Donnerstag, 25.06.2015

Nach elf Tagen und 1.217 Seemeilen sind wir heute Morgen gegen 10.00 Uhr auf der zu den Isles of Scilly gehörenden Insel St. Mary's angekommen. Der Wind hat durchgehalten, mit fünf Knoten Fahrt preschte die Amazone durch die Nacht und in den neuen Tag. Ein grandioser Abschluss dieses außergewöhnlichen Törns. In der Bucht St. Mary's Pool schnappten wir uns eine der Mooringbojen und dümpeln jetzt neben einigen anderen Booten friedlich in der Sonne. Es ist geschafft! Die zweite Atlantiküberquerung haben wir gemeistert.

Zunächst klaren wir ein bisschen das Boot auf, kommen dann allmählich zur Ruhe. Die Amazone ist an der Mooring fest vertäut, aber bis wir wirklich angekommen sind, wird es noch etwas dauern. Wir zischen im Cockpit ein Bier und schauen uns die Nachbarschaft an. Und plötzlich stellen wir fest, dass die Amazone "gewachsen" ist. Im letzten halben Jahr war sie in den Marinas und Ankerbuchten meistens eines der kleinsten Boote. Jetzt wiegt sie sich sanft neben Booten, von denen viele kleiner sind als sie. Für uns ist die gute Amazone sowieso die "Größte", und wie groß die anderen Yachten sind, ist für uns nicht wichtig. Es wird  aber deutlich, dass hier keine großen Charter-Katamarane und nur wenige Langfahrer unterwegs sind, eher Wochenend-Segler. So wie wir es bald auch wieder sein werden.

Seit wir uns am 30.04. von St. Martin in der Karibik aus auf den Heimweg gemacht haben, haben wir 3.900 Seemeilen zurückgelegt - der lange Rückweg. Enormen Respekt hatten wir vor diesem Abschnitt der Reise. Obwohl wir die erste Atlantiküberquerung gut gemeistert haben, war mir vor der zweiten Überquerung doch ein wenig mulmig. Wie launisch würde der Atlantik sein und wären wir den Anstrengungen gewachsen? Auf dem Törn von den Azoren nach England segelt man in die Westwindzone. Sie ist die Autobahn der Tiefdruckgebiete. Aber ein stabiles Hoch hat für uns die Tiefs in Schach gehalten, was allerdings mit der langen Schwachwindphase einher ging. Wie immer konnten wir uns auf den guten Service von "Wetterwelt" verlassen und bekamen regelmäßig zuverlässig die Wind- und Wettervorhersage für das jeweilige Gebiet übermittelt. Allerdings waren häufig ein bis zwei Windstärken mehr vorhergesagt, als es dann tatsächlich gab. Na gut, immer noch besser, als zu viel Wind.

Alles ist gut verlaufen, abwechslungsreiche elf Tage liegen hinter uns. Jetzt erst einmal eine Mütze voll Schlaf und dann mal an Land schauen. Gerade kam ein freundlicher Mitarbeiter der Hafenbehörde mit seinem kleinen Boot längsseits. Er heißt uns herzlich willkommen, fragt höflich, ob wir wohlauf sind und bittet uns dann zur Kasse. 18,50 Englische Pfund sind für die Mooringboje pro Nacht fällig. Bucht man von vornherein drei Nächte, ist die vierte umsonst. Wir können uns im Moment nur eine Nacht leisten, mehr Pfund haben wir von unserem Besuch auf Guernsey im letzten Jahr nicht an Bord. Macht aber nichts, im Ort gibt es einen Bankautomaten. So gesehen, haben wir in den letzten Tagen auf See aber mächtig Geld gespart!

 

Start in Horta - noch können wir mit dem Gennaker segeln:

 

Ein paar Tage später nutzt der Skipper das ruhige Wetter, um von außen am Unterwasserschiff zu arbeiten:

 

Und noch ein paar Tage später ist wieder Flaggenparade - die nächste Gastlandflagge ist an der Reihe:

 

Wir passieren die ersten bizarren Felsen der Isles of Scilly:

 

Barfußroute ade - jetzt wird wieder in festem Schuhwerk gesegelt:

 

Der geschäftige Hafen von St. Mary's:

 

Die kleine Gummiwurst kommt ganz groß als Taxi raus - Ingo mit Bernd und Klaus von der "Lubini":

 

Ja, bitte - und immer wieder: