Die Amazone meldet sich zu Wort:

Es ist jetzt schon viele Seemeilen her, dass ich mich gemeldet habe, jetzt wird es mal wieder Zeit. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt! Gerade haben wir unseren 800-Seemeilen-Törn von Teneriffa zu den Kap Verdischen Inseln beendet. Ach, wie wunderbar es war, mal wieder Seeluft zu schnuppern. Ich konnte endlich mal wieder den Wind in den Segeln spüren, die Gischt umspielte meinen Bug und die schier unendlich scheinende, sanfte Atlantikdünung rollte unter meinem Bauch hindurch. Sogar meine neuen Freunde, die Delfine, waren wieder zu Besuch und haben mich ein bisschen am Kiel gekitzelt.

Die Beiden haben mich ja ziemlich beladen, meine Güte. Tasche für Tasche wurde angeschleppt. Dachte schon, das nimmt ja gar kein Ende, und wo soll das alles bleiben? Aber sach mal nix - sie haben alles sehr ordentlich verstaut. Mir war da schon klar, dass wir wieder etwas Größeres vorhaben. 800 Seemeilen nonstop, das hatten wir bisher noch nicht. Bin gespannt, was als nächstes kommt. Ich glaube, da ist noch etwas im Gange. Und das werden wohl noch mehr als 800 Seemeilen.

Bevor wir im Juni zu diesem Abenteuer aufgebrochen sind, haben wir eine Wochenendbeziehung geführt. Am Freitag kamen die Beiden mit Taschen und Kisten an Bord, und wir haben uns gemeinsam amüsiert. Am Sonntag war dann meistens wieder Schluss damit. Alle Taschen und Kisten wurden wieder gepackt, Antje hat mir zum Abschied immer noch einmal über den Bugkorb gestrichen und ein "Mach's gut, bis bald!" zugeraunt, und dann war ich wieder allein. Während die Beiden wohl noch so eine Art Nebentätigkeit haben und damit die Zeit während der Woche ausfüllen, bin ich dazu verurteilt, mich zu Tode zu langweilen. Montags geht es meistens noch. Da ruhe ich mich vom Wochenende aus. Dienstags und mittwochs schnacke ich ein bisschen mit "Tomma" und "Ali Baba". Das sind meine netten Stegnachbarn. Am Donnerstag geht uns der Gesprächsstoff allmählich aus, und am Freitag freue ich mich, wenn die Beiden endlich wieder auftauchen.

Jetzt führe ich ein anderes Leben - das süße Leben einer Herumtreiberin. Die Gefahr, mich zu Tode zu langweilen, besteht jedenfalls nicht mehr. Aber die Weser bleibt meine Heimat, und ich mag die Nordsee mit ihrem rauen Gesicht, den kurzen steilen Wellen und dem steifen Nordwest (auch wenn es bei den Türmen manchmal zum Verzweifeln ist!). Irgendwann schließt sich hinter mir das Tor der Doppelschleuse in Bremerhaven, und ich zuckel durch den Fischereihafen zu meinem Liegeplatz im WVW zurück. "Tomma", "Ali Baba" und all die anderen werde ich dort wiedersehen. Wir werden uns sehr viel zu erzählen haben - auch noch donnerstags.