Mittwoch, 13.08.2014

Dass wegen des schlechten Wetters gestern unser Stadtbesichtigungsprogramm ausgefallen ist, ist wirklich sehr schade. Wir hatten vorgestern in der Touristeninformation viele Tipps und Unterlagen bekommen. Es gibt viele schöne historische Gebäude, kleine Läden, Restaurants und auch ein Einkaufszentrum. Trotzdem wollen wir heute weiter segeln, und zwar nach Leixoes.

Um 9.30 Uhr legen wir in Viana do Castelo ab, was in diesem Fall bedeutet, dass wir auch die Hafen-Heckankerleine lösen müssen. Carlos hatte uns gesagt, dass wir sie fünf Minuten bevor wir den Motor starten, einfach loswerfen und auf den Grund sinken lassen sollen - sie ist vorn an der Pier belegt.

Mit dem zunächst noch etwas schwachen Norder schaukeln wir unserem heutigen Ziel Leixoes entgegen. Wie in der Windvorhersage angekündigt, nimmt er im Laufe des Tages zu, und so geht es nur mit der Genua ganz flott voran. Gegen 15.30 Uhr fällt nach 30 Seemeilen im Hafen von Leixoes, neben der Marina der Anker.

Leixoes hat den größten künstlich angelegten Hafen Portugals. 25 % des portugiesischen internationalen Handels wird über diesen Hafen abgewickelt. Wir wollen dann mit unserem Schlauchboot an Land fahren, um uns die Stadt anzusehen. Zunächst paddeln wir zu einem kleinen Anleger, der zu einem Restaurant gehört und binden das kleine Boot dort an. Leider schließt das Restaurant um 19.00 Uhr, und wir kämen später durch das verschlossene Tor nicht mehr zu unserem Beiboot zurück.

Dann versuchen wir unser Glück eben an dem benachbarten kleinen Strand. Sieht zwar alles ziemlich abgeriegelt und eingezäunt aus, weil dort dicke Gaspipelines verlaufen, aber irgendwas geht ja immer. Hingepaddelt, Schlauchboot den Strand hochgezogen und am Zaun festgebunden, über die großen Steine am Zaun entlang gehangelt und dann am Ende des Zauns nur noch die sechs oder sieben dicken Rohre überwinden, dann haben wir es geschafft. Dachten wir.

Wir hatten die Rohre gerade krabbelnder weise überwunden - Ingo übrigens mit dem Müllbeutel in der Hand - als uns ein nicht sehr freundlich dreinschauender junger Mann in Uniform entgegenkam und ansprach. Er sagte, es sei hier alles hochexplosiv und sehr gefährlich, was wir hier gemacht hätten. Er würde uns jetzt von dem Gelände begleiten und die Sache wäre erledigt. Na ja, für ihn erledigt. Für uns wäre das aber sehr schlecht - wie sollen wir zu unserem Schlauchboot zurückkommen? Ohne Schlauchboot auch keine Rückfahrt zur Amazone.

Er sagte dann, er würde mit uns zu einem Kollegen gehen, der besser englisch spricht. Dieser Kollege beharrte darauf, dass wir auf schnellstem Wege vom Gelände zu verschwinden hätten. Rückweg zum Schlauchboot kommt nicht in Frage. Ingo - immer noch mit Müllbeutel in der Hand - erwiderte, dass wir auf jeden Fall noch einmal auf das Gelände gehen müssen, um zu unserem Beiboot zu kommen. Der Mitarbeiter erwiderte, wenn wir darauf bestehen und wieder auf das Gelände gehen, holt er die Polizei. Ingo hat ihm dann zugesichert, dass wir nicht über die Rohre klettern, sondern ganz dicht am Zaun entlang. Ich habe dann noch angefügt, dass wir auch nie wieder kommen würden. Ein zugegeben untauglicher Versuch, unsere Situation zu retten: Seine Antwort darauf war, dass er davon sowieso ausgehen würde. Nun ja, die beiden Herren unterhielten sich dann auf portugiesisch und schließlich durften wir mit Geleitschutz des einen Herrn am Zaun entlang zum Strand über die Steine klettern. Er blieb auch so lange am Zaun stehen, bis wir tatsächlich ein Stück weggepaddelt waren.

Wir sind dann schließlich in die Marina gepaddelt und haben das Schlauchboot dort am Steg angebunden. Im Hafenmeisterbüro konnten wir uns leider nicht melden - es ist nur bis 18.30 Uhr besetzt. Ach ja, den Müllbeutel ist Ingo hier dann auch losgeworden.

Nach einem kurzen Spaziergang sind wir dann wieder zur Amazone zurückgekehrt und genießen das Besondere an diesem Ankerplatz: Wir liegen mit dem Heck zur Hafeneinfahrt, und gerade kam ein großes Containerschiff in den Hafen und wurde von Schleppern gedreht. Dieses Manöver haben wir von unserem Logenplatz aus beobachten können.

 

Diesen "Bojenleger" haben wir auf frischer Tat ertappt:

 

 

 

Unser Ankerplatz mit dem kleinen Steg und dem kleinen Strand. Sieht doch ganz harmlos aus:

 

Die andere Seite der Mole, hinter der wir ankern: