Freitag, 19.12.2014, 12.00 Uhr
Position: 12° 31,9' N; 51° 04,6' W; 13. Etmal 110 sm, 571 sm Rest
Am Etmal von 110 Seemeilen ist es schon zu erkennen: Der Wind war gestern Nachmittag, am Abend und in der Nacht wie vorhergesagt mau. In Beaufort ausgedrückt 3 Windstärken. Hin und wieder starteten wir den Motor, dann und wann briste es etwas auf und unter ausgebaumter Genua ging es durch die Nacht. Am heutigen Vormittag meldete sich der Wind mit ungefähr 4 Beaufort zurück, die Passatbesegelung ist jetzt wieder dran. Die Amazone zieht mit 5 bis 6 Knoten dahin und wiegt sich in den Wellen.
In den nächsten Tagen soll uns laut gestriger Vorhersage der Wind mit 4 - 5 Beaufort voranbringen. Gleich bekommen wir die aktuelle Vorhersage, mal sehen, ob es dabei bleibt.
In den letzten Tagen hatten wir immer mal wieder kurzen Besuch verschiedener Seevögel. Sie umkreisen uns, schauen nach dem Rechten und fliegen wieder davon. Bis auf einen - der zeigte ein ungesundes Interesse an unserer Mastspitze. Hier ist die Amazone sehr empfindlich, weil die filigranen Messinstrumente (Windrichtung und -stärke) sich dort befinden. Es wäre äußerst unangenehm, wenn diese Geräte durch einen Vogel beschädigt würden. Wir hätten nichts dagegen, wenn ein erschöpfter Vogel eine Weile mit uns reisen möchte, aber bitte nicht auf der Mastspitze. Und einen erschöpften Eindruck machte er auch gar nicht, eher interessiert. Da oben dreht sich und blinkt so einiges, das wirkt vielleicht anziehend.
Wir schalten unsere elektrische Sirene an, tuten wie wild mit dem Nebelhorn, rufen laut und wedeln mit Handtüchern, um das Tier von seinem Vorhaben abzubringen. Wieder und wieder umkreist und beäugt er die Mastspitze. Schließlich wird es ihm zu dumm, er fliegt davon, und wir sind erleichtert. Etwas später bemerken wir, dass wir vergessen hatten, die Positionslampe (die Dreifarbenlaterne weiß/rot/grün), die ein segelndes Fahrzeug nach Sonnenuntergang zu führen hat, und die sich ebenfalls im Masttopp befindet, noch eingeschaltet war. Vielleicht hatte dies den Vogel neugierig gemacht.