Donnerstag, 01.01.2015
Die Amazone meldet sich zu Wort:
Was ist eigentlich die Steigerung von "Klotzen"? Nach unserem 800-Seemeilen-Törn von Teneriffa zu den Kap Verden hatte ich ja angemerkt, dass hier geklotzt und nicht gekleckert wird. Aber was die beiden dann mit mir angestellt haben, stellt wirklich alles bisher Dagewesene in den Schatten! Ganze 17 Tage und Nächte sind wir nonstop unterwegs gewesen. Da haben sie mir ja ganz schön was zugetraut und zugemutet! Ich bin noch ganz gut in Form für mein Alter, aber 2.100 Seemeilen in einem Rutsch - das war eine Menge Wasser vor meinem Bug. Die beiden sind ja zu zweit und können sich abwechseln, aber wer löst mich eigentlich ab? Weiter immer weiter ging es, immer die Wellen rauf und wieder runter. Manchmal quälend langsam, aber meistens doch ganz flott. Und gekitzelt hat es an meinem Bauch, fast die ganze Zeit. Kaum zum Aushalten war das. Das kam von diesem Seegras, durch das wir gefahren sind. Und dann hat sich irgendwer an mir festgesaugt. Ich glaube, das waren Muscheln. Und jede Nacht gab es Besuch von Fliegenden Fischen. Die armen Kerle hatten sich in der Dunkelheit vertan und sind bei mir an Deck gelandet. Und ich habe einen neuen Freund, den Peter. Zuerst habe ich mich mit ihm ein bisschen schwer getan. Im letzten Winter ist er einfach so an meinem Spiegel angebolzt worden. Ist, ehrlich gesagt, optisch kein Gewinn. Aber was soll's, er ist schon in Ordnung und macht seinen Job wirklich gut und hält mich wacker auf Kurs.
Wir hatten eine ganz schöne Zeit da draußen auf dem Atlantik. Aber auch der längste Törn geht irgendwann zu Ende, es kam Land in Sicht, und wir waren in der Karibik angekommen. In einer sehr schönen Bucht fiel unser Anker, und ich habe hier sogar ein paar Bekannte wieder gesehen. Ingo und Antje haben dann gleich noch ein bisschen an mir herumgefummelt und die Muscheln abgepuhlt. Und dann war aber auch irgendwann gut und wir sind schlafen gegangen. Ich war wirklich platt, das kann ich wohl sagen.
Am nächsten Tag haben zum ersten Mal Weihnachtsmänner meinen Salon bevölkert. Aus den Lautsprechern schallte Glockengeläut und ein ums andere Mal "Hallelujah!". Was ich alles mitmachen muss, merkwürdige Zeiten.
Jetzt ruhe ich mich hier schon ein paar Tage aus, bin wieder ganz fit und gespannt, was die beiden als nächstes auf dem Zettel haben.
Auf jeden Fall wünsche ich allen Land- und Wasserratten ein schönes neues Jahr!