Sonnabend, 15.08.2015

Die Amazone meldet sich noch einmal zu Wort:

Auf meine Box in Bremerhaven, aus der ich vor 14 Monaten zum letzten Mal herausgefahren bin, hatte ich mich ja schon irgendwie gefreut. Nach Hause kommen, alte Freunde treffen und mit ihnen die Erlebnisse teilen, darauf war ich schon gespannt. Aber dann war es mit dem Ankommen so, wie mit der ganzen Reise - es war schöner, als ich es mir vorstellen konnte. Ehrlich! Und das Schönste: Eigentlich sind wir nicht nur ein Mal angekommen, sondern drei Mal. Das erste Mal auf Helgoland. Bei unserem Eintreffen ist das neugierige Polizeiboot sehr dicht an uns vorbeigefahren, seine Heckwelle klatschte heftig an meine Außenhaut. Hat mir nichts ausgemacht, aber das Wasser ist sogar ins Cockpit gespritzt, da hört für mich der Spaß auf. Am liebsten hätte ich "Mach das nicht nochmal du Angeber!" hinübergerufen. Kurz bevor wir in den Hafen fahren wollten, kam die "Funny Girl" mit ihren vielen Fahrgästen hinter uns her. Und was macht sie? Sie tutet, drei Mal, lang und sehr laut. Das macht sie eigentlich nur ein Mal im Jahr, und zwar wenn sie zum Saisonbeginn zum ersten Mal nach Helgoland kommt. So haben es uns die Helgoländer erzählt. Dann kamen wir in den Hafen, und ich wusste gleich, in welche Box wir fahren sollen. Es hing dort nämlich ein großes weißes Laken mit der Aufschrift: "WELCOME BACK AMAZONE". Das fand ich so schön! Von den anderen Booten im Hafen wurde uns zu gewunken und laut getutet. Mit so einem tollen Empfang hatten meine Leute bestimmt nicht gerechnet, sie wirkten jedenfalls ganz gerührt. Ich dachte schon, dass hier gleich jemand an zu heulen fängt, wie damals, als wir auf St. Martin der Karibik Good bye gesagt haben. Aber sach man nix, sie haben sich gut gehalten, sind ordentlich in die Box gefahren, haben mich festgemacht und mit dem Empfangskomitee auf die glückliche Ankunft angestoßen. Das war richtig nett.

Das zweite Mal Ankommen war in Bremerhaven im Neuen Hafen. Hatte mit der Tide zu tun, dass wir nicht gleich bis Wulsdorf gefahren, sondern einen Tag zuvor im Neuen Hafen eingelaufen sind. Und da wurden wir schon in der Schleuse herzlich willkommen geheißen. Weiter ging es dann in der Marina, Hände wurden geschüttelt oder meine Leute wurden in den Arm genommen, kräftig und herzlich gedrückt. Natürlich kam Besuch an Bord und die Beiden haben erzählt und geschwärmt vom türkis blauen Wasser, Palmen und den vielen schönen Begegnungen, die wir hatten.

"Drei Mal ist Bremer Recht" heißt es, und so kamen wir zum dritten Mal und endgültig in Wulsdorf an. Schon auf der Mole und in der Schleuse sahen wir viele fröhliche Gesichter, und es wurde natürlich auch wieder laut getutet. Die Sonne lachte vom Himmel, als hätten wir es so bestellt und wie auf Bestellung ging pünktlich das Schleusentor auf. Tja, und dann bin ich abgeholt und bis zum Verein begleitet worden. Das war auch schön, nicht so ganz allein durch den Fischereihafen zuckeln zu müssen. In Wulsdorf gab es dann den "ganz großen Bahnhof" - viele Menschen, die gewunken und getutet haben, geschmückte Boote, der 1. Vorsitzende begrüßte uns mit einer Flasche Sekt für Ingo und einem schönen Blumenstrauß für Antje. Die Beiden haben sehr viele Hände geschüttelt und wurden oft in den Arm genommen und gedrückt. Dann wurde gefeiert. Jedenfalls haben meine Leute mit den Gästen gefeiert. Ich habe mich da zurückgehalten und die glückliche Ankunft still für mich genossen.

Am nächsten Morgen haben wir uns noch einmal verlegt, nämlich in unsere richtige Box. Am Tag zuvor waren wir daran vorbeigefahren und hatten da angelegt, wo an Land die vielen Leute standen. In die eigene Box zu fahren, fühlte sich noch einmal ganz komisch an. Ein schöner Willkommensgruß war dort aufgehängt und zwei große Flaggen flatterten im Wind. Als wir schließlich hier festgemacht hatten, waren wir wirklich angekommen. Reise zu Ende, Klappe zu, Affe tot.

Später haben die Beiden ihre Sachen gepackt und Tasche für Tasche kam von Bord. Und irgendwie ganz plötzlich war er dann da, der Moment des Abschieds. Nach 14 Monaten und drei Tagen gingen die Beiden von Bord, und diesmal würden sie nicht nach ein paar Stunden zu mir zurückkommen. Wie in alten Zeiten strich Antje mir beim Weggehen über meinen Bugkorb und raunte mir ein "Mach's gut und bis bald!" zu. Mit Sack und Pack machten sie sich auf den Weg, nicht ohne sich noch einmal umzudrehen.

Nun war ich nach so langer Zeit und den vielen gemeinsamen Erlebnissen und Abenteuern, die wir bestanden hatten, allein. Aber ganz allein war ich natürlich nicht -  meine lieben Stegnachbarn waren ja da und warteten schon gespannt auf meine Geschichten. Als ich anfing, von dem Wal zu erzählen, der sich uns so frech in den Weg gelegt hatte, fragten sie wie aus einem Mund: "Was ist denn ein Wal?" Okay, es gibt also mehr zu erzählen, als ich dachte.

Zum Schluss nur noch eins - falls meine Leute irgendwann wieder auf eine lange Reise ins Warme gehen wollen - ich wäre gerne dabei! Und die Kleine Gummiwurst, die nehmen wir auch wieder mit.