Montag, 22.06.2015, 12.00 Uhr
Position 47° 59,2' N; 14° 53,8' W; Etmal: 105 Seemeilen; Rest: 353 Seemeilen
Das Beste an dem mageren Etmal ist, dass wir in den letzten 24 Stunden nur sieben Stunden mit Motor gefahren sind. Erst seit heute Morgen um fünf Uhr brummt der Volvo wieder und sorgt für unser Fortkommen. Laut der gestrigen Wind- und Wettervorhersage werden wir auch in den nächsten Tagen mal mit schwachem bis mäßigem (drei bis vier Beaufort) und zeitweise gar keinem Wind zu rechnen haben.
Theoretisch haben wir ausreichend Diesel an Bord, um unter Motor nach Falmouth zu fahren. Wir haben uns aber entschieden, die Isles of Scilly anzulaufen. Am Donnerstag sollten wir dort ankommen - und ganz ehrlich: das ist auch gut so. Wir freuen uns darauf, wieder ausreichend Schlaf an einem Stück zu bekommen, uns die Beine vertreten zu können und diese Inseln kennenzulernen.
Das "besondere Ereignis" des heutigen Tages hat sich gerade erst vor einer guten Stunde zugetragen: Ingo hatte Freiwache und schlummerte friedlich in seiner Koje, und ich habe gerade den Teig für das Brot geknetet. Von der Pantry aus habe ich dabei immer mal wieder einen Blick auf das Display des Plotters draußen geworfen, um zu sehen, ob sich ein Fahrzeug nähert. War aber alles okay. Außer der "Lubini", deren AIS-Symbol wir seit einiger Zeit auf dem Bildschirm haben, war niemand zu sehen. Ab und zu steige ich auch die Stufen des Niedergangs hoch, um mit einem Rund-um-Blick festzustellen, ob alles in Ordnung ist.
So war ich doch etwas überrascht, als jemand über UKW-Funk die Amazone rief. Ach Du Schreck, hatte ich etwa jemanden übersehen, der jetzt auf sich aufmerksam macht? Müssen wir jemandem ausweichen? Nein, alles okay. Es war die französische Segelyacht "Tamarin", die einige Seemeilen hinter uns fährt und deren Skipper zum Plaudern aufgelegt war. Sie empfängt zwar die AIS-Signale der anderen Schiffe, sendet aber kein eigenes Signal aus, und so hatte ich sie "nicht auf dem Schirm". Auf unserer Reise habe ich die Erfahrung gemacht, dass ein Franzose, der englisch spricht, ungefähr so selten ist, wie ein Hund der miaut. Aber dieser nette Segler war eine Ausnahme und die Unterhaltung eine schöne Abwechslung. Vor allem, weil wir festgestellt haben, dass wir gemeinsame Bekannte haben - Katja und Dietmar von der "Summer".