Dienstag, 16.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 13° 12,5' N; 45° 9,8' W; 9. Etmal 125 sm, 920 sm Rest

Auch die letzte Nachtwache war anstrengend. Aber diesmal habe ich Peter nicht bei der Arbeit überwacht und hin und wieder eingegriffen. Nein, diesmal durfte ich selbst steuern. Und zwar wegen der immer noch vorhandenen gelben "Wasserpest", die sich in Peters Ruderblatt verfangen oder das Ruderblatt an die Wasseroberfläche schwingen lässt, wo es natürlich wirkungslos ist. Zunächst kam die Windfahnensteuerung noch ganz gut zurecht, aber dann luvte Amazone immer mehr an, und ich musste Peter aus dem Dienst entlassen. Das ist für mich insofern fatal, als das ich ihn nicht wieder eingestellt bekomme. Ingo hantiert und macht in einer solchen Situation und bekommt es wieder hin. Ich aber nicht. Wecken wollte ich Ingo auch nicht, der elektrische Autopilot sollte geschont werden, blieb also nur noch die Möglichkeit, selbst die Pinne in die Hand zu nehmen.

Da war ich ja neulich noch ganz wild drauf - selbst steuern, geil! Na ja, nach vier Stunden, zum Wachwechsel, war mein Bedarf, an der Pinne zu sitzen, gedeckt. Ingo hat Peter gleich wieder in Gang bekommen, und seitdem arbeitet die Anlage ohne Tadel. Amazone und Peter könnten ein Traumpaar sein, wenn, ja wenn nicht dieses gelbe Zeugs hier überall herumschwimmen würde. Davon habe ich noch nie etwas gehört oder gelesen. Ist das hier immer vorhanden oder ist es dieses Jahr besonders viel und vor allem, was genau ist das eigentlich. Ich muss das mal googlen.

Die Wettervorhersage hatte für heute Vormittag östlichen Wind von 5 Beaufort mit Böen von 6 bis 7 vorhergesagt. So kam es dann auch, Wind und Seegang nahmen zu. Zu meiner Überraschung hat Peter diese Veränderungen sehr gut gemeistert. Ab und zu hat er enorm angeluvt (hat in die Richtung gesteuert, aus der der Wind kommt). Ich habe ihn beobachtet, wie er vom rechten Pfad abkam, ihn machen lassen, gut zugeredet und gehofft, dass er sich "wieder einkriegt". Und tatsächlich - er kam brav auf die ideale Kurslinie zurück. Unser Peter hat also menschliche Züge...

Die hohe See hat Amazone einmal so hart und weit auf die Seite gelegt, dass die Fenster im Aufbau im unteren Drittel im Wasser waren. Es ist aber nichts passiert. Zum Glück saß gerade niemand auf der Toilette, die- oder derjenige wäre glatt mit der Klobrille hinweggefegt worden. Bei diesem Seegang muss man ständig damit rechnen, dass man hinterhältig und sehr heftig geschubst wird. Bestes "Platzwundenwetter" - da heißt es immer, immer auf der Hut sein und immer mit einer Hand irgendwo festhalten. Bei solchen Bedingungen wird eine so einfache Sache wie Zähneputzen zum Abenteuer.

Gestern hatte ich einen Traum - ich war joggen am Werdersee. Mein Gott.