Die Amazone meldet sich wieder zu Wort:
Habe ich da gerade gehört "Land in Sicht!"? Ja, und es war auch nicht zu überhören! Also ist unser bisher längster Törn bald zu Ende, und wir sind in Porto Santo (Madeira). Eigentlich schade, dass wir schon da sind, hat mir richtig Spaß gemacht. Was ich auf meine alten Tage noch alles erleben darf! Ihr glaubt es ja nicht. Wir segeln jetzt in ganz ungewöhnlich blauem Wasser. Ja wirklich! So etwas von einem phantastischen Blau habe ich noch nie gesehen! Es war auch wieder unheimlich viel davon unter meinem Kiel, mehr als 5.000 Meter. Komisches Gefühl. Und allmählich wird mir auch ein bisschen warm um den Kiel. Und dann erst dieser Sternenhimmel, so wunderschön, wie ich es mir gar nicht hätte vorstellen können.
Endlich hatten wir auch herrlichen Wind, und ich konnte mal so richtig aus mir herauskommen. Diesmal hat der Skipper sich aber auch etwas ganz Besonderes für mich ausgedacht. Zur selben Zeit gleich zwei Vorsegel hat er gesetzt, eins an Backbord, eins an Steuerbord. Hatte mich schon gewundert, dass sie einen zweiten Fockbaum angeschafft haben. Man, hat er da lange rumgetüddelt. Echt super, wie es dann funktioniert hat. Wie ich es mitbekommen habe, segeln wir irgendwann ganz lange in dieser Aufmachung. Ich sag's ja - es gibt selbst für mich immer noch Überraschungen.
Und ganz zum Schluss unseres langen Törns war es schon stockfinster. Da haben wir Besuch bekommen, von Flipper und seinen Freunden! Das sah so schön aus, wie sie um mich herum durchs Wasser geschossen sind! Sie haben im Wasser eine Leuchtspur hinterlassen, und einmal ist ein Delfin aus dem Wasser gesprungen - das ganze Tier hat geleuchtet! Uaah, im Dunkeln sind wir auf dieser Reise bisher auch noch nirgends angekommen. War aber nicht schlimm, der Skipper war sich seiner Sache sehr sicher, nur Antje machte einen etwas angespannten Eindruck. Aber ich komme schon wieder ins Plaudern...
Mein Motor hat sich ja bisher das eine oder andere Mal ziemlich reingehängt. Allerdings unfreiwillig. Ich glaube, er ist deshalb ein bisschen, na sagen wir mal - verstimmt. Aber was glaubt er denn, was hier sein Job ist, nur grün sein und gut aussehen? Er bekommt jedenfalls jede Menge Zuwendung und Aufmerksamkeit, der soll sich mal nicht so haben.
Vor ein paar Tagen habe ich Post von der "Pirol" bekommen! Wie schön, dass mir auch mal jemand schreibt. Wer freut sich nicht über liebe Grüße? Aber sie war auch etwas besorgt um mich, dass ich vielleicht "verloddert" wieder nach Hause kommen könnte. Da konnte ich sie aber beruhigen. Bis jetzt ist alles paletti. Die beiden kümmern sich ganz rührend um mich. Allerdings befürchte ich, dass es so "sweet, soft and lazy" wie bisher nicht immer weitergehen wird. Jedenfalls habe ich schon Gespräche mitbekommen, dass unser Rückweg im nächsten Jahr die eigentliche Herausforderung sei. Die eine oder andere Schlacht werde ich also noch zu schlagen haben, und das sieht man mir dann vielleicht auch an. Aber wie ich meine Leute kenne, wird das nach unserer Rückkehr bestimmt wieder in Ordnung gebracht.
Aber jetzt kommt der Hammer: Wir haben die erste Nacht hier geankert und sind gerade in die Marina gefahren. Und wer liegt hier schräg gegenüber von uns am Steg? Die Ex-"Pirol"! Also die Vorgängerin der jetzigen. Unglaublich, oder? Das muss ich der "Pirol" und ihren Leuten sofort schreiben!
Wie dem auch sei, wir drei sind weiterhin fröhlich unterwegs! Ich melde mich wieder!
Die Ex-Pirol in Porto Santo - sie heißt jetzt "Freya" und ist auf dem Weg zu ihrem neuen Heimathafen auf Gran Canaria: