Freitag, 30.01.2015
Es war mal wieder soweit - unser grüner Freund, der Volvo, soll die ihm gebührende Zuwendung bekommen. Zu Beginn unserer Reise hatte er unfreiwillig und viel zu oft eine tragende Rolle gespielt. Das hat sich seit dem wir das europäische Festland Mitte September Richtung Madeira verlassen haben, grundlegend geändert. Er ist nicht mehr so gefragt. Trotzdem müssen wir uns bei den verschiedenen Manövern auf ihn verlassen können. Das konnten wir bisher auch immer, und damit das so bleibt, muss er eben regelmäßig gewartet werden.
Diese Wartungsarbeiten bedeuten, dass es an Bord sehr, sehr ungemütlich wird. Um nämlich an dem Motor hantieren zu können, muss die Niedergangstreppe abgenommen und der Motorraumdeckel im Cockpit geöffnet werden. Außerdem muss die Hundekoje komplett ausgeräumt werden. Im Salon sieht es dann binnen weniger Minuten aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Das ist nichts für mich, und bevor ich ständig irgendwie im Weg bin und mit der Zeit quengelig werde, evakuiert Ingo mich heute kurzerhand. Auf Teneriffa hätte ich während einer dieser Wartungen Shopping Queen werden können. Hatte Ingo mich doch mit dem Auftrag, in einem möglichst langen Zeitraum möglichst wenig Geld beim Shoppen auszugeben, in Santa Cruz losgeschickt. Als ich damals nach fünf Stunden zurückkam, war das Shoppingbudget nicht ganz ausgeschöpft und die Wartung auch noch nicht ganz erledigt.
Heute kann ich "Washing Queen" werden. Ingo fährt mich und die Wäsche mit dem Schlauchboot in die Bucht bei Caritan. Dort haben wir gestern bei unserem Spaziergang einen Selbstbedienungs-Waschsalon entdeckt. Um die Wartezeit zu überbrücken, habe ich etwas zu lesen dabei. Als alles fertig gewaschen und getrocknet ist, genehmige ich mir in dem schönen Restaurant direkt am Strand ein kühles Getränk. Ingo holt mich dann wieder ab, erledigt die restlichen Arbeiten und am späten Nachmittag ist alles fertig.
Gewechselt werden mussten das Getriebeöl, das Motoröl, der Dieselvorfilter, der Dieselfeinfilter, der Motorölfilter, der Keilriemen und der Impeller der Seewasserpumpe. Die Stopfbuchse der Antriebswelle wurde neu gefettet, der Seewasserfilter gereinigt und einige Teile wurden geprüft. Vor 325 Motorstunden hatten wir eine neue Seewasserpumpe installiert. Der eingebaute Impeller sah nach 200 Betriebsstunden zwar noch gut aus, aber wurde vorsichtshalber ausgewechselt. Jetzt nach 125 Motorstunden hatte der neue Impeller schon einen Riss. Leider kann man sich immer noch nicht auf die Qualität der Impeller von Volvo verlassen. Wir hatten auch schon einen Impeller, der nach erst zehn Betriebsstunden einen Flügel verloren hatte und einen, der nach 80 Stunden drei Flügel verloren hatte. Ein Bekannter von uns hat vor kurzem einen Segler abgeschleppt, dessen Maschine Kühlwasserprobleme hatte. Es stellte sich dann heraus, dass acht Flügel von verschiedenen Impellern den Wärmetauscher verstopft hatten. Die Maschine war immer jährlich professionell gewartet worden, d. h. die Impeller mit den fehlenden Flügeln wurden ausgetauscht, aber das Kühlwasser wurde nicht abgelassen, um die abgerissenen Flügel zu entfernen. Da warten wir unsere Maschine lieber unprofessionell selber. Hier ist ein Link zu unserer alten Website mit der damaligen Reklamation bezüglich der Impeller von Volvo Penta: http://www.hanseat-yacht.de/html/motor.html
Inzwischen spricht unser Radio, dieses kleine Sprachgenie, wieder fließend französisch. Heute Abend bleibt es allerdings stumm - es gibt in einer der Bars an Land Livemusik. Freitags ist dort immer Karaoke-Abend und mehr oder weniger talentierte Sängerinnen und Sänger geben ihr Bestes. Der Applaus ist entsprechend verhalten oder ganz ordentlich. Es werden zumeist französische Titel gesungen, auch Gilbert Beaucoups "Nathalie" klingt über die windstille Bucht.