Montag, 22.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 11° 43,6' N; 57° 46,6' W; 16. Etmal 134 sm, 163 sm Rest

Wir segeln weiterhin mit dem Idealfall-Passat, Wind aus Nordost in der Stärke von 5 bis 6 Beaufort, ab und zu gibt's auch mal eine Böe mit 7. Das hat uns schon wieder ein fettes Etmal eingebracht. Jetzt gerade entladen sich Regenschauer über uns, Ingo hat Wache und sitzt im warmen Regen. Die Amazone bekommt auf diese Weise endlich mal wieder eine Portion Süßwasser.

Die aufgewühlte, brodelnde See mit ihren vom Meeresleuchten erhellten Schaumkämmen zu beobachten, finde ich immer noch spannend. Es rauscht, gurgelt, und zischt, ab und zu bricht eine der etwa drei Meter hohen Wellen direkt an unserem Heck und Gischt spritzt ins Cockpit. Dann und wann knufft eine querlaufende Welle die Amazone unsanft in die Seite, dass es nur so poltert. Ein Fliegender Fisch hat sich ins Cockpit verirrt. Er zappelt und ringt nach Luft. Ingo befördert ihn zurück ins Wasser. Dieser Fisch hatte mehr Glück als seine Kameraden, von denen wir jeden Morgen drei bis sechs vertrocknet an Deck finden.

Es gibt hier an Bord untrügliche Anzeichen dafür, dass der Landfall - so der Fachausdruck fürs Ankommen - nicht mehr lange auf sich warten lässt. Der Bananen-Kronleuchter ist aufgefuttert, die Bücher sind gelesen, alle CDs gespielt, alle Witze erzählt. Wenn der Wind weiterhin so ideal weht, müssen wir uns vielleicht nur noch eine Nacht um die Ohren schlagen. Wenn er abnimmt, kämen wir bei Dunkelheit in der Ankerbucht bei Charlotteville im Nordwesten Tobagos an und könnten aber nicht ankern, da wir dann nicht sehen könnten, ob der Anker auf Sand oder Korallen fällt. Sand ist okay, Korallen nicht. Dann hieße es Rumtrödeln bis zum Tageslicht.

Gleich ist die neue Wettervorhersage da, dann wissen wir mehr. Das ist überhaupt an jedem Tag der spannendste Moment, wenn das "frische Wetter" da ist.