Sonnabend, 13.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 14° 08,9' N; 38° 35,8' W; 7. Etmal 120 sm, 1.306 sm Rest

Durch die letzte Nacht sind wir geschlichen. Mehr als drei Knoten Fahrt war bei dem schwachen Wind nicht drin. Die ausgebaumte Genua flappte und unser "drittes Besatzungsmitglied" Peter, dieses kleine Sensibelchen, hatte einige Mühe, die Amazone unter diesen Bedingungen einigermaßen auf Kurs zu halten. Gegen Morgen besserte sich die Lage, der Wind frischte auf, und es ging flotter voran. Immerhin ergab es noch ein dreistelliges Etmal.

Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist gut. Der Wind, der jetzt mit ungefähr 3 bis 4 Beaufort direkt aus Osten weht, soll etwas zunehmen und relativ konstant sein. Wir laufen jetzt unter der Passatbesegelung, d. h. mit zwei Vorsegeln. Die Amazone rollt im Seegang mal mehr und mal weniger heftig. Das hat auch mit ihrer Bauweise etwas zu tun - das schmale Heck begünstigt die Rollbewegungen.

Seit fast einer Woche haben wir kein AIS-Signal eines anderen Schiffes oder eines Segelbootes mehr auf dem Plotter ausmachen können. Der letzte Kontakt war am zweiten Tag nach unserer Abreise. Ein Fischer drehte seine Kreise, und wir sind ihm ausgewichen. Riesig viel Wasser hier, weit und breit nur zwei Fahrzeuge und die beiden kommen sich so nahe. Unglaublich, oder?

Nachts läuft das Radargerät, auf dem Display des Plotters sind die Radarechos als rosa Punkte, Halbkreise oder große Flächen zu sehen. Rosa Punkte könnten andere Boote sein, hier sind sie die Spitzen der ganz hohen Wellen, Halbkreise wären andere Schiffe und große Flächen stellen Regengebiete dar. Gestern Abend gab es achteraus eine solche große Fläche, hatte ein bisschen die Form des afrikanischen Kontinents. Eingeholt hat sie uns nicht, alles trocken geblieben - der Regen fiel ins Meer.

Etwas Neues von den Fliegenden Fischen? Ja! Es gibt wieder einen 1. Preis, diesmal in der Disziplin "Größter-Je-An-Deck-Der-Amazone-Gelandeter-Und-Nicht-Zurück-Ins-Wasser-Gezappelter-Fliegender-Fisch". Das Prachtexemplar hatte die Größe einer kleinen Makrele. Sein Rücken schimmerte bläulich, der Bauch ist silberfarbig. Wir haben ihn heute nach Sonnenaufgang an Deck gefunden. Auch er hat eine Seebestattung bekommen. Es ist auch wieder ein (kleiner) Fliegender Fisch auf dem Kajütsdach gelandet. Der Sieger dieses Wettbewerbs steht aber ja schon fest. Ein zweiter Preis ist nicht vorgesehen und so bleibt für den armen Kerl nur das nasse Grab. Tagsüber können wir die Fliegenden Fische beobachten. Sie schießen plötzlich aus dem Wasser, schwirren mit ungeheuer schnellen Flügelschlägen knapp oberhalb der Wasseroberfläche dahin, um einige Meter weiter wieder abzutauchen. Seltsame Tiere.

Aber nicht nur Fliegende Fische besuchen uns regelmäßig. Heute kam ein Weißschwanz-Tropikvogel, gut zu erkennen an seiner überlangen Schwanzfeder, vorbeigeflogen und drehte einige Runden um die Amazone.