Freitag, 12.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 14° 22,4' N; 36° 32,9' W; 6. Etmal 123 sm, 1.426 sm Rest

Gegen Abend frischte der Wind auf, und wir segelten im Mondschein mit der ausgebaumten Genua durch die sternenklare Nacht. Die Windfahnensteuerung, die wir "Peter" getauft haben (nach dem Konstrukteur Peter Foerthmann), hält die Amazone sehr gut auf Kurs. Nur ganz selten sind kleine Korrekturen nötig. Als der Wind im Laufe des Vormittags etwas drehte und wir einen Halbwind-Kurs bis Raum-Schots-Kurs hatten, setzte Ingo auch  das Großsegel. Wir düsen jetzt mit 5 bis 6 Knoten durch das extra-blaue Wasser. Der Seegang ist moderat, die Sonne scheint.

Heute war wieder Back-Tag. Aus einer Flasche Mehl kann ich zwei Brote backen. Eines ist ein Zwiebel-Knoblauch-Brot. Zwiebeln und Knoblauch sind gesund, lange haltbar und unser Verbrauch ist beeindruckend. Etwaiger Mundgeruch o. ä. stört hier an Bord niemanden, andere Menschen, die sich daran stören könnten, sind über 1.200 Kilometer weit entfernt (Kap Verden), bzw. 2.600 Kilometer (Tobago). Wir sind heute den siebten Tag unterwegs, solange nonstop wie noch nie zuvor. 1/3 der Strecke liegen in unserem extra-tiefen und wunderschön blauem Kielwasser.

Gibt's etwas Neues von den Fliegenden Fischen? Ja! Erstmals hat es ein Exemplar bis auf das Kajütsdach geschafft. Dafür gibt es den 1. Preis im "Höher-Weiter-Und-Schon-Vertrocknet"-Wettbewerb mit anschließender Seebestattung.

Die Bordroutine hat sich eingestellt, zu den Wachablösungen werden wir schon ohne Weckruf wach. Allerdings haben wir uns selbst einen Schwierigkeitsgrad eingebaut: In Tobago müssten wir wieder an der Uhr drehen, und zwar drei Stunden zurück. Damit sind wir dort fünf Stunden hinter der Zeit in Deutschland zurück. Wir haben uns überlegt, schon jetzt auf der Reise die Uhr um eine Stunde zurück zu stellen, bleiben dann noch zwei am Ziel. Zeit geschenkt bekommen, ist ja eigentlich etwas Schönes. Wenn man Wache hat und sich auf die Ablösung und die Koje freut, eher nicht. Deshalb haben wir die "Amazonen-Zeit" gestern Nachmittag eingeführt, als wir beide munter im Cockpit in der Sonne saßen.

Wenn wir nicht gerade getrennt Wache gehen oder einer versucht, sein Schlafdefizit ein bisschen auszugleichen, reden wir viel miteinander. Über Vergangenes, das Hier und Jetzt , über die Zukunft, über alles Mögliche. Es wird auch viel gelacht, manchmal auch ein bisschen geweint (nur ich!). Segeln - der kürzeste Weg zur Dir selbst.