Sonntag, 30.11.2014

Vielen, vielen Dank für's Daumendrücken! Es hat offensichtlich gewirkt - wir sind gut auf den Kapverden auf der Insel Sao Vicente in der Marina Mindelo angekommen.

Wie ihr den "Berichten von hoher See" sicher entnommen habt, ist es uns sehr gut ergangen. Der Atlantik hat es gut mit uns gemeint, und es war ein sehr schöner Törn mit vielen Eindrücken und besonderen Momenten. Die gut 800 Seemeilen haben wir in genau sechs Tagen zurückgelegt und jede Meile war toll!

Hier ein paar Informationen zu den Kap Verden:

"Rund 500 km vor Senegal an der Westküste Afrikas liegt der Archipel mitten im Atlantik. Von den Insgesamt 18 Inseln sind neun ganzjährig bewohnt und umfassen eine Gesamtfläche von über 4.000 Quadratkilometern. Die Inseln wurden 1975 von Portugal unabhängig. Zur wachsenden Beliebtheit tragen das tropische trockene und angenehme Klima mit der sehr geringen Regenwahrscheinlichkeit und die fröhliche, gastfreundliche Bevölkerung bei. Durch die lange Kolonialzeit erinnert hier vieles mehr an Südeuropa als an das näher gelegene Westafrika." (aus "Kapverdische Inseln - Aktueller nautischer Törnführer; Kai Brossmann, André Mégroz)

Das Sonntags-Ei gibt es diesmal am Montag - nachdem wir morgen ausgeschlafen haben!

 

Tschüß Teneriffa - die "Murada" kommt zum Verabschieden vorbei:

   

 

Sieht gemütlich aus - und das ist es auch:

 

Ein schöner Sonnenuntergang:

 

Udo Jürgens hatte recht - immer, immer wieder geht die Sonne auf:

 

Landebahn leider verfehlt: (ehemals) Fliegender Fisch an Deck der Amazone:

 

Auch die Körperpflege kommt nicht zu kurz:

 

Zeit für die nächste Gastlandflagge - im Hintergrund die zum Archipel gehörende Insel Santa Antao:

Die Amazone meldet sich zu Wort:

Es ist jetzt schon viele Seemeilen her, dass ich mich gemeldet habe, jetzt wird es mal wieder Zeit. Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt! Gerade haben wir unseren 800-Seemeilen-Törn von Teneriffa zu den Kap Verdischen Inseln beendet. Ach, wie wunderbar es war, mal wieder Seeluft zu schnuppern. Ich konnte endlich mal wieder den Wind in den Segeln spüren, die Gischt umspielte meinen Bug und die schier unendlich scheinende, sanfte Atlantikdünung rollte unter meinem Bauch hindurch. Sogar meine neuen Freunde, die Delfine, waren wieder zu Besuch und haben mich ein bisschen am Kiel gekitzelt.

Die Beiden haben mich ja ziemlich beladen, meine Güte. Tasche für Tasche wurde angeschleppt. Dachte schon, das nimmt ja gar kein Ende, und wo soll das alles bleiben? Aber sach mal nix - sie haben alles sehr ordentlich verstaut. Mir war da schon klar, dass wir wieder etwas Größeres vorhaben. 800 Seemeilen nonstop, das hatten wir bisher noch nicht. Bin gespannt, was als nächstes kommt. Ich glaube, da ist noch etwas im Gange. Und das werden wohl noch mehr als 800 Seemeilen.

Bevor wir im Juni zu diesem Abenteuer aufgebrochen sind, haben wir eine Wochenendbeziehung geführt. Am Freitag kamen die Beiden mit Taschen und Kisten an Bord, und wir haben uns gemeinsam amüsiert. Am Sonntag war dann meistens wieder Schluss damit. Alle Taschen und Kisten wurden wieder gepackt, Antje hat mir zum Abschied immer noch einmal über den Bugkorb gestrichen und ein "Mach's gut, bis bald!" zugeraunt, und dann war ich wieder allein. Während die Beiden wohl noch so eine Art Nebentätigkeit haben und damit die Zeit während der Woche ausfüllen, bin ich dazu verurteilt, mich zu Tode zu langweilen. Montags geht es meistens noch. Da ruhe ich mich vom Wochenende aus. Dienstags und mittwochs schnacke ich ein bisschen mit "Tomma" und "Ali Baba". Das sind meine netten Stegnachbarn. Am Donnerstag geht uns der Gesprächsstoff allmählich aus, und am Freitag freue ich mich, wenn die Beiden endlich wieder auftauchen.

Jetzt führe ich ein anderes Leben - das süße Leben einer Herumtreiberin. Die Gefahr, mich zu Tode zu langweilen, besteht jedenfalls nicht mehr. Aber die Weser bleibt meine Heimat, und ich mag die Nordsee mit ihrem rauen Gesicht, den kurzen steilen Wellen und dem steifen Nordwest (auch wenn es bei den Türmen manchmal zum Verzweifeln ist!). Irgendwann schließt sich hinter mir das Tor der Doppelschleuse in Bremerhaven, und ich zuckel durch den Fischereihafen zu meinem Liegeplatz im WVW zurück. "Tomma", "Ali Baba" und all die anderen werde ich dort wiedersehen. Wir werden uns sehr viel zu erzählen haben - auch noch donnerstags.

Sonnabend, 29.11.2014, 6. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 18°44,3 ' N; 23°42,1 ' W
Etmal:  143 Seemeilen (135 Seemeilen liegen noch vor uns)

Theoretisch könnte ich schreiben "Keine besonderen Vorkommnisse. Und tschüß."
Praktisch hat sich aber doch das eine und andere ereignet, dass ich gerne aufschreiben möchte. Da wären zum Beispiel die Delfine, die in der letzten Nacht gesprochen haben. Das Delfine untereinander kommunizieren, ist kein Geheimnis. Es live zu erleben ist aber etwas ganz Besonderes. Ingo hat es zuerst gehört. Er hatte Freiwache und lag in der Koje. Plötzlich bemerkte er ein Piepen und vermutete gleich, dass es Delfine sind. Zu sehen waren sie bis dahin noch nicht. Kurze Zeit später tauchten sie dann prustend neben der Amazone auf. Sie waren so nah, dass ich nassgespritzt wurde. Das war wieder einer dieser besonderen Momente: Mit 7 Knoten Fahrt im Schiff bei Mondschein über den bewegten Atlantik heizen und Delfinen lauschen und zusehen!

Wir brauchen eigentlich gar nicht mehr angeln - die Fische fliegen uns jetzt zu! Zum Ende meiner Wache kurz nach Sonnenaufgang dachte ich so bei mir, dass wir allmählich in der Gegend sind, wo Fliegende Fische leben - und fliegen. Nachts landen sie manchmal versehentlich auf vorbeisegelnden Booten. Ich habe schon in vielen Büchern Fotos davon gesehen und dachte, kann ja nicht schaden, mal nachzusehen. Das war wohl weibliche Intuition - nie zuvor hatte ich diesen Gedanken und nie zuvor hat jemals ein armer, vertrockneter Fliegender Fisch bei uns an Deck gelegen. Ich guck einfach mal so bei der Spritzkappe um die Ecke - und tatsächlich! Ein kleines, zartes, vertrocknetes Fischlein mit ausgebreiteten Flügeln liegt dort. Ich finde noch zwei. Später zeige ich sie Ingo, dann bekommen sie eine Seebestattung. Diese armen, verirrten Fische sind für mich deshalb so besonders, weil sie so etwas wie einen Meilenstein auf dieser Reise bedeuten.

Apropos Fische - die Fliegenden Fische sind viel zu klein für die Pfanne, also wirft Ingo die Angel aus. Wir haben ja jetzt einen neuen Super-Köder. Richtig muss es allerdings heißen "hatten" einen Super-Köder. Es hat wieder ein unheimlich großer Fisch angebissen. Obwohl wir ja nach dem letzten "Köder-Verlust" die Ausrüstung verstärkt hatten, ist es wieder passiert. Sorry, großer Fisch. Wir hoffen, dass der Haken dich nicht allzu lange nervt.

Im Moment segeln wir um 4 Beaufort mit halbem Wind bei herrlichem Sonnenschein und in T-Shirt und kurzer Hose unserem Ziel entgegen, dass wir morgen erreichen. Zum Adventskaffee sind wir vielleicht schon in Mindelo auf Sao Vicente.
Es gibt heute doch etwas, an dem der Blick hängenbleibt: Fünf bis zehn Seemeilen hinter uns segelt die "Ti' Amaraa". Seit drei Tagen sehen wir ihr AIS-Signal auf dem Plotter, und heute haben wir zum ersten Mal ihr Segel am Horizont erblickt - jedenfalls sehen wir es, wenn die stetige Atlantikdünung uns gerade angehoben hat.
Die Wettervorhersage haben wir bekommen. Kein Starkwind und kein Regen in Sicht. An Bord ist alles wohlauf.

Freitag, 28.11.2014, 5. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 20°40,4 ' N;22°17,2 ' W

Etmal: 130 Seemeilen ( 274 Seemeilen liegen noch vor uns)

Gestern Nachmittag gab es für uns noch ein kleines Highlight: Wir haben mal wieder einen Fisch gefangen! Der neue Köder, der gestern zum ersten Mal zum Einsatz kam, scheint auf die Fische eine verlockende Wirkung zu haben. Eine ziemlich große Goldmakrele zappelte am Haken, schaffte es aber leider nicht bis in die Bratpfanne. Sie hat sich kurz vor ihrem sicheren Ende vom Haken befreien können. Ein Artgenosse hatte kurze Zeit später nicht so viel Glück. Frischer kann Fisch nicht sein, und er hat entsprechend lecker geschmeckt.

Die Nacht verlief wieder ruhig. Unter ausgebaumter Genua zieht die Amazone ihre Bahn, und wir kommen mit 4 bis 6 Knoten gut voran. Der Wind hat von raumem Wind auf halben Wind gedreht, so dass Ingo den Genuabaum wegnehmen und auch das Großsegel setzen kann.

Der Skipper hat seine Wache beendet, ich bin wieder dran. Die Sonne klettert über den Horizont, ich schaue in die Runde. Es gibt nichts, wirklich gar nichts, an dem der Blick hängen bleiben könnte. Weite, relativ ruhige See, soweit das Auge reicht. Mir wird in diesem Moment bewusst, wie besonders das ist. Kein anderes Schiff, kein Leuchtturm, kein Flugzeug, keine Hochspannungsmasten, keine Hochhäuser, keine Klippen, keine Fischerbojen. Nichts - nur Wasser und wir. Die Amazone wird meistens durch eine Selbststeueranlage auf Kurs gehalten. Entweder durch die Windfahnensteueranlage oder durch den elektrischen Autopiloten. Aber jetzt ist so ein Moment, wo ich selber steuern und segeln möchte. Also flugs den Autopiloten abgeschaltet und los geht's. Über meine Kopfhörer höre ich Musik, "Sailing" von Rod Stewart und "Morning has broken" von Cat Stevens sind dabei. Passender geht es nicht. Ich weiß, dass die See brutal und grausam sein kann, aber wenn sie mir solche Momente wie jetzt beschert, genieße ich sie in vollen Zügen. Ich möchte in diesem Augenblick mit niemandem auf der Welt tauschen und nirgends woanders sein.

Ein irritierter und noch etwas verschlafener Ingo guckt dann irgendwann aus dem Niedergang zu mir hoch. Er hatte mich von der Koje aus gerufen und keine Antwort erhalten - für mich hatte Andreas Bourani gerade so schön laut "Auf uns" gesungen. Als er mich glücklich und zufrieden mit Kopfhörern an der Pinne sitzen sieht, kann er sich wieder entspannen.

Gerade hat Ingo die Wettervorhersage bekommen und ausgewertet. Er gibt mir eine Zusammenfassung, und ich stelle fest: "Also nichts Böses." Ingos Antwort: "Ne, kein Regen." Hier an Bord versteht offensichtlich unter "dem Bösen" jeder etwas anderes. Ich hatte bei meiner Feststellung eigentlich an Starkwind gedacht. Aber auch der ist bis jetzt nicht in Sicht. An Bord ist alles wohlauf.

Donnerstag, 27.11.2014, 4. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 22° 27,2' N; 20° 54,7' W

Etmal: 140 Seemeilen (405 Seemeilen liegen noch vor uns)

405 Seemeilen liegen noch vor uns, das bedeutet, dass wir die Hälfte der Strecke geschafft haben. Bisher ist es uns gut ergangen. Sind wir wirklich schon den vierten Tag unterwegs? Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit vergeht. Gestern Abend hat - wie vorhergesagt - der Wind zeitweise auf gute 6 Beaufort zugenommen. Die heranrauschenden Wellen waren interessant zu beobachten - und laut waren sie. Nachdem eine Welle tatsächlich die Frechheit besessen hatte, an Deck zu schwappen, haben wir doch vorsichtshalber die Kajüte verschlossen und die Türchen eingehängt. Muss ich hier noch erwähnen, dass alle Luken fest verschlossen sind? Im Laufe des Abends nahm der Wind wieder ab, die Türchen wurden wieder verstaut.

Auf unserem Plotter sahen wir gestern Abend das AIS-Signal der Segelyacht "Anne". Den Blog der "Anne"-Crew lesen wir schon eine ganze Weile, aber getroffen haben wir sie bisher nicht. So hat Ingo die Gelegenheit genutzt, die "Anne" über UKW-Funk zu rufen, ein bisschen zu plaudern und eine gute Reise zu wünschen. Die "Anne" ist von Fuerteventura gestartet, wir von Teneriffa, und doch trifft man sich auf dem großen weiten Meer. Heute Morgen hat sich die "Anne" noch einmal gemeldet, und ich hatte die Gelegenheit mit Nele und Lasse, den beiden Pöksen an Bord, zu sprechen. Was für eine nette Abwechslung! Die "Anne" segelt nach Martinique, vielleicht treffen wir sie in der Karibik.

Zurzeit ist der Seegang einigermaßen moderat, der Wind schiebt uns mit 4 Beaufort unserem Ziel entgegen, und wir lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. An Bord ist alles wohlauf.

Mittwoch, 26.11.2014, 3. Tag auf See

Position um 12.00 Uhr: 24° 22,2' N; 19° 28,0'W

Etmal: 135 Seemeilen (545 Seemeilen liegen noch vor uns)

Auch die zweite Nacht auf See verlief ganz ruhig. Der Wind wehte relativ konstant mit 4 bis 5 Beaufort, in Böen 6, aus Nordnordost, so dass wir mit der ausgebaumten Genua gut vorankamen. Mit 6 Knoten pflügt die Amazone durch das tiefe, extra-blaue Atlantikwasser. Sie hat sicher etwas "Übergewicht", das macht sich in ihrem Seeverhalten aber nicht bemerkbar. Unbeirrt fährt sie ihren Kurs, ist munter wie immer. Der Sternenhimmel war wieder wunderschön. Eine winzige Mondsichel warf eine silbrige Bahn aufs Meer. Die Wellen kamen angerauscht, die sich brechenden Kämme leuchteten in der Dunkelheit. Der Windgenerator surrte leise, ich lauschte meiner Lieblingsmusik und ließ die Gedanken schweifen.

Gestern kreuzten tagsüber einige Yachten in ein paar Meilen Abstand unseren Kurs. Wir nehmen an, dass es Teilnehmer der ARC waren. In der Nacht und am heutigen Vormittag hat sich niemand mehr blicken lassen. Es heißt, dass am dritten Tag auf See die Bordroutine kommt. Bei uns an Bord haben sich die Abläufe schon gut eingespielt. Wir gehen unsere Wachen und versuchen während der Freiwachen so viel Schlaf wie möglich zu bekommen.

Die Wettervorhersage ist weiterhin günstig. Der Wind soll allerdings in den nächsten Tagen etwas abnehmen. An Bord ist alles wohlauf.

Montag, 24.11.2014 und Dienstag, 25.11.2014, 1. und 2. Tag auf See

Unser Start, gestern gegen 11.30 Uhr in Las Galletas, bei Sonnenschein und leichtem Wind aus nördlicher Richtung, war richtig nett: Kurz nachdem wir die Marina verlassen hatten und noch dabei waren, die Fender und Leinen zu verstauen, wurde die Amazone über UKW-Funk gerufen. Es waren Alfons und Elvira mit ihrer "Murada", die hier unseren Kurs kreuzten. Alfons war ja vor ein paar Tagen bei uns an Bord gewesen. Jetzt wünschten die beiden uns eine gute Reise und winkten uns fröhlich zu. Was für eine schöne Überraschung und ein netter Auftakt!

Es ging dann wegen des konfusen Seegangs ziemlich holprig weiter. Wir setzten das Großsegel und rollten die Genua aus. Leider ließ der Wind immer mehr nach, und der chaotische Seegang trug auch dazu bei, dass die Segel nicht stehen wollten. Die Amazone gebärdete sich wie die "Wilde Maus" auf dem Freimarkt. Schließlich mussten wir die Segel bergen und dem Volvo auch mal wieder die Chance geben, eine Rolle zu übernehmen. Erst gegen Mitternacht nahm der Wind zu, wir konnten die Maschine abstellen und kommen mit der ausgebaumten Genua bei achterlichem Wind sehr gut voran. Unser Etmal (das ist die Distanz, die ein Schiff von 12 Uhr Mittag bis zum nächsten Tag um 12 Uhr Mittag zurücklegt) beträgt 130 Seemeilen, 680 Seemeilen liegen noch vor uns.

Seit heute Morgen gegen 7 Uhr hat der Wind noch etwas auf 5 Beaufort aus Nordnordost zugenommen. Da wir Kurs Südsüdwest fahren, kommt er genau von achtern. Der Seegang ist im Laufe der Nacht gleichförmiger geworden. Zwei bis zweieinhalb Meter hohe Wasserberge rollen stetig heran. Aus der "Wilden Maus" ist eine "Berg- und Talbahn" geworden. Wir haben die Wachen so eingeteilt: 0.00 bis 4.00 Uhr (sogenannte Hundewache) - Ingo; 4.00 bis 8.00 Uhr - Antje; 8.00 bis 12.00 Uhr - Ingo; 12.00 bis 16.00 Uhr - Antje; 16.00 bis 20.00 Uhr Ingo; 20.00 bis 24.00 Uhr Antje

Gerade kommt die Sonne zwischen den Wolken hervor, die Windfahnensteuerung hält die Amazone souverän auf Kurs, aus den Lautsprechern im Cockpit kommt schöne Musik, gleich gibt es selbstgemachten Nudelsalat - an Bord ist alles okay!

Montag, 24.11.2014

Gerade eben haben wir noch einmal das Wetter gecheckt und für optimal befunden. Zum Ende der Woche wird wohl schon das nächste Schietwetter über die Kanaren ziehen. Wir brechen jetzt  zu unserem 800 Seemeilen-Törn zu den Kapverden nach Mindelo auf Sao Vicente auf und werden etwa sieben Tage unterwegs sein.  Die nächste Herausforderung auf dieser Reise steht unmittelbar bevor. Wir freuen uns darauf und hoffen auf einen sicheren und schönen Törn.

Für die vielen guten Wünsche, die uns erreicht haben, bedanken wir uns hier noch einmal ganz herzlich! Sie geben uns ordentlich Rückenwind. Wenn das Wetter es zulässt, werden wir kurze Berichte von hoher See schreiben. Henning wird diese dann wieder für uns ins (B)logbuch stellen.

Auf geht's - nur kein Moos ansetzen!

 

Sonntag, 23.11.2014

Die Teilnehmer der Atlantikregatta von Las Palmas/Gran Canaria in die Karibik nach St. Lucia (Atlanticrally for Cruisers - ARC) sind heute doch nicht gestartet. Das dritte Mal in der 29-jährigen Geschichte dieser Regatta gab es wetterbedingt eine Startverschiebung. Die mehr als 200 Boote werden demnach morgen früh starten. Das bedeutet für uns, dass sich unsere Kurse in den nächsten Tagen wahrscheinlich kreuzen werden, was wir gerne vermieden hätten. Ein Teil, die ARC+, ist schon vor zwei Wochen mit ungefähr 50 Booten gestartet, um nach einem kurzem Zwischenstopp auf den Kap Verden von dort aus in die Karibik zu segeln.

Eine weitere Atlantikregatta ist die Atlantic Odyssey. Die Teilnehmer segeln von Arrecife/Lanzarote in die Karibik nach Martinique. Sie sind am 16.11.2014 gestartet. In verschiedenen Blogs haben wir gelesen, dass sie schon schlechtes Wetter mit sehr viel Wind erwischt haben. Na, das kann dann wohl hoffentlich nur noch besser werden, und wir wünschen allen Yachten und ihren Crews eine sichere und schöne Überfahrt.

Morgen soll für uns der Tag der Abreise sein. Das schlechte Wetter ist soweit durchgezogen, und wir freuen uns, wenn es endlich weitergeht. Den heutigen Tag verdaddeln wir ein bisschen. Jeder hat so seine kleinen Baustellen. Ingo hat mir noch ein paar digitale Bücher auf meinen Kindle geladen - zum Tauschen kommt in den nächsten Tagen niemand mehr vorbei. Für einen Spaziergang hatten wir dann auch noch Zeit - noch einmal die Beine vertreten, kann ja auch nicht schaden.

Während der Skipper in sich ruht, bin ich sehr aufgeregt. Fast so, wie im Eheschließungs-Warteraum damals beim Standesamt oder bei der Einschulung der Kinder.

 

Fischerboote im Hafen von Las Galletas:

 

 

Blick auf Las Galletas und die Marina:

Sonnabend, 22.11.2014

Ingo hat heute die Windsteueranlage gewartet, und wir haben in unserer Lieblings-Fruteria frisches Obst und Gemüse eingekauft (einen Wochenmarkt gibt es in Las Galletas leider nicht). Damit sind unsere Vorbereitungen abgeschlossen. Kurz vor dem Ablegen müssen wir dann noch den Frischwassertank auffüllen. Unser Ziel sind zwar die Kapverdischen Inseln, wir haben uns aber mit allem so proviantiert, dass wir gegebenenfalls auch direkt in die Karibik nach Tobago segeln könnten. Dieser direkte Törn ist ca. 3.000 Seemeilen lang, wir wären dann ungefähr drei bis vier Wochen unterwegs. Das ist unser Plan B.

Wir beobachten weiter die Wetterentwicklung und hoffen, dass wir am Montag lossegeln können.

 

Heute Morgen vom Cockpit aus aufgenommen- ein schöner Regenbogen:

 

Es weihnachtet sehr. In diesem Laden könnten wir uns mit Weihnachtsdekoration eindecken:

 

Ingo beschäftigt sich mit der Wettervorhersage und der Navigation - im Hintergrund die Seekarte mit dem ganz großen Wasser darauf: 

Freitag, 21.11.2014

Von einem 8-Stunden-Tag und einer 5-Tage-Woche sind wir weit entfernt. Immerhin ist der "Stress" selbstgemacht, und wir können auch selbst entscheiden, was wann und wie erledigt werden muss. Heute geht es weiter mit den Vorbereitungen. Als erstes baut Ingo eine zweite elektrische Bilgepumpe mit separater Stromversorgung und Extraschlauch ein. Danach war mal wieder eine Motorwartung fällig. Zum Schluss haben wir dann die vielen Getränke- und Mineralwasserflaschen seefest verstaut.

Ich musste mich meinem Lieblingsthema - der Wäsche - widmen. Als ich im Laufe des Tages sogar die Tischdecke und Kissenhüllen in dem schönen Langenbacher-Bottich gewaschen habe, hatte Ingo die Vermutung, ich sei in einen "Waschrausch" verfallen.

Als ich die viele Wäsche gerade von der Leine genommen und Ingo die Hundekoje ausgeräumt hatte, um die Getränke zu verstauen, klopft es am Boot. Zwei nette Herren stehen auf dem Steg und stellen sich als Gerhard und Alfons vor. Alfons ist mit seiner Yacht "Murada" in diesem Jahr von der Rhonemündung zu den Kanaren gesegelt und liegt jetzt "gleich um die Ecke", in der Marina San Miguel.  Anfang diesen Jahres war er auf unseren Reise-Planungsblog im Internet aufmerksam geworden, und er verfolgt unsere Reise im (B)logbuch. Im Januar d. J. hatte er uns eine Mail geschrieben: ..."vielleicht sehen wir uns im Herbst auf den Kanaren"... Das kam mir damals so unendlich weit entfernt und abstrakt vor, und jetzt treffen wir uns tatsächlich auf den Kanaren, und er sitzt bei uns an Bord! Was für eine schöne Unterbrechung unserer Werkelei!

Wir haben hier in der Marina schon mal das Liegegeld bis Montag bezahlt - am Sonntag soll es Schietwetter geben. Vor Montag wird es also nichts mit dem Weitersegeln.

Schon wieder Chaos in der Kajüte - Ingo baut die zweite elektrische Lenzpumpe ein:

 

Liebe Amazone! Langfahrt bedeutet nicht nur kristallklares Wasser, einen warmen Kiel und magische Nächte unter dem Sternenhimmel. Es bedeutet auch ganz viel Alltägliches, Unspektakuläres. So musst du leider manches Mal als Wäscheständer herhalten: 

Donnerstag, 20.11.2014

Es ist wie bei Radio Eriwan: Im Prinzip sind wir reisefertig, aber - es gibt doch noch einiges zu tun. Und so werkelt jeder an seiner Baustelle vor sich hin: Ingo beschäftigt sich mit dem Dieselvorrat. Der eingebaute Tank ist randvoll mit 150 Liter Diesel, 140 Liter haben wir jetzt zusätzlich in Kanistern dabei. Erstaunlich ist, dass wir keine Decksladung haben, sondern alle Kanister in den Backkisten unterbringen konnten. Da hat der Skipper aber sehr ordentlich gestaut.

Ich checke derweil unsere anderen Vorräte, wie Lebensmittel, Trinkwasser und Hygieneartikel. Unsere Listen geben Auskunft darüber, was in welcher Menge an Bord ist. Hier kann nachgelesen werden, dass wir beispielsweise zehn Zahnbürsten, 240 Müllbeutel und zehn Flaschen Mehl an Bord haben. Wie jetzt, Mehl in Flaschen? Das kennt man doch nur von Didi Hallervorden - in seinem Sketch ging es allerdings um Pommes in Flaschen. Nun, wegen der leider zu erwartenden Schädlingsinvasion bewahren wir u. a. das Mehl in großen PET-Flaschen auf. Da soll der Rüsselkäfer nur kommen, wir sind gewappnet.

Der wichtigste Proviant ist aber das Wasser. Wir befüllen den eingebauten Tank (250 Liter) und haben zusätzlich 100 Liter Süßwasser in Kanistern, 130 Liter Mineralwasser ohne Kohlensäure und 80 Liter Mineralwasser mit Kohlensäure und Softdrinks an Bord.

Allmählich wird es dann auch Zeit für ein leckeres Mittagessen. Ich wage mich heute an die Zubereitung eines Risottos, und zwar "Risotto al Tartufo" - Risotto mit Trüffeln. Hat sehr gut geschmeckt, war aber eine Luxus-Fertigmischung mit genauer Anleitung. Da konnte nicht viel schief gehen.

Ein paar Tage werden wir hier noch auf ein gutes Wetterfenster warten müssen und unsere Liste der zu erledigenden Dinge weiter abarbeiten. Ins Schwitzen kommen wir dabei eher nicht, da sich die Temperaturen zurzeit nur um die 18 Grad herum bewegen. Sogar einen Regenschauer gab es hin und wieder, aber auch den einen oder anderen wunderschönen Regenbogen.

 

 Kanister, Kanister, Kanister:

    

Auch ein Friseurbesuch stand auf der Liste. Jedenfalls für Ingo - ich sehe inzwischen ein bisschen aus wie Oberförster Pudlich.

 

Ein weiteres Obst- und Gemüsenetz ist fertig montiert:

Mittwoch, 19.11.2014

Teneriffa ist für uns die "Besuch-aus-Deutschland-bekommen-Insel"! Nachdem Ingos alter Kollege Reinhard den Anfang gemacht hat, kamen Kirsten und Burkhard, dann Rachael und Henning und jetzt sind es Inge und Bernd, die uns an Bord der Amazone besuchen. Sie sind heute mit dem Bus aus Los Cristianos herübergekommen. Wir bummeln zusammen kurz durch Las Galletas, dann wollen sie gerne mit uns an Bord eine Runde schnacken. Mal wieder ist die Zeit viel zu schnell vergangen, und wir bringen die beiden zurück zur Bushaltestelle. Zum Abschied nehmen wir uns in die Arme und winken ihnen im Bus hinterher. Wieder ein Abschied, der uns etwas traurig zurücklässt. Ein kleiner Trost ist ein hübsch verpacktes Geschenk, das sie uns überreicht haben und wir Weihnachten öffnen dürfen.

Später kommt dann Ursula bei der Amazone vorbei. Sie und ihr Freund Matthias sind Schweizer und liegen mit ihrer Yacht "Joy" auch hier am Steg. Sie segeln die gleiche Route wie wir und sind in Holland gestartet. Ursula hat zwei Bücher dabei und möchte gerne mit uns welche tauschen. Das ist eine prima Idee, mein Lesestoff-Vorrat schrumpft allmählich. Und so tauschen wir Mankell & Co.

Vertraute Gesichter an Bord:

 

 

Dienstag, 18.11.2014

Bevor wir zu dem Törn zu den Kapverden aufbrechen, wollen wir noch unsere Gasflasche befüllen lassen. Dies geht hier auf Teneriffa bei der Firma DISA im Industriegebiet Granadilla. Das ist etwa eine halbe Autostunde von Las Galletas entfernt. Wir müssen diesen Punkt also noch erledigen, bevor wir heute Nachmittag den Mietwagen zurückbringen. Wir haben gestern eine schöne gezeichnete Anfahrtskizze von Jonathan bekommen. Er hat fein säuberlich die Autobahn mit den Abfahrten und Kreisverkehren aufgemalt und eine kurze Routenbeschreibung geschrieben. Am schönsten fand ich den letzten Satz: "Bei DISA am Tor klingeln und um Gas bitten." Jonathan lag mit seiner Segelyacht "Takamaka", Heimathafen Kappeln, hier am Steg. Mit seiner Crew ist er jetzt auf dem Weg zu den Kapverden. Bevor sie gestern Abend abgelegt haben, waren die drei noch kurz bei uns an Bord. Drei sympathische junge Leute. Wir lesen schon eine ganze Weile Jonathans Blog und haben uns gefreut, ihn hier endlich einmal zu treffen.

Wir haben dann bei DISA am Tor geklingelt und um Gas gebeten. Unsere Gasflasche wird in eine Gitterbox verfrachtet und mit einem Gabelstapler abtransportiert, genau wie auf Lanzarote. Kurze Zeit später kommt sie aufgefüllt wieder zurück. Das hat prima geklappt. Wir unternehmen noch einen kurzen Abstecher nach Las Americas, einem Touristenort im Süden. Dort heißen die Hotels zum Beispiel "Hotel Bonanza" und "Hotel Ponderosa". Anschließend fahren wir zurück zur Amazone. Nachdem die Gasflasche wieder an ihrem angestammten Platz und angeschlossen ist, wird es auch Zeit, zum Flughafen zu fahren, um das Auto abzugeben. Ab jetzt geht es mit dem Bus weiter.

Wir fahren aber nicht direkt zur Amazone zurück, sondern haben eine Verabredung in Los Cristianos. Dort waren wir ja schon in der letzten Woche, aber heute werden wir dort bereits erwartet. Wir sind mit Inge und Bernd, zwei Segelfreunden aus Deutschland, verabredet. Sie sind hier im Urlaub, und wir freuen uns, dass wir uns hier auf Teneriffa wiedersehen. Es gibt viel zu erzählen, und der Nachmittag vergeht wie im Fluge.

Kleine Flasche in großer Gitterbox - bei DISA wird die Gasflasche aufgefüllt:   

 

Blick auf eine Hotelanlage in Las Americas:

 

Und wieder eine Verabredung mit Freunden auf Teneriffa:

Montag, 17.11.2014

Es heißt schon wieder Abschied nehmen. Heute fliegen Rachael und Henning zurück nach Deutschland. Der Flug geht am Nachmittag, so dass am Vormittag noch genug Zeit für einen Strandbesuch und ein Bad im Atlantik bleibt. Wir holen die beiden in ihrer Apartmentanlage ab und fahren ins nahegelegene El Médano. Am schwarzen Lavasandstrand breiten wir unsere Handtücher aus und erfrischen uns dann im Atlantik. Allzu bald wird es schon wieder Zeit zum Aufbruch. Nach einer Stärkung in einem Restaurant an der Strandpromenade fahren wir zum Flughafen. Wir nehmen sie noch einmal in den Arm, und ich muss mir Mühe geben, nicht zu heulen. Diese schöne Zeit mit den beiden ist viel zu schnell herumgegangen. Bis zum nächsten Wiedersehen werden viele Monate vergehen.

Zum Trübsal blasen bleibt aber nicht viel Zeit. Morgen müssen wir den Mietwagen zurückgeben und wollen deshalb heute den letzten Großeinkauf vor unserer Abreise zu den Kap Verden erledigen. Diesmal wird es ein Großeinkauf, der seinen Namen auch verdient! Drei volle Einkaufswagen mit Getränken und Lebensmitteln sind es am Ende. Gegen 14 Uhr waren wir zum Einkaufen losgefahren, und jetzt kurz nach 22 Uhr ist alles an Bord geschleppt und verstaut. Es erstaunt uns immer wieder, dass sich immer noch Platz für die vielen Sachen findet.

Es sind nur noch wenige Kleinigkeiten zu erledigen, bis wir zu unserem 800 Seemeilen-Törn zu den Kap Verden ablegen können. Sobald sich ein gutes Wetterfenster für uns öffnet, soll es losgehen.

 

Rachael und Henning warten vor ihrer Apartmentanlage auf das Mama-und-Papa-Taxi:

 

 

In El Médano, dem El Dorado der Wind- und Kitesurfer:

Sonntag, 16.11.2014

Dürfen wir den Loro Parque besuchen? Diesen Park mit seinem Delfinarium, der Orca-, Seelöwen- und Loro-Show? Solche Parks sind umstritten - wir wollen uns mit Rachael und Henning heute selbst ein Bild machen. Alles in allem sind es 34 Shows und Bereiche, die man besichtigen kann. Ein Terrarium gehört ebenso dazu wie zum Beispiel eine Orchideensammlung und das Aquarium. Die Anlagen sind topgepflegt, es gibt eine Vogel-Freiflughalle und einige Tiershows. Der Park besitzt sechs Orcas. Vier stammen aus den SeaWorld Parks in den USA, einer ist im Park geboren und ein Tier "wurde in der Nordsee vor Holland gerettet und fand im Loro Parque ein neues Zuhause" - so steht es im Begleitheft. Die Besucher bekommen Informationen über die Betreuung der Orcas und über Forschungsergebnisse. Es wird außerdem über die Loro Parque Fundacion, eine dem Park angeschlossene internationale Stiftung, informiert und um Spenden gebeten. Seit ihrer Gründung 1994 hat die Stiftung 15 Millionen US-Dollar eingenommen und damit weltweit Tierschutzprojekte unterstützt.

Wie dem auch sei - uns hat es gefallen. Es war ein interessanter Tag, der auch zum Nachdenken angeregt hat.

 

Ein hübscher Papagei:

 

Diese beiden verstehen sich offensichtlich sehr gut:

 

Auch ein großes Aquarium kann besichtigt werden:

Sonnabend, 15.11.2014

Unsere Gäste sind wie geplant in ihr Apartment in San Miguel ganz in der Nähe der Marina gezogen und wir sind wieder allein an Bord. Nach vier gemeinsam verbrachten Tagen gehen wir heute mal getrennte Wege. Ingo fährt mit dem Mietwagen nach Santa Cruz und macht Besorgungen bei verschiedenen Yachtausrüstern - die Amazone wird weiter ausgerüstet. Auch bei TV Nalber schaut er mal wieder herein. Währenddessen kümmere ich mich unter anderem um die Wäsche. Der Raum, in dem hier in der Marina die Waschmaschine und der Trockner stehen, ist sehr klein. Ingo vermutet, dass es früher mal eine Telefonzelle war. Was soll ich sagen - mal eben die Maschine anwerfen und ruck-zuck ist alles fertig? Nein, so einfach ist das heute wieder nicht. Zweimal ist der Strom weg und ein Marina-Mitarbeiter nimmt sich der Sache an. Irgendwann - viel später, als geplant - ist dann doch noch alles fertig geworden. Kurz noch zum Supermercado laufen und frisches Obst besorgen, noch ein wenig hin- und herräumen, dann ist Ingo auch schon von seinem Ausflug zurück.

So ist dieser arbeitsreiche Tag schnell herumgegangen, und morgen sind wir dann wieder zu viert unterwegs.

 

Blick aus dem Cockpit (Steuerbord) auf das Marina-Gebäude:

 

Blick aus dem Cockpit (Backbord) - hier wird geschweißt:

 

Freitag, 14.11.2014

Wir betätigen uns weiter als Reiseleiter und fahren mit Henning und Rachael munter durch die Gegend. Der Himmel ist am Morgen fast wolkenlos, also ein guter Tag, um zum Teide in den Nationalpark und über die Pass-Straße zu fahren. Für Ingo und mich sind die grandiosen Ausblicke nicht mehr ganz neu, aber wir genießen die Tour bei herrlichem Sonnenschein trotzdem. Wir sind von Teneriffas Landschaft ganz begeistert und zeigen den beiden gerne die Schönheit dieser tollen Insel. So fahren wir auch nach La Orotava mit seinen wunderschönen historischen Gebäuden. Weiter geht die Fahrt in den Norden und dann die Ostküste herunter in den Süden zurück zur Marina nach Las Galletas. Es war ein schöner Tag, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

 

Blick auf den friedlichen Atlantik und im Hintergrund die Nachbarinsel La Gomera: 

 

 Über den Wolken:

 

 

Imposantes Farbenspiel im Gestein:

 

Vater und Sohn:

 

Nach diesem schönen, aber auch anstrengenden Tag schmeckt das Abendessen:

Donnerstag, 13.11.2014

"Erst die Arbeit, dann das Vergnügen." Das bedeutet heute für mich, dass ich erst eine wichtige Aufgabe erledigen muss, die mir auch ein bisschen bevorsteht. Wir wollen vor der Atlantiküberquerung das Rigg checken, aber nicht den Mast legen. Das wiederum bedeutet, dass der oder die Leichteste - also ich - in den Mast hochgezogen werden muss, um alles zu kontrollieren. Es ist für mich ein riesiger Vorteil, dass ich schon im letzten Jahr in Bremerhaven in den Mast musste, um einen Block auszuwechseln. So ist mir die Situation, in schwankender Höhe von ungefähr 14 Metern einen vernünftigen Gedanken zu fassen und nicht ans Abstürzen zu denken, nicht gänzlich unbekannt. Bevor wir im Frühjahr den Mast gestellt haben, hat Ingo mir noch einmal genau gezeigt, worauf ich beim Rigg-Check zu achten haben würde.

Also den Bootsmannstuhl festgurten, Werkzeug und Kamera festbinden und hoch geht es. Henning und Ingo ziehen mich mit dem Genuafall und dem Fockfall mit der Winsch bis in die Mastspitze. Ich bin also doppelt gesichert. Meine Aufgabe ist es, sämtliche Splinte und Wanten zu prüfen. Ist irgendetwas lose, fehlt eine Mutter? Ich sehe mir alles genau an und mache Fotos. Etwas Verdächtiges habe ich nicht entdeckt. Ich bin natürlich kein Profi, aber soweit ich es beurteilen kann, ist alles in Ordnung. Als ich wieder festen Boden, bzw. das Deck unter den Füßen habe, bin ich sehr erleichtert!

Die Arbeit ist erledigt, das Vergnügen kann kommen. Wir wollen Rachael und Henning heute mit dem Auto die Insel zeigen. Es geht in den Westen Teneriffas, nach Los Gigantes, wo wir die wahrhaft gigantische Steilküste bewundern. Über steile und enge Serpentinen geht es weiter nach Garachico. Einst die bedeutendste Hafen- und Handelsstadt Teneriffas ist sie heute eine verschlafene kleine Stadt mit historischen Gassen und Plätzen. Außerdem gibt es bei Garachico ein Natur-Schwimmbad. Heute weht allerdings die rote Fahne - Baden verboten! In die Lavabecken steht eine gewaltige Brandung und darin zu baden, wäre äußerst ungesund.

 

Alles checken und fotografieren in schwindelnder Höhe:

 

Und so sah das dann aus meiner Vogelperspektive aus:

 

 Krabben im Naturschwimmbecken von Garachico:

 

 

In Garachico - im Hintergrund ein Becken des Naturschwimmbades:

 

Hübsches Restaurant in Garachico:

Mittwoch, 12.11.2014

Weil es gestern so schön war, wollen wir auch heute mit Henning und Rachael mit der Amazone eine kleine Ausfahrt unternehmen. Gestern ging es Richtung Süd-West, heute geht es Richtung Norden. Unser Ziel ist die etwa sechs Seemeilen entfernt liegende Bucht bei El Medano gleich beim Montana Roja. Sogar Magellan soll hier schon geankert haben, bevor er zu seiner Weltreise aufgebrochen ist. Na dann. Bei herrlichem Sonnenschein und schwachem achterlichen Wind rollen wir die Genua aus und ziehen gemächlich an der Küste Teneriffas entlang. Nach einiger Zeit entdecken wir ein paar Delfine, die uns aber nur kurz folgen und dann wieder abtauchen.

In der Bucht finden wir ein schönes Plätzchen zum Ankern für die Amazone. Und wie gestern schon, schwimmen Henning, Rachael und ich zum Strand und Ingo putzt das Unterwasserschiff. Eine gute Einteilung wie wir (fast) alle finden! El Medano ist viel kleiner und nicht so touristisch erschlossen wie Los Cristianos. Es ist ein Hotspot für Wind- und Kitesurfer. Es gibt einige Läden, Bars und Restaurants.

Zurück an Bord haben wir es uns alle im Cockpit gemütlich gemacht, als sich ein Schwimmer nähert. Er ruft uns einen freundlichen Gruß zu und meint, er sei vom Strand herübergeschwommen, weil ihm das Boot so gut gefalle und er es sich aus der Nähe ansehen wolle. "Schönes Boot und so gut in Schuss!" Er erzählt uns noch, dass er seit mehr als zwanzig Jahren auf Teneriffa lebt und früher selber ein Boot hatte. Er wünscht uns noch eine gute Reise, dreht eine Runde um die Amazone und schwimmt wieder zurück zum Strand. Die Amazone heimst immer wieder Komplimente ein, was uns natürlich freut. Aber von einem Schwimmer hatte sie bisher noch keins bekommen!

Am späten Nachmittag fahren wir zurück zur Marina und machen gegen 18.00 Uhr kurz vor Sonnenuntergang in unserer Box fest.

 

Henning genießt die Zeit an Bord: 

 

Die Bucht von El Medano:

 

Rachel und Henning - im Hintergrund der Montana Roja:

Dienstag, 11. November 2014

Heute legen wir mal einfach so zum Spaß ab. Das ist auf dieser Reise etwas ganz Neues. Unter "normalen Umständen" legen wir immer einfach so zum Spaß ab. Aber auf Langfahrt ist das tatsächlich etwas anders. Immer gibt es ein Ziel oder eine Etappe, manchmal eine Herausforderung. Es kommt niemand auf die Idee, einfach mal so zum Spaß abzulegen, einen Tag auf dem Wasser zu verbringen und abends in den Hafen zurückzukommen.

Wir legen also ab, um Wale zu beobachten, zu angeln und vor dem Strand von Los Cristianos zu ankern. Zum Segeln ist zu wenig Wind, an die Angel geht kein Fisch, aber mit dem Wale beobachten klappt es! Ganz in der Nähe der verschiedenen professionellen Walbeobachtungs-Schiffe tauchen mehrere Grindwale vor unserem Bug auf. Wir fahren dann weiter zum Strand von Los Cristianos und werfen neben einem Katamaran aus Frankreich den Anker. Der Franzose winkt uns freundlich zu. Unsere Gäste sind ganz begeistert vom Panorama, dem Sonnenschein und dem kristallklaren, warmen Wasser. Wir ankern in ca. elf Meter tiefem Wasser und können bis auf den Meeresgrund sehen.

Während sich Ingo der Reinigung des Propellers und des Unterwasserschiffs widmet, schwimmen Rachael, Henning und ich an den Strand. Wir bummeln in Bikinis und Badehose die Promenade entlang, können uns aber kein Eis kaufen, weil wir natürlich kein Geld dabei haben. Dann wird es Zeit, zurück zur Amazone zu schwimmen und eine Stärkung zu uns zu nehmen. Der Skipper ist inzwischen auch schon mit seiner Arbeit fertig. Der Propeller ist von den Seepocken befreit. Am späten Nachmittag gehen wir Anker auf und erreichen vor Sonnenuntergang die Marina.

 

Rachael und Henning in Urlaubslaune an Bord der Amazone:

 

Henning drückt im richtigen Moment auf den Auslöser:

 

Der Strand von Los Cristianos mit den Hotel- und Apartmentanlagen: 

Montag, 10.11.2014

Wir wollen mit dem Bus zum Flughafen fahren, um Henning und Rachael abzuholen. Die freundliche Dame aus dem Marinabüro hat uns die Auskunft gegeben, dass wir in den Nachbarort Los Cristianos fahren und dort umsteigen müssen. Los Cristianos kennen wir noch nicht, und so fahren wir früh los, um dort nicht nur umzusteigen, sondern um uns auch den Ort anzugucken.

Es ist ein sehr lebendiger Touristenort, mit kompletter Urlauberinfrastruktur - wie es im Reiseführer heißt. Durch den Hafen bietet sich ein maritimes Flair. Von hier aus starten mehrmals täglich die großen Fähren nach La Gomera und La Palma. Für Sportboote ist allerdings nur ganz begrenzt Platz.

Allmählich wird es Zeit, zum Flughafen weiterzufahren. Die Maschine aus Bremen landet pünktlich, und wir können die beiden auf Teneriffa willkommen heißen. Sie sind in fünf Stunden von Bremen hierher "gerast" - wir haben dafür ungefähr drei Monate gebraucht.

Der Mietwagen (diesmal ist es ein VW Caddy) steht bereit, und wir fahren zur Amazone nach Las Galletas. Es gibt viel zu erzählen, wir planen die nächsten Tage und freuen uns, zusammen zu sein.

 

Warmer Atlantik im November:

 

Blick über Los Cristianos und den Hafen:

 

Die beiden blassen Menschen sind zu Besuch:

Sonntag, 09.11.2014

Die Amazone hat ein Cockpit, eine Hundekoje, einen Salon mit Kochecke (Pantry genannt), ein winziges Bad  und einen Vorschiffsbereich. Der Begriff "Abstellraum" kommt nicht vor und doch hatten wir bis heute einen: der Vorschiffsbereich hatte sich in den letzten Wochen zu einem Abstellraum entwickelt. Ab morgen wird das Vorschiff aber benötigt, weil unser ältester Sohn Henning und seine Freundin Rachael uns besuchen und einige Tage mit uns an Bord leben. Es musste also etwas geschehen, um Platz für die Gäste zu schaffen. So haben wir diesen Sonntag dazu genutzt, auf- bzw. umzuräumen. Jetzt ist das Vorschiff bezugsfertig, und wir freuen uns schon, die beiden morgen in die Arme zu schließen!

 

Am Nachmittag machen wir einen Spaziergang und kommen auch zum Ferienpark Ten-Bel, etwas außerhalb von Las Galletas gelegen. Im Reiseführer beschrieben als "...breitet sich ein Park mit weitläufigen Rasenflächen, hohen ausladenden Bäumen... aus". Davon ist leider nichts mehr vorhanden, alles wirkt heruntergekommen - so wie diese Palmen. Ohne künstliche Bewässerung können sie im heißen Süden nicht überleben:

 

Auch in Ten-Bel: Direkt in die Felsen ans Meer gebaute Apartmentanlage, aber auch in die Jahre gekommen:

Sonnabend, 08.11.2014

Heute geht es zurück nach Teneriffa, in die Marina del Sur in Las Galletas. Es ist das erste Mal auf dieser Reise, dass wir einen Hafen zweimal anlaufen. Von hier aus waren wir ja nach La Gomera gesegelt. Wir erwarten wieder Besuch aus Deutschland und wollen auf Teneriffa am Montag am Flughafen sein. Kurz vor 11 Uhr legen wir in San Sebastian auf La Gomera ab. Regina und Matthias winken uns zum Abschied hinterher. Mal sehen, wo wir uns wiedersehen. Vielleicht auf den Kap Verden, vielleicht auch erst in der Karibik. Es weht mit 6 Beaufort aus Nord, das Großsegel haben wir einmal gerefft, die Genua nur zum Teil ausgerollt. Los geht die wilde Fahrt. Bei herrlichem Sonnenschein kommen wir gut voran. Nach etwa einer Stunde sind wir in der Landabdeckung von Teneriffa. Wie schon auf der Hinfahrt ändert sich die Windstärke von einem Moment zum nächsten - so als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Von jetzt auf gleich hat der Wind auf schlappe 2 bis 3 Beaufort abgenommen. Wir kommen kaum noch voran, und bald starten wir die Maschine und rollen das Vorsegel ein.

Unser heutiges Ziel sollte eigentlich die Marina San Miguel, etwas nördlich von Las Galletas sein. Aber wie vorhergesagt, frischte der Wind vor Teneriffas Küste auf 7 Beaufort auf, und zwar genau von vorne. Wir waren an Las Galletas schon vorbei und San Miguel war schon in Sicht. Der Seegang war ziemlich übel, und plötzlich ereigneten sich in wenigen Augenblicken zwei Missgeschicke: Als erstes löste sich die Bremse an der Großfallwinsch und das Großsegel sackte am Mast herunter. Ingo war gerade dabei, das Segel wieder durchzusetzen, als ich Missgeschick Nummer zwei entdecke: Der Schäkel, der den Großschotblock mit dem Schlitten auf dem Reitbalken verbindet, hat sich geöffnet. Zum Glück habe ich mitbekommen, wie sich die Großschot mit dem Block auf den Weg nach Lee macht. Durch beherztes Zugreifen, fange ich die beiden ein. Inzwischen hat Ingo das Großsegel geborgen und den Block mit einem neuen Schäkel befestigt. Wir überlegen, dass es bei diesem Wind und Seegang die bessere Idee ist, doch nach Las Galletas zu fahren. So drehen wir  kurzentschlossen um und sind gegen 16.30 Uhr im Hafen.

Auf der Mole entdecken wir zwei bekannte Gesichter: Isabella und Adolf sind mit der "Amarillo" hier im Hafen und nehmen unsere Leinen an. Erste Neuigkeiten werden ausgetauscht. Wie schön, so nett empfangen zu werden!

 

Der Teide auf Teneriffa:

 

Leuchtturm an Teneriffas Südspitze:

Freitag, 07.11.2014

Der erste Punkt auf der ewigen Liste der zu erledigenden Dinge ist die Rückgabe des Mietwagens. Zweiter Punkt ist das Einziehen des Großsegels, das ja beim Segelmacher war.  Dabei haben wir auch gleich die dritte Reffleine mit angeschlagen - man weiß ja nie, was noch kommt. Die Amazone ist jetzt wieder segelklar. Nächster Punkt ist die Reinigung des eingebauten Wassertanks. Diese Arbeit steht jedes Jahr im Herbst kurz vor dem Winterlager an. Winterlager fällt aus, die Reinigung muss aber sein. Jetzt ist der Tank gereinigt und gefüllt, Punkt abgehakt.

Nach dem Abendessen kommen Regina und Matthias von der "Jasina" zu Besuch. So klingt dieser arbeitsreiche Tag sehr schön aus.

PS: Es gibt ein kurzes Video von dem havarierten Hanseat 40 unter folgendem Link:

 http://www.gomeratoday.com/2014/10/21/encalla-un-velero-frente-al-puerto-de-vueltas-en-valle-gran-rey/

 

Der Wassertank wird gereinigt und inspiziert: 

 

 

Donnerstag, 06.11.2014

Bevor wir heute zu unserem Ausflug in La Gomeras Norden und Mitte starten, holt Ingo unser Großsegel beim Segelmacher ab. Es ist gestern wie verabredet fertig geworden. Prima Arbeit zu einem vernünftigen Preis und pünktlich fertig - das hat doch super geklappt. Nun aber los auf die Piste bzw. die Serpentinen! Wir besuchen die Orte Hermigua und Agulo, fahren an die Küste, durchqueren den Nationalpark Garajonay, kommen durch Vallehermoso, gehen spazieren, und abends sind wir wieder zurück in San Sebastian. Auch wenn ich mich wiederhole - die Ausblicke sind sensationell! Allein heute habe ich fast 100 Fotos gemacht. Wir können uns nur schwer entscheiden, welches hier in den Blog kommen soll. Aber selbst das schönste Foto kann leider nicht annähernd zeigen, wie beeindruckend diese Insel tatsächlich ist. Man muss es selbst gesehen haben.

 

Das Tal von Hermigua - im Nationalpark Garajonay. Der Nationalpark nimmt 10 % von La Gomeras Fläche ein und ist seit 1986 UNESCO Weltkulturerbe. Der größte Teil ist mit dichten, immergrünen Wäldern bedeckt:

 

Zwischendurch unternehmen wir kurze Wanderungen. Ein Tourist interessiert sich anscheinend für das Gestein:

 

Und immer wieder Strelitzien:

 

La Gomera - die Insel, auf der die Zitronen wachsen:

 

Hermigua ist das größte Bananenanbaugebiet La Gomeras:

 

Im Nordosten besuchen wir El Pescante. Die Betonpfeiler gehörten zu einer Krananlage, mit der zu Beginn des letzten Jahrhunderts bis ca. 1950 Schiffe mit Bananen beladen wurden. Obwohl der Atlantik heute relativ ruhig ist, ist die Brandung unglaublich stark:

 

 

Es erstaunt mich immer wieder, wenn ich hier in der freien Natur Blumen entdecke, die bei uns in Deutschland entweder als Topf- oder Schnittblume bekannt sind:

 

Ein Weihnachtsstern:

 

Serpentinen - Fahrspaß garantiert:

 

 

La Gomera ist die Insel der Wanderer. So sieht ein typischer Wanderweg aus:

 

Auch diese Blume kenne ich als Zimmerpflanze:

 

 

Eine Passionsblume - mit Blüten und Früchten:

Mittwoch, 05.11.2014

Pünktlich um 10 Uhr finden wir uns bei der Autovermietung hier am Hafen ein. Einen Opel Corsa hatten wir reserviert, ein Opel Meriva ist es geworden - zu dem Preis, der für den Corsa zu bezahlen gewesen wäre. Unsere Tour soll uns in den Süden nach Playa Santiago und von dort in den Westen nach Valle Gran Rey führen. Es wird, wie schon auf Gran Canaria und Teneriffa, eine atemberaubende Serpentinenfahrt mit grandiosen Ausblicken! Obwohl der Norden der grüne Teil der Insel ist, sehen wir auch auf unserer heutigen Tour in den Süden viel sattes Grün. In Valle Gran Rey bot sich uns ein sehr trauriger Anblick - doch jetzt lassen wir Bilder sprechen:

 

Am Aussichtspunkt Degollada de Peraza - Blick über die Schlucht Barranco de la Villa:

 

 

In Playa Santiago, im Süden La Gomeras, steht die "Ariane" an Land, Heimathafen Achim bei Bremen:

 

Bei Alajero machen wir einen kleinen Spaziergang und finden den ältesten Drachenbaum La Gomeras:

 

Im Restaurant am Mirador Palmarejo - gestaltet von Cesar Manrique, dem Künstler aus Lanzarote. Ein Tourist genießt den imposanten Ausblick:

 

Ausblick auf das Tal Valle Gran Rey am Mirador Palmarejo:

 

Der Hafen und die Ankerbucht von Valle Gran Rey, im Westen La Gomeras:

 

Und nun zum traurigen Abschnitt unseres heutigen Ausflugs. Bei Valle Gran Rey ist am 21.10.2014 ein Hanseat 40 verunglückt. Es gab ein Problem mit dem Ankergeschirr. Soweit wir wissen, sind Menschen nicht zu Schaden gekommen. Die Wrackteile liegen verstreut in den Felsen. Im Vordergrund der hintere Teil der ehemals stolzen Yacht:

 

Wir entdecken weitere Wrackteile. In gedrückter Stimmung verlassen wir den Ort des Geschehens:

Dienstag, 04.11.2014

Seit dem wir auf La Gomera sind, ist es windig. Wenn wir uns eine Box aussuchen können, nehmen wir nach Möglichkeit eine, in der die Amazone im Wind liegt, also der Wind von vorne kommt. Hier in der zugewiesenen Box liegen wir leider nicht im Wind, sondern der Wind weht ins Cockpit bzw. ins Boot. Und mit dem Wind kommt feiner schwarzer Lavasand an Bord, der sich überall festsetzt. Alles fühlt sich rau an, die Amazone sieht wie ein kleiner Dreckspatz aus. Gestern Abend hat der Wind allmählich nachgelassen und heute Morgen weht nur noch ein laues Lüftchen. So schließt Ingo den Wasserschlauch an und spült das Boot ordentlich ab. Unseren kombinierten Koch-Wohn-Arbeits- und Schlafraum - sprich die Kajüte - putze ich derweil.

Wenn der Wasserschlauch schon mal angeschlossen ist, kann ich auch gleich im "Langenbacher-Bottich" ein bisschen Wäsche waschen. Den Großteil der Wäsche bringt Ingo zur Wäscherei, und wir können die Sachen abends wieder abholen. Waschen, trocknen und zusammenlegen haben für 6 kg 17 Euro gekostet. Auf dem Weg zur Wäscherei guckt Ingo beim Segelmacher vorbei. Neben dem Großsegel haben wir gestern den Fockschlauch zur Reparatur zu ihm gebracht. Senor Eduardo auf Teneriffa hatte leider keine Zeit dafür. Der Schlauch ist schon fertig, und wir sind mit der Reparatur sehr zufrieden.

Nun sind wir gespannt, ob das Segel morgen fertig ist.

Am Vormittag klopft es vorsichtig am Boot. Draußen steht ein kleines blondes Mädchen von einem Boot aus Kopenhagen. Es hat eine schöne Sammlung selbstgeflochtener Armbänder dabei, Stück für 50 Cent. Gerne kaufe ich ihr eines ab. In Deutschland wird ja immer wieder vor Haustürgeschäften gewarnt, aber dieses Relingsgeschäft war ganz harmlos!

 

"Don't Panic Ocean" steht auf der Flagge - so kann man sich auch Mut machen: 

 

San Sebastian ist die Hauptstadt La Gomeras und gefällt uns gut:

Montag, 03.11.2014

Es gab mal wieder allerlei zu erledigen. Gleich nach dem Frühstück, also gegen 11 Uhr, hat Ingo das Mietauto per Internet reserviert. Mittwoch können wir losbrausen. Nächster Punkt ist ein Großeinkauf, da die Getränke zur Neige gehen. Also Hackenporsches aus der Hundekoje gezerrt und auf zum Supermercardo.

Auf dem Weg dorthin können wir gleich einen weiteren Punkt erledigen: ein Besuch beim Segelmacher. Diesmal geht es um das Großsegel. Keine Reparatur, sondern ein Scheuerschutz soll aufgenäht werden. Bei achterlichem Wind scheuert das Segel an den Unterwanten. Dies ist durch dunkle Linien, die der Schmutz in den Wanten auf dem Segel hinterlassen hat, schon zu sehen. Das Segel ist ja ganz neu, und solch ein Scheuerschutz kann erst aufgenäht werden, wenn die Wanten sich abgezeichnet haben, so dass klar ist, wo der Scheuerschutz genau aufgenäht werden muss. Der junge Mann ist im Stress, da im Moment sehr viele Segel bei ihm abgegeben werden. Nach dem er sich mit seinem Mitarbeiter besprochen und in einem dicken Buch nachgesehen hat, kann er uns zusagen, das Segel am Mittwoch fertig zu haben. Damit wir das schwere Segel nicht zu ihm schleppen müssen, leiht er uns eine Sackkarre. Wir gehen also mit den (leeren) Hackenporsches und der Sackkarre zurück zur Amazone und schlagen das Großsegel ab. Dann geht es wieder zum Segelmacher. Morgen besprechen wir im Detail, was gemacht werden soll.

Weiter geht es zum Einkaufen und schwer beladen zurück an Bord, es wird alles ordentlich verstaut. Am späten Nachmittag machen wir uns zu einem Yachtausrüster auf den Weg, den wir heute hier entdeckt haben. Wir brauchen eine neue Reffleine für das Großsegel, da die alte schon etwas angenagt ist.

Noch einen Punkt konnte ich heute erledigen. Beim zweiten Restaurantbesuch in Las Galletas hatte ich wieder eine der schönen, bunten Papier-Unterlagen mitgenommen. Hier habe ich heute einen Laden gefunden, der mir das Teil laminiert hat. Jetzt habe ich zwei schöne Souvenirs.

 

Fitness unter Palmen:

 

 

Auch der Skipper macht mit:

Sonntag, 02.11.2014

Die Anmeldung im Marinabüro haben wir heute als erstes erledigt, anschließend brechen wir zu einem kleinen Stadtrundgang auf. Touristeninformation, Supermercardo, Wäscherei und eine Bäckerei sind schnell gefunden. San Sebastian de la Gomera ist ein nettes Städtchen. Um die Insel kennenzulernen, wollen wir ein Auto mieten und fragen bei mehreren Vermietungen hier am Hafen nach. Aber wir können erst ab Mittwoch ein Auto bekommen, weil alle Mietwagen vorbestellt sind - ein Kreuzfahrtschiff wird erwartet. Im "Wochenblatt", der deutschen Zeitung der Kanarischen Inseln, lesen wir, dass die "AIDACARA" San Sebastian anlaufen wird.

Ingo hat heute das Video der gestrigen Tour fertiggestellt. Wer die kleine sportliche Einlage ansehen möchte, findet das Video unter folgendem Link:

 Link: https://www.youtube.com/watch?v=nssxgUy-4Qc

 

 "Marina am Berg" - die Amazone ist rechts unten im Bild:

 

Sonnenuntergang über San Sebastian de la Gomera:

Sonnabend, 1.11.2014

Die "Marina del Sur" in Las Galletas im Süden Teneriffas verlassen wir heute nach einer Übernachtung schon wieder. Wir haben 21,37 Euro Liegegeld bezahlt, was in Anbetracht der miserablen Sanitäranlagen und des Schwells im Hafen doch ein ziemlich stolzer Preis ist. Unser Ziel ist die Nachbarinsel La Gomera. Der Törn zur Marina in San Sebastian ist ca. 25 Seemeilen lang. Die Windvorhersage spricht von Wind aus nordöstlicher Richtung von 2, zunehmend 4 - 5, in Böen 6 - 7 Beaufort. Wir legen um 10 Uhr ab und fahren zunächst mit Motor. Nach ca. einer Stunde erblicken wir die Rückenflossen mehrerer Wale. Sie sind ziemlich träge und lassen sich einfach im Wasser treiben. Als ein Schlauchboot und mehrere Jetskis angefahren kommen, tauchen sie ab.

Als der Wind nicht mehr direkt von vorne kommt, setzen wir das Großsegel, lassen aber die Maschine mitlaufen, da der Wind immer noch ziemlich mau ist. Uns kommen zwei Segelboote entgegen, die ihre Großsegel gerefft haben. Aha, dort wo sie herkommen muss es wohl Wind geben. Wir haben etwa zwei Drittel der Strecke zurückgelegt, als wir sehen, dass auf einem Segelboot, das ca. eine Seemeile vor uns segelt, versucht wird, das Vorsegel einzurollen. Da vorne sieht der Atlantik auch nicht mehr so freundlich aus, wie auf unserer Höhe. Wellen mit Schaumkronen sind deutlich zu sehen. Im Imray Revierführer hatten wir schon gelesen, dass man bei dem Törn von Teneriffa nach La Gomera darauf vorbereitet sein sollte, dass oft im letzten Drittel der Tour starke Winde auftreten. Wir beschließen, ein Reff ins Großsegel zu binden. Kaum ist das erledigt, pustet es auch schon los! Wir haben die Landabdeckung von Teneriffa verlassen und bekommen den Wind jetzt aus erster Hand. Die Genua rollen wir ein kleines Stück aus, und ab geht die Post! Mit 6 bis 7 Knoten pflügt die Amazone hoch am Wind über die Wellen. Ab und an ziehen wir sogar die Relingstützen in Lee durchs Wasser, und wir überlegen, das zweite Reff ins Segel zu binden. Der Ruderdruck ist aber nicht besonders stark, wir können die Höhe gut halten und preschen auf La Gomera zu. Die tapfere Amazone enttäuscht uns auch heute nicht. Wunderbar, wie sie mit Wind und Wellen klarkommt! Die Wellen sind etwa zweieinhalb Meter hoch und das überkommende Spritzwasser durchnässt mich nach kurzer Zeit, da ich in T-Shirt und kurzer Hose an der Pinne sitze. In meinen Bootsschuhen steht das Wasser, und es ist kein Regenwasser - der Himmel ist nämlich wolkenlos.

Gegen 14.30 Uhr erreichen wir La Gomera und melden uns über UKW-Funk in der Marina an. Wir sollen einlaufen, uns wird dann ein Liegeplatz zugewiesen. Das Marinabüro ist heute schon geschlossen, der Papierkram muss also bis morgen warten. Die Amazone und wir bekommen eine Süßwasserdusche, an Bord wird alles aufgeklart, etwas zu essen gekocht, und anschließend unternehmen wir den ersten Erkundungsgang.

Viel mehr als seine Rückenflosse hat er uns leider nicht gezeigt:

 

Gleich hier am Hafen gibt es einen schwarzen Lavasandstrand - im Hintergrund Teneriffa und der Teide:      

Freitag, 31.10.2014

Wir wollen heute in den Süden Teneriffas nach Las Galletas segeln. Also mal wieder den Wecker stellen, denn es gibt noch einiges zu erledigen. Ingo macht sich nach dem Frühstück noch einmal auf den Weg zum Yachtausrüster Blancomar. Es fehlt noch ein Kabel für das neue Solarpaneel, zwei zusätzliche Ruckfender wären fein und Dieselkanister. Ja, wir geben es zu - auch uns hat die "rote Hysterie" erfasst. Auf den Booten, die sich demnächst auf die Reise über den Atlantik in die Karibik machen, sind sie allgegenwärtig. Kaum ein Boot, auf dem nicht eine ganze Batterie roter Dieselkanister an Deck festgezurrt ist. Wir haben schon acht 10-Liter-Kanister zusätzlich zu dem 150 Liter Einbautank dabei. Jetzt kommen noch drei 20-Liter-Kanister dazu. Man weiß ja nie.

Während Ingo auf Einkaufstour geht, melde ich uns im Marinabüro ab und bezahle das Liegegeld. Für 18 (!) Tage sind 263 Euro fällig.

Doch bevor wir ablegen, gibt es noch eine nette Begegnung: In La Coruna haben wir uns das erste Mal getroffen, und in Santa Cruz gibt es ein Wiedersehen - Dörte und Paul sind mit ihrer "Man suutje" heute Morgen hier eingelaufen. Es gibt viel zu erzählen. In den Zeiten des "Blogschreibens und -lesens" sind die Gespräche manchmal zum Piepen: Wechselseitig berichten wir von unseren Erlebnissen und immer wieder heißt es "Ja, ich weiß. Hab' ich in Eurem Blog gelesen."

Gegen 11.00 Uhr kommen wir dann los, unter Großsegel und Genua zieht die Amazone an Teneriffas Küste entlang Richtung Süden. Endlich wieder Seeluft schnuppern, das tut gut. Bei 4 Windstärken und raumem Wind kommen wir mit durchschnittlich 6 Knoten gut voran. Etwa eine Stunde vor unserem Ziel nimmt der Wind ab, und unter Maschine legen wir die letzten Meilen zurück. Gegen 18.00 Uhr machen wir nach 38,7 Seemeilen in der "Marina del Sur" in Las Galletas fest.

Wir sind heute Abend mit Kirsten und Burkhard verabredet. Es heißt schon wieder Abschied nehmen. Morgen wollen wir weiter segeln zur Nachbarinsel La Gomera. Wir verbringen noch einmal einen schönen Abend miteinander. Eine letzte Umarmung, gute Wünsche und ein "Tschüß bis August!". Das ist hart.

 

Erfolgreicher Beutezug - Ingo kommt mit den Kanistern und anderen Dingen vom Yachtausrüster zurück:

 

Das neue Solarpaneel haben wir heute gleich ausprobiert und für gut befunden:

 

Hier hat schon Magellan geankert - der Montana Roja im Südosten Teneriffas: