Mittwoch, 27.05.2015, 12.00 Uhr

Position 37° 18,1' N; 46° 23,1' W; Etmal: 108 Seemeilen; Rest: 725 Seemeilen

Na, da war ja ganz schön etwas los rings um uns herum. Am späten Montagabend briste der Wind unerwartet heftig auf. Es wehte mit konstanten sechs Beaufort, in Böen sogar sieben, aus nordöstlicher Richtung. Was bedeutete, dass es an Bord sehr ungemütlich wurde. Angekündigt war das nicht, aber dafür blieben die angekündigten Gewitter aus. Das ist doch gar kein schlechter Tausch, oder? Trotz zwei Reffs im Großsegel und ganz kleiner Fock marschierte die Amazone mit sechs bis sieben Knoten Fahrt durch die aufgewühlte See. Tapfere Lady, ohne Murren und Knurren steckte sie jeden noch so harten Schlag der See ungerührt ein.

An Schlaf war während der Freiwachen nicht zu denken, die Wachen an sich waren sehr anstrengend. Eine Regenfront nach der anderen zog über uns hinweg und brachte ordentlich Wind mit. Jede Bewegung fiel schwer, an kochen oder duschen war nicht zu denken. Bei dem Geschaukel war es dann gestern auch nicht möglich, einen ausführlichen Bericht zu verfassen. Aber, wie das so ist im Leben - das Blatt wendete sich zum Besseren und inzwischen sieht unsere kleine Welt wieder ganz anders aus.

Gestern, Dienstag nachmittag, flaute es allmählich ab. Das erste Reff konnte losgebunden und die Genua zum Teil ausgerollt werden. Etwas verpasster Schlaf wurde nachgeholt, eine heiße Suppe gekocht. Sogar Besuch kam vorbei - nur etwa eine Bootslänge von uns entfernt tummelten sich sechs Grindwale. Ganz unbefangen kann ich diesen Anblick nicht mehr genießen, was man vielleicht nachvollziehen kann. So segelten wir in den Abend und in die Nacht, auch das letzte Reff konnte losgebunden und das Vorsegel ganz ausgerollt werden. Leider ließ der Wind immer mehr nach, so dass zwischendurch immer wieder die Maschine gestartet werden musste.

Heute Morgen bekam die Amazone Besuch von Delphinen, sehr vielen Delphinen sogar. Es waren schätzungsweise etwa an die einhundert Tiere, die da unterwegs waren. Einige tauchten unter der Amazone hindurch, andere blieben in einiger Entfernung. Es waren auch viele Jungtiere in der Gruppe.

Jetzt scheint die Sonne bei 21° Lufttemperatur, die See hat sich beruhigt, und der Wind kommt schwach aus östlicher Richtung. Nur wenig Wind und der genau gegenan, das bedeutet viel Arbeit für den Volvo. Immerhin haben wir schon mehr als die Hälfte der Strecke geschafft. Gleich koche ich uns etwas Leckeres, später wird geduscht und vielleicht beißt ja auch noch ein Fisch an.