachts läuft das Radargerät, auf dem Display des Plotters sind die Radarechos als rosa Punkte, Halbkreise oder große Flächen zu sehen. Rosa Punkte könnten andere Boote sein, hier sind sie die Spitzen der ganz hohen Wellen, Halbkreise wären andere Schiffe und große Flächen stellen Regengebiete dar. Gestern Abend gab es achteraus eine solche große Fläche, hatte ein bisschen die Form des afrikanischen Kontinents. Eingeholt hat sie uns nicht, alles trocken geblieben - der Regen fiel ins Meer.

Etwas Neues von den Fliegenden Fischen? Ja! Es gibt wieder einen 1. Preis, diesmal in der Disziplin "Größter-Je-An-Deck-Der-Amazone-Gelandeter-Und-Nicht-Zurück-Ins-Wasser-Gezappelter-Fliegender-Fisch". Das Prachtexemplar hatte die Größe einer kleinen Makrele. Sein Rücken schimmerte bläulich, der Bauch ist silberfarbig. Wir haben ihn heute nach Sonnenaufgang an Deck gefunden. Auch er hat eine Seebestattung bekommen. Es ist auch wieder ein (kleiner) Fliegender Fisch auf dem Kajütsdach gelandet. Der Sieger dieses Wettbewerbs steht aber ja schon fest. Ein zweiter Preis ist nicht vorgesehen und so bleibt für den armen Kerl nur das nasse Grab. Tagsüber können wir die Fliegenden Fische beobachten. Sie schießen plötzlich aus dem Wasser, schwirren mit ungeheuer schnellen Flügelschlägen knapp oberhalb der Wasseroberfläche dahin, um einige Meter weiter wieder abzutauchen. Seltsame Tiere.

Aber nicht nur Fliegende Fische besuchen uns regelmäßig. Heute kam ein Weißschwanz-Tropikvogel, gut zu erkennen an seiner überlangen Schwanzfeder, vorbeigeflogen und drehte einige Runden um die Amazone.

Freitag, 12.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 14° 22,4' N; 36° 32,9' W; 6. Etmal 123 sm, 1.426 sm Rest

Gegen Abend frischte der Wind auf, und wir segelten im Mondschein mit der ausgebaumten Genua durch die sternenklare Nacht. Die Windfahnensteuerung, die wir "Peter" getauft haben (nach dem Konstrukteur Peter Foerthmann), hält die Amazone sehr gut auf Kurs. Nur ganz selten sind kleine Korrekturen nötig. Als der Wind im Laufe des Vormittags etwas drehte und wir einen Halbwind-Kurs bis Raum-Schots-Kurs hatten, setzte Ingo auch  das Großsegel. Wir düsen jetzt mit 5 bis 6 Knoten durch das extra-blaue Wasser. Der Seegang ist moderat, die Sonne scheint.

Heute war wieder Back-Tag. Aus einer Flasche Mehl kann ich zwei Brote backen. Eines ist ein Zwiebel-Knoblauch-Brot. Zwiebeln und Knoblauch sind gesund, lange haltbar und unser Verbrauch ist beeindruckend. Etwaiger Mundgeruch o. ä. stört hier an Bord niemanden, andere Menschen, die sich daran stören könnten, sind über 1.200 Kilometer weit entfernt (Kap Verden), bzw. 2.600 Kilometer (Tobago). Wir sind heute den siebten Tag unterwegs, solange nonstop wie noch nie zuvor. 1/3 der Strecke liegen in unserem extra-tiefen und wunderschön blauem Kielwasser.

Gibt's etwas Neues von den Fliegenden Fischen? Ja! Erstmals hat es ein Exemplar bis auf das Kajütsdach geschafft. Dafür gibt es den 1. Preis im "Höher-Weiter-Und-Schon-Vertrocknet"-Wettbewerb mit anschließender Seebestattung.

Die Bordroutine hat sich eingestellt, zu den Wachablösungen werden wir schon ohne Weckruf wach. Allerdings haben wir uns selbst einen Schwierigkeitsgrad eingebaut: In Tobago müssten wir wieder an der Uhr drehen, und zwar drei Stunden zurück. Damit sind wir dort fünf Stunden hinter der Zeit in Deutschland zurück. Wir haben uns überlegt, schon jetzt auf der Reise die Uhr um eine Stunde zurück zu stellen, bleiben dann noch zwei am Ziel. Zeit geschenkt bekommen, ist ja eigentlich etwas Schönes. Wenn man Wache hat und sich auf die Ablösung und die Koje freut, eher nicht. Deshalb haben wir die "Amazonen-Zeit" gestern Nachmittag eingeführt, als wir beide munter im Cockpit in der Sonne saßen.

Wenn wir nicht gerade getrennt Wache gehen oder einer versucht, sein Schlafdefizit ein bisschen auszugleichen, reden wir viel miteinander. Über Vergangenes, das Hier und Jetzt , über die Zukunft, über alles Mögliche. Es wird auch viel gelacht, manchmal auch ein bisschen geweint (nur ich!). Segeln - der kürzeste Weg zur Dir selbst.

Donnerstag, 11.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 14° 36,6' N; 34° 26,1' W; 5. Etmal 112 sm, 1.538 sm Rest

Es läuft nicht ganz rund. Der Server unseres Satellitentelefons, unserer Nabelschnur zum Land, hatte gestern offenbar Probleme. Wir konnten am Nachmittag die Wettervorhersage nicht bekommen. Unser Homeoffice in Person von Henning und Malte war schon besorgt, weil kein Bericht von hoher See per Mail bei ihnen eingegangen war. Wir hatten den Bericht gestern Nachmittag abgeschickt, angekommen ist er dann erst heute Vormittag. Mit der Wettervorhersage hat es heute wieder geklappt, und dieser Bericht kommt hoffentlich auch pünktlich zu Hause an.

Das Problem scheint also gelöst und lag zum Glück nicht an unserer Hard- und Software an Bord. Zu dieser Erkenntnis konnten wir leider erst heute kommen. Gestern hatte Ingo noch den Fehler hier stundenlang vergeblich gesucht.

Heute Nacht gab es ein weiteres Problem: Es piept dreimal kurz, dann ist die Amazone ohne Strom für die Navigationsinstrumente, ein Blackout sozusagen. Grund war der Motor des elektrischen Autopiloten - er hat einen Kurzschluss verursacht. Ingo hat die Sicherung des Sicherungsautomaten wieder reingedrückt, so dass alle Navigationsgeräte wieder funktionierten - bis auf den erst ein Jahr alten Stellmotor des Autopiloten. Dass der Stellmotor vielleicht Probleme mit seinem Getriebe haben könnte, das im Wesentlichen aus Plastikzahnrädchen besteht, hatten wir befürchtet. Dass sein Motor den Geist aufgeben könnte, damit hatten wir nicht gerechnet. Wir haben einen zweiten, sehr sehr alten dabei und dieser Oldie nimmt dann klaglos den Dienst auf. Er kennt das schon - letztes Jahr hat er seinen ersten Nachfolger auf dem Weg nach Norwegen vertreten müssen. Dieser war kurz nach Fahrtantritt unpässlich und knirschte nur noch laut.

Immerhin frischte der Wind in der Nacht auf, so dass wir mit der ausgebaumten Genua um die 4 - 5 Knoten Fahrt machten. Am Vormittag haben wir den Gennaker gesetzt, dadurch machten wir um die 6 Knoten Fahrt. Leider mussten ihn aber nach einer Stunde wieder einrollen, weil er wegen des Seegangs oft einfiel und doch sehr am Rigg zerrte. Jetzt segeln wir wieder mit der ausgebaumten Genua bei raumem Wind von etwa 4 Beaufort und kommen mit 4 - 5 Knoten einigermaßen voran. Unseren Oldie-Autopiloten schonen wir - die Windfahnensteuerung hält die Amazone auf Kurs. Sie benötigt zwar keinen Strom, aber bei sehr leichtem Wind kann sie nicht so exakt steuern.

Ein großer Fliegender Fisch hatte gestern Nacht auch ein Problem, das er allerdings gelöst hat: Mit einem "Plopp" war er an Deck gelandet und hat sich tatsächlich zurück ins Wasser gezappelt. Gratulation!

Die aktuelle Wettervorhersage sagt weiterhin eher schwache Winde um 4 Beaufort für die nächsten Tage voraus. Langweilig wird es uns nicht - an Bord ist alles wohlauf!

Mittwoch, 10.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 14° 52,8' N; 32° 31,7' W; 4. Etmal 91 sm, 1.650 sm Rest

Schon etwas deprimierend, ein zweistelliges Etmal. Immerhin sind es noch 91 Seemeilen geworden, da in der Nacht gegen 4.00 Uhr etwas Wind aufkam. Beim Wachwechsel im fahlen Mondlicht hat Ingo das Großsegel gesetzt und die Genua ausgerollt. Mit ca. 4 Knoten zuckelten wir durch die Nacht, und gegen Morgen nahm der Wind noch leicht auf 3 bis 4 Beaufort zu. Unsere Strategie, weiter südlich ein bisschen Wind zu bekommen, schien aufgegangen zu sein. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, im Laufe des Vormittags nahm der Wind wieder ab. Geduld ist gefragt. Nach der letzten Wettervorhersage, die wir gestern Abend bekommen haben, soll heute der Tag mit dem wenigsten Wind sein. Ab morgen geht es vielleicht schon besser voran.
Ich habe derweil ein Zwiebelbrot gebacken, es duftet herrlich.

Dienstag, 09.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 15° 35,4' N; 31° 00,4' W; 3. Etmal 100 sm, 1.741 sm Rest

Dieses große Schwachwindgebiet, in dem wir uns seit gestern befinden, hätten wir gerne einige Seemeilen achteraus gelassen. Leider hat das nicht geklappt - wir sind mittendrin und dass wohl noch bis Freitag. Bei 2 bis 3 Windstärken hängen das Großsegel und die Genua nur lustlos herum. Durch die Schiffsbewegungen, verursacht durch die stetige Atlantikdünung, flappen und knallen sie enorm. Das geht nicht nur aufs Material, sondern auch gehörig auf die Nerven. Irgendwann im Laufe der Vormittags schläft der Wind ein, und wir nehmen das Großsegel herunter und rollen die Genua ein. Wir starten den Motor, um bei geringer Drehzahl wenigstens etwas Fahrt im Schiff und das Gefühl zu haben, es geht voran, wenn auch nur im Schneckentempo. Auf der Suche nach dem Passat, der uns hier eigentlich mit 5 - 6 Beaufort voranbringen sollte, schleichen wir mit 3,5 Knoten Fahrt durchs Wasser (4 Knoten über Grund). Wir fahren seit gestern Abend Kurs 245° - also südlicher als ursprünglich, in der Hoffnung, weiter südlich mehr Wind zu erwischen.

Eine Flaute ist schwer auszuhalten. Eine kleine Abwechslung brachte da ein Bad im Atlantik. Das war eine herrliche Erfrischung. Anschließend eine schöne Dusche, eine Tasse Kaffee, ein paar Kekse - und schon sieht die Welt wieder anders aus.

Montag, 08.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 16° 15,2' N; 29° 19,3' W; 2. Etmal 113 sm, 1.841 sm Rest

Am späten Nachmittag haben wir gestern mal wieder Anglerglück gehabt. Eine große Goldmakrele ist auf den Köder hereingefallen und hat herzhaft zugebissen. Wir haben dem Tier etwas hochprozentigen Schnaps ins Maul gegeben, so dass es sofort betäubt war und keinen Widerstand mehr leisten konnte. Als es in unserem Cockpit lag und uns mit seinem großen, klaren Auge vorwurfsvoll ansah, bekam ich ein schlechtes Gewissen, und als Ingo das Messer ansetzte, sagte er zu dem Tier: "Guck mich doch nicht so an." Beim Einkaufen im Supermarkt legen wir ohne einen Gedanken an die Tiere zu verschwenden die tiefgefrorenen Teile, die nicht mehr wie ein Fisch aussehen, in unseren Einkaufswagen. Auge in Auge mit dem getöteten Wesen, ist es etwas ganz anderes. Wie dem auch sei, er hat sehr gut geschmeckt. Heute brauchen wir nicht zu angeln, denn es ist noch ein großes Stück Filet in der Kühlung.

Aus dem galoppierenden Mustang mit Schaum vor dem Maul ist im Laufe des gestrigen Abends ein locker trabender Gaul geworden. Als der Gaul in der Nacht immer langsamer wurde und schon zu grasen anfing, haben wir für eine kurze Zeit den Motor mit niedriger Drehzahl mitlaufen lassen.

Wir bekommen jetzt immer abends die aktuelle Wettervorhersage. Dieser konnten wir entnehmen, dass das große Schwachwindgebiet, das eigentlich einige Seemeilen achteraus sein sollte, schneller vorangezogen ist, als zunächst vorhergesagt. Mindestens bis Donnerstag werden wir wohl mit sehr wenig Wind auskommen müssen. Jetzt gerade weht ein laues Lüftchen, und wir kommen mit dem Großsegel und der ausgerollten Genua bei halbem Wind mit 4 bis 5 Knoten einigermaßen voran.

An Bord ist alles wohlauf.

Sonntag, 07.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 16° 31,8' N; 27° 23,0' W; 1. Etmal 132 sm, 1.954 sm Rest

Leider konnte ich nicht mehr alle Mails und whatsapp-Nachrichten beantworten, die wir zum Start der Atlantiküberquerung gestern noch bekommen haben, weil die Internetverbindung plötzlich nicht mehr möglich war. Das Netz ist auf den Kap Verden extremen Schwankungen unterworfen, was Verfügbarkeit und Geschwindigkeit angeht.

Deshalb bedanken wir uns an dieser Stelle für die vielen guten Wünsche, die uns begleiten. Es tut gut zu wissen, dass so viele Menschen uns die Daumen drücken!

Da war er nun - der Moment des Leinenloswerfens für den Marathon über den Atlantik. Das "Große Fressen" - Seemeilenfressen - konnte beginnen. Laut Plotter liegen 2.096 Seemeilen vor unserem Bug. So ist es wohl mit den großen Momenten im Leben: sie werden lange ersehnt und wenn sie dann da sind, sind sie gar nicht so spektakulär und ruck-zuck auch schon vorbei. Es war auf jeden Fall sehr windig, es stand ordentlich Schwell und Strömung im Hafen. Die Leinen waren alle los, nur ich musste über den Bug noch an Bord klettern. Das war aber gar nicht so einfach. Amazones Bug schaukelte wild auf und ab. Sie erinnerte mich in diesem Augenblick an einen wilden Mustang, der Angst um seine Freiheit hat. Letztlich bin ich gut an Bord gekommen, eine andere Seglerin hat mir bei der Zähmung von "Blue Beauty" geholfen und uns eine gute Reise gewünscht. Der Skipper hat kräftig rückwärts gegeben, die Reise konnte beginnen.

Zwischen den Inseln Santo Antao und Sao Vicente muss wegen des hier auftretenden Düseneffekts mit Wind von bis zu 8 Beaufort gerechnet werden. Darauf waren wir vorbereitet, haben die Genua nicht ganz ausgerollt und haben uns vom Düseneffekt hinaus auf den Atlantik schieben lassen. "Schieben lassen" klingt sehr gemütlich, Hexenkessel trifft es eher. Die Wellen türmten sich zu wahren Gebirgen auf, die lärmend hinter Amazones Heck brachen. Neptun hat sich nicht damit zufrieden gegeben, hier und da ein bisschen Gischt an Deck zu spucken - diesmal spuckte er das Wasser gleich ins Cockpit. Schöner Nebeneffekt dieser Rauschefahrt: auf der Logge - unserem Geschwindigkeitsmesser - sah ich sagenhafte, unglaubliche, phantastische, noch nie dagewesene 9,1 Knoten Fahrt! Hei, da hatte es aber jemand eilig. Der wilde Mustang galoppierte sozusagen die ersten Meilen durch die See.

Gegen Abend nahmen Wind und Wellen ab, der Regen, der zwischenzeitlich eingesetzt hatte, hörte auf, und wir segelten mit ausgebaumter Genua in den Sonnenuntergang. Die Nacht verlief ruhig. Im Laufe des heutigen Vormittags nahm der Wind weiter ab, und Ingo ist jetzt gerade dabei, die Genua 3 zu setzen. Wir segeln dann mit zwei Vorsegeln, unserer Passatbesegelung. Das hatten wir ja auf dem Törn von Lissabon nach Porto Santo schon ausprobiert.

Unser 1. Etmal (Distanz, die ein Schiff von 12 Uhr Mittag bis zum nächsten Tag um 12 Uhr Mittag zurücklegt) ist mit 132 Seemeilen gar nicht übel. An Bord ist alles wohlauf.

Sonnabend, 06.12.2014

Seit wann läuft eigentlich alles auf diesen Moment zu, den Moment des tatsächlichen Leinenloswerfens hier in Mindelo zur Atlantiküberquerung auf eigenem Kiel? Seit Mama und Papa mich schon als kleines Kind mit dem Wassersportvirus angesteckt haben? Seit Ingo und ich uns kennenlernten und feststellten, den gleichen Traum zu träumen? Seit unseren Reisen mit Amazone nach Norwegen? Oder erst seit Ende 2012/Anfang 2013, als nicht mehr alles so schön rund lief, wie sonst immer?

Wie heißt es bei der Gruppe Wolfsheim in ihrem Lied "Kein Zurück": "Du schiebst Deine Träume endlos vor Dir her. Du willst noch leben irgendwann, doch wenn nicht heute, wann denn dann? Irgendwann ist auch ein Traum zu lange her."

Genug philosophiert - wir sind startklar, das Abenteuer geht in die nächste Runde! Gleich segeln wir los und hoffen, noch kurz vor Weihnachten auf Tobago zu sein. "Berichte von hoher See" wird es sicher auch hin und wieder geben.

Auf geht's - LET'S GO WEST!

 

Donnerstag, 04.12.2014

Nachdem wir hier in Mindelo einiges erledigt haben, steht heute ein Besuch der Nachbarinsel Santo Antao auf dem Programm. Die Amazone kann sich vor ihrem Marathon über den Atlantik noch ausruhen - wir fahren mit der Fähre. In Porto Novo auf Santo Antao angekommen, werden wir gleich am Hafen von einer Menschentraube von Taxi- und Kleinbusfahrern bestürmt, doch bitte mit ihnen eine Rundfahrt zu unternehmen. Wir sind uns unschlüssig, entscheiden uns dann aber, mit einem Taxi zum 40 km entfernten Kraterrand des Pico da Cruz zu fahren. Der Pico da Cruz ist 1.545 m hoch, und man kann vom Kraterrand aus durch einen herrlichen Wald spazieren. Den Rückweg zum Hafen wollten wir dann mit einem Sammeltaxi fahren.

Leider war die Spitze des Pico da Cruz heute in dicke Wolken gehüllt. Daher gab es leider keine schönen Ausblicke in den Krater, vom Wald und dem Tal war nichts zu sehen. Es war dort oben feucht, kalt und ungemütlich. Wir haben deshalb unseren Plan geändert. Unser Taxifahrer hatte auch gerade nichts anderes vor, und so hat er uns munter im Norden und Osten der Insel durch die verschiedenen Dörfer und zu den besonders schönen Orten kutschiert.

Sehr gut hat es uns in Ponta do Sol im Norden gefallen. Dort gibt es einen kleinen Fischerhafen, in dem wirklich noch Fischer mit ihren Booten anlanden. Das Dorf ist so gut wie gar nicht touristisch erschlossen, und sechs der acht heute anwesenden Touristen saßen in dem einzigen Restaurant, das es dort gibt. Allein dieses Restaurant, mit seinen leckeren Fischgerichten, wäre einen Besuch in Ponta do Sol wert gewesen. Aber den Fischern bei der Arbeit zuzusehen war auch ein besonders schönes Erlebnis. Wir können nur hoffen, dass sich dieser Ort seine Ursprünglichkeit noch lange bewahren kann. Es entstehen gerade einige Neubauten, wahrscheinlich Hotels - das lässt nicht unbedingt Gutes erahnen.

Ein weiteres Highlight war ein Stopp in Xoxo, einem  Dorf südlich von Ponta do Sol. Djeison, unser Taxifahrer, hat uns dort hingeführt, und die Atmosphäre hat uns sofort gefangen genommen. Es ist schwer zu beschreiben - dieser Ort mit der äußerst üppigen Vegetation und dem kleinen rauschenden Bach ist einfach zauberhaft.

Wir haben noch die Orte Ribeira Grande und Paul besucht, in dem Ort Sinagoga die wilde Brandung bestaunt, und sind dann wieder am Hafen angelangt. Wir wollten schließlich pünktlich dort sein, um die Fähre zurück nach Mindelo nicht zu verpassen.

Aber was für ein Schreck - von der Fähre ist nichts zu sehen. Als wir am Schalter in der Wartehalle nachfragen, bittet man uns um unsere Tickets. Sie werden kurzerhand einbehalten, und uns wird der Fahrpreis erstattet. Wir wollen aber gar nicht das Geld zurück, sondern nach Mindelo zurückfahren. Die Mitarbeiterin erklärt uns, dass es ein Problem mit dem Schiff gebe und es deshalb heute nicht mehr fahren würde. Ach du liebe Zeit! Tausend Gedanken flitzen durch meinen Kopf - gibt es hier überhaupt ein Hotel, und eine Zahnbürste habe ich auch nicht dabei. Aber nein, es gibt ja noch die Schnellfähre. Die Fahrkarten sind zwar etwas teurer, und wir müssen 1,5 Stunden bis zur Abfahrt warten - aber immerhin fährt noch ein Schiff zurück. So sind wir doch noch nach diesem schönen und erlebnisreichen Tag gut zurück an Bord gekommen.

 

Im Vordergrund die "Takamaka" und zwei Boote weiter die "Amazone":

 

Ingo und unser Taxifahrer Djeison:

 

Der grüne Norden Santo Antaos:

 

Beeindruckende Schluchten:

 

Auf dieser gepflasterten Straße fuhren wir vom Hafen Richtung Norden:

 

 

In Ponta do Sol: Ein spektakulärer Hafen, der nur von einheimischen Fischern mit ihren bunten Holzbooten angelaufen werden kann - und das auch nur bei Niedrigwasser. Auch für sie ist die Einfahrt um die Klippen, die teilweise unter Wasser sind, halsbrecherisch:

 

 

Der zauberhafte Ort Xoxo:

 

Mittwoch, 03.12.2014

 

Die Grillparty, die der hiesige Trans-Ocean-Stützpunktleiter, Milan, organisiert hat, war super! Es gab Thunfisch-Sushi und gegrilltes Thunfischfilet. Es lecker zu nennen, wäre stark untertrieben. Aber im Mittelpunkt stand natürlich nicht das Essen, sondern der Austausch mit den anderen Seglerinnen und Seglern. Wir haben einen Bremer kennengelernt, der hier in Mindelo auf seiner Yacht lebt, Salzbuckel (sehr erfahrene Hochseesegler, Anm. d. Redak.) haben aus ihrem Erfahrungsschatz erzählt, und wie es ist, mit vier Kindern auf Langfahrt unterwegs zu sein, konnten wir live erleben. Die ältesten Kinder, ein Zwillingspaar, ist schulpflichtig, bei einer Fernschule angemeldet und sie werden von ihren Eltern unterrichtet. Es gibt Lehrpläne und Prüfungen. Die Familie hat auch einen Blog: http://outer-rim.co

Hier in der Marina liegen Boote aus den USA, Neuseeland, England, Spanien, Portugal, der Türkei, der Schweiz, Österreich, Polen, Dänemark, Norwegen, Schweden, Belgien, den Niederlanden, Frankreich und - ganz exotisch - aus Bayern. Der Anteil der französischen Yachten liegt grob geschätzt bei ca. 70 %. Die Tricolore ist allgegenwärtig, und flattert manchmal in Bettlakengröße am Heck. Einem Gerücht zufolge, hat alles, was ein Boot besitzt, Frankreich verlassen, da petit Monsieur Sarkozy an die Macht zurückdrängt. Der hohe Anteil an Franzosen könnte aber auch durchaus darin begründet sein, dass ca. die Hälfte aller europäischen Segelboote in Frankreich beheimatet ist und die französischen Arbeitnehmer einen gesetzlichen Anspruch auf eine 12 monatige Auszeit haben.

Wir haben die drei Jungs von der "Cello", die sich heute auf den Weg in die Karibik machen, verabschiedet. Der Abschied hat uns traurig gemacht, weil wir mit Raimund, Siggi und Robert gerne noch mehr Zeit verbracht hätten. Immerhin können wir übers Internet in Kontakt bleiben. Natürlich haben auch sie einen Blog: https://sail.robotniko.de

Über die Abreise der "Cello" tröstet uns die Ankunft der "Takamaka" hinweg. Jonathan, sein Papa Axel und Kumpel Jojo haben gestern Abend hier in der Marina festgemacht. Mal hören, was es so zu berichten gibt, was wir noch nicht in seinem Blog gelesen haben. Sie kommen gleich auf ein Bier zu uns an Bord.

 

Raimund, Robert und Siggi - die drei Cousins sind mit der Unbekümmertheit der Jugend unterwegs:

 

 

Transportmethoden - im Vordergrund afrikanisch, im Hintergrund ein Europäer mit konservativem Transportmittel:

Dienstag, 02.12.2014

 

Wasser, Lebensmittel und Diesel ergänzen, Kräfte sammeln und bei guter Wettervorhersage zum großen Sprung über den Atlantik starten - so ist der Plan. Etwa 2.200 Seemeilen sind es bis nach Tobago. Rechts ranfahren, um kurz zu verschnaufen, an einem Kiosk ein Eis kaufen oder gar in einem netten kleinen Hotel ein Drei-Gänge-Menue verspeisen, anschließend duschen und im riesigen Doppelbett eine schöne (oder durchgeschlafene) Nacht verbringen - das alles wird es nicht geben.   

Einen ersten größeren Einkauf haben wir heute erledigt. Der Supermarkt ist ganz in der Nähe der Marina und gut sortiert. Obst und Gemüse gibt es auf dem Markt, das kaufen wir kurz vor der Abreise. Diesel hat Ingo gestern bei der Tankstelle hier in der Marina gekauft, der Einbautank ist wieder voll. Die Wäsche können wir hier in der Marina morgens abgeben, abends wird sie gewaschen zurückgebracht.

Heute Morgen hatten wir Besuch von der Polizei. Zwei Beamte sind in Begleitung einer Marinamitarbeiterin  von Boot zu Boot  gegangen und haben die Reisepässe kontrolliert. War alles in Ordnung, wir haben ja gestern pünktlich einklariert. Wir sind zwar schon am Sonntag angekommen, aber sonntags ist das Büro geschlossen.

Per Mail hat Ingo heute Kontakt zu unserem "Wetterlieferanten" Wetterwelt aufgenommen. Wir bekommen ab sofort die Vorhersagen für das vor uns liegende Gebiet. Ich habe die Ansichtskarten auf den Weg gebracht. Die Daheimgebliebenen sollen schließlich nicht ganz leer ausgehen. Bin mal gespannt, wie lange sie unterwegs sein werden.

Gleich holen uns die drei Jungs vom Nachbarboot ab. Siggi, Raimund und Robert, drei Cousins aus Karlsruhe, sind mit ihrer Yacht "Cello" auf dem Weg nach Australien. Aber jetzt gehen wir erstmal gemeinsam zur Grillparty, zu der wir gestern eingeladen worden sind.

 

 Blick von der Marina:

Montag, 01.12.2014

Sind wir wirklich schon angekommen oder haben wir nur in der Marina die Leinen festgemacht? Um wirklich anzukommen, braucht es wohl noch ein paar Tage. Der Kontrast zu den Kanaren ist - wie könnte es auch anders sein - spürbar. Hier in Äquatornähe brennt die Sonne heftiger als auf den Kanaren. Außerdem haben wir wieder an der Uhr gedreht. Wir haben eine Stunde geschenkt bekommen und sind jetzt der Zeit in Deutschland zwei Stunden hinterher. Die Menschen, die uns hier bis jetzt begegnet sind, sind sehr freundlich und hilfsbereit. Es gibt auch bettelnde Kinder und streunende Hunde. Wahrscheinlich steckt uns auch der Törn mit seiner "Schichtarbeit" noch ein wenig in den Knochen.

Im Marinabüro haben wir uns gestern angemeldet. Wir zahlen für die Amazone umgerechnet 20,77 Euro Liegegeld. Die Landeswährung ist der Escudo, 100 Escudo sind ungefähr 1 Euro. Wasser kostet extra und wird per Chipkarte abgerechnet. WLAN ist vorhanden, muss aber auch extra bezahlt werden. Da ist es günstiger, in eines der nahegelegenen Restaurants zu gehen und bei einem kühlen Getränk das dortige kostenlose Netz zu nutzen. Zusätzlich haben wir gerade eine Daten-SIM-Karte gekauft. Die WLAN-Netze sind hier wirklich extrem langsam. Um diesen Beitrag ins Netz zu stellen werden wir am Ende fast drei Stunden gebraucht haben.

Hatte ich über die Marina in Las Galletas auf Teneriffa geschrieben, dass dort einiger Schwell im Hafen steht, so fahren wir hier regelrecht in der Box hin und her. Ausleger gibt es nicht, hier wird mit der Mooringleine (eine Art Heckanker) festgemacht. Es herrscht auch eine unheimlich starke Strömung. So muss die Amazone mit der Mooringleine weit vom Steg nach hinten gezogen werden, um nicht mit Strömung und Schwell vorne an den Steg zu geraten. Das wiederum bedeutet, dass ich nur über den Bugkorb auf den Steg komme, wenn ich den richtigen Moment abwarte. Ich muss die Vorwärtsdynamik nutzen, um auf dem Steg zu landen und nicht im Wasser. Der Nordosthafen auf Helgoland ist dagegen so still wie ein zugefrorener See.

Na gut, es zwingt uns niemand, hier zu sein. Wir könnten auch ankern. Aber die Annehmlichkeiten und vor allem die Sicherheit, die eine Marina nun mal bietet, lassen uns die Nachteile in Kauf nehmen.

Der erste Punkt, der heute dringend zu erledigen ist, ist die Einklarierung. Unsere erste echte Einklarierung, da wir Europa verlassen haben und jetzt in Afrika sind. Zunächst müssen wir die Einwanderungsbehörde aufsuchen, dann die Polizei. Die Büros sind ganz in der Nähe des Hafens und im selben Gebäude untergebracht. Es klappte bei beiden Behörden reibungslos. Wir wurden sehr nett und hilfsbereit behandelt und haben jetzt die ersten Stempel in unseren Reisepässen. Kurz vor unserer Abreise müssen wir erneut bei der Polizei vorstellig werden und ausklarieren. Dann bekommen wir auch Amazones Reisepass zurück, der einstweilen einbehalten wurde.

"Hallo ist jemand zu Hause?" Gerade ruft uns eine helle Kinderstimme, sie kommt aus einem Schlauchboot an unserem Heck. Zwei Erwachsene und vier Kinder sind darin. Im Auftrag des Trans-Ocean-Standortleiters werden alle Deutschen für morgen zum Grillen hier am Hafen eingeladen. Wir freuen uns schon!

 

Die Amazone segelt in Teneriffa los - und Alfons hat es fotografiert:

 

Die hiesige Währung - Escudos:

 

Voll beladen:

 

Der freundliche Beamte der Einwanderungsbehörde:

 

Straßenszene in Mindelo:

Sonntag, 30.11.2014

Vielen, vielen Dank für's Daumendrücken! Es hat offensichtlich gewirkt - wir sind gut auf den Kapverden auf der Insel Sao Vicente in der Marina Mindelo angekommen.

Wie ihr den "Berichten von hoher See" sicher entnommen habt, ist es uns sehr gut ergangen. Der Atlantik hat es gut mit uns gemeint, und es war ein sehr schöner Törn mit vielen Eindrücken und besonderen Momenten. Die gut 800 Seemeilen haben wir in genau sechs Tagen zurückgelegt und jede Meile war toll!

Hier ein paar Informationen zu den Kap Verden:

"Rund 500 km vor Senegal an der Westküste Afrikas liegt der Archipel mitten im Atlantik. Von den Insgesamt 18 Inseln sind neun ganzjährig bewohnt und umfassen eine Gesamtfläche von über 4.000 Quadratkilometern. Die Inseln wurden 1975 von Portugal unabhängig. Zur wachsenden Beliebtheit tragen das tropische trockene und angenehme Klima mit der sehr geringen Regenwahrscheinlichkeit und die fröhliche, gastfreundliche Bevölkerung bei. Durch die lange Kolonialzeit erinnert hier vieles mehr an Südeuropa als an das näher gelegene Westafrika." (aus "Kapverdische Inseln - Aktueller nautischer Törnführer; Kai Brossmann, André Mégroz)

Das Sonntags-Ei gibt es diesmal am Montag - nachdem wir morgen ausgeschlafen haben!

 

Tschüß Teneriffa - die "Murada" kommt zum Verabschieden vorbei:

   

 

Sieht gemütlich aus - und das ist es auch:

 

Ein schöner Sonnenuntergang:

 

Udo Jürgens hatte recht - immer, immer wieder geht die Sonne auf:

 

Landebahn leider verfehlt: (ehemals) Fliegender Fisch an Deck der Amazone:

 

Auch die Körperpflege kommt nicht zu kurz:

 

Zeit für die nächste Gastlandflagge - im Hintergrund die zum Archipel gehörende Insel Santa Antao:

Die Amazone meldet sich zu Wort:

Es ist jetzt schon viele Seemeilen her, dass ich mich gemeldet habe, jetzt wird es mal wieder Zeit. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt! Gerade haben wir unseren 800-Seemeilen-Törn von Teneriffa zu den Kap Verdischen Inseln beendet. Ach, wie wunderbar es war, mal wieder Seeluft zu schnuppern. Ich konnte endlich mal wieder den Wind in den Segeln spüren, die Gischt umspielte meinen Bug und die schier unendlich scheinende, sanfte Atlantikdünung rollte unter meinem Bauch hindurch. Sogar meine neuen Freunde, die Delfine, waren wieder zu Besuch und haben mich ein bisschen am Kiel gekitzelt.

Die Beiden haben mich ja ziemlich beladen, meine Güte. Tasche für Tasche wurde angeschleppt. Dachte schon, das nimmt ja gar kein Ende, und wo soll das alles bleiben? Aber sach mal nix - sie haben alles sehr ordentlich verstaut. Mir war da schon klar, dass wir wieder etwas Größeres vorhaben. 800 Seemeilen nonstop, das hatten wir bisher noch nicht. Bin gespannt, was als nächstes kommt. Ich glaube, da ist noch etwas im Gange. Und das werden wohl noch mehr als 800 Seemeilen.

Bevor wir im Juni zu diesem Abenteuer aufgebrochen sind, haben wir eine Wochenendbeziehung geführt. Am Freitag kamen die Beiden mit Taschen und Kisten an Bord, und wir haben uns gemeinsam amüsiert. Am Sonntag war dann meistens wieder Schluss damit. Alle Taschen und Kisten wurden wieder gepackt, Antje hat mir zum Abschied immer noch einmal über den Bugkorb gestrichen und ein "Mach's gut, bis bald!" zugeraunt, und dann war ich wieder allein. Während die Beiden wohl noch so eine Art Nebentätigkeit haben und damit die Zeit während der Woche ausfüllen, bin ich dazu verurteilt, mich zu Tode zu langweilen. Montags geht es meistens noch. Da ruhe ich mich vom Wochenende aus. Dienstags und mittwochs schnacke ich ein bisschen mit "Tomma" und "Ali Baba". Das sind meine netten Stegnachbarn. Am Donnerstag geht uns der Gesprächsstoff allmählich aus, und am Freitag freue ich mich, wenn die Beiden endlich wieder auftauchen.

Jetzt führe ich ein anderes Leben - das süße Leben einer Herumtreiberin. Die Gefahr, mich zu Tode zu langweilen, besteht jedenfalls nicht mehr. Aber die Weser bleibt meine Heimat, und ich mag die Nordsee mit ihrem rauen Gesicht, den kurzen steilen Wellen und dem steifen Nordwest (auch wenn es bei den Türmen manchmal zum Verzweifeln ist!). Irgendwann schließt sich hinter mir das Tor der Doppelschleuse in Bremerhaven, und ich zuckel durch den Fischereihafen zu meinem Liegeplatz im WVW zurück. "Tomma", "Ali Baba" und all die anderen werde ich dort wiedersehen. Wir werden uns sehr viel zu erzählen haben - auch noch donnerstags.

Sonnabend, 29.11.2014, 6. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 18°44,3 ' N; 23°42,1 ' W
Etmal:  143 Seemeilen (135 Seemeilen liegen noch vor uns)

Theoretisch könnte ich schreiben "Keine besonderen Vorkommnisse. Und tschüß."
Praktisch hat sich aber doch das eine und andere ereignet, dass ich gerne aufschreiben möchte. Da wären zum Beispiel die Delfine, die in der letzten Nacht gesprochen haben. Das Delfine untereinander kommunizieren, ist kein Geheimnis. Es live zu erleben ist aber etwas ganz Besonderes. Ingo hat es zuerst gehört. Er hatte Freiwache und lag in der Koje. Plötzlich bemerkte er ein Piepen und vermutete gleich, dass es Delfine sind. Zu sehen waren sie bis dahin noch nicht. Kurze Zeit später tauchten sie dann prustend neben der Amazone auf. Sie waren so nah, dass ich nassgespritzt wurde. Das war wieder einer dieser besonderen Momente: Mit 7 Knoten Fahrt im Schiff bei Mondschein über den bewegten Atlantik heizen und Delfinen lauschen und zusehen!

Wir brauchen eigentlich gar nicht mehr angeln - die Fische fliegen uns jetzt zu! Zum Ende meiner Wache kurz nach Sonnenaufgang dachte ich so bei mir, dass wir allmählich in der Gegend sind, wo Fliegende Fische leben - und fliegen. Nachts landen sie manchmal versehentlich auf vorbeisegelnden Booten. Ich habe schon in vielen Büchern Fotos davon gesehen und dachte, kann ja nicht schaden, mal nachzusehen. Das war wohl weibliche Intuition - nie zuvor hatte ich diesen Gedanken und nie zuvor hat jemals ein armer, vertrockneter Fliegender Fisch bei uns an Deck gelegen. Ich guck einfach mal so bei der Spritzkappe um die Ecke - und tatsächlich! Ein kleines, zartes, vertrocknetes Fischlein mit ausgebreiteten Flügeln liegt dort. Ich finde noch zwei. Später zeige ich sie Ingo, dann bekommen sie eine Seebestattung. Diese armen, verirrten Fische sind für mich deshalb so besonders, weil sie so etwas wie einen Meilenstein auf dieser Reise bedeuten.

Apropos Fische - die Fliegenden Fische sind viel zu klein für die Pfanne, also wirft Ingo die Angel aus. Wir haben ja jetzt einen neuen Super-Köder. Richtig muss es allerdings heißen "hatten" einen Super-Köder. Es hat wieder ein unheimlich großer Fisch angebissen. Obwohl wir ja nach dem letzten "Köder-Verlust" die Ausrüstung verstärkt hatten, ist es wieder passiert. Sorry, großer Fisch. Wir hoffen, dass der Haken dich nicht allzu lange nervt.

Im Moment segeln wir um 4 Beaufort mit halbem Wind bei herrlichem Sonnenschein und in T-Shirt und kurzer Hose unserem Ziel entgegen, dass wir morgen erreichen. Zum Adventskaffee sind wir vielleicht schon in Mindelo auf Sao Vicente.
Es gibt heute doch etwas, an dem der Blick hängenbleibt: Fünf bis zehn Seemeilen hinter uns segelt die "Ti' Amaraa". Seit drei Tagen sehen wir ihr AIS-Signal auf dem Plotter, und heute haben wir zum ersten Mal ihr Segel am Horizont erblickt - jedenfalls sehen wir es, wenn die stetige Atlantikdünung uns gerade angehoben hat.
Die Wettervorhersage haben wir bekommen. Kein Starkwind und kein Regen in Sicht. An Bord ist alles wohlauf.

Freitag, 28.11.2014, 5. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 20°40,4 ' N;22°17,2 ' W

Etmal: 130 Seemeilen ( 274 Seemeilen liegen noch vor uns)

Gestern Nachmittag gab es für uns noch ein kleines Highlight: Wir haben mal wieder einen Fisch gefangen! Der neue Köder, der gestern zum ersten Mal zum Einsatz kam, scheint auf die Fische eine verlockende Wirkung zu haben. Eine ziemlich große Goldmakrele zappelte am Haken, schaffte es aber leider nicht bis in die Bratpfanne. Sie hat sich kurz vor ihrem sicheren Ende vom Haken befreien können. Ein Artgenosse hatte kurze Zeit später nicht so viel Glück. Frischer kann Fisch nicht sein, und er hat entsprechend lecker geschmeckt.

Die Nacht verlief wieder ruhig. Unter ausgebaumter Genua zieht die Amazone ihre Bahn, und wir kommen mit 4 bis 6 Knoten gut voran. Der Wind hat von raumem Wind auf halben Wind gedreht, so dass Ingo den Genuabaum wegnehmen und auch das Großsegel setzen kann.

Der Skipper hat seine Wache beendet, ich bin wieder dran. Die Sonne klettert über den Horizont, ich schaue in die Runde. Es gibt nichts, wirklich gar nichts, an dem der Blick hängen bleiben könnte. Weite, relativ ruhige See, soweit das Auge reicht. Mir wird in diesem Moment bewusst, wie besonders das ist. Kein anderes Schiff, kein Leuchtturm, kein Flugzeug, keine Hochspannungsmasten, keine Hochhäuser, keine Klippen, keine Fischerbojen. Nichts - nur Wasser und wir. Die Amazone wird meistens durch eine Selbststeueranlage auf Kurs gehalten. Entweder durch die Windfahnensteueranlage oder durch den elektrischen Autopiloten. Aber jetzt ist so ein Moment, wo ich selber steuern und segeln möchte. Also flugs den Autopiloten abgeschaltet und los geht's. Über meine Kopfhörer höre ich Musik, "Sailing" von Rod Stewart und "Morning has broken" von Cat Stevens sind dabei. Passender geht es nicht. Ich weiß, dass die See brutal und grausam sein kann, aber wenn sie mir solche Momente wie jetzt beschert, genieße ich sie in vollen Zügen. Ich möchte in diesem Augenblick mit niemandem auf der Welt tauschen und nirgends woanders sein.

Ein irritierter und noch etwas verschlafener Ingo guckt dann irgendwann aus dem Niedergang zu mir hoch. Er hatte mich von der Koje aus gerufen und keine Antwort erhalten - für mich hatte Andreas Bourani gerade so schön laut "Auf uns" gesungen. Als er mich glücklich und zufrieden mit Kopfhörern an der Pinne sitzen sieht, kann er sich wieder entspannen.

Gerade hat Ingo die Wettervorhersage bekommen und ausgewertet. Er gibt mir eine Zusammenfassung, und ich stelle fest: "Also nichts Böses." Ingos Antwort: "Ne, kein Regen." Hier an Bord versteht offensichtlich unter "dem Bösen" jeder etwas anderes. Ich hatte bei meiner Feststellung eigentlich an Starkwind gedacht. Aber auch der ist bis jetzt nicht in Sicht. An Bord ist alles wohlauf.

Donnerstag, 27.11.2014, 4. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 22° 27,2' N; 20° 54,7' W

Etmal: 140 Seemeilen (405 Seemeilen liegen noch vor uns)

405 Seemeilen liegen noch vor uns, das bedeutet, dass wir die Hälfte der Strecke geschafft haben. Bisher ist es uns gut ergangen. Sind wir wirklich schon den vierten Tag unterwegs? Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Gestern Abend hat - wie vorhergesagt - der Wind zeitweise auf gute 6 Beaufort zugenommen. Die heranrauschenden Wellen waren interessant zu beobachten - und laut waren sie. Nachdem eine Welle tatsächlich die Frechheit besessen hatte, an Deck zu schwappen, haben wir doch vorsichtshalber die Kajüte verschlossen und die Türchen eingehängt. Muss ich hier noch erwähnen, dass alle Luken fest verschlossen sind? Im Laufe des Abends nahm der Wind wieder ab, die Türchen wurden wieder verstaut.

Auf unserem Plotter sahen wir gestern Abend das AIS-Signal der Segelyacht "Anne". Den Blog der "Anne"-Crew lesen wir schon eine ganze Weile, aber getroffen haben wir sie bisher nicht. So hat Ingo die Gelegenheit genutzt, die "Anne" über UKW-Funk zu rufen, ein bisschen zu plaudern und eine gute Reise zu wünschen. Die "Anne" ist von Fuerteventura gestartet, wir von Teneriffa, und doch trifft man sich auf dem großen weiten Meer. Heute Morgen hat sich die "Anne" noch einmal gemeldet, und ich hatte die Gelegenheit mit Nele und Lasse, den beiden Pöksen an Bord, zu sprechen. Was für eine nette Abwechslung! Die "Anne" segelt nach Martinique, vielleicht treffen wir sie in der Karibik.

Zurzeit ist der Seegang einigermaßen moderat, der Wind schiebt uns mit 4 Beaufort unserem Ziel entgegen, und wir lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. An Bord ist alles wohlauf.

Mittwoch, 26.11.2014, 3. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 24° 22,2' N; 19° 28,0'W

Etmal: 135 Seemeilen (545 Seemeilen liegen noch vor uns)

Auch die zweite Nacht auf See verlief ganz ruhig. Der Wind wehte relativ konstant mit 4 bis 5 Beaufort, in Böen 6, aus Nordnordost, so dass wir mit der ausgebaumten Genua gut vorankamen. Mit 6 Knoten pflügt die Amazone durch das tiefe, extra-blaue Atlantikwasser. Sie hat sicher etwas "Übergewicht", das macht sich in ihrem Seeverhalten aber nicht bemerkbar. Unbeirrt fährt sie ihren Kurs, ist munter wie immer. Der Sternenhimmel war wieder wunderschön. Eine winzige Mondsichel warf eine silbrige Bahn aufs Meer. Die Wellen kamen angerauscht, die sich brechenden Kämme leuchteten in der Dunkelheit. Der Windgenerator surrte leise, ich lauschte meiner Lieblingsmusik und ließ die Gedanken schweifen.

Gestern kreuzten tagsüber einige Yachten in ein paar Meilen Abstand unseren Kurs. Wir nehmen an, dass es Teilnehmer der ARC waren. In der Nacht und am heutigen Vormittag hat sich niemand mehr blicken lassen. Es heißt, dass am dritten Tag auf See die Bordroutine kommt. Bei uns an Bord haben sich die Abläufe schon gut eingespielt. Wir gehen unsere Wachen und versuchen während der Freiwachen so viel Schlaf wie möglich zu bekommen.

Die Wettervorhersage ist weiterhin günstig. Der Wind soll allerdings in den nächsten Tagen etwas abnehmen. An Bord ist alles wohlauf.

Montag, 24.11.2014 und Dienstag, 25.11.2014, 1. und 2. Tag auf See

Unser Start, gestern gegen 11.30 Uhr in Las Galletas, bei Sonnenschein und leichtem Wind aus nördlicher Richtung, war richtig nett: Kurz nachdem wir die Marina verlassen hatten und noch dabei waren, die Fender und Leinen zu verstauen, wurde die Amazone über UKW-Funk gerufen. Es waren Alfons und Elvira mit ihrer "Murada", die hier unseren Kurs kreuzten. Alfons war ja vor ein paar Tagen bei uns an Bord gewesen. Jetzt wünschten die beiden uns eine gute Reise und winkten uns fröhlich zu. Was für eine schöne Überraschung und ein netter Auftakt!

Es ging dann wegen des konfusen Seegangs ziemlich holprig weiter. Wir setzten das Großsegel und rollten die Genua aus. Leider ließ der Wind immer mehr nach, und der chaotische Seegang trug auch dazu bei, dass die Segel nicht stehen wollten. Die Amazone gebärdete sich wie die "Wilde Maus" auf dem Freimarkt. Schließlich mussten wir die Segel bergen und dem Volvo auch mal wieder die Chance geben, eine Rolle zu übernehmen. Erst gegen Mitternacht nahm der Wind zu, wir konnten die Maschine abstellen und kommen mit der ausgebaumten Genua bei achterlichem Wind sehr gut voran. Unser Etmal (das ist die Distanz, die ein Schiff von 12 Uhr Mittag bis zum nächsten Tag um 12 Uhr Mittag zurücklegt) beträgt 130 Seemeilen, 680 Seemeilen liegen noch vor uns.

Seit heute Morgen gegen 7 Uhr hat der Wind noch etwas auf 5 Beaufort aus Nordnordost zugenommen. Da wir Kurs Südsüdwest fahren, kommt er genau von achtern. Der Seegang ist im Laufe der Nacht gleichförmiger geworden. Zwei bis zweieinhalb Meter hohe Wasserberge rollen stetig heran. Aus der "Wilden Maus" ist eine "Berg- und Talbahn" geworden. Wir haben die Wachen so eingeteilt: 0.00 bis 4.00 Uhr (sogenannte Hundewache) - Ingo; 4.00 bis 8.00 Uhr - Antje; 8.00 bis 12.00 Uhr - Ingo; 12.00 bis 16.00 Uhr - Antje; 16.00 bis 20.00 Uhr Ingo; 20.00 bis 24.00 Uhr Antje

Gerade kommt die Sonne zwischen den Wolken hervor, die Windfahnensteuerung hält die Amazone souverän auf Kurs, aus den Lautsprechern im Cockpit kommt schöne Musik, gleich gibt es selbstgemachten Nudelsalat - an Bord ist alles okay!

Montag, 24.11.2014

Gerade eben haben wir noch einmal das Wetter gecheckt und für optimal befunden. Zum Ende der Woche wird wohl schon das nächste Schietwetter über die Kanaren ziehen. Wir brechen jetzt  zu unserem 800 Seemeilen-Törn zu den Kapverden nach Mindelo auf Sao Vicente auf und werden etwa sieben Tage unterwegs sein.  Die nächste Herausforderung auf dieser Reise steht unmittelbar bevor. Wir freuen uns darauf und hoffen auf einen sicheren und schönen Törn.

Für die vielen guten Wünsche, die uns erreicht haben, bedanken wir uns hier noch einmal ganz herzlich! Sie geben uns ordentlich Rückenwind. Wenn das Wetter es zulässt, werden wir kurze Berichte von hoher See schreiben. Henning wird diese dann wieder für uns ins (B)logbuch stellen.

Auf geht's - nur kein Moos ansetzen!

 

Sonntag, 23.11.2014

Die Teilnehmer der Atlantikregatta von Las Palmas/Gran Canaria in die Karibik nach St. Lucia (Atlanticrally for Cruisers - ARC) sind heute doch nicht gestartet. Das dritte Mal in der 29-jährigen Geschichte dieser Regatta gab es wetterbedingt eine Startverschiebung. Die mehr als 200 Boote werden demnach morgen früh starten. Das bedeutet für uns, dass sich unsere Kurse in den nächsten Tagen wahrscheinlich kreuzen werden, was wir gerne vermieden hätten. Ein Teil, die ARC+, ist schon vor zwei Wochen mit ungefähr 50 Booten gestartet, um nach einem kurzem Zwischenstopp auf den Kap Verden von dort aus in die Karibik zu segeln.

Eine weitere Atlantikregatta ist die Atlantic Odyssey. Die Teilnehmer segeln von Arrecife/Lanzarote in die Karibik nach Martinique. Sie sind am 16.11.2014 gestartet. In verschiedenen Blogs haben wir gelesen, dass sie schon schlechtes Wetter mit sehr viel Wind erwischt haben. Na, das kann dann wohl hoffentlich nur noch besser werden, und wir wünschen allen Yachten und ihren Crews eine sichere und schöne Überfahrt.

Morgen soll für uns der Tag der Abreise sein. Das schlechte Wetter ist soweit durchgezogen, und wir freuen uns, wenn es endlich weitergeht. Den heutigen Tag verdaddeln wir ein bisschen. Jeder hat so seine kleinen Baustellen. Ingo hat mir noch ein paar digitale Bücher auf meinen Kindle geladen - zum Tauschen kommt in den nächsten Tagen niemand mehr vorbei. Für einen Spaziergang hatten wir dann auch noch Zeit - noch einmal die Beine vertreten, kann ja auch nicht schaden.

Während der Skipper in sich ruht, bin ich sehr aufgeregt. Fast so, wie im Eheschließungs-Warteraum damals beim Standesamt oder bei der Einschulung der Kinder.

 

Fischerboote im Hafen von Las Galletas:

 

 

Blick auf Las Galletas und die Marina:

Sonnabend, 22.11.2014

Ingo hat heute die Windsteueranlage gewartet, und wir haben in unserer Lieblings-Fruteria frisches Obst und Gemüse eingekauft (einen Wochenmarkt gibt es in Las Galletas leider nicht). Damit sind unsere Vorbereitungen abgeschlossen. Kurz vor dem Ablegen müssen wir dann noch den Frischwassertank auffüllen. Unser Ziel sind zwar die Kapverdischen Inseln, wir haben uns aber mit allem so proviantiert, dass wir gegebenenfalls auch direkt in die Karibik nach Tobago segeln könnten. Dieser direkte Törn ist ca. 3.000 Seemeilen lang, wir wären dann ungefähr drei bis vier Wochen unterwegs. Das ist unser Plan B.

Wir beobachten weiter die Wetterentwicklung und hoffen, dass wir am Montag lossegeln können.

 

Heute Morgen vom Cockpit aus aufgenommen- ein schöner Regenbogen:

 

Es weihnachtet sehr. In diesem Laden könnten wir uns mit Weihnachtsdekoration eindecken:

 

Ingo beschäftigt sich mit der Wettervorhersage und der Navigation - im Hintergrund die Seekarte mit dem ganz großen Wasser darauf: 

Freitag, 21.11.2014

Von einem 8-Stunden-Tag und einer 5-Tage-Woche sind wir weit entfernt. Immerhin ist der "Stress" selbstgemacht, und wir können auch selbst entscheiden, was wann und wie erledigt werden muss. Heute geht es weiter mit den Vorbereitungen. Als erstes baut Ingo eine zweite elektrische Bilgepumpe mit separater Stromversorgung und Extraschlauch ein. Danach war mal wieder eine Motorwartung fällig. Zum Schluss haben wir dann die vielen Getränke- und Mineralwasserflaschen seefest verstaut.

Ich musste mich meinem Lieblingsthema - der Wäsche - widmen. Als ich im Laufe des Tages sogar die Tischdecke und Kissenhüllen in dem schönen Langenbacher-Bottich gewaschen habe, hatte Ingo die Vermutung, ich sei in einen "Waschrausch" verfallen.

Als ich die viele Wäsche gerade von der Leine genommen und Ingo die Hundekoje ausgeräumt hatte, um die Getränke zu verstauen, klopft es am Boot. Zwei nette Herren stehen auf dem Steg und stellen sich als Gerhard und Alfons vor. Alfons ist mit seiner Yacht "Murada" in diesem Jahr von der Rhonemündung zu den Kanaren gesegelt und liegt jetzt "gleich um die Ecke", in der Marina San Miguel.  Anfang diesen Jahres war er auf unseren Reise-Planungsblog im Internet aufmerksam geworden, und er verfolgt unsere Reise im (B)logbuch. Im Januar d. J. hatte er uns eine Mail geschrieben: ..."vielleicht sehen wir uns im Herbst auf den Kanaren"... Das kam mir damals so unendlich weit entfernt und abstrakt vor, und jetzt treffen wir uns tatsächlich auf den Kanaren, und er sitzt bei uns an Bord! Was für eine schöne Unterbrechung unserer Werkelei!

Wir haben hier in der Marina schon mal das Liegegeld bis Montag bezahlt - am Sonntag soll es Schietwetter geben. Vor Montag wird es also nichts mit dem Weitersegeln.

Schon wieder Chaos in der Kajüte - Ingo baut die zweite elektrische Lenzpumpe ein:

 

Liebe Amazone! Langfahrt bedeutet nicht nur kristallklares Wasser, einen warmen Kiel und magische Nächte unter dem Sternenhimmel. Es bedeutet auch ganz viel Alltägliches, Unspektakuläres. So musst du leider manches Mal als Wäscheständer herhalten: 

Donnerstag, 20.11.2014

Es ist wie bei Radio Eriwan: Im Prinzip sind wir reisefertig, aber - es gibt doch noch einiges zu tun. Und so werkelt jeder an seiner Baustelle vor sich hin: Ingo beschäftigt sich mit dem Dieselvorrat. Der eingebaute Tank ist randvoll mit 150 Liter Diesel, 140 Liter haben wir jetzt zusätzlich in Kanistern dabei. Erstaunlich ist, dass wir keine Decksladung haben, sondern alle Kanister in den Backkisten unterbringen konnten. Da hat der Skipper aber sehr ordentlich gestaut.

Ich checke derweil unsere anderen Vorräte, wie Lebensmittel, Trinkwasser und Hygieneartikel. Unsere Listen geben Auskunft darüber, was in welcher Menge an Bord ist. Hier kann nachgelesen werden, dass wir beispielsweise zehn Zahnbürsten, 240 Müllbeutel und zehn Flaschen Mehl an Bord haben. Wie jetzt, Mehl in Flaschen? Das kennt man doch nur von Didi Hallervorden - in seinem Sketch ging es allerdings um Pommes in Flaschen. Nun, wegen der leider zu erwartenden Schädlingsinvasion bewahren wir u. a. das Mehl in großen PET-Flaschen auf. Da soll der Rüsselkäfer nur kommen, wir sind gewappnet.

Der wichtigste Proviant ist aber das Wasser. Wir befüllen den eingebauten Tank (250 Liter) und haben zusätzlich 100 Liter Süßwasser in Kanistern, 130 Liter Mineralwasser ohne Kohlensäure und 80 Liter Mineralwasser mit Kohlensäure und Softdrinks an Bord.

Allmählich wird es dann auch Zeit für ein leckeres Mittagessen. Ich wage mich heute an die Zubereitung eines Risottos, und zwar "Risotto al Tartufo" - Risotto mit Trüffeln. Hat sehr gut geschmeckt, war aber eine Luxus-Fertigmischung mit genauer Anleitung. Da konnte nicht viel schief gehen.

Ein paar Tage werden wir hier noch auf ein gutes Wetterfenster warten müssen und unsere Liste der zu erledigenden Dinge weiter abarbeiten. Ins Schwitzen kommen wir dabei eher nicht, da sich die Temperaturen zurzeit nur um die 18 Grad herum bewegen. Sogar einen Regenschauer gab es hin und wieder, aber auch den einen oder anderen wunderschönen Regenbogen.

 

 Kanister, Kanister, Kanister:

    

Auch ein Friseurbesuch stand auf der Liste. Jedenfalls für Ingo - ich sehe inzwischen ein bisschen aus wie Oberförster Pudlich.

 

Ein weiteres Obst- und Gemüsenetz ist fertig montiert:

Mittwoch, 19.11.2014

Teneriffa ist für uns die "Besuch-aus-Deutschland-bekommen-Insel"! Nachdem Ingos alter Kollege Reinhard den Anfang gemacht hat, kamen Kirsten und Burkhard, dann Rachael und Henning und jetzt sind es Inge und Bernd, die uns an Bord der Amazone besuchen. Sie sind heute mit dem Bus aus Los Cristianos herübergekommen. Wir bummeln zusammen kurz durch Las Galletas, dann wollen sie gerne mit uns an Bord eine Runde schnacken. Mal wieder ist die Zeit viel zu schnell vergangen, und wir bringen die beiden zurück zur Bushaltestelle. Zum Abschied nehmen wir uns in die Arme und winken ihnen im Bus hinterher. Wieder ein Abschied, der uns etwas traurig zurücklässt. Ein kleiner Trost ist ein hübsch verpacktes Geschenk, das sie uns überreicht haben und wir Weihnachten öffnen dürfen.

Später kommt dann Ursula bei der Amazone vorbei. Sie und ihr Freund Matthias sind Schweizer und liegen mit ihrer Yacht "Joy" auch hier am Steg. Sie segeln die gleiche Route wie wir und sind in Holland gestartet. Ursula hat zwei Bücher dabei und möchte gerne mit uns welche tauschen. Das ist eine prima Idee, mein Lesestoff-Vorrat schrumpft allmählich. Und so tauschen wir Mankell & Co.

Vertraute Gesichter an Bord:

 

 

Dienstag, 18.11.2014

Bevor wir zu dem Törn zu den Kapverden aufbrechen, wollen wir noch unsere Gasflasche befüllen lassen. Dies geht hier auf Teneriffa bei der Firma DISA im Industriegebiet Granadilla. Das ist etwa eine halbe Autostunde von Las Galletas entfernt. Wir müssen diesen Punkt also noch erledigen, bevor wir heute Nachmittag den Mietwagen zurückbringen. Wir haben gestern eine schöne gezeichnete Anfahrtskizze von Jonathan bekommen. Er hat fein säuberlich die Autobahn mit den Abfahrten und Kreisverkehren aufgemalt und eine kurze Routenbeschreibung geschrieben. Am schönsten fand ich den letzten Satz: "Bei DISA am Tor klingeln und um Gas bitten." Jonathan lag mit seiner Segelyacht "Takamaka", Heimathafen Kappeln, hier am Steg. Mit seiner Crew ist er jetzt auf dem Weg zu den Kapverden. Bevor sie gestern Abend abgelegt haben, waren die drei noch kurz bei uns an Bord. Drei sympathische junge Leute. Wir lesen schon eine ganze Weile Jonathans Blog und haben uns gefreut, ihn hier endlich einmal zu treffen.

Wir haben dann bei DISA am Tor geklingelt und um Gas gebeten. Unsere Gasflasche wird in eine Gitterbox verfrachtet und mit einem Gabelstapler abtransportiert, genau wie auf Lanzarote. Kurze Zeit später kommt sie aufgefüllt wieder zurück. Das hat prima geklappt. Wir unternehmen noch einen kurzen Abstecher nach Las Americas, einem Touristenort im Süden. Dort heißen die Hotels zum Beispiel "Hotel Bonanza" und "Hotel Ponderosa". Anschließend fahren wir zurück zur Amazone. Nachdem die Gasflasche wieder an ihrem angestammten Platz und angeschlossen ist, wird es auch Zeit, zum Flughafen zu fahren, um das Auto abzugeben. Ab jetzt geht es mit dem Bus weiter.

Wir fahren aber nicht direkt zur Amazone zurück, sondern haben eine Verabredung in Los Cristianos. Dort waren wir ja schon in der letzten Woche, aber heute werden wir dort bereits erwartet. Wir sind mit Inge und Bernd, zwei Segelfreunden aus Deutschland, verabredet. Sie sind hier im Urlaub, und wir freuen uns, dass wir uns hier auf Teneriffa wiedersehen. Es gibt viel zu erzählen, und der Nachmittag vergeht wie im Fluge.

Kleine Flasche in großer Gitterbox - bei DISA wird die Gasflasche aufgefüllt:   

 

Blick auf eine Hotelanlage in Las Americas:

 

Und wieder eine Verabredung mit Freunden auf Teneriffa:

Montag, 17.11.2014

Es heißt schon wieder Abschied nehmen. Heute fliegen Rachael und Henning zurück nach Deutschland. Der Flug geht am Nachmittag, so dass am Vormittag noch genug Zeit für einen Strandbesuch und ein Bad im Atlantik bleibt. Wir holen die beiden in ihrer Apartmentanlage ab und fahren ins nahegelegene El Médano. Am schwarzen Lavasandstrand breiten wir unsere Handtücher aus und erfrischen uns dann im Atlantik. Allzu bald wird es schon wieder Zeit zum Aufbruch. Nach einer Stärkung in einem Restaurant an der Strandpromenade fahren wir zum Flughafen. Wir nehmen sie noch einmal in den Arm, und ich muss mir Mühe geben, nicht zu heulen. Diese schöne Zeit mit den beiden ist viel zu schnell herumgegangen. Bis zum nächsten Wiedersehen werden viele Monate vergehen.

Zum Trübsal blasen bleibt aber nicht viel Zeit. Morgen müssen wir den Mietwagen zurückgeben und wollen deshalb heute den letzten Großeinkauf vor unserer Abreise zu den Kap Verden erledigen. Diesmal wird es ein Großeinkauf, der seinen Namen auch verdient! Drei volle Einkaufswagen mit Getränken und Lebensmitteln sind es am Ende. Gegen 14 Uhr waren wir zum Einkaufen losgefahren, und jetzt kurz nach 22 Uhr ist alles an Bord geschleppt und verstaut. Es erstaunt uns immer wieder, dass sich immer noch Platz für die vielen Sachen findet.

Es sind nur noch wenige Kleinigkeiten zu erledigen, bis wir zu unserem 800 Seemeilen-Törn zu den Kap Verden ablegen können. Sobald sich ein gutes Wetterfenster für uns öffnet, soll es losgehen.

 

Rachael und Henning warten vor ihrer Apartmentanlage auf das Mama-und-Papa-Taxi:

 

 

In El Médano, dem El Dorado der Wind- und Kitesurfer:

Sonntag, 16.11.2014

Dürfen wir den Loro Parque besuchen? Diesen Park mit seinem Delfinarium, der Orca-, Seelöwen- und Loro-Show? Solche Parks sind umstritten - wir wollen uns mit Rachael und Henning heute selbst ein Bild machen. Alles in allem sind es 34 Shows und Bereiche, die man besichtigen kann. Ein Terrarium gehört ebenso dazu wie zum Beispiel eine Orchideensammlung und das Aquarium. Die Anlagen sind topgepflegt, es gibt eine Vogel-Freiflughalle und einige Tiershows. Der Park besitzt sechs Orcas. Vier stammen aus den SeaWorld Parks in den USA, einer ist im Park geboren und ein Tier "wurde in der Nordsee vor Holland gerettet und fand im Loro Parque ein neues Zuhause" - so steht es im Begleitheft. Die Besucher bekommen Informationen über die Betreuung der Orcas und über Forschungsergebnisse. Es wird außerdem über die Loro Parque Fundacion, eine dem Park angeschlossene internationale Stiftung, informiert und um Spenden gebeten. Seit ihrer Gründung 1994 hat die Stiftung 15 Millionen US-Dollar eingenommen und damit weltweit Tierschutzprojekte unterstützt.

Wie dem auch sei - uns hat es gefallen. Es war ein interessanter Tag, der auch zum Nachdenken angeregt hat.

 

Ein hübscher Papagei:

 

Diese beiden verstehen sich offensichtlich sehr gut:

 

Auch ein großes Aquarium kann besichtigt werden:

Sonnabend, 15.11.2014

Unsere Gäste sind wie geplant in ihr Apartment in San Miguel ganz in der Nähe der Marina gezogen und wir sind wieder allein an Bord. Nach vier gemeinsam verbrachten Tagen gehen wir heute mal getrennte Wege. Ingo fährt mit dem Mietwagen nach Santa Cruz und macht Besorgungen bei verschiedenen Yachtausrüstern - die Amazone wird weiter ausgerüstet. Auch bei TV Nalber schaut er mal wieder herein. Währenddessen kümmere ich mich unter anderem um die Wäsche. Der Raum, in dem hier in der Marina die Waschmaschine und der Trockner stehen, ist sehr klein. Ingo vermutet, dass es früher mal eine Telefonzelle war. Was soll ich sagen - mal eben die Maschine anwerfen und ruck-zuck ist alles fertig? Nein, so einfach ist das heute wieder nicht. Zweimal ist der Strom weg und ein Marina-Mitarbeiter nimmt sich der Sache an. Irgendwann - viel später, als geplant - ist dann doch noch alles fertig geworden. Kurz noch zum Supermercado laufen und frisches Obst besorgen, noch ein wenig hin- und herräumen, dann ist Ingo auch schon von seinem Ausflug zurück.

So ist dieser arbeitsreiche Tag schnell herumgegangen, und morgen sind wir dann wieder zu viert unterwegs.

 

Blick aus dem Cockpit (Steuerbord) auf das Marina-Gebäude:

 

Blick aus dem Cockpit (Backbord) - hier wird geschweißt:

 

Freitag, 14.11.2014

Wir betätigen uns weiter als Reiseleiter und fahren mit Henning und Rachael munter durch die Gegend. Der Himmel ist am Morgen fast wolkenlos, also ein guter Tag, um zum Teide in den Nationalpark und über die Pass-Straße zu fahren. Für Ingo und mich sind die grandiosen Ausblicke nicht mehr ganz neu, aber wir genießen die Tour bei herrlichem Sonnenschein trotzdem. Wir sind von Teneriffas Landschaft ganz begeistert und zeigen den beiden gerne die Schönheit dieser tollen Insel. So fahren wir auch nach La Orotava mit seinen wunderschönen historischen Gebäuden. Weiter geht die Fahrt in den Norden und dann die Ostküste herunter in den Süden zurück zur Marina nach Las Galletas. Es war ein schöner Tag, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Blick auf den friedlichen Atlantik und im Hintergrund die Nachbarinsel La Gomera: 

 

 Über den Wolken:

 

 

Imposantes Farbenspiel im Gestein:

 

Vater und Sohn:

 

Nach diesem schönen, aber auch anstrengenden Tag schmeckt das Abendessen:

Donnerstag, 13.11.2014

"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Das bedeutet heute für mich, dass ich erst eine wichtige Aufgabe erledigen muss, die mir auch ein bisschen bevorsteht. Wir wollen vor der Atlantiküberquerung das Rigg checken, aber nicht den Mast legen. Das wiederum bedeutet, dass der oder die Leichteste - also ich - in den Mast hochgezogen werden muss, um alles zu kontrollieren. Es ist für mich ein riesiger Vorteil, dass ich schon im letzten Jahr in Bremerhaven in den Mast musste, um einen Block auszuwechseln. So ist mir die Situation, in schwankender Höhe von ungefähr 14 Metern einen vernünftigen Gedanken zu fassen und nicht ans Abstürzen zu denken, nicht gänzlich unbekannt. Bevor wir im Frühjahr den Mast gestellt haben, hat Ingo mir noch einmal genau gezeigt, worauf ich beim Rigg-Check zu achten haben würde.

Also den Bootsmannstuhl festgurten, Werkzeug und Kamera festbinden und hoch geht es. Henning und Ingo ziehen mich mit dem Genuafall und dem Fockfall mit der Winsch bis in die Mastspitze. Ich bin also doppelt gesichert. Meine Aufgabe ist es, sämtliche Splinte und Wanten zu prüfen. Ist irgendetwas lose, fehlt eine Mutter? Ich sehe mir alles genau an und mache Fotos. Etwas Verdächtiges habe ich nicht entdeckt. Ich bin natürlich kein Profi, aber soweit ich es beurteilen kann, ist alles in Ordnung. Als ich wieder festen Boden, bzw. das Deck unter den Füßen habe, bin ich sehr erleichtert!

Die Arbeit ist erledigt, das Vergnügen kann kommen. Wir wollen Rachael und Henning heute mit dem Auto die Insel zeigen. Es geht in den Westen Teneriffas, nach Los Gigantes, wo wir die wahrhaft gigantische Steilküste bewundern. Über steile und enge Serpentinen geht es weiter nach Garachico. Einst die bedeutendste Hafen- und Handelsstadt Teneriffas ist sie heute eine verschlafene kleine Stadt mit historischen Gassen und Plätzen. Außerdem gibt es bei Garachico ein Natur-Schwimmbad. Heute weht allerdings die rote Fahne - Baden verboten! In die Lavabecken steht eine gewaltige Brandung und darin zu baden, wäre äußerst ungesund.

 

Alles checken und fotografieren in schwindelnder Höhe:

 

Und so sah das dann aus meiner Vogelperspektive aus:

 

 Krabben im Naturschwimmbecken von Garachico:

 

 

In Garachico - im Hintergrund ein Becken des Naturschwimmbades:

 

Hübsches Restaurant in Garachico:

Mittwoch, 12.11.2014

Weil es gestern so schön war, wollen wir auch heute mit Henning und Rachael mit der Amazone eine kleine Ausfahrt unternehmen. Gestern ging es Richtung Süd-West, heute geht es Richtung Norden. Unser Ziel ist die etwa sechs Seemeilen entfernt liegende Bucht bei El Medano gleich beim Montana Roja. Sogar Magellan soll hier schon geankert haben, bevor er zu seiner Weltreise aufgebrochen ist. Na dann. Bei herrlichem Sonnenschein und schwachem achterlichen Wind rollen wir die Genua aus und ziehen gemächlich an der Küste Teneriffas entlang. Nach einiger Zeit entdecken wir ein paar Delfine, die uns aber nur kurz folgen und dann wieder abtauchen.

In der Bucht finden wir ein schönes Plätzchen zum Ankern für die Amazone. Und wie gestern schon, schwimmen Henning, Rachael und ich zum Strand und Ingo putzt das Unterwasserschiff. Eine gute Einteilung wie wir (fast) alle finden! El Medano ist viel kleiner und nicht so touristisch erschlossen wie Los Cristianos. Es ist ein Hotspot für Wind- und Kitesurfer. Es gibt einige Läden, Bars und Restaurants.

Zurück an Bord haben wir es uns alle im Cockpit gemütlich gemacht, als sich ein Schwimmer nähert. Er ruft uns einen freundlichen Gruß zu und meint, er sei vom Strand herübergeschwommen, weil ihm das Boot so gut gefalle und er es sich aus der Nähe ansehen wolle. "Schönes Boot und so gut in Schuss!" Er erzählt uns noch, dass er seit mehr als zwanzig Jahren auf Teneriffa lebt und früher selber ein Boot hatte. Er wünscht uns noch eine gute Reise, dreht eine Runde um die Amazone und schwimmt wieder zurück zum Strand. Die Amazone heimst immer wieder Komplimente ein, was uns natürlich freut. Aber von einem Schwimmer hatte sie bisher noch keins bekommen!

Am späten Nachmittag fahren wir zurück zur Marina und machen gegen 18.00 Uhr kurz vor Sonnenuntergang in unserer Box fest.

 

Henning genießt die Zeit an Bord: 

 

Die Bucht von El Medano:

 

Rachel und Henning - im Hintergrund der Montana Roja:

Dienstag, 11. November 2014

Heute legen wir mal einfach so zum Spaß ab. Das ist auf dieser Reise etwas ganz Neues. Unter "normalen Umständen" legen wir immer einfach so zum Spaß ab. Aber auf Langfahrt ist das tatsächlich etwas anders. Immer gibt es ein Ziel oder eine Etappe, manchmal eine Herausforderung. Es kommt niemand auf die Idee, einfach mal so zum Spaß abzulegen, einen Tag auf dem Wasser zu verbringen und abends in den Hafen zurückzukommen.

Wir legen also ab, um Wale zu beobachten, zu angeln und vor dem Strand von Los Cristianos zu ankern. Zum Segeln ist zu wenig Wind, an die Angel geht kein Fisch, aber mit dem Wale beobachten klappt es! Ganz in der Nähe der verschiedenen professionellen Walbeobachtungs-Schiffe tauchen mehrere Grindwale vor unserem Bug auf. Wir fahren dann weiter zum Strand von Los Cristianos und werfen neben einem Katamaran aus Frankreich den Anker. Der Franzose winkt uns freundlich zu. Unsere Gäste sind ganz begeistert vom Panorama, dem Sonnenschein und dem kristallklaren, warmen Wasser. Wir ankern in ca. elf Meter tiefem Wasser und können bis auf den Meeresgrund sehen.

Während sich Ingo der Reinigung des Propellers und des Unterwasserschiffs widmet, schwimmen Rachael, Henning und ich an den Strand. Wir bummeln in Bikinis und Badehose die Promenade entlang, können uns aber kein Eis kaufen, weil wir natürlich kein Geld dabei haben. Dann wird es Zeit, zurück zur Amazone zu schwimmen und eine Stärkung zu uns zu nehmen. Der Skipper ist inzwischen auch schon mit seiner Arbeit fertig. Der Propeller ist von den Seepocken befreit. Am späten Nachmittag gehen wir Anker auf und erreichen vor Sonnenuntergang die Marina.

 

Rachael und Henning in Urlaubslaune an Bord der Amazone:

 

Henning drückt im richtigen Moment auf den Auslöser:

 

Der Strand von Los Cristianos mit den Hotel- und Apartmentanlagen: 

Montag, 10.11.2014

Wir wollen mit dem Bus zum Flughafen fahren, um Henning und Rachael abzuholen. Die freundliche Dame aus dem Marinabüro hat uns die Auskunft gegeben, dass wir in den Nachbarort Los Cristianos fahren und dort umsteigen müssen. Los Cristianos kennen wir noch nicht, und so fahren wir früh los, um dort nicht nur umzusteigen, sondern um uns auch den Ort anzugucken.

Es ist ein sehr lebendiger Touristenort, mit kompletter Urlauberinfrastruktur - wie es im Reiseführer heißt. Durch den Hafen bietet sich ein maritimes Flair. Von hier aus starten mehrmals täglich die großen Fähren nach La Gomera und La Palma. Für Sportboote ist allerdings nur ganz begrenzt Platz.

Allmählich wird es Zeit, zum Flughafen weiterzufahren. Die Maschine aus Bremen landet pünktlich, und wir können die beiden auf Teneriffa willkommen heißen. Sie sind in fünf Stunden von Bremen hierher "gerast" - wir haben dafür ungefähr drei Monate gebraucht.

Der Mietwagen (diesmal ist es ein VW Caddy) steht bereit, und wir fahren zur Amazone nach Las Galletas. Es gibt viel zu erzählen, wir planen die nächsten Tage und freuen uns, zusammen zu sein.

 

Warmer Atlantik im November:

 

Blick über Los Cristianos und den Hafen:

 

Die beiden blassen Menschen sind zu Besuch:

Sonntag, 09.11.2014

Die Amazone hat ein Cockpit, eine Hundekoje, einen Salon mit Kochecke (Pantry genannt), ein winziges Bad  und einen Vorschiffsbereich. Der Begriff "Abstellraum" kommt nicht vor und doch hatten wir bis heute einen: der Vorschiffsbereich hatte sich in den letzten Wochen zu einem Abstellraum entwickelt. Ab morgen wird das Vorschiff aber benötigt, weil unser ältester Sohn Henning und seine Freundin Rachael uns besuchen und einige Tage mit uns an Bord leben. Es musste also etwas geschehen, um Platz für die Gäste zu schaffen. So haben wir diesen Sonntag dazu genutzt, auf- bzw. umzuräumen. Jetzt ist das Vorschiff bezugsfertig, und wir freuen uns schon, die beiden morgen in die Arme zu schließen!

 

Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang und kommen auch zum Ferienpark Ten-Bel, etwas außerhalb von Las Galletas gelegen. Im Reiseführer beschrieben als "...breitet sich ein Park mit weitläufigen Rasenflächen, hohen ausladenden Bäumen... aus". Davon ist leider nichts mehr vorhanden, alles wirkt heruntergekommen - so wie diese Palmen. Ohne künstliche Bewässerung können sie im heißen Süden nicht überleben:

 

Auch in Ten-Bel: Direkt in die Felsen ans Meer gebaute Apartmentanlage, aber auch in die Jahre gekommen:

Sonnabend, 08.11.2014

Heute geht es zurück nach Teneriffa, in die Marina del Sur in Las Galletas. Es ist das erste Mal auf dieser Reise, dass wir einen Hafen zweimal anlaufen. Von hier aus waren wir ja nach La Gomera gesegelt. Wir erwarten wieder Besuch aus Deutschland und wollen auf Teneriffa am Montag am Flughafen sein. Kurz vor 11 Uhr legen wir in San Sebastian auf La Gomera ab. Regina und Matthias winken uns zum Abschied hinterher. Mal sehen, wo wir uns wiedersehen. Vielleicht auf den Kap Verden, vielleicht auch erst in der Karibik. Es weht mit 6 Beaufort aus Nord, das Großsegel haben wir einmal gerefft, die Genua nur zum Teil ausgerollt. Los geht die wilde Fahrt. Bei herrlichem Sonnenschein kommen wir gut voran. Nach etwa einer Stunde sind wir in der Landabdeckung von Teneriffa. Wie schon auf der Hinfahrt ändert sich die Windstärke von einem Moment zum nächsten - so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Von jetzt auf gleich hat der Wind auf schlappe 2 bis 3 Beaufort abgenommen. Wir kommen kaum noch voran, und bald starten wir die Maschine und rollen das Vorsegel ein.

Unser heutiges Ziel sollte eigentlich die Marina San Miguel, etwas nördlich von Las Galletas sein. Aber wie vorhergesagt, frischte der Wind vor Teneriffas Küste auf 7 Beaufort auf, und zwar genau von vorne. Wir waren an Las Galletas schon vorbei und San Miguel war schon in Sicht. Der Seegang war ziemlich übel, und plötzlich ereigneten sich in wenigen Augenblicken zwei Missgeschicke: Als erstes löste sich die Bremse an der Großfallwinsch und das Großsegel sackte am Mast herunter. Ingo war gerade dabei, das Segel wieder durchzusetzen, als ich Missgeschick Nummer zwei entdecke: Der Schäkel, der den Großschotblock mit dem Schlitten auf dem Reitbalken verbindet, hat sich geöffnet. Zum Glück habe ich mitbekommen, wie sich die Großschot mit dem Block auf den Weg nach Lee macht. Durch beherztes Zugreifen, fange ich die beiden ein. Inzwischen hat Ingo das Großsegel geborgen und den Block mit einem neuen Schäkel befestigt. Wir überlegen, dass es bei diesem Wind und Seegang die bessere Idee ist, doch nach Las Galletas zu fahren. So drehen wir  kurzentschlossen um und sind gegen 16.30 Uhr im Hafen.

Auf der Mole entdecken wir zwei bekannte Gesichter: Isabella und Adolf sind mit der "Amarillo" hier im Hafen und nehmen unsere Leinen an. Erste Neuigkeiten werden ausgetauscht. Wie schön, so nett empfangen zu werden!

 

Der Teide auf Teneriffa:

 

Leuchtturm an Teneriffas Südspitze:

Freitag, 07.11.2014

Der erste Punkt auf der ewigen Liste der zu erledigenden Dinge ist die Rückgabe des Mietwagens. Zweiter Punkt ist das Einziehen des Großsegels, das ja beim Segelmacher war.  Dabei haben wir auch gleich die dritte Reffleine mit angeschlagen - man weiß ja nie, was noch kommt. Die Amazone ist jetzt wieder segelklar. Nächster Punkt ist die Reinigung des eingebauten Wassertanks. Diese Arbeit steht jedes Jahr im Herbst kurz vor dem Winterlager an. Winterlager fällt aus, die Reinigung muss aber sein. Jetzt ist der Tank gereinigt und gefüllt, Punkt abgehakt.

Nach dem Abendessen kommen Regina und Matthias von der "Jasina" zu Besuch. So klingt dieser arbeitsreiche Tag sehr schön aus.

PS: Es gibt ein kurzes Video von dem havarierten Hanseat 40 unter folgendem Link:

 http://www.gomeratoday.com/2014/10/21/encalla-un-velero-frente-al-puerto-de-vueltas-en-valle-gran-rey/

 

Der Wassertank wird gereinigt und inspiziert: 

 

 

Donnerstag, 06.11.2014

Bevor wir heute zu unserem Ausflug in La Gomeras Norden und Mitte starten, holt Ingo unser Großsegel beim Segelmacher ab. Es ist gestern wie verabredet fertig geworden. Prima Arbeit zu einem vernünftigen Preis und pünktlich fertig - das hat doch super geklappt. Nun aber los auf die Piste bzw. die Serpentinen! Wir besuchen die Orte Hermigua und Agulo, fahren an die Küste, durchqueren den Nationalpark Garajonay, kommen durch Vallehermoso, gehen spazieren, und abends sind wir wieder zurück in San Sebastian. Auch wenn ich mich wiederhole - die Ausblicke sind sensationell! Allein heute habe ich fast 100 Fotos gemacht. Wir können uns nur schwer entscheiden, welches hier in den Blog kommen soll. Aber selbst das schönste Foto kann leider nicht annähernd zeigen, wie beeindruckend diese Insel tatsächlich ist. Man muss es selbst gesehen haben.

 

Das Tal von Hermigua - im Nationalpark Garajonay. Der Nationalpark nimmt 10 % von La Gomeras Fläche ein und ist seit 1986 UNESCO Weltkulturerbe. Der größte Teil ist mit dichten, immergrünen Wäldern bedeckt:

 

Zwischendurch unternehmen wir kurze Wanderungen. Ein Tourist interessiert sich anscheinend für das Gestein:

 

Und immer wieder Strelitzien:

 

La Gomera - die Insel, auf der die Zitronen wachsen:

 

Hermigua ist das größte Bananenanbaugebiet La Gomeras:

 

Im Nordosten besuchen wir El Pescante. Die Betonpfeiler gehörten zu einer Krananlage, mit der zu Beginn des letzten Jahrhunderts bis ca. 1950 Schiffe mit Bananen beladen wurden. Obwohl der Atlantik heute relativ ruhig ist, ist die Brandung unglaublich stark:

 

 

Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich hier in der freien Natur Blumen entdecke, die bei uns in Deutschland entweder als Topf- oder Schnittblume bekannt sind:

 

Ein Weihnachtsstern:

 

Serpentinen - Fahrspaß garantiert:

 

 

La Gomera ist die Insel der Wanderer. So sieht ein typischer Wanderweg aus:

 

Auch diese Blume kenne ich als Zimmerpflanze:

 

 

Eine Passionsblume - mit Blüten und Früchten:

Mittwoch, 05.11.2014

Pünktlich um 10 Uhr finden wir uns bei der Autovermietung hier am Hafen ein. Einen Opel Corsa hatten wir reserviert, ein Opel Meriva ist es geworden - zu dem Preis, der für den Corsa zu bezahlen gewesen wäre. Unsere Tour soll uns in den Süden nach Playa Santiago und von dort in den Westen nach Valle Gran Rey führen. Es wird, wie schon auf Gran Canaria und Teneriffa, eine atemberaubende Serpentinenfahrt mit grandiosen Ausblicken! Obwohl der Norden der grüne Teil der Insel ist, sehen wir auch auf unserer heutigen Tour in den Süden viel sattes Grün. In Valle Gran Rey bot sich uns ein sehr trauriger Anblick - doch jetzt lassen wir Bilder sprechen:

 

Am Aussichtspunkt Degollada de Peraza - Blick über die Schlucht Barranco de la Villa:

 

 

In Playa Santiago, im Süden La Gomeras, steht die "Ariane" an Land, Heimathafen Achim bei Bremen:

 

Bei Alajero machen wir einen kleinen Spaziergang und finden den ältesten Drachenbaum La Gomeras:

 

Im Restaurant am Mirador Palmarejo - gestaltet von Cesar Manrique, dem Künstler aus Lanzarote. Ein Tourist genießt den imposanten Ausblick:

 

Ausblick auf das Tal Valle Gran Rey am Mirador Palmarejo:

 

Der Hafen und die Ankerbucht von Valle Gran Rey, im Westen La Gomeras:

 

Und nun zum traurigen Abschnitt unseres heutigen Ausflugs. Bei Valle Gran Rey ist am 21.10.2014 ein Hanseat 40 verunglückt. Es gab ein Problem mit dem Ankergeschirr. Soweit wir wissen, sind Menschen nicht zu Schaden gekommen. Die Wrackteile liegen verstreut in den Felsen. Im Vordergrund der hintere Teil der ehemals stolzen Yacht:

 

Wir entdecken weitere Wrackteile. In gedrückter Stimmung verlassen wir den Ort des Geschehens:

Dienstag, 04.11.2014

Seit dem wir auf La Gomera sind, ist es windig. Wenn wir uns eine Box aussuchen können, nehmen wir nach Möglichkeit eine, in der die Amazone im Wind liegt, also der Wind von vorne kommt. Hier in der zugewiesenen Box liegen wir leider nicht im Wind, sondern der Wind weht ins Cockpit bzw. ins Boot. Und mit dem Wind kommt feiner schwarzer Lavasand an Bord, der sich überall festsetzt. Alles fühlt sich rau an, die Amazone sieht wie ein kleiner Dreckspatz aus. Gestern Abend hat der Wind allmählich nachgelassen und heute Morgen weht nur noch ein laues Lüftchen. So schließt Ingo den Wasserschlauch an und spült das Boot ordentlich ab. Unseren kombinierten Koch-Wohn-Arbeits- und Schlafraum - sprich die Kajüte - putze ich derweil.

Wenn der Wasserschlauch schon mal angeschlossen ist, kann ich auch gleich im "Langenbacher-Bottich" ein bisschen Wäsche waschen. Den Großteil der Wäsche bringt Ingo zur Wäscherei, und wir können die Sachen abends wieder abholen. Waschen, trocknen und zusammenlegen haben für 6 kg 17 Euro gekostet. Auf dem Weg zur Wäscherei guckt Ingo beim Segelmacher vorbei. Neben dem Großsegel haben wir gestern den Fockschlauch zur Reparatur zu ihm gebracht. Senor Eduardo auf Teneriffa hatte leider keine Zeit dafür. Der Schlauch ist schon fertig, und wir sind mit der Reparatur sehr zufrieden.

Nun sind wir gespannt, ob das Segel morgen fertig ist.

Am Vormittag klopft es vorsichtig am Boot. Draußen steht ein kleines blondes Mädchen von einem Boot aus Kopenhagen. Es hat eine schöne Sammlung selbstgeflochtener Armbänder dabei, Stück für 50 Cent. Gerne kaufe ich ihr eines ab. In Deutschland wird ja immer wieder vor Haustürgeschäften gewarnt, aber dieses Relingsgeschäft war ganz harmlos!

 

"Don't Panic Ocean" steht auf der Flagge - so kann man sich auch Mut machen: 

 

San Sebastian ist die Hauptstadt La Gomeras und gefällt uns gut:

Montag, 03.11.2014

Es gab mal wieder allerlei zu erledigen. Gleich nach dem Frühstück, also gegen 11 Uhr, hat Ingo das Mietauto per Internet reserviert. Mittwoch können wir losbrausen. Nächster Punkt ist ein Großeinkauf, da die Getränke zur Neige gehen. Also Hackenporsches aus der Hundekoje gezerrt und auf zum Supermercardo.

Auf dem Weg dorthin können wir gleich einen weiteren Punkt erledigen: ein Besuch beim Segelmacher. Diesmal geht es um das Großsegel. Keine Reparatur, sondern ein Scheuerschutz soll aufgenäht werden. Bei achterlichem Wind scheuert das Segel an den Unterwanten. Dies ist durch dunkle Linien, die der Schmutz in den Wanten auf dem Segel hinterlassen hat, schon zu sehen. Das Segel ist ja ganz neu, und solch ein Scheuerschutz kann erst aufgenäht werden, wenn die Wanten sich abgezeichnet haben, so dass klar ist, wo der Scheuerschutz genau aufgenäht werden muss. Der junge Mann ist im Stress, da im Moment sehr viele Segel bei ihm abgegeben werden. Nach dem er sich mit seinem Mitarbeiter besprochen und in einem dicken Buch nachgesehen hat, kann er uns zusagen, das Segel am Mittwoch fertig zu haben. Damit wir das schwere Segel nicht zu ihm schleppen müssen, leiht er uns eine Sackkarre. Wir gehen also mit den (leeren) Hackenporsches und der Sackkarre zurück zur Amazone und schlagen das Großsegel ab. Dann geht es wieder zum Segelmacher. Morgen besprechen wir im Detail, was gemacht werden soll.

Weiter geht es zum Einkaufen und schwer beladen zurück an Bord, es wird alles ordentlich verstaut. Am späten Nachmittag machen wir uns zu einem Yachtausrüster auf den Weg, den wir heute hier entdeckt haben. Wir brauchen eine neue Reffleine für das Großsegel, da die alte schon etwas angenagt ist.

Noch einen Punkt konnte ich heute erledigen. Beim zweiten Restaurantbesuch in Las Galletas hatte ich wieder eine der schönen, bunten Papier-Unterlagen mitgenommen. Hier habe ich heute einen Laden gefunden, der mir das Teil laminiert hat. Jetzt habe ich zwei schöne Souvenirs.

 

Fitness unter Palmen:

 

 

Auch der Skipper macht mit:

Sonntag, 02.11.2014

Die Anmeldung im Marinabüro haben wir heute als erstes erledigt, anschließend brechen wir zu einem kleinen Stadtrundgang auf. Touristeninformation, Supermercardo, Wäscherei und eine Bäckerei sind schnell gefunden. San Sebastian de la Gomera ist ein nettes Städtchen. Um die Insel kennenzulernen, wollen wir ein Auto mieten und fragen bei mehreren Vermietungen hier am Hafen nach. Aber wir können erst ab Mittwoch ein Auto bekommen, weil alle Mietwagen vorbestellt sind - ein Kreuzfahrtschiff wird erwartet. Im "Wochenblatt", der deutschen Zeitung der Kanarischen Inseln, lesen wir, dass die "AIDACARA" San Sebastian anlaufen wird.

Ingo hat heute das Video der gestrigen Tour fertiggestellt. Wer die kleine sportliche Einlage ansehen möchte, findet das Video unter folgendem Link:

 Link: https://www.youtube.com/watch?v=nssxgUy-4Qc

 

 "Marina am Berg" - die Amazone ist rechts unten im Bild:

 

Sonnenuntergang über San Sebastian de la Gomera:

Sonnabend, 1.11.2014

Die "Marina del Sur" in Las Galletas im Süden Teneriffas verlassen wir heute nach einer Übernachtung schon wieder. Wir haben 21,37 Euro Liegegeld bezahlt, was in Anbetracht der miserablen Sanitäranlagen und des Schwells im Hafen doch ein ziemlich stolzer Preis ist. Unser Ziel ist die Nachbarinsel La Gomera. Der Törn zur Marina in San Sebastian ist ca. 25 Seemeilen lang. Die Windvorhersage spricht von Wind aus nordöstlicher Richtung von 2, zunehmend 4 - 5, in Böen 6 - 7 Beaufort. Wir legen um 10 Uhr ab und fahren zunächst mit Motor. Nach ca. einer Stunde erblicken wir die Rückenflossen mehrerer Wale. Sie sind ziemlich träge und lassen sich einfach im Wasser treiben. Als ein Schlauchboot und mehrere Jetskis angefahren kommen, tauchen sie ab.

Als der Wind nicht mehr direkt von vorne kommt, setzen wir das Großsegel, lassen aber die Maschine mitlaufen, da der Wind immer noch ziemlich mau ist. Uns kommen zwei Segelboote entgegen, die ihre Großsegel gerefft haben. Aha, dort wo sie herkommen muss es wohl Wind geben. Wir haben etwa zwei Drittel der Strecke zurückgelegt, als wir sehen, dass auf einem Segelboot, das ca. eine Seemeile vor uns segelt, versucht wird, das Vorsegel einzurollen. Da vorne sieht der Atlantik auch nicht mehr so freundlich aus, wie auf unserer Höhe. Wellen mit Schaumkronen sind deutlich zu sehen. Im Imray Revierführer hatten wir schon gelesen, dass man bei dem Törn von Teneriffa nach La Gomera darauf vorbereitet sein sollte, dass oft im letzten Drittel der Tour starke Winde auftreten. Wir beschließen, ein Reff ins Großsegel zu binden. Kaum ist das erledigt, pustet es auch schon los! Wir haben die Landabdeckung von Teneriffa verlassen und bekommen den Wind jetzt aus erster Hand. Die Genua rollen wir ein kleines Stück aus, und ab geht die Post! Mit 6 bis 7 Knoten pflügt die Amazone hoch am Wind über die Wellen. Ab und an ziehen wir sogar die Relingstützen in Lee durchs Wasser, und wir überlegen, das zweite Reff ins Segel zu binden. Der Ruderdruck ist aber nicht besonders stark, wir können die Höhe gut halten und preschen auf La Gomera zu. Die tapfere Amazone enttäuscht uns auch heute nicht. Wunderbar, wie sie mit Wind und Wellen klarkommt! Die Wellen sind etwa zweieinhalb Meter hoch und das überkommende Spritzwasser durchnässt mich nach kurzer Zeit, da ich in T-Shirt und kurzer Hose an der Pinne sitze. In meinen Bootsschuhen steht das Wasser, und es ist kein Regenwasser - der Himmel ist nämlich wolkenlos.

Gegen 14.30 Uhr erreichen wir La Gomera und melden uns über UKW-Funk in der Marina an. Wir sollen einlaufen, uns wird dann ein Liegeplatz zugewiesen. Das Marinabüro ist heute schon geschlossen, der Papierkram muss also bis morgen warten. Die Amazone und wir bekommen eine Süßwasserdusche, an Bord wird alles aufgeklart, etwas zu essen gekocht, und anschließend unternehmen wir den ersten Erkundungsgang.

Viel mehr als seine Rückenflosse hat er uns leider nicht gezeigt:

 

Gleich hier am Hafen gibt es einen schwarzen Lavasandstrand - im Hintergrund Teneriffa und der Teide:      

Freitag, 31.10.2014

Wir wollen heute in den Süden Teneriffas nach Las Galletas segeln. Also mal wieder den Wecker stellen, denn es gibt noch einiges zu erledigen. Ingo macht sich nach dem Frühstück noch einmal auf den Weg zum Yachtausrüster Blancomar. Es fehlt noch ein Kabel für das neue Solarpaneel, zwei zusätzliche Ruckfender wären fein und Dieselkanister. Ja, wir geben es zu - auch uns hat die "rote Hysterie" erfasst. Auf den Booten, die sich demnächst auf die Reise über den Atlantik in die Karibik machen, sind sie allgegenwärtig. Kaum ein Boot, auf dem nicht eine ganze Batterie roter Dieselkanister an Deck festgezurrt ist. Wir haben schon acht 10-Liter-Kanister zusätzlich zu dem 150 Liter Einbautank dabei. Jetzt kommen noch drei 20-Liter-Kanister dazu. Man weiß ja nie.

Während Ingo auf Einkaufstour geht, melde ich uns im Marinabüro ab und bezahle das Liegegeld. Für 18 (!) Tage sind 263 Euro fällig.

Doch bevor wir ablegen, gibt es noch eine nette Begegnung: In La Coruna haben wir uns das erste Mal getroffen, und in Santa Cruz gibt es ein Wiedersehen - Dörte und Paul sind mit ihrer "Man suutje" heute Morgen hier eingelaufen. Es gibt viel zu erzählen. In den Zeiten des "Blogschreibens und -lesens" sind die Gespräche manchmal zum Piepen: Wechselseitig berichten wir von unseren Erlebnissen und immer wieder heißt es "Ja, ich weiß. Hab' ich in Eurem Blog gelesen."

Gegen 11.00 Uhr kommen wir dann los, unter Großsegel und Genua zieht die Amazone an Teneriffas Küste entlang Richtung Süden. Endlich wieder Seeluft schnuppern, das tut gut. Bei 4 Windstärken und raumem Wind kommen wir mit durchschnittlich 6 Knoten gut voran. Etwa eine Stunde vor unserem Ziel nimmt der Wind ab, und unter Maschine legen wir die letzten Meilen zurück. Gegen 18.00 Uhr machen wir nach 38,7 Seemeilen in der "Marina del Sur" in Las Galletas fest.

Wir sind heute Abend mit Kirsten und Burkhard verabredet. Es heißt schon wieder Abschied nehmen. Morgen wollen wir weiter segeln zur Nachbarinsel La Gomera. Wir verbringen noch einmal einen schönen Abend miteinander. Eine letzte Umarmung, gute Wünsche und ein "Tschüß bis August!". Das ist hart.

 

Erfolgreicher Beutezug - Ingo kommt mit den Kanistern und anderen Dingen vom Yachtausrüster zurück:

 

Das neue Solarpaneel haben wir heute gleich ausprobiert und für gut befunden:

 

Hier hat schon Magellan geankert - der Montana Roja im Südosten Teneriffas:

Donnerstag, 30.10.2014

Es stehen einige Erledigungen an, und die To-Do-Liste muss mal wieder abgearbeitet werden. Da müssen Kirsten und Burkhard heute leider allein auf Entdeckungstour gehen. Wir sind jetzt schon mehr als zwei Wochen in diesem Hafen - neuer Rekord! Diese für unsere Verhältnisse sehr lange Liegezeit haben wir nicht nur zu schönen Ausflügen genutzt, sondern wir haben mehrere Bestellungen bei Yachtausrüstern und den netten Herrn von "TV Nalber" aufgegeben. Heute sind nun alle Dinge abholbereit, und wir machen uns auf den Weg, um weiteres WLAN-Zubehör und ein flexibles Solarpaneel abzuholen. Wir haben zwar schon zwei Solarpaneele - ein fest installiertes zwischen den beiden Gerätemasten auf dem Achterdeck und eines, das wir beim Ankern an die Reling hängen können. Dieses dritte (flexible) Paneel ist aber viel einfacher in der Handhabung.

Wir wissen, wo wir morgens frische Brötchen bekommen; den Weg zum nächsten Supermercado kennen wir auswendig; wo die Straßenbahn fährt und wie das mit dem Ticketentwerten funktioniert, haben wir kapiert; den Wochenmarkt mit dem herrlichen Obst und Gemüse kennen wir; um den Weg zu den Yachtausrüstern zu finden, brauchen wir keine Straßenkarte mehr und zu TV Nalber finden wir im Schlaf - untrügliche Zeichen, dass wir uns schon ganz gut auskennen und wissen, "wie hier der Hase läuft". Oder anders gesagt - auf geht's zum nächsten Hafen oder Ankerplatz.

Morgen soll es weitergehen in den Süden Teneriffas, nach Las Galettas.

 

Ein Souvenir: Diese bunte Karte mit den Kanarischen Inseln haben wir neulich in einem Restaurant als Unterlage bekommen. Heute habe ich sie laminieren lassen.

Mittwoch, 29.10.2014

Das Ausflugsprogramm geht weiter! Heute wollen wir mit Kirsten und Burkhard  auf der Pass-Straße durch Teneriffas Bergregion fahren. Wir starten bei strahlendem Sonnenschein, nur wenige Wolken sind zu sehen. Leider nimmt im Laufe der Vormittags die Bewölkung zu. So können wir die phantastischen Ausblicke, die sich bei klarer Sicht bieten, nur ganz eingeschränkt genießen. Am Nachmittag erreichen wir den Ort La Orotava, 390 Meter über dem Meeresspiegel und 30 Kilometer südwestlich von Santa Cruz gelegen. Der Ort ist ein wichtiges kulturelles Zentrum der Insel. Seine reizvolle Lage im Orotavatal hat schon vor 200 Jahren Reisende wie z. B. Alexander von Humboldt angezogen. Sehenswert ist das historische Stadtzentrum. Die Gebäude stammen zum großen Teil aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Mal wieder einen schönen Tag verlebt und viel von dieser schönen Insel gesehen und erfahren.

 

Vom Montana Grande haben wir einen tollen Ausblick auf Santa Cruz: 

 

Leider ziehen Wolken auf und schränken die Ausblicke ein:

 

Teneriffas Sternwarte (Observatorio del Teide), auf dem 2.400 Meter hohen Berg Izana:

 

In La Orotava - der Innenhof des Gebäudes Casa Mendez-Fonseca im historischen Stadtzentrum:

 

Casa Lercaro: In diesem beeindruckenden Gebäude aus der Mitte des 17. Jahrhunderts befindet sich im Erdgeschoss ein Restaurant.  In der 1. Etage können Möbel und Wohnaccessoires erstanden werden:

Dienstag, 28.10.2014

Nachdem die "Hausarbeit" erledigt ist, treffen wir uns wieder mit Kirsten und Burkhard. Wir wollen die Erkundung der Insel fortsetzen und heute in den Süden fahren. Erstes Ziel ist der Strand von El Médano, ein El Dorado der Kite- und Windsurfer. Heute ist leider nur wenig Wind, und es sind keine Sportler zu sehen. Weiter geht es nach Los Abrigos, einer kleinen Ortschaft. Hier machen wir einen kurzen Spaziergang.

Nächstes Ziel ist Las Galletas. Wir wollen uns dort die Marina ansehen, zu der wir demnächst segeln wollen. Macht alles einen ganz netten Eindruck, nur bei südlichen Winden liegt man hier sehr unruhig. Neben dem Hafen gibt es eine relativ geschützte Ankerbucht. Wenn wir schon mal hier sind, können wir auch gleich im Marinabüro nachfragen, ob für die Amazone ein Liegeplatz frei ist. Die freundliche Mitarbeiterin nimmt für uns eine Reservierung vor. Wenn wir hier aufkreuzen, sollen wir uns über UKW-Funk anmelden, und uns wird dann ein Liegeplatz zugewiesen.

Nun wird es aber Zeit für eine Stärkung. In der Marina gibt es gleich neben dem Büro ein Restaurant. Bei einem richtig leckeren Essen haben wir hier grandiose Ausblicke: entweder Richtung Norden auf die im Hafen vertäuten Boote und die Berge oder Richtung Süden auf die Ankerbucht und den Atlantik. Ein wunderschöner Platz, um den Sonnenuntergang zu genießen!

 

El Médano, heute leider ohne Surfer:    

 

Dieser prachtvolle Gummibaum steht in Los Abrigos:

 

Wir verleben gemeinsam schöne Tage auf dieser tollen Insel:

 

Sonnenuntergang über der Ankerbucht bei Las Galletas:

 

Blick nach Norden auf die Marina und die Berge:

 

 

Montag, 27.10.2014

 

Wir sind zum Grillen verabredet! Auf dieser Reise hat es sich bisher noch nicht ergeben, und der Appetit auf gegrilltes Steak, Gambas, Salat, Brot und dazu noch ein gekühltes Bier in geselliger Runde war unbändig! Kirsten und Burkhard hatten die Idee. Peter, der Vermieter ihrer Ferienwohnung hier auf Teneriffa, ist ebenfalls dabei und hat uns angeboten, mit uns gemeinsam einzukaufen und uns ein wenig über die regionalen Obst- und Gemüsesorten zu erzählen. So sind wir heute wieder auf dem Markt, aber diesmal wird nicht nur geguckt, sondern auch gekauft. Montags haben nicht alle Händler ihre Läden geöffnet, es ist erheblich weniger Trubel als am Tag zuvor. Mit Peters Beratung ziehen wir vom Schlachter zum Obst- und Gemüsehändler, von dort zum Käsestand und dann noch zum Bäcker. Zum Schluss lädt Peter uns auf eine Tasse Kaffee in sein Stammlokal ein und anschließend machen wir uns auf den Rückweg zu Peters Haus. Es ist am Hang gelegen, mit einem wunderschönen Blick auf den Atantik.

Grillen wollen wir erst am Abend, also bleibt noch Zeit für einen Ausflug. Wir fahren an die Steilküste im Nordwesten Teneriffas nach Garanona und genießen die tolle Aussicht. Von dort machen wir noch einen Abstecher nach Mesa del Mar. Dort gibt es ein "Gratis-Natur-Meerwasserwellenbad". Solche Bademöglichkeiten gibt es an mehreren Stellen. Es sind dort Becken in die Felsen eingearbeitet, in die je nach Wasserstand, Windrichtung und -stärke mal mehr und mal weniger die Wellen rollen.

Am Abend wird dann gemeinsam Salat geschnippelt, die Steaks und Gambas landen auf dem Grill, und wir verbringen einen wunderbaren Abend in netter Runde unter dem Sternenhimmel von Teneriffa.

 

Am Mirador de La Garanona - tolle Sicht auf die Küste im Nordwesten:

 

 

 

In Mesa del Mar, dem Strand von Tacoronte (auch im Nordwesten), gibt es ein "Meerwasserschwimmbad". Bei dieser Brandung ist das Baden aber leider verboten:

 

Auch diese beiden Touristen finden die Brandung und Fontänen offensichtlich beeindruckend:

Sonntag, 26.10.2014

Heute steht ein Besuch des Marktes hier in Santa Cruz auf dem Programm. Laut Reiseführer ein Muss für jeden Touristen, also auch für uns. Von der Marina aus erreichen wir den Mercado de Nuestra Senora de Africa, wie er offiziell heißt, nach einem zwanzigminütigen Spaziergang.

Das Marktgebäude ist den 1940er Jahren im Kolonialstil erbaut worden, mit einem Turm im Zentrum, einem zentralen Platz und zwei überdachten Innenhöfen. Diese sind von allen Seiten erreichbar und so konzipiert, dass die Kunden in der Sonne stehen und die Händler immer im Schatten.

Etwa 200 Händler bieten hier täglich ihre Waren an. Ein lokaler Markt mit Produkten von hervorragender Qualität zu vernünftigen Preisen. Ob frisch gebackenes Brot oder Brötchen, Kuchen, Meeresgetier, Obst, Gemüse, Käse, Gewürze oder Blumen - alles ist erhältlich, und es duftet herrlich. Auch auf ein leckeres Eis in einer knusprigen Waffel müssen wir nicht verzichten. Für die Einheimischen ist der Markt zugleich eine Nachrichtenbörse. Sie stehen in Grüppchen zusammen und tauschen laut gestikulierend Neugikeiten aus. Einkaufen mal ganz anders als im Supermercado. Aber auch den gibt es hier, er ist im Untergeschoss zu finden.

Sonntags ist außerdem Trödelmarkt. Er findet rund um die Markthallen auf abgesperrten Straßenzügen statt. Lauthals werden hier die vermeintlichen Schnäppchen von den Händlern angepriesen. Wie auf anderen Flohmärkten auch, findet sich hier alles mögliche. Teile von Großmutters gutem Porzellanservice, Schallplatten, Kleidung oder Spielzeug. Verdächtig günstige "Markenartikel" sind auch darunter, es sind zumeist Fälschungen. Keine Fälschung ist der kleine Weihnachtsmann, den ich mir gekauft habe. Er kann an einer Kette hochklettern und macht dabei noch Musik. Weihnachten kann kommen!

 

Hier wird das Einkaufen zum Erlebnis:

 

Bei einem Fischhändler:

Sonnabend, 25.10.2014

Der gestrige Ruhetag hat uns beiden gutgetan. Es ist auch nicht ganz so drückend heiß wie gestern, obwohl das Thermometer in der Kajüte heute die 30°-Marke geknackt hat. Fast windstill ist es immer noch, also die beste Gelegenheit, die neuen "Windfänger" auszuprobieren. Wir haben für jede Luke einen, und ihre Aufgabe ist es, auch das kleinste Lüftchen ins Boot zu leiten. Die Premiere ist gelungen, weitere Auftritte sind garantiert.

 

Der Skipper guckt noch etwas skeptisch:

 

Nachdem der eine und andere Nippel durch die Lasche gezogen war, ist auch dieser "Luftfänger" einsatzbereit:

Freitag, 24.10.2014

Nach den vergangenen zwei Tagen, die so voller Eindrücke waren, gönnen wir uns heute eine Pause. Ingo ist ein bisschen erkältet, mir macht die Hitze zu schaffen. Es ist ein heißer und windstiller Tag. Wir schlafen, dösen, lesen und schwitzen ordentlich. Nur zu den allernotwendigsten Tätigkeiten können wir uns aufraffen. Könnte bitte mal jemand abwaschen? Diese Lethargie wird am späten Nachmittag ganz plötzlich durch ein Klopfen am Boot unterbrochen. Kirsten und Burkhard wollen uns zu einem Stadtbummel abholen. Gute Idee! Ein Spaziergang ist jetzt genau das Richtige und wir betätigen uns als Stadtführer.

 

Nicht nur in Bremen, sondern auch hier in Santa Cruz werden Bäume bestrickt und behäkelt:

 

Heute in zwei Monaten werden in Deutschland (und auf der Amazone) die Geschenke ausgepackt. Weihnachtsdeko haben wir dabei, könnten aber hier noch nachkaufen:

Donnerstag, 23.10.2014

Weil es gestern schon so schön war, wollen wir auch den heutigen Tag mit Kirsten und Burkhard verbringen. Eine Rundfahrt durch den Parque Nacional del Teide, der das Zentrum Teneriffas bildet, steht auf dem Programm.

Der Nationalpark liegt nicht nur mit über 2.000 Höhenmetern über allen anderen Regionen der Insel, sondern er grenzt sich zusätzlich durch einen Bergring von seiner Umgebung ab. Seit 2007 ist das Gebiet von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt.  Alle Gesteinsfarben leuchten hier: braun, schwarz, weiß, rot und sogar grün. Es gibt fast weiße, brettflache Ebenen, goldfarbene turmhohe Felsen, dunkle wilde Steinströme und in seiner Mitte den Teide, den höchsten Berg Spaniens, die höchste Erhebung im Atlantik. Der Nationalpark ist "jungvulkanisch" und kann nicht als erloschen angesehen werden. Der letzte Ausbruch erfolgte erst 1909 außerhalb des Parks an der Südwestflanke des Umschließungsringes.

Es war ein schöner Tag mit vielen grandiosen Ausblicken und tollen Eindrücken.

 

Der Teide - 3.717 m hoch:

 

 

An der Seilbahn, mit der man auf den Teide fahren kann, gibt es eine sehr, sehr lange Wartschlange. Wir haben nicht so viel Geduld aufgebracht und die Seilbahnfahrt ausfallen lassen. Ein Tipp: Tickets übers Internet buchen, dann spart man sich das stundenlange Anstehen.

 

 

Eine Landschaft von karger Schönheit - Licht und Schatten auf dem Teide:

 

Vorsicht, mein Lieber!

 

Im Hintergrund die Canadas genannten auffälligen flachen Zonen: 

 

In natura unbeschreiblich schön - die Canadas:

 

Zeit für eine Pause. In Boca Tauce im Nationalpark genießen wir in einem Restaurant mit einmaliger Aussicht ein sehr leckeres Essen:

 

Mit einem Abstecher in den Südwesten Teneriffas nach Los Gigantes, zur gigantischen Steilküste, beenden wir unsere Rundfahrt und machen uns auf den Rückweg:

Mittwoch, 22.10.2014

In den vergangenen Tagen waren wir viel beschäftigt und haben einiges erledigt bzw. auf den Weg gebracht. Höchste Zeit also, mal wieder etwas Nettes zu unternehmen. Heute sind wir mit Segelfreunden aus Deutschland verabredet, die auf Teneriffa Urlaub machen, und wollen gemeinsam etwas unternehmen. Wie praktisch, dass Kirsten und Burkhard ein Auto gemietet haben. Nachdem sie sich zunächst vom ordnungsgemäßen Zustand der Amazone und ihrer Besatzung überzeugt haben - Boot und Crew sind gut in Schuss - kann es losgehen.

Zunächst wollen wir zum Strand von San Andrés, nördlich von Santa Cruz fahren. Wir mussten aber feststellen, dass dieser gesperrt ist. Wegen des heftigen Regens am vergangenen Sonntag, bei dem es zu Schlammlawinen gekommen ist, muss dort noch aufgeräumt werden.

Weiter geht die Fahrt zum Anagagebirge im Nordosten Teneriffas. In den Nordhang der Cumbre, bei El Bailadero, wurde eine neue Herberge gebaut. Genau der richtige Platz, um bei einer leckeren Mahlzeit und einem Kaffee den fantastischen Blick in die Schluchten des Gebirges und auf den Atlantik zu genießen.

Den nächsten Halt legen wir am Cruz del Carmen ein und besuchen den Naturpark Parque rural de Anaga. Wir machen einen kurzen Spaziergang und genießen die herrliche Waldluft.

Als letzte Station steht La Laguna auf dem heutigen Programm. Mit der Straßenbahn waren wir neulich von Santa Cruz aus dorthin gefahren. Heute wollen wir uns dort mehr Zeit nehmen und die schöne Altstadt besichtigen. Ab 1510 war La Laguna über mehrere Jahrhunderte das geistige und politische Zentrum Teneriffas. Die erste und bis 1989 einzige Universität der Kanaren hat hier ihren Sitz. Die UNESCO erklärte La Laguna 1999 zum Kulturerbe der Menschheit.

Bei einem leckeren Essen in einem gemütlichen Restaurant lassen wir gemeinsam den Tag ausklingen. Und weil es uns allen so viel Spaß gemacht hat, haben wir uns auch gleich für morgen wieder verabredet.

 

Auf Norderney haben wir uns verabschiedet und hier in Santa Cruz gibt es ein Wiedersehen mit Kirsten und Burkhard:

 

Blick auf San Andrés:

 

So grün ist der Norden Teneriffas: 

 

Herrliche (grüne) Ausblicke bieten sich uns:

 

Straßenszene in La Laguna:

 

 

Dienstag, 21.10.2014

Einkaufen, kochen, putzen, waschen, an der WLAN-Anlage basteln - das hat unseren heutigen Tag ausgefüllt. Bei "TV Nalber" werden wir schon fast mit Handschlag begrüßt. Auch heute haben wir dort brav eine Nummer gezogen und uns in die Warteschlange eingereiht. Die technischen Unwägbarkeiten und ihre Überwindung sind Ingos Thema, und er wird beizeiten noch etwas ausführlicher darüber berichten. Jetzt nur soviel: Ich finde das alles sehr kompliziert, der Antennenwald wächst, der Frust ist zwischendurch ziemlich groß, aber es gibt zum Glück auch Erfolgserlebnisse. Zum jetzigen Zeitpunkt funktioniert unsere WLAN-Verbindung jedenfalls mit den neuen Produkten von Alfa bestens. Die Spielverderber WeBBoat und Engenius haben Pause.

Montag, 20.10.2014

 

Nachdem es gestern so heftig geregnet hat, scheint heute wieder die Sonne, und es ist mit 25 Grad auch wieder schön warm. Heute stehen nochmal Besuche beim Yachtausrüster und beim Elektronikhändler auf dem Programm. Beim Yachtausrüster haben wir ein Solarpaneel bestellt. Es soll die beiden Paneele, die wir bereits an Bord haben, ergänzen. Beim Elektronikhändler haben wir neulich schon WLAN-Zubehör gekauft und heute noch fehlende Teile bestellt. Wir sind jetzt seit einer Woche hier in Santa Cruz und werden noch eine Weile bleiben - auch um uns für die Törns zu den Kap Verden und in die Karibik auszurüsten und mit Proviant zu versorgen.

In Santa Cruz gibt es mehrere verschieden große Parks. Auf dem Rückweg zur Amazone sind wir durch den Park Garcia Sanabria geschlendert. Er ist über 6 ha groß und befindet sich im nördlichen Teil der Innenstadt. Von der ersten Idee (1881) bis zur Anlegung des Parks (1926) hat es 45 Jahre gedauert. Gut Ding will Weile haben.

 

Der Park ist nach dem ehemaligen Bürgermeister Santiago Garcia Sanabria benannt, der maßgeblich die Anlegung des Parks unterstützt hat. Die folgenden Fotos sind in dem Park entstanden:

 

 

 

 

 

 

In diesem netten Laden ("TV Nalber") betreibt Ingo die weitere Aufrüstung unserer WLAN-Anlage. Es ist ein relativ kleines Ladenlokal, gut sortiert, mit mehreren Mitarbeitern und gut besucht - es werden Nummern gezogen, damit es immer schön der Reihe nach geht:

Sonntag, 19.10.2014

 

Dieser Sonntag ist leider ganz verregnet, es donnert und blitzt. Seit Harlingen ist es für uns der erste komplette Regentag. Er kommt nicht ganz überraschend, die Wettervorhersage hatte ihn schon angekündigt. Wir hatten uns deshalb für heute vorgenommen, am Laptop zu arbeiten. Einige Daten müssen gesichert werden, und Ingo hat sich mit unseren Videoaufnahmen beschäftigt. Am späten Nachmittag war es dann soweit - das zweite Video unserer Reise ist fertig! In wenigen Minuten zusammengefasst dokumentiert es die Fahrten von Helgoland bis Borkum.

Als es am frühen Abend endlich zu regnen aufhörte, haben wir uns noch zu einem Bummel durch die Stadt aufgemacht. Hier hat der viele Regen deutliche Spuren hinterlassen. Große Pfützen überall, Erde und Kieselsteine sind auf die Gehwege gespült worden, die Feuerwehr ist mit Pumpen im Einsatz. Das Hafenwasser ist von der eingeschwemmten Erde ganz braun, einiger Unrat schwimmt darin. Obwohl es hier in Santa Cruz nicht gestürmt hat, steht einiger Schwell in den Hafen und die Boote zerren an ihren Leinen und eins schaukelt noch aufgeregter als das andere. Die Amazone macht bei diesem Schaukel-Wettbewerb natürlich auch mit.

Hier ist der Link zum zweiten Video: https://www.youtube.com/watch?v=Dh2kZmXMDnc&feature=youtu.be

 

Der Regen plattert aufs Kajütdach, die neue CD von Enrique Iglesias dudelt leise im Hintergrund, einen Kaffee, ein gutes Buch - das Leben kann so schön sein:

 

 

Für Teneriffa spricht die Statistik von sechs Regentagen im Oktober - heute war einer:

 

Den Spaziergang durch diesen kleinen Park verschieben wir besser - er steht unter Wasser:

 

Sonnabend, 18.10.2014

 

Antjes Aufgabe war heute, in einem unbegrenzten (möglichst langen) Zeitraum möglichst wenig Geld beim Shoppen auszugeben. Meine Aufgabe war heute, das Vakuumventil am Motor auszutauschen. Das war schon lange auf der ToDo Liste, da es nicht mehr richtig geschlossen hat und immer etwas Seewasser in die Motorbilge gelaufen ist.

Wenn so ein Ventil nach dem Abstellen des Motors nicht öffnet, könnte Wasser in den Verbrennungsraum laufen und beim nächsten Starten würde dadurch der Motor zerstört. Also schon irgendwie wichtig dieses Ventil und daher steht wohl in der Montageanleitung von Volvo Penta folgendes: "... Die Einbauanleitung ist nur für den berufsmäßigen Gebrauch vorgesehen und nicht für unprofessionelle Anwendung gedacht..."

Als der Vorbesitzer vor 12 Jahren die Maschinenanlage von Volvo Penta professionell für € 17.000,-- einbauen ließ, hat es die Profis wohl nicht gestört, ein unbrauchbares Ventil mit einzubauen, aus dem es immer auf die elektrischen Kabel leckte. Als wir das Boot mit dem erst  96 Betriebsstunden gelaufenen Motor übernommen haben, stellte ich kurze Zeit später das Lecken des Ventils fest. Daraufhin habe ich erst mal das Ventil dicht gemacht und immer sofort nach dem Abstellen des Motors das Seewasserventil geschlossen, damit kein Wasser in den Motor nachlaufen konnte.

Beim freundlichen Volvo Penta Händler wollte ich dann einen neuen Ventileinsatz kaufen. Mir wurde aber dringend davon abgeraten, da er auch nicht lange halten würde und sehr teuer sei. Ich sollte lieber das Ventil vom Mitbewerber Vetus kaufen, das viel besser sei. Er konnte es mir auch gleich verkaufen. Auf diese Weise wurden mit einem neuen Motor gleich zwei Vakuumventile verkauft.

Jetzt, nach zehn Jahren, ist nun das Vetus Ventil altersschwach geworden und Volvo hat inzwischen eine günstigere Neuentwicklung. Mal sehen, wie sie sich macht. Sicherheitshalber habe ich aber lieber wieder eine Auffangvorrichtung installiert, die das Seewasser in die Bilge und nicht über die Kabel leiten würde. Bei der günstigen Gelegenheit, dass Antje von Bord war, habe ich dann auch noch andere Wartungsarbeiten am Motor erledigt.

Antje hat in der Zwischenzeit weder das Geldbudget noch das Zeitlimit ausgeschöpft. Es gab einen zweiten Hackenporsche, ein Kleid und ein Paar Schuhe.

 

Die zwei Volvo Penta Ventile und rechts das Vetus Ventil:

 

Montage mit vorsorglicher Seewasserabführung:

 

Antje war dann doch zu früh (nach fünf Stunden, das soll ich hier einfügen) vom Shoppen zurück und hat mich noch bei der Arbeit ertappt:

Freitag, 17.10.2014

Bevor Senor Eduardo unsere Persenninge nicht zurückgebracht hat, können wir heute nicht von Bord gehen. Wir könnten in der Zwischenzeit in der Sonne faulenzen, ein gutes Buch und den "Spiegel" lesen, einen Kaffee trinken, im Internet surfen oder die Edelstahlteile an Deck und die Messingteile unter Deck putzen. Wir haben uns dann für die letzten beiden Punkte entschieden. Ingo übernimmt wieder den Edelstahl und ich das Messing. Als alles glänzt, klingelt auch schon Ingos Telefon und der sehr engagierte Herr vom Yachtausrüster "Spinnaker" kündigt an, dass der Segelmacher in zehn Minuten bei uns ist. Klappt doch prima. Er bringt die Sachen vorbei, alles passt und die Reißverschlüsse sind auch dran. Geld möchte er nicht haben, denn nicht nur die Kommunikation, sondern auch die Bezahlung läuft über "Spinnaker". Etwas später meldet sich der Herr "Spinnaker" erneut und bringt kurz darauf die Rechnung vorbei. Gute Arbeit, schnell, zuverlässig, und der Preis stimmt auch.

Seit wir am Montag hier angekommen sind, ist die Anlage merklich voller geworden. Schätzungsweise die Hälfte der Yachten hat die französische Nationale am Heck. Wir sind nicht die einzigen, die sich allmählich auf den großen Törn vorbereiten. Es herrscht geschäftiges Treiben - Treibstoffkanister werden an Bord gebracht, hier und da wird gesägt und gebohrt. Das eine oder andere Crewmitglied wird zum Rigg-Check in den Mast hochgezogen.

 

Die neuen Abdeckungen für das Bimini und die Gurtrolle:

 

In Santa Cruz laden diverse Parks zum Verweilen ein:

 

Donnerstag, 16.10.2014

Senor Eduardo, der Segelmacher, war ja gestern bei uns an Bord und bringt wohl morgen die fertigen Sachen zurück. Wie praktisch, dass er morgen vorbeikommt, dann kann er gleich den Fockschlauch mitnehmen - der muss nämlich auch nachgenäht werden. Zugegeben, noch praktischer wäre es gewesen, wenn wir ihm gleich alles, was überarbeitet werden muss, mitgegeben hätten. Aber was soll's. Wir haben heute die Segel kontrolliert, ob alle Nähte in Ordnung sind, es irgendwo Scheuerstellen gibt usw. Das hatten wir eigentlich erst für den nächsten Monat eingeplant, kurz vor dem Start zu unserem Törn zu den Kapverden. Kurzentschlossen haben wir uns diesen Punkt der Erledigungsliste schon heute vorgenommen und haben außer der Kleinigkeit am Fockschlauch nichts gefunden. Bei dieser Gelegenheit hat Ingo das Großsegel und die Genua auch gleich mit Süßwasser gespült, um das Salz einmal gründlich auszuwaschen. Außerdem hat er ein neues Fall für die Genua eingezogen.

Nach dieser schweißtreibenden Arbeit war dringend eine Pause erforderlich. Anschließend haben wir noch eine Fahrt mit der Straßenbahn zu einem höhergelegenen Stadtteil unternommen. Die Fahrkarten kosteten 1,35 Euro pro Person und Fahrt. Ohne Ticket erwischt zu werden ist zehnmal so teuer wie in Bremen - 400 Euro sind dann fällig.

 

Ingo duscht die Segel - und sich:

 

Antje war auch nicht faul und hat mal wieder gewaschen:

 

 

 

Mittwoch, 15.10.2014

 

Der heutige Tag fing richtig schön an: Ein alter Kollege von Ingo macht zurzeit gerade mit einem Kumpel Urlaub auf Teneriffa, und die beiden haben uns auf der Amazone besucht. Es gab viel zu erzählen. Es war schön, zusammen zu lachen, und die Zeit verging viel zu schnell.

Kaum waren die zwei von Bord, klingelt das Telefon und Senor Eduardo, der Segelmacher, kündigt sein Erscheinen an. 15 Minuten später kam er an Bord. Leider spricht er kein Englisch und wir kein Spanisch. So haben wir ihm mit Händen und Füßen erklärt, was repariert, bzw. neu angefertigt werden soll. Er hat die Spritzkappe, die Kuchenbude und das Bimini mitgenommen, um die Reißverschlüsse auszutauschen. Wir hoffen, dass er alles so verstanden hat, wie wir es gemeint haben. Am Freitag soll alles fertig sein, es bleibt spannend.

Anschließend haben wir uns auf den Weg zur Zahnärztin gemacht. Die Factura, die Rechnung, musste ja noch abgeholt werden. Von dort geht es weiter zum Yachtausrüster - das RM 69 wartet dort auf uns. Zurück an Bord legen wir eine kurze Verschnaufpause ein. So eine Siesta ist eine richtig gute Sache, wir haben uns inzwischen schon ganz gut an diesen spanischen Lebensrhythmus gewöhnt.

Dann heißt es aber wieder fleißig sein. Ingo kümmert sich um den Austausch des WCs. Ich gehe in die Stadt. Santa Cruz gefällt mir gut, nicht so groß wie Las Palmas. Trotzdem gibt es aber viele schöne Geschäfte, Cafés, begrünte Plätze und Straßenzüge. Der Oleander duftet herrlich.  

 

Matthias, Reinhard und der Skipper:

 

Ingo hat diesen Turm, der ganz in der Nähe der Marina steht "Big Ben" getauft. Jede Viertelstunde lässt die Uhr etwas von sich hören:

 

Ohne Spritzkappe und Bimini sieht die Amazone ziemlich nackt aus. Vorübergehend spendet uns diese Plane Schatten. Ihre eigentliche Aufgabe soll es demnächst sein, Regenwasser aufzufangen:

 

Dienstag, 14.10.2014

 

Bevor wir uns hier in Santa Cruz auf Teneriffa richtig orientieren können, müssen wir erstmal einige Dinge auf den Weg bringen. Die Touristeninformation suchen wir heute noch nicht, das klappt vielleicht morgen. Zunächst suchen wir den Yachtausrüster, von dem wir auf Lanzarote schon gehört haben. Wir brauchen eine neue Toilette, ein RM 69. Das bekommen wir aber nicht so leicht. Andere Marken schon, aber ein RM 69 nicht, es wird nicht mehr produziert. Der hiesige Ausrüster soll noch einige Exemplare haben. Und richtig - er hat noch einige auf Lager, morgen können wir eins abholen.

Zweiter Punkt auf der Liste ist der Besuch eines Segelmachers. Wir brauchen einen Sonnenschutz für unsere Gurtrolle am Heckkorb. Außerdem muss ein Reißverschluss am Bimini erneuert werden. Der nette Herr vom Yachtausrüster "Spinnaker" ruft einen Segelmacher an ("Senor Eduardo") und teilt ihm mit, worum es geht. Senor Eduardo verspricht, sich noch heute bei uns zu melden. Bis jetzt haben wir aber noch nichts von ihm gehört. Mal abwarten.

Der dritte Punkt ist ein Besuch bei einer Zahnärztin. Ja, schon wieder. Fünfte Insel, zweiter Zahnarzt. Diesmal aber ein anderer Zahn, und diesmal ist auch nur ein Besuch erforderlich. Na ja, eigentlich doch zwei. Heute konnte zwar der Zahn repariert, aber leider keine Rechnung ausgedruckt werden, weil der Drucker kaputt ist. Morgen früh also nochmal hin und die Rechnung abholen.

 

Hier in Santa Cruz haben wir einen Liegeplatz mit Blick auf die Berge:

 

Erster Eindruck von Santa Cruz:

Montag, 13.10.2014

Er wird nicht geliebt, ist aber manchmal unverzichtbar - der Wecker. Heute hat er uns kurz vor sechs Uhr aus den Träumen gerissen. Gegen halb acht wollen wir ablegen, vorher wird ordentlich gefrühstückt und die Amazone für den Törn vorbereitet. Die Stadt ist schon lange wach, auf den großen Straßen am Hafen herrscht bereits reger Verkehr. In der Marina ist noch alles ganz still und verschlafen. Nur die Amazone verlässt ihren Liegeplatz und fährt durch das spiegelglatte Wasser auf den Atlantik hinaus. Wir starten zu unserem Törn nach Santa Cruz im Norden Teneriffas. Sie ist die größte der Kanarischen Inseln und schon die fünfte, die wir anlaufen. Knapp 60 Seemeilen liegen vor uns. Nur wenig Wind ist vorhergesagt, der im Laufe der Tages etwas zunehmen soll.

Wir setzen das Großsegel, rollen die Genua aus und teilweise mit Motorunterstützung geht es im Norden an Gran Canaria vorbei. Hin und wieder kommt uns ein Segler entgegen, ab und zu überholt uns eine Fähre. Am späten Vormittag kommen die Berge von Teneriffa in Sicht. Am Nachmittag nimmt der Wind tatsächlich auf fünf Beaufort zu, und wir können flott segeln. Es wird ein schönes Finale - die Amazone pflügt mit mehr als sechs Knoten durch die See.

Kurz bevor wir gegen 17.00 Uhr in den Hafen von Santa Cruz einlaufen, müssen wir uns über UKW-Funk dort melden. Das war zuletzt beim Einlaufen in den Hafen von Scheveningen in den Niederlanden erforderlich, aber wir wissen noch, wie es geht. Eine Antwort bekommen wir schließlich auch - es ist alles okay, kein Gegenverkehr, sailing vessel Amazone darf in den Hafen von Santa Cruz einlaufen. Als nächstes melden wir uns über Funk bei der Marina an. Die Antwort kommt prompt - wait a second - wird uns beschieden. Die Sekunde ist lang, sehr lang. Genauer gesagt bleibt das Funkgerät still, aber es kommt uns aus der Marina ein Mitarbeiter in einem kleinen Boot entgegen. Er bittet uns, ihm zu folgen, er weist uns einen Liegeplatz zu und ist uns beim Anlegen behilflich.

Genau gegenüber der Amazone liegt ein Boot aus Deutschland, die "Jasina". Schnell kommen wir mit Regina und Matthias ins Gespräch. Schon wieder eine nette Begegnung!

Dann wird es Zeit für die Anmeldung im Marinabüro, anschließend bekommt die Amazone ihre Süßwasserdusche. Als alles aufgeklart ist, unternehmen wir einen ersten Bummel in die nahegelegene Stadt. Zurück an Bord verputzen wir den restlichen Nudelsalat und überlegen schon mal, was wir morgen alles erledigen wollen.

 

Mal wieder ein Sonnenaufgang auf See. Kurz nach dem Verlassen von Las Palmas geht um 8.00 Uhr die Sonne auf:

 

Kurz vor dem Einlaufen in den Hafen von Santa Cruz - die Küste Teneriffas:

Sonntag, 12.10.2014

In unserem Reiseführer steht, dass es im Monat Oktober durchschnittlich an vier Tagen auf Gran Canaria regnet. Heute war einer dieser vier Tage. Allerdings klarte es gegen Mittag schon wieder auf, und es wurde noch ein sonniger Tag. Es gab mal wieder eine nette Begegnung: Wir haben Katja und Christoph kennengelernt, die mit ihren zwei kleinen Pöksen mit der Segelyacht "Muline" auf demselben Kurs segeln wie wir. Sie sind auch seit Anfang Juni unterwegs und in Stralsund gestartet. Verwunderlich, dass wir uns erst hier in Las Palmas getroffen haben. Außerdem haben wir etwas gemeinsam: Von ihnen ist auch in dem Artikel der "Yacht" zum Thema Auszeit / Sabbatical die Rede.

An Bord gab es das eine und andere zu tun, weil wir morgen nach Teneriffa segeln wollen. Der Trinkwassertank wurde aufgefüllt, die Navigation erledigt, die Wettervorhersage angesehen und eine große Portion Nudelsalat zubereitet. Am Nachmittag haben wir einen letzten Bummel durch Las Palmas unternommen.

 

Nicht nur wir waren fleißig, auch auf diesem Boot ist man nicht faul und putzt:

 

 Stadtrundfahrtbusse:

 

 

Las Palmas wird häufig von Kreuzfahrtschiffen angelaufen:

Sonnabend, 11.10.2014

Wir sind heute endlich dazu gekommen, mit dem Touristenbus durch Las Palmas zu fahren. Die Fahrkarten haben wir schon kurz nach unserer Ankunft gekauft, aber es kam immer etwas dazwischen. Mit den roten offenen Bussen können wir einen Tag lang zwischen den Sehenswürdigkeiten hin und her fahren und an den Haltestellen ein und- und aussteigen, wann wir wollen. "Hop On - Hop Off" - wie es so schön heißt. Die Rundfahrt schließt auch einen geführten Rundgang durch die Altstadt ein.

Nach diesem Ausflug legen wir an Bord eine Pause ein und gehen am Abend nochmal los. Eine Freundin hat uns ein Restaurant am Stadtstrand Playa de las Canteras empfohlen. Und tatsächlich - leckeres Essen, nette Bedienung, tolle Atmosphäre - ein guter Tipp. Danke Kirsten!

 

Und noch einmal ein Foto der Superyacht. Ein Besatzungsmitglied (auf dem Großbaum) ist gerade damit beschäftigt, die Persenning vom Großsegel zu nehmen:

 

Straße in Las Palmas:

 

Las Palmas von einem höher gelegenen Stadtteil aus fotografiert:

 

Die Catedral de Santa Ana - Hauptkirche von Las Palmas:

 

Hübscher Pavillon:

Freitag, 10.10.2014

Die Insel-Rundfahrten in dieser Woche waren sehr schön, unheimlich viele interessante Eindrücke sind auf uns eingestürmt. Das war aber auch anstrengend, und heute haben wir es ein bisschen ruhiger angehen lassen. Große Wäsche musste aber trotzdem mal wieder sein. Hier in der Marina gibt es Profi-Waschmaschinen und Trockner, so dass diese Aktion fast nebenbei erledigt werden konnte. Der Langenbacher-Bottich kam auch wieder zum Einsatz, alles paletti. Einige Besorgungen bei den Yachtausrüstern hier am Hafen mussten auch noch sein. Am späten Nachmittag konnten wir dann zu einem Stadtbummel durch Las Palmas aufbrechen und diesen schönen Tag genießen.

 

Auch heute fotografiert:

 

Ein Tourist genießt den Ausblick auf die Badebucht und den Strand Playa de Las Canteras:

Donnerstag, 09.10.2014

 

Heute ist der letzte Tag, an dem wir den Mietwagen zur Verfügung haben, und wir wollen noch einmal einen Ausflug machen. Es soll erneut in die grandiose Bergwelt und dann in den Süden zu den Dünen bei Maspalomas gehen. Gegen Mittag fahren wir los, und schon nach wenigen Kilometern sind wir in der Cumbre, der Bergregion Gran Canarias. Hier zeigt sich die Insel von ihrer stillen, ursprünglichen Seite. Wir können wieder tolle Aussichten genießen und unternehmen auch eine kurze Wanderung zum Roque Nublo, dem 1.813 m hohen Wahrzeichen Gran Canarias.

Inzwischen ist Ingo schon ein ganz routinierter Serpentinenfahrer. Die Straßen sind zum Teil sehr schmal, extrem kurvig und steil. Hinter jeder Kurve bietet sich ein neuer atemberaubender Ausblick.

Wir fahren vom Norden kommend in den Süden und erreichen am späten Nachmittag Maspalomas, einen lebhafen Touristenort. Schon von weitem erkennen wir die Hotel- und Apartmentanlagen. Das besondere an diesem Ort sind die Dunas de Maspalomas, die Dünen. Sie gehören zu den großartigsten Naturphänomenen Gran Canarias und stehen unter Naturschutz. Die Dünen bestehen vor allem aus von der Brandung zerriebenem, angespültem Korallen- und Muschelkalk. Das Gebiet ist 418 ha groß.

Den Sonnenuntergang genießen wir an der schönen Strandpromenade von Maspalomas, ehe wir uns auf den Rückweg begeben. Zurück nehmen wir den direkten Weg über die Autobahn. Auf dem Mittelstreifen wachsen kurzstämmige Palmen und Oleander, der weiße und rote Blüten trägt .

 

Grandioser Ausblick - im Hintergrund ist Las Palmas zu erahnen:

 

In der Bergregion unterwegs:

 

Es wird gewandert:

 

Im Hintergrund der Atlantik und Maspalomas:

 

Uferpromenade in Maspalomas und ein echter Leuchtturm:

 

Die Dunas de Maspalomas:

 

Zu wem wohl diese Schatten gehören?

 

Die Dünenlandschaft:

 

... eben noch in den Bergen gewandert, jetzt in den Dünen entspannen:

Mittwoch, 08.10.2014

Den gestrigen Beitrag konnten wir nur mit einiger Verspätung ins Netz stellen, weil  unser Datenvolumen von 2 GB  auf unserer spanischen SIM-Karte nach zwei Wochen schon verbraucht war. Das WLAN der Marina ist erst neu eingerichtet und funktioniert leider nicht. Also waren wir kurzzeitig vom Internet abgeschnitten, bis wir heute neues Datenvolumen auf unsere SIM-Karte laden lassen konnten.

Neben der Beschäftigung mit unserem Internetzugang gab es heute eine weitere Aufgabe: Einen Zahnarzttermin wahrnehmen. Seit einiger Zeit rumort es in einem meiner Zähne, ignorieren wäre eine schlechte Idee. Die Suche im Internet nach einem deutschsprachigen Zahnarzt in Las Palmas, ein Anruf bei meiner Reisekrankenversicherung und die Empfehlung des hiesigen Trans-Ocean Stützpunktleiters René Ernert ergaben jeweils dieselbe Praxis. René hat sich als Helfer in der Not angeboten und mich sogar vorgestern zur Zahnarztpraxis gefahren. Heute hatte ich den dritten Termin und meine Zahnschmerzen bin ich los. Dafür hat jetzt ein Backenzahn eine spanische Füllung.

Am Nachmittag konnte es dann endlich zur Fortsetzung unserer Inselerkundung losgehen. Das erste Ziel ist der kleine Fischerort Puerto de las Nieves, im Nordwesten gelegen. Von dort aus fahren mehrmals täglich die Katamaranfähren nach Teneriffa. 

Weiter geht die Fahrt durch die Berge, immer an der Westküste entlang. Mal abwärts, dann wieder steil bergauf, immer in Serpentinen. Nach jeder Kurve bietet sich wieder ein anderer, atemberaubender Blick auf den Atlantik, die Berge und die Täler. Wie bei einer Carrera-Bahn folgt eine "Schikane" auf die andere. Schließlich erreichen wir Playa de la Aldea, legen eine kurze Pause ein, um dann nach Puerto de Mogán weiterzufahren.

Am frühen Abend kommen wir dort an und stellen fest, dass die Marina tatsächlich sehr gut besucht ist. Freie Plätze sind nicht vorhanden. Entlang der Mole des Yachthafens liegen Restaurants und Kneipen dicht an dicht. Es herrscht reges Treiben. Im Reiseführer ist über Puerto de Mogán zu lesen: "Mit viel Feingefühl haben Architekten das andalusische Idyll eines weißen Dorfes vor den alten Fischerort ins Meer hinaus gebaut. Arkaden verbinden ansehnliche Apartmenthäuser, die nie höher als zwei Stockwerke sind."  Eigentlich ganz nett gemacht - aber haarscharf an Disneyland vorbei.

Wir finden ein schönes Restaurant und treten nach einem leckeren Essen die Rückreise an. Es geht über die Autobahn, die sogar beleuchtet ist, zurück nach Las Palmas.

 

Wunderschöne Ausblicke bieten sich uns von der Küstenstraße aus:

 

Im Hintergrund die Spitze des Pico de Teide auf Teneriffa. Mit 3.717 m der höchste Berg Spaniens:

 

In Playa de la Aldea ist ziemlich viel verboten:

 

Wunderschönes Farbenspiel:

 

Marina in Puerto de Mogán (85 km von Las Palmas entfernt):

Dienstag, 07.10.2014

Ein (Miet-)auto zur Verfügung zu haben ist eine herrliche, luxuriöse Angelegenheit. Wir nutzen den Wagen am heutigen Vormittag zunächst für einen größeren Einkauf im Supermercado. Feine Sache, dass wir die schweren Getränkeflaschen und -dosen nicht weit schleppen bzw. mit dem Hackenporsche durch die Gegend fahren müssen.

Am Nachmittag starten wir zu einem Ausflug zu verschiedenen Dörfern ins Landesinnere im Norden von Gran Canaria. Bei strahlend blauem Himmel starten wir in Las Palmas zur Cumbre, der zentralen Bergregion. In engen Serpentinen geht es bergauf,  die Sonne wird von dichten Wolken und Dunst verdrängt, die Wärme ist verschwunden. Es herrscht eine Sichtweite von deutlich unter  50 m.  Nach einiger Zeit haben wir die Wolken hinter uns bzw. unter uns gelassen, und die Sonne ist wieder da. Grandiose Ausblicke bieten sich uns. Welch ein Kontrast - eben noch Strand und quirliges Großstadtleben, jetzt Abgeschiedenheit, Berge und Wälder. Zwischen Teneriffa und Gran Canaria stauen sich oft die Passatwolken. Da sie selten höher als 1.700 m steigen, bleibt der Süden Gran Canarias ohne Regen, der Norden dagegen ist dank der Niederschläge grün.

Unser erstes Ziel ist Teror, 540 m über dem Meeresspiegel gelegen. Ein verschlafen wirkender Ort, deren gesamte Altstadt unter Denkmalschutz steht. Im Reiseführer wird er als "kanarischster" aller Orte bezeichnet, was mit der Architektur, der Religiosität und den kulinarischen Genüssen begründet wird.

Als nächstes steuern wir Artenara an, den mit 1.270 m über dem Meeresspiegel höchst gelegenen Ort Gran Canarias. Das Besondere an diesem Ort sind die noch heute bewohnten Höhlenwohnungen. Die ältesten in den Tuffstein geschlagenen Behausungen sind einige hundert Jahre alt. Im Sommer kühl, im Winter warm - so machen sich die Einwohner von Artenara das einzigartige Klima einer Höhle zu nutze. Interessante Bauweise.

Ein Abstecher zu dem 1.050 m hoch gelegenen Dörfchen Tejeda steht als nächstes auf dem Programm. Ein ganz entzückendes, verträumtes Örtchen mit schmalen Gassen und Stiegen. Es liegt auf mehreren Hügeln und Plateaus am sonnendurchfluteten Südhang einer mächtigen Schlucht und wird von hohen Bergen eingerahmt.

Auf unserer Rundfahrt halten wir Ein ums andere Mal  an, um die Ausblicke  und den intensiven Duft der Eukalyptusbäume zu genießen.

Am frühen Abend geht es zurück nach Las Palmas, wieder in die Großstadt, wieder zurück ins Gewimmel. Welch ein Kontrastprogramm.

Ach ja, die vermissten Postkarten aus Porto Santo haben anscheinend doch noch ihre Empfänger erreicht. Eine am 28.08. dort in den Briefkasten geworfene Karte ist heute in Bremen angekommen. Auf die portugiesische Post ist also doch Verlass!

 

Diese Superyacht liegt hier in der Marina und ist das beliebteste Fotomotiv:

 

Ausflug nach Teror (22 km von Las Palmas entfernt) - im Hintergrund die Basilica Nuestra Senora del Pino, errichtet zwischen 1760 und 1767:

 

Herrliche Ausblicke - auf Gran Canaria wachsen auch Bäume:

 

Die Höhlenwohnungen in Artenara (49 km von Las Palmas entfernt) - dem höchstgelegenen Ort auf Gran Canaria (1.270 m über dem Meeresspiegel):

 

Auch diesem netten, ruhigen Ort statten wir einen Besuch ab - Tejeda (41 km von Las Palmas entfernt):

 

 

Montag, 06.10.2014

 

Der erste Weg führte Ingo heute Morgen gleich nach dem Duschen ins Büro des Hafenmeisters. Das Büro war noch nicht geöffnet, aber es hatten sich schon andere Seglerinnen und Segler eingefunden, die auch dort etwas zu erledigen hatten. Eine Dame hatte es sich vor dem verschlossenen Büro mit einem Buch gemütlich gemacht und sich die Zeit damit vertrieben. Als das Büro um 9 Uhr geöffnet wurde, hieß es, eine Nummer zu ziehen und zu warten, bis diese aufgerufen wird. Ja, bei einer Marina mit 1.200 Liegeplätzen fällt auch ziemlich viel Büroarbeit an. Aber das Warten hat sich gelohnt: Ohne Probleme konnte Ingo unseren Aufenthalt verlängern lassen, so dass wir bis zum kommenden Wochenende hier bleiben werden. Eine Woche in diesem großen, interessanten Hafen mit den schönen Restaurants, den sehr gut sortierten Ausrüstern und den ordentlichen Duschen kostet für die Amazone einschließlich Landstrom und Trinkwasser nur 55,08 Euro. So preisgünstig werden wir es sicher nicht wieder bekommen - diese Marina soll die günstigste auf allen Kanarischen Inseln sein. Ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis!

Wir haben heute einen Mietwagen für die nächsten drei Tage reserviert und werden diese schöne und interessante Insel auf vier Rädern erkunden. Einen weiteren Hafen werden wir aus verschiedenen Gründen nicht anlaufen. Ein Grund ist z. B., dass für die Marina in Puerto de Mogán eine Reservierung vier Wochen im Voraus gewünscht wird.

Die für heute geplante Fahrt mit dem Touristenbus haben wir verschoben, um einige organisatorische Dinge zu erledigen. Wir hatten uns ja gestern schon an den Schaufenstern der verschiedenen Yachtausrüster und des Angelgeschäfts die Nasen plattgedrückt, und heute wollten wir nun endlich unser Geld loswerden: Unser grüner Freund, der Volvo, muss bei Laune gehalten werden und so haben wir ein paar schöne Dinge für die nächste Wartung für ihn gekauft.  Da wird er sich aber freuen. In einem anderen Geschäft haben wir eine weitere Seekarte für die Karibik und verschiedene Hafenhandbücher erstanden. Wir haben zwar Handbücher dabei, sie sind aber aus einer älteren Auflage. Schließlich sind wir auch noch im Angelgeschäft gewesen und haben eine stabile Angel mit einer soliden Rolle gekauft. Auch ein paar neue Köder haben wir angeschafft. Einer hat sogar bewegliche Augen! Ja, so etwas gibt es wirklich.

 

Diese unbekannte Künstlerin haben wir heute beobachtet: 

 

Hier hängen sie im Angelgeschäft nebeneinander: links eine Dorade, wie wir eine gefangen haben und rechts ein ähnlicher Fisch, wie wir ihn fast gefangen haben:

 

Unsere neue Angel mit der soliden Rolle und den raffinierten Ködern:

Sonntag, 05.10.2014

 

Ausschlafen, frühstücken (mit Sonntagsei) und sich auf einen schönen Tag in einer interessanten Stadt freuen - das hört sich doch gut an! Zunächst heißt es wieder, sich hier zu orientieren und die Touristeninformation zu finden. War gar nicht schwer, und die Mitarbeiterin hat uns mit den nötigen Informationen und Stadtplänen versorgt. Außerdem haben wir Fahrkarten für den Touristenbus erworben, mit dem wir morgen eine Stadtrundfahrt unternehmen wollen. Auch eine geführte Stadtbesichtigung der Altstadt und Museumsbesuche gehören dazu.

Morgen früh müssen wir uns aber erstmal im Marinabüro melden und wegen einer "Verlängerung" nachfragen. Wenn das nicht klappt, haben wir noch die Möglichkeit, im Vorhafen zu ankern.

 

Der Playa de Las Canterras, ganz in der Nähe des Zentrums:

 

Las Palmas - eine moderne Großstadt mit entsprechender Bebauung:

Sonnabend, 04.10.2014

 

Das war heute ein schöner, langer und auch anstrengender Tag, und ich bin ziemlich müde. Doch ohne den Tag im Blog Revue passieren zu lassen, gehe ich nicht in die Koje.

Um 6.00 Uhr klingelt schon der Wecker, weil wir früh zu unserem heutigen Törn aufbrechen wollen. Unser nächstes Ziel ist Gran Canaria, das sind knapp 60 Seemeilen, und wir planen 10 Stunden unterwegs zu sein.  Am Ende waren es dann 9 1/2 Stunden, um 8.00 Uhr haben wir in Morro Jable abgelegt, um 17.30 Uhr haben wir Las Palmas erreicht. Es war mal wieder ein ausgesprochen schöner Segeltag! Die Sonne lacht vom fast wolkenlosen Himmel, der Seegang ist moderat und bei nördlichem Wind von zunächst 4, später 5 Beaufort, segeln wir bei halbem Wind mit vollem Großsegel und ausgerollter Genua an Fuerteventuras Küste entlang und unserer vierten Kanarischen Insel entgegen.

Es ist ein Segeltag wie aus dem Bilderbuch. Ein Tag, an dem uns mal wieder klar wird, was für eine schöne Zeit wir gerade erleben dürfen.

Las Palmas ist Gran Canarias Hauptstadt, die Hälfte der Bevölkerung Gran Canarias lebt hier. So hat Las Palmas einen sehr großen Industrie- und Fährhafen. Schon von weitem sehen wir die großen Kräne, und es herrscht reger Schiffsverkehr. Die Skyline ist beeindruckend, wir haben das Gefühl geradewegs in eine Großstadt zu segeln.

In der Marina von Las Palmas wollen wir versuchen, einen Liegeplatz zu ergattern. Das mit dem Liegeplatz könnte schwierig werden, weil dort im November die Atlantic Rally for Cruisers mit ca. 300 Booten und mehr als 1.000 Seglern startet. Es ist zwar ein sehr großer Hafen mit 1.200 Liegeplätzen, aber wenn "ARC-Zeit" ist, geht dort, außer für die Teilnehmer dieser Atlantikregatta, gar nichts. Wir haben unseren Aufenthalt auf den Kanaren so geplant, dass wir vor dem "ARC-Rummel" in Las Palmas sind. Aber dieses Großereignis wirft seinen langen Schatten schon jetzt voraus. Bereits auf Fuerteventura waren die Security-Leute im Hafen von Gran Tarajal ziemlich nervös: "Bald kommen hier sehr viele Boote an. Dafür müssen wir Liegeplätze freihalten." Dabei war von den zwei Gästestegen noch ein ganzer Steg mit ca. 40 Plätzen komplett frei, und auch der zweite Steg war nur zu zwei Dritteln belegt!

Wir haben uns aber nicht abschrecken lassen und siehe da - für die Amazone ist im Hafen von Las Palmas ein Platz frei. Es sind genaugenommen noch sehr viele Plätze frei. Trotzdem will der Hafenmeister uns erstmal nur für zwei Tage einen Liegeplatz geben, Montag sehen wir dann weiter, ob wir noch ein paar weitere Tage "bewilligt" bekommen.

Nachdem wir die Amazone ordentlich festgemacht und mit Süßwasser geduscht haben, gab es für uns zur Stärkung eine warme Mahlzeit. Danach haben wir uns noch zu einem ersten Rundgang um diesen schönen Hafen mit den Yachtausrüstern, Restaurants und Bars aufgemacht und uns anschließend selbst eine Dusche gegönnt. Diesmal nicht auf dem Steg - hier gibt es sehr saubere, prima Sanitäranlagen.

So - jetzt bin ich aber wirklich müde. Viel Spaß noch mit den Fotos. Gute Nacht!

 

 

Am frühen Vormittag geht es an Fuerteventuras Küste entlang Richtung Süden:

 

 

Wir passieren in respektvollem Abstand Fuerteventuras Südspitze:

 

Obacht! Bloß nicht den zwischen den Inseln verkehrenden Schnellfähren in die Quere kommen:

 

 

Wir sind in der staatlichen Marina von Las Palmas, Gran Canaria. Es gibt einen Anmeldeponton, das Hafenmeisterbüro haben wir auch gleich gefunden, und der hilfsbereite Mitarbeiter hat uns sogar beim Anlegen geholfen, obwohl er schon lange Feierabend hatte:

Freitag, 03.10.2014

 

Unser nächstes Ziel ist Morro Jable im Süden Fuerteventuras. Wir legen um 10.30 Uhr bei strahlendem Sonnenschein und schwachem nördlichen Wind in Gran Tarajal ab. Die knapp 22 Seemeilen legen wir unter Motor zurück. Nur kurz ist ausreichend Wind da, um die Genua ausrollen zu können. So fahren wir an Fuerteventuras bergiger Küste entlang. Je südlicher wir kommen, desto mehr gelber Sandstrand, Hotels und Apartmentanlagen erblicken wir. Mit dem Ankern wird es heute leider nichts, weil der Wind im Laufe des Tages von Nord auf West dreht. Wir würden also bei auflandigem Wind ganz ungeschützt ankern und entscheiden uns deshalb doch für die Marina. Gegen 14.30 Uhr laufen wir in den Hafen ein und stellen alsbald fest, dass die im Hafenhandbuch ausgewiesenen Gästeplätze von Dauerliegern belegt sind. Also dann doch ankern, aber nicht vor dem Hafen, sondern in einer für Ankerlieger ausgewiesenen Ecke im Vorhafen.

Ingo bereitet auf dem Vorschiff alles für das Ankermanöver vor, als ein gellender Pfiff zu hören ist. Er gilt uns - ein Mitarbeiter der Security winkt uns heran und zeigt auf eine leere Box. Es sind bereits Festmacherleinen an den Klampen auf der Anlage vorhanden, so dass wir davon ausgegangen waren, dass der Platz nicht frei ist. Nachdem die Amazone ordentlich festgemacht ist, suchen wir das Hafenmeisterbüro, um uns mit unseren Papieren anzumelden. Das Hafengelände ist nicht besonders groß. Trotzdem finden wir das Hafenmeisterbüro nicht gleich und wollen schon aufgeben, als wir das kleine Büro schließlich doch entdecken. Der Hafenmeister fragt uns, wann wir denn wohl angekommen seien, gestern? Aha, dieser Mitarbeiter hat seinen Laden im Griff. Wir verraten ihm, dass wir gerade erst vor 30 Minuten eingelaufen sind und wer uns welchen Liegeplatz zugewiesen hat. Aber das interessiert ihn nicht weiter. Er kassiert 9,30 Euro Liegegeld für eine Nacht, Landstrom und Trinkwasser inklusive. Sanitäre Anlagen gibt es nicht, also wird morgen früh wieder mal auf dem Steg geduscht.

Am späten Nachmittag machen wir uns zu einem Bummel in den nahegelegenen Ort und einen Spaziergang am Strand auf. Es gibt hier viele große Hotels und auch eine schöne Strandpromenade. Und wer kommt uns dort entgegen - Isabella und Adolf. Wir treffen die beiden mal wieder ganz zufällig. Die Amarillo haben wir schon in der Bucht vor Anker liegen sehen.

 

Playa del Matorral bei Morro Jable, im Süden Fuerteventuras:

 

Herrlicher breiter Sandstrand und große Hotelanlagen in Morro Jable am Playa del Matorral:

 

Direkt von der Sauna über den Strand zur "Abkühlung" in den Atlantik:

 

Ein Atlashörnchen - sie stammen ursprünglich aus Marokko und Algerien - und sind auf Fuerteventura allgegenwärtig:

Donnerstag, 02.10.2014

"Ergänzung Sonntag, 10.12.2017


Ein Segel, zwei Sachverständigengutachten, drei Hauptverhandlungen vier Jahre und fünf Richter/innen. 

Da war doch noch was… Ja, genau. Hin und wieder werden wir angesprochen, was eigentlich aus unserem Rechtstreit mit der Firma Beilken Sails GmbH wegen unserer Genua geworden ist. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben Recht bekommen und jede Menge Lebenserfahrung dazu gewonnen.

Ich fasse mal kurz im Groben zusammen, worum es eigentlich ging:

 

  • Der Geschäftsführer von Beilken Sails GmbH hat mich im Herbst 2010 an Bord meines Bootes beraten und das Boot  vermessen
  • Am 08.10.10 wurde mir ein Angebot geschickt. U. a. für die Rollreffgenua mit 37,0 qm aus Hydra Net radial, 303 g/qm
  • Am 11.10.10 kam die erste Auftragsbestätigung mit der Bedingung: Aufnahme der Fertigung nach Anzahlung von 50 %
  • Am 15.11.10 wurde die Genua ohne mein Wissen fertigt gestellt
  • Am 05.12.10 habe ich Änderungen zum Auftrag formuliert
  • Am 09.12.10 folgte die aktualisierte Auftragsbestätigung
  • Am 06.01.10 habe ich wie vereinbart 50% für die Fertigung angezahlt
  • Am 11.02.11 habe ich den Restbetrag für die Rollreffgenua bezahlt und sie erhalten
  • Am 10.04.11 habe ich u. a. reklamiert, dass die Salingverstärkung in falscher Höhe ist und dass das Vorliek zu kurz ist. Ein Foto zeigt 25 cm Platz am Aluminiumprofil. Ich habe dann das Segel zur Änderung der Salingverstärkungen nach Lemwerder gebracht
  • Am 27.09.12 hat der Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH die Rollreffgenua das erste Mal an Bord in Augenschein genommen, da er ein Angebot für eine Selbstwendefock  machen sollte und um meine Bedenken bezüglich der Rollreffgenua anzuhören. Ich hatte bereits zwei Meinungen von anderen Segelmachern zu seinem Segel eingeholt. Einer von Ihnen hat sie später geändert. Für den Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH war aber alles bestens
  • Als ich ihm am 30.09.12 mitgeteilt habe, dass ich die Selbstwendefock bei CO-Segel fertigen lasse, hat er mir nach etwas Email Korrespondenz am 04.10.12 eine Rechnung in Höhe von € 220,15 für das Ausmessen der Selbstwendefock und für die Beratung zum Segeltrimm der Roll-Reff-Genua vor Ort berechnet. Aus der Email Korrespondenz nur ein Zitat: „Ich war bei Ihnen nie aus After Sales Gründen, sondern zum Aufmaß der SW Fock“
  • Nachdem die Beilken Sails GmbH die Frist für eine angebotene Mediation verstreichen lassen hat, haben wir über die Qualität des Segels ein selbstständiges Beweissicherungsverfahren eingeleitet
  • Auch danach gab es kein Entgegenkommen von der Beilken Sails GmbH und deshalb hatten wir eine Klage auf Minderung des Kaufpreises eingereicht. Anmerkung: Wir sind nicht rechtsschutzversichert und nicht klagewütig. Da aber der Geschäftsführer sämtliche Angebote einer außergerichtlichen Einigung abgelehnt hatte, blieb uns keine andere Wahl, unsere Ansprüche durchzusetzen. 

Dies war mein zweiter Rechtstreit und hoffentlich der letzte, den ich beim Amtsgericht Bremen geführt habe. Vor 28 Jahren hatte ich meinen ersten Rechtstreit, bei dem es um einen Ruderschaden ging. Beim Amtsgericht reichte ein Gutachten von einem Sachverständigen, den ich selbst beauftragt hatte, für ein klares Urteil. Vom Landgericht wurde dann ein weiteres Gutachten auf Basis der Aktenlage bestellt. Als Ergebnis habe ich nach nur einem Jahr mit zwei Instanzen meine eingeklagte Forderung und alle Auslagen erhalten. 

Bei diesem Rechtstreit hat die erste Instanz beim Amtsgericht Bremen von der Beauftragung eines Beweissicherungsgutachtens bis zum Urteil vier Jahre gedauert. Zuvor hatte die Beilken Sails GmbH alle meine Versuche einer gütlichen Einigung inklusive einer moderierten Mediation abgelehnt. Während unserer Zeit in der Karibik hatte ich sogar schon einem Vergleich des dritten Richters bedingungslos zugestimmt, d. h. € 450,00 und 7/10 der Kosten. Damit hätte ich zwar mehr bezahlt als ich bekommen hätte, aber der Rechtstreit wäre damit beendet gewesen.

Die € 450,00 wollte die Beilken Sails GmbH zwar ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht und jegliches Präjudiz an mich leisten, sofern es dem Rechtsfrieden und der Kundenzufriedenheit dienlich sein sollte. Die 3/10 der Kosten wollte sie aber nicht übernehmen.

Dieses Jahr wurde dann die Beilken Sails GmbH verurteilt € 500,00 sowie die Hälfte der Kosten des Rechtsstreits zu zahlen. In der Zwischenzeit ist das Urteil rechtskräftig und die Konten sind ausgeglichen. Wie ist es zu dem ausgeurteilten Betrag von € 500,00 gekommen:

„Bei der Schätzung nach § 287 ZPO hat das Gericht berücksichtigt, dass der Kläger letztlich von der Funktion her im Grunde eine Roll-Genua anstelle einer Roll-Reff-Genua erhalten hat und dass auf Grund der Ausführungen des Sachverständigen zur Überzeugung des Gerichts feststeht, dass der Mehrwert einer Roll-Reff-Genua im Vergleich zur Roll-Genua bei etwa € 500,00 anzusiedeln ist“

Ach ja, nachdem wir damals nach einem weiteren Vergleichsversuch des dritten Richters nicht 100% der Kosten übernehmen wollten, hat er entsprechend seiner Ankündigung den von der Beilken Sails GmbH vorgeschlagenen zweiten Gutachter aus Schleswig-Holstein bestellt. Gegen eine mögliche andere Sachverständige aus Mecklenburg-Vorpommern hatte die Beilken Sails GmbH Bedenken geäußert. Daraufhin gab es von uns einen Befangenheitsantrag gegen den Richter, den er bis zu seiner Versetzung zum Landgericht nicht bearbeitet hat. Die vierte Richterin hat den vorgeschlagenen Sachverständigen weiterhin beauftragt und unter hohen Kosten zu dem von ihr mit nur 30 Minuten veranschlagten zweiten Verhandlungstermin eingeladen. Nachdem sie sich u. a. erklären ließ was Reffen heißt, waren die 30 Minuten auch schon vorbei. Die dritte Hauptverhandlung leitete dann die fünfte Richterin, da die vierte Richterin wie auch schon die erste in Mutterschutz gegangen war.  

Mir tun die Kläger leid, bei denen es nicht um kleine Beträge, sondern um ihre Existenzgrundlage beim Amtsgericht Bremen geht. Unser Anwalt kennt viele solcher Fälle. 


Fazit: Wer heutzutage sein Recht bekommen will, muss im Vergleich zu früher einen sehr langen Atem haben und in Kauf nehmen, dass ein Rechtstreit noch mehr Lebensqualität kostet. 

Im Übrigen sind wir mit der Verarbeitungsqualität der Genua von der Beilken Sails GmbH und mit den Änderungen durch CO-Segel sehr zufrieden. Wenn unser Hanseat 70 längere Genuaschienen hätte, wäre die Genua lt. Gutachten auch als Roll-Reff-Genua und nicht als Roll-Genua einsetzbar gewesen. Vorort gemessen hat der Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH persönlich."

 

Mit dem schönen neuen Bottich von "Langenbacher" macht das Wäschewaschen gleich viel mehr Spaß:

 

Zu einem Spaziergang sind wir dann doch noch gekommen. Der Hafen und die Bucht aus der Vogelperspektive:

 

 

Der Ort Gran Tarajal, der Strand und die Bucht:

Mittwoch, 01.10.2014

Es gilt, den Bus um 10.30 Uhr zu erreichen, mit dem wir in den Norden fahren wollen. Eine Inselrundfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln steht heute auf dem Programm. Fuerteventura ist nach Teneriffa die zweitgrößte Insel des Archipels. Der Bus bringt uns nach einstündiger Fahrt zunächst nach Puerto Rosario, dem Hauptort. Dort steigen wir in den Bus um, der nach Corralejo fährt. Diese Fahrt dauert ca. 50 Minuten. Es geht durch Dörfer, bergige Landschaften und an der Küste entlang. Uns fallen einige Bauruinen auf, im Stadium des Rohbaus steckengebliebene Bauvorhaben. Aber auch verfallene Häuser, geschlossene Restaurants, große verlassene Apartmentanlagen und leer stehende Supermärkte. Uns drängt sich der Eindruck auf, dass zumindest Fuerteventuras Norden schon bessere Zeiten gesehen hat.

In Corralejo kommen wir an dem unter Naturschutz stehenden Dünenpark vorbei. Langer, herrlich weißer Sandstrand, an dem sich Kitesurfer und andere Wassersportler vergnügen. Der Ort an sich spricht uns nicht an - auch hier viele leer stehende Ladenlokale und Restaurants. Wurde auf Madeira und Lanzarote an allen Ecken gebaut, haben wir hier auf Fuerteventura erst zwei Bauarbeiter gesehen, die auf einer großen Baustelle arbeiten. Am späten Nachmittag geht es schließlich zurück. Für die Busfahrkarten haben wir rund 35 Euro für uns zwei ausgegeben. Wir erinnern uns: Auf Guernsey haben wir eine Inselrundfahrt für 1,33 Euro pro Person unternommen.

Wieder in Gran Tarajal angekommen, stöbern wir noch in dem Baumarkt Langenbacher, der hier gleich am Hafen zu finden ist. Es ist ein sympathischer Gemischtwarenladen, in dem wir fündig werden: So kaufen wir unter anderem für unser Schlauchboot eine Kette, um es zukünftig bei unseren Anlandungen mit einem Vorhängeschloss sichern zu können.

 

Der Dünenpark bei Corralejo, im Hintergrund zwei große Hotelanlagen:

 

In Corralejo boten sich wenig Fotomotive - aber dieser aktive Vulkan mit Nebengebäuden gefiel uns:

 

Der Strand und die Bucht bei Gran Tarajal - unserem derzeitigen Liegeplatz:

Dienstag, 30.09.2014

Unser erster Gang führt uns heute Morgen zum Hafenmeister. Wir melden uns ordnungsgemäß an und erfahren, dass hier in Gran Tarajal auf Fuerteventura das tägliche Liegegeld einschließlich Trinkwasser und Landstrom nur 9 Euro kostet. Okay, es ist eine staatliche Marina, ohne Schicki und Micki, aber mit großzügigen Stegen, und auch die Duschen und Toiletten sind sehr ordentlich.

Nach dem Frühstück machen wir einen Spaziergang in den nahegelegenen Ort. Gran Tarajal ist wenig touristisch, nicht mal einen Souvenirladen haben wir gesehen. Die Touristeninformation ist in einem ganz kleinen Pavillon untergebracht. Dort bekommen wir einen Stadtplan und noch einige andere Informationen. Wir kaufen noch schnell ein paar frische Lebensmittel im Supermercado ein, und sehen uns dann in einem großen Angelgeschäft um, weil wir unsere Ausrüstung wieder komplettieren wollen. Leider war die stärkste Rolle, die dort vorrätig war, noch schwächer als unsere bisherige, d. h. für 0,5 mm Angelschnur statt 0,6 mm. Wir wollten aber eine noch stärkere kaufen. Und auch einen wirklichen Ersatz für den abhanden gekommenen Köder finden wir nicht. Wir müssen also weitersuchen.

Ingo hat sich heute mal wieder mit unserer Homepage beschäftigt. Es gibt zwei Neuerungen: Die Zwischenrufe der Amazone sind jetzt unter einem eigenen Menüpunkt zu finden, und eine Such-Funktion ist jetzt oben rechts auf den Seiten eingerichtet.

War die Marina gestern noch ziemlich leer, haben sich die Stege im Laufe des Tages gefüllt. Uns fällt auf, dass viele Boote, die in Belgien beheimatet sind, hier ankommen. Auch am Heck unserer beiden Nachbarboote weht die belgische Flagge.

Und hier noch ein Video zum Big Game Fishing: http://www.youtube.com/watch?v=EhgiLenkCjE

 

Hier begegnen uns überall Schwertfische - auch auf Hauswänden:

 

Nach dem Öffnen des Gehäuses konnten wir erkennen, dass die Trommel durch den enormen Druck gebrochen ist:

 

Mit solchen Booten fährt man eigentlich zum Big Game Fishing (deutsch: Hochseeangeln), um z. B. Schwertfische zu angeln. Wir werden die Amazone aber nicht umrüsten:

Montag, 29.09.2014

 

Eine Nacht in dieser wirklich schönen Marina Rubicon hat den wirklich stolzen Preis von 31,30 Euro gekostet. Dabei ist sogar ein zehnprozentiger Nachlass für Trans-Ocean-Mitglieder berücksichtigt. Heute soll es auch schon weitergehen. Die nächste Kanarische Insel Fuerteventura ist unser Ziel. Gegen 9.30 Uhr legen wir ab. Bei nördlichem Wind von 4 Beaufort, in Böen 5 - 6, brausen wir nur unter Genua gen Süden. Der Seegang ist beachtlich, schätzungsweise knapp zwei Meter hoch. Die Wellen kommen schräg von hinten, und die Amazone rollt und schaukelt, als bekäme sie dafür bezahlt.

Zeit, mal wieder die Angel auszuwerfen. Wir haben eigentlich eine ganz stabile Ausrüstung: ein großer Kescher, ein Fanghaken (das ist ein Holzstock, an dessen Ende ein großer Haken befestigt ist - ein sogenannter Gaff), eine neue Hochseeangel, die mit einer stabilen Hochseeangelrolle ausgestattet ist, extra dicke Angelleine und ein brandneuer, super schöner Köder, der einen Doppelhaken kaschiert, gehören dazu. Alles mindestens eine Nummer größer, als unsere Nordseeausrüstung.

Die Selbststeueranlage hält den Kurs, die Amazone düst an Fuerteventuras Küste entlang, und die Schleppangel ist schon fast vergessen, als plötzlich Leben in die Angel kommt - es hat etwas angebissen! Hektik kommt auf - schnell alles vorbereiten: wo ist der Eimer, liegt der Gaff bereit, wo ist der Kescher? Ingo holt die Angel Meter für Meter ein, und wir sehen, dass eine wunderschöne große Dorade, auch Goldmakrele genannt, angebissen hat. Es klappt alles wunderbar (was die Dorade sicher anders gesehen hat), und schon kurze Zeit später liegt der tote Fisch in unserer Kühlung. Das Abendessen ist gesichert.

Uns hat das Jagdfieber gepackt, und wir versuchen unser Glück erneut. Und tatsächlich, schon nach kurzer Zeit tut sich etwas. Mit einem Mal rauscht unheimlich viel Angelleine von der Rolle. Ich sehe achteraus einen großen silbernen Bauch eines riesigen Fisches. Ingo muss die Bremse der Rolle immer fester ziehen, damit nicht die gesamte Schnur abrollt. Das gelingt mit Ach und Krach. Wir müssen unbedingt Fahrt aus dem Boot nehmen und rollen das Vorsegel fast ganz ein.

Ingo versucht, die Angel einzuholen. Dann streikt unsere neue Rolle, und er muss die restliche Leine per Hand einholen und die Angelleine um ein Brett wickeln. Wir sehen, wie dieses Ungeheuer von einem Fisch aus dem Wasser springt. Gleich fallen uns Szenen aus Fernsehfilmen ein, und wir können kaum glauben, dass dieses Monstrum an unserer Angel angebissen hat. Ingo kämpft mit dem Fisch und den Wellen.

Der Fisch wehrt sich verzweifelt, und wir sind uns auch nicht sicher, ob wir dieses Ungetüm wirklich an Bord haben wollen. Zwischenzeitlich taucht er in die Tiefe ab, kommt wieder hoch und ungefähr zehn Meter neben unserem Boot setzt er zu einem letzten Sprung an. Schlauer Fisch - mit diesem Sprung befreit er sich von unserer Angel und verschwindet mit unserem Köder auf Nimmerwiedersehen.

Wir haben verschiedene Fachbücher an Bord. Aber auf den bunten Tafeln, die mir liebe Kolleginnen und Kollegen zum Abschied geschenkt haben, entdecken wir ihn: An unserer Angel hat ein Longbill spearfish - auf deutsch ein Langschnäuziger Speerfisch - angebissen. Wir schätzen, dass er etwas länger war, als ich. Und da hatte doch tatsächlich neulich ein Segelkamerad gemeint, unser Köder mit 120 mm Länge wäre zu klein. Ganz ehrlich - wir kaufen sicher keinen größeren!

Nach einem furiosen Finale - der Wind frischte kurz vor unserem Zielhafen auf 6 bis 7 Beaufort auf - erreichten wir gegen 18 Uhr nach 43 Seemeilen die Marina in Gran Tarajal. Bei einem Herrn von der Security melden wir uns an, da der Hafenmeister erst morgen früh wieder am Hafen ist.

Anschließend haben wir uns der Dorade gewidmet - sie war richtig lecker!

 

Der Fang wird natürlich fotografiert. Diese wunderschönen Tiere verlieren nach kurzer Zeit ihre schöne Farbe. An Kopf und Schwanz ist sie noch zu erahnen: 

 

 

Dorade satt mit Baguette und Salat:

 

Vor kurzem hatte ich ihn fotografiert - unseren schönen Köder (mit Strass-Auge), den wir jetzt vermissen:

Sonntag, 28.09.2014

Heute soll es weitergehen zur Marina Rubicon im Süden Lanzarotes. Bevor wir ablegen, müssen wir aber noch abrechnen. Für die sechs Tage in dieser Baustellen-Marina bezahlen wir 78,16 Euro einschließlich Wasser und Landstrom. Ab Oktober sollen hier Wasser und Landstrom per Zähler nach tatsächlichem Verbrauch abgerechnet werden. Das wäre dann zum Liegegeld hinzuzurechnen.

Gegen 10.30 Uhr geht es dann los. Mit nördlichem Wind von 4 bis 5 Beaufort geht es nur unter Gennaker an Lanzarotes Küste entlang Richtung Süden. Mit teilweise mehr als 7 Knoten braust die Amazone unserem Ziel entgegen. Später tauschen wir den Gennaker gegen die Genua, da der Wind immer mehr von achtern kommt. Nach 19 Seemeilen haben wir die Marina Rubicon gegen 14 Uhr erreicht. Es war ein herrlicher, ganz entspannter Törn.

Wir machen zunächst am Rezeptions-Ponton fest und melden uns im Marina-Büro an. Nachdem die üblichen Formalitäten erledigt sind, verlegen wir in eine Box. Als nächstes statten wir dem gut sortierten Yachtausrüster, der gleich nebenan ist, einen Besuch ab. Zu dieser Marina gehört auch ein Swimmingpool, den wir kostenlos nutzen dürfen. Zur Erinnerung: In Madeira in der Marina Quinta do Lorde sollten wir für die Nutzung des Pools 12,50 Euro pro Tag und Person bezahlen. Wir packen also unsere Badesachen und erfrischen uns in dem nahegelegenen Pool.

Anschließend bummeln wir durch die schöne Anlage. Sie ist architektonisch ansprechend gestaltet und gut besucht. Zahlreiche schöne Bars und Restaurants laden zum Verweilen und entspannen ein. Hier kann man sozusagen entspannen bis zum Umfallen.  

 

Marina Rubicon - das Büro, der Rezeptions-Steg, ein Café und die irgendwie unvermeidliche "Leuchtturm-Attrappe":

 

Der nahegelegene Swimmingpool:

Sonnabend, 27.09.2014

Heute blieb der Wecker stumm. Nachdem wir zwei Tage auf Achse waren, lassen wir es heute ruhiger angehen. Auf der Baustelle am Hafen wird allerdings auch am Wochenende gearbeitet. Den ganzen Tag über lärmt der Presslufthammer, die Zementmischmaschine brummt, oder wenn die beiden mal für einen kurzen Moment Ruhe geben, kreischt eine Kreissäge. Wir haben an Bord dies und das zu erledigen und machen uns erst am späten Nachmittag zu einem Stadtbummel auf. Zurück an Bord lassen wir den Tag gemütlich ausklingen - die Bauarbeiter haben inzwischen auch Feierabend.

 

Auch das ist Lanzarote - buntes Strandleben direkt im Zentrum, am Playa del Reducto:

Freitag, 26.09.2014

 

Um 8 Uhr wirft uns der Wecker aus der Koje. Nach einer erfrischenden Dusche auf dem Steg und einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns mit dem Zafira auf den Weg in den Ort, um Isabella und Adolf abzuholen. Bevor wir zu unserer zweiten Inselrundfahrt, die uns heute in den Norden führen soll, aufbrechen, wollen wir zunächst die Gasflaschen füllen lassen bzw. tauschen. Unsere deutsche Gasflasche können wir im Ölhafen, dort wo die Tanklaster befüllt werden, für 6,50 Euro füllen lassen. Mit einem Gabelstapler wird unsere leere Flasche in einer Gitterbox abtransportiert und kurze Zeit später befüllt zurückgebracht. Macht 6,50 Euro. Mit den blauen Camping-Gasflaschen, die Isabella und Adolf tauschen wollen, geht es nicht so einfach. Nach einigem Herumgekurve durch Arrecife finden wir schließlich einen Bootsausrüster, der auch Gartenartikel, Hundefutter und Angelsachen führt. Hier können die blauen Flaschen für 22 Euro pro Stück getauscht werden. Dies ist in dem Laden aber nicht allen Mitarbeitern bekannt, so dass dieses Unterfangen schon kurz vor dem Scheitern steht. Zum Glück weiß aber dann doch jemand Bescheid, schnappt sich einen Schlüssel und holt zwei volle Gasflaschen aus dem Lager. Kurz noch einmal zur Amazone fahren, Gasflaschen abliefern, und wir können zur Rundfahrt starten.

Auf Lanzarote kommt man an dem berühmtesten Sohn der Insel nicht vorbei: César Manrique. Er wurde 1919 in Arrecife geboren und war als Maler, Bildhauer, Architekt, Designer, Autor und Umweltschützer erfolgreich. Nach Stationen in Madrid und den USA kehrte er 1968 auf seine Heimatinsel zurück. Er beteiligte sich künstlerisch am Aufbruch Lanzarotes in die Moderne. Er verwandelte Lavatunnel und Grotten in atemberaubend schöne Traumgebilde, errichtete Monumente und Windspiele. Er hatte einflussreiche Freunde (wie man so schön sagt) und konnte dadurch die Betonexzesse, wie es sie auf anderen Kanareninseln gibt, verhindern. Gegen viele Widerstände wurden strikte Auflagen durchgesetzt, und so blieb Lanzarote eine Verschandelung mit Bettenburgen erspart. 1992 kam César Manrique bei einem Verkehrsunfall in der Nähe seines Wohnhauses in Tahiche ums Leben.

Auf unserer heutigen Rundfahrt werden wir auf seinen Spuren unterwegs sein, da er das Umfeld der allermeisten Sehenswürdigkeiten gestaltet hat. Auch die von ihm entworfenen Windspiele auf den Verkehrsinseln werden uns häufig begegnen.

Das im Zafira eingebaute Navigationssystem spricht leider nur spanisch mit uns, so dass Isabella und ich auch heute wieder die Navigation übernehmen sollen. Ausgerüstet mit Straßenkarten und anderen Informationen geht es los. Ingo ist auch heute wieder unser Fahrer und hat es mit seinen beiden Navigatorinnen nicht leicht. Ein ums andere mal bin ich der Meinung, dass wir rechts abbiegen müssen und Isabella ist sich sicher, dass es geradeaus weitergeht. Wir nehmen es alle mit Humor, und unsere Skipper sind sich einig, dass die Navigation an Bord doch besser in ihren Händen bleibt.

Als erstes fahren wir zum Jardín de Cactus. 1.420 verschiedene Kakteen-Arten gibt es hier zu bewundern. César Manrique hat den Kaktusgarten in einem weiten Kessel eines alten Steinbruchs angelegt. Es war seine letzte Arbeit.

Weiter geht es zu der Cueva de los Verdes. Sie ist Teil eines 7,5 km langen Lavatunnels. Die Höhle entstand vor 5.000 Jahren beim Ausbruch des Monte Corona. Die Lavaströme, die damals ins Meer flossen, erkalteten an der Oberfläche schnell, während das Magma darunter weiterströmte. Als die Eruptionen aufhörten, flossen die Reste hinaus und hinterließen so auf verschiedenen Ebenen Gänge und Hohlräume, die zusammen 40 m Höhe erreichen und weit ins Meer hinausgehen. Unsere geführte Tour (in spanischer und englischer Sprache) ist 1 km lang und dauert etwa 45 Minuten. Außergewöhnliche sphärische Klänge und raffinierte Beleuchtung lassen die Wanderung zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. Zum Schluss gibt es noch einen verblüffenden Effekt - verraten wird er aber nicht. Wir wollen doch auch noch für Euch etwas zum Entdecken übrig lassen.

Den nächsten Halt machen wir ganz in der Nähe der Höhle, nämlich bei den Jameos del Agua. Sie gehören wie die Cueva de los Verdes zum Tunnelsystem Atlántida. Durch zwei große Einbrüche (jameos) der Lavadecke warfen bis Ende der 1960er Jahre die Bauern ihren Müll. Es ist César Manrique zu verdanken, dass die jameos gereinigt und gerettet wurden. Er formte aus dem Naturdenkmal ein bezauberndes Kunstwerk. In einem See leben weiße, blinde Minikrebse, wie sie nicht noch einmal auf der Welt existieren. Es gibt ein terrassenförmig angelegtes Restaurant. Dort kann man mit Blick auf den Salzwassersee speisen. Hinter dem See legte Manrique im gleißenden Sonnenlicht, das durch das zweite Loch in der Lavadecke hereinfällt, einen blendend weißen Pool mit türkis schimmerndem Wasser an. Der ganze Ort hat etwas Magisches, Beruhigendes. Sehr sehenswert.

Auf unserer Rückfahrt nach Arrecife wollen wir jetzt noch das ehemalige Wohnhaus von César Manrique in Tahiche besuchen. Heute ist in dem beeindruckenden Haus die Stiftung  César Manrique untergebracht. Ein großer Teil seiner Kunstwerke ist hier ausgestellt, doch schon allein das Haus ist einen Besuch wert. Ein Teil der unterirdischen Salons wurde in futuristisch wirkende Lavablasen hineingebaut - wohnen und leben in der Lava.

Diesen schönen Tag mit seinen vielen Eindrücken und Erlebnissen lassen wir vier zu guter Letzt in einer netten kleinen Pizzeria in Arrecife ausklingen.

 

Der Kaktusgarten:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter geht es zu den:

 

 

 

 

 

 

Nächster Stopp:

 

Im Vordergrund der See, im Hintergrund das terrassenförmig angelegte Restaurant:

 

Einer der vielen weißen Minikrebse, die in dem Salzwassersee leben:

 

Auf dem Rückweg nach Arrecife genießen wir diese tolle Aussicht:

 

Zwei Touristen bestaunen ein von Manrique entworfenes Windspiel vor dessen ehemaligem Wohnhaus in Tahiche:

 

Schöner Wohnen auf Lanzarote - im ehemaligen Manrique-Haus:

 

Leben mit und in der Lava; der Baum in der Raummitte wächst von diesem Untergeschoss durch das Erdgeschoss:

 

Auch dieses Kunstwerk stammt - natürlich - von César Manrique

Donnerstag, 25.09.2014

 

Wir haben uns mit Isabella und Adolf bei der Autovermietung getroffen und sind dann mit einem Zafira zu unserer Rundfahrt in den Süden Lanzarotes gestartet. Eigentlich war ein Astra für uns reserviert, aber zum selben Preis ist es dann eben ein Zafira geworden.

Als erstes wollen wir die Vulkanlandschaft im Nationalpark Timanfaya besuchen. Von 1730 bis 1736 dauerten die Vulkanausbrüche auf Lanzarote und begruben fast ein Viertel der Insel unter sich. Es entstand das größte Lavafeld der Welt. Danach revoltierte die Erde 1824 noch einmal, und es entstanden drei weitere Vulkane. Heute ist alles erstarrt und kann gefahrlos besichtigt und bestaunt werden. Mit großen Bussen werden die Besucher durch den Park gefahren. Es geht auf ganz schmalen Straßen dicht an Felsen und tiefen Abhängen vorbei. Eine überwältigende Landschaft mit grandiosen Ausblicken in den Farbschattierungen schwarz, braun und rot bietet sich den Besuchern.

Anschließend fahren wir weiter Richtung Süden und halten bei den Salinas de Janubio und bestaunen diese Salzgewinnungsanlage.

Den nächsten Halt legen wir bei den Felsgrotten Los Hervideros ein. Hier trifft die stetige Brandung auf die bizarren Lavafelsen.

Weiter geht es nach El Golfo. Hier können wir die grüne Lagune Lagos de los Clicos, die hinter einem schwarzen Sandstrand liegt, bewundern.

Unser nächstes Ziel ist Playa Blanca, ganz im Süden von Lanzarote. Der Ort ist stark vom Tourismus geprägt. Es gibt aber einige nette und nicht so teure Restaurants. Unser Besichtigungsprogramm hat uns hungrig werden lassen, und so legen wir hier bei einem leckeren Essen eine Pause ein. Anschließend bummeln wir noch ein Stück die Strandpromenade hinunter und erreichen die Marina Rubicon. Es wären noch Plätze für die Amazone und die Amarillo frei.

Auf unserem Rückweg nach Arrecife fahren wir durch das Weinanbaugebiet La Geria und bewundern die fremdartigste Landschaft der Insel. Schwarzer Lavaboden und grasgrüne Reben bilden einen eindrucksvollen Kontrast.

Dieser Tag mit seinen vielen schönen Eindrücken geht langsam zu Ende. Morgen wollen wir den Norden erkunden und sind schon ganz gespannt darauf. Genug der Worte - heute lassen wir sehr viele Bilder sprechen:

 

Der Diablo de Timanfaya kündigt den Nationalpark an: 

 

 

 

 

 

 

 

Isabella und Adolf begleiten uns durch diesen schönen Tag:

 

Lanzarotes größte Salzgewinnungsanlage, die Salinas de Janubio:

 

 

Die Felsgrotten von Los Hervideros sind das nächste Ziel:

 

 

 

Im Hintergrund links der Lagos de los Clicos, rechts der schwarze Sandstrand. Die beiden im Vordergrund dürften bekannt sein:

 

Ganz im Süden gelegen - Playa Blanca:

 

 

Ausschnitt aus der Weinbauregion La Geria:

Mittwoch, 24.09.2014

 

Es standen heute wieder einige Dinge zur Erledigung auf der Liste. Ein Großeinkauf ist mal wieder fällig. Ganz in der Nähe gibt es einen Supermercado mit Lieferservice zur Marina. Ab einem Einkaufswert von 60 Euro werden die Lebensmittel kostenlos ans Boot geliefert. Diesen Service gibt es auch am spanischen Festland, dort haben wir es aber noch nicht ausprobiert. Also eine Premiere für uns. Vor dem Einkauf melden wir uns im Supermarkt an der Information und bekommen die Auskunft, dass wir die Sachen dann morgen geliefert bekommen. Morgen? Nein, heute soll es schon sein. Der smarte Mitarbeiter geht auf unseren Wunsch ein und sagt die heutige Lieferung zu. Wir gehen also jeder mit einem Einkaufswagen auf Beutezug und treffen uns an der Kasse wieder. Dort ist uns der Fahrer behilflich, die Dinge zunächst in Tüten und dann in Kisten zu verstauen. Fünf Kisten sind es am Ende, und der Einkaufszettel hat eine beeindruckende Länge. Kurz nachdem wir wieder zurück an Bord sind, ist der nette Herr mit unseren Kisten auch schon vorgefahren. Flugs ist alles an Bord gebracht, und kurze Zeit später auch schon alles in den Schapps und unter den Kojen verstaut.

Ein weiterer Punkt auf der Erledigungsliste ist ein Besuch in der Touristeninformation. Wir bekommen Inselpläne und weitere Tipps. Als nächstes machen wir uns auf den Weg zu einer Autovermietung und reservieren für Donnerstag und Freitag ein Auto, um die anderen Orte auf Lanzarote zu besuchen.

Auf den morgigen Ausflug werden uns Isabella und Adolf begleiten. Sie ankern ganz in der Nähe und wir haben sie - wie schon in Funchal auf Madeira - zufällig in der Stadt getroffen.

Radio Europa begleitet uns an Bord weiter durch den Tag. Selbstverständlich gibt es auch eine Wettervorhersage für heute: 19° Tageshöchsttemperatur, 9° in der Nacht, sonnig mit Schauern - ach, das ist ja die Wettervorhersage für Norddeutschland. Für Lanzarote klingt es etwas anders: Die Temperaturen erreichen am Tage heiße 30°, Nachts sind es noch 21°, der Atlantik ist 24° warm.

 

In unserem Cockpit komme ich mir ein bisschen beobachtet vor - vom Nachbarboot schaut Bart Simpson herüber:

 

In diesem schönen Pavillon ist die Touristeninformation untergebracht und ein Tourist ist auch zu sehen:

Dienstag, 23.09.2014

 

Sind wir irgendwo angekommen, heißt es zunächst, sich zu orientieren. Die sehr hilfsbereite Dame im Marinabüro ist uns dabei behilflich und malt die für uns wichtigen Kringel in den Stadtplan von Arrecife. An unserem Steg liegen noch weitere Boote aus Deutschland, und wir kommen mit den Crews ins Gespräch. Nach dem ersten Austausch "woher - wohin" begleiten uns Gudrun und Wolfgang kurzerhand in die nahegelegene Stadt und geben uns weitere Tipps. So erfahren wir, dass wir hier ganz in der Nähe unsere Gasflasche füllen lassen können. Wie schon einmal erwähnt, ist jeder Hafen anders und dieser ist wieder ganz speziell. Ein paar Tage werden wir wohl noch bleiben, um von hier aus Ausflüge auf die Insel zu unternehmen.

Einige Besorgungen sind zu erledigen und Ingo will gleich heute die Schramme ausbessern, die wir uns gestern geholt haben.

Seit ein paar Tagen spricht unser Radio wieder deutsch! Durch Zufall haben wir einen deutschen Sender gefunden - Radio Europa. Seit 1984 versorgt er die deutschen Zuhörer auf den Kanarischen Inseln mit Nachrichten aus aller Welt, Klatsch und Tratsch und einem "Gute-Laune-Musik-Programm".

 

Charco de San Ginés - kleiner Hafen im Zentrum von Arrecife:

 

In der Außenhaut spiegeln sich zwar der Ausleger und Ingos Füße - aber auch die Schramme ist deutlich zu sehen:

 

Mit dem Zwei-Komponenten-Lack, den wir zum Glück dabei haben, macht Ingo sich ans Ausbessern:

 

Blick über die Marina - die Rohbauten sind gut zu erkennen:

 

Blick von der Amazone aus - hier wird noch kräftig gebaut (rechts im Bild das provisorische Marinabüro):

 

Nur durch diese rund um die Uhr bewachte "Käfigtür" dürfen wir das Gelände verlassen:

Montag, 22.09.2014

 

Und wieder heißt es Abschied nehmen. Heute soll es weitergehen nach Lanzarote, der Nachbarinsel von La Graciosa. Unser heutiges Ziel ist die neue Marina Lanzarote in Arrecife, der Hauptstadt Lanzarotes. Bevor wir ablegen können, müssen wir uns noch im Hafenmeisterbüro abmelden und das Liegegeld bezahlen. Für die zwei Übernachtungen bezahlen wir 15,07 Euro - das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt jedenfalls! Ich mache mich dann noch einmal auf in den Ort, um im Mini-Postamt Briefmarken für die Postkarten zu kaufen, die ich von hier noch abschicken will. Das kleine Postamt besteht aus einem Raum, den die Kunden aber nicht betreten. Die Bedienung erfolgt durch zwei kleine Fenster, während man auf dem Bürgersteig wartet. Ich klebe die Marken auf die schon geschriebenen Karten, und die freundliche Postangestellte stempelt sie sogleich ab. Diese Karten kommen hoffentlich an - einige andere aus Porto Santo sind noch verschollen, sie haben ihre Empfänger bisher leider nicht erreicht.

Kurz nach 12 Uhr ist schließlich alles erledigt und wir können ablegen. Bei strahlendem Sonnenschein, leichtem Wind und wenig Seegang legen wir die 25 Seemeilen mit ausgerollter Genua und Motorunterstützung zurück. Gegen 17 Uhr erreichen wir die neue Marina und werden von einem Mitarbeiter zunächst in eine Box gelotst, die für die Amazone zu kurz ist. Die zweite Box passt zwar besser, aber wir haben trotzdem Pech: das Ende des Auslegers ist zwar mit Gummi geschützt, aber ein kleines Stück Metall lugt hervor und zieht der Amazone an der Außenhaut eine ordentliche Schramme. Kein Weltuntergang aber trotzdem sehr ärgerlich.

Die Marina ist noch eine Baustelle, Ende diesen Jahres soll sie fertig sein. Der Internetauftritt lässt hiervon allerdings nichts erahnen. Das Büro ist ein Provisorium, die gesamte Infrastruktur, wie Segelmacher, Restaurants und Läden sind erst im Rohbau fertig. Die sanitären Anlagen sind noch in Containern untergebracht und machen einen recht verwahrlosten Eindruck. Es wird also weiterhin auf dem Steg geduscht. Immerhin gibt es Landstrom und Trinkwasser. Das WLAN ist zwar vorhanden, reicht aber nicht bis zu unserem Boot.

Nach der Anmeldung haben wir uns auf den Weg in die Stadt gemacht, um eine SIM-Karte für unseren PC zu kaufen. Das hat schließlich geklappt, und so können wir wieder bequem an Bord ins Internet gehen.

 

Die Nordspitze Lanzarotes:

 

Beim Einlaufen in Arrecife passieren wir das Castello San José: 

Sonntag, 21.09.2014

Gestern Abend hatten wir Besuch von Isabella und Adolf. Wie gut, dass die beiden Dänen deutsch sprechen. Da wir kein Dänisch sprechen, wäre eine Unterhaltung sonst nur auf englisch möglich. Unsere Gespräche wurden von dem monotonen Motorengeräusch des großen Motorbootes begleitet. Gegen Mitternacht, nachdem sich Isabella und Adolf verabschiedet hatten, wollten wir gerne schlafen gehen. Ingo hat die Crew schließlich angesprochen und darum gebeten, jetzt doch mal die Maschine abzustellen. Das taten sie dann auch. Danke!

Heute Morgen haben wir einen kurzen Bummel durch den kleinen Ort unternommen. Wir kamen an der kleinen Kirche vorbei und sind hineingegangen. Solch eine maritim ausgestattete Kirche haben wir bisher noch nicht gesehen. Das Taufbecken besteht aus einem großen Schildkrötenpanzer, den Kerzenständer bilden zwei gekreuzte Riemen, der Altar wird von einem großen Anker getragen, hinter dem Altar prangt ein riesiges Halbmodell eines Schiffes an der Wand. Dieses wiederum wird von einem Fischernetz überspannt. Und nicht zu vergessen, das Steuerrad, das als Ablage am Rednerpult dient.

Gestern habe ich sie übrigens mal probiert, die "Schrumpell Kartoffeln". Es ist die kanarische Spezialität papas arrugadas, in Salzlake gekochte kleine kanarische Kartoffeln, die immer mit ihrer schrumpeligen Haut gegessen werden. Sehr lecker. Hinter "Gebraten Milch" verbirgt sich eine weitere Spezialität, leche asada, puddingartige gebratene Milch vermischt mit Eiern, Limonenschale, Zimt und Zucker. Hier steht eine Kostprobe noch aus.

Ansonsten haben wir diesen besonders heißen Tag (in der Kajüte kletterte das Thermometer auf mehr als 30°) ruhig angehen lassen und nichts weiter unternommen. Wir freuen uns auf einen schönen Abendspaziergang. Aber erst wird gleich auf dem Steg geduscht. Das machen sie hier alle so, ist wohl bei diesen sanitären Anlagen auch die bessere Variante.

 

Die kleine, sehr maritime Kirche auf La Graciosa:

 

 

Sonnabend, 20.09.2014

Bevor wir frühstücken, wollen wir erstmal  eine Runde um die Amazone schwimmen. Es ist gerade Niedrigwasser, und wir können bis auf den Meeresgrund sehen. Das Wasser ist  etwa acht Meter tief. Wir sehen die Ankerkette, wie sie in die Tiefe geht, am Grund in einem Bogen liegt und wenn wir sie schwimmend mit unseren Blicken verfolgen, sehen wir auch den Anker. Er hat sich fein im Sand eingegraben, so soll es sein.

Gegen 11 Uhr holen wir den Anker ein und fahren in die knapp zwei Seemeilen entfernte Marina. Wie erwünscht, hatten wir vor zwei Wochen schon eine Mail dorthin geschickt und wegen eines Liegeplatzes angefragt. Eine Antwort haben wir nicht erhalten. Vorgestern sind wir dann persönlich im Marinabüro vorstellig geworden und haben gefragt, ob wir ab heute einen Platz bekommen können. Wir bekamen die Auskunft, dass wir einlaufen dürfen und uns einen Liegeplatz aussuchen sollen. Am Wochenende sei das Büro geschlossen, aber die Security würde von der Marina über unser Kommen informiert werden. Abrechnen könnten wir dann am Montag ab 8 Uhr.

Als wir hier ankamen, wurden wir gleich von zwei Herren der Security in Empfang genommen, ein Liegeplatz wurde uns zugewiesen. Trinkwasser ist am Steg vorhanden, es wird allerdings am Abend abgestellt. Stromanschlüsse für 230 Volt gibt es auch, aber sie funktionieren nicht. Das hat leider den sehr unangenehmen Nebeneffekt, dass einige Bootseigner stundenlang ihre Maschine laufen lassen, um Strom zu produzieren. Bei dem großen Motorboot schräg gegenüber von uns läuft der Motor jetzt schon seit mehr als sechs Stunden. Es liegt mit dem Heck zum Steg, und wir haben noch Glück, dass der Wind uns wenigstens die Abgase nicht ins Boot weht. Mit unseren beiden Solarpaneelen und dem Windgenerator können wir uns ganz gut selbst mit Strom versorgen.

Die sanitären Anlagen sind mehr als bescheiden. Es gibt jeweils eine Toilette und eine Dusche für Männlein und Weiblein. Wobei Weiblein ohne Brausekopf auskommen muss - der fehlt nämlich. Es empfiehlt sich, bei Tageslicht zu duschen - es hängen nur ein paar traurige Kabel aus der Wand. Bisher hat niemand Zeit oder Lust gehabt, eine Lampe anzuschließen. Als ich den Marinamitarbeiter nach einer Waschmaschine gefragt habe, hatte er nur ein müdes Lächeln für mich übrig. Waschmaschine und Trockner Fehlanzeige.

Fehlanzeige heißt es hier auch zum Thema Internet. Wir müssen mal wieder auf  WLAN der hiesigen Restaurants zurückgreifen.

Na ja, jedenfalls hat die Amazone ihre Süßwasserdusche bekommen, sie strahlt wieder. Jetzt liegt sie hier auch ganz ruhig - es hat sich vorerst ausgeschaukelt! Uns ist aufgefallen, dass hier viele Boote liegen, die schon lange nicht mehr bewegt wurden, teilweise wohl sehr lange. Sie wirken verlassen, ja aufgegeben. Die Unterwasserschiffe sind mit Algen und Seepocken stark bewachsen, eine dicke rote Staubschicht hat die Boote zugedeckt und sich in den Fallen und Leinen festgesetzt. Die Sonne hat den Leinen und Persenningen ebenfalls heftig zugesetzt. Auch der Lack auf den Holzteilen hat den Kampf gegen die sengende Sonne schon lange verloren. Der Wind hat die Fenster einer Spritzkappe zerfetzt. Die an Deck festgezurrten Schlauchboote haben wohl schon lange keine Luft mehr, sie sind nur noch schlaffe Hüllen. Es sind Yachten aus Deutschland, Belgien und Schweden. Auch in anderen Häfen sind uns schon diese "Ritter der Traurigen Gestalt" aufgefallen. Die Gründe und Schicksale, die dahinter stecken, sind sicher so vielfältig, wie das Leben Fallstricke bereithält.

 

Dieses stimmungsvolle Foto der vor Anker liegenden Amazone hat Isabella von ihrem Boot aus aufgenommen:

 

Blick auf eine Bucht bei Caleta de Sebo:

Freitag, 19.09.2014

Heute gibt es nichts Neues zu berichten, außer, dass unsere Daten SIM-Karte aus Portugal  nicht mehr funktioniert. 

Tchibo hat uns auch schon informiert, dass wir unsere Smartphones nur noch einmal mit dem EU50MB Internet-Angebot (für eine Woche 5 Euro) aufladen dürfen. Danach wird es richtig teuer.

Wir hoffen, dass wir bald auf Lanzarote neue SIM-Karten kaufen können. 

Nachdem die Amazone nun schon knapp zwei Wochen keinen Hafen mehr von innen gesehen hat, wollen wir ihr morgen mal den Gefallen tun und in den Hafen von La Graciosa fahren. Dort bekommt sie dann ihre verdiente Süßwasserdusche.

Wir haben uns wohl schon an die Schaukelei einigermaßen gewöhnt,  aber mal wieder im Hafen zu liegen, hat auch Vorteile. 

Donnerstag, 18.09.2014

Was können wir auf La Graciosa unternehmen - außer schwimmen, schnorcheln, am Strand spazieren gehen, durch die sandigen Gassen des kleinen Ortes schlendern, am Hafen in einem Café einen Cappuccino trinken, in dem kleinen Laden leckeres Obst kaufen, in dem Mini-Baumarkt stöbern oder in einem der Supermercados Butter aus Oldenburg kaufen (die gibt es dort wirklich!)? Wir können an einer Jeep-Safari über die Insel teilnehmen. Die Fahrer warten am Hafen, dort wo die Tagestouristen aus Lanzarote ankommen, mit ihren Jeeps auf Fahrgäste. Mit solch einem Gefährt über die sandigen Pisten düsen und entfernte Strände und Sehenswürdigkeiten ansehen, das hört sich gut an, und wir steigen mit weiteren zwei Paaren in den Wagen. Der Preis ist klar - 25 Euro für zwei Personen. Der Fahrer und die beiden anderen Paare sprechen spanisch, was ja nicht verwunderlich ist und unterhalten sich angeregt. Wir sprechen so gut wie kein spanisch und fühlen uns ausgeschlossen. Aha, so kann es einem ergehen, wenn er Ausländer ist. Der Spruch "Alle Menschen sind Ausländer - fast überall" fällt mir ein.

Nach kurzer Fahrt erreichen wir den Playa de las Conchas. Kurzer Stopp, alle raus aus dem Wagen, Fotos machen und nach zehn Minuten drängt unser Fahrer zur Weiterfahrt. Wir haben gelesen, dass hier der berühmte Werbefilm für Bacardi Rum gedreht worden sein soll - kann sein, kann aber auch nicht sein. Auf jeden Fall ist der Strand wunderschön, die Brandung beeindruckend. Allerdings ist das Baden verboten, weil es wegen der tosenden Brandung und der Strömung zu gefährlich ist.

Als nächstes steuern wir Caleton de Los Arcos an. Dort gibt es eine große Felsspalte, durch die stetig die Brandung rauscht. Ein tolles Naturschauspiel. Dann geht es auch schon weiter zum Playa del Ambar. Auch ein schöner Strand, es wurde wohl nie ein Film hier gedreht, Brandung ist nicht gefährlich, das Baden ist erlaubt. Die Tour geht dann weiter zur Siedlung Pedro Barba. Diese Ortschaft war ursprünglich ein Fischerdorf, wurde dann aber aufgegeben. Heute ist es ausschließlich eine Ferienhaussiedlung. Unser nächster Stopp ist dann auch schon der letzte. Wir sind zurück am Hafen, die beiden noch ausstehenden Haltepunkte Playa Francesa (unsere Ankerbucht) und der Montana Amarilla, dem Berg, unter dem wir ankern, fallen aus. Warum, kann oder will uns der Fahrer nicht erklären. Wenn wir spanisch sprechen könnten, hätten wir es vielleicht erfahren.

Trotz allem war es eine interessante Tour und hat Spaß gemacht. Ganz ehrlich - ich musste heute oft an Toni denken. Wie sympathisch, engagiert, freundlich, ohne Zeitdruck (und in deutscher und englischer Sprache) hat er uns sein Funchal gezeigt!

Im Anschluss an die Jeep-Tour haben wir am Hafen in einem Restaurant gegessen. Eigentlich nicht weiter erwähnenswert, hätte auf der Speisekarte, die in spanisch, deutsch, französisch und englisch verfasst war, nicht folgendes gestanden: "Schrumpell Kartoffeln mit Soße" und auf der nächsten Seite bei den Desserts hieß es "Gebraten Milch". Interessante einheimische Gerichte - probiert haben wir sie aber nicht.

 

Playa de las Conchas - berühmter Bacardi-Beach ja oder nein - auf jeden Fall wunderschön:

 

Caleton de Los Arcos im Nordwesten La Graciosas:

 

Stopp im Feriendorf Pedro Barba:

 

Abgelegene Ferienhaussiedlung Pedro Barba, im Nordosten La Graciosas:

Mittwoch, 17.09.2014

Vor dem Frühstück die erste Runde im kristallklaren Wasser um die Amazone schwimmen - was für ein schöner Tagesbeginn! Anschließend duschen, frühstücken, einiges am Rechner erledigen und später in den Ort spazieren, fotografieren, ein bisschen einkaufen und den Tag an Bord ausklingen lassen - so haben wir es heute gemacht. Jetzt lassen wir mal wieder Bilder sprechen:

Im Hintergrund die Berge von Lanzarote:

 

 

Typische "Straße" auf La Graciosa - keine Pflasterung, niedrige weiße Häuser und ab und zu ein Tourist:

 

Blühende Kakteen:

 

Blick auf den Hafen (links Lanzarote, rechts die Häuser der Ortschaft Caleta del Sebo):

Am Sonntag, dem 14.09.2014, waren 100 Tage seit unserer Abreise am 06.06.2014 in Bremerhaven vergangen. Ein guter Zeitpunkt, eine erste Bilanz zu ziehen.

Zunächst die Zahlen:

2.020,72 Seemeilen haben wir in 40 Reisetagen mit durchschnittlich 50 Seemeilen zurückgelegt

73 Nächte haben wir im Hafen gelegen

20 Nächte haben wir vor Anker/Mooring gelegen

7 Nächte haben wir auf See verbracht

 

Bisher benötigte Ersatzteile:

Kühlwasserpumpe des Motors

WC-Pumpe

Großschot

Impeller für den Außenborder

Solardusche

 

Persönliches Fazit/Eindrücke:

Auf unserer Reise haben wir viele hilfsbereite, freundliche und interessante Menschen kennengelernt. Es sind Einhandsegler unterwegs, auch Familien mit kleinen Kindern, aber die meisten Besatzungen, die wir getroffen haben, sind Paare. Nicht zu vergessen, Peter, der mit seiner Mutter Ruth segelt. Die Lebenswege sind sehr verschieden, jeder hat seine ganz eigene Geschichte. Die Mehrheit der Seglerinnen und Segler, denen wir begegnet sind, sind etwas älter als wir. Die älteren sind entweder schon einige Jahre unterwegs oder sie starten jetzt zu ihrer zweiten Reise.

Bobby Schenk, der "Blauwasserpapst" schreibt in einem seiner Bücher, dass die wichtigsten persönlichen Voraussetzungen für einen Langfahrttörn technisches Verständnis und Zielstrebigkeit sind. Das können wir bestätigen. Allerdings würden wir gerne ergänzen, dass uns auch ein gewisses Maß an Segelerfahrung zum Gelingen erforderlich erscheint. Vielleicht hat Bobby Schenk dies aber auch nicht explizit erwähnt, weil er es für selbstverständlich hält.

Die Reise hat uns jetzt schon insofern verändert, als dass sie uns zu Tagebuchschreibern hat werden lassen. Die täglichen Berichte in unserem (B)logbuch waren zu Beginn der Reise nicht geplant, es hat sich vielmehr so ergeben. Sie sind keine Last, ganz im Gegenteil. Sie sind fester Bestandteil unserer Bordroutine. Die vielen positiven Rückmeldungen, die wir von Verwandten, Freunden, Kolleginnen und Kollegen, aber auch ganz fremden Menschen, die unsere Reise virtuell begleiten, zu unseren Berichten bekommen,  freuen uns sehr.

Monatelang 24 Stunden zu zweit auf 10 Quadratmetern - wie hält man das aus? Diese Frage ist uns vor unserer Abreise hin und wieder gestellt worden. Die Antwort lautet immer noch: Sehr gut! Wir gehen respekt- und liebevoll miteinander um, und wir können uns aufeinander verlassen. Konflikte werden nicht "unter den Teppich gekehrt", wo sie sich entwickeln können, sondern geklärt. Der Skipper ist der verantwortliche Schiffsführer, sein Wort gilt. Trotzdem treffen wir die Entscheidungen, ob wir auslaufen oder noch bleiben, wohin es als nächstes gehen soll, die Segel gerefft oder noch gewartet werden kann, etc., gemeinsam.

100 Tage mit der Amazone unterwegs - das sind mehr als drei Jahresurlaube nahtlos aneinandergereiht. So viele Eindrücke stürmen auf uns ein, dass es gar nicht so leicht ist, mit der Verarbeitung hinterherzukommen. Manchmal, wenn bei der Anmeldung bei den Behörden nach dem letzten Hafen und unserem nächsten Hafen gefragt wird, müssen wir ernsthaft nachdenken, wie er doch gleich hieß und wohin es weitergehen wird.

Wenn dies eine Bilanz sein soll, gilt es auch Negatives zu erwähnen. Nun also zu dem Negativposten: Wir vermissen vor allem unsere Familien und Freunde. Da hilft nur ab und zu  die vielfältigen Kommunikationsmittel wie z.B. das Skypen zu nutzen. Da können wir nicht nur miteinander sprechen oder uns schreiben, sondern uns auch sehen, was jedesmal sehr schön ist.

Die Amazone hat es in ihrem dritten Zwischenruf ja schon vermutet - so "sweet, soft and lazy" wie bisher, wird es wohl nicht immer weitergehen. Recht hat sie: Man sagt, dass jede Yacht auf dieser Tour mindestens einmal verprügelt wird. Das sagen wir ihr aber jetzt noch nicht. Wenn es dann soweit ist, stehen wir drei das durch - ganz sicher!

 

Fazit:

Schade, dass diese Reise irgendwann zu Ende geht. ;-)

Dienstag, 16.09.2014

Wie von der Wettervorhersage von Wetterwelt angekündigt, hatten wir eine ruhige zweite Nacht auf See. Weiterhin wehte der Wind mit konstanten 4 Beaufort, und mit halbem Wind (von der Seite) preschte die Amazone mit 6 Knoten über den Atlantik. Ideale Bedingungen also, und so wurde es der bisher schönste Törn auf dieser Reise. Auf den Volvo konnte getrost verzichtet werden, Segelwechsel oder Reffen war nicht nötig. Nur hin und wieder die Segel etwas fieren (lösen) oder dichter holen, das war alles. Achteraus konnten wir in der Ferne den von Blitzen hellerleuchteten Himmel beobachten. Erreicht hat uns von dem schlechten Wetter aber nichts. Wie geplant, sind wir dem schlechten Wetter und dem vielen Wind davongesegelt.

Um nicht bei Dunkelheit in die Ankerbucht bei La Graciosa einzulaufen, mussten wir die Amazone schließlich am frühen Morgen etwas bremsen. Mit eingerollter Genua haben wir sie sozusagen an die kurze Leine genommen. Nach 48 Stunden und 266,5 Seemeilen fiel der Anker gegen 8.00 Uhr in dieser imposanten Bucht. Die "Amarillo" mit Isabella und Adolf dümpelt hier schon, ebenfalls Yachten aus Irland, Frankreich, England, Spanien und Deutschland.  La Graciosa ("Die Anmutige") ist die kleinste und nördlichste bewohnte Insel der Kanarischen Inseln. Sie liegt nördlich von Lanzarote und ist von dieser Insel nur etwa eine halbe Seemeile entfernt.

Nach dem der Anker gefallen war, sind wir gleich im türkisblauen Wasser schwimmen gegangen, haben anschließend geduscht, gefrühstückt und ein Stündchen Schlaf nachgeholt. Am Nachmittag haben wir noch kurz bei der "Amarillo" vorbeigeschaut und sind dann mit dem Schlauchboot an den Strand gefahren. Nach einem ca. 40 minütigen Spaziergang hatten wir den Hauptort Caleta del Sebo erreicht. Er hat einen ganz eigenen Charme. Es gibt keine asphaltierten Straßen, die Häuser sind ausnahmslos weiß und höchstens zweistöckig.

Dass wir diesen Bericht so zeitnah ins Netz stellen können ist ein Glücksfall: Ganz unerwartet haben wir hier in der Ankerbucht eine Internetverbindung. Unsere portugiesische SIM-Karte, die wir glücklicherweise auf Madeira noch verlängern lassen haben, funktioniert auch hier in Spanien. W-LAN gibt es hier in der Ankerbucht nicht, eine spanische SIM-Karte ist hier auf La Graciosa auch nicht erhältlich.

 

1. Sonnenuntergang auf dem Madeira - La Graciosa Törn:

 

Und auch am zweiten Tag ist die Sonne untergegangen:

 

Die portugiesische Gastlandflagge verschwindet im Schrank - die spanische wird wieder hervorgeholt und gesetzt:

 

Ankerbucht vor La Graciosa:

Montag, 15.09.2014

Position um 18.10 Uhr: 30° 10,80' Nord; 14° 29,23' West

Der gestrige Abend und die letzte Nacht verliefen ruhig. Wir segelten unter einem grandiosen Sternenhimmel, aber leider ohne Besuch von Delfinen. Der Wind ließ wie vorhergesagt etwas nach, und so konnten wir abwechselnd gut schlafen. Am frühen Morgen kam der Wind mit konstanten 4 Beaufort zurück. Um 8.10 Uhr, also 24 Stunden nach dem wir in Madeira abgelegt haben, betrug die zurückgelegte Distanz 130,6 Seemeilen. Mit unserer Weather Infobox empfangen wir u. a. auch nautische Warnnachrichten parallel auf drei Frequenzen (Deutscher Wetterdienst, NAVTEX Englisch und NAVTEX National). Das können Mitteilungen über vertriebene Seezeichen, defekte Leuchttürme, Schifffahrtshindernisse allgemein und natürlich Wind- und Sturmwarnungen sein. Für Madeira und das umliegende Seegebiet ist eine Sturmwarnung (8 Beaufort) herausgegeben worden. Nur das Gebiet südöstlich von Madeira, also da, wo wir sind, ist nicht betroffen.

Eben haben wir die neue Wind- und Wettervorhersage von unserem Dienstleister Wetterwelt bekommen. Wir empfangen sie auf See zweimal täglich mit unserem Satellitentelefon und leiten sie auf unseren Laptop weiter. Der Wind soll wieder von West 4 in Böen 5 auf West 3 - 4 abnehmen, und wir hoffen wieder auf eine ruhige Nacht. Die Ankunft in der Ankerbucht bei La Graciosa wird dann morgen früh gegen 08:00 Uhr sein.

Sonntag, 14.09.2014

Position um 18.15 Uhr: 31° 51,28' Nord; 16° 7,33' West

Auch wenn wir länger in einem Hafen oder vor Anker (oder Ankerboje) liegen, bekommen wir morgens und abends die Wind- und Wettervorhersage auf unseren Rechner. Und so hatten wir schon beobachtet, dass Madeira am morgigen Montag von einem Tiefausläufer von den Azoren gestreift wird. Dies wird Regen und vor allem Wind in Sturmstärke von bis zu 8 Beaufort mit sich bringen. Die Amazone schaukelt und rollt schon bei wenig Wind ziemlich an der Ankerboje, wie sie sich wohl bei Sturm hier gebärden würde? Die Wind- und Wettervorhersage von heute Morgen bestätigte es noch einmal: Wenn wir heute lossegeln bleibt der Tiefausläufer mit dem schlechten Wetter und dem starken Wind hinter uns. Er streift Madeira und schwächt sich ab. Für unseren Törn nach La Graciosa ist für die nächsten Tage westlicher Wind von 4 Beaufort, in Böen auch mal 5 - 6, vorhergesagt. Die Wellen sollen 1,50 m bis 1,70 m hoch sein. Dann also los. Was ist das denn? Regen? Das haben wir nicht gebucht. Wie jetzt, Regenzeug anziehen, das volle Programm? Wir entscheiden uns für die kleine Lösung - Badehose und Badeanzug, Rettungsweste darüber, fertig.

Um kurz nach 8 Uhr lösen wir die Leinen von der Ankerboje, setzen das Großsegel und rollen kurze Zeit später die Genua komplett aus. Schon klart es wieder auf, der Regen ist vergessen. Nach einer guten halben Stunde haben wir uns so weit von Madeiras Bergen entfernt, dass der Westwind richtig einsetzen kann und wir auf die Unterstützung des Volvos verzichten können. Mit 6 Knoten zieht die Amazone bei 4 Windstärken und halbem Wind über dieses unglaublich tiefe (5.000 m) und unglaublich blaue Wasser ihre Bahn. Es ist herrliches Segeln. Wir sichten dann unterwegs noch vier weitere Segelyachten, die den gleichen Kurs haben, wie wir. Allmählich geht dieser erste Tag auf See in den Abend über. Berufsschifffahrt ist bisher nicht in Sicht, bzw. auf dem Plotter nicht auszumachen.

Nun beginnen wieder die Wachen: Bis 20 Uhr habe ich noch frei, dann bin ich bis 24 Uhr an der Reihe. Bis 4 Uhr übernimmt Ingo, bis 8 Uhr bin ich dann wieder draußen.

Sonnabend, 13.09.2014

Der Tipp wegen des Fado-Restaurants, den wir aus einem Reisebericht aus dem Internet haben, hat sich als richtig gut erwiesen. Das Restaurant, ein Familienbetrieb, gibt es inzwischen seit drei Jahren. Das Essen war wirklich sehr lecker und der Preis in Ordnung. Das hat den Restaurantbesuch aber nicht ausgemacht, sondern der Unterschied zu anderen Lokalen ist eben, dass hier nicht nur gegessen werden kann, sondern live Fado gesungen wird. Zwei Herren aus der Familie spielen Gitarre und eine Art Mandoline, eine portugiesische Gitarre, und begleiten die Damen und einen jungen Mann der Familie, die abwechselnd singen. Die Damen nehmen die Bestellungen auf, servieren, kassieren, kommunizieren mit dem Küchenchef und singen dabei. Es ist wirklich schön, ihnen allen zuzuhören und zuzusehen. Sie verstehen ihr jeweiliges Fach. Was ist eigentlich Fado? Fado - zu deutsch "Schicksal" - ist ein portugiesischer Musikstil. Die Texte drehen sich meist um unglückliche Liebe, soziale Missstände und der Sehnsucht nach besseren Zeiten. Wie drückte es gestern eine der Sängerinnen aus: "Man muss den Text nicht verstehen, man muss den Fado fühlen!"

Das Restaurant befindet sich in Funchals Altstadt, in der Travessa das Torres. Auf dem Weg dorthin sind wir wieder durch die Rua Santa Maria geschlendert und haben nochmal die im Rahmen eines Kunstprojekts phantasievoll gestalteten Türen bewundert. Jetzt sind wir uns nicht mehr so sicher, welche uns am besten gefällt.

Die Wind- und Wettervorhersagen sind für uns immer noch günstig, so dass wir planen, morgen früh zu dem ca. 270 Seemeilen langen Törn nach La Graciosa zu starten. Im Laufe des Dienstagvormittags werden wir dort in der Ankerbucht eintreffen. Wir haben deshalb heute nochmal einen ziemlich großen Einkauf erledigt und auf dem Rückweg zum Hafen zufällig Isabella und Adolf getroffen! So eine Überraschung! Sie liegen vor Anker bei Machico und sind mit dem Bus nach Funchal gekommen. Ihr nächstes Ziel mit der "Amarillo" ist auch La Graciosa, so dass es dort ein Wiedersehen geben wird.

Der Supermarkt ist zum Glück ganz in der Nähe, im Einkaufszentrum Dolce Vita. Aber mit dem schweren Hackenporsche, den prallen Rucksäcken und einigen Taschen mit dem kleinen Schlauchboot zurück zur Amazone zu fahren, war schon etwas abenteuerlich. Dort angekommen, galt es, alles aus dem schaukelnden Schlauchboot an Bord zu wuchten und  in den Schapps zu verstauen. Anschließend gab es eine kurze Verschnaufpause, bevor Ingo sich den nächsten Punkten auf der heutigen Tagesordnung zugewandt hat: bei der Guarda Nacional Republicana (GNR) abmelden (also in Portugal ausklarieren) und dort fragen, ob wir an dem Steg, an dem das Schiff der GNR hier in der Marina liegt, Wasser tanken dürfen. Das hat beides geklappt. Ausklarieren verlief problemlos, und Ingo bekam die Erlaubnis, unsere Wasserkanister aufzufüllen.

Aus den Kanistern hat Ingo unseren eingebauten Wassertank und die Solarduschen aufgefüllt und natürlich die Kanister zum Schluss. Dann musste noch das Schlauchboot samt Zubehör gesäubert, getrocknet und verstaut werden. Ebenso musste der Motor wieder am Heckkorb befestigt und der Benzintank weggepackt werden. Nachdem dies alles erledigt ist, sind wir jetzt fast reisefertig.

Ob es diesmal wieder Berichte von hoher See geben wird, steht noch nicht fest. Ebenso werden wir in der Ankerbucht sehr wahrscheinlich keine Internetverbindung haben, so dass die nächsten Berichte wohl leider auf sich warten lassen. Es wird aber alles nachgeliefert - versprochen!

 

Mit Hingabe wird im Restaurant Fado gesungen:

 

Uns ist aufgefallen, dass immer und überall jeder sein Essen fotografiert. Wieso eigentlich?

 

Hier noch ein paar der schön gestalteten Türen:

 

 

 

Freitag, 12.09.2014

Nach der derzeitigen Wind- und Wettervorhersage können wir am Sonntag weitersegeln. Unser nächstes Ziel sind die Kanarischen Inseln. Als erste Insel wollen wir La Graciosa im Norden von Lanzarote anlaufen und dort in einer geschützten Ankerbucht, die zu einem Naturschutzgebiet gehört, den Anker werfen. Hinsegeln und den Anker dort werfen - so einfach ist das allerdings nicht. Zunächst ist eine Genehmigung bei der zuständigen spanischen Behörde einzuholen. Aus einem Reisebericht eines Trans-Ocean-Mitgliedes wissen wir, dass inzwischen eine einfache E-Mail  mit Angaben der Bootsdaten zur Beantragung der Genehmigung ausreicht, und nicht mehr  ein Formular heruntergeladen werden muss, um ausgefüllt und gescannt wieder zurückgeschickt zu werden. Die E-Mail haben wir gestern Abend an folgende Adresse gesandt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, und schon heute Morgen war die Antwort da - wir dürfen vor La Graciosa vor Anker gehen.

Außerdem müssen wir hier bei der Hafenbehörde die Gebühr für die Zeit der Nutzung der Ankerboje entrichten. Das machen wir am besten heute schon, denn wir wissen nicht, ob das Büro morgen geöffnet ist. Macht dann 6,56 Euro pro Tag. Okay, auf dem Freimarkt Durchschaukeln lassen ist teurer. 

Heute Abend wollen wir uns mal ins Nachtleben von Funchal stürzen: Wir besuchen gleich ein Restaurant, in dem Fado live gesungen wird. Was das ist und wie es uns gefallen hat, verraten wir morgen.

 

Reisen bildet: Diese beiden Seidenreiher (!) begrüßen uns jeden Tag, wenn wir mit dem Schlauchboot in den Hafen fahren:

 

 

Ein berühmter Sohn Madeiras, auf den sie stolz sind und dem ein Museum gewidmet ist: der Fußballer Cristiano Ronaldo; nicht nur wir haben uns an einer Kaimauer verewigt - auch die Besatzung der "Gorch Fock" hat sich Mühe gegeben:

 

 

Mal von der anderen Hafenseite aufgenommen - Blick auf Funchal und die Amazone:

 

Hier soll es lecker Essen geben, und es wird Fado live gesungen:

Donnerstag, 11.09.2014

Wenn wir ankern, duschen wir mit unseren Solarduschen auf dem Vorschiff. Solardusche - hört sich nach etwas Großartigem an, ist aber in Wirklichkeit nur ein ca. 12 Liter fassender schwarzer Wassersack aus Kunststoff mit einem kleinen Schlauch und einem Mini-Brausekopf daran. Nach dem Befüllen legt man ihn in die Sonne und erhält so warmes Wasser. In der letzten Nacht hat gegenüber an der Pier ein Kreuzfahrtschiff angelegt, und auf der Mole auf unserer Hafenseite hat sich die Regattaleitung mit Ferngläsern bewaffnet und nimmt die Zeiten der jetzt nach und nach eintreffenden Yachten auf. Ich hatte mir überlegt, dass es wohl heute besser wäre, bei diesem Betrieb nicht nackt, sondern im Bikini zu duschen. Gute Entscheidung - denn während ich mich einseife und Ingo mir mit dem kleinen Brausekopf behilflich ist, nähert sich zunächst unbemerkt von uns das Lotsenboot. Erst als es fast längsseits von uns ist, nehmen wir die Barkasse wahr. Es sind mehrere Mitarbeiter der Hafenbehörde an Bord. Sie lachen und bitten uns freundlich, ein Anmeldeformular für Ankerlieger auszufüllen, das sie uns herüberreichen. Sie bleiben mit ihrem Schiff derweil in der Nähe. Bevor wir weitersegeln, müssen wir uns bei der Hafenbehörde abmelden und bezahlen. Die GNR (Guarda Nacional Republicana) erwartet ebenfalls eine ordentliche Abmeldung von uns, so dass wir vor unserer Abreise auch dort noch einmal vorstellig werden müssen.

Gegen Mittag haben wir uns schließlich zu einem weiteren Landausflug aufgemacht. Im Gepäck einen prall gefüllten Schmutzwäschesack. Hier in der Marina gibt es eine Wäscherei, wo wir für 15 Euro 5 kg Wäsche waschen, trocknen und zusammenlegen lassen können. Genausoviel haben wir auch in Baiona dafür bezahlt. Nach einem schönen Tag in Funchal, den Ingo auch noch für einen Friseurbesuch genutzt hat (12 Euro, schneiden, waschen und fönen - da können wir nicht meckern) holen wir die saubere Wäsche ab und fahren zurück an Bord.

Am frühen Abend legt das Kreuzfahrtschiff (die "Oceana" mit Heimathafen Hamilton) schon wieder ab. Wir hören, dass dies mit musikalischer Untermalung geschieht - Neil Diamonds "Sweet Caroline" schallt zu uns herüber.

 

Besuch von der Hafenbehörde mit dem Lotsenboot:

 

 

Die "Oceana" aus Hamilton ist für einige Stunden auf Madeira zu Besuch. Vorne rechts im Bild die kleine Amazone. Die große "Oceana" hat in der Nacht direkt neben uns gedreht:

 

Kunstprojekt in der Altstadt - Schülerinnen und Schüler haben in einer Straße die Haustüren verziert. Diese gefällt uns am besten:

 

Die Regattateilnehmer treffen von den Kanarischen Inseln ein:

 

Gute Unterhaltung - Straßenmusikanten mit ausgefallenen Instrumenten und einem tollen Sound:

 

 

Mittwoch, 10.09.2014

Die Nacht war ziemlich unruhig. Nicht, dass es windig war, sondern im Gegenteil - fast windstill. Das hatte aber zur Folge, dass die Amazone sich wegen des fehlenden Winddrucks nicht so recht entscheiden konnte, wohin mit ihrem Bug. Und so kam es, dass sie auf die Ankerboje getrieben ist. Die Boje ist aus Kunststoff, also eine Berührung nicht schlimm. Aber es gab ein Geräusch, dass da nicht hingehörte, und ich war sogleich hellwach. Ingo hat daraufhin die Leine zur Boje verkürzt, und damit der Amazone die Entscheidung abgenommen, wohin mit dem Bug. Nach dieser Aktion sind wir schließlich auch wieder eingeschlafen. Als nächstes wurde ich von einem anderen Geräusch geweckt. Die Amazone schaukelte gemächlich von Backbord - "tock"  nach Steuerbord - "klock". Irgendwo in der Pantry - der kleinen Küche - rollte etwas hin und her und machte dabei diese nervtötenden Geräusche. Zunächst habe ich es mit Ignorieren versucht, vergeblich. Nach dem das "Tock" verklungen war, wartete ich geradezu gespannt auf das "Klock". Zweite Möglichkeit: Vielleicht ist Ingo auch genervt, und er geht auf die Suche. Hat aber auch nicht geklappt - der Skipper hat einen gesunden Schlaf. Es half also nichts - raus aus der gemütlichen Koje und auf die Suche gehen. Ich hatte den Verursacher auch relativ bald geortet: Im Kühlfach rollte bei jeder Welle eine Getränkedose hin - "tock" und wieder zurück - "klock". Dose besser verstaut, Geräusch abgestellt, und eingeschlafen bin ich dann auch irgendwann wieder.

Im Laufe des Tages kamen mehrere Segelyachten hier an. Die Skipper waren einigermaßen erstaunt, dass sie hier weder in den Hafen fahren noch auf dem ausgewiesenen Ankerplatz ankern können. Auf die hoffnungsvolle Frage eines Seglers, wie lange wir wohl noch an dieser Ankerboje bleiben wollen, bekam er die für ihn sicher unbefriedigende Antwort: "Noch ein paar Tage."

Am Nachmittag sind wir mit dem Schlauchboot in den Hafen gefahren und haben erneut Funchal erkundet.

 

Dieses Foto von der Korbschlittenfahrt konnten wir kaufen und haben es auch auf Anforderung per Mail bekommen:

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So schön ist Madeira:

 

Kleine Echsen huschen über den Weg - mit etwas Glück klappt es mit einem Foto:

 

Hübscher Hibiskus-Busch:

 

Und immer wieder Strelitzien:

Dienstag, 09.09.2014

Der Hafen ist bis auf ein Boot aus Spanien Gäste-frei, und es ist Platz für die erwarteten Regattaboote. Wir dümpeln, rollen und schaukeln an der Ankerboje und sind mit dem spanischen Boot also hier zurzeit die einzigen Gäste. Solange uns hier niemand verscheucht und der Wind nicht aus östlichen Richtungen weht, bleiben wir noch ein bisschen. Heute haben wir uns Funchal auf eigene Faust angesehen und auch ein paar Besorgungen gemacht. Hier in der Marina gibt es einen kleinen Bootszubehör- und Angellladen, in dem wir schon ein paar Kleinigkeiten gekauft haben. Inzwischen kennt uns der nette Herr dort schon ganz gut: Weil das Marinabüro geschlossen ist, wenden wir uns mit unseren Fragen z. B. nach Einkaufsmöglichkeiten an ihn.

 

Blick auf den Hafen mit den Baustellen:

 

Im Park Santa Catarina, in der Nähe des Hafens:

 

In Baiona haben wir einen Nachbau der "Pinta" besichtigen können, hier fährt täglich ein Nachbau der "Santa Maria" mit Gästen hinaus:

 

Die Blütenpracht und der herrliche Duft in den Parks Funchals sind einfach schön:

 

Montag, 08.09.2014

Auf unserem "Sonderparkplatz" haben wir eine relativ ruhige Nacht verbracht. Den heutigen Tag wollen wir mit der Erkundung von Funchal verbringen. Wir haben einige Unterlagen über Madeira und wollen auf jeden Fall eine Fahrt mit einem Korbschlitten machen. Dieses Vergnügen gibt es weltweit nur auf Madeira und das seit über 100 Jahren. Ursprünglich wurden auf diese Weise kranke und gehbehinderte Menschen vom oberenTeil Funchals in tiefer gelegene Stadtteile befördert. Um zum Startpunkt der Schlittenfahrt zu gelangen, könnten wir mit einer Seilbahn fahren oder ein Taxi nehmen. Wir hatten uns noch nicht entschieden, als uns ein Mann anspricht und seine Dienste als Taxifahrer anbietet. Er war irgendwie schroff und unsympathisch, wir lehnten ab. Das hat ihn nicht freundlicher werden lassen. Im Weggehen sagte er etwas wie "Shit Seilbahn!". Wir waren etwas irritiert, und in diesem Moment betrat ein weiterer Mann die Bühne: Toni. Er rechnet uns vor, was die Seilbahnfahrt für zwei Personen kostet, was die Rückfahrt kostet usw. Dann zeigt er uns auf einer Karte, welche verschiedenen Sehenswürdigkeiten er mit dem Taxi mit uns anfahren würde. Eine zeitliche Begrenzung gebe es nicht, wir haben den ganzen Tag Zeit. Toni ist uns sympathisch, sein Angebot erscheint uns fair, und wir nehmen in seinem Taxi Platz.

Er fährt uns den ganzen Tag durch Funchal und Umgebung. Einige Aussichtspunkte stehen auf dem Programm, eine günstige Seilbahnfahrt, Kirchenbesichtigungen, eine Likörverkostung und der kostenlose Besuch des botanischen Gartens eines Hotels. Wir bekommen von ihm viele Informationen über Land und Leute. Auch sein Tipp bezüglich des Mittagsessens erwies sich als sehr gut - wir bekamen ein leckeres Essen zum guten Preis.

Danke Toni, es war ein schöner und interessanter Tag!

 

Blick aus dem Cockpit nach Osten: Die Fähre macht sich am frühen Morgen auf nach Porto Santo, der Ausflugskatamaran ankert und links im Bild ein Baustellen-Schiff:

 

 

Blick nach Westen: Die übrige Nachbarschaft

 

 

Aussichtspunkt im Nachbarort - im Hintergrund Funchal und der Hafen:

 

Mit einer Seilbahn ging es hinunter an den schwarzen Strand - kurze Kaffeepause auf der Rundfahrt:

 

Nächster Stopp - kostenloser botanischer Garten eines Hotels:

 

Blick auf Funchal:

 

In Monte warten die Carreiros auf Kundschaft:

 

Hat Spaß gemacht - eine rasante Fahrt im Korbschlitten:

 

 

 Blick in das "Herz von Madeira", dem Vulkankrater  (Nonnental):

 

 Und das ist er: Toni - unser Fahrer, Tippgeber und Fremdenführer:

Sonntag, 07.09.2014

Auch wenn ein Käfig golden ist, so bleibt er doch ein Käfig. Ingo hat das Liegegeld für die zwei Tage bezahlt (56,55 Euro), Amazones Reisepass zurückbekommen, und auf geht's nach Funchal, der Hauptstadt von Madeira. Gegen 12.00 Uhr sind wir soweit und legen ab. Das wird ja auch irgendwie immer später mit dem Losfahren... Den 14,5 Seemeilen kurzen Törn legen wir in knapp drei Stunden bei leichtem Wind "motor-segelnd" zurück.

Als wir in Funchal ankommen, sind wir erstaunt, den im Hafenhandbuch ausgewiesenen Strand und den Ankerplatz nicht vorzufinden: hier wird gebaggert und gebaut, den Strand gibt es nicht mehr, ankern ist wegen der Baustelle nicht möglich. Gestern hatten wir schon per E-Mail versucht, Kontakt mit dem hiesigen Marinapersonal aufzunehmen - keine Reaktion. Heute morgen vor unserer Abreise, haben wir dann versucht, telefonisch jemanden zu erreichen - niemand meldete sich. Kurz bevor wir Funchal erreichten, hat Ingo dann über UKW-Funk versucht, jemanden aus der Marina zu kontaktieren - keine Antwort. Als wir in den ziemlich gut belegten Hafen einlaufen, erscheint aber dann doch der Hafenmeister auf der Mole und bittet uns, zunächst an der Pier festzumachen. Er erklärt uns, dass es keine freien Boxen gebe, wir nur eine Nacht hier an der Pier bleiben dürften. Ab morgen ist der Hafen für ca. 50 Boote einer Regatta reserviert. Genau so etwas hätten wir gerne vorher gewusst und ja deshalb schon versucht, Kontakt aufzunehmen. Der sehr freundliche und hilfsbereite Mitarbeiter sagt uns, dass das Marinabüro geschlossen sei. Auch die Damen im Marinabüro in Quinta do Lorde haben uns von der Baustelle und der Regatta nichts verraten, obwohl sie doch wussten, dass wir nach Funchal segeln wollten.

Wie dem auch sei, ich habe jedenfalls ein ziemlich mauliges Gesicht gemacht und kategorisch erklärt: "We will not stay!" Der nette Hafenmeister hat dann bei der Marina in Calheta, westlich von Funchal, angerufen, ob sie vielleicht einen Platz für uns haben - leider nein, alles voll. Dann fragte er uns, ob wir vielleicht Diesel tanken möchten. Ja, keine schlechte Idee, der Volvo hat immer Durst. Wir tanken also 50 Liter für 65 Euro. Während des Tankens kommen Ingo und der Hafenmeister weiter ins Gespräch. Der freundliche Mensch erzählt, dass im Vorhafen, wo die hiesigen Ausflugskatamarane ankern, eine Ankerboje (Mooring) frei sei, weil der Katamaran, der dort gelegen hat, jetzt in Porto Santo Touristen spazieren fährt. Den Katamaran kennen wir ja schon und haben ja auch ein Foto von ihm in einem unserer Beiträge veröffentlicht. Der Mann versucht sogar, den Eigentümer telefonisch zu erreichen, um zu fragen, ob wir die Muring nutzen dürfen. Leider erreicht er ihn nicht. Wir haben uns frohen Mutes an die Muring im Vorhafen verholt, und die Amazone tummelt sich jetzt zwischen den großen Ausflugskatamaranen.

Der Marinamitarbeiter hatte uns auch noch gezeigt, wo wir mit unserem Schlauchboot in der Marina kostenlos anlegen können. Ingo hat dann schnell das Schlauchboot aufgepumpt, wir sind in den Hafen gepaddelt, und haben uns bei der Polizei, genauer bei der Guarda Nacional Republicana, ordnungsgemäß angemeldet. Anschließend haben wir noch einen ganz kurzen Stadtbummel unternommen und sind dann zur Amazone zurückgepaddelt.

Jetzt sitzen wir im Cockpit, schöne Musik schallt zu uns herüber, und wir genießen den tollen Blick auf die tausende Lichter Funchals, Kirchenglocken läuten und Mondschein gibt es auch noch gratis dazu. Wie romantisch!

 

Die Start- und Landebahn des Flughafens Funchal auf Madeira:

 

Funchal:

Sonnabend, 06.09.2014

Wir fühlen uns hier einerseits ganz gut aufgehoben, andererseits haben wir aber das Gefühl, in einem goldenen Käfig zu sitzen. Das Resort-Areal ist mit einem Zaun gesichert und ein Zutritt ohne vorherige Erlaubnis über eine Sprechanlage nicht möglich. Heute morgen bei der Anmeldung im Marinabüro haben wir erfahren, dass das tägiche Liegegeld für die Amazone 28 Euro beträgt - der 30 % Rabatt für Trans-Ocean-Mitglieder ist dabei sogar schon berücksichtigt! Ein Besuch in dem schönen Swimmingpool ist nicht im Liegegeld inbegriffen, wie wir zunächst gedacht hatten, sondern soll pro Tag und Person 12,50 Euro kosten. Ja, so ein goldener Käfig ist in der Unterhaltung nicht ganz billig, da wird der Gast zur Kasse gebeten. Der früher mal angebotene kostenlose Shuttle-Service zur nächsten Stadt zum Einkaufen wurde eingestellt, stattdessen bekommen wir den Busfahrplan in die Hand gedrückt. In unseren Hafenhandbüchern hat sich das alles etwas anders dargestellt.

Heute nachmittag haben wir einen Ausflug mit dem Bus nach Machico unternommen. Die Fahrt hat 30 Minuten gedauert und pro Person 1,30 Euro gekostet. Wir fanden den kleinen Ort nicht besonders sehenswert, haben die Zeit bis zur Rückfahrt zu einem Einkauf genutzt und anschließend an Bord entspannt.

Übrigens ist das Wasser an unserem Liegeplatz 5,50 m tief, wir können bis auf den Grund und dort die großen Steine und den einen oder anderen Fisch sehen.

 

Gut gesichert - der goldene Käfig:

 

Mit dem Bus in den Nachbarort Machico:

 

Freitag, 05.09.2014

 

Heute haben wir den gewohnten Ablauf geändert und haben schon vor dem Baden eine frische Wind- und Wettervorhersage auf unseren Rechner geladen. Weiterhin ist zwar Wind aus südlicher Richtung vorhergesagt, aber nur schwach, Sonntag soll er für uns günstiger wehen. Aber wer weiß, ob es dabei bleibt? Wir beschließen deshalb, schon heute Porto Santo zu verlassen und nach Madeira, zur Marina Quinta do Lorde, zu segeln/fahren. Ingo hat uns dann auf Porto Santo abgemeldet, das Liegegeld bezahlt und Amazones Reisepass, den Internationalen Bootsschein, ausgehändigt bekommen. Die acht Tage haben uns 140,53 Euro gekostet, was nicht sehr teuer ist, da wir hier als Trans-Ocean-Mitglied erstmals einen 30 prozentigen Rabatt bekommen haben. Die Marina in Porto Santo und die Marina Quinta do Lorde auf Madeira werden vom selben Betreiber unterhalten. Ingo hat die Marina-Mitarbeiterin gebeten, uns in der Marina Quinta do Lorde anzukündigen, und so ist dort schon ein Liegeplatz für uns reserviert.

Nachdem wir uns von Isabella und Adolf verabschiedet haben, geht es um 11.30 Uhr los. Wie erwartet kommt der wenige vorhandene Wind fast direkt von vorn. Wir setzen das Großsegel und der Volvo hilft kräftig dabei, die 30 Seemeilen zurückzulegen. Unterwegs arbeiten wir an unserer nahtlosen Bräune und schaukeln Madeira entgegen. Etwa eine Stunde vor unserem Ziel nimmt der Wind auf 4 Beaufort zu und Neptun lässt es sich nicht nehmen, ab und zu etwas Gischt ins Cockpit zu spucken. Aus der Hafeneinfahrt kommt uns dann ein Schlauchboot mit dem Hafenmeister entgegen. Er winkt uns zu und ruft: "Please follow me!" - das machen wir doch gerne!  Er fährt voraus in den Hafen, zeigt uns den Liegeplatz, nimmt unsere Leinen gegen 17.30 Uhr an, heißt uns willkommen auf Madeira und stellt sich als "Bruno" vor. Als wir unsere Namen nennen, wiederholt er: "Ah, Ingo and Angela." Na ja, fast.

Jeder Hafen hat sein ganz eigenes Flair. Sie miteinander zu vergleichen, hieße Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Das macht es ja auch aus - immer wieder etwas Neues, Anderes. Hier ist mal wieder alles ganz anders als im vorherigen Hafen. Porto Santo ist gewissermaßen rustikal - sehr einfache Duschen und Toiletten, eine kleine Marina mit Charme. Und hier? Allein die steilen Felsen, unter denen sich die Marina in die Landschaft duckt, sind beeindruckend. Die Anlage gehört zu einem Resort. Es gibt ein 5 Sterne Hotel, dessen Swimmingpool wir gegen eine Gebühr benutzen dürfen. Die Gebäude rund um den Hafen sind ziemlich neu, nicht alle Läden sind vermietet. Viele neue Häuser, wahrscheinlich Ferienhäuser, sind errichtet worden. Es gibt sogar eine nagelneue Kirche, mit Mamorfußboden. Alles ist sehr grün und gepflegt, die Hortensien und der Oleander duften herrlich. Es sind nur wenige Menschen unterwegs, das Restaurant am Hafen ist fast menschenleer. Irgendwie wirkt die Anlage etwas gespenstisch. Und dann die Sanitäranlagen, fast möchte ich sagen "Sanitärgemächer". Pikfein, Marmorwaschtische, riesige Duschkabinen und Spiegel. Und es gibt einen kleinen Waschsalon, den werden wir morgen mal aufsuchen. Getrocknet wird die Wäsche aber an der frischen Luft.

Soweit unser erster Eindruck von Quinta do Lorde auf Madeira!

 

Heute hatten wir mal wieder Delfin-Besuch:

 

Blick über die Marina Quinta do Lorde:

 

"Leuchtturm-Attrappe" mit Restaurant am Hafen:

 

Heute morgen noch Strand und Brandung - ab morgen schwimmen im Pool:

Donnerstag, 04.09.2014

Neben unseren üblichen Tätigkeiten, wie baden, sonnen, lesen und der Bootspflege steht heute Brot backen auf dem Programm. Nach den ersten ziemlich kläglichen Versuchen zu Hause habe ich meine Fähigkeiten inzwischen ausgebaut. Das war auch dringend erforderlich, denn spätestens auf unserer Atlantiküberquerung Ende des Jahres können und wollen wir auf frisches Brot nicht verzichten. Brot backen gehört auf Langfahrt zur Bordroutine, also frisch ans Werk. Die Zutaten zu einem großen Teig kneten, den Teig in Ruhe gehen lassen, auf die beiden Formen aufteilen, nochmals gehen lassen und nach ca. 60 Minuten die Brote aus dem Backofen holen. Und siehe da, das Ergebnis lässt sich sehen, und geschmeckt hat es auch!

Der Südwind wird uns nach derzeitigem Stand noch bis Sonnabend erhalten bleiben. So können wir bis dahin noch die herrlichen Wellen und die tolle Brandung am Strand genießen.

 

Sehen ganz passabel aus, geschmeckt hat es auch: 

Mittwoch, 03.09.2014

 

Bei südlichem Wind ist die Ankerbucht gänzlich ungeschützt, und der Wind hat heute wie angekündigt auf Süd gedreht. Der Ankerplatz ist dementsprechend verwaist, und die Marina füllt sich. Obwohl es nur ein leichter Wind ist, haben wir jetzt am Strand ein richtiges Meerwasserwellenbad mit toller Brandung. Am Steg liegen Yachten aus Frankreich, Dänemark, Neuseeland, England und Deutschland. Ein junges Pärchen aus England will nach Australien segeln und dort für ein paar Jahre leben und arbeiten.

Im Nachhinein hat sich unsere Entscheidung, das sich bietende Wetterfenster in Oeiras zu nutzen, den Landausflug nach Lissabon sausen zu lassen und hierher zu segeln, als goldrichtig erwiesen.Wir haben von mehreren Crews, die nach uns hier angekommen sind, gehört, dass sie entweder sehr viel Geduld aufbringen mussten oder sehr viel Diesel verbraucht haben.

Meerwasserwellenbad hin, tolle Brandung her - bei Südwind geht es nicht nach Madeira weiter. Gleich bekommen wir die neueste Wind- und Wettervorhersage und hoffen, dass der Südwind bald wieder dreht.

 

Dieser Katamaran liegt hier im Hafen und unternimmt täglich Fahrten mit Touristen:

 

Dienstag, 02.09.2014

Baden, frühstücken und dann unserem heutigen Projekt "Kunst im öffentlichen Raum" zuwenden - so soll es sein. Das Design haben wir uns überlegt. Den Platz hatten wir gestern schon gesucht und gefunden, ebenso die Mauer mit der Drahtbürste gereinigt, das Feld abgeklebt und die Grundierung aufgebracht. Für die Grundierung haben wir Farbe vom Marinapersonal bekommen, aber für das Bild fehlen noch welche. Also machen wir uns auf zum Farbengeschäft, um die passenden Farben und einige Malerutensilien zu besorgen. Dann geht es los. Ingo klebt ab und malt und einige Zeit später prangt unser kleines "Kunstwerk" neben vielen anderen.

Mit dieser Beschäftigung war unser heutiger Tag so ziemlich ausgefüllt. Gestern sind Isabella und Adolf mit ihrer "Amarillo" hier angekommen, und wir wollen gleich einen netten Abend miteinander verbringen. Das ist schön, dass man sich auf seinen Kursen immer mal wieder trifft.

 

Design im Kopf, Platz gesucht und gefunden - jetzt gehts an die Arbeit:

 

 

Ingo kommt gut voran:

 

Der Künstler bei der Arbeit. Dass wir im Sitzen segeln, lässt sich nicht verheimlichen:

 

Auch an meiner nahtlosen Bräune muss dringend noch gearbeitet werden:

Montag, 01.09.2014

Heute ist die Frage, ob wir erst baden oder frühstücken, leicht zu beantworten. Die Sonne lacht vom Himmel, wir stürzen uns in die Fluten und frühstücken anschließend. Genau heute in einem Jahr werde ich mir ganz andere Fragen stellen: Wann fährt der Bus, wo ist die Fahrkarte, habe ich die Gleitzeitkarte und den Büroschlüssel eingesteckt? Es wird nämlich mein erster Arbeitstag nach unserer Reise sein. Knapp drei Monate sind wir jetzt unterwegs, knapp zwölf liegen noch vor uns.

Aber jetzt genießen wir erstmal unsere Zeit auf Porto Santo und verbringen den Tag mit baden, lesen und ganz einfach entspannen. Aber auch zum Einkaufen müssen wir uns aufraffen, da die Vorräte schon wieder aufgefüllt werden müssen. Außerdem haben wir uns an der Kaimauer schon mal einen Platz gesucht, wo wir uns mit unserem ganz persönlichen "Kunstwerk" verewigen wollen. Dieses Projekt gehen wir morgen an.

 

Ingo zerrt den Hackenporsche hinter sich her über den Strand - auf dem Rückweg geht es dann vollbeladen an der Straße entlang:

Sonntag, 31.08.2014

Wollen wir erst frühstücken und dann baden gehen oder erst baden und dann frühstücken? Ja, solch wichtige Entscheidungen wollen getroffen werden. Das Wetter nimmt sie uns ab - es hat einen Schauer gegeben, der Strand ist nass. Also erst frühstücken. Nach dem Strandbesuch ist dies und das an Bord zu tun. An Deck hat Ingo gestern die Edelstahlteile ja schon geputzt, unter Deck nehme ich mir jetzt die Messingteile vor. Immer schön am Ball bleiben! Ingo hat einiges am Laptop zu erledigen. Mit einem Strandspaziergang in den Ort und einem Restaurantbesuch runden wir diesen netten Tag ab.

Möwen gibt es hier auffallend wenige - stattdessen belagern Männer den gerade eingetroffenen Fischkutter:

 

 

Ein hübsches Strandhäuschen:

 

Im Rahmen des Weinfestivals gibt es eine Prozession:

Sonnabend, 30.08.2014

Ausschlafen, baden und frühstücken - kann ein Tag besser beginnen? Wir nehmen uns heute frei, und wollen mit dem Touristen-Bus eine Rundfahrt um Porto Santo machen. Die Fahrt kostet 8 Euro pro Person, dauert ca. zwei Stunden und führt bis hinauf auf den Pico da Castela in 437 m Höhe. Allein die Fahrt mit dem betagten Bus ist schon ein Erlebnis an sich. Und dann erst die Ausblicke - grandios! Zurück an Bord machen wir eine kurze Verschnaufpause, gehen nochmal schwimmen und lassen diesen schönen Tag allmählich ausklingen.

Blick von der Landungsbrücke auf Vila Baleira:

 

Mit diesem schönen Bus geht es auf Entdeckungstour. Ist zwar nicht grün, aber trotzdem ein Volvo:

 

Kurzer Stopp zum Fotografieren - Blick auf die Ilhéu de Baixoou da Cal:

 

Vom Aussichtspunkt in 163 m Höhe - Blick auf die Marina (links) mit der Amazone (drittes Boot von links in der letzten Reihe), unseren Therapiestrand und den Ankerplatz (rechts):

 

Freitag, 29.08.2014

Noch vor dem Frühstück geht es erstmal zur Therapie, äh, an den Strand. In der tosenden Brandung lassen wir uns ordentlich durchschütteln. Frisch geduscht lassen wir uns dann das Frühstück schmecken. Nächster Punkt auf der heutigen Tagesordnung ist "Edelstahl putzen". Auch die regelmäßigen Süßwasserduschen können nicht verhindern, dass die Edelstahlteile Flugrost ansetzen. Da heißt es wehret den Anfängen. Als alles wieder blinkt wird eine verdiente Pause eingelegt, und wir wenden uns  dem nächsten Punkt zu. Getränke und noch einge frische Lebensmittel müssen eingekauft werden. Irgendwie ist das ja ein Teufelskreis: wegen der Wärme trinken wir mehr, die Getränke gehen also schneller zur Neige, Einkäufe müssen häufiger sein. Einkaufen ist schweißtreibend, also wird wieder mehr getrunken.

Gestern hat Ingo zum ersten Mal an Land eine gesehen - uma barata, zu deutsch eine Kakerlake. Höchste Zeit also, an Bord Vorkehrungen zu treffen. Vor einiger Zeit hatten wir in Spanien ja schon Kakerlakenfallen gekauft, jetzt haben wir sie im Boot verteilt. Außerdem müssen unsere Schuhe jetzt draußen bleiben, und die Einkäufe werden genauestens untersucht, ob sich Eier dieser Tierchen irgendwo versteckt haben. Kakerlaken gehören in warmen Ländern zum Alltag (wobei es sie ja auch in Deutschland gibt). Sie sind zwar unappetitlich und eklig, aber nicht gefährlich. Sie beißen und stechen nicht. Trotzdem möchten wir diese Untermieter nicht an Bord haben. Zu einer weiteren Plage können Rüsselkäfer werden. Sie können sich mühelos durch Kartons und dünne Plastikverpackungen bohren. Deshalb bewahren wir Mehl, Zucker, Nudeln, Reis, Müsli etc. in Plastikdosen und PET-Flaschen auf. An den Besuch von Ratten und Mäusen mag ich gar nicht denken!

 

Am frühen Morgen kümmern sich diese Fischer um ihre Netze. An den Kaimauern hier im Hafen haben sich die Crews der Yachten mit phantasievollen, kleinen Kunstwerken verewigt:

 

Vila Baleira putzt sich für das Weinfestival heraus:

 

 

Im Zentrum Vila Baleira auf Porto Santo, mit der alten Landungsbrücke im Hintergrund:

Donnerstag, 28.08.2014

Gestern fiel kurz vor Mitternacht der Anker vor Porto Santo. 476 Seemeilen war der Törn lang, vier Tage waren wir unterwegs - neuer Rekord. Die Inseln Porto Santo und Madeira sowie die unbewohnten Inseln Selvagens und Desertas bilden den Archipel Madeira. Die Inseln sind 1.000 km vom europäischen Festland und 500 km von der afrikanischen Küste entfernt.

Heute Morgen haben wir dann in die Marina verholt. Ein hilfsbereiter Mitarbeiter weist uns von der Mole aus einen Liegeplatz zu und nimmt uns dann dort in Empfang. "Welcome! All okay on board?" Yes, it's all okay. Nachdem die Amazone ordentlich festgemacht ist, meldet Ingo uns im Marinabüro und bei der Polizei, die ihr Büro in der Nähe hat, an. Das muss hier sein. Der Internationale Bootsschein bleibt bis zu unserer Abreise in der Verwahrung der Marinaverwaltung.

Der hiesige Trockner wird uns nicht im Stich lassen - es gibt ihn gar nicht. Für 25 Euro könnten wir 5 kg bei einer Wäscherei waschen und trocknen lassen. Das ist zurzeit aber kein Thema. Die Temperaturen sind gestiegen, die Bekleidung spärlicher geworden.

Die Amazone bekommt erstmal eine Süßwasserdusche. Sie schwimmt in türkisblauem Wasser, vom Steg aus sehen wir ihren Kiel schimmern. Die Segel werden mit Persenningen abgedeckt, die Kajüte geputzt, ein Schwätzchen mit dem deutschen Stegnachbarn gehalten. Dann machen wir uns zu einem ersten Erkundungsgang auf. Gleich neben dem Hafen beginnt der traumhafte feine Sandstrand. Im Büchlein der Touristeninformation lesen wir: "Gesundheit und Wellness gehen an diesem phantastischen Strand Hand in Hand - nicht nur wegen der klaren Gewässer, sondern auch aufgrund der seltenen therapeutischen Wirkung des Sandes. Dieser ist sehr weich und feinkörnig und reibt kaum. Er setzt sich hauptsächlich aus Kalziumcarbonat in der Form von Kalzit zusammen, welches ganz besondere thermische Eigenschaften besitzt." Aha. Die therapeutische Wirkung können wir bestätigen - wie fühlen uns hier super!

 

 

 Die Stimmung ist gelöst:

 

 

Der bewegte Oceano Atlantico:

 

Schon mal ausprobiert - die Passatbesegelung:

 

Land in Sicht - ja, auch wir mussten ganz genau hinsehen:

 

Der Strand - in diesem Abschnitt mit Steinen:

Die Amazone meldet sich wieder zu Wort:

Habe ich da gerade gehört "Land in Sicht!"? Ja, und es war auch nicht zu überhören! Also ist unser bisher längster Törn bald zu Ende, und wir sind in Porto Santo (Madeira). Eigentlich schade, dass wir schon da sind, hat mir richtig Spaß gemacht. Was ich auf meine alten Tage noch alles erleben darf! Ihr glaubt es ja nicht. Wir segeln jetzt in ganz ungewöhnlich blauem Wasser. Ja wirklich! So etwas von einem phantastischen Blau habe ich noch nie gesehen! Es war auch wieder unheimlich viel davon unter meinem Kiel, mehr als 5.000 Meter. Komisches Gefühl. Und allmählich wird mir auch ein bisschen warm um den Kiel. Und dann erst dieser Sternenhimmel, so wunderschön, wie ich es mir gar nicht hätte vorstellen können.

Endlich hatten wir auch herrlichen Wind, und ich konnte mal so richtig aus mir herauskommen. Diesmal hat der Skipper sich aber auch etwas ganz Besonderes für mich ausgedacht. Zur selben Zeit gleich zwei Vorsegel hat er gesetzt, eins an Backbord, eins an Steuerbord. Hatte mich schon gewundert, dass sie einen zweiten Fockbaum angeschafft haben. Man, hat er da lange rumgetüddelt. Echt super, wie es dann funktioniert hat. Wie ich es mitbekommen habe, segeln wir irgendwann ganz lange in dieser Aufmachung. Ich sag's ja - es gibt selbst für mich immer noch Überraschungen.

Und ganz zum Schluss unseres langen Törns war es schon stockfinster. Da haben wir Besuch bekommen, von Flipper und seinen Freunden! Das sah so schön aus, wie sie um mich herum durchs Wasser geschossen sind! Sie haben im Wasser eine Leuchtspur hinterlassen, und einmal ist ein Delfin aus dem Wasser gesprungen - das ganze Tier hat geleuchtet! Uaah, im Dunkeln sind wir auf dieser Reise bisher auch noch nirgends angekommen. War aber nicht schlimm, der Skipper war sich seiner Sache sehr sicher, nur Antje machte einen etwas angespannten Eindruck. Aber ich komme schon wieder ins Plaudern...

Mein Motor hat sich ja bisher das eine oder andere Mal ziemlich reingehängt. Allerdings unfreiwillig. Ich glaube, er ist deshalb ein bisschen, na sagen wir mal - verstimmt. Aber was glaubt er denn, was hier sein Job ist, nur grün sein und gut aussehen? Er bekommt jedenfalls jede Menge Zuwendung und Aufmerksamkeit, der soll sich mal nicht so haben.

Vor ein paar Tagen habe ich Post von der "Pirol" bekommen! Wie schön, dass mir auch mal jemand schreibt. Wer freut sich nicht über liebe Grüße? Aber sie war auch etwas besorgt um mich, dass ich vielleicht "verloddert" wieder nach Hause kommen könnte. Da konnte ich sie aber beruhigen. Bis jetzt ist alles paletti. Die beiden kümmern sich ganz rührend um mich. Allerdings befürchte ich, dass es so "sweet, soft and lazy" wie bisher nicht immer weitergehen wird. Jedenfalls habe ich schon Gespräche mitbekommen, dass unser Rückweg im nächsten Jahr die eigentliche Herausforderung sei. Die eine oder andere Schlacht werde ich also noch zu schlagen haben, und das sieht man mir dann vielleicht auch an. Aber wie ich meine Leute kenne, wird das nach unserer Rückkehr bestimmt wieder in Ordnung gebracht.

Aber jetzt kommt der Hammer: Wir haben die erste Nacht hier geankert und sind gerade in die Marina gefahren. Und wer liegt hier schräg gegenüber von uns am Steg? Die Ex-"Pirol"! Also die Vorgängerin der jetzigen. Unglaublich, oder? Das muss ich der "Pirol" und ihren Leuten sofort schreiben!

Wie dem auch sei, wir drei sind weiterhin fröhlich unterwegs! Ich melde mich wieder!

 

Die Ex-Pirol in Porto Santo - sie heißt jetzt "Freya" und ist auf dem Weg zu ihrem neuen Heimathafen auf Gran Canaria:

 

 

Mittwoch, 27.08.2014, 17.00 Uhr, Position 33 ° 27 ' Nord, 15 ° 48 ' West

Die Berichte von hoher See werden von Henning ins Netz gestellt, nachdem wir sie per E-Mail über das Satellitentelefon an ihn übermittelt haben.

Wir konnten tatsächlich mit der Passatbesegelung die Nacht durchsegeln. Die Amazone sah damit ein bisschen wie eine Fledermaus aus. Die Windvorhersage hatte 4 Windstärken angekündigt, und so kam es auch, genau von achtern. Es war eine ruhige Nacht mit phantastischem Sternenhimmel, Meeresleuchten und nur mäßig bewegter See. Mit der Berufsschifffahrt gab es nur eine Begegnung. Mit zwei Seemeilen Abstand passierte uns an Backbord ein Frachter mit Ziel Lissabon. Woher ich weiß, dass er nach Lissabon wollte? Das und noch vieles mehr verrät uns unser AIS-Gerät. So können wir auch eine Liste am Plotter aufrufen, in der alle Schiffe aufgeführt sind, deren AIS-Signal wir empfangen können, wie weit sie entfernt sind und wann sie uns mit welcher Entfernung begegnen. Um 10.30 Uhr haben wir seit dem Ablegen 400 Seemeilen zurückgelegt. Das bedeutet also, in den letzten 24 Stunden 125 Seemeilen. Bei diesem leichten Wind gar nicht so schlecht. Apropos leichter Wind: Da der Wind immer mehr nachlässt, bergen wir zuerst die Genua III und segeln nur noch mit der ausgebaumten Genua mit freundlicher Unterstützung des Volvos. Ja, mein Freund, so ganz ungeschoren kommst du leider nicht davon. Aber es muss doch ein schönes Gefühl sein, gebraucht zu werden!? Jetzt, kurz nach 17 Uhr, haben wir noch schlappe 2 - 3 Windstärken, alle Segel sind geborgen, und der Diesel wummert. Wir haben jetzt noch etwa 33 Seemeilen vor uns, 436 liegen hinter uns. Voraussichtlich gegen Mitternacht werden wir Porto Santo erreicht haben, vor dem Strand vor Anker gehen und morgen in die Marina verholen. So ist der Plan.

Dienstag, 26.08.2014, 19.30 Uhr, Position 34 ° 45 ' Nord, 14 ° 13 ' West

Die Berichte von hoher See werden von Henning ins Netz gestellt, nachdem wir sie per E-Mail über das Satellitentelefon an ihn übermittelt haben.

Wie geplant, segeln wir mit der ausgebaumten Genua durch die Nacht und kommen ganz gut voran. Heute Morgen um 10.30 Uhr hatten wir 275 Seemeilen seit unserem Start zurückgelegt. Das bedeutet, dass wir in 24 Stunden 125 Seemeilen geschafft haben, das sind also 25 Seemeilen weniger als in den 24 Stunden zuvor. Der Wind schiebt uns eben nicht mehr so kräftig an. Am Vormittag haben wir dann die Genua eingerollt und den Gennaker gesetzt. Leider ließ der Wind immer mehr nach, so dass wir gegen Mittag den Gennaker eingerollt und auf die Hilfe des Volvos zurückgegriffen haben. So fahren wir schaukelnd über den Atlantik und lassen uns erst mal einen leckeren Nudelauflauf schmecken. Am späten Nachmittag rollen und baumen wir die Genua bei Wind von 3 bis 4 Beaufort aus, und Ingo setzt zum ersten Mal zusätzlich zur Genua am Kutterstag die kleinere Genua, die Genua III. Wir haben also jeweils ein Vorsegel an Backbord und eines an Steuerbord. Das ist unsere Passatbesegelung. Damit wollen wir später von den Kapverden den ganz langen Törn über den Atlantik in die Karibik machen. Jetzt ist der richtige Moment, dies auszuprobieren. Es gibt einiges einzustellen, aber schließlich stehen beide ausgebaumten Vorsegel, und die Amazone nimmt ordentlich Fahrt auf. Das funktioniert also - ein schönes Erfolgserlebnis! Der Wachwechsel hat sich schon eingespielt, und wir versuchen, das Schlafdefizit über den Tag verteilt wieder auszugleichen. Es wird jeden Tag etwas wärmer, wir segeln tatsächlich barfuß und in kurzen Hosen! Auch während der Nachtwachen müssen wir uns nicht mehr dick einpacken. Gleich bekommen wir die neue Wind- und Wettervorhersage und wir hoffen, dass wir mit unseren zwei Vorsegeln gut durch die kommende Nacht segeln können.

Montag, 25.08.2014, 18.00 Uhr, Position 36 ° 21 ' Nord, 12 ° 15 ' West (190 sm geschafft und noch 290 sm voraus)

Die Berichte von hoher See werden durch unser "Homeoffice" Henning ins Netz gestellt, nachdem wir sie per E-Mail über das Satellitentelefon an ihn übermittelt haben.

Nachdem wir am Sonntag um 10.30 Uhr in der Marina Oeiras abgelegt hatten, empfing uns die Mündung des Rio Tejo zunächst mit südlichem Wind. Wie jetzt, südlicher Wind? Als wir dann gegen 12.00 Uhr die Bucht verlassen und den Atlantik erreicht hatten, kam dann auch der Wind. Und zwar so, wie vorhergesagt, aus nördlicher Richtung, mit 4 bis 5 Beaufort. Im Laufe des Tages nahm er dann - auch wie vorhergesagt - immer mehr auf 5 bis 6 zu. Gegen 16.00 Uhr haben wir ein Reff ins Großsegel gebunden und die Genua teilweise eingerollt. Die Berufsschifffahrt ist auch unterwegs, und einige Tanker und Frachter kreuzen unseren Kurs. Ausweichmanöver sind aber nicht erforderlich, es passt. Endlich Wind, endlich segeln! Unser grüner Freund, der Volvo, hat endlich Pause! Die Segel übernehmen die Hauptrolle. Wie losgelassen prescht die Amazone durch die See und reitet mit über sieben Knoten Welle für Welle ab. Laut Vorhersage, soll der Wind gegen 23.30 Uhr etwas abflauen und mit 5 Beaufort wehen. Und genau so geschieht es auch. Wir rauschen immer noch mit mehr als 6 Knoten durch diese mondlose Nacht. Der Sternenhimmel ist so beeindruckend, dass ich mich zwingen muss, den Blick auch mal auf den Plotter zu werfen, um den Kurs zu kontrollieren. Die Kämme der brechenden Wellen wirken durch phosphorisierende Meeresalgen wie hell erleuchtet. Der Windgenerator surrt, das Wasser rauscht, zischt und gurgelt an der Außenhaut entlang. Ab und zu klatscht eine Welle ans Boot und Wasser spritzt ins Cockpit. Ich kleiner Mensch sitze hier angeleint , düse mit der Amazone über 2.000 Meter tiefes Wasser und bin ganz überwältigt. Um 0.00 Uhr löst Ingo mich ab und übernimmt die Wache bis kurz nach fünf. Dann bin ich wieder dran. Gegen 9.00 Uhr haben wir die Genua ganz ausgerollt und gegen 11 Uhr das Großsegel ausgerefft. Der Wind hat - wie vorhergesagt - immer mehr abgenommen und weht jetzt noch mit 4 Beaufort. Um 10.30 Uhr sind wir 24 Stunden unterwegs und haben 150 Seemeilen zurückgelegt. Wir berechnen normalerweise unsere Routen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten (also 5 Seemeilen pro Stunde). Das bedeutet, dass wir sonst durchschnittlich 120 Seemeilen in 24 Stunden zurücklegen. Wir nehmen dann gegen 15 Uhr das Großsegel weg, rollen die Genua ein und der Gennaker hat mal wieder seinen großen Auftritt. Bis 18.30 Uhr zieht er die Amazone mit gut sechs Knoten gen Südwesten. Der Wind nimmt dann auf 5 Beaufort zu, der Gennaker wird geborgen und die ausgebaumte Genua ist wieder dran. Dies wird wahrscheinlich auch die Besegelung während der kommenden Nacht sein.

Sonntag, 24.08.2014

Das Wetter führt die Regie. Nach dem wir in Camaret relativ lange auf ein gutes Wetterfenster für die Biskaya Überquerung gewartet haben, geht es hier ruck zuck. Die gerade frisch eingeholte Wind- und Wettervorhersage verspricht für den ca. viertägigen Törn zum Madeira Archipel gute Bedingungen zum Segeln (Der Törn über die Biskaya hat zweieinhalb Tage gedauert). Wir starten bei zunehmendem Wind bis 5 in Böen 6 Beaufort, ab Montag Mittag sollen es dann durchschnittlich 4 Windstärken sein, das ganze aus nördlichen Richtungen. Wir segeln Südwest-Kurs, es sollte also passen. Die Segel werden sicher endlich wieder eine Hauptrolle übernehmen! Wenn wir erst morgen starten würden, müssten wir sehr viel mit Motorunterstützung fahren, wer will das schon?

Unser geplanter Ausflug nach Lissabon fällt nun leider aus, aber das Wetterfenster ist einfach zu verlockend. Die erste Insel, die wir im Madeira Archipel anlaufen wollen, ist Porto Santo.

 

 

Sonnabend, 23. August 2014

 

Wir haben in der Ankerbucht in Cascais eine ruhige Nacht verbracht - einschließlich Guter-Nacht-Musik vom Strand. Nutellaglas und Müslischale hatten heute auch keinen Drang, sich vom Tisch zu verabschieden. Gegen 10 Uhr haben wir den Anker gelichtet und sind in die fünf Seemeilen entfernte Marina Oeiras am Rio Tejo, dem Fluss, an dem Lissabon liegt, gefahren. Zunächst statten wir dem Schwimmsteg mit der Tankstelle einen Besuch ab. Eine nette Mitarbeiterin der Marina schließt die Zapfsäule auf und los geht's. Macht dann 98,08 Euro für 70,36 Liter Diesel. Wind wäre gratis, davon hatten wir aber in der letzten Zeit leider nicht genug.

Der Skipper macht sich dann auf in das Hafenmeisterbüro, um uns anzumelden und einen Liegeplatz für die Amazone zugewiesen zu bekommen. Er kommt mit einer sehr schicken Tasche zurück - ein Geschenk der Marina. Darin befindet sich ein Stadtplan, die Preisliste, eine Postkarte (Motiv: Marina aus der Luft aufgenommen) und eine Flagge mit Werbung für die Marina. Aha, sehr nett. Für die Amazone sind täglich 30,75 Euro Liegegeld (Trinkwasser, Landstrom und Duschen inklusive) fällig. Nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber auf jeden Fall 15 Euro pro Tag günstiger als die Marina in Cascais.

In Nazaré haben wir "nur" sechs Euro weniger bezahlt, aber zwischen den Marinas liegen Welten! Hier ist alles wie neu, wobei die sanitären Anlagen leider auch nicht der Hit sind. Es gibt aber kleine Läden und Restaurants, eine Rundumversorgung sozusagen.

Von hier aus werden wir zu dem ca. 480 Seemeilen langen Törn nach Madeira starten. Wir werden also vier Tage und Nächte unterwegs sein. Dafür brauchen wir natürlich wieder ein gutes Wetterfenster.

Vor diesem langen Törn füllen wir nochmal unsere Vorräte auf, d. h. also Hackenporsche ahoi. Der nächstgelegene Supermercado ist unser. Danach wartet der Skipper den Volvo, diesen unfreiwilligen Hauptdarsteller in unserer Geschichte. Wird Zeit, dass er eine Nebenrolle übernimmt, noch besser wäre eine Statistenrolle. Folgendes wurde erledigt und akribisch im Logbuch festgehalten: Dieselvorfilter (Schauglas) überprüft; Motoröl und Getriebeöl kontrolliert; Wellendichtung gefettet; Seewasserfilter gereinigt; Kühlwasserstand kontrolliert; Keilriemenspannung sowie Impeller der Seewasserpumpe geprüft; allgemeine Sichtkontrolle.

Ach ja, eine Wäscheleine hat der Skipper nebenbei auch noch gespannt: Muss ich noch erwähnen, dass auch der Trockner in dieser Marina uns im Stich gelassen hat? Gewönhliche Haushaltstrockner sind dem intensiven Betrieb wohl nicht gewachsen, vielleicht liegt es auch an mangelnder Wartung.

Alles in allem waren wir heute also ziemlich fleißig und lauschen jetzt der Musik, denn auch hier am Hafen wurde eine Bühne aufgebaut. Pünktlich um 22 Uhr legte die Band los, und unser Radio hat jetzt Pause.

Ufer der Ankerbucht bei Cascais:

 

 

Einfahrt in den Rio Tejo:

 

Blick von unserem Liegeplatz aus in der Marina Oeiras - im Hintergrund die Ponte 25 de Abril (deutsch: Brücke des 25. April). Sie ist weltweit die zweitlängste Hängebrücke mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr. Sie verbindet in Nord-Süd-Richtung den Lissaboner Stadtteil Alcantara mit der Stadt Almada. Die Einheimischen nennen sie einfach nur Ponte (Die Bremer nennen die Karl-Carstens-Brücke ja auch einfach nur Erdbeerbrücke):

 

Es ist schon so viel über ihn geschrieben worden - hier ist er nun (zumindest ein Teil von ihm): der Volvo. Im Hintergrund der Skipper bei der Wartung:

 

Im Vorschiff haben wir ein Netz für unsere Obst- und Gemüsevorräte gespannt:

 

 

 

Freitag, 22.08.2014

Die Nacht war etwas schaukelig und beim Frühstücken mussten wir aufpassen, dass das Nutellaglas und die Müslischale nicht vom Tisch rutschen. Trotzdem sind wir froh, hier Station gemacht und diese kleine Insel besucht zu haben. Zum Glück sind unsere Mägen nicht empfindlich, und so frühstücken wir in Ruhe, um gegen 9.00 Uhr Anker auf zu gehen und diesen etwas anderen Ankerplatz zu verlassen.

Unser heutiges Ziel ist Cascais, etwa 45 Seemeilen entfernt. Die Windvorhersage verspricht zunächst 3 bis 4 Windstärken aus Nord, zunehmend auf 5 bis 6. Leider waren es dann nur 2 bis 3 Windstärken, und erst eine Stunde vor Cascais nahm der Wind auf 4 bis 5 Beaufort zu. Mit ausgerollter Genua laufen wir auf die Ankerbucht zu. Kurz vor 18 Uhr fällt der Anker in der Bucht neben der hiesigen Marina.

Im Reeds Nautical Almanac, unserem (fast) allwissenden Revierführer, haben wir gelesen, dass das Liegegeld in der Marina pro Meter 4,30 Euro beträgt. Für die Amazone wären also mindestens 45 Euro pro Tag fällig. Kein Wunder also, dass die Bucht gut besucht ist. Hier haben wir heute das absolute Kontrastprogramm zu unserem Ankerplatz vor Berlenga! Die geschützte Bucht ist riesig, die Amazone liegt ruhig im Wind, viele Boote aus verschiedenen Nationen sind zu Besuch, am großen Strand herrscht reges Treiben, das Panorama mit der Promenade und den vielen Gebäuden ist beeindruckend. Und die Portugiesen, wie auch die Spanier, mögen es laut: Wenn gefeiert wird, dann richtig! Am Strand findet offensichtlich ein Konzert statt - unsere CDs können wir im Schrank lassen.

Ein Blick auf unser Digitalthermometer sagt uns, dass die Wassertemperatur hier nur 17,5 Grad beträgt. Trotzdem nimmt Ingo ein Bad, danach eine Dusche auf dem Vorschiff - sehr erfrischend!

 

Das Fort (errichtet 1502) auf der Ilha da Berlenga:

 

Die Landspitze Cabo da Roca, knapp 500 m über dem Meeresspiegel, 8 Seemeilen vor Cascais:

 

Leuchtturm (Farol de Santa Marta) in Cascais:

 

Ankerbucht Cascais:

 

Donnerstag, 21.08.2014

 

Hatte ich die Sanitäranlagen in der Marina von Baiona als die bisher schlechtesten bezeichnet, nehmen aktuell die Duschen und Toiletten in der Marina in Nazaré den ersten Platz auf dieser Negativliste ein. Einen zweiten Besuch spare ich mir deshalb heute. Nachdem wir das Liegegeld abgerechnet haben (46,79 Euro für zwei Tage) legen wir kurz nach 10 Uhr ab.

Unser Ziel ist die Insel Berlenga. Das ist eine kleine Insel im Atlantik mit einem Leuchtturm und einem Fort. Ein Fort hatten wir ja gestern schon. Das heutige heißt Forte de Sao Joao Batista. Die Insel ist etwa 25 Seemeilen entfernt und liegt vier Seemeilen vor der Küste, etwa bei Peniche. Alternativ könnten wir heute auch den dortigen Hafen anlaufen. Aber im Revierführer wird Peniche als "Busy fishing harbour with small yacht marina" beschrieben - geschäftiger Fischereihafen mit kleiner Sportbootmarina - das hatten wir auch gerade und muss jetzt nicht schon wieder sein.

Der Wind weht auch heute nur schwach, so dass es zum Segeln wieder nicht gereicht hat. Was aber den Vorteil hat, dass wir bei dem ruhigen Wetter diesen besonderen Ankerplatz anlaufen können. Besonders ist der Platz deshalb, weil wir direkt unterhalb der hochaufragenden Felsen der Insel liegen. Als wir gegen 15 Uhr eintreffen, ankern hier einige Fähren und Ausflugboote. Es herrscht reger Betrieb auf dem Wasser, große Schlauchboote mit vielen Ausflüglern an Bord fahren vorbei, kleine Fischerboote ebenfalls. Es liegen noch mehrere andere Segelboote vor Anker - ausnahmslos Portugiesen.

Im Laufe des Nachmittags gehen ein paar Ausflugsboote Anker auf und holen ihre Gäste von dem Anleger auf der Insel ab. Ingo hat unser Schlauchboot aufgepumpt, und wir unternehmen einen Ausflug auf die kleine Insel. Unterhalb des Forts können wir mit dem Schlauchboot anlanden. Wir besichtigen das Fort, in dem ein Hotel untergebracht ist und machen dann einen Spaziergang zum Leuchtturm. Wir entdecken auch den kleinen Campingplatz, und am Anleger der Ausflugsboote gönnen wir uns einen Espresso und ein Bier. Nach dieser Verschnaufpause treten wir den Rückweg an und paddeln zur Amazone zurück.

Es war eine gute Entscheidung, hier zu ankern und an Land zu paddeln. Es bieten sich viele unglaublich schöne Fotomotive. Aber jetzt lassen wir die Bilder sprechen:

 

Zerklüftete Felsen der Insel Berlenga:

 

Blick in den Innenhof des Forts und auf unseren Ankerplatz:

 

Kakteen, das Fort und die Amazone:

 

Ein ziemlich schmaler Weg führt die Klippen hinauf:

 

Der Campingplatz auf Berlenga:

 

Eine Fähre holt Tagesgäste ab:

 

Mittwoch, 20.08.2014

Wir haben unseren Plan, mit der Bergbahn zu fahren, die Nazaré mit dem Ortsteil Sitio verbindet, in die Tat umgesetzt. Das sich uns von dem Felsplateau bietende Panorama ist wunderschön. Wenn wir schon mal hier oben sind, besichtigen wir auch gleich den Farol de Nazaré, den Leuchtturm von Nazaré im Fort Sao Miguel. Das Fort wurde bereits im 16. Jahrhundert zum Schutz gegen Piraten errichtet, 1903 kam der Leuchtturm hinzu.

In dem Fort gibt es eine Ausstellung. Es geht um einen Weltrekord, der im Guinness Buch der Rekorde aufgeführt ist: Am 01.11.2011 hat Garrett McNamarra hier vor Nazaré den Weltrekord im Wellenreiten aufgestellt - 23,77 Meter war die Welle hoch. Dass es hier so hohe Wellen geben kann, hat verschiedene Ursachen. Zum einen befindet sich hier vor der Küste der Nazaré Canyon, eine mehr als 230 km lange und bis zu 5.000 m tiefe Meeresschlucht. Das Ende dieser Schlucht liegt unmittelbar vor der Küste von Nazaré, und dadurch ändert sich die Wassertiefe sehr schnell. Zum anderen gibt es unter bestimmten Wetterbedingungen Meeresströmungen vom Strand um den Felsvorsprung in den Atlantik, was zu einer weiteren Erhöhung der Wellen beiträgt. Habe ich nicht gesagt, dass die portugiesische Küste mit Vorsicht zu genießen ist? Wer hält schon einen Weltrekord im Wellenreiten?

Den Rückweg haben wir dann zu Fuß angetreten und den Rest des sehr heißen Tages gemütlich bei kühlen Getränken an Bord verbracht.

 

Hier wird die portugiesische Spezialität Bacalhau vorbereitet - Stockfisch (durch Trocknung haltbar gemachter Fisch):

 

 

Mit dem Ascensor da Nazaré geht es auf das Felsplateau:

 

Sieht gewagter aus, als es war:

 

Ein unglaubliches Panorama:

Dienstag, 19.08.2014

Ein Blick aus dem Cockpit verrät uns, dass es zwar etwas diesig ist, aber unseren heutigen Reiseplänen insoweit nichts entgegensteht. Noch schnell die Trinkwasservorräte aufgefüllt, und dann haben wir zum Rezeptionsponton zum Abrechnen verholt. Wir bezahlen nur 21,74 Euro pro Tag (einschließlich Landstrom, Trinkwasser und Duschen), da wir nach Ingos Verhandlung mit dem Hafenmeister in die Preisstufe für Boote bis 10 Meter eingruppiert wurden.

Um kurz nach 10 Uhr legen wir dann in Figueira da Foz endgültig ab. Unser heutiges Ziel ist Nazaré. Bitte nicht mit Nazareth verwechseln, das liegt ja in Israel und da kommen wir nicht vorbei.

Es ist für heute schwacher Wind vorhergesagt, der allmählich zunehmen soll. Schwach war er tatsächlich, zugenommen hat er, zumindest dicht an der Küste, wo wir unterwegs waren, nicht.  So wird es eine ganz entspannte Fahrt, was unser guter Freund, der Volvo, mal wieder etwas anders sehen wird. Mit seiner Hilfe legen wir die 37 Seemeilen gemütlich schaukelnd zurück, und gegen 16.30 Uhr machen wir in der Marina in Nazaré fest.

Es ist eine kleine, ziemlich heruntergekommene Anlage mit wenigen Gästeplätzen. Wir ergattern aber noch eine Box, und Ingo macht sich mit unseren Papieren auf den Weg zum Hafenmeister. Das Gebäude mit dem Hafenmeisterbüro und den sanitären Anlagen ist in einem genauso schlechten Zustand wie die Stege. Als Ingo seinen Reisepass vorlegt und meinen Pass aus der Dokumentenmappe ziehen will, sagt der Hafenmeister zu ihm: "Sie sind doch mit Antje Grimm unterwegs. Alles schon registriert." Grimm ist mein Mädchenname, aber ansonsten funktioniert der Datenaustausch unter den portugiesischen Hafenbehörden anscheinend ausgezeichnet.

Wir wollten uns dann noch kurz den Ort ansehen, der etwa einen halbstündigen Fußmarsch entfernt ist. Hier waren wir dann von der Atmosphäre, den vielen kleinen hübschen Gassen und tollen Fischrestaurants ganz angetan. Im Gegensatz zur Marina lädt es hier zum Verweilen ein. Mit einer Bergbahn kann man einen Berg hochfahren und hat von dort sicher einen tollen Blick auf die Bucht und die Stadt - das probieren wir morgen mal aus.

 

Antje dreht am ganz großen Rad - aber nur in der Trimm-Dich-Anlage:

 

Eine der vielen kleinen Seitengassen:

 

Sonnenuntergang am Strand von Nazaré:

 

Montag, 18.08.2014

Geplant hatten wir eigentlich, gegen 10.00 Uhr abzulegen und zu unserem nächsten Zielhafen Nazaré zu segeln oder zu fahren. Es war nur wenig Wind vorhergesagt und morgens sollte es diesig sein. Es war auch diesig, sehr diesig sogar. Dichter Nebel hüllte den Hafen ein, und es war auch dementsprechend kühl und feucht. Also änderten wir unseren Plan und blieben schön im Hafen. Morgen soll der Norder dann auch etwas kräftiger wehen, so dass es morgen vielleicht mit dem Törn etwas wird.

Ereignet hat sich heute nichts Relevantes. Wir haben den Hafentag genutzt, um alltägliche oder allwöchentliche Dinge zu erledigen. Ein größerer Einkauf, der wegen der gestrigen Hitze ausgefallen war, wurde nachgeholt. Der Hackenporsche wurde einer Belastungsprobe unterzogen, die er glänzend bestanden hat. Vollgestopft bis oben hin mit Mineralwasserflaschen, Getränkedosen und Milchkartons ging es den etwa zwei Kilometer langen Weg über Bordsteinkanten und andere Hindernisse zurück an Bord.

Wenn wir denn nichts Besseres vorhaben, können wir uns ja auch meinem Lieblingsthema zuwenden und noch schnell eine Maschine Wäsche starten. Einmal waschen kostet 5 Euro, der Trockner ist kostenlos. Kostenlos? Das hätte mich schon stutzig machen sollen. Kurzum - der Trockner ist defekt, es kommt keine heiße Luft. So ein Mist! Die Sonne ist schon fast untergegangen, und ich stehe mit einem Berg nasser Wäsche da! Wir sind also losgezogen, um einen Waschsalon zu finden. An einem nahegelegenen Kiosk haben wir nachgefragt - und siehe da, gleich um die Ecke beim Hafen gibt es einen Waschsalon mit Selbstbedienung. 12 Minuten trocknen kostet 1,20 Euro. Und nach 12 Minuten war die Wäsche tatsächlich trocken. Ende gut alles gut.

 

Sonntag, 17.08.2014

Heute hat uns der Wecker nicht vorgeschrieben, wann es Zeit ist, aus der Koje zu kommen. Wir legen einen Hafentag ein. Nach einer ausgiebigen Dusche in den sehr noblen und sauberen Sanitäranlagen nehmen wir uns Zeit für ein gemütliches Frühstück. Es gibt sogar ein Frühstücksei - schließlich ist Sonntag, und wir sind nicht auf See. Danach bummeln wir die sehr lange Strandpromenade entlang. Nicht nur die Promenade ist sehr lang, auch bis zum Wasser ist es ein sehr langer Weg, geschätzt vielleicht 500 bis 600 Meter ist der Strand tief. Auf dem Rückweg gehen wir durch die kleinen Straßen und Gassen und freuen uns tatsächlich über Schatten. Es ist an die 30 Grad Celsius heiß, und der Wind weht nur schwach und bringt kaum Abkühlung. 

Das Deck der Amazone ist so heiß, dass wir es barfuß gar nicht betreten können. Was ist das denn nun mit der sogenannten Barfußroute? Erst ist es zum Barfußgehen zu kalt und jetzt zu heiß!

Am späten Nachmittag packen wir dann die Strandtasche und sind gleich neben dem Hafen auch schon am Strand. Trotz des schwachen Windes gibt es eine schöne Brandung. Es baden allerdings nur vereinzelt ein paar Hartgesottene - die Wassertemperatur beträgt nur 15 Grad Celsius.

 

Hier haben wir mal wieder einen R4 gesichtet - diesmal in quietschgelb und als Cabrio:

 

Strandleben in Figueira da Foz (da Foz heißt auf deutsch "an der Flussmündung"). Die gestreiften Zelte sind die portugiesischen Strandkörbe:

 

An einer Hauswand gesichtet - ein für Portugal typisches Mosaik:

Sonnabend, 16.08.2014

Der Wecker wirft uns um 6 Uhr früh aus der Koje. Heute wollen wir nach Figueira da Foz segeln. Der Törn ist etwa 60 Seemeilen lang, wir werden also 10 bis 11 Stunden unterwegs sein - je nachdem, wie uns der Norder anschiebt. Laut Wettervorhersage soll er heute Vormittag schwach loslegen und dann im Laufe des Tages auf 4 bis 5, in Böen 6, Windstärken zunehmen. Kurz nach 8 Uhr sind wir segelklar und starten den Motor. Auch auf dem Nachbarschiff aus England ist man schon wach. Von dort zieht ein Duft von gebratenem Speck und Würstchen zu uns herüber. Die Familie mit zwei kleinen Mädchen ist gestern hier angekommen und will heute einen Ausflug nach Porto machen. Die Bordfrau wünscht uns "A safe journey!" und dann geht es hinaus auf den Oceano Atlantico.

Unter Maschine legen wir die ersten Meilen zurück, als der Norder endlich aufbrist und wir die Genua ausrollen und ausbaumen. Als der Wind nicht mehr direkt von achtern kommt, wechseln wir das Vorsegel und der Gennaker kommt zum Einsatz. Bei herrlichem Sonnenschein und konstanten 4 bis 5 Windstärken rauschen wir mit bis zu 7 Knoten an der Küste entlang, dass es eine Freude ist. Am späten Nachmittag nimmt der Wind immer mehr ab, wir rollen den Gennaker ein und starten die Maschine. Etwa eine Stunde vor Figueira da Foz, unserem heutigen Zielhafen, runden wir die Landspitze Cabo Mondego. Der Himmel ist immer noch wolkenlos und strahlendblau. Allmählich kommt wieder etwas Wind auf, und wir rollen die Genua ganz aus. Innerhalb von etwa 30 Minuten frischt es dann von 2 auf 8 Beaufort (34 Knoten wahrer Wind) auf, immer noch von achtern. Die Genua rollen wir nach und nach immer weiter ein - sie mutiert zur Sturmfock, und wir lassen die Maschine im Standgas mitlaufen. Mit mehr als 7 Knoten pflügt die Amazone bei mäßigem Seegang auf die Hafeneinfahrt zu.

Als wir schließlich im Hafen sind, rollen wir die Genua ganz ein. Bei immer noch 7 Windstärken machen wir in der Marina am Rezeptionsponton fest und melden uns an. Die Pässe werden wieder einmal verlangt. Das Liegegeld wird erst am Schluss abgerechnet. Dann verholen wir in eine der letzten freien Boxen am Gästesteg. Hier stehen schon drei hilfsbereite Segler und nehmen unsere Leinen an.

Wir haben heute knapp 65 Seemeilen zurückgelegt und waren etwa 11 Stunden unterwegs. Was für ein abwechslungsreicher, schöner Törn!

Die portugiesische Küste ist mit Vorsicht zu genießen. Es gibt nur wenige Häfen, die bei jedem Wind sicher anzulaufen sind.  Bei starkem Westwind bilden sich vor vielen Häfen ganz gefährliche Grundseen, und die Häfen werden dann auch gesperrt - Einlaufen verboten! Gerade erst im letzten Jahr hat es vor Figueira da Foz einen sehr schweren Unfall gegeben. Eine deutsche Segelyacht ist beim Versuch, in den gesperrten Hafen einzulaufen, verunglückt. Ein Besatzungsmitglied der Yacht und ein Polizist sind ums Leben gekommen (siehe hierzu den Untersuchungsbericht 86/13 und die Pressemitteilung Nr. 12/14 der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen unter www.bsu.de).

 

Mit bis zu 7 Knoten rauscht die Amazone unter Gennaker an der portugiesischen Küste entlang:

Freitag, 15.08.2014

 

Nach dem Frühstück müssen zunächst ein paar kleinere Aufgaben erledigt werden: In nächster Zeit werden wir hier an der Küste keine Gelegenheit mehr zum Ankern haben. Also kann das Schlauchboot mit Süßwasser gereinigt und später wieder im Vorschiff verstaut werden. Ein bisschen Wäsche wird an Bord gewaschen. Das Schlauchboot und die Wäsche müssen trocknen, und so machen wir bei strahlendem Sonnenschein einen langen Spaziergang an der Strandpromenade entlang.

Apropos strahlender Sonnenschein: Der Himmel ist zwar wolkenlos, aber wegen des Windes, dem "portugiesischen Norder", ist es ziemlich kalt. Typischerweise ist es so, dass der Wind morgens noch schwach ist und im Laufe des Tages immer mehr zunimmt. Die Lufttemperatur beträgt um die 23 Grad Celsius, und abends kühlt es rasch ab. Ich brauche auf jeden Fall immer noch meine dicke Bettdecke.

Übrigens haben wir hier in Portugal wieder eine Stunde geschenkt bekommen. Die behalten wir jetzt auch und bekommen auf unserer Reise noch weitere Stunden dazu.

Am Nachmittag packen wir dann das Schlauchboot ein, nehmen die Wäsche ab und wenden uns dann noch anderen Arbeiten zu. Zum Beispiel muss die Großschot ausgetauscht werden, weil sie eine Scheuerstelle hat - Ersatz haben wir dabei.

Wir werkeln so vor uns hin, da meldet sich plötzlich Besuch an: Die Brigada Fiscal - der portugiesische Zoll - möchte unsere Papiere sehen. Als ich die uniformierten Herren auf unser Boot zukommen sah, die Pistole griffbereit am Gürtel, fiel mir zunächst unsere "Krabbelaktion" über die Gaspipelines wieder ein. Das schlechte Gewissen holte mich ein. Die zwei  Herren waren aber nicht von der Polizei, sondern vom Zoll. Sie waren sehr freundlich, schrieben die erforderlichen Daten auf und verabschiedeten sich nach ungefähr zehn Minuten wieder.

Die Wind- und Wettervorhersage ist günstig, so dass wir morgen wahrscheinlich weiter Richtung Süden segeln werden.

 

Der Leuchtturm von Leixoes:

 

Die großen Tanker fahren hier nicht in den Hafen, sondern es wird sehr nah an der Küste das Öl abgepumpt und von dort mit Pipelines an Land befördert.

 

Kleine Kapelle in Leixoes:

 

 

Donnerstag, 14.08.2014

Unseren rustikalen Ankerplatz haben wir nach dem Frühstück verlassen und haben uns in die Marina verholt. Bei der Anmeldung dort wurden wieder unsere Pässe, der Internationale Bootsschein und die Versicherungsunterlagen für die Amazone verlangt. Das Liegegeld ist ein echtes Schnäppchen: 14,26 Euro zahlen wir pro Tag, alles inklusive. Die Sanitäranlagen sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber alles ist sauber. Außerdem haben wir hier eine schnelle WLAN Internetverbindung.

Die nette Dame im Hafenmeisterbüro hat uns auch gleich einen Stadtplan gegeben, in dem alle für Segler wichtigen Adressen eingetragen sind. Wir wollen heute mit dem Bus einen Ausflug nach Porto, der zweitgrößten Stadt Portugals, machen. Die Bushaltestelle ist gleich hier am Hafen, das Tagesticket kostet pro Person 7 Euro. Damit können wir auch alle Busse und Bahnen in Porto benutzen. Mit der Linie 507 sind wir eine knappe Stunde unterwegs und sind dann schon mitten drin im Trubel dieser quirligen Stadt, im historischen Stadtzentrum.

Die Bauten sind beeindruckend, die Perspektiven und Ausblicke auf den Rio Douro, dem Fluss, an dem Porto liegt, ebenfalls. Wir bummeln durch die Gassen, es geht treppauf und treppab. Ganz unmerklich haben wir uns von den üblichen Touristenpfaden entfernt und erleben etwas abseits der Hauptstraßen mit, wie offensichtlich mit Drogen gehandelt wird. Mir wird ganz mulmig, drücke mich eng an Ingo, und wir sehen zu, dass wir hier wieder wegkommen.

Es ist Zeit für eine Stärkung, denn wir wollen noch auf die andere Flussseite und an einer Führung mit Portweinprobe in einer der vielen Kellereien teilnehmen. Mehr zufällig entdecken wir ein kleines, zumeist von Einheimischen besuchtes Lokal und bekommen für 5 Euro ein leckeres Menü, einschließlich Getränk. In Baiona hatten wir da nicht so viel Glück. Dort sind wir in ein Restaurant gelockt worden, das relativ teuer und in dem das Essen nicht besonders gut war. Es standen dort vor den Lokalen "Animateure", die Touristen angesprochen und an die Tische geführt haben. Wir suchen uns unsere Restaurants jetzt wieder selber aus.

Nun ging es auf die andere Uferseite des Rio Douro. Hier haben wir die Qual der Wahl - alle namhaften Portwein-Kellereien bieten Führungen mit Weinproben an. Einer Empfehlung folgend suchen wir die Kellerei Taylor auf und nehmen für 5 Euro pro Person an einer sehr interessanten Führung teil. Vorher gibt es ein Gläschen zur Probe und anschließend noch zwei. Hicks.

Wir bummeln dann noch ein bisschen durch die Stadt, trinken einen Cappuccino und nehmen dann den Bus zurück zur Marina.

 

Blick auf den Rio Douro:

 

Die Ponte Luiz I, sie verbindet Porto mit Vila Nova Gaia:

 

Es werden auch Fahrten auf dem Rio Douro angeboten:

 

Blick von der Ponte Luiz I auf Porto:

 

Portweinprobe - "abgezapft und original verkorkt" bei Taylor's:

 

Die beeindruckenden Eichenfässer:

Mittwoch, 13.08.2014

Dass wegen des schlechten Wetters gestern unser Stadtbesichtigungsprogramm ausgefallen ist, ist wirklich sehr schade. Wir hatten vorgestern in der Touristeninformation viele Tipps und Unterlagen bekommen. Es gibt viele schöne historische Gebäude, kleine Läden, Restaurants und auch ein Einkaufszentrum. Trotzdem wollen wir heute weiter segeln, und zwar nach Leixoes.

Um 9.30 Uhr legen wir in Viana do Castelo ab, was in diesem Fall bedeutet, dass wir auch die Hafen-Heckankerleine lösen müssen. Carlos hatte uns gesagt, dass wir sie fünf Minuten bevor wir den Motor starten, einfach loswerfen und auf den Grund sinken lassen sollen - sie ist vorn an der Pier belegt.

Mit dem zunächst noch etwas schwachen Norder schaukeln wir unserem heutigen Ziel Leixoes entgegen. Wie in der Windvorhersage angekündigt, nimmt er im Laufe des Tages zu, und so geht es nur mit der Genua ganz flott voran. Gegen 15.30 Uhr fällt nach 30 Seemeilen im Hafen von Leixoes, neben der Marina der Anker.

Leixoes hat den größten künstlich angelegten Hafen Portugals. 25 % des portugiesischen internationalen Handels wird über diesen Hafen abgewickelt. Wir wollen dann mit unserem Schlauchboot an Land fahren, um uns die Stadt anzusehen. Zunächst paddeln wir zu einem kleinen Anleger, der zu einem Restaurant gehört und binden das kleine Boot dort an. Leider schließt das Restaurant um 19.00 Uhr, und wir kämen später durch das verschlossene Tor nicht mehr zu unserem Beiboot zurück.

Dann versuchen wir unser Glück eben an dem benachbarten kleinen Strand. Sieht zwar alles ziemlich abgeriegelt und eingezäunt aus, weil dort dicke Gaspipelines verlaufen, aber irgendwas geht ja immer. Hingepaddelt, Schlauchboot den Strand hochgezogen und am Zaun festgebunden, über die großen Steine am Zaun entlang gehangelt und dann am Ende des Zauns nur noch die sechs oder sieben dicken Rohre überwinden, dann haben wir es geschafft. Dachten wir.

Wir hatten die Rohre gerade krabbelnder weise überwunden - Ingo übrigens mit dem Müllbeutel in der Hand - als uns ein nicht sehr freundlich dreinschauender junger Mann in Uniform entgegenkam und ansprach. Er sagte, es sei hier alles hochexplosiv und sehr gefährlich, was wir hier gemacht hätten. Er würde uns jetzt von dem Gelände begleiten und die Sache wäre erledigt. Na ja, für ihn erledigt. Für uns wäre das aber sehr schlecht - wie sollen wir zu unserem Schlauchboot zurückkommen? Ohne Schlauchboot auch keine Rückfahrt zur Amazone.

Er sagte dann, er würde mit uns zu einem Kollegen gehen, der besser englisch spricht. Dieser Kollege beharrte darauf, dass wir auf schnellstem Wege vom Gelände zu verschwinden hätten. Rückweg zum Schlauchboot kommt nicht in Frage. Ingo - immer noch mit Müllbeutel in der Hand - erwiderte, dass wir auf jeden Fall noch einmal auf das Gelände gehen müssen, um zu unserem Beiboot zu kommen. Der Mitarbeiter erwiderte, wenn wir darauf bestehen und wieder auf das Gelände gehen, holt er die Polizei. Ingo hat ihm dann zugesichert, dass wir nicht über die Rohre klettern, sondern ganz dicht am Zaun entlang. Ich habe dann noch angefügt, dass wir auch nie wieder kommen würden. Ein zugegeben untauglicher Versuch, unsere Situation zu retten: Seine Antwort darauf war, dass er davon sowieso ausgehen würde. Nun ja, die beiden Herren unterhielten sich dann auf portugiesisch und schließlich durften wir mit Geleitschutz des einen Herrn am Zaun entlang zum Strand über die Steine klettern. Er blieb auch so lange am Zaun stehen, bis wir tatsächlich ein Stück weggepaddelt waren.

Wir sind dann schließlich in die Marina gepaddelt und haben das Schlauchboot dort am Steg angebunden. Im Hafenmeisterbüro konnten wir uns leider nicht melden - es ist nur bis 18.30 Uhr besetzt. Ach ja, den Müllbeutel ist Ingo hier dann auch losgeworden.

Nach einem kurzen Spaziergang sind wir dann wieder zur Amazone zurückgekehrt und genießen das Besondere an diesem Ankerplatz: Wir liegen mit dem Heck zur Hafeneinfahrt, und gerade kam ein großes Containerschiff in den Hafen und wurde von Schleppern gedreht. Dieses Manöver haben wir von unserem Logenplatz aus beobachten können.

 

Diesen "Bojenleger" haben wir auf frischer Tat ertappt:

 

 

 

Unser Ankerplatz mit dem kleinen Steg und dem kleinen Strand. Sieht doch ganz harmlos aus:

 

Die andere Seite der Mole, hinter der wir ankern:

Dienstag, 12.08.2014

Wieder ein verregneter Tag, an dem wir uns unter Deck mit unserem Laptop und dem Internet beschäftigen können. Nur leider fällt dafür die weitere Erkundung dieser schönen Stadt Viana do Castelo aus.

Durch Klicken auf das Bild kann man unser erstes Video sehen:

  

 

Heute Nachmittag hatten wir plötzlich keine Internetverbindung mehr. Nach Überprüfung der Glomex APP stellte sich aber heraus, dass wir sogar plötzlich auch über die SIM-Karte verbunden sein sollten! Siehe Foto:

 

Gestern wurde unsere  portugiesische Vodafone-Datensimkarte mit 16 GB von der APP noch als ungültig bezeichnet. Also hatte ich sie probehalber in unseren Surfstick vom Laptop gesteckt, und sie hatte problemlos funktioniert.

Um aber auch mit unseren Smartphones kostenlos surfen zu können, bin ich gestern Abend in einem Bistro neben dem Hafen ein Bier trinken gegangen und habe mir die Hotspot-Zugangsdaten geben lassen. Mit diesen Daten konnte ich dann auch eine WiFi-Verbindung mit unserem weBBoat zum Internet aufbauen. Dadurch war eine kostenlose Verbindung für unsere Smartphones und Laptops gesichert.

Heute Morgen habe ich das weBBoat abgeschaltet und nochmal die SIM-Karte eingesteckt. Nach dem Hochfahren hat die APP allerdings angezeigt, dass keine SIM-Karte eingeführt wurde. Also nochmal ausschalten, überprüfen, ob die Karte richtig eingeschoben ist und wieder einschalten. Die Meldung lautete aber immer noch, dass die Karte fehlt.

Heute Nachmittag muss dann folgendes passiert sein: Die Karte wurde endlich mal erkannt und konnte eine Verbindung aufbauen. Die WiFi-Verbindung zum Bistro war stabil, aber das Bistro selbst hatte anscheinend Verbindungsprobleme mit dem Internet.

Leider merkt das weBBoat solche Probleme nicht und schaltet in so einem Fall nicht automatisch auf die SIM-Karte um. D. h., erst nachdem ich die automatische Umschaltung abgeschaltet habe und nur noch mit dem G3-Netz über die SIM-Karte verbunden bin, klappt die Internet-Verbindung problemlos.

Das Datenvolumen sollte für die nächsten Wochen reichen, und ich hoffe, dass unser weBBoat auch weiterhin mit der SIM-Karte zusammenarbeiten möchte.

PS: Unser Händler aus Bremen hat sich gemeldet und sich für die späte Reaktion entschuldigt. Nur mit der Antwort kann ich jetzt auch nichts anfangen:

"Wir haben Glomex bezüglich des Problems kontaktiert. Glomex empfiehlt folgende Vorgehensweise:
- Der Pin der SIM Karte sollte entfernt werden.
- Schalten Sie die WebBoat Antenne aus (trennen der Stromversorgung) und legen Sie SIM Karte ein. Schalten Sie anschließend die WebBoat Antenne wieder ein.
Bitte teilen Sie uns die APN des lokalen Netzbetreibers mit, wir werden diese an Glomex weiterleiten (ggf. muss diese durch Glomex eingetragen werden).
Bitte beachten Sie, dass Glomex bis einschließlich des 22.08.2014 nicht zu erreichen ist."

Montag, 11.08.2014

Für 6.00 Uhr hatten wir den Wecker gestellt, und diesmal hat er auch geklingelt, bzw. gepiept. Wir wollen heute mit dem angekündigten Nordwind Richtung Süden nach Viana do Castelo segeln. Das liegt in Portugal, und die sechste Gastlandflagge liegt für ihren Einsatz bereit. Außenborder am Heckkorb befestigen, Schlauchboot an Deck festzurren, Segelpersenninge abnehmen - dann sind wir segelklar und um 8.30 Uhr lichten wir den Anker.

Mit Maschine geht es aus der Bucht auf den Atlantik hinaus, hier rollen und baumen wir die Genua aus, das Großsegel hat Pause. Der Wind kommt von achtern, da würde das Großsegel die Genua abdecken, und wir kämen auch nicht schneller voran. Den Gennaker, unser großes, buntes Leichtwindsegel kommt nicht zum Einsatz, weil der Wind von 3 bis 4 Windstärken schon bald auf 5, in Böen bis 6, zunehmen soll.  Und so rollen, schaukeln und "geigen" wir bei herrlichem Sonnenschein und zunehmendem Wind unserem Ziel Viana do Castelo entgegen.

Nach 32 Seemeilen erreichen wir gegen 15.00 Uhr die Marina. Über UKW-Funk hatte ich versucht, unsere Ankunft anzumelden, hatte aber keine Rückmeldung bekommen. Vor dem Hafen gibt es einen Warteponton, an dem wir festmachen. Kurze Zeit später kommt der Hafenmeister mit einem kleinen Boot angebraust, begrüßt uns und sagt, dass wir in der Marina einen Liegeplatz bekommen können. Es gibt allerdings keine freien Plätze mit Ausleger an den Stegen, sondern wir sollen mit dem Bug voran an die Gästepier gehen. Mit einer Muring (einem Heckanker) werden die Boote dann vom Steg zurückgezogen. Die Leine für die Muring liegt am Steg bereit, und Carlos, so heißt der Hafenmeister, bietet uns seine Hilfe für dieses für uns ganz ungewohnte Manöver an.

Wir fahren also an die Pier, Carlos nimmt mir die Vorleinen ab und belegt sie. Dann fragt er mich, ob er an Bord kommen darf, was ich natürlich bejahe. Wir sind ja froh, dass er uns hilft. Er klettert dann mit der Leine des im Hafenbecken versenkten Ankers auf unser Boot, geht mit der Leine auf das Achterdeck und belegt sie dort. Fertig. Danke Carlos!

Im Laufe des Nachmittags füllt sich die Gästepier. Jetzt liegen hier sechs Boote aus sechs Nationen: Deutschland, Belgien, Niederlande, Norwegen, Dänemark und gerade hat noch eine Yacht aus Frankreich festgemacht.

Das Liegegeld beträgt hier knapp 23 Euro, inklusive Trinkwasser und Strom, duschen kostet extra, und zwar pro Durchgang 1,51 Euro. Nachdem wir uns im Hafenmeisterbüro angemeldet haben, machen wir uns zu einem ersten kurzen Stadtbummel auf den Weg. Der kleine Ort Viana do Castelo gefällt uns. In der Touristeninformation haben wir einige Anregungen für eine ausgedehnte Stadtbesichtigung bekommen.

Bei Vodafone bekommen wir ohne Formalitäten eine günstige Datensimkarte. Sie funktioniert im Datenstick problemlos, aber leider im weBBoat von Glomex nicht. Übrigens hat sich der Spezialversand aus Bremen immer noch nicht zu unseren "Hilfe-Emails" gemeldet.

Für morgen sind südliche Winde vorhergesagt, also genau aus der Richtung, in die wir wollen. Da bleiben wir morgen doch lieber noch hier in diesem schönen Städtchen.

 

Ein letzter Blick auf das Kastell bei der Abfahrt aus Baiona:

 

Die portugiesische Gastlandflagge wird gesetzt:

 

Die Gästepier ist mit sechs Booten aus sechs Ländern international belegt - vertreten sind Deutschland, Belgien, die Niederlande, Norwegen, Dänemark und Frankreich - vor der Marina am Warteponton hat übrigens noch eine Yacht aus Amerika festgemacht.

 

 

 

 

Sonntag, 10.08.2014

Grau in grau präsentiert sich heute das Wetter, es klart erst am späten Nachmittag auf. Nach dem Frühstück kommt Peter mit seinem Schlauchboot vorbei, und wir haben einen netten Vormittag bei einem Becher Kaffee bei uns an Bord. Peter ankert mit seiner Yacht "Tanee" (einer Amel Maramu) in unmittelbarer Nachbarschaft der Amazone. Wir sind uns auf dieser Reise schon öfter begegnet, und hier in der Marina sind wir ins Gespräch gekommen. Er ist etwa zur selben Zeit wie wir gestartet und segelt mit seiner Mutter an die portugiesische Südküste, die Algarve. Peter ist Mitte fünfzig und nicht zum ersten Mal auf großer Fahrt.

Den Nachmittag verbringt Ingo damit, unser bis jetzt entstandenes Videomaterial zu sichten. Er hat sogar seinen ersten Film fertiggestellt! Er ist knapp drei Minuten lang und handelt - natürlich - von unserer Abreise aus Bremerhaven.

Jetzt ist die Navigation an der Reihe. Nach der letzten Wettervorhersage sieht es so aus, als ob es morgen mit dem "Portugiesischen Norder" Richtung Süden weitergehen kann. Auch die Sonne soll sich wieder blicken lassen.

Gleich fahren wir an Land. Wir wollen wieder das WLAN in "unserem" Restaurant nutzen und einen schönen Abend verbringen.

Sonnabend, 09.08.2014

Die Sonne ist zurück und unser Tatendrang ungebremst. Zunächst überlegen wir, dass es doch ganz gut wäre, den Schmutzwäscheberg nicht weiter wachsen zu lassen. Gleich hier am Hafen gibt es eine Reinigung und Wäscherei. Für 15 Euro können wir dort ca. 5 kg Wäsche waschen und trocknen lassen. Das ist nicht viel teurer, als in den anderen Häfen die Münzwaschmaschinen und -trockner, die es ja in dieser Marina nicht gibt. Also nehmen wir die Dienste von Clean & Clean (die heißen wirklich so!) in Anspruch. Abgeben und zwei Stunden später saubere und zusammengelegte Wäsche wieder abholen - welch ein Luxus!

Bei Sonnenschein ist die Kontaktaufnahme zu anderen Langfahrern einfacher - bei Regen bleibt doch jeder eher für sich. Und so ergeben sich auch heute wieder interessante und informative Gespräche auf dem Steg und bei uns an Bord. Uns fällt auf, dass viele "Wiederholer" unterwegs sind - die meisten Segler, die wir treffen, unternehmen schon ihre zweite lange Reise.

Wir füllen noch die Trinkwasservorräte auf, und dann verlassen wir die Marina, um wieder vor Anker zu gehen. Aber dort wird nicht gefaulenzt - der Volvo wird gewartet und die Toilette bedarf der Zuwendung. Die Pumpe ist defekt, eine Ersatzpumpe haben wir dabei.

Wir sind mit unserem Schlauchboot an Land gefahren, um in einem Restaurant das WLAN zu nutzen und diesen Beitrag einzustellen. Auch die noch fehlenden Fotos der letzten Tage konnten wir hochladen. Heute gibt es aber keine Fotos.

 

Freitag, 08.08.2014

Die Sonne hat uns schon lange verwöhnt, und heute war endlich mal wieder ein Regentag an der Reihe. Viel unternommen oder erlebt haben wir nicht - ein verregneter, fauler Tag. Gleich fahren wir mit dem Schlauchboot zu Isabella und Adolf, die hier seit gestern vor Anker liegen. So wird dann dieser Tag bestimmt noch ganz nett ausklingen.

Ach ja, die Rechnung für die Reparatur des Außenborders ist da und erfreulich niedrig ausgefallen - 36,71 Euro.

 

Entdeckt auf einem Firmenwagen - hierzu kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen!

Donnerstag, 07.08.2014

Wir haben uns heute Morgen in die Marina Baiona (Puerto Deportiva de Baiona) verholt. Das Liegegeld ist mit 22 Euro pro Tag erschwinglich. Nach einer Woche vor Anker wollten wir gerne mal wieder richtig duschen, eventuell Wäsche waschen und wegen der Reparatur des Außenborders aktiv werden. Außerdem haben wir die Hoffnung, im Hafen eine stabile Internetverbindung zu bekommen, so dass wir wieder Fotos einstellen und Mails beantworten können.

Leider hat diese Marina keinen "Waschsalon". Für die sanitären Anlagen benötigen wir keinen Zugangscode und keinen Schlüssel - sie sind immer offen. Das kann man auch so handhaben - freiwillig geht hier auch so schnell niemand hinein. Na ja, das ist wohl etwas übertrieben, aber es sind doch die schlechtesten Anlagen, die wir auf unserer Reise bisher präsentiert bekamen. Eine stabile Internetverbindung haben wir in diesem Hafen leider auch nicht, nur die Reparatur des Außenborders hat geklappt. Immerhin, aber die Rechnung steht noch aus.

Dagegen ist unsere Stadtbesichtigung aber richtig toll. Was für eine schöne Stadt! Zunächst besichtigen wir den originalgetreuen Nachbau der "Pinta". Sie liegt hier im Hafen, nur einen kurzen Fußweg von unserem Liegeplatz entfernt. Für zwei Euro pro Person (inklusive Audioguide in englischer Sprache) kann man die Caravelle besichtigen. Sie war eins der drei Schiffe, mit denen Columbus losgesegelt ist, und Amerika entdeckt hat.

Als nächstes steht ein Besuch des alten Kastells auf unserem Programm. Es liegt auch nur einen kurzen Fußweg entfernt auf einer Halbinsel, und diente in früheren Zeiten der Verteidigung. Wir können auf der ehemaligen Verteidigungsmauer ganz um das alte Gemäuer umzulaufen und haben an den verschiedenen Punkten jeweils einen wunderschönen Blick auf den Hafen, die Stadt und die Bucht. Der Eintritt beträgt pro Person einen Euro - der war es auf jeden Fall wert!

Wegen der schlechten Internetverbindung können wir leider auch heute keine Fotos einstellen, aber wir holen dies nach, sobald es besser klappt.

Seit gestern ist die Ausgabe Nr. 17 der Zeitschrift "Yacht" im Handel. Das Thema "Sabbatical" wird darin ausführlich behandelt. Auch wir kommen darin vor. Der Journalist Peter Sandmeyer hatte uns kurz vor unserer Abreise besucht und zu diesem Thema interviewt. Er schreibt, dass wir mit der Atlantic Rallye for Cruisers (ARC) über den Atlantik segeln wollen - da hat er wohl etwas durcheinander bekommen. Wir schließen uns aus verschiedenen Gründen dieser Veranstaltung nicht an, und hatten dies auch nicht vor. Trotz dieser und anderer Ungenauigkeiten ist es doch ein gelungener Artikel!

 

Der originalgetreue Nachbau der "Pinta":

 

Bei der Besichtigung treffen wir zwei Segler, denen wir schon öfter begegnet sind. Gern fotografieren wir uns gegenseitig:

 

Auch die Möwen genießen den tollen Ausblick vom Kastell:

 

Noch ein Blick vom Kastell - diesmal in Richtung Atlantik auf vorgelagerte Inseln:

Mittwoch, 06.08.2014

Um kurz vor elf Uhr hieß es heute "Anker auf" und Kurs Baiona, in der Ria Vigo. Die knapp 30 Seemeilen haben wir bei strahlendem Sonnenschein und schwachem Wind zumeist mit Hilfe unseres Motors zurückgelegt . Wir sind also ganz gemächlich unserem Ziel entgegen geschaukelt. Fischerbojen all überall - bloß keine übersehen! Gegen 16.30 Uhr haben wir die Marina in Baiona erreicht. Dort wollen wir aber nur einen kurzen Stopp einlegen, um Diesel und Trinkwasser zu tanken, um dann noch eine Nacht vor Anker zu verbringen. An der Bootstankstelle empfängt uns ein netter Herr und hilft uns beim Tanken. Wir tanken 150 Liter Diesel, macht dann 226,85 Euro. Ja, der Volvo macht es nicht gratis! Das Trinkwasser wird nicht berechnet. Anschließend verholen wir in die Bucht vor der Marina, wo um 17.30 Uhr der Anker fällt. Ein Blick auf das Thermometer verrät uns, dass hier die Wassertemperatur 23 Grad Celsius beträgt! Da kann selbst ich nicht mehr widerstehen und gehe gemeinsam mit Ingo schwimmen. Anschließend wird auf dem Vorschiff geduscht. Die Bucht ist gut besucht, die nächsten Boote dümpeln gleich vor, neben und hinter uns. Abgeguckt hat mir keiner etwas - verklemmt darf man nicht sein! Heute vor zwei Monaten haben wir in Bremerhaven abgelegt. Rund 1.360 Seemeilen haben wir zurückgelegt, und bis jetzt ist es uns sehr gut ergangen. Die großen Herausforderungen liegen noch vor uns, und wir sind gespannt darauf.

 

Schon in Muros ankerte dieses markante Boot aus England in unserer Nähe. Hier in Baiona treffen wir uns wieder:

 

Der spanische Lidl ist doch etwas anders sortiert als der deutsche. Wir haben Mittel gegen Kakerlaken gekauft. Allmählich kommen wir in die Gegend, wo so etwas benötigt wird:

 

Dienstag, 05.08.2014

Gestern sind wir nach dem Zollbesuch an Land gerudert, um im Restaurant am Strand das W-LAN zu nutzen, da es von der Amazone aus nicht funktionierte. Stundenlang hat Ingo alles mögliche probiert und war schon am Verzweifeln. Im Restaurant erfuhren wir dann, dass sie mit ihrem Netz Probleme haben - es funktioniert nicht richtig. Zurück an Bord habe ich es trotzdem noch ein letztes Mal probiert - den Beitrag konnte ich ins Netz stellen, die Fotos dann schon nicht mehr. Heute haben wir den Beitrag über den Hotspot vom Smartphone eingestellt - und die Fotos vom gestrigen Beitrag nachgeliefert.

Wir liegen jetzt  fünf Tage vor Anker, in drei verschiedenen Rias - Rekord! Meist ist es sonnig, die Lufttemperatur liegt um die 22 Grad Celsius, das Wasser ist 17 Grad "warm". War die Ankerbucht bei unserer Ankunft leer, liegen wir jetzt mit fünf Booten hier. Anderen gefällt diese tolle Bucht anscheinend auch. Übrigens ist die Amazone mit ihren optisch fragwürdigen Masten und Gerätschaften am Heck schon seit geraumer Zeit kein Exot mehr - hier sehen alle so aus!

Noch vor dem Frühstück wird vom Skipper die erste Reparatur ausgeführt: Beim Propellerschrubben ist Ingo aufgefallen, dass die Ringanode an der Welle angefressen ist und sich eine Schraube gelöst hat. Angefressen ist in Ordnung, lose ist schlecht. Wir haben eine Ersatzanode dabei und ruck zuck tauscht Ingo sie aus. Ziemlich abgekühlt klettert er dann wieder an Bord, und das Frühstück schmeckt nach einer Dusche an Deck nochmal so gut.

Beim Spazierengehen hatten wir entdeckt, dass es hier in der Nähe einen Lidl-Markt gibt. Einen Aldi gibt es allerdings nicht. Da wir schon wieder einiges auf der Einkaufsliste haben, kommt der Hackenporsche zum Einsatz - er macht seine erste Fahrt mit dem Schlauchboot. Mit dem prall gefüllten Wagen und mehreren Leinentaschen mit Einkäufen zurück an Bord paddeln, ist kein Problem. Alles kommt trocken und sicher an Bord. Vor Anker liegen und einen Großeinkauf machen, geht also auch.

Am späten Nachmittag rudern wir nochmal an den Strand und gehen am Campingplatz vorbei, am langen Strand entlang in den Ort Uxia. Am Strand gibt es kostenlose, saubere Toiletten, Duschen, Rettungsschwimmerstationen und kleine Eisbuden. Der Strand wird täglich gereinigt, alles ist tip top. Es fällt uns sehr angenehm auf, dass es keinen Stacheldraht und kein Kassenhäuschen gibt, an dem Kurtaxe kassiert wird! Kostenlose Duschen und Toiletten statt Kassenhäuschen - ginge das nicht auch in Deutschland?

Uxia ist eine Hafenstadt und hat einen sehr geschäftigen, großen Fischereihafen. Der Tourismus scheint trotz des kilometerlangen herrlichen Strandes keine so große Rolle zu spielen.

 

Am Morgen rudert ein spanischer Fischer zu seinen Netzen:

 

Die Ankerbucht hat sich gefüllt:

 

Uxia ist eine Hafenstadt. Die "Hummerbuden" sind etwas größer als auf Helgoland:

 

Die Netze müssen repariert werden:

 

Montag, 04.08.2014

 

Hatte ich schon überlegt, was ich heute ins (B)logbuch schreiben könnte, weil dieser sonnige Tag vor Anker keine besonderen Ereignisse mit sich gebracht hat, so änderte sich dies gegen 20 Uhr. Ein schwarzes Speedboat kommt mit Höchstgeschwindigkeit auf die Ankerbucht zugeschossen. Wir vermuteten zunächst die Küstenwache, dann sahen wir die großen Buchstaben: ADUANAS. Schnell im Wörterbuch nachgeschlagen - der Zoll ist im Anmarsch! Zunächst fahren sie zu einem anderen Boot und gehen dort mit zwei Personen an Bord. Nach ca. 15 Minuten fahren sie zum nächsten, dann nehmen sie Kurs auf die Amazone.

Wir haben keine verbotenen Substanzen an Bord, Schnaps und Zigaretten gehen zur Neige, unsere Papiere sind in Ordnung, aufgeräumt haben wir auch, also eigentlich kein Grund zur Aufregung. Aber ich bin so was von aufgeregt! Die Papiere haben wir schon bereitgelegt.

Das Zollboot kommt zu uns, und wir werden gefragt, ob wir spanisch sprechen, wieviele Personen an Bord sind, und sie sagen, dass sie jetzt gerne zu uns an Bord kommen möchten. Ganz vorsichtig kommen sie längsseits, einen riesigen Kugelfender halten sie zwischen uns und ihr Schnellboot. Zwei Männer, die sogar Bootsschuhe tragen, steigen über und nehmen im Cockpit Platz. Sie möchten unsere Pässe und den Internationalen Bootsschein (Amazones Reisepass) sehen. In ein Formular, von dem wir eine Durchschrift bekommen, wird einiges eingetragen - wie bei einer Einklarierung. So, wie wir es in La Coruna im Hafenmeisterbüro schon gemacht haben.

Ins Boot hinein gehen sie nicht, weitere Fragen stellen sie auch nicht, und nach ca. 10 Minuten gehen sie freundlich grüßend von Bord. Zum Abschied winkt der Kollege, der das Zollboot steuert, uns lächelnd zu.

Es ist doch merkwürdig, dass ich so aufgeregt war - wir haben ja keine verbotenen Dinge, wie Drogen oder Waffen dabei, sind ganz harmloseTouristen! Bei Helligkeit am ruhigen Ankerplatz Besuch vom Zoll zu bekommen, ist doch nicht schlimm. In Dunkelheit auf See "geentert" zu werden ist da sicher etwas anderes. Mal sehen, wann das passiert!

 

Campingplatz an "unserer" Ankerbucht:

 

Blick auf Uxia von "unserer" Ankerbucht aus:

 

Strand in der Bucht von Uxia:

 

Der Zoll kommt!

 

Die Zollbeamten verlassen nach getaner Arbeit die Amazone:

 

 

Sonntag, 03.08.2014

Die Sonne ist zurück, und wir gehen kurz vor 12 Uhr Anker auf. Ziel ist die Ria de Arousa. Der Wind ist weiterhin schwach, zu schwach zum Segeln. So geht es im Sonnenschein bei leichter Atlantikdünung unter Maschine weiter Richtung Süden. Es begegnen uns nur wenige Segler. Ein Boot mit britischer Nationalflagge kommt uns entgegen. Unter der Saling weht allerdings nicht die spanische Gastlandflagge, sondern eine Europaflagge. Sehr praktisch, ist in dieser Gegend immer passend und außerdem noch kostengünstig.

Nach knapp 25 Seemeilen fällt unser Anker in einer sehr schönen Bucht in der Ria de Arousa, und zwar vor dem Ort Santa Uxia de Riveira. Ein Blick auf unser digitales Thermometer verrät uns, dass die Wassertemperatur hier immerhin 17 Grad Celsius beträgt. Ingo beschließt, baden zu gehen und dabei den Propeller zu putzen. Es haben sich schon kleine Seepocken darauf niedergelassen. Er versucht es mit "Hansi Strahlemann" , "Edelstahl-Spirale rostfrei, Mühelos saubere Töpfe, Pfannen sowie Grill und Backofen" steht auf der Verpackung. Mühelos war es zwar nicht, aber immerhin glänzt der Propeller wieder.

Wir rudern mit unserem Schlauchboot an den Strand. In einem Hotel gönnen wir uns einen Kaffee und lassen uns den W-LAN-Zugang geben. So können wir dort die Beiträge der letzten drei Tage ins Internet stellen. Zurück an Bord können wir sogar über unsere weBBoat-Antenne diesen Zugang nutzen. Welch glücklich Geschick!

 

Tschüß, Ria de Muros:

 

Einfahrt in die Ria de Arousa. Vorne im Bild eine Fischerboje. Es gibt sie wahlweise auch in schwarz!

 

Unser Ankerplatz in der Bucht vor Santa Uxia de Riveira:

 

 

Sonnabend, 02.08.2014

 

Heute macht das gute Wetter eine Pause - es regnet. Also machen wir auch eine Pause und bleiben noch einen Tag in der schönen Bucht bei Muros. Gegen Mittag hört es auf zu regnen, und Ingo macht unser Schlauchboot klar. Zum ersten Mal auf dieser Reise wird es aus dem Vorschiff geholt, wo es gut verpackt auf seinen Einsatz wartet. Schnell ist es aufgepumpt, und wir rudern an Land. Muros ist ein nettes Örtchen, lebendig und wenig touristisch. Es gibt viele kleine verwinkelte Gassen, Restaurants und kleine Läden, die aber - wie in Spanien üblich - erst um 17 Uhr nach der siesta wieder öffnen.

Wir sehen uns auch in der hiesigen Marina um und erkundigen uns, nach dem Liegegeld. Es würde für unsere Bootsgröße jetzt in der Hauptsaison 35 Euro täglich kosten. Nachdem wir in einem kleinen Lokal etwas gegessen haben, rudern wir zurück an Bord.

Später fahren wir nochmal an Land - diesmal wird nicht gerudert, sondern wir nehmen den Außenborder. Leider stellt sich bald heraus, dass der Motor ein Kühlwasserproblem hat. Bei nächster Gelegenheit muss Ingo ihn sich näher ansehen, bzw. reparieren. Die nächste Baustelle ist also auf der Liste!

Zurück an Bord dauert es gar nicht lange und wir bekommen Besuch! Ein dänisches Ehepaar, dass mit seiner Yacht gleich vor uns ankert, kommt mit seinem Schlauchboot angepaddelt. Wir bitten sie an Bord, und es wird ein interessanter und schöner Abend. Sie sind seit einem Monat unterwegs und wollen in die Karibik segeln. Vor zehn Jahren waren sie schon einmal auf Langfahrt - damals waren sie so alt wie wir, ihre Kinder waren genauso alt, wie unsere jetzt, sie hatten genau wie wir 15 Monate Zeit, und sie sind die gleiche Route mit ihrem Boot gesegelt, die wir segeln wollen - viele Parallelen. Allerdings scheint die dänische Arbeitswelt vor 10 Jahren schon offener für Auszeit-Nehmer gewesen zu sein, als es die deutsche heute ist. Beide waren nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt, wurden von ihren Chefs bestärkt, diesen Schritt zu wagen und konnten nach der Reise wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Sie heißen Isabella und Adolf. Ja, wie kommt ein Däne ausgerechnet zu diesem Vornamen? Wir haben nicht gefragt. Schließlich sucht sich niemand seinen Vornamen selbst aus. Adolf erzählt uns im Laufe der Abends von sich aus, dass es eine Familientradition war, den Sohn wie den Vater - in diesem Fall eben Adolf - zu nennen.  Gar nicht so einfach, mit so einer Hypothek durchs Leben zu gehen, wie wir anhand einiger Erlebnisse erfahren, die er uns schildert. Isabellas und Adolfs Sohn heißt übrigens nicht Adolf.

Es wäre schön, wenn wir sie auf unserer Reise noch häufiger treffen würden.

 

Blick aus dem Cockpit:

 

 Landausflug - verwinkelte Gassen:

 

 Vom Schlauchboot aus aufgenommen - Amazone vor Anker:

Freitag, 01.08.2014

 

Mein alter Freund, der Wecker, wird uns auch weiterhin begleiten! Offenbar war die neue Batterie schon wieder schwach - er bekommt bei nächster Gelegenheit eine neue Chance.

Um 11.45 Uhr lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf die Ria de Muros. Es geht weiter die Costa da Morte entlang Richtung Süden. Der ablandige Wind ist leider nur sehr schwach, so dass wir mit Motor fahren müssen. Gegen 15 Uhr  haben wir das Kap Finisterre querab. Es ist ein weiterer Meilenstein auf unserem Weg nach Süden.  Es gilt als Wetterscheide, und allmählich sollten wir jetzt den sogenannten "Norder" bekommen, mit dem wir gut weiter Richtung Süden segeln können.

Die bergige Küste Galiciens mit ihren Felsen, Stränden und imposanten Wolkengebilden ist wunderschön anzusehen. Und obwohl uns der Wind leider im Stich gelassen hat, ist es schön, an dieser eindrucksvollen Küstenlinie bei wenig Seegang unserem Ziel entgegen zu schaukeln.

Im Slalom geht es dann schließlich in die Ria de Muros. Slalom deshalb, weil hier so viele Fischerbojen liegen. Die Einfahrt scheint durch Fischerbojen geradezu abgeriegelt, ein richtiges Minenfeld. Gegen 18.00 Uhr fällt nach knapp 37 Seemeilen der Anker. Hier ankern noch einige andere Boote, wir haben aber ausreichend Platz. Etwas später kommt ein französisches Boot, und die Crew ist im Begriff, ihren Anker genau über unseren herunterzulassen. Ingo spricht sie an, und sie fahren ein kleines Stück weiter. Ohne Not, denn es ist wirklich sehr viel Platz in dieser Bucht, fällt der Anker der anderen Yacht dann immer noch relativ nahe der Amazone. Im Laufe des Abends wird dem Skipper wohl selbst klar, dass der von ihm gewählte Platz nicht optimal ist und verholt auf die andere Seite der Bucht. Wir sehen, dass er auch hier sehr nahe an einem schon vor Anker liegenden Boot stoppt. 

Wir überlegen, das Schlauchboot klarzumachen und an Land zu fahren. Leider fängt es an zu nieseln, so dass wir die Schlauchboot-Aktion vertagen.

Die Sonne hat sich heute fast gar nicht blicken lassen. Unterwegs war mir so kalt, dass ich meine Seestiefel mit den dicken Socken aus dem Schrank geholt habe. Ich hatte eigentlich eher an Flip Flops gedacht! Die Wassertemperatur beträgt eisige 15 Grad Celsius. Nicht nur die Felsen erinnern uns an Norwegen.

 

Die Küste Galiziens:

 

 Kap Finistere - ein Meilenstein auf unserer Reise:

 

Weiter an der galizischen Küste entlang:

 

 Ankerbucht mit Palmen:

 

Die Berggipfel sind wolkenverhangen:

Donnerstag, 31.07.2014

Der Wecker war gestellt, hat aber leider nicht geklingelt. Schade, dass er seinen Dienst quittiert hat. Er begleitet uns schon sehr lange, und hat uns schon geweckt, als wir mit den Kindern nach Spiekeroog gesegelt sind. Unseren ersten Törn nach Bornholm hat er eingeläutet, und er hat im letzten Jahr in Norwegen dafür gesorgt, dass wir die Rückreise nicht verschlafen. Ingo wird sich den Patienten morgen mal genauer ansehen, vielleicht ist ja doch noch etwas zu machen. Die Batterie ist jedenfalls gerade erst gewechselt worden.

 Wir hatten gestern Abend die aktuelle Wind- und Wettervorhersage bekommen und uns entschieden, heute La Coruna zu verlassen und nach Camarinas zu segeln, unserer ersten Ria. Kurz vor elf Uhr ging es los, und bei frischem Wind aus Nordnordost konnten wir mit Großsegel und voller Genua herrlich die galizische Küste entlang segeln. Zwischendurch nahm der Wind noch etwas zu, so dass wir die Genua etwas eingerollt haben. Am Nachmittag nahm der Wind dann allerdings immer mehr ab, und gegen 16 Uhr haben wir die Genua komplett eingerollt, das Großsegel geborgen und der Volvo musste gestartet werden.

Nach 48 Seemeilen fiel dann um 19.15 Uhr der Anker in der Bucht von Camarinas. Auf die Idee, diese schöne Bucht zum Ankern zu besuchen sind auch noch ca. 15 andere Crews gekommen. Die Amazone ist also nicht allein, hat aber sehr viel Platz. Landschaftlich ist es hier reizvoll, Strand, Felsen und Wald.

Eine Internetverbindung haben wir hier leider nicht, somit kann ich diesen Beitrag - und auch wohl die folgenden, solange wir ankern - erst verspätet in unserem (B)logbuch veröffentlichen.

 

Tschüß La Coruna! Nach 9 Tagen in La Coruna wurde es Zeit, weiterzusegeln. Das Gebäude der Hafenverwaltung:

 

 Tschüß, Torre de Hércules! Du bist wirklich beeindruckend.

 

 Beeeindruckend ist auch die Atlantikdünung, obwohl nur ein leichter Wind weht:

 

 

 

 

Mittwoch, 30.07.2014

 

Dass es während unserer Reise schwierig werden könnte, unsere Gasflasche füllen zu lassen oder gegen eine volle zu tauschen, darauf waren wir vorbereitet. Ein Freund hat uns mehrere Camping-Gasflaschen gegeben, die unterwegs leichter zu tauschen sind, als die normalen deutschen 5 kg Propan-Gasflaschen. Nach fast acht Wochen ist unsere Gasflasche jedenfalls schon sehr leicht und wird bald leer sein. Von Paul haben wir erfahren, dass es hier in La Coruna - etwa sechs Kilometer von unserem Liegeplatz entfernt - einen Gashandel gibt, wo auch Gasflaschen gefüllt werden. Er ist dort gestern mit seinem Fahrrad und der Gasflasche hingeradelt. Wir haben unsere Bordfahrräder wegen Platzmangels zu Hause gelassen, und haben uns überlegt, den Bus zu nehmen.

Gasflasche abschrauben, im Hackenporsche verstauen, mit dem Bus zum Gashandel fahren, Flasche füllen lassen, mit dem Bus zurück zum Hafen fahren und die Flasche wieder anschließen - das hat alles in allem zwei Stunden gedauert. Gar nicht schlecht und wird zukünftig wohl komplizierter sein.

Dass es auf unserer Reise schwierig werden könnte, in Spanien Briefmarken für Postkarten nach Deutschland zu bekommen, darauf waren wir allerdings nicht vorbereitet! Dieses "Projekt" beschäftigt mich jetzt schon drei Tage. An einem Kiosk hatte ich schöne Ansichtskarten gesehen und hatte dort gefragt, ob sie auch Briefmarken verkaufen. Nein, timbres bekomme ich im Tobacco-Shop. Aha. Schade nur, dass die Tobacco-Shops gerade siesta halten und erst um 17 Uhr wieder öffnen.

Okay, zweiter Anlauf am nächsten Tag. Im Tobacco-Shop bitte ich um zehn Briefmarken, um Postkarten nach Deutschland senden zu können. Alemania? Nein, solche Briefmarken gibt es nur direkt im Post-Office. Ach. Also auf den Weg zum Post-Office machen, das zum Glück ganz in der Nähe der Marina liegt, in die wir uns verholt haben. Schade nur, dass das Post-Office schon geschlossen ist.

Okay, dritter Anlauf am nächsten Tag. Im Post-Office muss ich eine Nummer ziehen  (Nummer 79 ist gerade an der Reihe, bis zur 90 - meiner Nummer, dauert es geraume Zeit), dann bin ich endlich an der Reihe, das Objekt meiner Begierde kommt in greifbare Nähe - glaube ich. Ich bringe mein Anliegen vor. "Zehn!?" fragt mich die Mitarbeiterin etwas entgeistert. Ich bestätige es. Dann sperrt sie ihren Computer, holt einen Schlüssel aus einem Schrank, verlässt die Schalterhalle und kommt erstmal nicht zurück. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Ich bin jetzt wegen der Briefmarken schon so weit gekommen, jetzt halte ich durch. Da - die Dame kommt zurück und hat tatsächlich Briefmarken dabei! Sie erklärt mir, dass sie leider nicht die passenden Marken gefunden habe und sie mir stattdessen 20 Marken verkauft, ich also auf jede Karte zwei Marken kleben müsse. Ich kann nur schwer an mich anhalten, und lächle freundlich. Macht dann 7,60 Euro. Ich gebe der Mitarbeiterin 20,60 Euro, müsste also 13 Euro herausbekommen. Sie gibt mir 3 Euro. Ich wende ein, dass noch zehn fehlen. Sie sagt, es sind 20 Briefmarken, für jede Karte zwei. Ich bleibe aber dabei, dass noch zehn Euro Wechselgeld fehlen. Irgendwie sieht sie wohl ein, dass hier etwas nicht stimmt und gibt mir einen 5-Euro-Schein. Auch damit gebe ich mich nicht zufrieden und ziehe erst von dannen, als sie mir noch einen 5-Euro-Schein gibt.

Wenn jemand in nächster Zeit von mir eine Postkarte aus La Coruna bekommt, auf der zwei Briefmarken kleben - es war wirklich ein hartes Stück Arbeit! Gern geschehen!

 

Das Rathaus von La Coruna:

Dienstag, 29.07.2014

Heute haben wir eine sehr kleine Seefahrt gemacht: Wir haben von der Marina La Coruna in die Marina Real verholt. Nach einer Woche war ein Ortswechsel nötig, es drohte der Hafenkoller. Bei unserem Besuch neulich bei Dörte und Paul, die auch in der Marina Real liegen, hatten wir schon überlegt hierher zu kommen. Wegen einer Baustelle hier am Hafen bekommen wir Rabatt beim Liegegeld und zahlen hier jetzt pro Tag 20 Euro, statt rund 33 Euro in der Marina La Coruna. Wobei wir dort auch einen Rabatt bekommen haben - sieben Tage bleiben, fünf Tage zahlen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir näher an der Innenstadt, also näher beim Supermercado liegen. Auch zum Hauptstrand ist es von hier aus nicht so weit. Die Baustelle ist relativ weit weg, außerdem wird dort ja nachts nicht gearbeitet.

Wir hatten schon länger mit der Anschaffung eines "Hackenporsche" geliebäugelt. Sehr praktisch so ein Einkaufswagen zum Hinterherziehen. Besonders die schweren Getränkeflaschen können wir so besser transportieren. Bei einem unserer Spaziergänge hatten wir ein Haushaltswarengeschäft entdeckt, dass solche Teile verkauft. Und jetzt sind wir stolze Besitzer so eines Wagens. Eingeweiht und für gut befunden haben wir ihn auch schon. Zusammengeklappt wird er in der Hundekoje verstaut. Ganz ehrlich - in Bremen würde ich mich damit nicht auf die Straße begeben, aber hier kennt mich ja keiner, und sie sind hier üblich.

Schon wieder gab es eine nette Begegnung: Gerade war Jügen bei uns an Bord. Er ist mit seiner "Delphin", Heimathafen Barth, seit Mai d. J. auf großer Fahrt. Er hätte mit uns gerne Bücher getauscht. Da konnten wir aber leider nicht ins Geschäft kommen. Bisher habe ich erst zwei Bücher durchgelesen, und ich kleiner Bücherfreak kann mich nicht davon trennen. Eines ist ein Geschenk ("Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand") und fährt auf jeden Fall wieder mit nach Hause und das andere ("Wir Ertrunkenen") möchte ich auch behalten. Gerade gestern haben wir meinen neuen Kindle zum Leben erweckt und ein Buch geladen. Sehr praktisch so ein Gerät!

 

Der Hauptstrand La Corunas, in Bremen würde er etwa am Brill liegen:

 

Unser neuer "Hackenporsche" in Ferrari-rot: Hier im Supermercado können wir ihn am Eingang parken und anschließen:

Montag, 28.07.2014

In den Tag hinein leben, das machen wir zurzeit gerade. Die Frage ist nur, in welchen Tag. Ist heute eigentlich Donnerstag oder schon Freitag, und warum arbeitet auf der Baustelle am Hafen heute niemand? Ganz einfach, weil heute Sonnabend ist. Sonntag ist jedenfalls dann, wenn es ein Frühstücksei gibt. Es sei denn, wir sind auf See, dann gibt es das Sonntags-Ei auch schon mal am Mittwoch, im Hafen. Gar nicht so einfach, die Übersicht zu behalten.

Unser nächstes Ziel werden die galizischen Rias sein, das sind fjordähnliche Flussmündungen. Sie nicht zu besuchen und an ihnen vorbei zu segeln, sei eine Sünde, heißt es. In Camaret hatte uns Günter auch schon den Tipp gegeben, uns Zeit für dieses Revier zu nehmen. Zurzeit sind die Windvorhersagen für diesen Törn noch recht ungünstig, so dass wir noch einige Tage hier in La Coruna verbringen werden.

Wir sind heute wieder am Strand in der Nähe des Torre de Hércules gewesen. Gebadet haben wir aber nicht, weil es ziemlich bedeckt und der Wind doch ein bisschen frisch war. Aber immerhin habe ich es heute schon 90 Minuten dort ausgehalten, neuer Rekord! Faules Strandleben ist nicht so mein Ding, daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Ja, auch Entspannen will gelernt sein.

Ich komme noch kurz auf den Zwischenruf der Amazone zurück. Diese kleine Plaudertasche! Selbstverständlich scheint bei uns an Bord nicht 24 Stunden lang die Sonne. Das zu erwarten, wäre auch ein fataler Fehler. Wie viele Beziehungen und auch Projekte scheitern an völlig überzogenen Erwartungen? Wir sprechen Probleme an und versuchen sie zu lösen, bevor "Mikro zu Makro" wird. Wenn es mal dicke Luft gibt, "kracht" es eben hin und wieder - ein reinigendes Gewitter. Nicht mehr und nicht weniger und zum Glück auch nur ganz selten!

 

Auf dem Mittelaltermarkt gab es auch ein "Riesen-Schuh-Angebot":

 

Praktisch und hier zum ersten Mal gesehen - optimaler Zugang zum Motorraum:

 

Sonntag, 27.07.2014

So, jetzt melde ich mich nach Antje und der AMAZONE auch mal wieder zu Wort. Die beiden bekommen für ihre Beiträge immer tolles Feedback, und da werde ich ja schon etwas eifersüchtig. :-)

Wie soll das erst werden, nachdem der Link zu unserer Webseite in der Zeitschrift Yacht erschienen ist? Dazu haben wir folgende Email erhalten:

"Liebe Amazone-Crew,
haben Sie zunächst vielen Dank für die Kooperation in Sachen Sabbatical-Geschichte. Unser Autor Peter Sandmeyer hat da ein gewohnt starkes Stück geschrieben, das Thema ist auch auf dem Titel des Hefts.

Und zwar der Ausgabe Nr. 17, die am 6. August an den Kiosk und am Wochenende davor zu den Abonnenten kommt.

Ich wünsche Ihnen noch eine traumhafte Reise und stets die nötige Handbreit!

Mit freundlichem Gruß

Chefredaktion YACHT"

 

Jetzt aber wieder zum Titelthema: Internet & Co.

Nachdem ich gestern im Gegensatz zu Martin erfolglos vom Angeln von unserem Steg aus an Bord zurückgekommen bin, wollte ich noch ein bisschen mit meinem Smartphone im Internet surfen. Nur leider hat es weder mit WLAN über das WeBBoat noch über die mobilen Daten von Tchibo geklappt! - Ein toller Abschluss des Abends.  :-(

 

1. Problem mit der mobilen Datenverbindung

Nach dem Neustart des Smartphones wird die Tchibo-SIM-Karte zwar erkannt, aber der Zugangspunkt von o2 mit der APN  internet eingestellt. Eine Verbindung bekommt man aber nur über den Zugangspunkt Tchibo mit der APN webmobil1 und den entsprechenden weiteren Einstellungen.

Da zwischenzeitlich das Smartphone nach einer Akkuschwäche neu gestartet ist, mussten also nur mal wieder die kompletten Zugangsdaten neu eingegeben werden.

 

2. Problem mit dem WeBBoat von Glomex

In der Zwischenzeit haben wir eine Möglichkeit gefunden, das WeBBoat dazu zu bringen, Benutzernamen und Passwort eingeben zu können. Mit der Smartphone-App wird das WeBBoat mit dem WLAN des Hafens verbunden und neu gestartet. Danach findet das WeBBoat die Verbindung toll, nur sie funktioniert nicht. Als nächstes unterbrechen wir kurz die Stromzufuhr zum WeBBoat, damit es neu startet. Dann wird mit dem Laptop die Verbindung zum WeBBoat aufgebaut und der Browser gestartet. Erst mal wird dann gespannt abgewartet, ob und wann sich die Seite im Browser mit den auszufüllenden Zugangsdaten öffnet.

Hatte in der letzten Zeit immer toll geklappt, und ich dachte, gestern um Mitternacht wurde nur das Passwort geändert und daher gab es keine Verbindung mehr. Also heute Morgen zum Hafenmeister und nach dem aktuellen Passwort gefragt, das aber nicht geändert wurde. Also wieder den Laptop hochgefahren, Browser geöffnet, gewartet, alte Zugangsdaten erneut eingegeben und es ging wieder tadellos. So kann man sich auch beschäftigen. ;-)

Übrigens haben wir immer noch keine lokale Daten-SIM-Karte für das WeBBoat gekauft, da wir nicht wissen können, ob sie überhaupt erkannt wird. Wir hatten ja schon das Problem mit der niederländischen Vodaphone Daten-SIM.

Die obige Problematik haben wir natürlich mit der Bitte um Lösungsvorschläge am 21.06.14 an unseren Lieferanten, einem Spezialversand aus Bremen geschickt, und es folgte prompt am selben Abend die bis jetzt einzige Antwort:

"...Wir werden uns so schnell wie möglich um Ihr Anliegen kümmern..."

Die Firma wird jetzt einen Link zu diesem Beitrag bekommen, und ich werde weiter berichten wie es mit der Funktionalität des WeBBoat weitergeht.

 

3. Problem mit dem EzHotspot Extender

Auf unsere Email vom 21.06.14 folgte prompt am Sonntag, dem 22.06.14 folgende Antwort vom Lieferanten:

"Hallo am besten bei Win 8.1 alle Firewalls und Norton security (falls vorhanden) ausschalten, darauf achten das alle Ports freigegeben sind.

Win 8.1 ist grundsätzlich eine Katastrophe, besser ist immer noch win7, da win8 automatisch Blockaden setzt.

Der Ajax request erroer deutet auf einen langsamen hotspot hin, welche Wlanstandards sind dort freigegeben alle oder nur n?

Beim Seitenaufbau muss man dann sehr lange warten bevor man eine weitere Seite öffnen kann..."

 

Es stimmt, der Ajax request error lag an einem zu langsamen Netzwerk. Es stimmt auch die Aussage mit win7, da sich unser alter Laptop mit win 7 problemlos mit dem EzHotspot verbindet.

In der Zwischenzeit konnten wir allerding auch feststellen, dass sich unser neuer Laptop mit win8.1 auch problemlos direkt mit vielen Hafennetzwerken verbindet, ohne die Daten- und Virussicherheit aufs Spiel setzen zu müssen. Übrigens hatten ja auch schon PC-Spezialisten aus Harlingen vergeblich versucht, durch Abschalten der Firewalls und des Virusprogrammes eine Verbindung aufzubauen.

Ich wollte beim Versender eigentlich für die WLAN-Verbindung den Alfa R36 mit Antenne und Zubehör bestellen und habe ihm die Probleme mit dem WeBBoat und meinem Laptop mit win8.1 geschildert. Wieso hat er mir dieses Gerät stattdessen empfohlen, obwohl es bekanntermaßen mit win8.1 Probleme mit der Kompatibilität gibt?

Ich hoffe, dass es bald ein Firmware update gibt, damit der EzHotspot Extender auch mit unserem wini8.1 Laptop kompatibel ist. Die grundsätzliche Funktionalität und Reichweite ist bei diesem Gerät wesentlich höher als beim WeBBoat, und ich habe bereits eine Richtantenne gekauft, mit der die Reichweite noch weiter gesteigert werden kann. Auch hier werde ich weiter berichten.

 

Dieser Strand liegt näher, ist aber nichts für uns.

 

Heute waren wir wieder an "unserem" Strand und sogar für 65 Minuten inklusive Schwimmen. Der letzte Strandbesuch hat übrigens auch nur 50 Minuten gedauert, da hier von Antje andere Prioritäten gesetzt werden. Ich arbeite aber daran. ;-)

Sonntag, 27.07.2014

Die Amazone meldet sich wieder  zu Wort:

Habe ich nicht gesagt , da ist etwas ganz Großes im Gange? Und, habe ich recht gehabt?  Winterlagerhalle fällt für mich in diesem Jahr jedenfalls aus - repariert und geschraubt wird jetzt im Schweiße des Angesichts unter der Sonne Frankreichs und den Palmen Spaniens und wer weiß noch wo.

Das hier ist mein zweiter Frühling - mindestens -  und bis jetzt ist es der beste! Andere werden aufs Altenteil  geschoben, und ich - ich starte nochmal richtig durch.

Helgoland war der letzte bekannte Hafen, den wir angelaufen haben.  In Scheveningen hatten wir leider keinen so besonders guten Liegeplatz. Wir lagen im Päckchen und unser Nachbar hat dauernd Besuch bekommen, war das ein Kommen und Gehen - immer über mein Kajütsdach. Da hättet ihr die beiden mal erleben sollen, mehr oder weniger freundlich aber bestimmt haben sie die diversen Besucher immer wieder darum gebeten, doch bitte nicht über den Aufbau, sondern über mein Deck zu gehen.

In den anderen Häfen war aber alles okay, und meine Süßwasserdusche bekomme ich nach den Törns regelmäßig. Neulich gab es dann zur Abwechslung  eine Salzwasserdusche fürs Vorschiff, und zwar von innen! Unglaublich so etwas. Mensch Leute, wir sind hier doch nicht auf dem Werdersee! Da war ich zwar noch nicht, aber ich stelle mir vor, dass es da wesentlich kleinere Wellen gibt, als auf der Biskaya.  Ich vermute, dass die Luken in Zukunft auf See geschlossen bleiben. Die beiden haben jedenfalls gute Vorsätze, so wie ich es mitbekommen habe.

Wir haben also die Biskaya überquert, und bis auf den kleinen Zwischenfall war alles prima. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal so viel Wasser unter dem Kiel gehabt zu haben! Manchmal zählt jeder Zentimeter, und hier hatte ich mehr als verschwenderische  5.000 Meter zur Verfügung.

Geankert haben wir auch schon, macht sich gut der neue Anker. Obwohl es eigentlich keine richtige Bewährungsprobe war: geschützte Bucht und kaum Wellen. Mal sehen, wie es mit ihm klappt, wenn er wirklich gefordert wird. Hallo, du da vorne am Bug - ich zähl auf dich!

Es ist also alles soweit paletti. Wobei ihr aber bitte nicht glauben sollt, dass bei uns an Bord 24 Stunden lang die Sonne scheint! Ab und zu kracht es zwischen den beiden, das kann ich euch sagen. Neulich hat einer unserer zahlreichen neuen Bekannten gesagt: "An Bord zählt jedes Jahr Partnerschaft wie zwei Jahre an Land." Ihr kennt das ja wahrscheinlich: "In einer Ehe kämpft man zunächst um die Vorherrschaft, dann um die Gleichberechtigung und später ums nackte Überleben." :-) Fragt mich jetzt nicht, wer von den beiden gerade in welcher Phase steckt - das ist nämlich nicht eindeutig zu sagen. Aber eines ist ganz sicher: Wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen. Da kann ich mich auf die beiden verlassen.

Bei uns wird es jedenfalls nicht langweilig, und ich bin gespannt, was wir noch alles erleben werden!

Sonnabend, 26.07.2014

Etwa einen Fußmarsch von 30 bis 40 Minuten von unserem Liegeplatz entfernt gibt es einen Bootszubehörladen. Wir sind nicht auf der Suche nach etwas Bestimmtem, aber so haben wir ein Ziel und machen uns bei herrlichem Sonnenschein auf den Weg. Es ist ein Laden vergleichbar mit "Eisen Werner" in Bremen-Hemelingen, charmant. Auf dem Rückweg noch schnell zum Supermercado, dann einen Cappuccino genossen und zurück zur Amazone. Zum Kaffee und Kuchen waren wir mit Violeta und Martin an Bord der "Ganescha" verabredet.

Wir sind dann gerade von der "Ganescha" wieder bei uns an Bord, da kommt ein nettes Paar an unser Boot. Wir bitten die beiden an Bord, sie stellen sich als Dörte und Paul vor. Und schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Dörtes und meine Eltern sehr lange befreundet waren! Sie waren Vereinskameraden im Oberweser-Segel-Verein. Mal wieder stellen wir fest, wie klein die Welt doch ist. Es wird eine nette Unterhaltung - woher, wohin - und Erfahrungen werden ausgetauscht. Eine Einladung zu einem Gegenbesuch bekommen wir auch. Sie liegen mit ihrem Boot in einer anderen Marina hier in La Coruna und sind auch auf Langfahrt (www.man-suutje.blogspot.com).

Leider leben Dörtes und meine Eltern nicht mehr. Dörte und ich haben beim Abschied festgestellt, dass wir jetzt gerne unsere Mütter anrufen würden, um ihnen von unserer Begegnung zu erzählen.

 

Diese Beet wird täglich aktualisiert:

 

Freitag, 25.07.2014

Auch in Spanien scheint nicht an jedem Tag die Sonne. Heute ist es ziemlich bedeckt und der Wind heult in den Masten. Macht aber nichts, denn es gibt dies und das zu erledigen, und das geht bei moderaten Temperaturen sogar viel besser. Das Thema "große Wäsche" ist wieder auf der Tagesordnung und hat mich heute zeitlich einigermaßen ausgefüllt. In dieser großen, modernen Marina gibt es ca. 600 Liegeplätze, die aber nur zu höchstens zwei Drittel belegt sind. Es gibt aber nur drei Waschmaschinen und zwei Trockner, wobei die eine Waschmaschine eine etwas zweifelhafte Arbeitsauffassung hat - schon nach fünf Minuten Waschzeit ist für sie das Thema so ziemlich erledigt. Wir sind nicht die einzigen, der gerne saubere Wäsche haben wollen, also heißt es "hinten anstellen".

Auf den verschiedenen Fußmärschen zum kleinen Waschsalon quer durch die Marina lasse ich meinen Blick ein bisschen schweifen, und einige Dinge fallen mir auf: Hier liegen  große Yachten, deren Landstromkabel ist so dick wie ein Wasserschlauch. Eine andere Yacht hat am Heck die schwedische Flagge. Ist ja an sich nichts Merkwürdiges, aber unter der Saling flattert auch eine schwedische Flagge, die spanische ist nicht vorhanden. Schwedischer geht es wohl nicht. Dann geht es vorbei am Angel-Shop: Hier gibt es Kunststoff-Köderfische, die sind größer als die ausgewachsenen Makrelen, die wir in der Nordsee schon gefangen haben.

Gestern Abend waren Violeta und Martin von der Segelyacht "Ganescha"(www.ganescha.info) bei uns an Bord. Sie sind seit Mitte Juni ohne Zeitlimit auf großer Fahrt. Sie hatten Serrano-Schinken, Rotwein, Oliven und Brot dabei, und bei interessanten und lustigen Themen verging die Zeit rasend schnell, und es wurde spät.

Ingo hat sich heute sehr lange mit meinem neuen Handy beschäftigt. Mein geliebtes kleines Sony-Handy hatte "von sich aus" das Telefonverzeichnis "bereinigt" und taugt nur noch als Ersatz-Handy. Mit dem neuen Telefon kann ich sogar Selfies machen, wow! Gleich probiere ich mal aus, was es noch so alles kann.

 

Mit den riesigen Ködern aus dem Angel-Shop kann man wohl solche Fische fangen. Ich glaube wir kaufen die großen Köderfische nicht:

 

Donnerstag, 24.07.2014

Immer kam etwas dazwischen, aber heute soll es endlich klappen: Wir gehen zum Strand - vamos a la playa, wie die Spanierin und der Spanier sagen. Wie schön, dass die kleine Bucht mit dem Strand ganz in der Nähe des Herkulesturmes liegt, den wir uns gerne aus der Nähe ansehen wollen. Von See aus haben wir ihn schon gesehen, und so lässt es sich wunderbar verbinden. Erst ein bisschen Kultur und dann am Strand in der Sonne entspannen.

Der Torre de Hércules ist der einzige Leuchtturm aus der Antike, der noch heute in Betrieb ist. Er wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. von den Römern errichtet. Der Leuchtturm hat einen quadratischen Grundriss mit 11,40 m Seitenlänge, ist 59 m hoch und befindet sich in 120 m Höhe über dem Meeresspiegel. Im Jahre 2009 (auch n. Chr.) wurde der Turm zum UNESCO Welterbe erklärt.

Nachgemessen haben wir die Angaben nicht, sie stammen aus der Broschüre, die wir am Turm bekommen haben, aber der Turm ist wirklich beeindruckend.

Dann endlich an den Strand. Diese schöne kleine Bucht liegt ziemlich zentral. Auf Bremen übertragen so etwa beim Weserstadion. Sie  ist klein, sehr hübsch und Kollegen von David Hasselhoff und Pamela Anderson passen auf, dass kein Badegast verloren geht. Es gibt sogar Toiletten und eine Dusche  und das ganz Unglaubliche: Es wird keine Kurtaxe erhoben.

Jetzt noch schnell den Abwasch erledigen. Ingo beschäftigt sich derweil wieder mit den Polstern, die weiter in der Sonne trocknen. So lange unsere Missgeschicke in dieser Größenordnung bleiben, sind wir ganz zufrieden. Anderen Seglern soll ja so etwas Ähnliches auch schon passiert sein - aber Namen werden hier nicht genannt, versprochen!

 

 

 

Mittwoch, 23.07.2014

Gestern wurden zum ersten Mal bei der Anmeldung bei einem Hafenmeister unsere Reisepässe verlangt. D. h., Ingos Pass, mein Pass und Amazones "Reisepass" - der Internationale Bootsschein. Andere Länder, andere Sitten.

Es wartet viel Arbeit auf uns - selbstgemachtes Leid, zugegeben. Aber zunächst wollen wir doch in die Stadt und La Coruna ein bisschen kennenlernen. Eine schöne Stadt, lebendig, mit viel Charme.

Zurück an Bord gilt es, die Folgen unseres kleinen Salzwasser-Unglücks weiter zu beseitigen. Als erstes werden die Polster gründlich mit Süßwasser gespült - das Salz muss aus dem Stoff und dem Schaumstoff gespült werden. Als nächstes muss das Vorschiff erneut komplett ausgeräumt werden, alle dort verstauten Gegenstände werden abgewischt und getrocknet. Dann das Vorschiff auswischen und trocknen lassen und schließlich alles wieder einräumen. Die Polster trocknen derweil an Deck.

Hatte ich erst die Hoffnung, dass meine Kleidung in den Taschen trocken geblieben ist, so wurde ich doch enttäuscht. Fast der gesamte Inhalt muss gewaschen werden. Und auch die Taschen bekommen eine ordentliche Süßwasserspülung. Also mal wieder auf den Weg zu den Waschmaschinen und Trocknern machen. Gleich habe ich es geschafft - alles ist wieder sauber und ordentlich in den Taschen verstaut.  

Ingo beschäftigt sich außerdem noch mit unserer Positionslaterne im Bugkorb. Seit kurzem leuchtete sie nicht mehr. Wir haben noch eine Dreifarbenlaterne im Masttopp, so dass der Ausfall nicht so schlimm war. Aber sie muss in Stand gesetzt werden. Werkzeug herauskramen und auf Fehlersuche gehen. Es stellte sich dann heraus, dass es einen Kabelbruch gegeben hat.  Jetzt ist wieder alles in Ordnung - sie leuchtet wieder!

So geht dieser arbeitsreiche Tag allmählich zu Ende. Aber morgen, morgen gehen wir zum Strand, ganz bestimmt!

 

Drei Taucher auf einem Foto:

 

 

In der Innenstadt gab es einen großen Mittelaltermarkt:

 

Reiterspiele gehörten auch dazu:

 

 

Blick über die Marina La Coruna. Links im Bild das markante Gebäude der Hafenbehörde:

 

Unter der Sonne Spaniens reifen nicht nur Orangen, sondern trocknen jetzt auch die Polster.

Dienstag, 22.07.2014

Der neue Anker hat seine Sache gut gemacht - heute Morgen lag die Amazone noch genau dort, wo sie gestern Abend zur Ruhe gekommen ist. Wir haben geschlafen wie die Murmeltiere, dann ausgiebig gefrühstückt und gegen 11.30 Uhr ging es Anker auf und hinaus aus der geschützten Bucht.

Es weht ein schöner Wind mit 3 bis 5 Beaufort, wie vorausgesagt aus östlicher Richtung. Mit Großsegel und Genua geht es los, dann setzt Ingo den Gennaker. Als der Wind dann zunimmt, verschwindet der Gennaker im Segelsack und die Genua wird wieder ausgerollt. Später lässt der Wind dann nach, und wer muss es richten? Der Volvo.

Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die Marina Coruna. Hier haben wir die Qual der Wahl - es sind so viele Plätze frei. Da entdecken wir ein Boot mit deutscher Flagge. Die dazugehörige Crew hat uns auch entdeckt  und hilft uns beim Anlegen. Es sind Violeta und Martin, sie sind seit einer Woche hier und versorgen uns mit den ersten Informationen über die Marina. Martin stellt fest, dass wir ganz entspannt aussehen. Ist das schön, so nett empfangen zu werden!

Das Liegegeld kostet hier 32,66 Euro, Trinkwasser, Landstrom und Duschen inklusive. Als erste bekommt die Amazone ihre Süßwasserdusche. Dann sind wir dran. Sehr noble Sanitäranlagen! Marmor und riesige quadratische Brausen, aus denen ordentlich Wasser kommt. Ist das herrlich! "Froh zu sein, bedarf es wenig - und wer froh ist, ist ein König." Wir sind froh!

Morgen unternehmen wir einen Stadtspaziergang, Fotos gibt es dann auch!

Sonnabend, 19.07. bis Montag, 21.07.2014

 

Am Sonnabend hat um 7.00 Uhr der Wecker geklingelt, weil wir vor unserem Biskaya-Törn noch einiges zu erledigen hatten. Als erstes noch ein letztes Mal die Peepshow im Duschraum erleben. Fiel aber leider aus, weil Ingo und ich alleine im Duschraum waren. Dann frühstücken und kurz nach acht Uhr die Wind- und Wettervorhersage auf den Rechner laden und auswerten. Sieht nicht schlecht aus: zunächst nur schwacher Wind von vorne, in der ersten Nacht soll er drehen auf Nordwest, 4 bis 5 zunehmend. An den weiteren Tagen und Nächten soll der Wind mal mehr, mal weniger aus Nordwest und Ost wehen. Wir segeln Süd-Südwest-Kurs (207 Grad), so dass die vorhergesagten Winde aus diesen verschiedenen Richtungen in den vorhergesagten Stärken  von 1 bis 6  - also keine 7 mehr - für uns annehmbar sind. Besser bekommen wir es wohl hier nicht.

Um 10.15 Uhr verlassen wir bei herrlichem Sonnenschein und wenig Wind unseren letzten französischen Hafen Camaret. Ziel ist Cedeira in Spanien, dort ist eine geschützte Ankerbucht nordöstlich von La Coruna. Nach drei Tagen und zwei Nächten auf See wollen wir dort ausschlafen und am Tag darauf nach La Coruna segeln.

Quel malheur!

Es ging dann unter Maschine los. Sonnenschein, relativ ruhiges Wasser. Ingo hat die Angel ausgepackt und versucht sein Glück damit, ich habe den Abwasch erledigt. Das reinste Idyll - aber das dicke Ende kam alsbald: Entgegen jeder Regel und Vernunft, hatte ich kurz nach dem Verlassen des Hafens die Luken im Salon und Vorschiff geöffnet. Frische Luft sollte ins Boot kommen. Gegen 13.30 Uhr hatten wir die Landspitze Pointe du Raz erreicht, und der Seegang wurde rauer. Wir sind mit acht Knoten über Grund unterwegs, als sich vor uns wie aus dem Nichts eine Art Brandungswelle erhebt. Ingo nimmt sie im letzten Moment wahr, und dann fallen ihm die offenstehenden Luken ein! Aber es ist zu spät: durch die große Luke im Vorschiff ergießt sich unser ganz persönlicher Niagarafall.

Ich kann es nicht fassen, blicke wie erstarrt auf diesen Schwall von gefühlten 348 Liter reinen Atlantikwassers. Dumm gelaufen. Die See verzeiht keine Fehler, und es war ein Fehler, die Luken auf See zu öffnen. Es brach dann hektische Betriebsamkeit an Bord aus. Das Vorschiff musste komplett ausgeräumt und die Bilge trockengelegt werden. Gemeinsam gingen wir die Schadensbegrenzung an und bekamen das Ganze ganz gut in den Griff. Im Salon und im Cockpit herrschte ein unglaubliches Durcheinander. Zum Glück war es warm, die Sonne schien, die Polster konnten im Cockpit getrocknet werden, und einiges wurde an der Reling aufgehängt.

Und so kam es, dass die stolze Amazone die ersten Meilen ihrer Biskaya-Überquerung als fahrender Wäscheständer zurücklegen musste. Wie peinlich ist das denn? Der Papp-Admiral steht hoch und trocken im Schrank und schaut noch spöttischer als sonst in die Runde. Ich bin mir sicher, dass er den Kopf geschüttelt hätte, wenn er denn gekonnt hätte.

Die erste Nacht verlief ganz ruhig. Unter Großsegel und Unterstützung durch den Volvo fahren wir bei schwachem südlichen Wind durch die Nacht. Nur ein einziger Segler kommt uns entgegen, sonst gibt es keine weiteren Kontakte. Irgendwann nach Mitternacht besuchen uns Delphine und tauchen leider bald wieder ab. Der Sternenhimmel ist beeindruckend, die Atlantikdünung langgezogen und sanft.

Gegen 1 Uhr kommen wir allmählich zum Festlandsockel. Hier fällt die Wassertiefe von 100 Meter auf über 5.000 Meter ab.  5.000 Meter - dass sind ungefähr 50.000 Handbreit Wasser unter dem Kiel. Schwindelerregende Zahlen und auch ein bisschen gruselig, wie ich finde.

 

Sonntag, 20.07.2014

Endlich erscheint der vorhergesagte Nordwestwind mit 3 bis 5 Beaufort. Mit Großsegel und Genua ist es herrliches Segeln. Die Polster trocknen weiter in der Sonne im Cockpit. Die Amazone, dieser kleine Hochseevogel, sieht mit den Gerätschaften (Windgenerator, Windfahnensteuerung, Solarpaneel) nicht nur aus wie ein Hochseevogel, jetzt ist sie wirklich einer. Auch die zweite Nacht verläuft ruhig. Die Sterne weisen uns den Weg, der Volvo ruht sich aus, und die Amazone zieht mit 6 bis 7 Knoten mit Großsegel und Genua auf ihrem Halbwindkurs über die Biskaya, alles ist gut.

 

Montag, 21.07.2014

Wir sind jetzt den dritten Tag auf See, und die Bordroutine kehrt ein. Bei östlichen Winden von 3 bis 6 Beaufort kommen wir gut voran. Am Nachmittag kommt dann Land in Sicht - es sind die Berge der spanischen Küste.  Ingo versucht dann nochmal sein Anglerglück. Plötzlich kommt Unruhe auf - die Angel biegt sich enorm, ein großer Fisch muss angebissen haben! Beim Einholen der Angelschnur stellen wir dann enttäuscht fest, dass Ingo leider nur eine Plastikfolie aufgefischt hat. Schade. Die Folie stopfen wir zu dem anderen Plastikmüll, der sich hier an Bord angesammelt hat.

Gegen 20.30 Uhr ist es dann soweit: Wir laufen in die Ankerbucht von Cedeira ein. Bei östlichem Wind von 6 Beaufort rollen wir die Genua ein und suchen uns einen Ankerplatz. Die Bucht ist sehr geschützt, einige Boote dümpeln hier schon. Sie kommen aus England, Belgien, Frankreich, Schweden, und jetzt kommt mit der Amazone ein deutsches hinzu. Der (neue) Anker fällt bei 3,30 Meter Wassertiefe und hält sofort.

Schnell ein Fertiggericht heiß gemacht (ihr glaubt gar nicht, wie lecker Ravioli sein können!) und mit dem Teller in der Hand im Cockpit den Sonnenuntergang genießen - die erste wirkliche Herausforderung auf dieser Reise haben wir gemeistert. Für den 320 Seemeilen langen Törn haben wir 58 Stunden gebraucht. Die Hälfte der Strecke konnten wir prima segeln, die andere Hälfte haben wir mit Großsegel und freundlicher Unterstützung unseres Volvos zurückgelegt. Der Volvo fragt sich wahrscheinlich schon, wer eigentlich die Idee zu dieser Reise hatte!

 

Da war die Welt noch in Ordnung: kurz nach dem Verlassen des Hafens von Camaret:

 

Sonnenuntergang des ersten Seetages:

 

Udo Jürgens hatte recht: Immer, immer wieder geht die Sonne auf:

 

Sonnenuntergang - der zweite Tag auf See geht zur Neige:

 

 

Sonnenaufgang - der dritte Tag auf See bricht an:

 

 

Es ist an der Zeit, die fünfte Gastlandflagge auf dieser Reise zu setzen:

 

Land in Sicht! Die Küste Spaniens:

 

Im Hintergrund die Einfahrt zur Ankerbucht Cedeira. Bis nach La Coruna wären es noch 27 Seemeilen. Wie biegen hier ab und segeln morgen weiter.

 

 

Hier fällt am Montag Abend der Anker:

 

 

Auch in dieser Ankerbucht geht irgendwann die Sonne unter:

 

Freitag, 18.07.2014

Haben wir noch Zeit zum Glücklichsein, wenn wir so oft damit beschäftigt sind, es zu dokumentieren? Die Antwort lautet eindeutig: JA! Und wir werden es auch dokumentieren, wenn wir nicht so glücklich sind - was aber hoffentlich noch Zeit hat.

Die Vogel-Quizfrage ist mit Eurer Unterstützung gelöst! Dass es sich um eine Reiher-Art handeln könnte, zu der dieser relativ kleine Geselle gehört, hatten wir schon vermutet. Es handelt sich um einen Seidenreiher, wissenschaftlicher Name Egretta garzetta. Er ist wesentlich kleiner als die Grau- und Silberreiher. Typisch für einen Seidenreiher sind u. a. seine gelben Füße, die er uns netterweise auf dem Foto gerade zeigt. Der Vogel rangiert hier im Hafen übrigens auf der Hitliste der beliebtesten Fotomotive auf Platz 3.  

 

 

Stehpaddeln möchte ich unbedingt ausprobieren - aber erst, wenn wir in wärmeren Gefilden angekommen sind:

 

Strahlend blau war gestern, heute ist es bedeckt. Gerade haben wir die aktuelle Wind- und Wettervorhersage für die Biskaya für die nächsten Tage auf den Rechner bekommen und ausgewertet. Im Moment sieht es so aus, dass wir morgen Vormittag zu unserem Törn über die Biskaya starten können. Wenn es dann losgehen kann, werden wir uns an dieser Stelle voraussichtlich frühestens am Dienstag wieder melden können. Auch unsere Position über AIS wird nicht ständig zu verfolgen sein, da wir weiter als 30 Seemeilen von der Küste entfernt sind. Olé!

 

Donnerstag, 17.07.2014

Gestern hat sich Ingo im kleinen Friseursalon hier am Hafen die Haare schneiden lassen. Im letzten Jahr im Norwegenurlaub sollte ein Schnitt sage und schreibe 54 Euro kosten. Zum Glück hatten wir dann noch einen anderen, nicht so mondänen Salon gefunden, in dem es dann "nur" 32 Euro gekostet hat. Immerhin gab es einen Cappuccino dazu. Hier soll der Schnitt 13,50 Euro kosten, mit waschen 15 Euro. Oh, ein Schnäppchen! Prima Frisur zum vernünftigen Preis bekommen. Aber ich werde meinem Frisuer treu bleiben! Bei meinem letzten Besuch bei ihm im Mai, haben wir überlegt, dass meine Haare in 15 Monaten ca. 20 Zentimeter wachsen werden. Da kann er aus dem Vollen schöpfen, wenn ich ihn dann wieder besuche!

Zu unserer Quizfrage wegen des eleganten weißen Vogels hat es leider noch keine Rückmeldung gegeben. Kann uns denn niemand aufklären?

Wenn eine deutschsprachige Tageszeitung zu haben ist, kaufen wir uns eine. Hier bekommen wir die Zeit und die Süddeutsche Zeitung. Das älteste Exemplar einer Zeit in dem Laden ist vom 10.07.14, da nehmen wir lieber die Süddeutsche vom 15.07.14! Unter der Überschrift "Genetik im Kuhstall" heißt es "Die stetige Optimierung industrieller Linien führt zum Verschwinden alter Rassen" - ließe sich auf den Bootsbau übertragen - aber der Hanseat lebt!

Gleich bekommen wir die neuesten Wetterdaten auf den Rechner. Mal sehen, wie sich die Lage entwickelt hat.

 

So ein Bimini ist sehr praktisch: Beim Segeln spendet es Schatten, im Hafen kann ich auch sehr schön Wäsche darunter trocknen, obwohl es regnet:

 

Dieser Renault 4 parkt hier am Hafen - sieht aus, wie aus dem Ei gepellt:

 

Jetzt noch ein Nachtrag zu unserer gestrigen Klippenwanderung. In der Normandie, auf Guernsey und hier in der Bretagne sind an den Küsten die deutschen Hinterlassenschaften aus dem zweiten Weltkrieg allgegenwärtig. Sie gehörten zum Atlantikwall. Dieser war eine 2685 Kilometer lange Linie von befestigten Stellungen entlang der Küsten des Atlantiks, des Ärmelkanals und der Nordsee. Die deutschen Besatzer haben sie in den Ländern Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Norwegen, den britischen Kanalinseln und im Deutschen Reich in den Jahren 1942 bis 1944 geplant und teilweise erbaut. Mit dem Atlantikwall wollten die Deutschen diese Gebiete vor einer alliierten Invasion schützen.

Etwas außerhalb von Camaret befindet sich ein kleines Museum zu dieser Thematik:

 

Mittwoch, 16.07.2014

Eigentlich gut, dass die Wind- und Wettervorhersage so ungünstig ist, dass uns schon vor dem Blick aus dem Cockpit klar war, dass wir noch nicht lossegeln können. Dichter Nebel hüllt den Hafen ein, da wäre ans Ablegen nicht zu denken gewesen - frei nach dem Motto: Irgendwas ist ja immer!

Wir haben uns dann auf den Weg zu einer ausgedehnten Klippenwanderung gemacht. Das ist ein Vorteil, wenn wir länger an einem Ort bleiben: Wir lernen etwas von der Umgebung kennen und nicht nur die Steganlage, die Duschen, Waschmaschinen und den Supermarkt! Es gilt, aus der "Not" eine Tugend zu machen und das Positive darin zu sehen. Nach unserer Wanderung hat sich Ingo wieder der Amazone gewidmet. Ja, so ist das - es gibt zwei Frauen im Leben eines Skippers. Aber mit dieser Nebenbuhlerin kann ich sehr gut leben!

 

 Wie Sie sehen, sehen Sie nichts:

 

Bitte mitdenken und nicht jedem Schild folgen! Diese Umleitung ist nicht zu empfehlen.

 

Diese Pökse freuen sich auf einen Ausflug ins Watt. Gerade laufen gelernt und schon mit Kescher und Eimer auf der Jagd:

 

Na, ist das ein Ausblick? Man beachte die Farbe des Wassers. Weit kann es doch bis zur Karibik gar nicht mehr sein, oder? Außerdem ist hier ein Handtuch zur Reservierung einer Liege völlig überflüssig.

 

Zurück im Ort - bretonischer Charme:

 

Erst die Kür, dann die Pflicht: Auch die Winschen müssen gewartet werden. Macht bei Sonnenschein und in kurzer Hose offensichtlich mehr Spaß, als bei Minusgraden in der Winterlagerhalle!

 

 

Dienstag, 15.07.2014

Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel. Und was machen wir heute, gehen wir zum Strand? Nein! Der heutige Tag ist der Amazone, bzw. der Sicherheit an Bord gewidmet. Vor unserer Abreise sind wir leider nicht mehr dazu gekommen, an der Spritzkappe eine Verstärkung und einen extra Bügel anzuschrauben. Alles Notwendige für den Anbau haben wir dabei - Bügel, Schrauben, Edelstahlrohr, Buchsen und das erforderliche Werkzeug. Die Montage ist sehr aufwendig, weil der Bügel und die Verstärkung an das Gestänge der Spritzkappe angepasst werden müssen. Ingo hat sich einige Gedanken gemacht, wie es am besten gehen könnte. Nach einigen Stunden Anpassen, Bohren, Sägen, Abdichten und Anschrauben sitzt alles, wie und wo es sein soll. Wenn jetzt jemand das Cockpit verlassen muss, findet er oder sie an diesem zusätzlichen Griff Halt beim Gang auf das Vorschiff.

Wenn das Werkzeug schon mal ausgepackt ist, kann Ingo auch gleich die zusätzlichen Augbolzen im Cockpit montieren, an denen wir uns auf See mit den Lifelines einklinken können. 

Helfen kann ich bei all dem nur wenig - es hilft schon sehr, wenn ich nicht im Weg sitze oder stehe. Also habe ich dem hiesigen Supermarkt einen Besuch abgestattet und einige frische Lebensmittel eingekauft und auch etwas Leckeres gekocht. So geht jeder seinem Vergnügen nach!

Wind und Wetter führen Regie - mal sehen, ob wir morgen zu unserem Törn über die Biskaya starten können, aber im Moment sieht es nicht danach aus. Vor uns liegen ca. 320 Seemeilen, wir werden also ungefähr drei Tage (und Nächte) nonstop unterwegs sein. Zurzeit sind für den Zeitraum 1 - 7 Windstärken aus allen Richtungen vorhergesagt.

Wie viel Zeit verbringt der Mensch im Laufe seines Lebens mit Warten? Warten auf einen heiß ersehnten Brief; warten, dass der Zahnarzt die Schmerzen lindert; warten auf die Kinder, die längst zu Hause sein wollten oder am frühen Morgen bei Dunkelheit und Kälte auf den Bus warten und und und. Da warten wir doch gerne bei Sonnenschein in diesem schönen Hafen auf ein gutes Wetterfenster für einen sicheren Törn!

 

Erstmal das Werkzeug hervorkramen, das "Operationsfeld" freilegen und Antje zum Einkaufen schicken:

 

Das Rohr zur Verstärkung ist montiert und gibt dem Spritzkappengestänge mehr Stabilität:

 

Stunden und einige Schweißperlen später ist der Haltebügel montiert:

 

Ab in den Keller, um die Muttern festzuschrauben, damit im Erdgeschoss alles hält:

 

Zu guter letzt sind auch die Augbolzen für die Lifelines fertig montiert:

Montag, 14.07.2014

Wenn zukünftig die Rede vom Finale der Fußballweltmeisterschaft 2014 sein wird, werden wir das immer mit einem super schönen Abend in Frankreich verbinden - ausgerechnet Frankreich - haben die Deutschen die Franzosen doch aus dem Turnier gekickt. Aber nein, sie sind gute Verlierer! Heute morgen hat unser französischer Bootsnachbar uns ganz herzlich gratuliert. Aber der Reihe nach: Wir haben gestern das Spiel hier in einer Kneipe direkt an der Hafenpromenade gesehen. Es war rappelvoll, außer uns waren nur wenige Deutsche dabei. Die Stimmung war ausgelassen, und die Franzosen haben sich sehr sportlich verhalten. Als dann endlich das erlösende Tor fiel, haben sie sich mit uns gefreut. Ingo hat mit unserem mitgebrachten Nebelhorn ordentlich Radau gemacht!

Zeitgleich mit der Verlängerung des Spiels, gab es hier ein 15 minütiges, großes Feuerwerk. Soweit ging die Sympathie der Franzosen mit uns Deutschen nun aber doch nicht - das Feuerwerk hatte natürlich nichts mit dem Endspiel zu tun. Heute ist der französische Nationalfeiertag. Es wird an diesem Tag an den Sturm auf die Bastille am 14.07.1789 erinnert. Er ist aber auch ein beliebtes Volksfest mit allem was dazu gehört und wird traditionell von der Feuerwehr ausgerichtet. In manchen Städten findet dieses Fest in der Nacht zum 14.07. statt - und Camaret gehört zu diesen Städten. So gab es auch einen großen Laternenumzug, angeführt von mindestens zehn Dudelsackspielern.

Weltmeister werden macht hungrig - und so sind wir nach dem Spiel zum Festplatz spaziert und haben uns mit Pommes und Würstschen gestärkt. Bedient wurden wir - siehe oben - von einer Feuerwehrfrau. Es war eine Bühne aufgebaut worden, auf der eine zwölfköpfige Band aufgetreten ist. Sie haben richtig gute Musik gemacht, getanzt und eine tolle Show geboten. Wir haben dann auf der Amazone noch "entre nous" auf die Fußballweltmeisterschaft angestoßen und von dort die Musik genossen. Aus der Ferne war auch noch ein versprengter Dudelsackspieler zu hören - gegen die Bässe der großen Band hatte er allerdings wenig Chancen.

Heute Morgen hieß es dann Günter zu verabschieden. Wir freuen uns für ihn, dass er nun bald Amrum und Helgoland anläuft, wo er schon so lange nicht mehr war. Die Leinen loswerfen, nochmal hinüberrufen, dass wir eine gute Reise wünschen, winken. Dann fährt er aus dem Hafen, und wir werden ihn wohl nie mehr wiedersehen. Wir haben ihn hier nur kurz kennengelernt, trotzdem ist die Stimmung für einen Moment merkwürdig.

 

Hier an der Promenade gibt es die verschiedensten Geschäfte und Lokale. Dieser junge Mann beschäftigt sich unverkennbar mit Meeresdelikatessen:

 

Quizfrage: Wer kennt diesen hübschen Vogel? Wir haben ihn heute hier am Hafen gesehen.

 

Auch das ist Camaret. Fünf Minuten Fußweg vom Boot entfernt - eine schöne Bucht:

 

Dieses Schiff rangiert bei den Fotografen auf Platz 2 (gleich nach den Wracks, die unangefochten den 1. Platz belegen):

 

Aber nicht nur für die Fotografen ist es ein schönes Motiv. Auch diese Künstlerin findet anscheinend Gefallen an dem Schiff:

 

Diese Segelyacht hatte ich schon bei Niedrigwasser fotografiert. So sieht das Ganze dann bei Hochwasser aus. Wegen des heutigen Feiertages hat sie sich hübsch gemacht, äh, über die Toppen geflaggt, wie der Fachmann sagt:

Sonntag, 13.07.2014

Gerade kommen wir  von Günter zurück. Bei einem richtig guten Becher Kaffee hat er uns sein Schiff gezeigt, und wir haben weitere nützliche Tipps bekommen und unsere Erfahrungen ausgetauscht. Gleich wollen wir bei einem Cappuccino in einer der zahlreichen Brasserien das schöne Wetter genießen und uns die Zeit bis zum Anpfiff des Finales der Fußball WM vertreiben. Das Spiel schauen wir heute Abend gemeinsam mit Günter in einer der Kneipen hier am Hafen. Wir sind gespannt und freuen uns schon!

 

Diese einst stolzen Schiffe taugen jetzt nur noch als begehrtes Fotomotiv. Sieben solcher Wracks liegen hier im Hafen. Im Stadtplan ist der Bereich tatsächlich als Schiffsfriedhof ausgewiesen:

Sonnabend, 12.07.2014

Heute Morgen  wurde eine Box frei und wir haben schnell wie die Wiesel verholt. Danach war mal wieder ein Großeinkauf fällig. Ihr kennt das ja schon - Wägelchen vom Hafenmeister holen, loszuckeln usw. Allerdings war es kein Wägelchen, sondern nur eine Sackkarre. Damit haben wir die Getränke transportiert, alles andere mit dem Einkaufswagen des Supermarktes.  Es war dann gerade Niedrigwasser, als wir zum Anleger zurückkamen. Unmöglich, mit dem Einkaufswagen die lange und sehr schräge Brücke zur Anlage hinunterzueiern. Also Klappkiste aus dem Boot holen, Leinentaschen vollstopfen, den Rest unter den Arm klemmen und ab zur Amazone. An Bord alles verstauen und dann den Einkaufswagen zurückbringen.

Danach hat Ingo wieder den Motor gewartet (Filter und Öl wechseln etc.). Dies ist wohl unser letzter Hafen vor der Überquerung der Biskaya, da muss alles in Ordnung sein. Wir warten hier auf ein günstiges Wetterfenster, um dieses berüchtigte Seegebiet bei möglichst guten Bedingungen zu meistern.

Jawohl, dieser Hafen hat Flair. Auf einem der Nachbarboote wird Akkordeon gespielt und singen kann der Musiker auch noch. Ein schönes, etwas melancholisches Lied hat er angestimmt. Es war überhaupt wieder ein schöner Abend. Wir haben heute Günter kennengelernt. Er segelt seit drei Jahren allein mit seiner Segelyacht durchs Mittelmeer. Jetzt ist er auf dem Rückweg nach Norddeutschland und freut sich auf Amrum und Helgoland. Er war bei uns an Bord und konnte uns viele Tipps bezüglich spanischer und portugiesischer Häfen geben.

Blick über den Hafen. Im Vordergrund die Brücke zum Steg:

Hier sind sogar die Pointen ausgeschildert!

Nochmal ein Blick über den Hafen Port Notic:

Freitag, 11.07.2014

Heute klingelte um 5.45 Uhr der Wecker, weil wir uns überlegt hatten, von Roscoff zu dem Hafen mit dem komisch klingenden Namen L'Aber Wrac'h (sprich Laberwrack) zu segeln. Die Wind- und Wettervorhersage war einigermaßen günstig. D. h. , sonnig, wenig Wind und diesen nicht direkt auf die Nase. Live bedeutete es: sonnig, sehr wenig Wind und viel Arbeit für den Volvo. Trotzdem haben wir dann unterwegs unseren Plan geändert und sind direkt nach Camaret Sur Mer gesegelt bzw. gefahren. Klingt auch viel besser als Laberwrack. Wir waren ziemlich genau 12 Stunden unterwegs und haben knapp 67 Seemeilen zurückgelegt.

Wir haben jetzt den Englischen Kanal hinter uns gelassen und den Nordatlantik erreicht. Waltraud und WoIfgang  hatten uns in Guernsey den Tipp gegeben, Camaret anzulaufen. Danke! Wirklich eine gute Empfehlung. Im Hafen Camaret Sur Mer gibt es zwei Marinas, in denen Besucher festmachen dürfen. Im ersten, Port Vauban, gibt es Stege, an denen längsseits festgemacht wird. Hier war schon alles ziemlich voll. Außerdem liegt er etwas außerhalb, und wir hatten von vornherein geplant, im Port du Notic, direkt in der Stadt, festzumachen. Dort liegt man entweder in einer der wenigen Boxen oder längsseits im Päckchen.

Der sehr hilfsbereite Hafenmeister kam uns schon im Schlauchboot  entgegen. Leider konnte er uns keine Hoffnung auf einen Boxenplatz machen - alles belegt. Nur im Päckchen geht noch was. Da kann man nichts machen, also erstmal längsseits gehen.

Die großen, modernen Marinas sind oft seelenlose Bootsparkplätze mit allem Komfort, aber leider ohne Atmosphäre. Hier ist es anders. Jede Menge Flair, aber leider nur ca. 10 Boxenplätze für Gäste. Das tägliche Liegegeld kostet hier 24,64 Euro, einschließlich Trinkwasser und Landstrom, duschen kostet extra, pro Durchgang 2 Euro. Für diese 2 Euro kann ich hier nicht nur duschen, sondern den Männern beim Rasieren zusehen, da Männlein und Weiblein hier gemeinsam einen Duschraum nutzen. Manchmal kommt sogar ein Flitzer vorbei, um eine weitere Duschmarke aus dem Automaten zu ziehen! Das war es mir wert...

 

Eine winzig kleine Vorahnung auf die kommende Atlantikdünung:

 

Diese Segelyacht steht angelehnt an der Kaimauer. Ziemlich praktisch für Unterwasserarbeiten.

Donnerstag, 10.07.2014

Nachdem wir gestern einigermaßen fleißig waren, sollte es heute ruhiger zugehen. Erst am späten Nachmittag konnten wir uns zu einem Spaziergang aufraffen, und wir wollten auch frische Lebensmittel einkaufen. Die Dame aus dem Hafenmeisterbüro hatte im Stadtplan zwei Kringel vermerkt - die Supermärkte. Gleich am Hafen trafen wir Katja und Dietmar, die mit ihrer "Summer" gestern hier angekommen sind und auch einkaufen wollten. Also taten wir uns zusammen und stellten dann gemeinsam nach einem längeren Fußmarsch fest, dass der 1. Supermarkt-Kringel leider ein Flop ist: der Markt ist geschlossen, da das Dach repariert werden muss. Dann auf zum nächsten Kringel, diesmal direkt im Ort: zunächst sind wir glatt dran vorbeigelaufen. Es war ein kleiner, netter, ganz gut sortierter Kaufmannsladen. Mit den Einkäufen haben wir dann noch einen Abstecher zum alten Hafen gemacht und sind dann zu den Booten zurückmarschiert.

Gleich noch die aktuelle Wind- und Wettervorhersage einholen. Vielleicht geht es morgen schon weiter, vielleicht auch nicht.

Das Zentrum von Roscoff:

Hübsches Schild an einer Creperie - huch, von hinten fotografiert, gibt's die beiden auch von vorne?

Ja, gibt es - voilà:

Attraktion am Hafen: Ein Kutter, der Taschenkrebse gefangen hat, wird entladen.

Mittwoch, 09.07.2014

Ausschlafen, dem Hafenmeister einen Besuch abstatten, Duschen und in aller Ruhe frühstücken, das ist doch ein ganz netter Beginn. Für uns gilt seit gestern wieder die mitteleuropäische Sommerzeit. Wir haben die eine Stunde, die wir auf Guernsey geschenkt bekommen haben, zurückgegeben. Das tägliche Liegegeld kostet für die Amazone 28 Euro (Strom, Trinkwasser und Duschen inklusive). Die Bloscon Marina ist erst 2013 fertiggestellt worden. Die Doppelboxen sind sehr breit, die Stege und Ausleger großzügig bemessen. Über 600 Liegeplätze gibt es hier.

Nach dem Frühstück bekommt dann auch die Amazone eine Süßwasserdusche, und Ingo hatte noch das eine und andere zu werkeln. Anschließend machen wir einen Spaziergang in den nahegelegenen Ort. Auf dem Rückweg entdecken wir zufällig in einem der schönen Gebäude auf dem Marinagelände den Raum mit den Waschmaschinen und Trocknern. Der Anblick löst bei mir regelmäßig den Impuls aus, mich sofort mit der Wäsche beschäftigen zu müssen. Tut mir leid - mit dem Skipper in der Sonne im Cockpit faulenzen muss verschoben werden! Gemeinsam geben wir meinem Impuls nach - und haben jetzt Ruhe bis zum nächsten Mal!

 

Blick über die Bloscon Marina in Roscoff:

Dienstag, 08.07.2014

Die Nacht verlief ganz ruhig, kein Wind, und die Amazone und das Nachbarboot haben sich nicht in die Haare gekriegt. Ob das auch für die anderen Boote hier gilt, wissen wir nicht.

Um 7.30 Uhr verlassen wir die Bucht und setzen kurze Zeit später das Großsegel und rollen auch die Genua ganz aus. Die Sonne scheint, und es weht ein laues Lüftchen aus West. Kurz nach acht Uhr haben wir dann die aktuelle Wind- und Wettervorhersage nochmals eingeholt. Es soll dabei bleiben, West bis Nordwest  4, norddrehend, in Böen 5 - 6. Also sollte der Wind im Laufe des Tages für uns günstiger kommen.

Der Wind nahm dann auch zu, und drehte - aber leider südlicher. Gegen 12 Uhr haben wir die Genua eingerollt, und Ingo hat das Kutterstag angeschlagen und die kleine Genua (27 Quadratmeter) gesetzt. Im Laufe des Tages nahm der Wind weiter zu, drehen wollte er allerdings nicht. Es wurde uns dann klar, dass es heute mit dem Ziel Camaret nichts wird. Also mal wieder eine Planänderung. Ziel wird jetzt Roscoff sein. Laut Plotter werden wir um 23 Uhr dort sein. Inzwischen hörten wir über Funk die ersten Windwarnungen der verschiedenen Coast Guards. Wir mussten dann einen Kreuzschlag machen, um wieder auf den richtigen Kurs zu kommen. Inzwischen hatte der Wind weiter zugelegt, dunkle Wolken ließen nichts Gutes ahnen - also auch das Großsegel verkleinern.  Mit einem Reff und dem kleineren Vorsegel  hatten wir immer noch 7 Knoten durchs Wasser auf der Logge.

Die dunklen Wolken brachten zwar keinen Regen, aber heftige Böen. Was für ein Finale kurz vor dem Hafen. Hei, wie das Wasser in Lee über das Deck rauscht, um die Relingsstützen schießt und gurgelnd in den Speigatten verschwindet! Die Amazone scheint ganz in ihrem Element zu sein. Welle für Welle nimmt sie brav, ohne Murren und Knurren. Der Papp-Admiral steht derweil kerzengerade im Schrank und guckt sich das ganze aus sicherer Entfernung an.

Heute hatten alle ihren Spaß: Ingo und ich, weil wir segeln konnten und nicht nur den Mast spazieren fuhren; die Amazone, weil sie zeigen konnte, was in ihr steckt und der Volvo, weil er (fast) nichts tun musste!

Um 22.30 Uhr erreichten wir nach 87 Seemeilen den Vorhafen der Marina Roscoff, nahmen die Segel herunter und machten die Amazone zum Anlegen klar. Hier sind viele Boxen frei, alles kein Problem. Allmählich war es dunkel, aber wir klarten natürlich noch alles auf, tranken noch einen Absacker im Cockpit, und gegen 1.00 Uhr gingen wir todmüde, aber glücklich und zufrieden mit uns und der Amazone, in die Koje.

P. S.: Unsere AIS-Position kann bei Marine Traffic nur angezeigt werden, wenn an der Küste Empfänger stehen, die diese Signale an Marine Traffic weiterleiten. Hier in Frankreich sind anscheinend nicht so viele Empfänger aufgestellt. Also keine Sorgen machen,  wenn unsere Position manchmal nicht oder verzögert angezeigt wird, uns geht es gut!

 

Tschüß Sark!

 

Jetzt ist wieder die französische Gastlandflagge gefragt.

 

Sie sieht nicht nur gut aus, sie kann auch segeln!

Montag, 07.07.2014

Nachdem wir die aktuelle Wind- und Wettervorhersage eingeholt hatten, haben wir entschieden Guernsey zu verlassen und die Nacht vor Anker in einer Bucht der Nachbarinsel Sark zu verbringen. Also nochmal frische Lebensmittel einkaufen, in der Touristeninfo die Guernsey Notes in englische Pfund tauschen (Wechselkurs 1 : 1), den Trinkwassertank auffüllen und abwarten, dass genügend Wasser über der Schwelle in der Hafeneinfahrt steht, um Auslaufen zu können.

An diesem Morgen können es zwei Skipper nicht abwarten und fahren bei zu niedrigem Wasserstand stumpf gegen die Schwelle. Einer langsam, ein anderer relativ schnell. Aua! Der schnellere von beiden versucht es kurze Zeit erneut und scheitert wieder. Beim dritten Versuch klappte es dann.

Wir haben gewartet, bis der Pegel in der Einfahrt 2 Meter anzeigt und sind dann losgefahren. Bevor wir den Hafen von Guernsey  endgültig verließen, fuhren wir zur Tankstelle,  um  zollfreien Diesel (102 Liter für 90,25 Pfund) zu tanken.

Nach 9 Seemeilen haben wir die Bucht bei Sark erreicht. Hier sind Bojen (Moorings) ausgelegt, an denen die Boote vertäut werden können. Der eigene Anker kann also in der Halterung am Bug bleiben. Die Bucht ist gut besucht, und wir erwischen die vorletzte freie Mooring. Die Bojen liegen ziemlich eng beieinander, das gefällt uns eigentlich nicht. Die Boote liegen ja nicht ruhig und nicht in derselben Richtung an der Boje - sie schwojen. Zwei Boote sind schon aneinandergeraten. Gerade hat an der letzten freien Boje nicht weit von uns ein Boot festgemacht. Na, wenn das man gutgeht. Wohl ist uns nicht dabei.

An einer der anderen Bojen liegt auch ein einheimisches Boot. Der Eigner kam heute Nachmittag mit einem Schlauchboot zu seinem Boot gefahren. Er saß dann bei sich an Bord und sah lange und irgendwie interessiert zu uns herüber. Ingo meinte, vielleicht gehört die Boje, an der die Amazone fest ist, auch einem Einheimischen und er sagt uns gleich, dass wir ablegen müssen. "Quatsch", sagte ich, "er mag unsere Amazone gerne leiden und guckt deshalb immer zu uns rüber!" Na, was meint ihr, wer hatte recht? Er kam später mit seinem Schlauchboot bei uns vorbei und sagte, dass wir ein sehr schönes Boot haben und fragte, welcher Bootstyp das denn wohl sei und wie alt es ist. Das geht runter wie Öl! So etwas hört jeder Eigner gern! Seine Begeisterung gipfelte in der Frage: "You don't want to sell it?" Meine Antwort kam prompt: "Yes, we don't want!" Allgemeines Gelächter. Wir gaben ihm dann noch unsere Visitenkarte, damit er weitere Informationen über den Bootstyp nachlesen kann, wenn er möchte.

Ich schreibe jetzt gerade den täglichen Blogeintrag und Ingo gibt den nächsten geplanten Kurs in den Plotter ein. Wir wollen früh starten und nach Camaret (französische Küste) segeln. Dieser Törn ist ca. 140 Seemeilen lang, es steht also wieder eine Nachtfahrt an. Die Wind- und Wettervorhersage ist günstig. Es sind nordwestliche später nördliche Winde um 4 Beaufort angesagt. Von Camaret aus geht es dann wahrscheinlich über die Biskaya.

So, nun hoffen wir, dass das Nachbarboot und die Amazone sich heute Nacht nicht in die Quere kommen und auch die anderen Boote sich vertragen!

 

 

Sonntag, 06.07.2014

Bei herrlichem Sonnenschein machten wir uns heute auf den Weg, Castle Cornet zu besichtigen. Die Burg ist im 14. Jahrhundert zum Schutz des Hafens erbaut worden, und so ist es für uns von der Amazone aus nur ein kurzer Spaziergang dorthin. Täglich um 12 Uhr wird eine Kanone abgefeuert, das haben wir zufällig miterlebt - war ziemlich laut. In der Burg sind fünf Museen untergebracht, deren Besuch sich lohnt. In einem der Säle fand eine Vorführung historischer Tänze statt. Engumschlungen hat man damals jedenfalls nicht getanzt.

Von der Burg aus hatten wir einen tollen Blick auf den Hafen, die Buchten und die Nachbarinsel Herm. Vor dem Hafen fand heute ein Speedboat-Rennen statt, das wir von der Burg aus gut beobachten konnten. Überhaupt war hier heute einiges los. Die Straße am Hafen war für den Verkehr gesperrt. Die Feuerwehr und die Polizei hatten Info-Stände aufgebaut, Oldtimer (Autos und Motorräder) konnten bestaunt werden und noch so einiges mehr.

Am späten Nachmittag gab es dann mal wieder eine nette Begegnung: Hier im Hafen liegen Waltraud und Wolfgang mit ihrer Segelyacht. Sie sind im Mai gestartet, und sind jetzt auf dem Weg ins Mittelmeer.  

 

 ... wie gesagt, so eine Kanone ist ziemlich laut:

Hatte ich gestern unseren Volvo als Schluckspecht bezeichnet? Dies sind wohl eher die wahren Schluckspechte:

 

Und nun zum Admiral. "Make your own Admiral" steht auf dem Bastelbogen, und genau das habe ich gemacht. Konkurrenz für den Skipper? Nein! Höchstens ein Assistent!

  

 

Sonnabend, 05.07.2014

Das Wetter hat uns heute ein wenig im Stich gelassen - es hat einige Regenschauer gegeben. Also haben wir alles ein bisschen ruhiger angehen lassen. In einer Regenpause sind wir zum anderen Ende des Hafenbeckens geschlendert und haben uns die Boots-Tankstelle angesehen. Da müssen wir nämlich vor dem nächsten Törn mit der Amazone zum Tanken hinfahren. Der Volvo, dieser kleine Schluckspecht, muss gefüttert werden. Na ja, wir sind froh, dass wir ihn haben. Er verbraucht ca. 2 l pro Stunde, und er kann ja nichts dafür, dass der Wind so mau war.

Hier in der Marina feiert eine Segler-Vereinigung ein Fest. Es ist ein großes Festzelt aufgebaut. Wir liegen mit der Amazone in direkter Nachbarschaft. Gerade war offenbar die Preisverteilung einer Regatta, Reden werden gehalten, verhaltener Applaus gespendet. Und dann gings los mit der Live-Musik. Hört sich gut an, wir machen es uns gleich mit einem Drink im Cockpit bequem und lauschen Diana Ross - I will survive!

 

Auf diesem Foto ist die Schwelle vor der Einfahrt zur Victoria Marina gut zu sehen. Die "Ampel" an der Hafeneinfahrt zeigt rotes Licht - also zurzeit keine Einfahrt.

 

Heute ist es uns erst aufgefallen, dass es hier "Gurnsey Notes" gibt. Wir haben bisher mit englischen Pfund bezahlt, hat aber auch keinen interessiert.  Wie der Umrechnungskurs ist, wissen wir auch nicht, da wir dieses Gurnsey-Geld aus dem Geldautomaten gezogen haben.

Freitag, 04.07.2014

Ingos erster Gang führte ihn heute Morgen in das Hafenmeisterbüro. Das Liegegeld muss noch bezahlt werden. Wir hatten schon in Bremen Englische Pfund besorgt, so dass Ingo die 25 Pfund bar bezahlen konnte. 1 Englisches Pfund entspricht ca. 1,33 Euro. Also bezahlen wir hier 33 Euro Liegegeld pro Tag, einschließlich Trinkwasser und Duschen, ausgenommen Landstrom. Der würde 2 Pfund täglich extra kosten. Auf Landstrom können wir aber verzichten, weil unser Windgenerator und die zwei Solarzellen uns gut mit Strom versorgen. Eine Solarzelle ist stationär zwischen den beiden neuen Masten am Heck installiert, und eine zusätzliche Solarzelle können wir bei Bedarf an der Reling befestigen. Diese zweite Solarzelle hat Ingo heute erstmals hervorgeholt, und sie arbeitet fleißig. Auf diese Art und Weise sparen wir Gas und können unser Wasser mit Strom kochen. Außerdem benötigt auch die Kühlung Strom.

Heute haben wir eine Inselrundfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr gemacht. Die Fahrt hat 1,5 Stunden gedauert, und pro Person haben wir 1 Englisches Pfund bezahlt. Der Linksverkehr ist für uns ganz ungewohnt, und die Straßen sind hier sehr eng, separate Radwege haben wir nicht gesehen.  

Der Fußball-Fernsehabend bei leckerem Essen und einem Glas Rotwein an Bord der "Summer" war super! Zu der guten Stimmung hat natürlich auch der Erfolg der deutschen Nationalmannschaft beigetragen. Jetzt bedauere ich es fast ein bisschen, dass ich mir in Groningen nicht dieses kleine quäkende Megaphon gekauft habe. Damit wäre ich  ganz groß rausgekommen! Vielleicht ist es gut, dass wir zurzeit nicht mehr in Frankreich sind! Dort hatte in Dünkirchen ein junger Bursche schon vor diesem Fußball-Ergebnis mit Blick auf unsere Nationalflagge ganz offen zu seinem Freund gesagt: "C'est une boche!".  "Boche" ist eine herablassende Bezeichnung für Deutsche. Hätte ich von einem jungen Mann in dieser offenen Art und Weise nicht unbedingt erwartet.

 

Victoria Marina - wir können von der Amazone aus auf Palmen blicken!

 

Fußgängerzone in Saint Peter Port - gleich um die Ecke

 

Nachwuchs auf der Amazone! Es ist schon Tradition, dass Plüschtiere mit regionalem Bezug bei uns anheuern. Der Matrosen-Teddy war von Anfang an Bord. Er scheint im Moment von seinem neuen Kameraden noch nicht begeistert zu sein. Sie werden sich schon aneinander gewöhnen.

Donnerstag, 03.07.2014

Heute soll es weitergehen, und zwar nach Guernsey. Die Wind- und Wettervorhersage ist weiterhin günstig, und das wollen wir nutzen. Bei herrlichem Sonnenschein (24 ° C Lufttemperatur) und leichtem Westwind haben wir um 13.50 Uhr abgelegt. Diesen Zeitpunkt haben wir errechnet unter Berücksichtigung der geplanten Ankunftszeit und der Strömungsverhältnisse. Auf unserer Route können Gezeitenströme von bis zu 7 Knoten auftreten. Die wollen wir uns zunutze machen und nicht gegen uns laufen haben. Unter Großsegel und Genua ging's los, aber schon eine dreiviertel Stunde später mussten wir das Vorsegel wieder einrollen und die Maschine mitlaufen lassen. Der Wind hatte gedreht und abgeflaut.

Die vierte Gastlandflagge konnte dann unterwegs gesetzt werden.

Um 20.30 Uhr hatten wir nach 34 Seemeilen durchs Wasser (über Grund waren es 43 Seemeilen) die Hauptstadt von Guernsey, Saint Peter Port, erreicht. Hier herrscht heute ein Tidenhub von 7,80 Meter, er kann bei Springtide sagenhafte 9,50 m betragen! Bei Nipptide hingegen "nur" 6,20 m. Unser Ziel ist die Victoria Marina. Sie kann aber nur zu bestimmten Zeiten angelaufen werden. Eine Schwelle von 4,20 m Höhe befindet sich in der Einfahrt zur Marina. Diese muss für uns ca. 2 m unter der Wasseroberfläche sein, sonst wäre die Gefahr einer Grundberührung zu groß. D. h., das Hochwasser muss 6,20 m aufgelaufen sein.

Das Zeitfenster zum Einlaufen in die Marina ist für uns heute zwei Stunden vor und zwei Stunden nach Hochwasser. Bei Nipptide können wir also nur genau bei Hochwasser einlaufen. Das Hochwasser sollte gestern hier um 23 Uhr sein. Von daher war klar, dass wir frühestens um 21 Uhr über die Schwelle in die Marina fahren können. Woran wir allerdings nicht gedacht hatten und uns erst kurz vor dem Ziel einfiel:  Auf Guernsey ticken die Uhren anders! Hier gilt die britische Sommerzeit, nicht die mitteleuropäische Sommerzeit. Wir hätten also noch eine Stunde dazurechnen müssen.

Vor der Marina gibt es einen Warteponton, an dem die Yachten festmachen, die auf das Einlaufen in die Marina warten. Als wir uns dem Ponton näherten, kam ein Hafenmeister in einem kleinen Boot angebraust und fragte uns, ob wir in die Marina fahren wollen. Das bejahte ich. Dann fragte er, ob wir keine Haustiere oder andere Tiere an Bord haben. Das bejahte ich auch. Er fragte erstaunt:  "You have pets and animals on board?" Das verneinte ich wahrheitsgemäß. Dann übergab er mir eine Broschüre über Guernsey und die Papiere für die Einklarierung. Jawohl, wir haben heute zum ersten Mal einklariert! Guernsey ist die zweitgrößte der britischen Kanalinseln. Diese sind weder Teil des Vereinigten Königreichs noch Kronkolonie, sondern als Kronbesitz direkt der britischen Krone unterstellt. Sie sind auch nicht Teil der Europäischen Union.

Dann hat uns der freundliche Hafenmeister einen Platz im Pulk der anderen wartenden Yachten zugewiesen. Ca. 30 Boote warteten schließlich darauf, dass genug Wasser über der Schwelle steht.

Um 20.40 Uhr Guernsey-Zeit war es dann soweit (wir haben also 1 Stunde am Ponton gewartet). Der freundliche Hafenmeister lotste eine nach der anderen Yacht in den Hafen und wies die Liegeplätze zu. Also alles ganz geordnet und zivilisiert!

Kurz nachdem wir die Amazone in einer Box festgemacht hatten und mit einem Bierchen im Cockpit saßen, wurden wir von Dietmar begrüßt. Er und seine Frau Katja sind mit ihrer Sunbeam 42 "Summer" (www.summer-sailing.de) seit Anfang Mai d. J. unterwegs. Sie können sich allerdings sehr viel mehr Zeit lassen als wir. Sie werden erst 2015 den Atlantik überqueren.

Es wurde dann wieder ein schöner Abend mit interessanten Gesprächen, und am Ende haben die beiden uns eingeladen, bei ihnen morgen Abend das Fußballspiel Deutschland - Frankreich anzusehen. Katja will etwas Leckeres kochen - was für Aussichten! Wir freuen uns schon!

 

Gestern noch auf dem Sonderparkplatz im Dock, heute schon wieder unterwegs:

 

 

Zum vierten Mal wird eine Gastlandflagge gesetzt:

 

Die Papiere, die der Hafenmeister mir im Vorhafen übergeben hat.

 

In diesen gelben Kasten musste der Skipper persönlich das Einklarierungspapier einwerfen. Erst danach durfte die Mannschaft - also ich - von Bord!

 

Mittwoch, 02.07.2014

Es war gestern gar nicht so leicht, in diesem großen Hafen (ca. 1.500 Liegeplätze) eine Box für die Amazone zu bekommen. Die Stege, die für die Gäste vorgesehen sind, waren für die Teilnehmer einer Veranstaltung reserviert, die hier in den nächsten Tagen stattfindet. Es werden Regatten gesegelt, und es gibt ein Veranstaltungsprogramm auf dem Hafengelände. Nach einigem Hin und Her hat der Hafenmeister uns dann einen Platz an einem Steg, der eigentlich für Besucher tabu ist, zugewiesen.

Das Gebäude des Hafenmeisters mit seinem Büro und den sanitären Anlagen ist erst Ende 2013 fertiggestellt worden. Alles ist dementsprechend tip top. Für eine Übernachtung zahlen wir sage und schreibe 30,96 Euro Liegegeld (inklusive Landstrom, Trinkwasser und Duschen).

Heute Vormittag haben wir dann dem Segelmacher einen Besuch abgestattet. Unser Bimini hat zwei Scheuerstellen bekommen und muss repariert werden. Wenn wir es nicht benötigen und aufgerollt zurückklappen, scheuert es am Achterstag. So haben wir den Segelmacher gebeten, einen Schutz zu nähen, damit es nicht weiter kaputt geht. Morgen früh können wir das Bimini wieder abholen.

Danach war mal wieder große Wäsche dran. Diesel tanken musste auch sein - der Volvo hat Durst. Dann noch Mails beantworten, die Wind- und Wettervorhersage für die nächsten Tage ansehen und die Navigation für den nächsten Törn erledigen. Vielleicht geht es schon morgen weiter. Und vielleicht haben wir gleich tatsächlich endlich Zeit, einen Spaziergang in die Stadt zu machen.

 

Sonderparkplatz - dieses Schiff liegt mitten in der Stadt in einem alten Trockendock

 

 

Montag, 30.06.2014/Dienstag, 01.07.2014

Nachdem wir am Montag in Boulogne-Sur-Mer um 15.00 Uhr abgelegt hatten, konnten wir ca. eine Stunde später den Gennaker setzen. Das war allerdings nur ein kurzes Vergnügen, denn leider ließ der Wind immer mehr nach. Also Maschine starten und Gennaker wieder einrollen. Ab 18.00 Uhr setzte dann auch der Strom ein, und wir kamen gut voran. Kurz nach 20.00 Uhr haben wir dann über das Satellitentelefon die Email mit der aktuellen Wind- und Wettervorhersage empfangen. Es wurden weiterhin Winde der Stärke 3 - 4, später 4, aus Nord, Nordost und später Ost vorhergesagt.

Allmählich wurde es dann Zeit, die Amazone für die Nachtfahrt vorzubereiten. Dazu gehört z. B., die Lampen im Boot auf Rotlicht umzustellen. Damit hat es folgende Bewandtnis: Um trotz Dunkelheit gut sehen zu können, sollten die Augen zwischendurch möglichst keinem hellen, weißen Licht ausgesetzt sein. Es bräuchte sonst ca. eine halbe Stunde, bis sich die Augen wieder ganz an die Dunkelheit gewöhnt haben. Rotlicht verhindert diesen Effekt. Der Salon und das Bad mutieren bei Nachtfahrten also zum Rotlichtviertel.

Zur weiteren Vorbereitung gehört für uns auch, eine wasserdichte Tasche zu packen, bzw. weitere Gegenstände hineinzulegen. Diese Tasche würden wir im Seenotfall mit in die Rettungsinsel nehmen. Sie ist immer parat, wird aber vor Nachtfahrten weiter bestückt und enthält:  Proviant,  Wasser, Taschenlampe, Ersatzbatterien, GPS-Handplotter, Wolldecke, Handfunkgerät, Seenotsignale und das Satellitentelefon kommt auch mit hinein.

Ungeschriebenes Gesetz ist es bei uns an Bord, auf See niemals ungesichert das Cockpit zu verlassen. Wir sichern uns mit Lifelines. An verschiedenen Punkten am Boot können wir uns mit Karabinerhaken einklinken und sind so immer mit dem Boot verbunden. Für den Fall, dass es so unglücklich kommt, dass wir diese Verbindung kappen müssen, hat jeder ein spezielles Gurt-Messer in seiner Rettungsweste dabei. Die Rettungswesten tragen wir auf See ständig (außer in der Koje...) Sie sind mit einem Lämpchen, einer Signalpfeife und einem AIS-Sender ausgestattet.

Zur Vorbereitung gehört auch, dass ich mehrere Kannen Kaffee und Tee koche.

Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass Ingo die sogenannte Hundewache von 0.00 bis 4.00 Uhr übernimmt. Vorher legt er sich gegen 22 Uhr in die Koje, und ich übernehme die zwei Stunden, bis seine Wache beginnt. Von 4.00 bis 8.00 Uhr habe ich dann Wache, anschließend übernimmt Ingo wieder, und ich kann mich nochmal hinlegen. Gegen 10.00 Uhr bereite ich das Frühstück zu.

Bei ruhigem Wetter halten wir es dann tagsüber flexibel. Jeder kann sich zwischendurch mal ausruhen. Und gegen Abend werden wir dann heute in Cherbourg sein.

Wenn demnächst nicht nur eine, sondern mehrere Nachtfahrten hintereinander anstehen, müssen wir ausprobieren, ob es mit der Flexibilität weiterhin klappt oder ob wir auch tagsüber ein festes Wachsystem brauchen.

Die gestrige Nacht verlief sehr ruhig. Einen kurzen Schreck erlebte Ingo allerdings, als er kurz nach Mitternacht die Wache übernahm. Auf unserem Plotter hatte ich schon längere Zeit das AIS-Signal eines Fischkutters, der ca. 4 Seemeilen an Steuerbord voraus unterwegs war, verfolgt. Er fuhr in dieselbe Richtung wie wir, bis er dann seinen Kurs änderte und unseren Kurs kreuzte. Macht ja nichts, er war ja weit weg. Wie Ingo alsbald feststellen sollte, hatte die Kursänderung des Kutters allerdings einen Haken: Der Fischer hatte bei 55 Meter Wassertiefe Netze oder etwas ähnliches ausgebracht und mit Bojen markiert. Und durch dieses Minenfeld brauste die Amazone nun ahnungslos mit 7 Knoten über Grund Geschwindigkeit. Hoppla, plötzlich taucht in der Dunkelheit knapp neben unserem Boot eine orangefarbene Boje auf. In so tiefem Wasser haben wir bisher noch nie Fischerbojen gesehen. In Küstennähe rechnen wir mit so etwas und halten permanent Ausschau. Nochmal gutgegangen, hätte aber auch schiefgehen können, wenn wir die Leine der Boje in den Propeller bekommen hätten.

Die Nordsee hat sich sehr freundlich von uns verabschiedet, und der Englische Kanal hat uns ebenso freundlich empfangen. Man, was hatten wir bisher für ein Glück mit dem Wetter! Das wird unser Volvo allerdings ganz anders sehen - muss er doch in letzter Zeit ziemlich ackern! Leider war es dann auch nichts mit den vorhergesagten 4 Windstärken, und der Motor lief und lief. Nach 18 Stunden kamen dann die 4 Windstärken, und wir konnten  den Diesel heute gegen 11.30 Uhr abstellen, mit der Genua segeln und die Windfahnensteueranlage arbeiten lassen. Diese Ruhe im Boot - herrlich! Diese Phase währte allerdings nicht sehr lange. Der Wind ließ wieder nach, und der Motor musste wieder gestartet werden.

Übrigens haben wir heute 0 Grad Greenwich passiert und befinden uns jetzt in der westlichen "Seekartenwelt".

Kurz nach 17.00 Uhr hatten wir dann den Hafen von Cherbourg erreicht. Wir waren 26 Stunden unterwegs und haben knapp 150 Seemeilen zurückgelegt. Davon die meisten Meilen mit freundlicher Unterstützung unseres Motors.

Die Kojen sind für die Nacht vorbereitet. (In dieser Nacht wird abwechselnd geschlafen.)

 Die aufgefüllte Notfalltasche und das Rotlicht am Kartentisch:

Kurz nach 22 Uhr geht dann die Sonne unter:

... um es mit Udo Jürgens zu sagen: Immer immer wieder geht die Sonne auf!

Wir rauschen in die Hafeneinfahrt von Cherbourg:

- und die Fähre rauscht noch schneller, aber hinaus ...

Montag, 30.06.2014

Heute stand ein kurzer Stadtrundgang auf dem Programm. Außerdem mussten für den obligatorischen Salat ein paar frische Zutaten eingekauft werden. Während ich diese Zeilen schreibe, bereitet Ingo die Amazone auf das Auslaufen vor. Obwohl es uns hier gut gefällt, wollen wir noch heute weitersegeln. Gestern Abend haben wir die Navigation gemacht (Tidenströme berechnet, Kurs abgesteckt). Nachdem wir heute morgen"frisches Wetter" bekommen haben, haben wir uns entschieden, heute Richtung Cherbourg aufzubrechen. Das sind ca. 140 Seemeilen, und wir werden wahrscheinlich 27 Stunden unterwegs sein. Unsere Ankunft in Cherbourg wird morgen, 01.07.2014, am frühen Abend sein - es sei denn, es gibt unterwegs eine Planänderung. Wer weiß? Jedenfalls können wir auch unterwegs eine aktuelle Wind- und Wettervorhersage über unser Satellitentelefon mit Accesspoint bekommen.

 

Boulogne-Sur-Mer hat südländisches Flair:

 Der Sportboothafen - hier beträgt der Tidenhub annähernd sieben Meter:

 

Interessante Ansicht - fanden wir: Im Vordergrund wird ein Dach saniert und im Hintergrund fährt ein Schiff vorbei.

 

 

Sonntag, 29.06.2014

Heute gab es mal wieder eine Planänderung. Aufgrund der Windvorhersagen sind wir schon heute nach Boulogne-Sur-Mer gesegelt, statt erst morgen nach Dover. Nachdem wir heute Morgen um 8.00 Uhr die aktuelle Wind- und Wettervorhersage abgewartet hatten, haben wir um 8.30 Uhr in Dünkirchen abgelegt. Wegen der Gezeitenströme wurde es dann auch Zeit, loszukommen. Ein ordentlicher "Tidenknecht" fährt schließlich möglichst mit der Strömung! Zunächst segelten wir mit dem Großsegel und nicht ganz ausgerollter Genua. Nach kurzer Zeit konnten wir dann das Vorsegel komplett ausrollen und ab ging die Post. Mit 10 Knoten über Grund (7 Knoten durchs Wasser) schmiergelten wir an Calais vorbei. Es gab einigen Fährverkehr, wir sind uns aber nicht in die Quere gekommen.

Der Wind ließ dann leider immer mehr nach. Also Genua einrollen, Großsegel bergen und Gennaker setzen. Der Wind schlief dann ganz ein und kurz vor Cap Gris Nez wendete sich das Blatt auch von der Strömung her für uns - quälend langsam ging es mit 3 Knoten Gegenstrom um Cap Gris Nez herum.

Der Gegenstrom nahm dann auf unter 1 Knoten ab, und nach 46 Meilen machten wir um 17.30 Uhr in Boulogne-Sur-Mer im Yachtclub Boulonnais fest. Das tägliche Liegegeld einschließlich Kurtaxe, Landstrom, Trinkwasser und Duschen kostet 23,96 Euro.

Nun zu den Greenhörnern und den "Alten Hasen": Gestern haben wir Ursula und Eckhardt kennengelernt. Sie segeln mit ihrer Najad 33 seit 16 Jahren über die Weltmeere. Sie saßen braungebrannt und mit sich und der Welt zufrieden - so war zumindest unser Eindruck - bei uns an Bord. Leider war der Abend viel zu kurz - ich hätte ihnen noch ein Loch in den Bauch fragen können.

In der Ferne sehen wir die Kreidefelsen von Dover:

 Nur mit Gennaker kurz vor Cap Gris Nez:

 ... und so sieht das dann aus dem Salon-Fenster heraus aus:

In der Hafeneinfahrt von Boulogne-Sur-Mer:

Sonnabend, 28.06.2014

Heute wurde es Zeit, die Vorräte zu ergänzen. Zu Hause hätte ich schnell das Auto aus der Garage geholt, Klappkisten und mindestens acht Kisten Leergut eingeladen und wäre mal eben zum nahegelegenen Lieblings-Supermarkt gefahren. Nach gut einer Stunde wäre die ganze Angelegenheit erledigt. Doch diese Zeiten sind jetzt erst einmal vorbei. Also zunächst den Hafenmeister fragen, wo sich der nächstgelegene Supermarkt befindet. Er malt einen großen Kringel in einen kleinen Stadtplan. Aha, da irgendwo wird es sein.

Es ist wohl ein Fußmarsch von drei Kilometern. Gleich hier am Hafen gibt es eine Station, an der wir Fahrräder mieten könnten. Die Betonung liegt auf "könnten". Wir haben es gestern schon versucht und sind gescheitert, aber das ist wieder eine andere Geschichte!

Glücklicherweise stehen hier in der Marina kleine Handwagen zur Verfügung. Davon schnappen wir uns einen und brechen auf zum kleinen Abenteuer Großeinkauf. Es geht immer an der Strandpromenade entlang, dann heißt es, an der richtigen Stelle abzubiegen und sich Richtung Stadt zu orientieren. Wir haben den äußeren Rand des Hafenmeister-Kringels erreicht, wir nähern uns dem Ziel! Zweifel kommen aber doch auf, hm, sind wir hier noch richtig? Dann kommt uns ein Herr mit Einkaufstüten entgegen - ein Indiz. Wir sprechen ihn einfach an, und es sollen nur noch 300 Meter bis zum Einkaufsparadies sein. Stimmte auch! Dann den Einkaufszettel hervorkramen und sich im Markt orientieren. Der kleine Handwagen füllt sich; die Preise sind ähnlich wie in Deutschland. Alles aufs Band legen, bezahlen, Wägelchen wieder beladen und Abmarsch Richtung Marina. Nach 2,5 Stunden sind wir mit unserer Beute wieder beim Boot. Handwagen ausladen, zurückbringen und die Einkäufe an Bord verstauen. Das ganze Manöver hat also etwa drei Stunden gedauert.

Nichts ist "mal eben" - macht ja auch nichts, das wäre ja wirklich Jammern auf hohem Niveau. Es macht aber deutlich, warum der Tag irgendwie immer so schnell herum ist.

Nach dem Einkaufen war dann die Wartung der Maschine dran:

Als auch das erledigt war, gab es lecker Essen:

Freitag, 27.06.2014

Zunächst bedanken wir uns an dieser Stelle ganz herzlich für die vielen positiven Rückmeldungen, die wir zu unseren Einträgen in diesem (B)logbuch schon bekommen haben! Darüber freuen wir uns, und wir werden uns bemühen, auch weiterhin zeitnah unsere Erlebnisse (die großen und auch die kleinen) mit Euch zu teilen. Ob das auch zukünftig immer täglich möglich sein wird, müssen wir mal sehen. Wenn z. B kein Internet zur Verfügung steht, ein langer Törn erst spät in den Hafen führt oder wir mehrere Tage und Nächte nonstop unterwegs sind, dürft ihr nicht die Geduld verlieren - so bald wie möglich melden wir uns hier - versprochen!

Und noch etwas Organisatorisches: Auf unserer Startseite haben wir seit kurzem einen Link zu Marine Traffic eingerichtet. Dort könnt ihr unsere Schiffsposition verfolgen. Die Ermittlung der Position geschieht durch Übermittlung eines Funksignals, das unser AIS-Sender abgibt (AIS= Automatical Identify System).

Zu Beginn unseres Stadtspaziergangs haben wir dieses Brautpaar entdeckt - da gratulieren wir doch ganz herzlich:

Es ging dann zum hiesigen Friedhof. Dort sind auch Gräber französischer, belgischer und britischer Soldaten aus dem 1. Weltkrieg. Außerdem gibt es dort ein Denkmal zur Erinnerung an die 4.700 britischen Soldaten, die in den Jahren 1939 - 1940 hier am Festland vermisst wurden. Jedes Kreuz ein Schicksal.

Doch zurück zu den Lebenden: Auf dem Rückweg zur Amazone kamen wir an diesem Trimm-Dich-Pfad vorbei. Der Skipper ist gut in Schuss!

Nach der körperlichen Ertüchtigung kam die geistige Arbeit: Der nächste Törn wird geplant. Es soll nach derzeitigem Stand und der derzeitigen Wettervorhersage am Montag nach Dover (England) gehen. Also Seekarten, Kursdreiecke, Zirkel, Bleistift, Reeds Nautical Almanac, Strömungskarten und Tidenkalender gezückt und los geht die Rechnerei. Wir werden den englischen Kanal an seiner schmalsten Stelle bei Calais im rechten Winkel kreuzen und dabei möglichst den vielen Fähren nicht zu nahe kommen. Dabei wollen wir bei der Abfahrt mit der Strömung segeln und bei der Kanalquerung nicht so viel Querströmung haben.

 

Donnerstag, 26.06.2014

In den letzten drei Tagen wehte jeweils eine andere Gastlandflagge unter Amazones Saling - die niederländische, gefolgt von der belgischen, die gestern von der französischen abgelöst wurde. In den nächsten Tagen bleibt es bei der französischen Tricolore. Nach den derzeitigen Wettervorhersagen werden wir wahrscheinlich erst am Montag weitersegeln. Dann soll der Wind für uns günstiger wehen, so dass wir eventuell Richtung England aufbrechen können. Mal abwarten, wie es sich entwickelt - die britische Flagge liegt jedenfalls bereit.

Amazone hat einen guten Liegeplatz, Dunkerque (Dünkirchen) gefällt uns, und wir fühlen uns hier wohl. Der krumme Betrag von 22,44 Euro Liegegeld pro Tag kommt übrigens zustande, weil pro Besatzungsmitglied 22 Cent Kurtaxe erhoben wird. Schon wieder ein Schnäppchen!

Nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt hatten, sind wir mit der Amazone kurz zur Tankstelle gefahren, die sich hier in der Marina auf einem Schwimmponton befindet. Diesel heißt auf französisch Gazole, ja, ich erweitere meinen Wortschatz zusehends. Das kleine Langenscheidt Wörterbuch aus Realschulzeiten haben wir dabei. Auf unserer Liste der meistgelesenen Bücher rangiert es hinter dem Reeds Nautical Almanac derzeit auf Platz 2. Ein Wort noch an Herrn Sombrowski, meinem damaligen Franz-Lehrer: Lieber Herr Sombrowski, ich habe gestern maßlos untertrieben. Es ist schon mehr hängengeblieben, als die Familie Leroc in ihrem Wohnzimmer!

Heute komme ich auf das Thema "Müll" zu sprechen. Wir sammeln, wie es sich gehört, unseren Müll und trennen auch Glas und Papier. An Land entsorgen wir dann das Ganze. Im letzten Jahr sind uns in Norwegen schon riesige "unterirdische" Müllcontainer aufgefallen. Oberirdisch ist nur wenig zu sehen, wie bei einem Eisberg verbirgt sich der größte Teil. In den Niederlanden haben wir diese Müllbehälter ebenfalls gesehen, und auch hier in Frankreich sind sie üblich. Ich möchte gerne mal dabei sein, wenn sie geleert werden.

Müllbehälter nach dem "Eisbergprinzip":

Einen Strandspaziergang haben wir heute unternommen. Auch hier ist das Thema Müll - leider - allgegenwärtig. Plastiktüten und Reste von Fischernetzen sind ja leider schon Standard. Hier wurden aber auch noch andere Dinge angespült: Flaschen ohne Post, eine Druckerpatrone, ein Tintenkiller, ein Handschuh, ein Kugelschreiber - aber kein Fragezeichen.

Der noch nicht alte Mann und das Meer...

Typisch französisch - Männer beim Boule spielen:

Übrigens, die Blog-Beiträge aus Belgien und Frankreich haben wir mit unserem alten windows 7 Laptop geschrieben, der sich problemlos mit unserem neuen Hotspot Extender verbindet. Es ist also ein windows 8.1 Problem, mit dem sich Ingo gerade herumschlägt. Das hatte auch schon der Lieferant vermutet, der sich auf unseren Hilferuf prompt am Sonntag (!) gemeldet hatte. Die weBBoat-Antenne versagt weiterhin konsequent ihren Dienst; eine Rückmeldung vom Lieferanten gab es bis jetzt nicht.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Im Westen etwas Neues - wir sind in Frankreich!

Nieuwport hat mit seinen ca. 2.000 Liegeplätzen den größten Sportboothafen Nordeuropas. Klingt imposant, länger als nötig wollten wir uns hier aber nicht aufhalten. Ingo hat heute Morgen bei der netten Hafenmeisterin 23 Euro Liegegeld bezahlt, und dann haben wir um 9.30 Uhr abgelegt. Wir konnten bei Nordost 4, zeitweise auch mal 5, bei Sonnenschein mit Großsegel und Genua unserem heutigen Ziel Dunkerque (Frankreich) entgegenrauschen. Wir haben 21 Meilen zurückgelegt, und nach vier Stunden um 13.30 Uhr im Hafen Grand Large in Dunkerque festgemacht. Über UKW Kanal 9 haben wir Kontakt mit dem dortigen Hafenmeister aufgenommen, und er hat uns einen Liegeplatz zugewiesen. Eine Nacht kostet für die Amazone und uns 22,44 Euro. Duschen, Trinkwasser und Landstrom sind im Preis enthalten. Was für ein Schnäppchen!

Unser Radio spricht seit heute perfekt französisch, oh là là! Ich hatte zwar in der Schule als zweite Fremdsprache französisch gewählt, aber das ist schon 34 Jahre her. Einen Satz weiß ich noch: "La famille Leroc est dans la salle de séjour." Hm, das hilft mir hier auch nicht weiter, aber mit englisch klappt es wesentlich besser, denn etwas mehr als "Peter, Paul and Mary are planning a bank robbery." kann ich dann schon.

Wir haben hier heute Nachmittag Sabrina und Nico kennengelernt. Sie sind Anfang Juni mit ihrer "Eos" auf große Fahrt gegangen (www.sonnensegler.net), und wir hatten per Email schon häufiger Kontakt. Wieder mal eine nette Begegnung! Morgen werden sich unsere Wege wohl schon wieder trennen, aber unsere Kurse kreuzen sich sicher noch öfter.

Parbleu! Die dritte Gastlandflagge wird gesetzt:

Das zurzeit meistgelesene Buch an Bord der Amazone: Der Reeds Nautical Almanac. 1.000 Seiten dick, 2 kg schwer; darin enthalten sind alle wichtigen Informationen über Häfen, Küsten, Tiden etc. für viele verschiedene Seegebiete

 Ganz klar - wir sind in Frankreich:

Dienstag, 24.06.2014

In aller Frühe um 4.30 Uhr legt unser Nachbar, der außen am Päckchen liegt, ab. Angekündigt hatte er sein Ablegen für 5.00 Uhr. So ist das immer wieder, Segler sind eben Individualisten. Da wir nun schon mal wach sind, machen wir uns und die Amazone fertig zum Auslaufen. Um 5.30 Uhr legen wir in Scheveningen ab. Es liegen verschiedene Häfen auf unserer Route, die wir anlaufen könnten: Vlissingen (Niederlande), Zeebrügge (Belgien), Oostende oder Nieuwport, vielleicht auch Dunkerque (Frankreich).

Die Bedingungen sind gut - weiterhin zeigt sich die Nordsee von ihrer sehr freundlichen Seite. Der Wind kommt mit 3 bis 4 Windstärken aus Nord, und es ist sonnig. Da wir gen Süden segeln, ist die Windrichtung optimal, nur flaut der Wind zwischendurch immer mal wieder weiter ab.

Wir können unser großes, buntes Leichtwindsegel, den Gennaker, setzen und kommen damit gut voran. Er hat eine Segelfläche von 80 Quadratmetern - unsere erste Wohnung hatte 80 Quadratmeter Wohnfläche. So ziehen wir Richtung Süden, mal unter Motor, mal mit Großsegel und Gennaker, mal nur mit Gennaker, mal mit Großsegel und Unterstützung durch den Motor.

Ingo hat auf dieser Reise heute zum ersten Mal die Angel ausprobiert. Abgesehen von unserem Flaggenstock hat er aber leider nichts gefangen.

Heute konnte Ingo die zweite Gastlandflagge auf dieser Reise setzen, da wir jetzt in Belgien sind.

Zum Schluss hatten wir noch eine schöne Abendbrise, und so beschlossen wir, nicht  in Oostende festzumachen, sondern noch ein bisschen weiterzusegeln. Der Gennaker zog die Amazone mit 6 Knoten durchs Wasser, das hat Spaß gemacht. Schönes Finale eines schönen Tages auf See.

Gegen 20.00 Uhr nahmen wir dann Kurs auf den Hafen von Nieuwport. Wir waren heute 15 Stunden unterwegs und haben 80 Seeemeilen zurückgelegt. Hier sind Boxen frei, also können wir morgen selbst bestimmen, wann wir aufstehen. Der Hafenmeister hat heute schon Feierabend, abgerechnet wird morgen früh.

Nach Dunkerque (Frankreich) sind es nur noch 16 Seemeilen. Das wird wohl morgen unser nächstes Ziel sein. Wir werden morgen früh die aktuellen Wettervorhersagen einholen und dann weiter planen.

Die belgische Gastlandflagge wird gesetzt:

 Hafeneinfahrt von Nieuwport (Belgien):

Montag, 23.06.2014

Ganz ehrlich - wenn morgens um 4.45 Uhr der Wecker klingelt, und ich in Erwartung eines schönes Segeltages freiwillig aus der Koje krieche, fühlt sich das doch viel besser an, als um 6.00 Uhr aufzustehen, um ins Büro zu fahren.

Wir haben pünktlich um 5.30 Uhr Texel verlassen und konnten bei schwachem Nordwestwind an Den Helder vorbei an der niederländischen Küste Richtung Süden segeln. Später schlief der Wind dann immer mehr ein, und der Motor musste angestellt werden. Nach 62 Seemeilen fuhren wir um 17.00 Uhr in Scheveningen in den Hafen. Aber nicht, ohne uns vorher ordnungsgemäß anzumelden. Und das klang dann auf UKW Kanal 21 so: "Trafficcenter Scheveningen, this is sailing vessel Amazone, requesting the permission to enter the harbour, the second harbour, to the marina." Die Antwort kam prompt, alles okay, kein Gegenverkehr, wir dürfen einlaufen und in die Marina im zweiten Hafen fahren. Alles klar soweit.

Beim Näherkommen sahen wir dann eine Rauchwolke, und wir sahen, dass im Hafen ein Schiff brennt. Keine Übung, sondern ein Ernstfall. Wie wir später erfahren haben, brennt bei dem Schiff die Isolierung, und die Löscharbeiten dauern schon den ganzen Tag.

Wir haben dann in der Marina einen Platz im Päckchen bekommen, also als zweites Schiff längsseits am Steg. Unser Nachbar, erstes Boot am Steg, wollte ursprünglich angeblich um 5 Uhr ablegen, dann wurde 7 Uhr daraus. Gerade haben wir noch einen Nachbarn bekommen, der angeblich auch um 5 Uhr ablegen möchte. Wir legen dann morgen früh irgendwann zwischen 5 und 7 Uhr ab. Das reinste "Helgoland-Südhafen-Feeling"! Die Nachbarschaft wird allmählich bunter: am Heck der anderen Segelboote flattern die Nationalflaggen von Frankreich, Belgien, England, Portugal und Finnland.

Hatte ich gestern noch geschrieben, wie teuer der Luxus in Texel ist, so ist es hier noch teuerer, aber ohne Luxus. Eine Übernachtung kostet 29,05 Euro, einschließlich Wasser, Strom, Duschen und Kurtaxe.

 Die Skyline von Scheveningen:

 Das brennende Schiff im Hafen von Scheveningen:

 Der Sportboothafen von Scheveningen:

Zwischenruf - Montag, 23.06.2014

Die Amazone meldet sich zu Wort:

Antje und Ingo schreiben an dieser Stelle ja ziemlich regelmäßig - und werden es wohl auch weiterhin tun - aber jetzt bin ich auch mal dran! Schließlich wären die beiden jetzt nicht hier, wenn es mich nicht gäbe!

Alles fing eigentlich ganz harmlos an. Im Herbst ging es mit den anderen Booten aus dem kalten Wasser in die trockene, gemütliche Halle. Von einem Winterschlaf träume ich aber schon lange nicht mehr - bin ich doch jedes Jahr an manchen Winterwochenenden die einzige in unserer Halle, an der gewerkelt wird. Na ja, ich werde nicht jünger, da müssen Schönheitsreparaturen schon sein, und auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben, hat ja auch etwas für sich.

Aber im letzten Herbst kam Antje dann mit diesem fremden Mann an Bord. Er hatte Papiere bei sich und eine Taschenlampe. Er hat viele Fragen gestellt, sich viele Notizen gemacht und sich durchaus positiv über meine solide Bauweise geäußert. Das hat mir geschmeichelt, und ich dachte gleich, der Mann kennt sich aus. Es war mir dann aber doch etwas peinlich, dass er in meine intimsten Winkel gekrochen und alles beleuchtet hat. Ich habe nichts zu verbergen, das möchte ich hier ganz klar sagen. Aber trotzdem, so mir nichts dir nichts in meine Privatsphäre einzudringen, passte mir nicht.

Jedenfalls machte Antje einen ganz gelassenen Eindruck, und nach ein paar Stunden, war das ganze überstanden. Ich hätte es vielleicht auch schon vergessen, aber im Nachhinein habe ich den Eindruck, dass das irgendwie der Beginn einer ganz besonderen Sache war!

Die Wintermonate gingen ins Land, das Frühjahr kam, und Ingo hat munter an mir herumgeschraubt, gebohrt und leider - das muss ich hier mal loswerden -  haben Antje und Ingo eine unendlich hässliche, große Gerätschaft an meinem schönen, kleinen Heck angebaut! Mag ja nützlich sein, aber begeistert bin ich nicht! Um so größer war die Begeisterung bei den beiden, als sie ihre Schandtat am Ende des Tages betrachteten.

Aber diese Gerätschaft war nur der Auftakt zu weiteren Gemeinheiten:  Die beiden haben doch tatsächlich die Frechheit besessen, an meinem kleinen Heck jeweils an Backbord und Steuerbord ein oberhässliches  Metallrohr anzudengeln. Tut mir leid, dass ich das hier so offen sage, aber so sehe ich es nun mal. Inzwischen weiß ich auch, wozu diese Rohre eigentlich gut sein sollen: an dem einen Rohr haben sie eine kleine Windmühle angebracht, sieht ganz lustig aus. Aber an dem anderen Rohr haben sie eine Art Kugel befestigt. Soll wohl so etwas wie eine Antenne sein, na ja. Neumodischer Kram, wenn ihr mich fragt.

Als ich dann im April  wieder im Wasser war, ging es mit den Merkwürdigkeiten weiter. Normalerweise putzt Antje mich fein heraus, und dann bringen sie die Polster, Betten, Lebensmittel und die eine oder andere Flasche Schnaps an Bord und los geht die Saison. Aber in diesem Frühjahr? Weit gefehlt! Endlos lange war bei mir im Salon alles heillos durcheinander. Nichts mit Polstern, nichts mit Betten, von Gardinen ganz zu schweigen. Ihr ahnt es vielleicht schon: Auch im Wasser hat Ingo fleißig weiter an mir gewerkelt, kilometerweise Kabel verlegt und weitere moderne Geräte eingebaut.

Aber dann kam endlich mal etwas an Bord, das ich richtig klasse finde - ein neues Großsegel! Unter uns gesagt, das wurde auch Zeit! Das vorherige Segel war zwar auch noch nicht alt, aber was für ein Lappen! 

Dann kamen noch sehr, sehr viele Dinge an Bord, zum Beispiel ein neuer Anker! Sieht gut aus, wie er da so am Bug hervorguckt. Zwar nicht so blank, wie sein Vorgänger, dieser Angeber aus Edelstahl, aber er soll mich noch besser am Grund halten. Mal sehen, ob er hält, was er verspricht!

Wie dem auch sei, an einem sonnigen Freitag im Juni kamen Antje und Ingo dann mit vielen Taschen an Bord, nachdem sie tags zuvor schon den halben Supermarkt leer gekauft haben mussten, so viele Lebensmittel, wie sie dann bei mir verstaut haben. Aha, dachte ich so bei mir, jetzt geht's ab in den Urlaub! Vier Wochen unterwegs, das wird herrlich!

Aber nein - etwas war wieder anders als sonst. Plötzlich kamen viele bekannte und auch wildfremde Menschen zu uns an Bord, guckten hier, staunten dort, stellten Fragen über Fragen, und es wurde viel gelacht und gescherzt. Was soll's, dachte ich, Besuch ist ja auch ganz nett. Beim Ablegen aus der Box haben sie dann alle gewunken. War das ein Gedränge auf dem Steg! Doch dann kam der Hammer: Beim Auslaufen aus Bremerhaven standen ziemlich viele Leute auf der Mole, winkten uns zu, tuteten, und es wurde sogar ein Lied für uns gespielt! Ingo hat mich extra eine Ehrenrunde drehen lassen. Das war eine Stimmung, sage ich euch. Wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich eine Gänsehaut bekommen.

Und dann vor ein paar Tagen bin ich sogar in Leeuwarden in Holland bei der Fahrt durch eine der vielen Brücken fotografiert worden! Das kommt auch nicht so oft vor, dass am Ufer ein bekanntes Gesicht in einer wartenden Gruppe auftaucht, der Mensch uns fröhlich winkt, eine gute Reise wünscht und tolle Bilder von uns macht. Seht selbst:

Nun gut, das letzte Puzzleteil ist heute gefallen: Wir sind jetzt schon über zwei Wochen unterwegs, und vom Rückweg ist überhaupt noch keine Rede. Das ist doch sehr untypisch. Außerdem waren wir drei noch nie soweit südlich.

Ich sage Euch - da ist etwas ganz Großes im Gange! Und ich bin mittendrin und nicht nur dabei! Ihr könnt euch sicher sein, das war nicht mein letzter Zwischenruf.

Sonntag, 22.06.2014

Hafentag in Texel, Zeit die Umgebung zu erkunden. Für 99 Euro pro Tag kann man hier ein Tuk Tuk mieten oder für 35 Euro pro Person an einer Tuk Tuk Safari teilnehmen. Wir haben zufällig den Start der Safari miterlebt. Acht Tuk Tuks brausten nacheinander los. Der eine oder andere Fahrer benötigte noch Hilfe bei der Handhabung, aber alle hatten Spaß, einschließlich der staunenden Passanten. Auch diesen Damen gefällt es offensichtlich!

Nun etwas zum "Waddenhaven Texel":

Im ersten Hafenbecken liegen die großen Fischkutter, daran schließen sich zwei weitere Becken an. Das erste ist den Einheimischen Seglern vorbehalten, die Gäste machen an den Stegen im zweiten fest. Die Doppelboxen sind ca. 9 m breit, allerdings gibt es nur kurze, kippelige Ausleger. Es ist ausreichend Platz, um auch mit größeren Booten gut manövrieren zu können. Jetzt in der Vor-Urlaubszeit sind nur etwa 40 % der Plätze belegt. Es gibt blitzsaubere, neue Sanitäranlagen, Waschmaschinen und Trockner. Sogar Bügelbrett und Bügeleisen sind vorhanden, darauf kann ich allerdings gut verzichten. Die Hafenmeister residieren in einem chicen großzügigen Gebäude (Erdgeschoss Sanitäranlagen, 1. Etage Hafenmeisterbüro, Wetterstation und Waschsalon, 2. Etage Ruheraum mit großem Flachbildschirm und Biblothek).

Es gibt eine große gut sichtbare digitale Anzeige für die Windrichtung, Windstärke und die Temperatur. Auf dem Spielplatz hat ein großes Piratenschiff angelegt, und auch einen tollen Aussichtsturm gibt es. Am Hauptsteg gibt es extra eine Ausbuchtung, von der aus die Kinder Krebse und anderes Getier mit dem Kescher fangen können, ohne dass die Erwachsenen über die Eimerchen und andere Gerätschaften stolpern. Ein Grillplatz fehlt auch nicht. Nobel, nobel. Das hat natürlich alles seinen Preis: hier kostet für uns eine Übernachtung fast doppelt so viel wie in Harlingen, nämlich 26,72 Euro. Darin enthalten sind Wasser und Strom, die Benutzung der Duschen und auch eine Touristenabgabe, vergleichbar mit der deutschen Kurtaxe. Der krumme Betrag kommt zustande, weil nach Quadratmetern abgerechnet wird. Die Amazone schlägt mit 33,60 Quadratmetern zu Buche. Es herrscht aber eine nette Atmosphäre, und bei jedem Neuankömmling ist schnell jemand zur Stelle, der die Leinen entgegennimmt.

Die Wettervorhersagen sind günstig - leichter Wind aus nördlichen Richtungen. So werden wir morgen früh um 6.00 Uhr zwei Stunden nach Hochwasser starten und uns an der niederländischen Nordseeküste Richtung Süden bewegen. Das Ziel steht noch nicht genau fest. Es hängt davon ab, wie sich der Wind im Laufe des Tages entwickelt.

Für 10 Euro pro Tag hätten wir auch ein Fahrrad mieten können -

aber - heute war Waschtag. Große und kleine Wäsche an Bord der Amazone und an Land in der Münz-Waschmaschine. Der Vorrat an frischer Wäsche geht zwar noch nicht zur Neige, aber die Lieblingsteile hatten es nötig!

Sonnabend, 21.06.2014

Heute haben wir um 14.45 Uhr in Harlingen abgelegt. Wir hatten Glück und mussten nur kurz warten, bis wir in die sehr kleine Schleusenkammer fahren konnten. Um 15.15 Uhr waren wir dann schon im Wattenmeer und haben das Großsegel und die Genua gesetzt. Bei schönem Nordwest 4 konnten wir durchgehend bis zur Hafeneinfahrt von Texel segeln. Das waren 26 schöne Seemeilen. Allerdings immer noch nicht barfuß, sondern in Seestiefeln mit dicken Socken. Wir haben also die Staande Mastroute verlassen - wobei wir hoffen, dass der Mast trotzdem stehen bleibt!

In Harlingen haben wir uns von Anke und Rob verabschiedet, die mit ihrer Hanseat 70B "Yonder" ins Ijsselmeer segeln wollen. Zum Abschied haben wir dieses schöne Foto gemacht:

 Erster Eindruck von Texel, der größten und westlichsten der Westfriesischen Inseln:

Freitag, 20.06.2014

Unseren geplanten Spaziergang zur Atlantic Werft haben wir unternommen und mehrere Boote im Wasser liegen sehen. Außerdem haben wir heute zum ersten Mal über das Internet mit zu Hause telefoniert - geskypt, wie es neudeutsch so schön heißt. Hat auf Anhieb mit unserem alten Surfstick geklappt - ein Erfolgserlebnis. Mit unserem Internetproblem habe ich mich auch heute lange beschäftigen müssen - zu lange für meinen Geschmack. Meine bisherigen Erlebnisse in dieser Hinsicht habe ich im folgenden zusammengefasst:

Es sollte ja mit unserer neuen Glomex weBBoat Antenne so einfach werden ins Internet zu kommen. Leider ist es aber anders gekommen als geplant. Zu den Details kommen wir etwas später im Beitrag.

Wir fangen erst mal mit unseren Smartphones an:

Das kleine von der kleinen Antje, das große vom großen Ingo. Das mittlere ist noch Reserve und wartet auf eine Simkarte.

Unsere Flatrates in Deutschland haben wir abbestellt, und für Europa haben wir den günstigen Tchibo-Tarif (€ 4,95 mit 50MB für eine Woche).

In Groningen wollten wir eigentlich gleich eine niederländische Daten-Simkarte für unser weBBoat kaufen, aber die freundliche Hafenmeisterin meinte, das wäre viel zu teuer: "Hier gibt es überall WiFi-Verbindungen kostenlos in den Häfen...." Wenn die dann funktionieren würden, wäre das ja auch gut. Letztendlich haben wir am ersten Abend in Groningen mein Smartphone als mobilen WLAN-Hotspot für unseren Laptop benutzt, um ins Internet zu kommen. So waren die ersten 50 MB vom Tchibo-Tarif schon am ersten Abend verbraucht, und es musste nachgebucht werden.

Auch mit unserem Satellitentelefon mit angeschlossenem Hotspot könnten wir ins Internet gehen. Dafür gibt es spezielle Wetter- und Nachrichtenseiten, die keine großen Datenmengen für ihr Erscheinungsbild verschwenden. Nur der Aufruf von solchen Seiten ist dennoch unverhältnismäßig langatmig und teuer. Wir nutzen den Hotspot seit letztem Jahr erfolgreich in erster Linie zum Empfang von Emails mit komprimierten Wetterdaten (Grib-Files) für unser Wetterprogramm. Jeweils ca. 50 KB mit einer Ladedauer von 5 bis 10 Minuten, d. h. Kosten von € 5,-- bis € 10,-- je Wetterdatensatz.

50MB würden mit dem Satelliten also € 5.000,-- bis € 10.000,-- anstelle von € 4,95 mit dem Smartphone kosten, und es würde fast eine Woche dauern, die Datenmenge zu erhalten.

Unseren Surfstick haben wir vor vier Jahren in Dänemark gekauft, und wir haben ihn nur zur Reserve mitgenommen und nicht durch einen mit schnellerem Datenumsatz ersetzt.

Dass diese Reserve bis jetzt die einzig zuverlässige Verbindung unseres Laptops mit dem Internet darstellt, war nicht zu erwarten. Am zweiten Tag in Groningen haben wir uns eine Datensimkarte von Vodafone besorgt (€ 5,-- plus € 20,-- Guthaben für 700 MB). Wieviel davon schon verbraucht wurde, kann ich allerdings nicht sagen. Da ich nicht so gut niederländisch spreche, habe ich mir die Karte gleich vor Ort freischalten lassen, und das Guthaben hat der Mitarbeiter auch gleich telefonisch aufladen lassen. Ich wurde nicht namentlich registriert, und ich kenne auch keine Zugangsdaten zu meinem Konto. Wenn das Datenvolumen aufgebraucht ist, ist erst mal Schluss, und ich werde mir etwas Neues einfallen lassen müssen. Heute war ich in Harlingen in einem Mobiltelefonladen, und der Mitarbeiter hat mir sagen können, dass ich erst 200 von den 700 MB verbraucht habe. Daher ist eine neue Aufladung nicht nötig, aber Zugangsdaten habe ich immer noch nicht, da die Registrierung extra Zeit in Anspruch genommen hätte.

 

Unser Laptop (Ultrabook von Lenovo mit Touchscreen und Windows 8.1) hat leider nicht so guten WiFi Empfang, und mit einigen Hotspots möchte es keine Verbindung eingehen. Wie z. B. mit dem Hotspot der Harlinger Wassersportvereinigung und unserem neuen EZ Hotspot Extender von EnGenius.

Mit dieser Problematik wollte ich mich nicht alleine befassen und bin mit meinem Laptop und dem EnGenius Gerät in einen Computerladen gegangen. Der freundliche Mitarbeiter meinte auch gleich, das Gerät von der niederländischen Firma zu kennen und wollte eine Drahtverbindung zu meinem Ultrabook herstellen. Nachdem ich ihn aufgeklärt habe, dass es sich um die neueste Version mit eingebautem drahtlosen Hotspot handelt und mein Laptop keinen drahtgebundenen Netzwerkanschluss mehr hat, musste er erst mal die Anleitung lesen.

Er war von der neuen Version begeistert, hat eine Stunde herumprobiert, mein Antivirenprogramm deaktiviert, die Treiber für den WLAN-Empfang geprüft und keine Lösung gefunden. Ich sollte am besten selbst das Antivirenprogramm, das Programm für den Webstick und die Vodafonedateien deinstallieren und es nochmal probieren. Wenn ich dann eine Lösung gefunden hätte, sollte ich sie ihm per Email schicken, damit er beim nächsten Kunden mit diesem Problem bescheid wüsste.

Für die Stunde der "Hilfe" hat er dann auch nur € 10,-- berechnet.

 

Nun zu unserer vielversprechenden Interneteinheit weBBoat von Glomex.

Beschreibung lt. Katalog: "weBBoat von Glomex ist mehr als nur ein G3 / WiFi Router. weBBoat ist außerdem eine Antenne und ein Access Point....."

Ursprünglich wollte ich mir eine WLAN-Antenne und eine Mobilfunkantenne mit dem entsprechenden Zubehörteilen kaufen und im Boot installieren. Ich hatte schon die 12 Artikel zur Bestellung zusammengesucht, aber da stieß ich auf dieses tolle Produkt, das einfach nur eine 12V Spannungsversorgung benötigt.

Also einfach nur das weBBoat bestellt und etwas länger als geplant auf die Auslieferung gewartet. Die Steuerung sollte über eine App erfolgen, aber es war nur ein Bild der App ohne Funktion. Da der Händler es selbst noch nicht ausprobiert hatte, habe ich den Hersteller in Italien direkt kontaktiert, und er bat mich noch eine Woche zu warten. Als die App dann verfügbar war, sollte ich Einstellungen vornehmen, für die ich keine Informationen in der Anleitung finden konnte. Nach nochmaligem Kontakt mit Glomex und etwas Geduld habe ich eine überarbeitete Version der Anleitung erhalten, die ich auch gleich meinem deutschen Händler weitergeleitet habe, damit er sie bei seinen anderen von Glomex gelieferten Geräten austauschen kann.

Eine WiFi-Verbindung konnte ich auch gleich aufbauen, aber die SIM-Karten von Tchibo und 1und1 wurden nicht akzeptiert. Eine deutsche Vodafone Simkarte wurde auch erst akzeptiert, nachdem ich sie mit meinem Surfstick am Laptop bei Vodafone das erste Mal benutzt habe. Vorher war ihr Status: Not valid

Jetzt benutzte ich eine niederländische Vodafone-Simkarte mit dem Surfstick problemlos, aber das weBBoat sagt: Not valid. Ich habe alle drei möglichen APN Zugangspunkte von Vodafone ausprobiert, aber das weBBoat mag sie nicht.

Mit dem WiFi-Anschluss im Hafen von Groningen gab es einen Fall für das weBBoat, auf das es anscheinend nicht eingestellt ist. Ein offenes Netzwerk mit privater Sicherung, d. h, nach dem Aufbau der Verbindung wird man nach dem Benutzernamen und dem Passwort gefragt. - Es ist nie so weit gekommen, dass ich diese Daten eingeben konnte.

Hier in Harlingen gibt es ein normales gesichertes Netzwerk, und ich konnte das Passwort eingeben. Alles so weit prima, und die App zeigt mir unter State: Connected. Trotzdem komme ich über das weBBoat mit den Smartphones oder dem Laptop nicht ins Internet.

 

Aufgrund der Probleme in Groningen habe ich mich entschlossen, schnell noch die ursprünglich geplanten Artikel für das WLAN zu bestellen. Mir wurde aber telefonisch dringend geraten, den EnGenius EZ Hotspot Extender zu kaufen. Leider war auch hier die ursprüngliche Euphorie nach Erhalt der Lieferung schnell erloschen, nachdem ich es ausprobiert habe. Wie beschrieben will mein Laptop nicht mit ihm kommunizieren, und eine funktionierende Verbindung zum Hafennetzwerk mit meinem Smartphone habe ich auch noch nicht hinbekommen. Immerhin konnte eine Verbindung mit dem Netzwerk des Computergeschäftes hergestellt werden, aber für das Hafennetzwerk heißt der Fehler: Ajax request error

Nochmal mit einem anderen Mitarbeiter des Hauses recherchiert, meinte er: Es kann sich bei dem Ajax request error um ein kleines oder um ein größeres Problem handeln.

 

Fazit: Die Problematik mit den Internetverbindungen behandle ich mittlerweile wie eine Denksportaufgabe als Hobby und Zeitvertreib. ;-)

Lösungen folgen hoffentlich bald. Ich werde den deutschen Lieferanten vom weBBoat und dem EZ Hotspot Extender einen Link zu diesem Beitrag schicken.

Donnerstag, 19.06.2014

Der morgendliche Blick aus dem Cockpit ist nicht sehr vielversprechend. 16 Grad Lufttemperatur, gelegentliche Regenschauer, Wind aus N mit 6 Windstärken, in Böen 7. Wir bleiben also wie geplant in Harlingen.

Von unserem Bootstyp sind in den 1970er Jahren ca. 200 Stück gebaut worden. Nicht gerade ein Massenprodukt, und doch begegnen wir immer wieder anderen "Hanseaten". Auf Helgoland z. B. lagen noch drei weitere im selben Hafen. Auf der Fahrt von Norderney nach Borkum kam uns einer von vier unter niederländischer Flagge segelnden Hanseaten entgegen, und hier liegt auch einer der vier Hanseaten. Wir sind mit den Eignern, Anke und Rob, ins Gespräch gekommen. Sie haben sich unsere Amazone angesehen, und wir haben sie auch besucht.

Nach den derzeitigen Vorhersagen soll sich das Wetter auch morgen noch nicht bessern, so dass wir auch morgen noch hier bleiben werden. Vielleicht schlendern wir mal zur Jachtwerft Atlantic, die hier ihre schönen Schiffe baut. Nicht das wir Bedarf hätten - aber andere Väter haben auch schöne Töchter, und die kann man sich ja mal ansehen.


Trüber Blick aus dem Cockpit - statt barfuß sind noch dicke Socken angesagt

Diesen lustigen Kerl haben wir im großen Harlinger Zuiderhaven entdeckt. Er sitzt ganz bequem auf dem Ruderkopf einer großen Tjalk - und lutscht am Daumen.

Mittwoch, 18.06.2014

Heute morgen haben wir in aller Frühe um 7.00 Uhr in Zoutkamp abgelegt. Wir hatten uns ausgerechnet, dass wir dann gegen 9.00 Uhr bei Dienstbeginn bei der ersten Schleuse sind. Hat geklappt. Es folgten viele weitere Brücken. Auf der heutigen Strecke von Zoutkamp nach Harlingen haben wir erstmals Brückengeld bezahlt. Um den Obolus zu entrichten, muss man aber nicht umständlich anlegen. Der Brückenwärter lässt einfach einen an einer Angel befestigten Holzschuh zu dem durchfahrenden Boot herunter und man legt dann den Betrag in den Schuh. Ob der Brückenchef wohl Wechselgeld auf diese Weise herausgibt? Auf unserer Fahrt durch Leeuwarden haben wir einmalig 7 Euro für alle Brücken bezahlt. In Dokkum, wo das Foto entstand, waren es 5 Euro, in Birdaard nur 3,50 Euro.

Um 17 Uhr haben wir in Harlingen festgemacht. Heute haben wir 40 Meilen zurückgelegt.

 

In Leeuwarden ging es auch kreuz und quer durch die Stadt. Bei der Durchfahrt durch diese Brücke gab es ein schönes Erlebnis: ein Vereinskamerad aus dem OSV in Bremen stand dort, winkte uns zu und wünschte weiterhin eine gute Reise.

Diese Mühle in Birdaard, zu der auch ein Sägewerk gehört, haben wir vor 21 Jahren schon einmal mit unseren damals noch sehr kleinen Kindern besichtigt.

Dienstag, 17.06.2014

Heute ist das ersehnte Päckchen mit dem Hotspot Extender für W-LAN eingetroffen, und wir konnten endlich weiterfahren. Und der Start lief dann in etwa so ab:

12.48 Uhr - Die Hafenmeisterin wedelt laut "Amazone" rufend mit unserem Päckchen und sagt uns, dass um 13.00 Uhr die nächste Brücke aufgeht, damit die Boote im Konvoi durch Groningen fahren können.

Sekunden später gibt der Skipper das Kommando, das Boot zum Ablegen vorzubereiten. Sofort wird von der Crew (also von mir) die schon angefangene Zubereitung des Mittagessens abgebrochen, das Kühlwasserventil des Motors geöffnet, der Stromschalter für den Motor umgelegt, am Schaltpaneel die Navigation und das Funkgerät eingeschaltet, dann an Deck gehechtet, um an den Vorleinen bereitzustehen.

12.49 Uhr - der Skipper startet den Motor, gibt Kommando zum Leinenlösen, legt den Rückwärtsgang ein

12.51 Uhr - die Amazone verlässt nach diesem Blitzstart den Oosterhaven in Groningen

12.54 Uhr - die Amazone erreicht die erste von 18 Brücken.

Die Brücke wurde dann tatsächlich kurz nach 13 Uhr geöffnet und die Zuckelei durch Groningen zum Verbindungskanal konnte beginnen. Es waren insgesamt 18 Brücken zu durchfahren. Bei den allermeisten warteten wir nur kurz, bei einer Eisenbahnbrücke etwa eine halbe Stunde. Na ja, Züge sind eben schwerer aufzuhalten als Autos, Fußgänger und Radfahrer. Für die Strecke von ca. 4 Seemeilen haben wir sage und schreibe 4 Stunden benötigt.     

Wir sind heute insgesamt 18 Seemeilen gefahren und waren sechs Stunden unterwegs. Um 19 Uhr haben wir im Yachthaven Hunzegat/Zoutkamp festgemacht.

Ach ja, ich vergaß zu erwähnen, dass es eine Planänderung gibt: Auf unserer geplanten Route durch Holland (Staande Mastroute) ist eine Brücke defekt und lässt sich nicht öffnen. Es gibt zwar eine Umleitung, aber diese kann nur von Booten mit einem Tiefgang bis 1,50 m befahren werden. Unsere Amazone hat mit der besonderen Urlaubsgepäcks-Zuladung ca. 1,70 m. Von der defekten Brücke habe ich zufällig beim Plaudern mit unserem Bootsnachbarn in Groningen erfahren. Die Hafenmeisterin hat sich dann in der betreffenden Provinz telefonisch erkundigt und die Information bestätigt.

So werden wir die Staande Mastroute verlassen und wahrscheinlich bei Harlingen auf die Nordsee fahren. Das entscheiden wir morgen, wenn wie die Wettervorhersagen kennen.

 

Beschauliche Fahrt durch Groningen:

 Die Freude über das Päckchen sieht man Ingo deutlich an:

 

Montag, 16.06.2014

Wie befürchtet, braucht die Zustellung unseres Päckchens noch etwas Zeit. Also heißt es weiter warten. Vielleicht morgen - hoffentlich morgen!

Den super Start der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball WM haben wir in einer Kneipe mit anderen Deutschen verfolgen können. Die Stadt ist ganz auf die WM eingestellt, wie das Foto beweist:

Das fand ich spannend und ziemlich gewagt: "Vorher und nachher - Schneiden ohne Absprache" - so steht es beim Friseur an der Scheibe. Ingo hat mich dann aufgeklärt: Gemeint ist sicher ohne Terminabsprache. Ach so.

Sonntag, 15.06.2014

Heute ist unser 25. Hochzeitstag! Was - schon 25 Jahre her, dass wir aufgeregt wie nie zuvor, mit dem kleinen, weißen Ford Fiesta zum Standesamt gefahren sind und die Standesbeamtin zu uns sagte: "So wie ich Sie hier heute erlebe, werden Sie auch noch die Silberhochzeit feiern." ? Vielleicht gehörte dieser Satz zu ihrem Standardrepertoire, aber auf uns traf er zu. Unser besonderer Hochzeitstag  war Anlass für unsere Söhne, uns an diesem Tag in Groningen zu besuchen.  Wir haben einen schönen Tag zusammen verlebt, und der Abschied fiel allen Familienmitgliedern schwer. Wann und wo wir uns wiedersehen, wissen wir noch nicht.

Heute mittag gesichtet: Dieser Angler sitzt in einem schwimmenden, aufblasbaren Sessel. Er trägt eine Anglerhose und hat Schwimmflossen angelegt. Am Sessel angebracht ist ein elektronischer Fish-Finder. Irgendwie kurios.

 

Sonnabend, 14.06.2014

Gestern abend haben die Niederlande 5 : 1 gegen Spanien gewonnen - und hier war der Teufel los! Wildes Getröte und Jubelrufe überall.Der Renner sind kleine orangefarbene Megaphone. Auf Knopfdruck ertönt "Olé olé olé, we are the champions". Na ja, vielleicht etwas verfrüht! Aber dieser Auftakt war gelungen, das muss man ihnen lassen.

Das Internetverbindungsproblem mit unserer WeBBoat-Antenne ließ sich auch heute nicht lösen, und so sitzen wir wie gestern in der gemütlichen Brasserie und nutzen dessen W-LAN.

Hier sind jetzt die versprochenen Fotos:

Der Skipper setzt die erste Gastlandflagge auf dieser Reise.

In Delfzijl geht es gleich in die schon offenstehende Schleuse.

Wir sind im Land der Windmühlen angekommen.

Gleich neben unserem Liegeplatz hat eine Band ihre Instrumente ausgepackt und ein kostenloses Konzert gegeben.

Auf allen Vieren gehen wir zwar noch nicht, aber wir freuen uns schon, wenn es bald mit der Reise weitergeht.

Donnerstag, 12.06.2014 und Freitag, 13.06.2014

Borkum haben wir Donnerstag morgen um 8.30 Uhr verlassen und haben hier in Groningen um 16 Uhr festgemacht. Es waren 21 Seemeilen von Borkum nach Delfzijl und dann noch 24 Kanal-Kilometer bis Groningen. Leider mussten wir mangels Wind alles unter Maschine zurücklegen. Die erste Gastlandflagge wurde gesetzt. Wenigstens konnten wir in Delfzijl gleich in die schon geöffnete Schleuse fahren, und auf dem Kanal nach Groningen mussten wir nur an einer der sechs Brücken 20 Minuten warten. Hier haben wir einen schönen Liegeplatz im Oosterhaven, direkt in der Innenstadt. Strom, Wasser, Duschen, Waschmaschine und Trockner - alles vorhanden.

Das ist auch gut so, denn wir werden mindestens bis Montag bleiben (müssen). Es gibt leider technische Probleme - der Internetzugang funktioniert von Bord aus nicht. W-LAN ist für den PC zu weit entfernt und unsere "tolle" WeBBoat-Antenne von Glomex lässt sich auf das privat gesicherte Hafennetzwerk nicht einstellen. Der Skipper hat stundenlang alles Mögliche versucht und war schließlich der Verzweiflung nahe. Etwas musste geschehen! So sitzen wir jetzt bei Bier und Cappuccino in einer schnuckeligen Brasserie und gehen den elektronischen Geschäften nach.

Um wieder von Bord aus ins Internet gehen zu können, haben wir eine andere W-LAN Verbindungsmöglichkeit in Deutschland bestellt. Sobald sie ankommt, geht die Reise weiter.

Bis dahin schlafen wir aus, frühstücken ausgedehnt, erkunden die schöne Stadt, werkeln in aller Ruhe an der Amazone und versuchen, uns wegen der Wartezeit auf das Ersatzteil nicht zu grämen. Das geht ja schon gut los - gerade erst eine Woche unterwegs und schon auf eine Lieferung aus Deutschland warten.

Fotos gibt es heute mal nicht - freut Euch auf's nächste Mal!

Mittwoch, 11.06.2014

Auf Norderney hieß es heute Morgen Abschied nehmen von Burkhard und Kirsten. Sie segeln zurück gen Heimat und haben beim Ablegen dieses schöne Foto von uns gemacht:

  Der Eindruck täuscht: der Skipper trug nur ein T-Shirt. Bei herrlichem Nordwest 4 und Sonnenschein sind wir mit wenigen Kreuzschlägen nach Borkum gesegelt. Hat Spaß gemacht, wie man sieht.

 Doch - jeder ist ersetzbar. Die Windfahnensteueranlage durfte auch mal ran.

Nach 35 Seemeilen und 7,5 Stunden sind wir auf Borkum angekommen. Unser kleiner Windgenerator hat hier einen großen Bruder getroffen.

Der freundliche Hafenmeister wollte mir keine zwei Duschmarken verkaufen. Er meinte, nach zweimal Duschen wäre von mir nichts mehr übrig und ich im Gulli verschwunden. Das probiere ich gleich mal aus!

Dienstag, 10.06.2014

Wir haben uns entschieden, noch einen Tag auf Norderney ("Nanni") zu entspannen. Das Wetter meint es weiterhin gut mit uns, und in netter Gesellschaft vergeht die Zeit wie im Fluge.

Wie komme ich auf "Nanni"? Ganz einfach: Will man sich die Ostfriesischen Inseln in der richtigen Reihenfolge merken, baue man sich folgende Eselsbrücke: Die Anfangsbuchstaben der Worte im folgenden Satz sind die Anfangsbuchstaben der Ostfriesischen Inseln.

Welcher Seemann Liegt Bei Nanni Im Bett?

Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney, Juist, Borkum

Kenne ich schon seit Realschulzeiten - manches bleibt eben doch hängen!

Gleich sind wird wir bei Freunden an Bord eingeladen: Film über Norwegen gucken.

 

Montag, 09.06.2014

Heute sind wir bei Sonnenschein und leichtem Nordostwind mit unserem 80 qm großen Gennaker von Helgoland nach Norderney gesegelt, das waren 43 schöne Seemeilen. Gestartet sind wir um 11.00 Uhr, auf Norderney festgemacht haben wir um 20.00 Uhr. Die Nordsee hat uns auch heute ihr freundliches Gesicht gezeigt. Das war sehr nett von ihr. Vielleicht geht es schon morgen oder übermorgen weiter nach Borkum, das entscheidet sich, wenn wir morgen die aktuelle Wettervorhersage kennen.

Sonnabend, 07.06. und Sonntag, 08.06.2014

Wir genießen die Zeit auf Helgoland. Das Wetter ist herrlich und die Atmosphäre besonders. Wie jedes Jahr findet hier zu Pfingsten die Nordseewoche statt und verschiedene Regatten um Helgoland werden gesegelt. Die Segler haben die Insel fest im Griff. Partys gibt es natürlich auch.

Wir haben unsere Vorräte ergänzt, Diesel getankt und einen Ausflug zur Düne gemacht. Morgen soll es weiter nach Norderney gehen. Die Amazone wird nicht allein segeln - ein befreundetes Paar will auch dorthin.

... die "Barfußroute" fängt für uns auf Helgoland an.

 Ähnlichkeiten mit dem Skipper und der Crew der Amazone sind rein zufällig...

Freitag, 06.06.2014

Brötchenholen kann sehr gefährlich sein! Ingo ist heute Morgen auf dem Rückweg vom Bäcker mit unserem Auto um Haaresbreite mit einem Geisterfahrer zusammengestoßen - ein älterer Herr hatte mit seinem Wagen die Orientierung verloren. Aber alles gutgegangen, der Schutzengel hat aufgepasst.

Der Abreisetag hat also schon mal aufregend begonnen. Dann die letzten Sachen packen und ab aufs Boot. Das Auto war mal wieder voll beladen, aber trotzdem haben wir auf der Amazone noch alles irgendwie verstauen können.

Im Laufe des Nachmittags trudelten dann nach und nach Verwandte, Freunde, Vereinskameraden und Kollegen bei uns ein, um "Auf Wiedersehen" zu sagen. Beim Ablegen war der Steg einer gewissen Belastungsprobe ausgesetzt, und auch auf der Mole bei der Ausfahrt auf die Weser gab es nochmal ein großes Hallo. Uschi vom Shanty Chor des OSV hatte die Idee, unsere Ausfahrt mit ihrem Akkordeon und dem Lied "Muss i denn" musikalisch zu begleiten. Es wurde getutet und gewunken. Wir haben mit der Amazone eine Ehrenrunde gedreht, auch getutet und gewunken, Segel gesetzt und aufgepasst, dass uns die Fähre nicht übermangelt, die natürlich mal wieder zum unpassenden Zeitpunkt in den Hafen einlief.

Bei all diesen Beschäftigungen war leider keine Zeit, zum Filmen oder Fotografieren.

Kann ein Abschied schön sein? Ja, definitiv, er kann. Vielen Dank Euch allen, es war toll!

Wir haben um 19.30 Uhr Bremerhaven verlassen und haben gegen 2.15 Uhr am nächsten Morgen auf Helgoland festgemacht.

Bevor die Gäste zur Verabschiedung eintreffen, wird die Amazone nochmal auf Hochglanz gebracht.

An der Containerpier vorbei geht es auf die Nordsee hinaus. Da klingelt mein Handy - ein Freund bittet uns, doch etwas näher an die Containerbrücken heranzufahren, damit er uns besser sehen kann. In diesem Gebiet müssen Sportboote das Nebenfahrwasser benutzen, um die Großschifffahrt bei den An- und Ablegemanövern nicht zu behindern. Es war aber gerade kein Schiffsverkehr, und so haben wir ausnahmsweise diesen kleinen Schlenker gewagt.

Er hat uns dann besser gesehen - und wir ihn schließlich auch. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass er ganz am Ende des Auslegers steht und diese einmaligen Fotos von uns macht:

  Tschüß, Bremerhaven!

Nach einer ruhigen Überfahrt in einen schönen Sonnenuntergang hinein, sind wir am nächsten Morgen gegen 2.15 Uhr auf Helgoland angekommen.

Ja, ich gebe es zu - wir haben einen kleinen "Heimweh-Karton" an Bord. Darin befinden sich u. a. Marmeladen- und Honiggläser. Die Marmeladen haben wir geschenkt bekommen. Sie sind selbstgemacht und ein Geschenk eines befreundeten Kollegen, Marmelade von einer Bremer Parzelle. Außerdem haben wir Senatskonfitüre und Honig vom Martinshof dabei, ebenfalls ein Geschenk. Eine Ansichtskarte mit Bremer Sehenswürdigkeiten, die wir auf unserer Geburtstags- und Abschiedsparty bekommen haben, liegt auch in dem Karton. Eine Dose Beck's Bier darf hier natürlich auch nicht fehlen.

 Ein emotionales Rettungspaket, sozusagen.

Am Montag sind wir ja an Bord interviewt und fotografiert worden, und heute ist schon der Artikel in der Nordsee-Zeitung erschienen:

Der Abreisetermin rückt in greifbare Nähe, und die Vorbereitungen gehen in die letzte Runde. Die Gefühlslage ist diffus. Sie schwankt zwischen Vorfreude, Anspannung, Aufregung und einer Ahnung von Abschiedsschmerz. Bei meinem letzten Impftermin hat mich mein Arzt gefragt, ob ich mich schon freue oder mich frage "Mein Gott, was haben wir getan?" - kluger Mann der Doc! Aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Vielleicht stellen wir uns irgendwann unterwegs einmal diese Frage, ich hoffe aber, dass es nicht so kommt.

Montag waren ein Journalist  und ein Fotograf der Nordsee-Zeitung bei uns an Bord. Den Reporter habe ich ziemlich zugetextet. Mal sehen, was davon zu lesen sein wird.

Die Bordapotheke ist jetzt auch komplett - mit freundlicher Unterstützung unseres Hausarztes und einer befreundeten Apothekerin, danke Kirsten! Auch eine nette Nachbarin, die Ärztin ist, hat zur Komplettierung beigetragen, herzlichen Dank nochmal!

 

Das lange Himmelfahrts-Wochenende haben wir für einen Probeschlag nach Helgoland genutzt. Auch die Jungs waren dabei, ein vorerst letztes Familienwochenende. Die Stimmung war prima und die neuen Ausrüstungsteile konnten erprobt und für sehr gut befunden werden. Das neue Großsegel von CO-Segel steht ausgzeichnet, und die Windfahnensteueranlage von Windpilot funktioniert auch einwandfrei. Bei einem geselligen Abend bei Freunden an Bord ist das obige Foto entstanden. Henning und Malte sind wieder in Bremen, und wir erledigen weitere Restarbeiten an der "Amazone".

Die Vorbereitungen laufen weiter auf Hochtouren. Auch unsere Söhne Henning und Malte werden mit eingespannt und helfen z. B. beim Einziehen der Segellatten beim neuen Großsegel. Es bleibt bei unserem geplanten Abreisetermin. Am Freitag, 06.06.2014, legen wir in unserem Heimatverein, dem Wassersportverein Wulsdorf, in Bremerhaven gegen 18.30 Uhr ab. Gegen 19 Uhr wollen wir in die Fischereihafenschleuse fahren, und wenn alles klappt, werden wir ca. um 19.20 Uhr die Schleuse verlassen und auf die Weser hinausfahren. Wenn alles gut läuft, werden wir mit der "Amazone" im August 2015 hier wieder aufkreuzen.

Am 24. Mai 2014 haben wir im Oberweser-Segel-Verein unsere Geburtstags- und Abschiedsparty mit Familie, Freunden und Kollegen gefeiert. Antje ist auch in diesem Verein Mitglied, hat hier einen Teil ihrer Kindheit und Jugend verbracht, das Segeln gelernt und auch unsere Hochzeit wurde 1989 hier gefeiert. Es war eine schöne Party mit einem Überraschungsauftritt des Shanty Chors des OSV. Wir bekamen zwei Jubiläumsflaggen mit eingesticktem Bootsnamen überreicht. Diese Flaggen wurden in limitierter Auflage zum 100-jährigen Jubiläum des Vereins 2011 angefertigt. Wir bekamen den Auftrag, eine der Flaggen während der gesamten Reise unter der Saling zu setzen. Nach unserer Rückkehr soll die Flagge - oder das, was dann noch von ihr übrig ist - im Bootshaus präsentiert werden. Auch fünf Vereinsstander wurden uns überreicht, mit der Bitte, sie einem alten Brauch folgend, in fernen Hafenkneipen auszuhängen. Weil der Oberweser-Segel-Verein eventuell in Frankreich, Spanien, den Kap Verden oder der Karibik nicht ganz so bekannt ist, sind diese Stander mit dem Aufdruck "OSV Bremen Germany" bestickt. Diese Aufträge haben wir sehr gerne angenommen und werden auf unserer Reise Flagge zeigen und sie anschließend zum OSV zurückbringen - versprochen. Über den Verbleib der fünf Vereinsstander werden wir in unserem Blog berichten. Der Auftritt des Shanty Chors war super! Wir haben uns sehr gefreut und bedanken uns für diese schöne Idee hier nochmal ganz herzlich!

 

Auch unsere Segel- und Kegelfreunde haben sich etwas Besonderes für uns einfallen lassen. Sie haben auch verschiedene Seemannslieder für uns vorgetragen und uns mit allerhand nützlichen Utensilien - passend zu dem jeweiligen Liedtext - bedacht. So bekam Antje u. a. ein "Fernglas" überreicht. Neben Verbandszeug und Proviant gab es auch hübsche Reizwäsche. An dieser Stelle nochmal herzlichen Dank - ihr habt das Klasse gemacht, wir haben viel Spaß gehabt - Antje konnte sich den Rest der Feier nicht mehr von ihrem "Fernglas" trennen!

Wir bedanken uns bei all unseren Gästen für die tolle Stimmung, die guten Wünsche und die wunderschönen Geschenke! Ihr habt fleißig gebastelt, gemalt, gestrickt und kräftig unsere Bordkasse unterstützt! Es floss auch die eine oder andere Träne - nicht traurig sein, wir kommen ja wieder!

 

Maststellen die Zweite: Der neue Geber für die Windmessanlage ist schnell geliefert worden. Und so konnten wir ihn montieren und am letzten Wochenende den Mast wieder stellen. Das Kühlfach hat eine zusätzliche Isolierung bekommen, und wir haben jetzt sogenannte Leesegel. Sie werden gespannt, damit wir nicht aus der Koje rollen, wenn die "Amazone" Lage schiebt. Außerdem hat Ingo die Einspritzdüsen unseres Motors ausgebaut und zur Überprüfung zu einer Fachfirma gebracht. Ergebnis: Die Düsen müssen gegen neue getauscht werden. Der Fachmann kommt morgen an Bord, baut die neuen Einspritzdüsen ein und überprüft den gesamten Motor.

Jetzt, wo der Mast wieder gestellt ist, funktioniert auch der AIS-Sender. Über diesen Link kann die Positon unserer Amazone verfolgt werden: http://www.marinetraffic.com/en/ais/details/ships/211629820/vessel:AMAZONE. Wenn wir allerdings weiter als 30 sm von der Küste entfernt sind oder den Sender ausgeschaltet haben, gibt es keine aktuelle Positionsmeldung.

Auch ich hatte jetzt meinen letzten Arbeitstag und werde die letzten Tage bis zur Abreise weiter für die Vorbereitungen nutzen.

Zum Abschied gab es noch eine große Weltkarte mit Unterschriften, Reisekasse und einen Karibik Reiseführer mit individuellem Einband.

Und zum Schluss noch ein letztes Foto mit den Kolleginnen und Kollegen der Einkaufsabteilung mit dem Titel "Last day in paradise"

 

Die Segelzeitschrift "Yacht" wird einen Artikel zum Thema "Sabbatical/Ich gönn mir eine Auszeit" bringen. Und so hat sich der Journalist Dr. Peter Sandmeyer mit uns in Verbindung gesetzt und uns zu Hause dazu interviewt. Vielleicht bringen sie dann auch das folgende Foto von uns.

In der aktuellen Ausgabe 11/2014 der Yacht ist auf Seite 44 ein Foto unseres  Salons zu dem Thema "Spezial - Gebrauchtbootverkauf" abgebildet. Untertitelung: " Im Salon herrscht zwar Ordnung, doch die Bilder am Schott, die Bücher und der Teddybär sollten entfernt werden."

Dieses Foto wurde schon 2008 für den Gebrauchtboottest unseres Bootes aufgenommen und im Heft 10/2009 veröffentlicht. Untertitel damals: "Im überaus geräumigen Salon folgt die Form der Funktion."

Wir stehen zu unserem Teddybär - er segelt mit ins Abenteuer!

 

Zum Abschied haben mir die Kolleginnen und Kollegen einen Korb mit Flaschenpost geschenkt. Auch an die Reisekasse haben sie gedacht. Als besonderes highlight habe ich auch noch ein selbstgemaltes Bild bekommen. Ich habe mich sehr über alles gefreut, und es war spannend, die einzelnen Fläschchen zu öffnen. Jede/jeder hat mir gute Wünsche, Sprüche oder auch etwas Nachdenkliches mit auf die Reise gegeben. An dieser Stelle nochmals ganz herzlichen Dank, ihr habt mir eine sehr große Freude gemacht!

Frustschutz-Bärchen, Ohnmachts-Happen und Easy-Going-Gum

Diese schönen, leckeren Dinge haben mir liebe Kolleginnen zum Abschied geschenkt. Sie waren als besonderer Proviant für die Reise bestimmt. Ganz ehrlich - für die Reise muss ich unbedingt Nachschub besorgen: Frust und Beinahe-Ohnmachtsanfälle häufen sich in letzter Zeit. Vielleicht gehört  das zum Endspurt dazu?

Aber der Reihe nach: Ingo hatte ja festgestellt, dass der Beschlag für das Achterstag Haarrisse aufweist und ersetzt werden muss, wenn wir den Mast unterwegs nicht verlieren wollen. Wo sind die Ohnmachtshappen?

Wir haben den Mast gestellt, nachdem unser  Edelstahl-Fachmann einen neuen Beschlag für das Achterstag angefertigt hat. Leider hat sich dann herausgestellt, dass der Geber für die Windmessanlage im Masttop nur zeitweise funktioniert und der Mast zwecks Fehlersuche wieder gelegt werden muss: Schnell eine große Portion Frustschutz-Bärchen für den Kapitän und die Crew!

              

Die "Amazone" ist immer noch eine schwimmende Baustelle, die Verkabelung der neuen Geräte dauert doch länger, als angenommen. Nach zwei durchgearbeiteten Tagen funktioniert der neue AIS-Sender dann leider erstmal nicht. Der Fehler ist aber gefunden, und nun sollte es alles funktionieren. Auch der neue Bügel vor dem Herd ist angebaut. Unser Edelstahlfachmann hat uns auch noch eine neue Halterung für die vorhandene, modifizierte Badeleiter angefertigt.

               

Heute kam dann die Nachricht, dass der neue Geber (Garantieaustausch) für die Windmessanlage auf dem Weg zu uns ist. Wir können also am Wochenende das neue Teil anbauen und den Mast wieder stellen.

Eigentlich sollte die To-Do-Liste schon viel weiter abgearbeitet sein: Easy-Going-Gum muss her! Ruhe bewahren, Nerven behalten.

Ein weiterer, großer Schritt in Richtung "Leinen los und auf zu neuen Ufern" ist gemacht: Heute hatte ich meinen vorerst letzten Arbeitstag. Morgens mit Kuchen in der Hand und jeder Menge "Windjammer im Bauch" ins Büro gefahren und noch einiges zu erledigen gehabt - ein geordneter Rückzug, sozusagen. Es war ein erwartungsgemäß aufregender Tag. Es ist gleichermaßen schön und schwer, zu wissen, dass man mich doch ein bisschen vermissen wird. Auf diesem Wege deshalb schon mal ganz herzlichen Dank für die vielen guten Wünsche, Umarmungen und Geschenke! Die Gleitzeitkarte und der Büroschlüssel sind sicher verwahrt und haben jetzt auch eine Auszeit. Die "Hochhackigen", Blazer und weißen Blusen fristen jetzt ein trostloses Dasein im Schrank.

Jetzt haben wir den Großteil unserer neuen Ausrüstung abgeholt. Für Sicherheit, Kommunikation, Ersatzteile, laufendes Gut und ein neues Kutterstag mit 7 mm statt 6 mm Draht. Vieles Weitere und das neue Großsegel sowie die Sturmfock haben nicht auf das Foto gepasst.

Der Sachverständige von der Kaskoversicherung und auchich haben den Mast ja schon im Herbst ordentlich in Augenschein genommen und für akzeptabel befunden. Nur vor dem Stellen wollte ich noch mal sicherer gehen und habe noch genauer hingeschaut. D. h. ich habe auch alle Einzelteile zerlegt und poliert, um auch feinste Risse sehen zu können. Und so musste es wohl auch dazu kommen, dass ich im oberen Edelstahlbeschlag für das Achterstag, der im Masttop verbolzt war, zwei feine Risse entdeckt habe.

Leider habe ich kein Foto gemacht, da ich ihn zum Nachbau gleich am Sonntag meinem Edelstahl-Fachmann in den Briefkasten geworfen habe. Ich hoffe, der Nachbau hat nicht eine so lange Lieferzeit, wie die Halterungen für den Windgenerator, das Solarpaneel und die Antennen. Gar nicht auszudenken, wenn ich die Risse nicht entdeckt hätte und deshalb bei Schwerwetter die Achterstagverbindung und in der Folge der Mast gebrochen wäre – Glück gehabt!

Die Hallensaison ist schon vorbei! Beim Arbeitsdienst durfte ich für den Transport der Schiffe das Hydrocar bedienen und steuern.

Unsere Amazone ist also wieder in ihrem Element und äußerlich fertiggestellt. Am Spiegel sind auch schon die Füße für die Antennen- und Windgeneratormasten montiert, und nächstes Wochenende soll es dann mit dem Halterprojekt weitergehen.

Die Gasleitungsinstallation soll denn ja auch noch verbessert werden. Die Installation vom AIS-Sender, dem DSC-UKW-Funkgerät und der Solaranlage, mit den seit Monaten nicht lieferbaren Solarreglern, wird wohl Ostern in Angriff genommen werden können. Ach ja, die Fußpumpe für den Waschraum will ja auch noch montiert werden, etc.

Für den Fall, dass wir die „Stehende Mastroute“ durch die Niederlande fahren werden, hatte ich schon zur Vorbereitung an einem Abendkurs für das UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenfunk (UBI) teilgenommen. Dieser Schein ist seit 2010 auch in den Niederlanden Pflicht und gilt international.

Ich wollte mich auch schon für die Prüfung in Bremen anmelden, aber eigentlich habe ich dafür keine Zeit – die Arbeiten am Boot haben Vorrang.

Also erst noch mal klären, ob nicht doch mein altes Sprechfunkzeugnis zumindest für den Binnenfunk reicht. Der Prüfungsausschuss Bremen hat mich mit meiner Frage an niederländische Behörden verwiesen.

Zum Glück kam Antje auf die Idee, erstmal den Deutschen Segler-Verband (DSV) zu fragen. Dort hat man schnell reagiert und mir einfach einen Antrag auf Umschreibung meines Sprechfunkscheines per Mail zugesandt.

Bei dieser Gelegenheit habe ich auch meine anderen Scheine aktualisieren lassen, um keine Schwierigkeiten mit jüngeren Beamten zu bekommen, die die alten Scheine und Stempel nicht kennen und deshalb eventuell nicht akzeptieren würden.

So habe ich jetzt ohne Prüfung die folgenden aktuellen Scheine bekommen:

  • Binnenfunk (UBI) für mein Beschränkt gültiges Sprechfunkzeugnis für Ultrakurzwelle von 1990
  • Sportbootschein-See für meinen Sportbootführerschein von 1982
  • Fachkundenachweis (FKN) für meinen Stempelaufdruck (Signalwaffen) im alten Sportbootführerschein
  • Sportbootführerschein-Binnen für meinen A-Schein von 1982
  • Sportküstenschifferschein (SKS) für meinen BR-Schein von 1982

Und weil wir schon dabei waren, haben wir auch gleich Antjes A-Schein von 1979, den sie damals mit 15 Jahren gemacht hat (süßes Foto!), in einen Sportbootführerschein-Binnen umgetauscht. Ihren Sportbootführerschein (See) von 1986 wollen wir so lassen.

PS: Anträge für die Umschreibung der Scheine gibt es beim DSV unter dem Link: http://www.sportbootfuehrerscheine.org/umschreibung-ersatz/

In erster Linie um Trinkwasser zu sparen, haben wir zum Spülen des Geschirrs einen zusätzlichen Hahn für Seewasser an das Spülbecken montiert.

Des Weiteren könnten wir an dieser Handpumpe auch die Trinkwasserleitung anschließen. Das wäre dann nötig, wenn die elektrische Druckwasserpumpe unseres Wassertanks ausfallen sollte. Wäre schon eine blöde Vorstellung, 250 l Trinkwasser im Kieltank zu haben, aber keine funktionierende Pumpe, die es fördern könnte.

2012 habe ich einen Ersthelfer-Lehrgang beim Arbeiter Samariter Bund absolviert. Um mich besser auf die besonderen Umstände bei der Ersten Hilfe Leistung an Bord vorzubereiten, habe ich an dem Wochendendkurs der Firma Seadoc in Hamburg teilgenommen. Nach einer kurzen Zusammenfassung des Kursinhaltes zu Beginn des Kurses (u. a. Versorgung lebensbedrohlicher Situationen; Versorgung von Wunden und Verletzungen; Nähen von Wunden; Unterkühlung und Ertrinkungsunfälle etc.) stellte der Seminarleiter die Frage, ob man denn in Anbetracht solcher möglichen Szenarien überhaupt losfahren solle und gab auch gleich die Antwort: Ja, unbedingt! Alle 21 Teilnehmerinnen und Teilnehmer stimmten dem zu.

Ich habe viel gelernt, und ich hoffe, das meiste nicht anwenden zu müssen. Wir bekamen auch Empfehlungen für Medikamente und die sonstige Ausstattung der Bordapotheke. Sehr informativ ist auch das Buch "Medizin auf See", das auf Berufsschiffen an Bord sein muss. Hierin ist von der Geburt bis zum Ableben alles beschrieben. Die wesentlich handlicheren "Medizintafeln - Erste Hilfe an Bord" beinhalten eine Zusammenstellung der häufigsten Notfälle mit der entsprechenden Anleitung zur Hilfe. Wie ein Notruf per UKW oder Satellitentelefon abgesetzt wird, bzw. welche Fragen von den externen Helfern gestellt werden, wurde auch besprochen. Auch über Impfschutz wurden wir informiert.

Fazit: Kompetente Leitung und in entspannter Atmosphäre viel gelernt, sehr empfehlenswert.

Für unsere Reiseroute ist aus medizinischer Sicht eigentlich eine Gelbfieberimpfung nicht nötig. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir nach unserer wochenlangen Atlantiküberquerung in der Karibik auf einen Beamten stoßen, der auf dieser Impfung besteht. D. h., er würde uns nicht an Land lassen.

Deshalb wurde uns beim Gesundheitsamt die Gelbfieberimpfung empfohlen und gespritzt und in eine separate Impfbescheinigung eingetragen, die den neuesten Richtlinien entspricht.

 

Auch für Ersatz- und Wartungsteile ist für die lange Reise gesorgt. Lichtmaschine, Wasserpumpe, Auspuffkrümmer, Thermostat, Vakuumventil, Riemen, Filter und Dichtungen werden hoffentlich reichen. Dazu noch ein Do It Yourself Buch für alle Fälle.

Nun wollen wir hoffen, dass wir nicht irgendwo festhängen werden und durch Warten auf Ersatzteile zu viel Zeit verlieren. Aber alles können wir natürlich auch nicht vorhersehen.

Unser Laufdeck und das Kajütsdach haben wir mit der Decksfarbe Interdeck neu gestrichen, damit es rutschfester ist.

  

Wir werden auf unserer Reise sehr häufig ankern und das nicht nur bei vorhergesagtem Schönwetter, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Es wird auch nicht immer eine geschützte Marina in der Nähe geben, in die wir uns bei aufkommendem Sturm verholen könnten. Das bedeutet, dass unser Ankergeschirr sehr hohen Sicherheitsansprüchen genügen muss, damit wir zwar nicht immer ruhig, aber wenigstens beruhigt schlafen können.

Dazu gehört ein überdimensionierter Anker, der sich auch bei Strömungs- und Windrichtungsänderungen um 180 Grad nach einem möglichen Ausbrechen schnell wieder eingraben kann. Und das am besten auf allen unterschiedlichen Untergründen die vorkommen können. Daher haben wir uns für einen Spade Anker mit 20 kg Gewicht entschieden.

Unsere 50 m lange Edelstahlankerkette würde in der Karibik bei den höheren Wassertemperaturen schnell rosten, da sie nicht aus einer Speziallegierung besteht. Nur für kühlere Gewässer, wie z. B. Nord- und Ostsee, ist sie problemlos einsetzbar. Also musste eine neue Kette her.

Wir haben uns für eine verzinkte Kette aus deutscher Produktion mit Prüfzertifikat und erhöhter Bruchlast entschieden. Damit entspricht sie mit ihren 8 mm Kettengliedern in der Belastbarkeit einer normalen Kette mit 10 mm Gliedern. Die Länge haben wir auch gleich auf 60 m erhöht, und an den Enden hat sie jeweils größere Glieder zur problemlosen Verbindung. Als optionale Verlängerung steht noch eine 50 m lange Leine mit 16 mm Durchmesser zur Verfügung.

Für eine kräftige Verbindung haben wir uns für zertifizierte Crosby Schäkel entschieden, die die doppelte Bruchlast von vergleichbaren Schäkeln in ihrer Größe aufweisen. Damit der Schäkel nicht verkantet, ist der Bolzen am Anker angeschlagen, und die Rundung passt in das vergrößerte Endglied der Kette. Zur Sicherung des Bolzens nutzen wir hochfesten Schraubensicherungslack und Musingdraht.

Ferner gehören noch Kettenstopper und Ankerrolle zur Ausrüstung.

Damit wir das Ankergeschirr auch bequem heben können, haben wir unsere mechanische Ankerwinde durch eine elektrische Ankerwinde mit 1000 W Leistung ausgetauscht. Sie ist sowohl mit Fußtastern als auch mit einer Funkfernbedienung steuerbar.

Dieses Projekt war in diesem Winter mit Abstand eines der zeitaufwendigsten, aber sicheres Ankern hat für uns eine sehr hohe Priorität.

P. S.: Wir bedanken uns für die Beratung zum Thema Ankergeschirr ganz herzlich bei Martina und Michael Haferkamp von der SY „Polaris“!

Hier noch ein paar Bilder von der Umrüstung:

 

 

    

 

Unser Drehflügelpropeller von SPW ist überholt und wieder montiert. Zusätzlich habe ich noch einen Tauschneider auf die Welle montiert. Scheint mir allerdings etwas klein vom Durchmesser zu sein, aber wir werden mal sehen, ob er sich bewährt.

Es treiben ja leider genügend Leinen, Netze und Planen im Wasser, die gerne den Propeller zum Stehen bringen möchten.

 

Unsere ersten selbst designten Visitenkarten sind gekommen!

Unser Bimini für den Sonnen- und Regenschutz ist fertiggestellt.

 

Zum Segeln können eine oder beide Verbindungen zur Spritzkappe für die Großschot aufgerollt werden. Die beiden Teile sind untereinander und mit der Spritzkappe durch Reißverschlüsse verbunden.

Na, geht doch! Ein paar Versuche später hat es jetzt mit dem Brötchenbacken geklappt. Danke für die vielen Tipps! Eure Anteilnahme hat uns wirklich beeindruckt. Einem leckeren Frühstück mit duftenden und schmackhaften Brötchen steht jetzt nichts mehr im Wege.

Zum Flohmarkt anmelden und Tische reservieren, Sachen zusammensuchen, Preise überlegen, alles einpacken, früh aufstehen und zur Boatfit fahren, alles auspacken, ansprechend präsentieren und auf interessierte und kaufwillige Kunden hoffen - es hat sich gelohnt! Nur das alte GPS-Navigationsgerät und der Edelstahl-Anker haben keinen Liebhaber gefunden. Alles andere von der Liste und noch viele andere Sachen haben wir verkaufen können. Und das alles in netter Atmosphäre - viele Bekannte und Freunde getroffen, einen schönen Tag gehabt.

 

Nachdem wir viel Geld für Neuanschaffungen ausgegeben haben, wird es Zeit, unsere Bordkasse ein bisschen aufzufüllen.

Viele Dinge, die wir erst vor ein paar Jahren angeschafft haben, sind noch sehr gut, aber für unsere Reise durch geeignetere ersetzt worden. Der reine AIS Empfänger wird durch einen AIS Empfänger mit Sender ausgetauscht, um anderen Schiffen unsere Position anzuzeigen. Unsere Instrumente für Wassertiefe, Geschwindigkeit und Windrichtung wurden durch Geräte ausgetauscht, die diese Daten an unseren elektronischen Autopilot weitergeben können. Unseren Hauptanker haben wir auch ausgetauscht usw.

Da wir nicht die "Ebay-Verkäufer" sind, bieten wir die Sachen erst mal auf dem Flohmarkt am 23.02.14 auf der boatfit Messe in Bremen an.

Hier ist schon mal vorab die Liste mit den interessantesten Artikeln:

Artikel

Baujahr

Neupreis

VB

easyAIS IS mit integriertem Splitter für Funkgerät und Radio

2011

349.90

225,00

Edelstahl Pflugscharanker (CQR) 22 kg

2002

599,00

385,00

Clipper Wind mit Geber

2011

249,90

155,00

Clipper Duett mit unbenutzten Lot- und Loggebern

2009

199,90

125,00

Clipper Log Anzeige und gebrauchter Geber ohne Gebergehäuse

2003

149,90

45,00

GPS-Navigationsgerät VALSAT 02L mit externer Antenne

-

-

55,00

DEBEG UKW-Funktelefon 7609 "Sailor"

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-

65,00

2 x ENKES Schotwinden AR26, 1 x ok und 1 x defekt

-

-

115,00

2 x Wieling, blau, Länge 10 m, 20 mm Durchmesser

-

149,00

49,00

Auch für das leibliche Wohl muss unterwegs gesorgt sein. Also unternehme ich jetzt meine ersten Brötchen-back-Versuche, mit mäßigem Erfolg würde ich sagen. "Kann man essen." - so der Kommentar eines Familienmitglieds. Das muss besser werden, weitere Versuche sind geplant!

Heute ist unser neuer Hauptanker aus Frankreich geliefert worden, den wir bei Proyacht in Hamburg bestellt haben. Der 20 kg Spade-Anker soll schneller und zuverlässiger auf den unterschiedlichsten Untergründen halten, als unser 22 kg Pflugschar (CQR) Anker. Wir hoffen, das stimmt. Als Zweit- und Ersatzanker haben wir noch einen 15 kg Rocna Anker dabei. 

Ich habe jetzt vereinbarungsgemäß meine Kündigung zum 31.05.2014 bei meinem Arbeitgeber abgegeben.

Nach unserer Auszeit möchte ich gerne noch für 12 - 15 Jahre anspruchsvoll arbeiten und habe dafür bei meinem jetzigen Arbeitgeber auch schon ein Gespräch vereinbart. Ob ich dann wieder eingestellt werde, ist aber offen.

Also, wer ab dem 01.09.2015 in seiner Firma Verstärkung für das Qualitätsmanagement, das Produktmanagement oder im technischen Einkauf sucht, darf mich auch gerne zu einem Gespräch einladen!

Weitere Informationen über meine Qualifikationen und über meine Person sind jetzt zu finden im Menü "Über uns".

Die alte Pinne ist jetzt die neue für die Langfahrt. Sie war beim Kauf des Hanseaten in einem erbärmlichen Zustand und hatte nur noch wenig Lack. Mein Schwiegervater war so lieb und hat uns eine neue Pinne aus zwei Holzarten verleimt, die wesentlich schöner aussieht. Für die Windsteueranlage müssen wir jetzt einen zusätzlichen Beschlag für eine Steuerkette montieren, und der Pinnnenausleger kann dadurch nicht mehr in seinem Halter fixiert werden. Deshalb haben wir die alte Pinne abgezogen und neu lackiert. Die alte original Pinnenverlängerung wurde auch wieder montiert. Damit könnten wir geschützt unter der Spritzkappe steuern, wenn die Windsteueranlage und der elektronische Autopilot ausfallen sollten. Bei der Gelegenheit haben wir auch gleich die unbehandelte Ersatzwindfahne lackiert, die als Alternative zu der weiß lackierten Windfahne benutzt werden kann. Als Ersatz dient jetzt auch unsere geleimte Pinne mit dem Pinnenausleger.

 

"Ergänzung Sonntag, 10.12.2017

Ein Segel, zwei Sachverständigengutachten, drei Hauptverhandlungen vier Jahre und fünf Richter/innen. 


Da war doch noch was… Ja, genau. Hin und wieder werden wir angesprochen, was eigentlich aus unserem Rechtstreit mit der Firma Beilken Sails GmbH wegen unserer Genua geworden ist. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben Recht bekommen und jede Menge Lebenserfahrung dazu gewonnen.

Ich fasse mal kurz im Groben zusammen, worum es eigentlich ging:

 

  • Der Geschäftsführer von Beilken Sails GmbH hat mich im Herbst 2010 an Bord meines Bootes beraten und das Boot  vermessen
  • Am 08.10.10 wurde mir ein Angebot geschickt. U. a. für die Rollreffgenua mit 37,0 qm aus Hydra Net radial, 303 g/qm
  • Am 11.10.10 kam die erste Auftragsbestätigung mit der Bedingung: Aufnahme der Fertigung nach Anzahlung von 50 %
  • Am 15.11.10 wurde die Genua ohne mein Wissen fertigt gestellt
  • Am 05.12.10 habe ich Änderungen zum Auftrag formuliert
  • Am 09.12.10 folgte die aktualisierte Auftragsbestätigung
  • Am 06.01.10 habe ich wie vereinbart 50% für die Fertigung angezahlt
  • Am 11.02.11 habe ich den Restbetrag für die Rollreffgenua bezahlt und sie erhalten
  • Am 10.04.11 habe ich u. a. reklamiert, dass die Salingverstärkung in falscher Höhe ist und dass das Vorliek zu kurz ist. Ein Foto zeigt 25 cm Platz am Aluminiumprofil. Ich habe dann das Segel zur Änderung der Salingverstärkungen nach Lemwerder gebracht
  • Am 27.09.12 hat der Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH die Rollreffgenua das erste Mal an Bord in Augenschein genommen, da er ein Angebot für eine Selbstwendefock  machen sollte und um meine Bedenken bezüglich der Rollreffgenua anzuhören. Ich hatte bereits zwei Meinungen von anderen Segelmachern zu seinem Segel eingeholt. Einer von Ihnen hat sie später geändert. Für den Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH war aber alles bestens
  • Als ich ihm am 30.09.12 mitgeteilt habe, dass ich die Selbstwendefock bei CO-Segel fertigen lasse, hat er mir nach etwas Email Korrespondenz am 04.10.12 eine Rechnung in Höhe von € 220,15 für das Ausmessen der Selbstwendefock und für die Beratung zum Segeltrimm der Roll-Reff-Genua vor Ort berechnet. Aus der Email Korrespondenz nur ein Zitat: „Ich war bei Ihnen nie aus After Sales Gründen, sondern zum Aufmaß der SW Fock“
  • Nachdem die Beilken Sails GmbH die Frist für eine angebotene Mediation verstreichen lassen hat, haben wir über die Qualität des Segels ein selbstständiges Beweissicherungsverfahren eingeleitet
  • Auch danach gab es kein Entgegenkommen von der Beilken Sails GmbH und deshalb hatten wir eine Klage auf Minderung des Kaufpreises eingereicht. Anmerkung: Wir sind nicht rechtsschutzversichert und nicht klagewütig. Da aber der Geschäftsführer sämtliche Angebote einer außergerichtlichen Einigung abgelehnt hatte, blieb uns keine andere Wahl, unsere Ansprüche durchzusetzen. 

Dies war mein zweiter Rechtstreit und hoffentlich der letzte, den ich beim Amtsgericht Bremen geführt habe. Vor 28 Jahren hatte ich meinen ersten Rechtstreit, bei dem es um einen Ruderschaden ging. Beim Amtsgericht reichte ein Gutachten von einem Sachverständigen, den ich selbst beauftragt hatte, für ein klares Urteil. Vom Landgericht wurde dann ein weiteres Gutachten auf Basis der Aktenlage bestellt. Als Ergebnis habe ich nach nur einem Jahr mit zwei Instanzen meine eingeklagte Forderung und alle Auslagen erhalten. 

Bei diesem Rechtstreit hat die erste Instanz beim Amtsgericht Bremen von der Beauftragung eines Beweissicherungsgutachtens bis zum Urteil vier Jahre gedauert. Zuvor hatte die Beilken Sails GmbH alle meine Versuche einer gütlichen Einigung inklusive einer moderierten Mediation abgelehnt. Während unserer Zeit in der Karibik hatte ich sogar schon einem Vergleich des dritten Richters bedingungslos zugestimmt, d. h. € 450,00 und 7/10 der Kosten. Damit hätte ich zwar mehr bezahlt als ich bekommen hätte, aber der Rechtstreit wäre damit beendet gewesen.

Die € 450,00 wollte die Beilken Sails GmbH zwar ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht und jegliches Präjudiz an mich leisten, sofern es dem Rechtsfrieden und der Kundenzufriedenheit dienlich sein sollte. Die 3/10 der Kosten wollte sie aber nicht übernehmen.

Dieses Jahr wurde dann die Beilken Sails GmbH verurteilt € 500,00 sowie die Hälfte der Kosten des Rechtsstreits zu zahlen. In der Zwischenzeit ist das Urteil rechtskräftig und die Konten sind ausgeglichen. Wie ist es zu dem ausgeurteilten Betrag von € 500,00 gekommen:

„Bei der Schätzung nach § 287 ZPO hat das Gericht berücksichtigt, dass der Kläger letztlich von der Funktion her im Grunde eine Roll-Genua anstelle einer Roll-Reff-Genua erhalten hat und dass auf Grund der Ausführungen des Sachverständigen zur Überzeugung des Gerichts feststeht, dass der Mehrwert einer Roll-Reff-Genua im Vergleich zur Roll-Genua bei etwa € 500,00 anzusiedeln ist“

Ach ja, nachdem wir damals nach einem weiteren Vergleichsversuch des dritten Richters nicht 100% der Kosten übernehmen wollten, hat er entsprechend seiner Ankündigung den von der Beilken Sails GmbH vorgeschlagenen zweiten Gutachter aus Schleswig-Holstein bestellt. Gegen eine mögliche andere Sachverständige aus Mecklenburg-Vorpommern hatte die Beilken Sails GmbH Bedenken geäußert. Daraufhin gab es von uns einen Befangenheitsantrag gegen den Richter, den er bis zu seiner Versetzung zum Landgericht nicht bearbeitet hat. Die vierte Richterin hat den vorgeschlagenen Sachverständigen weiterhin beauftragt und unter hohen Kosten zu dem von ihr mit nur 30 Minuten veranschlagten zweiten Verhandlungstermin eingeladen. Nachdem sie sich u. a. erklären ließ was Reffen heißt, waren die 30 Minuten auch schon vorbei. Die dritte Hauptverhandlung leitete dann die fünfte Richterin, da die vierte Richterin wie auch schon die erste in Mutterschutz gegangen war.  

Mir tun die Kläger leid, bei denen es nicht um kleine Beträge, sondern um ihre Existenzgrundlage beim Amtsgericht Bremen geht. Unser Anwalt kennt viele solcher Fälle. 


Fazit: Wer heutzutage sein Recht bekommen will, muss im Vergleich zu früher einen sehr langen Atem haben und in Kauf nehmen, dass ein Rechtstreit noch mehr Lebensqualität kostet. 

Im Übrigen sind wir mit der Verarbeitungsqualität der Genua von der Beilken Sails GmbH und mit den Änderungen durch CO-Segel sehr zufrieden. Wenn unser Hanseat 70 längere Genuaschienen hätte, wäre die Genua lt. Gutachten auch als Roll-Reff-Genua und nicht als Roll-Genua einsetzbar gewesen. Vorort gemessen hat der Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH persönlich."

 

 

Für unsere Fahrtgebietserweiterung hat unsere Kaskoversicherung kurz nach dem Einlagern unserer Amazone einen Sachverständigen aus Hamburg  geschickt, um sie auf die Tauglichkeit für die lange Fahrt zu prüfen. Das Baujahr 1971 hat bei der Entscheidung sicherlich auch eine Rolle gespielt.

Jetzt haben wir das 10 Seiten lange Gutachten bekommen, in dem folgende Punkte überprüft wurden:

1. Riggcheck (inklusive laufendes und stehendes Gut)

2. Ruderanlage

3. Kiel/Rumpfverbindung

4. Ventilsysteme unterhalb der Wasserlinie

5. Elektrische Systeme

6. Gasanlage

7. Feuersicherheit

8. Lecksicherheit

9. Rohr-/Schlauchsysteme

10. Motorenanlage

11. Antriebswelle

und hier ist die Zusammenfassung:

" Mit dem Vorbehalt der Ausrüstung der Schläuche gemäß Punkt 4 und der sicheren Installation der Flüssiggasanlage gemäß Punkt 6 ist die Segelyacht Hanseat 70 AMAZONE in gutem bis sehr gutem Zustand.

Nach Abschluss der o.g. Reparaturarbeiten/Umrüstungen wird der Eigner anhand von Fotos nachweisen, dass die Arbeiten korrekt ausgeführt sind."

Punkt 4 habe ich schon erledigt. Da sollte ich einzelne schwere Edelstahl-Schlauchschellen durch zwei normale Edelstahl-Schlauchschellen ersetzen.

Punkt 6 werde ich noch machen, obwohl die Anlage 2007 in Bremen eine Neuabnahme bestanden hat und im April 2013 in Bremerhaven von einem anderen Sachkundigen die Nachprüfung für zwei weitere Jahre bestanden hat. Die Maßstäbe sind halt unterschiedlich, aber es ist auch meines Erachtens eine Verbesserung angebracht.

So haben wir eine Bestätigung bekommen, dass unser Boot für unser Vorhaben geeignet ist.

 

 

Mit bis zu 12 Farbschichten im Wasserpassbereich habe ich heute die Arbeiten am Unterwasserschiff abschließen können.

Da wir mit einiger Zuladung rechnen können, mussten wir unseren weißen Wasserpass etwas schlanker machen. Normalerweise schaut unser Ruderblatt etwas aus dem Wasser, aber das wird in der kommenden Zeit wohl kaum noch vorkommen.

Nach dem Anschleifen des unteren Wasserpasses habe ich fünf Schichten Primocon aufgetragen, damit der Bereich richtig wasserdicht wird und die darunter liegende Lackierung zukünftig keine Blasen bekommt. Danach wurde das Primocon mit einer Schicht rotem Antifouling vorgestrichen.

Auch die anderen Bereiche des bereits geschliffenen Unterwasserschiffes, an denen die erste schwarze Schicht Antifouling durchschimmerte, wurde mit einer Schicht rotem Antifouling vorgestrichen.

Danach folgten vier komplette Anstriche und zwei extra Anstriche am Bug-, Heck- und Wasserpassbereich sowie an der Unterkante und am Ruder.

 

Insgesamt 11,5 ltr. Antifouling habe ich bei dieser Vorbereitung verarbeitet.

Dies alles ist notwendig, da unser Boot drei Mal so lange wie üblich im Wasser sein wird und im Vergleich zu unserer letzten Saison ca. acht Mal so viel Seemeilen zurücklegen wird.

Früher war ordentlich Gift in den Farben um Algen- und Seepockenbewuchs zu verhindern, und man hat nicht so viel Farbe gebraucht. Bei unserer Farbe ist im wesentlichen nur noch etwas Kupfer drin und das Blei wurde durch Zinn ersetzt, etc. Dadurch kann schnell Bewuchs stattfinden, und um das zu verhindern poliert sich die äußerste Schicht der Farbe durch das Wasser langsam ab.

Soweit die Theorie, und in den letzten zwei Jahren, seit dem wir diese Farbe nehmen, hat das für jeweils eine Saison sehr gut funktioniert. Wir sind schon gespannt, wie das bei der langen Reise funktionieren wird.

Wenn sich Algenschleim bildet, werde ich wohl beim Ankern mal mit einem Schleiffließ etwas nachhelfen müssen, oder das Boot wird aus dem Wasser geholt und mit dem Hochdruckreiniger bearbeitet. Neu streichen möchte ich jedenfalls möglichst vermeiden.

Wir haben heute unseren Internationalen Bootsschein vom Deutschen Segler-Verband und die aktuelle Zuteilungsurkunde von der Bundesnetzagentur erhalten. Damit sind unsere Schiffspapiere so gut wie vollständig.

                                

Der Internationale Bootsschein gilt für zwei Jahre als Eigentumsnachweis und muss dann verlängert werden. Die Zulassungsurkunde ist erforderlich für unsere Sendefunkanlagen und ist so lange gültig, bis sich etwas ändert.

Die aktuellen Bescheinigungen von der Kasko- und Bootshaftpflichtversicherung kommen im April, und da unsere Prüfbescheinigung für Flüssiggasanlagen nur bis zum April 2015 gültig ist, werden wir sie auch noch mal erneuern. In Deutschland ist sie zwar noch nicht Pflicht, aber in einigen anderen Ländern.

Pflicht für uns sind auch noch unsere Sportbootführerscheine und der Stempelabdruck, dass ich eine Prüfung nach dem Waffengesetz gemacht habe, um Signalmunition mitführen und bedienen zu dürfen. Für die UKW-Sprechfunkgeräte ist auch noch das Beschränkt gültige Funkbetriebszeugnis Pflicht.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unsere Führerscheine für Yachten sind für uns keine Pflicht, da wir keine Chartergäste mitnehmen werden. Den Ausweis über das Kleinfahrzeugkennzeichen vom Wasser- und Schifffahrtamt ist nur nötig, wenn wir in Deutschland auf Binnenwasserstraßen fahren wollen. Das war bis jetzt erst ein Mal vor vielen Jahren der Fall.

Die Standerscheine bestätigen die Eintragung in den Vereinsregistern, bei denen wir Mitglied sind. In Fällen, in denen der Internationale Bootsschein als Eigentumsnachweis nicht anerkannt wurde, hat auch schon mal der Standerschein von Trans-Ocean geholfen, da das Papier amtlicher wirkt und er vier- statt dreisprachig ist.

 

 

 

 

 

 

 

      

 

  

 

 

Die Baubescheinigung vom Germanischen Lloyd nehmen wir anstelle der CE-Konformitätserklärung mit, die bei neueren Schiffen Pflicht ist. Neuere Schiffe müssten auch noch einen Nachweis mitführen, dass die Einfuhrumsatzsteuer abgeführt worden ist. Für alle Fälle werden wir aber dafür auch noch eine Kopie unseres Kaufvertrages mitführen. Das sollte dann wirklich reichen. 

Sorry, ich habe noch die Crewliste vergessen, die normalerweise beim Einklarieren verlangt wird. Sie wird dann natürlich mit unserem Schiffsstempel versehen, damit sie wie ein offizielles Dokument wirkt.

Unsere neuen Reisepässe und die Impfausweise  dürfen wir bei unserer Abreise natürlich auch nicht vergessen.

 

 

 

   

   

 

    

 

 

 

Wir haben jetzt ein Standard-Solarpanel mit 100 Watt Leistung zum Einhängen in die Reling umgebaut. Mit den "Fensteraufstellern" lässt sich auch der Winkel zur Sonne einstellen.

Der Einsatz ist in erster Linie beim Ankern und bei Schwachwind, wenn der Windgenerator und das andere Solarpanel am Heck nicht genug Leistung bringen.

     

 

... aber zum Glück nicht bei uns, im Film "All is lost" mit Robert Redford ist alles verloren.

Wir haben uns gestern den Film "All is lost" mit Robert Redford angesehen und waren sehr beeindruckt. Es war im Kino die ganze Zeit über so still, dass wir uns noch nicht mal getraut haben, zu flüstern. Nach dem Filmende hat es auch lange gedauert, bis sich die ersten Zuschauer von ihren Sitzen erhoben. Sehenswerter Film.

Es ist zwar nicht sehr wahrscheinlich, dass uns all das so widerfährt, wie es dem Einhandsegler Robert Redford passiert ist, aber wir werden sicher auf unserer Reise an die eine oder andere Szene erinnert werden. Hoffentlich nicht an die schlimmsten - immerhin gab es auch schöne Sonnenauf- und -untergänge zu sehen!

Copyright: SquareOne/Universum

Wir haben in der Zwischenzeit die Zuteilung einer MMSI-Nummer beantragt, bei der unsere Schiffsdaten und Daten von Kontaktpersonen hinterlegt sind. Zur Aussendung dieser Nummer werden wir eine EPIRB-Funkboje kaufen, die im Seenotfall zusätzlich auch unsere Position über Satellit weltweit an SAR-Organisationen wie der DGzRS zur Einleitung von Hilfsmaßnahmen übermittelt. Auch unser neues stationäres UKW-Funkgerät und das zusätzliche schwimmfähige UKW-Handsprechfunkgerät können diese Nummer zusammen mit unserer Position an Schiffe in einem Umkreis von 30 Seemeilen senden. Auch unser stationärer AIS-Sender (Automatisches Identifizierungs System) verrät anderen Schiffen ständig unsere Position und unsere MMSI-Nummer.

Wenn wir dann im Seenotfall in unsere Rettungsinsel gehen müssten, hätten wir dann noch neben den Seenotmitteln, die Robert Redford benutzt hat, auch noch ein wassergeschütztes Satellitentelefon mit GPS, ein wasserdichtes Hand-UKW-Sprechfunkgerät mit GPS und digitalem Notruf sowie jeweils einen AIS-Sender mit MOB-Funktion (Mensch über Bord) an unseren Rettungswesten. So erhöht sich die Chance, von anderen Schiffen bemerkt zu werden.

Diese Sicherheitsausrüstung war für unsere Langfahrt auch schon vor dem Kinobesuch lange geplant.

 

 

 

Es ist soweit, ich darf jetzt auch ein UKW-Sprechfunkgerät mit einem Taster für eine Notfallmeldung betreiben! Es kann dann unsere Position, Rufnummer (MMSI) und wenn eingegeben, auch der Grund unseres Notfalls digital übermittelt werden.

Mit meinem alten grauen Lappen von 1990 darf ich nur Geräte betreiben, die diese Funktion nicht besitzen. Irgendwie so, als müsste man für ein Auto mit Navigationsgerät den Führerschein nochmal neu machen.

Ok, es gab mal eine Zeitspanne, da hätte ich nur eine Ergänzungsprüfung machen müssen, aber die Motivation hat gefehlt. Laut Statistik der DGzRS wird nach wie vor im Ernstfall überwiegend gleich zum Mikrofon gegriffen und nicht vorher für die digitale Meldung 5 Sekunden lang auf den Knopf gedrückt, während im Boot z. B. das Wasser immer höher steigt oder das Feuer immer bedrohlicher wird.

Naja, jetzt habe ich den Schein komplett neu gemacht, und es kann ja nicht schaden die theoretischen Funkverfahren wieder aktuell zu beherrschen, die in der Praxis allerdings ganz anders lauten. Greenhorns sagen: „Bremerhaven Fischereihafen Lock, hier ist Amazone, Amazone, Rufzeichen: Delta Juliet sieben null sechs fünf, bitte kommen.“ In der Praxis heißt das: „Doppelschleuse für Segelyacht Amazone, bitte kommen.“

Im Frühjahr will ich noch das UKW Binnenfunkzeugnis (UBI) machen, das ich für die Niederländischen Kanäle haben sollte. Dafür gibt es wieder andere Einstellungen am Funkgerät, andere Rufverfahren, andere Funkkanäle und eine andere Rufnummer (ATIS), als beim Seefunk.

Das große Funkzeugnis LCR (Long Range Certificate) für Grenzwellen, Kurzwellen und Seefunk über Satelliten brauche ich eigentlich jetzt nicht machen, da ich auf unserer Hanseat 70 so eine Anlage nicht einbauen werde. Für Langstreckenkommunikation habe ich ein wassergeschütztes Hand-Satellitentelefon, aber was ist in der Zukunft? Das Lernen fällt nicht leichter und über eine Funkanlage kann man kostenlos mit anderen Seglern kommunizieren und Emails versenden.

Wer mehr über das Beschränkt Gültige Funkbetriebszeugnis Short Range Certificate (SRC) wissen möchte folgt diesem Link:

http://www.pruefungsausschuss-bremen.org/nbsp-funk-nbsp/src.html

Wir konnten jetzt Papierseekarten von einem Rückkehrer aus der Karibik übernehmen!

Die Nordseekartensätze aus diesem Jahr, junge Karten durch den Englischen Kanal bis Gibraltar und dem Atlantik, sowie teilweise Antiquariatische Karibikkarten. Aber in der Karibik kann die letzte Vermessung schon mal 100 Jahre her sein, nur der Druck der Seekarten ist dann aktuell. Unser ältestes Stück ist eine Karte von Kuba aus unserem Geburtsjahr 1964 mit Berichtigungen bis 1972 und Basisdaten von 1938.

Auch bei den neuesten Karten heißt es immer Augen auf! , da z. B. Tonnen vertrieben oder gesunken sein können. Im Watt haben wir uns dann z. B. anhand des Oberflächenwassers und des Wellenbildes orientiert, die in Abhängigkeit der Tiefen und Strömungsgeschwindigkeiten unterschiedlich sind.

Mit unserem Jollenkreuzer haben wir damals auch nicht alle Wattfahrwasser und Priggenwege folgen müssen (Jetzt gibt es da Fahrverbote aus Naturschutzgründen). Erst mit unseren Kielschiffen haben wir nicht mehr so viel abgekürzt und sind mehr nach Seezeichen als nach „Wasserzeichen“ gefahren.

In der Karibik soll man sich in Bezug auf die Wassertiefen gut an der Wasserfarbe orientieren können und dazu möglichst beim Kurs Richtung Ankerbucht die Sonne im Nacken haben. So wie man auf der Nordsee, im Englischen Kanal und der Atlantikküste beim Ein- und Auslaufen zeitlich von der Tide abhängig ist, wird es in der Karibik der Sonnenstand sein. Wobei man beim Auslaufen der aufgezeichneten Wegstrecke des Kartenplotters folgen kann.

Als wir 1988 die Ostfriesischen Inseln und 1989 über Helgoland die Nordfriesischen Inseln besucht haben, mussten wir noch mit Kompass, Lot, Logge, Strömungs- und Tidentabellen sowie mit Taschenrechner, Navigationsbesteck und Papierseekarten navigieren.  Einen Funkschein habe ich auch erst 1990 gemacht. Erst einige Jahre später hatten wir unser erstes GPS Navigationsgerät, das uns dann eine präzisere Position lieferte und den Steuerkurs anzeigen konnte.

Seit 2008 navigieren wir noch komfortabler mit einem Seekartenplotter und seit 2011 werden zusätzlich Radar- und AIS-Signale angezeigt.

Dadurch benötigen wir die Papierseekarten in erster Linie nur noch dafür, einen besseren Überblick in unbekannten Gewässern zu bekommen.

Apropos elektronische Seekarten. Für unseren Kartenplotter werden wir kurz vor der Abreise aktuelle Seekarten kaufen und für unsere beiden Notebooks mit separatem GPS-Empfänger haben wir schon alle Seekarten mit entsprechendem Programm installiert. Für sie ist auch schon ein professionelles Strömungs- und Tidenprogramm avisiert.

Ein Notebook und GPS-Empfänger werden wir an Bord in Alufolie einpacken und als Ersatz nutzen können, falls ein Blitz unsere Hauptnavigationselektronik lahm legen sollte. Wir hätten in so einem Fall auch noch unseren alten Hand-GPS-Plotter sowie unser Sattelitentelefon und Handfunkgerät jeweils mit GPS-Empfänger zum Schutz vor Überspannungen im Backofen liegen. Zusammen mit den Papierseekarten hätten wir nach einem Blitzeinschlag noch reichlich Navigationsequipment als Reserve - aber wohl auch reichlich andere Probleme.

Ob wir auch einem Sextanten mit den benötigten Tabellen mitnehmen werden steht noch in den Sternen, aber mit der Sternennavigation werden wir uns ganz sicher in schönen Nächten auf See beschäftigen.

"Ergänzung Sonntag, 10.12.2017

 

Ein Segel, zwei Sachverständigengutachten, drei Hauptverhandlungen vier Jahre und fünf Richter/innen. 


Da war doch noch was… Ja, genau. Hin und wieder werden wir angesprochen, was eigentlich aus unserem Rechtstreit mit der Firma Beilken Sails GmbH wegen unserer Genua geworden ist. Um es vorweg zu nehmen: Wir haben Recht bekommen und jede Menge Lebenserfahrung dazu gewonnen.

Ich fasse mal kurz im Groben zusammen, worum es eigentlich ging:

 

  • Der Geschäftsführer von Beilken Sails GmbH hat mich im Herbst 2010 an Bord meines Bootes beraten und das Boot  vermessen
  • Am 08.10.10 wurde mir ein Angebot geschickt. U. a. für die Rollreffgenua mit 37,0 qm aus Hydra Net radial, 303 g/qm
  • Am 11.10.10 kam die erste Auftragsbestätigung mit der Bedingung: Aufnahme der Fertigung nach Anzahlung von 50 %
  • Am 15.11.10 wurde die Genua ohne mein Wissen fertigt gestellt
  • Am 05.12.10 habe ich Änderungen zum Auftrag formuliert
  • Am 09.12.10 folgte die aktualisierte Auftragsbestätigung
  • Am 06.01.10 habe ich wie vereinbart 50% für die Fertigung angezahlt
  • Am 11.02.11 habe ich den Restbetrag für die Rollreffgenua bezahlt und sie erhalten
  • Am 10.04.11 habe ich u. a. reklamiert, dass die Salingverstärkung in falscher Höhe ist und dass das Vorliek zu kurz ist. Ein Foto zeigt 25 cm Platz am Aluminiumprofil. Ich habe dann das Segel zur Änderung der Salingverstärkungen nach Lemwerder gebracht
  • Am 27.09.12 hat der Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH die Rollreffgenua das erste Mal an Bord in Augenschein genommen, da er ein Angebot für eine Selbstwendefock  machen sollte und um meine Bedenken bezüglich der Rollreffgenua anzuhören. Ich hatte bereits zwei Meinungen von anderen Segelmachern zu seinem Segel eingeholt. Einer von Ihnen hat sie später geändert. Für den Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH war aber alles bestens
  • Als ich ihm am 30.09.12 mitgeteilt habe, dass ich die Selbstwendefock bei CO-Segel fertigen lasse, hat er mir nach etwas Email Korrespondenz am 04.10.12 eine Rechnung in Höhe von € 220,15 für das Ausmessen der Selbstwendefock und für die Beratung zum Segeltrimm der Roll-Reff-Genua vor Ort berechnet. Aus der Email Korrespondenz nur ein Zitat: „Ich war bei Ihnen nie aus After Sales Gründen, sondern zum Aufmaß der SW Fock“
  • Nachdem die Beilken Sails GmbH die Frist für eine angebotene Mediation verstreichen lassen hat, haben wir über die Qualität des Segels ein selbstständiges Beweissicherungsverfahren eingeleitet
  • Auch danach gab es kein Entgegenkommen von der Beilken Sails GmbH und deshalb hatten wir eine Klage auf Minderung des Kaufpreises eingereicht. Anmerkung: Wir sind nicht rechtsschutzversichert und nicht klagewütig. Da aber der Geschäftsführer sämtliche Angebote einer außergerichtlichen Einigung abgelehnt hatte, blieb uns keine andere Wahl, unsere Ansprüche durchzusetzen. 

Dies war mein zweiter Rechtstreit und hoffentlich der letzte, den ich beim Amtsgericht Bremen geführt habe. Vor 28 Jahren hatte ich meinen ersten Rechtstreit, bei dem es um einen Ruderschaden ging. Beim Amtsgericht reichte ein Gutachten von einem Sachverständigen, den ich selbst beauftragt hatte, für ein klares Urteil. Vom Landgericht wurde dann ein weiteres Gutachten auf Basis der Aktenlage bestellt. Als Ergebnis habe ich nach nur einem Jahr mit zwei Instanzen meine eingeklagte Forderung und alle Auslagen erhalten. 

Bei diesem Rechtstreit hat die erste Instanz beim Amtsgericht Bremen von der Beauftragung eines Beweissicherungsgutachtens bis zum Urteil vier Jahre gedauert. Zuvor hatte die Beilken Sails GmbH alle meine Versuche einer gütlichen Einigung inklusive einer moderierten Mediation abgelehnt. Während unserer Zeit in der Karibik hatte ich sogar schon einem Vergleich des dritten Richters bedingungslos zugestimmt, d. h. € 450,00 und 7/10 der Kosten. Damit hätte ich zwar mehr bezahlt als ich bekommen hätte, aber der Rechtstreit wäre damit beendet gewesen.

Die € 450,00 wollte die Beilken Sails GmbH zwar ohne Anerkenntnis einer Rechtspflicht und jegliches Präjudiz an mich leisten, sofern es dem Rechtsfrieden und der Kundenzufriedenheit dienlich sein sollte. Die 3/10 der Kosten wollte sie aber nicht übernehmen.

Dieses Jahr wurde dann die Beilken Sails GmbH verurteilt € 500,00 sowie die Hälfte der Kosten des Rechtsstreits zu zahlen. In der Zwischenzeit ist das Urteil rechtskräftig und die Konten sind ausgeglichen. Wie ist es zu dem ausgeurteilten Betrag von € 500,00 gekommen:

„Bei der Schätzung nach § 287 ZPO hat das Gericht berücksichtigt, dass der Kläger letztlich von der Funktion her im Grunde eine Roll-Genua anstelle einer Roll-Reff-Genua erhalten hat und dass auf Grund der Ausführungen des Sachverständigen zur Überzeugung des Gerichts feststeht, dass der Mehrwert einer Roll-Reff-Genua im Vergleich zur Roll-Genua bei etwa € 500,00 anzusiedeln ist“

Ach ja, nachdem wir damals nach einem weiteren Vergleichsversuch des dritten Richters nicht 100% der Kosten übernehmen wollten, hat er entsprechend seiner Ankündigung den von der Beilken Sails GmbH vorgeschlagenen zweiten Gutachter aus Schleswig-Holstein bestellt. Gegen eine mögliche andere Sachverständige aus Mecklenburg-Vorpommern hatte die Beilken Sails GmbH Bedenken geäußert. Daraufhin gab es von uns einen Befangenheitsantrag gegen den Richter, den er bis zu seiner Versetzung zum Landgericht nicht bearbeitet hat. Die vierte Richterin hat den vorgeschlagenen Sachverständigen weiterhin beauftragt und unter hohen Kosten zu dem von ihr mit nur 30 Minuten veranschlagten zweiten Verhandlungstermin eingeladen. Nachdem sie sich u. a. erklären ließ was Reffen heißt, waren die 30 Minuten auch schon vorbei. Die dritte Hauptverhandlung leitete dann die fünfte Richterin, da die vierte Richterin wie auch schon die erste in Mutterschutz gegangen war.  

Mir tun die Kläger leid, bei denen es nicht um kleine Beträge, sondern um ihre Existenzgrundlage beim Amtsgericht Bremen geht. Unser Anwalt kennt viele solcher Fälle. 


Fazit: Wer heutzutage sein Recht bekommen will, muss im Vergleich zu früher einen sehr langen Atem haben und in Kauf nehmen, dass ein Rechtstreit noch mehr Lebensqualität kostet. 

Im Übrigen sind wir mit der Verarbeitungsqualität der Genua von der Beilken Sails GmbH und mit den Änderungen durch CO-Segel sehr zufrieden. Wenn unser Hanseat 70 längere Genuaschienen hätte, wäre die Genua lt. Gutachten auch als Roll-Reff-Genua und nicht als Roll-Genua einsetzbar gewesen. Vorort gemessen hat der Geschäftsführer der Beilken Sails GmbH persönlich."

 

 

Für unsere Langfahrt ist natürlich die passende Segelgarderobe unabdingbar. Der alternative Vortrieb durch unseren Hilfsdiesel mit 40 PS können wir durch den begrenzten Dieselvorrat für nur ca. 80 bis 100 Stunden bei Windstille nutzen.

So werden wir 6 Vorsegel von der Sturmfock mit 7 qm bis zu unserem Rollgennaker mit 79 qm mitnehmen, sowie ein neues Großsegel mit drei Reffreihen und unser 5 Jahre altes Großsegel mit zwei Reffreihen.

Nebeneffekt: Durch das Segelwechseln kommt für uns zwei sicherlich keine Langeweile auf.

Wir konnten in der Vergangenheit schon feststellen, dass man auch ohne Segel, d. h. vor Top und Takel mit 6 Knoten durch das Wasser fahren kann. Damit es bei noch mehr Wind nicht zu schnell wird, haben wir auch noch einen Treibanker dabei (hoffentlich müssen wir ihn nicht nur zur Übung einsetzten).

Unsere AMAZONE wurde mit uns bei einer Unwetterböe mit dicken Hagelkugeln auch schon mal flach aufs Wasser gelegt. Dabei wurde das damals erst sechs Jahre alte Großsegel in zwei Teile zerlegt.

Die folgende Tabelle soll eine Orientierungshilfe sein, wie die Segelfläche zum vorherrschenden Wind angepasst werden sollte. Als „Zwei Mann Crew“ werden wir uns sicherlich das eine oder andere Mal einen Wechsel der Segel sparen und dadurch etwas langsamer oder etwas schräger segeln.

      Windstärke

Ziel gegen den Wind

Ziel bei Wind von der Seite

Ziel bei Wind von hinten

Beaufort

Knoten

(Hoch am Wind kreuzen)

(Am Wind und Halber Wind)

(Raumer Wind und Achterlich)

1

1 - 3

Motor oder

Motor oder

Motor oder

 

 

treiben

treiben

treiben

2

4 - 6

Motor oder

Rollreffgenua

Rollgennaker

 

 

Am Wind segeln

Großsegel

Großsegel

3

7 - 10

Motor oder

Rollreffgenua

Rollgennaker

 

 

Am Wind segeln

Großsegel

Großsegel

4

11 - 15

Selbstwendefock

Rollreffgenua

Rollgennaker

 

 

Großsegel

Großsegel

Großsegel

5

16 - 21

Selbstwendefock

Rollreffgenua

Rollreffgenua

 

 

Großsegel

Großsegel

Großsegel oder Genua 3

6

22 - 27

Selbstwendefock

Rollreffgenua gerefft oder Genua 3

Rollreffgenua gerefft

 

 

Großsegel mit Reff 1

Großsegel

Großsegel oder Genua 3

7

28 - 33

Selbstwendefock

Fock 1

Genua 3

 

 

Großsegel mit Reff 2

Großsegel mit Reff 1

 

8

34 - 40

Sturmfock

Fock 1 oder Sturmfock

Fock 1

 

 

Großsegel mit Reff 2

Großsegel mit Reff 2

Großsegel mit Reff 2

9

41 - 47

Sturmfock

Sturmfock

Fock 1

 

 

Großsegel mit Reff 3

Großsegel mit Reff 3

 

10

48 - 55

Sturmfock

Sturmfock

Sturmfock

 

 

Großsegel mit Reff 3

Großsegel mit Reff 3

 

11

56 - 63

Beigedreht

Beigedreht

Sturmfock

 

 

 

 

 

12

64 - 71

Vor Treibanker

Vor Treibanker

Vor Treibanker

 

 

 

 

 

 

Die "Amazone" wird weiter für den Törn fit gemacht.

Die mechanische Ankerwinsch ist abgebaut und die Löcher durch das 42 mm (!) starke Deck werden mit Epoxy gefüllt. Für die bestellte elektrische Winsch muss dann u. a. der Ankerkastendeckel verändert werden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Amazone hat einen klassischen, hübschen Spiegel, der eben nicht massig ist. So kann es nur eines geben - entweder den Namenszug oder die Windsteueranlage. Eitelkeit hin oder her - die Windsteueranlage muss sein, und so wird der Schriftzug am Bug platziert.

 

 

 

 

 

 

 

Auch der Wasserpass wird durch die Zuladung nicht mehr passen, d. h. auf halber Wasserpass-Höhe anschleifen und für das Antifouling grundieren.

So sieht jetzt die Schablone für unser Bimini aus. Im Hafen oder vor Anker ist es mit einem Reißverschluss mit der Spritzkappe verbunden, und unterwegs wird der Stoff zwischen Spritzkappe und Bimini eingerollt.

Sonnabend kommt unser Edelstahlfachmann an Bord für folgende Arbeiten:

  • Sprosse der Badeleiter versetzen, damit sie ohne die Windsteueranlage über den Montageflansch passt
  • Edelstahlstange zum Schutz und zum Halt vor dem Herd anfertigen
  • Ankerfeststeller anfertigen
  • Multimast lt. Skizze anfertigen
  • Antennenmast lt. Skizze anfertigen

     

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Multimast soll den Windgenerator tragen und einen kleinen Kran haben, damit der Außenborder leicht auf die Reling gehoben werden kann. Zusätzlich soll ein Solarpanel optimal zur Sonne ausgerichtet werden können.

Der extra Antennenmast ist nötig, da wir zu viele  Antennen für unseren Mast und die Reling haben:

  • Ukw Funkgerät und Ukw Radio - über Splitter an der Antenne auf dem Masttop
  • Wetterempfänger - mit aktiver Antenne auf dem Antennenmast
  • Satellitentelefonstation - mit interner GPS Antenne und Satellitenantenne auf dem Antennenmast
  • WLAN Router - Antenne auf dem Antennenmast
  • UMTS/GSM Router - Antenne auf dem Antennenmast
  • AIS Sender/Empfänger - GPS Antenne auf der Reling und Ukw Antenne auf dem Antennenmast
  • Plotter - RADAR Antenne am Mast 5,50 m über Wasser und GPS Antenne am Heckkorb
  • Autopilot - GPS Signal vom Plotter
  • Weltempfänger - Antenne am Achterstag

Morgen kommt unser Bremer Segelmacher zum Boot in die Halle , um eine Schablone für unser neues Bimini zu fertigen. Es sind aber auch noch weitere Punkte für uns zu erledigen:

Bimini

  • Ausmessen und anfertigen
  • Beutel für die Stangenaufbewahrung anfertigen

Spritzkappe

  • Handgriffe
  • Fenster Steuerbord auswechseln
  • Gestänge/Fenster-Schutz aus Persenning-Stoff laut Fleece-Muster anfertigen

 Kuchenbude

  • Verstärkung wegen der neuen Winschen anbringen
  • Neue Ösen zum Fensteraufrollen anbringen (festeres Material)

 Leesegel

  • Ausmessen und anfertigen (blauer Stoff, Schiene mit Keder)

 Fock

  • Am Unterliek schadhafte Nähte ausbessern
  • komplettes Segel überprüfen

 Genua 3

  • Am Achterliek schadhafte Nähte ausbessern
  • komplettes Segel überprüfen

 Großsegel/Segellatte

  • Komplettes Segel überprüfen
  • oberste Segellatte erneuern

 

Auf der hanseboot haben wir schon den aktuellen REEDS 2014 Nautical Almanac kaufen können, in dem die wichtigsten nautischen Informationen von West Dänemark bis nach Madeira zu finden sind. Ein Werk von über 1000 Seiten.

Als Ergänzung haben wir noch den ANWB Wateratlas für die Staande Mastroute durch die niederländischen Kanäle und die aktuellen Revierführer und Hafenhandbücher vom Royal Cruising Club gebraucht kaufen können. Sie decken das Gebiet von Cherbourg bis Gibraltar ab.

Weiter gehts mit dem "Handbuch für den Atlantischen Ozean" aus diesem Jahr.

Erst mal genug zum Lesen, aber dabei wird es nicht bleiben - Es gibt noch eine Liste von Büchern, die wir noch bestellen wollen.

Was war denn nun drin, in den vielen Tüten? Viele schöne neue Sachen - Ölzeug von Parasail (einmal in Größe 2 XL und einmal in Größe 3 XS - wer bekommt wohl welches?), Taucherbrillen und Schnorchel, Neoprenanzug für Ingo, schlaue Bücher,  Bootsschuhe und diverse Kataloge.

Gestern war Ingo nochmal in Hamburg und auch auf der Messe. Wieder gab es schöne neue Sachen: Zwei Solarpaneele und eine Windsteueranlage Pacific von Windpilot. Die Windsteueranlage haben wir heute montiert, und damit sieht die "Amazone" schon ein bisschen wie ein Hochseevogel aus.

       

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein gute Tradition ist für uns der alljährliche Besuch der hanseboot im Oktober in Hamburg. Gefühlte 50 mal war ich schon da: als Kleinkind im Schlepptau meiner Eltern, später als Jugendliche mit der Clique. Schließlich haben wir dann die eigenen, quengelnden Kinder durch die diversen Hallen bugsiert. In den letzten Jahren haben Ingo und ich zu zweit die Messe besucht und Freunde und Bekannte getroffen. So auch in diesem Jahr, wobei wir diesmal eine lange Liste abzuarbeiten hatten.Wir waren ziemlich erfolgreich - siehe Foto!

Schon oft haben wir Segelkameraden beneidet, die einen Schiffs-Stempel besitzen und damit z. B. ihre Seekarten und Bücher kennzeichnen. Zukünftig könnten wir solch einen Stempel auch sehr gut bei den Einklarierungen gebrauchen. Also hat Ingo einen Stempel nach Empfehlungen von Langfahrern entworfen, und ich finde ihn sehr gelungen! Außerdem kann es ja nicht schaden, einen Stempel und ein Stempelkissen an Bord zu haben - so komme ich nicht aus der Übung!

 Gestern ist die Amazone bei herrlichem Wetter aus dem Wasser gekommen und steht jetzt wohlbehalten auf ihrem Stammplatz in der Winterlagerhalle. Ein Boot, das erst im Kran hängt und dann an Land bewegt wird, wirkt auf mich immer irgendwie unbeholfen. Ich glaube, im Wasser fühlt es sich wesentlich wohler!

Die Bootsversicherung hat einen Sachverständigen beauftragt, die Amazone zu begutachten, um zu entscheiden, ob die Erweiterung des Fahrtgebietes durch die Versicherung abgedeckt werden kann. Heute war der große Tag der Besichtigung von Boot und Rigg. Was soll ich sagen - vielleicht war es der Amazone ein bisschen unangenehm, dass ein Fremder mit einer Taschenlampe in ihre hintersten Winkel und intimsten Regionen leuchtet und das Ganze auch noch fotografiert! Es blieb ihr aber nichts anderes übrig, als es über sich ergehen zu lassen. Jedenfalls hatte sie keinen Grund sich zu schämen, und ich glaube, sie hat den Gutachter von ihren Qualitäten überzeugen können!

   

 

Schon wegen unserer tagelangen Fahrten auf der Nordsee war es für uns wichtig, an einem Sicherheitstraining teilzunehmen. Im März 2013 bot sich für uns durch einen Vereinskameraden des Wassersportverein Wulsdorf die Gelegenheit der Teilnahme an einem Sicherheitstraining der Firma Falck Safety Services. Diese Firma bietet in erster Linie zertifizierte Sicherheitslehrgänge für Mitarbeiter der Offshore Industrie an und wollte es jetzt mal mit uns Seglern ausprobieren.

In einer Gruppe von 10 Teilnehmern wurden wir zunächst theoretisch unterwiesen und anschließend von zwei zusätzlichen Trainern bei der praktischen Brandbekämpfung und dem Zünden von Seenotrettungsmitteln angeleitet.

Danach ging es mit angelegtem Überlebensanzug ins firmeneigene Wellen-Schwimmbecken zu verschiedenen Übungen, wie u. a. Verhalten im Wasser, Aufrichten einer Rettungsinsel, eine „Strickleiter“ an einer Bordwand aus dem Wasser heraus aufentern, Bergemanöver mit einer Seilwinde und zum Schluss bei Dunkelheit mit Blitzen, Sturm, Regen und Seegang die Rettungsinsel besteigen und eine Zeit darin verbleiben.

Und da wir für die Firma Falck Safty Services der erste Kurs mit Laien waren, gab es das ganze gegen eine freiwillige Spende in das bereitgestellte DGzRS-Schiffchen, anstelle einer Teilnehmergebühr. So konnte später der DGzRS ein mit Scheinen gut beladenes Schiffchen übergeben werden.

Es war für uns ein beeindruckendes Erlebnis, und wir hoffen, dass wir so ein Szenario niemals erleben müssen.

Nur das Thema Leckabwehr wurde nicht behandelt, aber dazu hatten wir schon im Februar 2013 einen Vortrag auf der boatfit in Bremen mit praktischer Vorführung an einem präparierten Kajütsegelboot gesehen.

So gehören nun neben Leckpfropfen und Keilen auch die spezielle Dichtmasse Stay Fload mit Spachtel zu unserer Sicherheitsausrüstung. Damit können Risse im GfK-Rumpf durch das Wasser nach einer Kollision eindringt von innen dicht gespachtelt werden.

P. S.: Ingo hatte bei der Marine auch schon mal den Lehrgang zum Schiffssicherungstruppführer besucht, aber das ist schon lange her und man lernt ja nie aus.

Es gibt auch ein Video von der Bergerolle der Fregatte Bremen, bei der Ingo von einer Rettungsinsel mit dem Hubschrauber abgeborgen wurde. Das war 1988 und hier ist der Link: http://www.youtube.com/watch?v=hhXJEuI2o0I

Mit diesem Thema beschäftigt sich sicherlich jeder Segler, der über den Atlantik segeln möchte.

Für viele Segler ist es ein „must do“ und so nehmen dieses Jahr 280 Boote mit 1400 Teilnehmern an der gemeinsamen Vorbereitung und Überfahrt von Gran Canaria nach Saint Lucia mit einer Distanz von 2.700 sm teil.

Vieles spricht dafür, sich gemeinsam auf den Weg zu machen. Es entstehen in den zwei Wochen der Vorbereitung mit täglichen Events und Abendveranstaltungen sicherlich auch interessante Kontakte zu Gleichgesinnten. Für uns wirken aber solche riesigen Veranstaltungen ein bisschen abschreckend, und wir wollen uns auch nicht von zu vielen gut gemeinten Tipps verrückt machen lassen.

Wir sind offen und aufgeschlossen gegenüber allem Neuen. Es wird während unserer Reise sicherlich zu sehr interessanten Begegnungen mit anderen Menschen auch ohne diese Großveranstaltung kommen.

Uns stört auch der fixe Starttermin, der schon seit über einem Jahr im Voraus aus organisatorischen Gründen festgelegt werden muss. Für die ARC+Cape Verdes geht es am 09.11.14 um 13:00 Uhr los und für die ARC geht es am 23.11.14 um 13:00 Uhr los. Wenn für diese Zeiträume Flaute angekündigt ist, muss man sich sputen, noch schnell zusätzliche Dieselkanister kaufen zu können, bevor sie ausverkauft sind. Und auf der anderen Seite kann der Start auch sehr ungemütlich werden, weil es zu dem Zeitpunkt mehr als nötig weht.

Daher wollen wir uns, wie in der Vergangenheit auch, nur von der Wettervorhersage leiten lassen, wann wir den Hafen verlassen. Jedenfalls nicht bei angekündigter Flaute und nicht bei Sturm.

In der Konsequenz sind wir aber auch ohne die Teilnahme an der ARC terminlich tangiert, da wir bei unserer Törnplanung versuchen müssen, nicht in Häfen einzulaufen, in denen die freien Liegeplätze schon lange im Voraus nur für ARC-Teilnehmer reserviert wurden. Aber es gibt ja genügend Alternativen.

Hier sind die Termine für 2014:

ARC+ Cape Verdes

01 November 2014: Rally Office opens in Las Palmas, and shore-side activities start

04 November 2014: Last date for boat arrivals in Las Palmas

09 November 2014: ARC+ starts at 1300

19 November 2014: Restart from Cape Verdes

05 December 2014: Finish line closes in Saint Lucia

06 December 2014: ARC+ prize giving party in Saint Luci

 

ARC

10 November 2014: ARC Office opens in Las Palmas, and shore-side activities start

16 November 2014: Last date for boat arrivals in Las Palmas

23 November 2014: ARC starts! Cruising Division start at 1300

19 December 2014: Saint Lucia finish line closes

20 December 2014: ARC 2014 prize giving party in Saint Lucia

Die Frage nach dem Wassermacher muss jetzt geklärt werden, da durch den hohen Strombedarf des Wassermachers der Energiehaushalt an Bord sehr stark tangiert wird. Wir haben mal pro und contra gegenüber gestellt.

Pro

Contra
Jederzeit frisches Wasser an Bord Geräuschentwicklung
Kein zusätzlicher Seewassereinlass zum Geschirrspülen nötig. Großer Installationsaufwand
Weniger einkaufen und tragen von Trinkwasserflaschen und seltener Wasser bunkern nötig Hoher Wartungsaufwand
Nicht so viel Trinkwasserflaschen stauen Platzbedarf für die Anlage
Kein Auffangen von Regenwasser nötig Wesentlich mehr Energiebedarf
  Viele tausend Euro Mehrkosten

 

Wir sind ja mit 15 Monaten relativ kurz unterwegs und werden daher auf den Wassermacher verzichten und uns mit dem Organisieren von Wasser beschäftigen, anstelle einfach den Stromschalter umzulegen. Eine 1. Klasse Kreuzfahrt wird und soll unsere Reise sowieso nicht sein.

Daraus ergibt sich für die weitere Planung:

  1. Stromgenerator ist nicht nötig.
  2. Es werden weniger Solarpaneele benötigt.
  3. Der Windgenerator kann eine Klasse kleiner ausfallen, d. h. wir kaufen einen AirBreeze mit 200 W Leistung und den „Flüsterflügeln“ vom Silentwind, anstelle eines original Silentwind mit 400 W Leistung. Nebeneffekt ist, dass der AirBreeze schon bei weniger Wind Strom liefern kann als der Silentwind. Laut Testberichten ist der AirBreeze bei durchschnittlich unter 20 Knoten Wind zu empfehlen. Da wir auf der „Barfußroute“ unterwegs sein und Starkwindgebiete möglichst umsegeln wollen, kann sogar die effektive Stromausbeute des AirBreeze trotz der halben Maximalleistung des Silentwind ähnlich ausfallen.

 

 

 

Gut ein Monat ist jetzt seit dem Start dieser Seite vergangen und für Tipps und Empfehlungen sind wir natürlich immer sehr dankbar! Wir können ja aus Fehlern anderer lernen und müssen nicht alle Fehler selber machen. Wir betreten Neuland, wenn man so will und da kann ja viel schiefgehen. Also – nicht verrücktmachen lassen und locker bleiben.

Gestern waren wir wegen der Impfungen beim Arzt, heute hat Antje die Teilnahme an einem speziellen  Erste Hilfe Kurs an einem Wochenende in Hamburg gebucht, Freitag kommt der Segelmacher an Bord und nimmt Maß für ein Bimini. Ein neues Großsegel mit drei Reffreihen und eine neue Sturmfock sind auch schon bestellt und so geht es immer weiter. Spannend!

Am Wochenende wollen wir den Mast legen. Wenn das Boot an Land ist, kommt ein Sachverständiger unserer Versicherung und begutachtet die Amazone und das Rigg -  wegen der Erweiterung des Fahrtgebietes.

Es gibt viel zu tun – packen wir’s an!

Antje und Ingo

Auf der Suche nach größeren Reichweiten für WLAN und UMTS haben wir folgenden Link gefunden, bei dem spezielle Sets für Segler angeboten werden: http://www.yatow.de/Segler-Camper-Trucker-Pakete/

Für uns kommt ein Segler Paket und der Alfa R36 Router - Expander in Frage. 

Damit entfallen unsere folgenden Kaufgesuche:
 
10 WiFi SeaBridge Duo, 3 sm Reichweite
11 WiFi-Verstärker, 5m UBB Kabel, 800m Reichweite
   
13 WLAN Router XSBOX R6V

 

 

Heute haben wir einen Tipp zur AIS GPS-VHF-Kombiantenne bekommen, den wir nachvollziehen können und daher gerne annehmen:

"... würde Dir dringend zu 2 getrennten Antennen raten, die Kombiantennen 'saufen' gerne mal ab, sprich nehmen Wasser auf und haben dann kein GPS mehr ..."

Danke für solche Tipps!

Vielen Dank für die vielen Angebote zu unseren gesuchten Ausrüstungsgegeständen. Einiges ist per Post unterwegs und einiges wird uns bald übergeben.

Extra Dank gilt natürlich auch den Leihgaben und vielen Tipps, die uns bis jetzt erreicht haben. So konnten wir die Liste unserer Kaufgesuche wie folgt aktualisieren:

 

1 AIS GPS-VHF-Kombiantenne
2 AIS-Sender/Empfänger ohne Splitter von easyAIS
3 Anker Rocna, verzinkt, 20 kg
4 Batterie zu Batterie Lader, Sterling
5 Elektro Außenborder, z.B.: MINN KOTA Riptide Tansom 45/SC
6 Solarmodul PN-XFLEX 16W, 915x305 mm
8 Solarmodul SPR-S100 100Wp, 1037x527 mm
9 Solar-Regler MPP 
10 WiFi SeaBridge Duo, 3 sm Reichweite
11 WiFi-Verstärker, 5m UBB Kabel, 800m Reichweite
12 Windsteueranlage Windpilot Pazific
13 WLAN Router XSBOX R6V

 

Angebote bitte an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Folgende Ausrüstungsgegenstände in einem sehr guten Gebrauchtzustand suchen wir jetzt:

Wir haben eine Ausrüstungsliste zusammengestellt, in die wir alle Gegenstände eingetragen haben, die wir entweder schon haben oder vermeintlich noch benötigen. Um unser gesetztes finanzielles Limit für die Ausrüstung nicht zu überschreiten, haben wir bei den Neuanschaffungen zwischen "must have" und "nice to have" unterschieden.

Jetzt kommt es auf unser Verhandlungsgeschick an, inwieweit wir Prozente bekommen und inwieweit wir auch gute gebrauchte Ausrüstungsgegenstände besorgen können.

Bei uns haben sich im Laufe der Zeit auch eine Menge gut erhaltene Gegenstände angesammelt, die wir am 23.02.14 beim Flohmarkt auf der BoatFit in Bremen verkaufen wollen.

 

ToDo

Status

„Machbarkeitsstudie“

J

Entschluss fassen, wir machen es

J

Familie informieren

J

Arbeitgeber informieren

J

Freunde und Bekannte informieren

läuft

Blog einrichten

J

Neue Reisepässe

J

Online banking/Kontovollmachten erteilen

läuft

Krankenkasse klären

J

Auslandskrankenkasse

läuft

Arbeitnehmerkammer

J

Arbeitsamt

J

Kündigungszeit für Ingo klären

J

Bootshaftpflichtversicherung

läuft

Bootskaskoversicherung

läuft

Detail-Kostenplan mit Budgetierung für Kinder, Haus, Boot und Reise

J

Ausrüstungscheck

J

Segelmachertermin

J

Hausarzttermin (Impfungen)

J

Zahnarzttermin

offen

Edelstahl-Fachmann beauftragen

läuft

Sperrmüllanmeldung

J

Abos kündigen

läuft

Flohmarktanmeldung bei der BoatFit in Bremen

J

Erste Hilfe Kurs für Langfahrtsegler

J

Grobe Routenplanung

J

Seekarten

läuft

Revierführer

läuft

Abschieds- / Geburtstagsfeier ( 2 x 50 )

läuft