Dienstag, 31.03.2015

 

Das Mooringfeld bei Setting Point/Anegada wollen wir heute verlassen. Wir haben nur für eine Nacht Station gemacht, weil wir hier in einem der Restaurants Lobster essen wollten. Ansonsten hält uns hier nichts - zu viel Betrieb für unseren Geschmack. Außerdem wird für die Mooring eine tägliche Gebühr von 30 US Dollar erhoben. Abkassiert wurde gleich kurz nach unserer Ankunft von einem freundlichen Herrn, der mit einem kleinen Boot längsseits kam. Und flach ist es hier, die Amazone hat bei Niedrigwasser gerade noch ungefähr 40 Zentimeter Wasser unter dem Kiel. Die Moorings liegen hier sehr dicht bei einander und sind am späten Nachmittag alle belegt. Fast alles Charterschiffe, zumeist Katamarane, ab 42 Fuß (knapp 13 Meter) aufwärts. Hier sehen wir aber auch Motorboot-Katamarane. Sie wirken wie schwimmende Wohnwagen. Man hat den Mast gleich weggelassen und so wenigstens keine Maleschen mit dem Segeln. Auf dem Nachbar-Motor-Katamaran freut sich eine Gruppe Jugendlicher ihres Lebens und lässt uns an ihrer privaten Feier lautstark teilhaben. Nicht weit hinter unserem Heck liegt das nächste Riff, auf dem hin und wieder ein Schlauchboot strandet. Zum Glück keine ernsthaften Havarien, irgendwie kommen sie wieder frei und können ihre Fahrt fortsetzen.

Unserem "perfekten Tag" hat das alles keinen Abbruch getan. Es sind die Kontraste, die das Reisen so abwechslungsreich machen. Wir haben den "Mooring-Zirkus" heute Morgen verlassen und sind in die etwa zwei Seemeilen entfernte Bucht Pomato Point gefahren. Hier ankern wir mit nur wenigen anderen Booten auf drei Meter tiefem Wasser vor dem menschenleeren Strand. Wir gehen schwimmen, überlegen, wo wir morgen hinsegeln und unternehmen einen sehr langen Strandspaziergang.

 

Dieser außergewöhnlich schöne Sonnenuntergang hat gestern unseren "perfekten Tag" gekrönt:

 

 

Die konsequente Weiterentwicklung der Katamarane mit Mast - er hat sowieso nur gestört:

Montag, 30.03.2015

Es gibt sie, leider viel zu oft - die Tage, an denen alles schiefgeht und ich spätestens um 11 Uhr denke "Wäre ich doch bloß im Bett geblieben!" Zugegeben, ist schon lange her, dass ich so einen Tag erwischt habe. Aber heute war ein ganz und gar anderer, ja ein perfekter Tag.

Wir haben eine ruhige Nacht in der Ankerbucht verbracht und heute macht mal der Kapitän das Frühstück. Anschließend gehen wir Anker auf, um nach Anegada zu segeln. Kurz nachdem die Amazone so richtig in Fahrt gekommen ist (wir haben vier Beaufort, segeln bei wenig Welle und herrlichem Sonnenschein Vollzeug am Wind) kreuzen wir mit der "Muline" den Kurs. Ein kurzes, schönes Wiedersehen. Sie wollen nach The Baths, und wir können ihnen zurufen, dass es dort wirklich sehr spektakulär und einzigartig ist.

Nach etwa drei Stunden haben wir die 17 herrlichen Seemeilen zurückgelegt. Segeln vom Feinsten war das heute mal wieder. Der Autopilot hatte Pause, heute habe ich selbst gesegelt. Im Mooringfeld vor Anegada erwischen wir eine der letzten Moorings. Mit dem Schlauchboot fahren wir an Land und machen einen sehr langen Spaziergang an einem strahlend weißen, menschenleeren Strand.

Nach einem außergewöhnlich schönen Sonnenuntergang, den wir vom  Cockpit genießen, fahren wir noch einmal an Land. In der "Wonky Dog Bar" sitzen wir am Strand und essen köstlichen, gegrillten Lobster (Languste). Dieses Gericht wird überall in der Karibik angeboten, wir probieren es heute zum ersten Mal und fanden es richtig lecker.

Zurück an Bord bekommt Ingo sogar eine Internetverbindung und so können wir auch noch unsere Mails lesen. Viele liebe Grüße habe ich bekommen. Fürwahr ein perfekter Tag. Ist ja auch kein Wunder - es ist mein Geburtstag! Wunderschöne Geschenke gab es auch - das volle Verwöhnprogramm, einen ganzen, wunderbaren Tag lang.

 

Am feinen, weißen Strand von Anegada:

 

 

... und so herrlich leer:

 

Einen dieser Lobster haben wir uns später schmecken lassen:

Sonntag, 29.03.2015

Ja, die "Sea Cloud II", der Windjammer-Kreuzliner, dem wir seit Teneriffa immer wieder begegnet sind, kommt tatsächlich zur "Sail 2015" im August nach Bremerhaven. Es wird also spätestens in heimatlichen Gefilden ein Wiedersehen geben.

Ob wir die drei Jungs von der "Cello", Robert, Raimund und Siggi, noch einmal in der Karibik treffen, ist ungewiss. Ihre Reise ist hier zu Ende, die "Cello" steht zum Verkauf. Näheres zum Boot ist unter https://sail.robotniko.de/ bzw. unter der Anzeige zu erfahren. 

Bei uns ging es heute mit einem richtigen Highlight weiter, einem Abstecher zu "The Baths". Das sind spektakuläre, riesige Felsbrocken, eine bizarre Szenerie. Einige Felsen brechen aus dem Grün hervor, andere sind über den Strand verteilt und scheinen ins Meer zu rollen. Dazwischen öffnen sich Höhlen, Grotten und Pools - das wollen wir uns doch mal ansehen.

So verlassen wir um 8.30 Uhr unseren Ankerplatz vor Preakly Pear Island. Bei vier Windstärken geht es gemütlich nur mit ausgerollter Genua an der günen, hügeligen Küste Vigin Gordas entlang. Schon von weitem sehen wir den Strand mit den riesigen Felsklötzen. Davor schaukelt eine ansehnliche Zahl von Katamaranen an den ausgelegten Moorings. Kurz nach 10 Uhr haben wir die acht Seemeilen zurückgelegt und finden auch gleich eine freie Mooringboje.

"The Baths" gehört zu einem Naturschutzpark, ankern und fischen ist hier verboten. Es ist auch nicht erlaubt, mit dem Schlauchboot bis an den Strand zu fahren. Es gibt ein für Schwimmer abgegrenztes Areal und einige Bojen, an denen das Dinghy festgemacht werden kann. Die restliche, kurze Distanz muss schwimmend zurückgelegt werden. Die Amazone schaukelt in der ersten Reihe, direkt vor dem Schwimmer-Areal. Wir packen also unseren wasserdichten Rucksack und schwimmen und schnorcheln direkt von der Amazone an den Strand. Korallen und bunte Fische bekommen wir auf unserem Weg zum Strand zu sehen.

Am Strand angekommen sind wir auch schon mitten zwischen den gigantischen Felsbrocken. Sie liegen neben- und übereinander, wie von einem Riesen hingewürfelt. Wir klettern über die Felsen und zwischen ihnen in Spalten, sehen die Grotten und Pools. Wunderschön und außergewöhnlich. Und natürlich ganz schön etwas los hier. Fast alle Moorings sind belegt, zwischen den arg schaukelnden Booten fahren die Schlauchboote hin und her. Am Strand und zwischen den Felsblöcken tummeln sich die Menschen.

Wir beschließen, diesen einzigartigen aber sehr schaukeligen Platz zu verlassen und uns eine ruhigere Ankerbucht zum Übernachten zu suchen. Und so fahren wir in die nur knapp vier Seemeilen entfernte Pond Bay. Hier liegen wir ganz ruhig auf fünf Meter Wassertiefe mit nur zwei anderen Yachten vor Anker. Dass hier nur so wenige Boote sind, mag daran liegen, dass die Einfahrt in die Bucht wegen eines vorgelagerten Riffs nicht ganz einfach ist. Wir lesen in unserer Karibik-Bibel, dem Doyle, dass viele Vercharterer es ihren Kunden nicht erlauben, diese Bucht anzulaufen. Wie dem auch sei, wir finden es prima hier!

 

Die Schlauchboote müssen draußen bleiben:

 

Hier geht's lang:

 

Gigantische Felsblöcke, wie hingewürfelt am Strand:

 

 

An der Mooring wartet und schaukelt ungeduldig die Amazone:

 

Sonnabend, 28.03.2015

Heute unternehmen wir wieder eine kleine Ausfahrt mit unserem Schlauchboot. Auf Saba Rock, diesem schönen, kleinen Inselchen, waren wir vorgestern, gestern ging es hinüber in die Leverick Bay. Heute ist die Marina mit angeschlossenem Resort auf der Landzunge "Bitter End" unser Ziel. Aus Schaden wird man klug, heißt es. Und so fahren wir heute gleich in Badebekleidung los, denn nass werden wir heute auf unserer Ausfahrt mit Sicherheit. Der Wind weht frisch von vorne, die Wellen sind kurz, steil und hoch. Aber das kleine tapfere Schlauchboot lässt sich nicht beirren. Es zieht voll durch, wir nehmen viel Spritzwasser über. Angekommen, machen wir das Schlauchboot am Dinghy-Dock fest, trocknen uns ab und ziehen uns schnell etwas Trockenes an.

 Der Name "Bitter End" ist allerdings irreführend. Hier ist es eher honigsüß und wunderbar karibisch. Wir erkunden ein bisschen die Umgebung, und lümmeln uns dann im Schatten mit Blick auf die Bucht auf zwei herrlich gemütliche Liegen.

Schließlich kehren wir in die Bar des "Bitter End Yacht Club" ein. Hier wollen wir etwas trinken und das Internet nutzen. Aber was für eine schöne Überraschung: Viele Vereinsstander hängen hier von der Decke. Gut, dass ich auf alles gefasst bin und einen OSV-Stander und einen Stander vom WVW (Wassersportverein Wulsdorf Bremerhaven) im Rucksack dabei habe! Der freundliche Herr des Hauses hat nichts dagegen, die beiden Stander aufzuhängen. Fotografiert werden möchte er zwar nicht, aber er schießt ein Foto von Ingo und mir.

Die vorbereiteten Mails sind alsbald verschickt und die Fotos für den heutigen Beitrag hochgeladen. So sitze ich jetzt im Pub des Bitter End Yacht Clubs unter den vertrauten, heimischen Standern und schreibe diesen Text mit Blick auf die Bucht, die grünen Hügel und das türkisfarbene Wasser, auf dem die Sonne glitzert.

 

Blick über die Ankerbucht: 

 

 

Sieh an, auch die kleine Ente nimmt an der Ausfahrt teil:

 

Blick auf das Inselchen Saba Rock (die mit den drei Hängematten):

 

 

Den Beiden geht es gut:

 

OSV- und WVW-Stander im Bitter End Yacht Club auf Virgin Gorda, British Virgin Islands:

Freitag, 27.03.2015

Unsere Homepage heißt "unsereauszeit". Wir nehmen eine Auszeit vom Alltag. Wir gönnen uns den unerhörten, großen Luxus keine Zeitung zu lesen und keine Nachrichten zu hören. Eine Internetverbindung ist oft nicht vorhanden. Wenn wir in einer Bar das WiFi nutzen können, gehen wir ins Internet, um mit Freunden und Verwandten zu kommunizieren, unsere Beiträge und Fotos hochzuladen und in den Links zu schauen, wo unsere Segelfreunde sind und was sie gerade erleben. Neulich habe ich gelesen, dass in einer einzigen Sonntagszeitung so viel Informationen enthalten sind, wie die Menschen vor 200 Jahren in einem Jahr erhielten.

In unserem Mikrokosmos spielen die Wettervorhersagen, Ankerplätze, die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln, das Kennenlernen und Verabschieden netter Menschen und gute Zeitfenster für große Passagen die Hauptrollen.  Andererseits sind wir per Satellitentelefon jederzeit erreichbar für die Sorgen und Nöte, die die Daheimgebliebenen umtreiben.

Uns ist sehr wohl bewusst, dass das "normale Leben" für den Rest der Welt weitergeht. Täglich sterben überall auf der Welt Menschen, grausam und brutal durch Menschenhand. Ich bin entsetzt über eine harmlose Kakerlake, räkele mich genüsslich in einer Hängematte, während viele Menschen ganz andere, wirkliche Sorgen haben. Kein Mensch kennt seine Zukunft, niemand weiß, was das Schicksal für ihn bestimmt hat. Wir leben im Jetzt und Hier, unendlich dankbar, dass wir das hier alles erleben dürfen. Wir tanken Kraft für die Zeit nach der Auszeit, wenn wir in den Alltag zurückkehren, wieder andere Dinge in den Vordergrund rücken und wichtig werden.

 

Autokennzeichen auf Virgin Gorda:

 

Blick auf die Leverick Bay:

Donnerstag, 26.03.2015

 

Die Sonne geht unter, der Laptop geht an - ich lasse den Tag Revue passieren. Ich fange mal damit an, dass gestern Abend nach Einbruch der Dunkelheit ein blinder Passagier bei uns an Bord gesichtet, gefangen und über Bord befördert wurde. Ja, da kannten wir kein Pardon. Ich lag schon gemütlich in meiner Koje, als ich im schwachen Schein meines E-Book-Readers über mir an der Decke des Salons einen großen dunklen Punkt wahrnahm. Einen Moment überlegte ich, was es sein könnte. Kurzsichtig, wie ich bin, brauche ich zum Lesen keine Brille, konnte aber dieses Objekt nicht sofort identifizieren. Als es allerdings ganz allmählich davon krabbelte, war mir klar - eine Kakerlake bahnt sich hier ihren unerlaubten Weg! Eine ziemlich große noch dazu, etwa vier Zentimeter lang.

Mein Entsetzen war so groß, dass ich Ingo , der im Cockpit saß, nicht gleich in zusammenhängenden Sätzen informieren konnte. Es kam erst mal nur "Ah, iii, oh, nein. Oh Gott, schnell!" Ingo hat das Ding aber auch gleich gesehen und sofort Gegenmaßnahmen eingeleitet. Seit einiger Zeit haben wir eine Spraydose mit Insektenspray griffbereit. "Baygon" - so heißt es - kam erfolgreich zum Einsatz, und das große Krabbeltier ging alsbald über Bord. Einen Fototermin hat es vorher nicht mehr bekommen, wir waren froh, als es weg war. Nun hoffen wir, dass es sich um ein einsames, einzelnes Exemplar gehandelt hat. Mal sehen, was passiert, wenn ich nachher wieder lese...

Von unserem Ankerplatz aus sind wir heute mit dem Schlauchboot zur kleinen nahegelegenen Insel Saba Rock getuckert. Eine Bar, ein Restaurant, ein Hotel und ein kleiner Souvenirladen befinden sich dort. Außerdem noch drei Hängematten, die wir gleich ausprobiert haben. Herrlich, sich hängen lassen mit Blick auf die Palmen und das in vielen Schattierungen schimmernde glasklare Wasser. Eine schöne kleine Anlage - und ganz wichtig - wir können hier eine Internetverbindung bekommen. Wir holen die Wettervorhersage, lesen unsere Mails, stellen den gestrigen Beitrag online und genießen die Atmosphäre bei einem kühlen Getränk.

Am Nachmittag fahren wir an den Strand, vor dem wir ankern und freuen uns, hier zu sein. Im Laufe des Tages hat sich das Mooringfeld und der Ankerplatz gefüllt. Wir blättern in unserer "Karibikbibel", dem Doyle, und können uns nicht so recht entscheiden, ob, wann und wohin es weitergehen soll. So viele schöne geschützte Buchten warten auf uns, da haben wir die Qual der Wahl. Was für ein Luxus-Problem!

 

Saba Rock Resort:

 

Lass' Dich doch einfach mal hängen:

 

Schöner Blick von Saba Rock auf die Ankerbucht:

 

Mittwoch, 25.03.2015

 

Für die eine Übernachtung in der Marina Fort Louis haben wir einschließlich Trinkwasser und Duschmarken 48,59 Euro bezahlt.  Andreas von der "Aphrodite" war noch bei uns an Bord und hat uns einige Tipps für unseren Aufenthalt auf den BVI's gegeben. Auch mit Erik, dem Skipper vom Nachbarboot, schnacken wir noch eine Runde, und kurz vor 16 Uhr legen wir ab.

Unter ausgebaumter Genua segeln wir bei vier Beaufort raumem Wind in den Sonnenuntergang. Kurz vorm Dunkelwerden beißt sogar noch ein kleiner Thunfisch an, und alsbald liegen die Filets in unserer Kühlung. Von 20 bis 24 Uhr hat Ingo Wache, von 0 bis 4 Uhr bin ich an der Reihe, um dann wieder von Ingo abgelöst zu werden. Es ist nur wenig los, ein Segler kommt uns unter Motor entgegen, in der Ferne ziehen drei hell erleuchtete Kreuzfahrtschiffe am Horizont davon. Der Mondschein zaubert eine romantische Atmosphäre, und wieder einmal begeistert uns der phänomenale Sternenhimmel. So schaukeln und geigen wir unserem Ziel entgegen. Es fühlt sich sehr gut an, hier draußen zu sein.

Kurz vor 7 Uhr weckt Ingo mich - wir sind fast da! Die sanften grünen Hügel von Virgin Gorda heißen uns willkommen. Um 8 Uhr fällt dann unser Anker in der Bucht Gun Creek, hier wollen wir die Einklarierung erledigen. 80 Seemeilen haben wir locker flockig zurückgelegt. Wir sind auf Anhieb von dem sich uns bietenden Panorama aus Strand, Palmen, Bergen und türkisfarbenem Wasser begeistert! Nach einem gemütlichen Frühstück fährt Ingo mit unserem zuverlässigen, wunderbaren Schlauchboot zur Einklarierung an Land. Der Verwaltungsakt ist schnell erledigt, hat 39 US Dollar gekostet, einen Monat dürfen wir uns jetzt hier aufhalten.

In der Bucht bei Gun Creek herrscht reger Fährverkehr und entsprechender Schwell.  So fahren wir dann hinüber nach Prickly Pear Island. Unser Anker fällt bei fünf Meter Wassertiefe und hat sich sehr gut in den sandigen Boden eingegraben. Davon hat sich Ingo bei seiner Schnorchel-Runde überzeugt. 

Wir holen den verpassten Schlaf nach, lassen uns den Thunfisch schmecken und schmökern in den Broschüren und Informationsblättern, die Ingo bei der Einklarierung bekommen hat. Virgin Gorda bildet zusammen mit den Inseln Tortola, Jost van Dyke, Anegada und etwa 50 weiteren Inseln und Atollen die British Virgin Islands. Nördlich von Tortola liegt übrigens der tiefste Punkt des Atlantiks (8.648 Meter). Spanien, die Niederlande und Großbritannien wechselten sich einige Male als Kolonialmächte der Virgins ab. 1967 erhielten die British Virgin Islands als britisches Überseegebiet weitgehende innere Autonomie - es wird englisch gesprochen, links gefahren und mit US Dollar bezahlt.

Übrigens treffen wir hier eine alte Bekannte wieder: Kurz vor Sonnenuntergang läuft die "Sea Cloud II", der Windjammer-Kreuzliner, in die Bucht ein. Sie war im November parallel mit uns gesegelt, als wir von Teneriffa aufgebrochen waren, im Dezember war sie kurz nach unserer Ankunft auf Tobago in die Man of War Bay eingelaufen. Ob sie im August an der "Sail" in Bremerhaven teilnimmt, wissen wir nicht, aber das wäre doch der Hammer, wenn wir sie dort wiedersehen würden!

 

Kleiner Thunfisch für zwei Personen:

 

 

Mal wieder in den Sonnenuntergang segeln:

 

 

Eine neue Gastlandflagge wird gehisst:

 

Unser Ankerplatz vor Prickly Pear Island:

Dienstag, 24.03.2015

Die Wind- und Wettervorhersage ist günstig, die Trinkwasservorräte sind aufgefüllt, so dass unserem Törn zu den British Virgin Islands (BVI) nichts im Wege steht. Ca. 80 Seemeilen ist Virgin Gorda, die erste der Inseln, die wir dort anlaufen wollen, von Saint Martin/Sint Maarten entfernt. Wir wollen bei Tageslicht ankommen, deshalb starten wir am Nachmittag.

Wir verabschieden uns von Elke und Walter. Sie werden bald in den Süden segeln. Leider müssen wir uns auch von den drei tollen Jungs von der "Cello" verabschieden. Robert, Raimund und Siggi haben ganz andere Pläne als wir, so dass wir uns nicht mehr treffen werden. Schade, aber leider nicht zu ändern. Diese Reise ist eine emotionale Achterbahnfahrt, Loopings inklusive.

Seit langer Zeit, steht also mal wieder eine Nachtfahrt auf dem Programm. Der letzte Nachttörn war im Januar und führte von Tobago nach Union Island. Wir freuen uns auf die BVI's und werden berichten, sobald das Internet uns lässt.

Montag, 23.03.2015

Nachdem wir es die letzten zwei Tage etwas ruhiger angehen lassen haben, sind wir heute wieder zu voller Form aufgelaufen. Der Tag begann schon ganz nett damit, dass eine Schildkröte hinter dem Heck der Amazone herum schwamm, ihren Kopf aus dem Wasser hob und mich anblickte. Ich saß gerade mit dem ersten Becher Kaffee des Tages im Cockpit und lauschte der Funkrunde auf Kanal 10 (Der Flachbildschirm ist übrigens noch zu haben).

Alsbald startete Ingo mit unserem wunderbaren Schlauchboot, um zwei große Säcke mit schmutziger Wäsche zur Wäscherei zu bringen.  Nach dem Frühstück bereiteten wir alles vor, um in die Marina zu verholen. Der Außenborder wurde am Heckkorb befestigt, das Schlauchboot aufs Kajütsdach gelegt und die Leinen und Fender wurden klargemacht. Als alles abmarschbereit war, hat Ingo über UKW-Funk die Marina gerufen, um nach einem Liegeplatz zu fragen. Wir wussten, dass die Marina nicht voll belegt ist und Plätze frei hat, deshalb machten wir uns keine große Gedanken, einen Platz zu bekommen. Zu unserem Erstaunen, ja Entsetzen, war die Antwort des Marinamitarbeiters auf Ingos Frage nach einem Liegeplatz dann aber: "Nein. Leider nicht möglich." Im Hintergrund hörten wir allerdings einige seiner Kollegen laut lachen. Als Ingo nachfragte, warum es nicht möglich sei, lachte der gute Mann und meinte, er habe einen Witz gemacht. Wir sollten uns melden, wenn wir in der Hafen-Einfahrt wären. Okay, dann nichts wie los. In der Marina angekommen, wird uns ein Platz zugewiesen und die sehr freundlichen Herren nehmen unsere Leinen an, bzw. ein Mitarbeiter im Schlauchboot übernimmt unsere Heckleinen, die an Moorings befestigt werden.

Der hilfsbereite Mitarbeiter im Schlauchboot entpuppt sich dann als Fan der Amazone. Ob wir sie nicht verkaufen möchten, fragt er uns. Wir fühlen uns zwar geschmeichelt, verneinen aber die Frage. Als ich sage: "Familienmitglieder verkauft man nicht." meint er, alles sei käuflich, es sei eben nur eine Frage des Preises, und wenn uns jemand eine Million Euro bieten würde, würden wir sicher verkaufen. Darauf sagte ich ihm, dass ich bei solch einem Angebot gerade mal anfangen würde, darüber nachzudenken! Ach, wie herrlich wir alle zusammen gelacht haben. Scheint ja wirklich ein lustiger Laden hier zu sein.

Wir haben in die Marina verholt, weil wir einiges auf der Amazone durchchecken wollen, damit wir im Fall der Fälle vor der zweiten Atlantiküberquerung Anfang Mai noch Zeit genug hätten, um gegebenenfalls Reparaturen durchführen zu lassen. Das heißt für mich, dass ich wieder in den Mast hochgezogen werde, um dort oben nach dem Rechten zu sehen. Elke und Walter helfen Ingo dabei, mich zu sichern. Augenscheinlich ist alles in Ordnung, die Muttern und Splinte sind alle noch da, die Wanten und Stage scheinen okay. Noch ein paar Fotos aus der Vogelperspektive schießen, dann geht es auch schon wieder abwärts.

Während ich mich dann im Boot um Ordnung und Sauberkeit bemühe, checkt, reinigt und ölt Ingo die Rollreffanlage. Fallen und Wantenspanner werden in Augenschein genommen und kommen ohne Beanstandung durch die Kontrolle.

Prima, dass anscheinend alles in Ordnung ist und nichts repariert werden muss. So können wir, bevor wir Anfang Mai zur Atlantiküberquerung starten, noch zu den British Virgin Islands segeln. Vorher wollen wir aber noch einen Großeinkauf starten. Unser Lieblings-Supermarkt, Super U, ist nicht weit von der Marina entfernt. Wir können uns in der Marina zwei große Handwagen ausleihen und kehren vollbeladen mit Getränken und Lebensmitteln zurück. Knapp 400 Euro haben wir ausgegeben, deutlich mehr, als es in Deutschland gekostet hätte, aber immerhin deutlich weniger als auf den anderen Karibischen Inseln.

Es ist schon dunkel, als wir die Einkäufe an Bord bringen. Das passt ja gut- dann können wir gleich mal überprüfen, ob die Positionslampen funktionieren. Auch hinter diesen Punkt können wir einen Haken machen - alle Lampen leuchten vorschriftsmäßig.

Gegen 21 Uhr sind wir mit dem Verstauen unserer Schätze fertig und lassen diesen fleißigen Tag mit dem letzten Becher Kaffee des Tages im Cockpit allmählich ausklingen.

 

Ziemlich hoch, nur nicht nervös werden:

 

Sonntag, 22.03.2015

Hatte ich neulich wegen eines kleinen Formtiefs einen verlorenen Tag, so war gestern Ingo an der Reihe. Am Morgen hat er sich noch aufgerafft, war mit dem Schlauchboot an Land gefahren und hatte den Mietwagen zurückgegeben. Aber ansonsten hat er den gestrigen Tag schwitzend und schlafend in der Koje verbracht. Währenddessen wiegte sich die Amazone sanft in den Wellen, da gestern etwas mehr Schwell als an den anderen Tagen in die Bucht stand.

Am Nachmittag kamen Cordula und Andreas, die mit ihrer Yacht "Aphrodite" hier in der Marina liegen, mit dem Schlauchboot bei uns vorbei, um kurz "Hallo" zu sagen. So ergeben sich immer neue Bekanntschaften. Heute Morgen hieß es dann ein weiteres Mal Abschied zu nehmen - Petra und Klaus von der "Lubini" wollen weitersegeln. Wir werden uns bestimmt wiedersehen, weil wir im großen und ganzen die gleichen Ziele haben.

Ingo hat sich erholt und hat heute einige Arbeiten am Boot erledigt. Hier ein Kabel erneuert, da einen Schalter ausgewechselt und zwei Wasserfilter gereinigt. Zu tun gibt es immer etwas, die immerwährende To-Do-Liste soll ja nicht zu lang werden. Währenddessen habe ich Wäsche gewaschen, die bei der Hitze und dem Wind nicht lange zum Trocknen an der Leine hängt.

Heute Nachmittag sind wir dann an Land gefahren, haben einen kurzen Spaziergang gemacht und Elke und Walter auf der "Sunrise" in der Marina besucht. Wir haben also ein ganz ruhiges Wochenende verbracht.

 

Es liegen hier nicht nur verlassene Yachten, auch dieses Schiff wird wohl nicht mehr flott gemacht:

Freitag, 20.03.2015

Wie abgemacht, tauchen wir am Morgen bei der Autovermietung auf, um zu unserer Inseltour zu starten. Das Holzhäuschen mit dem Herrn, der uns gestern einen Wagen zugesagt hatte, ist leider leer. Aber der geschäftstüchtige Konkurrent aus dem Nachbarhäuschen spricht uns an, ob wir bei ihm ein Auto mieten möchten, nagelneu sei es. Okay, wir kommen ins Geschäft und für 40 Euro plus 10 Euro Versicherung mieten wir einen Tag gemeinsam mit Elke und Walter einen schönen Mittelklassewagen.

Saint-Martin/Sint-Maarten ist 96 Quadratkilometer groß, 67.000 Menschen leben hier. Von Marigot aus, der Hauptstadt des französischen Teils der Insel, soll unser erstes Ziel der bekannte Strand in der Maho Bay sein. Parallel zum Strand verläuft eine Straße, und nur zwei Drahtzäune trennen die Start- und Landebahn des Flughafens ab. Wenn ein Flugzeug startet gibt es am Strand einen Sandsturm. Beim Landeanflug donnern die Maschinen ganz dicht über den Strand und die Straße hinweg. Zum Greifen nahe, so scheint es. In einer der beiden Strandbars sind die Ankunftszeiten der großen Maschinen notiert. Während wir in der Maho Bay sind, starten und landen leider nur kleinere Maschinen. Beeindruckend ist es trotzdem.

Nun zieht es uns ins Inselinnere. Wir fahren auf den 424 m hohen Pic Paradis. Eine sehr schmale Straße führt steil hinauf, zum Gipfel führt ein kurzer Wanderweg. Die Mühen werden mit einer grandiosen Aussicht belohnt.

Die Marina in der Anse Marcel, im Nordwesten Saint-Martins steuern wir als nächstes an. Eine schöne, sehr geschützte, von hohen Bergen umgebene Anlage. Die Marina und das dazugehörende Resort  wirken allerdings ein bisschen verschlafen, nicht viel los hier. In der Bar am Strand legen wir eine kurze Pause ein und erfrischen wir uns bei kalten Getränken.

Wir fahren an der Ostseite, an der Atlantikküste, weiter nach Oyster Pond. Auch dort gibt es eine Marina, die Captain Oliver's Marina im Captain Oliver's Resort. Auch eine schöne Anlage, hier geht es etwas lebhafter zu.

Den nächsten Halt legen wir im Süden, in der Hauptstadt des niederländischen Teils der Insel, in Philipsburg, ein. Es ist später Nachmittag, und die Kreuzfahrtschiffe haben wohl schon wieder abgelegt, jedenfalls ist keines zu sehen. Duty Free Shops dicht an dicht, und wir finden auch ein Restaurant mit Blick auf die Great Bay. Als wir uns später in einem Eiscafé ein Eis kaufen wollen, stellen wir fest, dass eine Eiskugel 6 US-Dollar kosten soll. Na ja, so groß ist der Appetit auf ein Eis dann doch nicht.

Wir machen uns dann auf zu unserem letzten Stopp. Mit Petra und Klaus und den drei Jungs von der "Cello" sind wir im "Lagoonys", einer Segler-Bar im Süden der Simpson Bay, verabredet. Die Happy Hour haben wir hier zwar knapp verpasst, aber es war trotzdem eine sehr schöne Runde und ein toller Abschluss dieses interessanten Tages.

Es ist schon lange dunkel, als wir zum Dinghy-Steg zurück kommen. Nur noch drei Schlauchboote warten dort geduldig auf ihre Passagiere. Unseres bringt uns souverän wie immer zur Amazone zurück. Wir sortieren am PC die Fotos des heutigen Tages, trinken noch einen Absacker und fallen irgendwann todmüde in die Kojen.

 

Ein großes Flugzeug war gerade nicht im Anflug, wir mussten uns mit einem kleinen begnügen:

 

Im Resort der Marina Anse Marcel:

 

 

Gruppenbild mit schönem Hintergrund:

 

Donnerstag, 19.03.2015

 

Traurige Abschiede und freudiges Wiedersehen lösen einander ab, und so treffen wir hier Elke und Walter von der "Sunrise"  und Petra und Klaus von der "Lubini" wieder. Mit Elke und Walter verabreden wir uns für morgen, um mit einem Mietwagen gemeinsam eine Inselrundfahrt zu unternehmen. Beim Fähranleger, gleich beim Dinghy-Steg, gibt es sechs Autovermietungen. Sie "residieren" in einer Reihe kleiner Holzbuden, in der nicht viel mehr als ein Computer und ein Telefon Platz haben. Ein Vermieter sagt uns für morgen früh ein Auto zu. Eine Reservierung sei nicht nötig, einer der sechs Vermieter habe immer ein Auto frei, sichert er uns zu.

Auf dem Rückweg zur Amazone sehen wir, dass die "Lubini" in Sichtweite von uns ankert. Kurzerhand laden wir Petra und Klaus zum Sundowner zu uns an Bord ein. Das wird ein lustiger Abend - es wird viel erzählt und gelacht! Mal wieder stellen wir fest, dass wir doch irgendwie alle die gleichen Sorgen und Freuden haben und wie schön es ist, sich darüber auszutauschen.

Donnerstag, 19.03.2015

 

Fühlt ihr euch manchmal, klein, hässlich und unbeachtet? Steht ihr im großen Schatten eines anderen, glaubt ihr der Knochen zu sein und jemand anderes ist immer der Hund? Tag für Tag macht ihre eure harte, schwere Arbeit ohne Murren und Knurren, doch auf ein nettes Wort, ein Lob oder gar Anerkennung wartet ihr vergebens? Grau und trist ist euer Alltag und ihr würdet so gern mal die Wahrheit sagen? Es endlich einmal herausschreien, wie gemein und niederträchtig ihr es findet, dass eure Anwesenheit als selbstverständlich und nicht weiter erwähnenswert angesehen wird? Habt ihr auch manchmal die Nase voll, wenn die einzige Aufmerksamkeit, die  ihr bekommt, Hohn und Spott ist? Geht euch auch manchmal die Luft aus? Ich glaube, ihr wisst, was ich meine.

Wird Zeit, dass ich mich vorstelle: Ich bin das Schlauchboot, das Dinghy, das Anhängsel an der Amazone. Die Gummiwurst, wie ich auch genannt werde. Mir einen Namen zu geben, hat bisher niemand für nötig gehalten. Es gibt mich, weil man mich braucht. Punkt. Zugegeben, ich bin nicht das größte, genau genommen sogar fast immer das kleinste am Dinghy-Dock. Aber auf mich ist Verlass! Wie würden die Herrschaften denn vom Ankerplatz an Land und wieder an Bord kommen, ohne mich? Wer transportiert denn die vielen Einkäufe und Kanister? Wer scheuert sich denn fast wund an den rauen Dinghy-Docks, wird  hin und her geschubst und wartet geduldig in der sengenden Sonne? Rechts und links von mir all die großen, prächtigen Schlauchboote, manche sogar mit richtiger Sitzbank mit Rückenlehne und einem in der Sonne glänzenden Steuerrad.

Und das sind nicht immer angenehme Nachbarn. Neulich sagte doch einer ganz unverblümt zu mir: "Dass Dich deine Leute hier anschließen, ist ja eigentlich überflüssig. Wer sollte Dich schon klauen? Mit Dir kann doch keiner etwas anfangen." Das war hart und auch gelogen,  da musste ich erst mal schlucken. Fast hätte ich mich dazu hinreißen lassen, auf diesem Niveau zu antworten, aber ich weiß ja, was sich gehört.

Also, Antje und Ingo - auch wenn mich noch nie jemand danach gefragt hat und ich auch nicht weiß, ob es hier jemanden interessiert: Ich finde es schön, mit Euch unterwegs zu sein! Das Wasser ist so herrlich türkis und warm, ich muss nicht frieren und habe schon viele nette Bekanntschaften an den Schlauchbootstegen gemacht. Es gibt ja immer so'ne und solche. Ich fahre Euch und Eure Sieben Sachen bei Wind und Wellen gerne hin und her.

Schließt mich bitte immer schön an. Vielleicht ist ja doch mal einer scharf auf mich, und ich würde so gerne mit Euch weiterreisen und möglichst wieder nach Hause kommen. Oft weiß man etwas erst zu schätzen, wenn es nicht mehr da ist. Wäre doch schade, wenn es euch mit mir so gehen würde.

Eure kleine Gummiwurst

 

Das zweite von unten ist unser sehr geschätztes Dinghy:

 

 Blick vom Fort Louis über die Marigot Bay und die Simpson Lagoon:

 

 Mittwoch, 18.03.2015

Schon wieder klingelt der Wecker, am dritten Morgen in Folge. Ich stehe aber nur kurz auf, um unser UKW-Funkgerät einzuschalten. Auf Kanal 10 gibt es hier an jedem Morgen ab 7.30 Uhr eine Funkrunde, die der Trans Ocean Stützpunktleiter, Michael Glatz, moderiert. Los geht es mit der Wind- und Wettervorhersage, gefolgt von Verloren/Gefunden, dann werden die Neuankömmlinge und die abfahrenden Segler um eine Namensmeldung gebeten, weiter geht es um Kaufen/Verkaufen/Tauschen, und am Schluss kommt verschiedenes Erwähnenswertes an die Reihe. Alles natürlich auf Englisch. Sehr interessant, auch wenn wir nicht alles genau verstehen. Ein Segler möchte z. B. einen Flachbildschirm verkaufen, so gut wie neu, nur leider zu groß für sein Boot. Eine Seglerin organisiert eine Spiele-Runde für die Teenager und lädt hierzu in eine Strandbar ein. "Cyberman" - so der Firmenname - wirbt für seine Dienste. Er kommt an Bord, wenn es Probleme mit dem PC oder der Homepage gibt. Na gut, unser "Cyberman" heißt Robert und war schon da. Morgen schalten wir wieder ein.

Frankreich und die Niederlande teilen sich diese schöne Insel, die am Martinstag 1493 von Kolumbus entdeckt und nach diesem Tag des Heiligen benannt wurde. Beide Teile der Insel können mit weißen Sandstränden, türkisfarbenem Wasser, Luxushotels, Restaurants, Duty Free Shops, Golf- und Tennisplätzen aufwarten. Auch wenn wir im niederländischen als auch im französischen Teil ein- und wieder ausklarieren müssen, gestalten sich die Grenzübertritte auf dem Landwege vollkommen problemlos.

Im Südwesten der Insel liegt ein riesiger Binnensee, die Simpson Bay Lagoon. Der Norden der Lagune liegt im französischen Teil, der Süden im niederländischen. Ganz in der Nähe unseres Ankerplatzes in der Marigot Bay liegt die Einfahrt in den französischen Teil der Lagune. Mit dem Schlauchboot fahren wir heute in die Lagune hinein und tuckern in den niederländischen Teil hinüber. In der Lagune gibt es neun Marinas, auch liegen hier unzählige Yachten vor Anker. In dem riesigen Ankerfeld fallen uns  einige offensichtlich schon vor langer Zeit verlassene Boote auf. Am Ufer liegen auch vereinzelt Wracks von Sportbooten.  

In einer der vielen Marinas liegen Robert, Siggi und Raimund mit der "Cello". Erst vorgestern hatten wir uns verabschiedet, und nun sehen wir uns heute schon wieder- wir besuchen die drei an Bord. Anschließend gehen wir zum nahegelegenen Yachtausrüster und erstehen u. a. zwei Dieselkanister. Kann ja nicht schaden, auch bei der zweiten Atlantiküberquerung ausreichend Diesel dabei zu haben. Jawohl, die Kanister-Hysterie, von der wir uns auf den Kanaren schon anstecken lassen haben, ereilt uns auch hier. Aber es ist eine milde Form dieser ansteckenden Krankheit, an Deck sind noch keine Kanister festgezurrt.

Am späten Nachmittag fahren wir wieder über die (unsichtbare) Grenze, zurück in den französischen Teil. Wir legen einen kurzen Tankstopp an der Tankstelle in der Laguneneinfahrt ein - der Außenborder hat auch Durst. Abgerundet wird dieser Tag mit einem Besuch im Supermarkt. Bei "Super U" finden wir einige schon lange vermisste Artikel zu günstigen Preisen. Bevor wir im Mai auf den langen Törn gehen, werden wir hier noch einen Großeinkauf machen.

 

Zufahrt zur Simpson Bay Lagoon: 

 

Mit den Dreien ist es immer lustig:

 

Die Autokennzeichen auf Sint Maarten:

Dienstag, 17.03.2015

 

Es gibt schönere und vor allem ruhigere Buchten zum Ankern, als die Simpson Bay. Und so verlassen wir am frühen Morgen den niederländischen Teil der Insel (Sint Maarten) und fahren in den französischen Teil (Saint-Martin). Bei flauem Wind legen wir die zehn Seemeilen unter Motor zurück. In der großen, geschützten Bucht bei Marigot, der Hauptstadt des französischen Teils der Insel, finden wir in dem großen Ankerfeld einen schönen Platz auf vier Meter tiefem, türkisblauem Wasser.

Hier gibt es dann ein Wiedersehen mit Dörte und Paul, die mit ihrer "man suutje" auch hier ankern. Fast hätten wir uns knapp verpasst, weil die beiden heute noch weiter segeln. Unser letztes Treffen ist schon ein paar Wochen her und so gibt es viel zu erzählen. Bei einem kleinen Spaziergang durch Marigot und einem Restaurantbesuch geben sie uns Tipps rund ums Wäschewaschen, einkaufen und Diesel tanken und erzählen uns, wo es die leckersten Brötchen gibt. Wir lernen auch den hiesigen Trans Ocean Stützpunktleiter kennen, der in Marigot verschiedene Serviceleistungen rund um den Wassersport anbietet.

Wir sind also kaum angekommen und schon über die wichtigsten Dinge im Leben eines Fahrtenseglers im Bilde! Alsbald müssen wir uns aber auch schon verabschieden, die "man suutje" wartet - es soll ja heute noch weiter gehen. Im Verabschieden sind wir schon ganz gut, kurz und möglichst schmerzlos muss es sein und immer in der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Anschließend haben wir im Büro der Marina Port La Royale am PC die Ein- und Ausklarierung erledigt. Da wir uns ja auf europäischem Gebiet befinden, ist es hier ein vereinfachtes Verfahren. Zurück an Bord gehen wir eine Runde schwimmen, und dann kümmert sich Ingo um eine Internetverbindung, für die Einstellung der Fotos und Beiträge ins Netz.

 

Gastlandflagge setzen macht offensichtlich immer noch Spaß:

 

Gestrandet in der Marigot Bay bei Saint Martin:

 

Ein Wiedersehen mit Dörte und Paul:

Montag, 16.03.2015

 

Montag Morgen, 5.30 Uhr, an Bord der Amazone klingelt der Wecker. Das ist das Ende einer ganz unruhigen Nacht. Es gab keinen Schwell, keine Schaukelei, keinen heulenden Wind in den Wanten, keinen abdriftenden Ankernachbarn, keine Mörder laute Musik an Land und doch haben wir sehr schlecht bis gar nicht geschlafen. Der Grund waren mehrere Mücken, die surrend ihr Unwesen trieben und uns ein ums andere mal gehörig nervten und nicht zur Ruhe kommen ließen.

Entsprechend unausgeschlafen mümmeln wir unser Frühstück. Wir wollen früh ablegen, weil wir heute einen längeren Törn von etwas mehr als 50 Meilen vor uns haben. Saint-Martin/Sint Maarten ist unser Ziel. Im Marinabüro hat Ingo vorgestern schon abgerechnet. Für drei Tage bezahlen wir in der Marina Port Zante in Basseterre auf St. Kitts für die Amazone 136 EC Dollar, umgerechnet 50 Euro. Strom und Wasser kosten extra. Ausklariert haben wir auch schon, und so legen wir gegen 7.30 Uhr ab.

Unter Groß und Genua geht es im Windschatten von St. Kitts an der grünen und bergigen Küste entlang. Auch der Volvo darf ein bisschen mithelfen. Schließlich erreichen wir die Nordspitze der Insel, bekommen mehr Wind und mit 4 Beaufort segeln wir mit halbem Wind nach Saint-Martin/Sint Maarten.

Wir versuchen heute mal wieder unser Anglerglück. Unglaublich, aber wahr: wir fangen einen halben Fisch! Als Ingo bemerkt, dass etwas angebissen haben muss, holt er die Angel ein und staunt nicht schlecht - es hat ein Fisch angebissen, den wiederum ein anderer Fisch gut zur Hälfte abgebissen hat.

Nach einem herrlichen Segeltag erreichen wir nach 53 Seemeilen um 16.30 Uhr die Simpson Bay in Sint-Maarten. Dies ist insofern eine besondere Insel, weil sie aus zwei Nationen besteht. Der nördliche Teil ist französisches Überseegebiet und heißt Saint-Martin, der südliche Teil ist autonomer Teil der Niederlande und heißt Sint Maarten.

Wir ankern in fünf Meter tiefem Wasser, über uns donnern die Flieger des nahegelegenen Flughafens hinweg, am  Ufer sind diverse Ferienanlagen und Hochhäuser zu sehen. Gleich nebenan in Philipsburg, der Hauptstadt des niederländischen Teils der Insel, liegen zurzeit vier große Kreuzfahrtschiffe. In unserem Reiseführer steht, dass "das Zentrum von Philipsburg fast wie ein großer Duty Free Supermarkt wirkt, durch den tagsüber die Passagiere der Kreuzfahrtschiffe strömen."

Einklarieren und an Land gehen wollen wir hier nicht. Wir segeln morgen früh weiter in den französischen Norden.

Die drei Jungs von der "Cello" haben wir hier kurz noch einmal getroffen. Sie warteten in der Bucht an einer Mooring, um wenig später durch die geöffnete Brücke in die Lagune und dann in eine der dortigen Marinas fahren zu können. Noch einmal winken und alles Gute wünschen, kurz und schmerzlos soll der Abschied sein.

 

Da haben wir nicht schlecht gestaunt - ein abgebissener Fisch an der Angel. Wer da wohl Hunger hatte?

 

Die Gastlandflagge von Sint Maarten wird gesetzt:

 

 

Die Bebauung an der Simpson Bay in Sint Maarten:

Sonntag, 15.03.2015

Es ist soweit - das Video über unsere Atlantiküberquerung von den Kap Verden in die Karibik ist fertig und online. Gerne hätten wir die Amazone auch mit schöner Hintergrundmusik in den Sonnenuntergang segeln lassen, dies ist aber leider aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich. Wir hoffen, dass Euch der Film trotzdem gefällt.

Heute hieß es mal wieder Abschied nehmen. Die Box neben der Amazone ist jetzt leer - Robert, Raimund und Siggi sind weiter gesegelt. Wir hoffen, dass wir uns in den nächsten Wochen noch einmal wiedersehen, bis sich unsere Kurse endgültig trennen.

 

Einfach mal anklicken:

 

Ein Wrack in der Bucht bei Basseterre (St. Kitts):

Sonnabend, 14.03.2015

 

St. Kitts ist 168 Quadratkilometer groß und die große Schwester der kleinen Nachbarinsel Nevis. 40.000 Menschen leben hier. 1493 lief Kolumbus diese Insel auf seiner zweiten Reise zum ersten Mal an. Er war von ihr so begeistert, dass er sie nach seinem Namenspatron, St. Christophorus, benannte. 1623 wurde St. Kitts von den Engländern erobert, und sie verballhornten den Namen zu St. Kitts. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte St. Kitts noch mehrmals den Besitzer. Franzosen und Briten lieferten sich erbitterte Schlachten, und erst 1871 wurde die Insel endgültig britisch. 1983 brachte dann die Unabhängigkeit. Als Staat St. Kitts and Nevis sind die beiden Inseln Mitglied des British Commonwealth.

Gemeinsam unternehmen wir heute mit den drei Jungs von der "Cello" einen Landausflug. Wir würden ganz gerne mit der St. Kitt's Scenic Railway fahren. Das ist die letzte noch in der Karibik fahrende Schmalspurbahn. Sie wird von einer Diesellok gezogen. Auf einer knapp dreistündigen 30-Meilen-Tour umrundet sie - und auf einer Teilstrecke ein Bus - von Basseterre aus die komplette Insel. Ursprünglich war die Schmalspurbahn 1912 - 1926 für den Transport von Zuckerrohr angelegt worden.

Auf der Homepage der Bahn waren keine näheren Informationen zum Fahrplan zu bekommen, und so machen wir uns auf gut Glück auf den Weg. Nach einem Fußmarsch von etwa 30 Minuten erreichen wir die Endstation der Bahn. Wir erfahren dort allerdings, dass sie erst morgen wieder fährt und die Fahrt pro Person 89 US Dollar kostet. Tja, Pech gehabt.

Im Schatten eines Baumes legen wir eine kurze Rast ein und laufen nach Basseterre, der Hauptstadt St. Kitts, zurück. Dort kommen wir am Independence Square vorbei. Hier fand einst der größte Sklavenmarkt der Kleinen Antillen statt. Basseterres Mittelpunkt ist aber der schöne Platz The Circus, benannt nach Londons Picadilly Circus. Rundherum stehen hübsche Kolonialbauten, und es herrscht buntes Treiben.

 

Heute fährt die Bahn nicht mehr. Für ein Foto sind wir kurz eingestiegen:

 

Der Platz "The Circus" im Zentrum von Basseterre:

 

Siggi und Raimund von der "Cello" beim Musizieren in der Marina. Siggi probiert sein heute erstandenes Saxophohn aus:

Freitag, 13.03.2015

 

Von Nevis wollen wir uns heute verabschieden und zur Nachbarinsel St. Kitts segeln. Kurz nach elf Uhr lösen wir die Leine von der Mooring und setzen die Segel. Unter gerefftem Groß und nicht ganz ausgerollter Genua geht es bei 5 Beaufort und halbem Wind flott voran. Herrliches Segeln, allerdings nur ein kurzes Vergnügen, denn nach 10 Seemeilen haben wir unser Ziel um 12.30 Uhr schon erreicht. In der kleinen Port Zante Marina in der Hauptstadt Basseterre ist noch ein Platz für uns frei. Hier liegen jetzt die Amazone und die "Cello" mal wieder einträchtig nebeneinander.

Heute ist zwar Freitag, der 13., aber es ist nichts schief- oder kaputtgegangen. Ganz im Gegenteil! Robert hat sich gemeinsam mit Ingo erfolgreich um die Reparatur unserer Homepage gekümmert. Es gab gleich mehrere Probleme, die es zu lösen galt. Robert, der Profi, hatte die richtigen Ideen und so konnten die beiden die Fehler finden und beheben.

Am späten Nachmittag unternehme ich einen kurzen Einkaufsbummel. Ganz in der Nähe der Marina gibt es mehrere Supermärkte. In Sichtweite befindet sich die Duty Free Shopping Mall für die Kreuzfahrtpassagiere. Heute liegen in Basseterre drei Schiffe, es ist entsprechend viel los. Das ist wie ein Kontrastprogramm zu den ruhigen Tagen vor Nevis.

Abends ziehen wir dann mit Raimund, Siggi und Robert noch einmal los. Der Marinamitarbeiter hatte uns schon "vorgewarnt", dass hier heute laut gefeiert wird und wir sicherlich nicht schlafen könnten. In den Straßen herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit. Gefeiert wird "Sugar Mas", das hat etwas mit dem Karneval zu tun. Auf einer Bühne werden Preise überreicht. Die Musik ist unglaublich laut. Natürlich wird auch für das leibliche Wohl gesorgt. Gegrilltes, Bier und Hochprozentiges wird an allerlei Ständen verkauft. Wobei die Preisgestaltung interessant ist: drei gekühlte Biere kosten 10 EC-Dollar. Das ist der gleiche Preis, wie im Supermarkt.

Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und obwohl wir fünf die einzigen Weißen weit und breit sind - die Kreuzfahrtschiffe haben schon wieder abgelegt -, fühlen wir uns sicher und wohl. Gleich mal sehen, ob wir trotz der lauten Musik, schlafen können.

 

 Da wird gegrübelt, ausprobiert und schließlich erfolgreich repariert:

 

 

Kreuzfahrtschiff in Basseterre auf St. Kitts:

 

Siggi spielt mit den Einheimischen Domino - und gewinnt sogar hin und wieder:

 

 

Donnerstag, 12.03.2015

 

Heute wird kein Ausflug unternommen, keine Wanderung und auch kein Besuch am Strand. Im Gegenteil - heute wird Ingo nur einmal an Deck gesichtet: Bei der Verabschiedung der Cello-Crew, die weiter nach St. Kitts gesegelt ist. Ansonsten arbeitet  er den ganzen Tag am PC an dem Video unserer Atlantiküberquerung.

Ich bin aber auch nicht faul. Es gibt an Bord einiges zu erledigen: Der Langenbacher-Bottich wird hervorgeholt und kleine Wäsche wird gewaschen. Nachdem die Wäsche lustig im Wind flattert, geht es weiter mit Chrom putzen. Bug- und Heckkorb, Relingsstützen und Geräteträger müssen vom Flugrost befreit werden. Als alles wieder glänzt, geht es im Boot weiter. Die Messingteile (Uhr, Barometer und Lampen) bedürfen ebenfalls der Zuwendung. Schränke werden aufgeräumt, es wird gewischt und geputzt. Zu guter Letzt poliere ich noch die Windschutzscheibe und nehme die Wäsche von der Leine.

Essen wird auch zubereitet, es gibt Pfannkuchen mit Apfelmus.

Spät am Abend ist Ingos Werk vollbracht. Der Film ist fertig! Aus 97 Minuten Filmmaterial hat er einen 16 minütigen Film zusammengeschnitten, den wir noch mit einigen Kommentaren ergänzt haben. Es ist für uns ganz wunderbar, die Fahrt auf dem Bildschirm noch einmal zu erleben. Wir hoffen, dass wir ganz bald irgendwo eine stabile Internetverbindung haben und den Film veröffentlichen können. Und vor allem hoffen wir, dass er allen Interessierten auch so gut gefällt, wie uns.

Mittwoch, 11.03.2015

Auch wenn es eine Binsenweisheit ist, können wir festhalten, dass jede Insel ihren ganz eigenen Charakter und Reiz hat. Unsere ganz persönliche Untertitelung könnte so aussehen: Tobago - die Ursprüngliche; Bequia - die gut Organisierte; St. Lucia - die mit den zwei Pitons; Martinique - die Europäische; Dominica - die Wunderschöne, Wilde; Guadeloupe -  die mit dem schönsten Botanischen Garten; Antigua - die Mondäne, Türkisfarbene.

Und Nevis? Welche persönlichen Stichworte fallen uns zu dieser Insel ein? Die mit den wilden Affen und Eseln. Nevis ist die erste Insel, auf der uns freilebende Affen und Esel begegnen. Hier leben etwa 12.500 Menschen und es soll etwa 10.000 wilde Affen geben. Vor 200 Jahren wurden einige Exemplare aus Ostafrika hier hergebracht und vermehrten sich seither munter. Wir sehen sie hier in den Gärten herumturnen.

Die wildlebenden Esel sind uns heute etwas abseits der Hauptstraße begegnet. Es waren zwei kleine Gruppen von fünf oder sechs Tieren, die hier umher stromerten. Sie sind scheu und nehmen beim Näherkommen Reißaus.

Unser heutiges Ziel waren aber nicht die Affen und Esel, sondern der im Süden von Nevis gelegene Botanische Garten. In Charlestown erwischen wir einen Minibus, der uns für umgerechnet 1 Euro pro Person in der Nähe des Botanischen Gartens absetzt. Nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir die Anlage. Für umgerechnet 10 Euro pro Person dürfen wir hinein - und sind enttäuscht.  Im Flyer ist von Wasserfällen, Wasserfontänen und einem Fluss die Rede. Auch werden Papageien und Schmetterlinge angekündigt. Von alledem ist fast nichts vorhanden. Eine einzige Wasserfontäne, gleich am Eingang, ist in Betrieb. Die Schmetterlinge sind anscheinend alle aus der großen Voliere geflattert und nur drei Papageien fristen ein trostloses Dasein in einem Käfig.

Das Thema "Besuch in einem Botanischen Garten" können wir jetzt wohl abhaken. Auf St. Lucia und Guadeloupe (in Deshaies, nicht in Basseterre) haben wir wunderschöne Botanische Gärten gesehen - das reicht denn jetzt auch.

Für die Rückfahrt nehmen wir wieder einen der zahlreichen Minibusse. Praktischerweise hält gerade einer und hat noch zwei Plätze frei. Kurze Zeit später hält der Fahrer dann mal kurz an, weil eine Dame eben schnell ihr Kind aus dem Kindergarten abholen will. Als Mutter und Kind Platz genommen haben, geht die Fahrt weiter. Wie herrlich unkompliziert.

 

Wilde Esel - wer bestaunt hier eigentlich wen?

 

 Sieht doch eigentlich sehr schön aus:

 

 

So sehen sie aus - die wilden Affen auf Nevis:

Dienstag, 10.03.2015

 

Wir frühstücken gerade gemütlich, als von draußen Motorengeräusche und lautes Rufen zu hören ist. Es sind zwei Beamte der Hafenpolizei. Mit ihrem Motorboot fahren sie zu den einzelnen Yachten und  kontrollieren, ob die Gebühr für die Mooring bezahlt worden ist. Die Angaben für die Amazone finden sie in ihren Papieren, es ist alles in Ordnung. Im Wegfahren ruft einer der beiden Herren Ingo zu: "Nice boat! Do you want to sell it?" Ach, das hört doch jeder Bootseigner gern! Ob die Frage wirklich ernst gemeint war, wissen wir zwar nicht, Ingo hat sie jedenfalls verneint.

Für heute hatten wir uns eine Fahrt mit dem Bus vorgenommen, um die Insel näher kennen zu lernen. Also fahren wir mit dem Schlauchboot zum Strand, um von dort aus an die Hauptstraße zu laufen und einen Bus zu erwischen. An der Hauptstraße ist von einer Haltestelle oder gar einem Bus nichts zu sehen. Aber wir bemerken, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Wanderweg  zum Nevis Peak ausgeschildert ist. Spontan entscheiden wir uns, nicht mit einem Bus zu fahren, sondern einen Spaziergang zu machen.

Aus dem Spaziergang wurde dann eine schöne, fast vierstündige Wanderung. Meistens bergauf, oft in der prallen Sonne, über Stock und Stein. Es ist im dichten Wald nicht ganz einfach, die Orientierung zu behalten. Manchmal müssen wir raten, wo der Weg weitergeht und ob es überhaupt ein Weg ist. Ausgeschildert ist hier nichts, aber es wurden in unregelmäßigen Abständen bunte Bänder an die Baumstämme gebunden. "Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein buntes Bändchen her." So von den Bändern geführt erreichen wir irgendwann am späten Nachmittag wieder die Hauptstraße.

Mit dem Schlauchboot geht es zurück zur Amazone. Wir hatten auf der Wanderung nur wenig Proviant dabei, weil wir ja eigentlich gemütlich mit dem Bus fahren wollten. Jetzt schmeckt das Abendessen an Bord um so besser.

 

Links im Bild der größte Baum der Insel, ein afrikanischer Baobob Tree, der hier 1859 gepflanzt worden ist. Im Hintergrund die Ruinen der ehemaligen Zuckerrohrplantage Montravers Estate: 

 

Sieh an, die kleine Ente im Wald von Nevis:

 

Rechts lang oder doch lieber links weitergehen?

 

Auch auf Nevis gibt es sehr hübsche Blüten:

 

Montag, 09.03.2015

Nevis, die Insel, vor der wir seit gestern an einer Mooring liegen, ist die kleine Schwester der Nachbarinsel St. Kitts. Als St. Kitts and Nevis bilden sie einen Staat, der Mitglied des British Commonwealth ist. Das bedeutet, dass auch hier englisch gesprochen, links gefahren und mit Eastcaribbean Dollars bezahlt wird. Nevis ist 93 Quadratkilometer groß, 12.500 Menschen leben hier.

Ein berühmter Sohn der Insel, Alexander Hamilton (1757 - 1804) war ein enger Berater des ersten amerikanischen Präsidenten George Washington und Mitautor der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika. Auf Nevis heiratete Lord Nelson 1787 die von hier stammende Frances Nisbet.

Wir fahren zum Einklarieren mit dem Schlauchboot an Land, in den Hauptort Charlestown. Wie auf Antigua sind auch hier die drei aufzusuchenden Behörden (Customs - Immigration - Port Authority) praktischerweise in einem Gebäude direkt Tür an Tür untergebracht. Es geht hier aber leider nicht so flott wie auf Antigua. Im Vorraum treffen wir Robert von der "Cello". Unverdrossen kämpft er seit ca. einer Stunde seinen Behörden-Triathlon, ein Ende ist nicht abzusehen. Es geht munter herein und heraus zu den verschiedenen Beamten. Immer schön der Reihe nach, bitte hinten anstellen. Bei dem Beamten hinter der mittleren Tür, der Immigration, ist die Wartezeit am längsten. Ansonsten ist kein organisierter Ablauf zu erkennen. Während Robert insgesamt viermal beim Beamten vom Customs vorstellig werden muss, genügt bei Ingo ein einmaliger Besuch. Ohne erst beim Customs gewesen zu sein, konnte er gleich zur Port Authority durchstarten.

Als wir die letzte Hürde nehmen und endlich in das Büro des Beamten der Immigration gehen dürfen, erfahren wir auch, warum es bei diesem ausgesprochen freundlichen jungen Mann immer so lange dauert. Er heißt uns auf Nevis herzlich willkommen und erzählt uns begeistert, wie schön diese kleine Insel ist, welche Sehenswürdigkeiten sie zu bieten hat und was man hier unbedingt gesehen oder gemacht haben muss. Locker mit ihm zu plaudern, während draußen noch mehrere Leute warten, ist uns unangenehm. So versuchen wir, das Gespräch abzukürzen, ohne unhöflich zu sein. Schließlich bekommen wir die Stempel in unsere Pässe gedrückt. Gekostet hat die Einklarierung für zwei Personen für einen einwöchigen Aufenthalt auf St. Kitts and Nevis einschließlich der Gebühr für die Mooring 148 EC Dollar (etwa 50 Euro). Beim Customs waren außerdem noch 30 EC Dollar, etwa 10 Euro fällig.

Unser Aufenthalt bei den Behörden hat etwa eine Stunde gedauert, Robert hat zwei gebraucht. Anschließend schlendern wir gemeinsam durch Charlestown, kaufen ein paar Lebensmittel ein und kaufen eine SIM-Karte. Zurück an Bord ist Ingo dann wegen der schlechten Verbindungsqualität mal wieder länger als geplant mit unserer Internetverbindung und dem Einstellen der Beiträge und Fotos beschäftigt.

 

So nett werden wir hier begrüßt:

 

Auch auf Nevis wird - selbstverständlich - gefischt:

 

Sonntag, 08.03.2015

 

Auf Antigua haben wir eine schöne Zeit verbracht. Wir haben bei English Harbour geankert, das dortige Museum und die Nelson's Dock Yards besucht, super viele Megayachten bestaunt, einen OSV Stander im Antigua Marina Yacht Club zurückgelassen, einen schönen Abend mit Robert, Raimund und Siggi von der "Cello" verbracht, bei Jolly Harbour in türkisfarbenem Wasser geankert, haben ein paar schöne Tage in der prima Marina in Jolly Harbour verlebt, hier die Crews der "Sunrise", der "Florentine" und der "Lubini" kennengelernt, einen Besuch der Hauptstadt St. John's mit anschließender Inselrundfahrt unternommen, waren in Jolly Harbour mit dem Golf Cart unterwegs und haben einige Stunden an einem der herrlichen, weißen Strände verbracht.

Jetzt wird es mal wieder Zeit für einen Orts- bzw. Inselwechsel. Schon um 5.30 Uhr klingelt der Wecker, und kurz nach 7 Uhr gehen wir Anker auf. Der Wind hat heute weiter etwas abgenommen. In den letzten Tagen hatte es ziemlich gepfeffert. Die Windvorhersage für unseren heutigen Törn zur Insel Nevis ist günstig. Der achterliche Wind soll mit 4 bis 5 Beaufort, in Böen 6, wehen.

Mit ausgerollter Genua segeln wir unserem Ziel entgegen, Antigua verschwindet langsam im Dunst am Horizont. Vor unserem Bug schält sich alsbald Nevis aus dem Dunst heraus. Mehrere Regenschauer gehen über uns hinweg und bringen ordentlich Wind mit. "Schauerböen, sonst gute Sicht" - das ist ja nichts Neues. Kurz vor 16 Uhr erreichen wir nach 47 Seemeilen das Mooringfeld vor Nevis' Hauptort, Charlestown. Es sind hier etwa 50 Moorings ausgelegt, es sind noch einige frei. Aber bevor wir uns an einer Boje festmachen, drehen wir eine Runde und begrüßen die Jungs von der "Cello". Sie sind schon ein paar Tage hier, und wir freuen uns, sie noch einmal zu treffen.

Wir liegen direkt unter dem 985 m hohen Vulkan Nevis Peak. Seine Spitze ist in schneeweiße Wolken gehüllt. Genauso muss Columbus ihn 1493 gesehen haben, denn er gab der Insel ihren Namen:  Nevis, was auf spanisch "Schnee" heißt.

 

Und wieder wird eine neue Gastlandflagge gehisst:

 

Der Nevis Peak:

Sonnabend, 07.03.2015

Jolly Harbour mit seiner prima Marina und den herrlichen Stränden gefällt uns richtig gut. Hier geht es nicht so mondän zu, wie in English Harbour. Es liegen hier aber auch keine "vergessenen" Schätzchen, wie wir sie in anderen Häfen und Ankerbuchten schon so oft gesehen haben.  Es herrscht reges Treiben und eine gute Stimmung auf den Stegen. Die netten Bars und hübschen Restaurants laden täglich zu "Happy Hours" ein. Oft gibt es Livemusik, manchmal auch Karaoke. Der große Supermarkt direkt an der Marina ist gut sortiert, aber nicht ganz billig. Ein Paket Knäckebrot kostet hier umgerechnet 5 Euro.

Wir haben hier in der Marina auch wieder einige deutsche Seglerinnen und Segler kennengelernt. Hauptgesprächsthema ist natürlich der Rückweg. Welche Inseln lauft ihr noch an? Geht ihr über Bermuda oder direkt zu den Azoren? Fahrt ihr zu zweit oder kommt noch jemand an Bord?

Wir treffen aber auch Crews, die aus dem Norden kommend allmählich südlich ziehen, um in Trinidad das Boot während der Hurrikansaison in Sicherheit zu wissen. Es wird dort im Juni oder Juli an Land gebracht, die Crews fliegen nach Hause und kommen im November aus Deutschland zurück an Bord.

Auch wenn hier alles ganz wunderbar ist, heißt es schon wieder auf zu neuen Ufern. Wir wollen heute die Marina verlassen, eine Nacht vor Anker in der Bucht vor Jolly Harbour verbringen und morgen nach Nevis weitersegeln. Es ist aber noch einiges zu erledigen bevor es losgehen kann. Die Trinkwasservorräte und Solarduschen müssen aufgefüllt werden, das Liegegeld muss abgerechnet werden, die Ausklarierung steht an und unsere Gasflasche, die wir hier füllen lassen haben, muss noch abgeholt werden. Außerdem wollen wir auch noch beim Supermarkt einkaufen.

Als wir mit dem Wassertanken fertig sind, liest ein Mitarbeiter den Stand der Wasseruhr ab und gibt ihn ins Marina-Office durch. Wir bezahlen für die Amazone für vier Tage in der Marina 386,85 EC-Dollar Liegegeld, umgerechnet etwa 130 Euro. Darin enthalten sind etwa 7 Euro für Trinkwasser. Dies ist der Winter-Preis. Wobei hier der Winter-Preis höher ist, als der Sommer-Preis. Von November bis Mai ist hier Sommer. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist absolut in Ordnung. Auch die sanitären Anlagen sind gut - es gibt heißes Wasser!

Dann also aufmachen zur Ausklarierung. Die drei Büros (Customs, Immigration und Port Authority) sind praktischerweise alle in einem kleinen Gebäude unweit der Werft nahe der Marina untergebracht. Ingo startet frohen Mutes zum Behörden-Triathlon, während ich vor dem Gebäude warte und ihm dabei zusehe, wie er die einzelnen Hürden souverän in dieser Reihenfolge nimmt: als erstes zum Customs - als nächstes zur Port Authority - dann wieder zum Customs - nun zur Immigration - dann ein letztes Mal zum Customs. Voraussetzung dafür, dass der Triathlon erfolgreich durchgeführt werden kann, ist allerdings, dass zuvor am PC vorgearbeitet worden ist.

Nachdem der Papierkram erledigt ist, gehen wir bei der Werft vorbei, um die Gasflasche abzuholen, die wir gestern bei Danny dort abgegeben und für die Befüllung etwa 18 Euro bezahlt haben. Hier erfahren wir, dass sie ein Mitarbeiter gleich zu uns an Bord gebracht hat. Und tatsächlich, sie steht fein säuberlich auf unserem aufgerollten Tampen abgestellt, damit keine Rostflecke an Deck kommen, auf dem Vorschiff.

Zum Schluss noch zum Supermarkt, aber auf dem Weg dorthin noch schnell zum Geldautomaten. "Ohne Moos nix los" - teures Leben hier in der Karibik, die EC-Dollars rinnen uns nur so durch die gebräunten Finger.

Dann ist aber endlich alles erledigt und wir können den Dockmaster anfunken, dass wir gerne ablegen möchten. Vielleicht denkt jetzt die oder der eine oder andere: Sind die beiden jetzt ganz verrückt geworden, erst Golf Cart fahren und jetzt brammig den Dockmaster anfunken, damit er beim Ablegen behilflich ist?! Nein, verrückt sind wir nicht, jedenfalls nicht verrückter als sonst. Es wird hier ganz einfach so gewünscht, was auch ganz praktisch ist - so kann der Dockmaster vom Schlauchboot aus die Heckleine des Nachbarn wieder über den Pfahl hängen, sobald wir aus der Box gefahren sind.

In der schönen Bucht finden wir einen guten Ankerplatz auf drei Meter Wassertiefe. Mit Essen, Schlafen, Lesen und die Navigation für den morgigen Törn erledigen, vergeht die Zeit ziemlich schnell. Alsbald geht die Sonne unter und das Ankerlicht an.

 

Auf zum fröhlichen Behörden Triathlon: - Customs - Immigration - Port Authority

 

 

Die Autokennzeichen auf Antigua - alle mit dem Zusatz "Land of Sea und Sun": 

Freitag, 06.03.2015

 

Was haben Fuerteventura und Antigua gemeinsam? Auf beiden Inseln mussten wir uns während unserer Reise mit der Altlast "Rechtsstreit wegen der Rollreffgenua" auseinandersetzen.

Nützt alles nichts, Traumstrand hin oder her - heute hat Ingo sich also mit einer erneuten Stellungnahme für unseren Anwalt beschäftigt. Ein Rechtsstreit kostet immer Lebensqualität. Leider blieb uns nur der Klageweg, da Herr Müller-Arnecke von der Beilken Sails GmbH zu  einer außergerichtlichen Einigung und einem Mediationsgespräch nicht bereit war. Wir hoffen, dass das Verfahren bald ein gutes Ende findet.

 

Heute alleine am Strand:

 

Donnerstag, 05.03.2015

 

Auf dieser Reise haben wir schon viele verschiedene Fortbewegungsmittel ausprobiert: Korbschlitten, Seilbahn, Jeep, charmante Mietautos, Schnellfähre, Maxitaxis und Busse. Seit heute können wir dieser Aufzählung noch ein Fahrzeug hinzufügen: Golf Cart! Hier sind sie mit etwa 25 km/h auf den schmalen Straßen unterwegs, an der Marina vorbei zum Golfplatz, zu den Bungalows und hübschen Villen, zum Supermarkt und natürlich zu den Buchten mit den traumhaften Stränden hier in der Nähe.

Wir haben uns ein Cart für einen Tag gemietet und sind damit zu den verschiedenen Buchten gezuckelt. Es war nur wenig Verkehr, eben hauptsächlich Golf Carts. Linksverkehr für Anfänger sozusagen. Das hat richtig Spaß gemacht! In der langgezogenen Morris Bay war der Strand im nördlichen Teil fast menschenleer. Schneeweißer Sand, türkisfarbenes Wasser, die Palmen wiegen sich im Wind - Karibikfeeling vom Feinsten!

 

 Blick auf die Morris Bay bei Jolly Harbour. Im Hintergrund die Masten der Boote in der Marina.

 

Golf Cart fahren macht Spaß:

Mittwoch, 04.03.2015

 

Auf Antigua können wir für unsere Ausflüge gut die Kleinbusse nutzen. Sie fahren regelmäßig und in kurzen zeitlichen Abständen kreuz und quer über die Insel. Gleich hier an der Marina ist die Haltestelle, um in die Hauptstadt St. John's zu fahren. Für einen Erwachsenen kostet die Fahrt 3,35 EC-Dollar, also umgerechnet etwa 1 Euro. Wenn jemand aussteigen möchte, ruft er einfach "Bus stop". Bezahlt wird beim Aussteigen. Die Fahrten in diesen 14-sitzigen kleinen Bussen sind charmant. So wurde eine unserer Fahrten heute mit einer Predigt, die im Radio übertragen wurde, lautstark begleitet. Hallelujah!

Heute haben drei Kreuzfahrtschiffe in St. John's festgemacht. Wie im Reiseführer beschrieben, herrscht in der Duty Free Shopping Mall Hochbetrieb. Alle paar Meter werden wir von Taxifahrern angesprochen, die uns zu einem Strand oder einer Bucht fahren wollen. Aber heute haben sie bei uns kein Glück. Die Stadt hat nicht viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Wir schauen aber noch bei der St. John's Cathedral vorbei. Während eines großen Erdbebens wurde die Kathedrale 1974 schwer beschädigt, und man steckt mitten in der Restaurierung. Aus einem deutschsprachigen Flyer aus dem Jahr 1995 entnehmen wir, dass der Zieltermin für die Fertigstellung der 25.07.1998 sei. Aha, man tut sich also nicht nur in Deutschland mit der Einhaltung von Fertigstellungsterminen schwer.

Zurück am Busbahnhof nehmen wir wieder einen der kleinen Busse und fahren nach English Harbour. Dort waren wir zwar schon mit der Amazone, aber die Fahrt geht quer über die Insel, was wir ganz reizvoll finden.

Die Schülerinnen und Schüler tragen nicht nur auf Antigua eine Schuluniform. Schon häufig haben wir die Mädchen und Jungen in ihrer Schulbekleidung gesehen. Ein etwa siebenjähriger Schüler, der nach seinem anstrengenden Schultag im Bus eingeschlafen ist, hat seine Ausstiegs-Haltestelle trotzdem nicht verpasst. Der Busfahrer hat aufgepasst, gehalten, den Jungen geweckt, ihn an die Hand genommen und über die Straße zu seinem Haus gebracht.

Wir stellen während der Busfahrten fest, dass es doch die Traumstrände sind, mit denen Antigua glänzen kann. Dann schlendern wir in English Harbour über die Stege des Antigua Yacht Club und bestaunen ein weiteres Mal die vielen Megayachten.

Mit dem Kleinbus geht es dann nach St. John's zurück, wo wir umsteigen müssen, um nach Jolly Harbour zurück zu kommen. Schon oft habe ich an großen Containerschiffen als Heimathafen "St. John's" gelesen. Jetzt weiß ich nicht nur wo es liegt, sondern war selber schon einmal da.

Das war ein interessanter Tag. Nette Leute hier auf Antigua.

 

St. John's - Shopping Mall, im Hintergrund ein Kreuzfahrtschiff:

 

St. John's Cathedral - zurzeit wird restauriert:

 

Schon länger war ich auf der Suche nach einer CD mit hiesiger Musik. Bei diesem netten jungen Mann bin ich fündig geworden:

 

Zurzeit sind leider im "Rusty Pelican" keine Krampen vorhanden, um den Stander festzunageln. Das soll demnächst geschehen, wie uns heute vom Chef des Lokals versichert wurde:

 

 

Die "hängenden Boote von Antigua":

 

 

Dienstag, 03.03.2015

 

In diesem unglaublich türkis farbenen Wasser in der Bucht bei Jolly Harbour zu ankern, gefällt uns einerseits ganz gut. Wir liegen hier relativ ruhig und geschützt, die Ankernachbarn rücken uns nicht auf die Pelle. Andererseits müssen wir etwa 15 Minuten mit unserem Schlauchboot fahren, um an Land zu kommen. Und während der Fahrt werden wir durch das Spritzwasser jedesmal ziemlich nass. Außerdem soll der Wind in den nächsten Tagen zunehmen, da könnte das Ganze noch ungemütlicher werden.

So entscheiden wir uns, am frühen Vormittag über Funk Kontakt mit der Marina Jolly Harbour aufzunehmen und um einen Liegeplatz zu bitten.  Wann haben wir eigentlich zuletzt irgendwo angelegt und an Heckpfählen festgemacht? Keine Ahnung, ist schon sehr lange her, jedenfalls nicht auf Madeira, den Kanaren und Kapverden und in der Karibik auch nicht. Aber in dieser Marina gibt es Heckpfähle. Prima, das kennen wir und bereiten die Leinen entsprechend vor. Schließlich klappt dann das Anlegemanöver trotz der "Hilfe" der freundlichen Marinamitarbeiter. Die Luv-Leine sollte ich auf keinen Fall über den Pfahl legen, wurde ich angewiesen. Aha, ganz neue Methode. Irgendwie hat es dann doch geklappt, mit viel Irritation und Palaver. Wie dem auch sei, die Amazone liegt jetzt neben der "Sunrise" aus Hooksiel, und wir sind mit Elke und Walter auch schon sehr nett ins Gespräch gekommen.

Am Nachmittag machen wir uns mit den beiden Bodenbrettern, die zum Schlauchboot gehören, auf zur nahegelegenen Werft. Die Bretter sind gebrochen und müssen ersetzt werden. In der Tischlerei sägt der freundliche Mitarbeiter zwei Bretter für uns zurecht. Wie schön, dass das so schnell geklappt hat, auch wenn die Bretter wohl nicht sehr lange halten werden, da das Sperrholz leider nicht sehr hochwertig oder gar wasserfest scheint. Übrigens wird hier locker flockig in Badelatschen gearbeitet. Die Damen und Herren der Berufsgenossenschaft würden bei einem Besuch dieser Werkstatt sicher die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Eine weitere, weitaus kompliziertere Reparatur steht ins Haus: Unsere Homepage sieht seit ein paar Tagen ganz merkwürdig aus. Es sind verschiedene Module der Seite beschädigt und müssen repariert werden. Hierfür brauchen wir eine stabile Internetverbindung, und die haben wir hier mal wieder nicht. Die Marina bietet kostenloses WiFi an, es wurde aber gleich dazu gesagt, dass die Verbindung mal klappt und mal eben auch nicht.

Ganz unverhofft klingt dieser Tag sehr schön aus. In einem der Restaurants hier in der Marina gibt es heute Livemusik. Die Band ist richtig gut und der Sänger ist wirklich der Hammer!

 

Beim Tischler:

Montag, 02.03.2015

 

"Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät?" So in etwa sind unsere Gedanken, wenn wir auf den Kalender gucken. Wir haben Halbzeit in der Karibik. Es bleiben noch etwa zwei Monate, bevor wir Anfang Mai zu unserer zweiten Atlantiküberquerung aufbrechen. Es wird also Zeit, dass wir uns überlegen, welche Inseln wir in der Karibik noch anlaufen wollen, von wo aus es im Mai losgehen soll und vor allem, wohin. Segeln wir zunächst nördlich zu den Bermudas und von dort zu den Azoren oder doch direkt? Fragen über Fragen, die wir uns stellen. Wir wälzen unsere schlauen Bücher und schauen in die Seekarten. Die grobe Planung steht, aber letztlich führt das Wetter die Regie.

Jetzt bleiben wir aber erstmal ein paar Tage auf Antigua. Jolly Harbour gefällt uns, von hier aus können wir auch Ausflüge ins Inselinnere unternehmen.

 

Ohne Planung geht es nicht:  

Sonntag, 01.03.2015

 

Wovor wir uns insgeheim ein wenig gefürchtet hatten, ist in der letzten Nacht passiert. Wir schlummerten friedlich in unseren Kojen, als uns um 2.20 Uhr knirschende Geräusche und Stöße unsanft weckten. Wie von Taranteln gestochen schossen wir an Deck und sahen die Bescherung. Der Anker eines Katamarans hatte offensichtlich nicht gehalten. Das Boot war auf Drift gegangen und an unserem Bug gelandet. Auf dem Katamaran hatte man davon allerdings nichts mitbekommen. Ingo musste laut rufen und klopfen, ehe der Skipper im Cockpit erschien. Das Gestell des Solarpaneels der Katamarans stieß gegen unseren Bugkorb. Wir versuchten, das fremde Boot von unserem Bug abzudrücken und waren froh, als der Skipper endlich den Motor gestartet hatte und sich einen anderen Ankerplatz suchte.

Auf ein "Sorry" oder "Pardon" oder sogar ein "Ich melde mich später wegen eines eventuellen Schadens bei Ihnen." warteten wir vergebens. Heute Morgen haben wir uns unseren Bugkorb angesehen. Er ist leicht verschrammt, das Holzbrett im Bugkorb hat ein paar eingedrückte Stellen. Zum Glück nichts Dramatisches. Wir haben dann gesehen, dass der Skipper des Katamarans mit seinem Schlauchboot Kurs auf uns genommen hat. Offensichtlich hat er von weitem geguckt, ob ein Schaden zu erkennen ist, dann drehte er ab und fuhr Richtung Stadt davon. Sehr enttäuschend, dass er nicht mit uns gesprochen hat. Außerdem konnte er aus der Entfernung gar nicht beurteilen, ob ein Schaden entstanden ist. Er ist dann noch mehrmals mit seinem Schlauchboot hin und her gefahren, während wir im Cockpit waren. Angesprochen hat er uns nicht. Als wir später Anker auf gegangen sind, um die Bucht zu verlassen, sind wir zu seinem Boot gefahren. Wir haben ihm klargemacht, dass ein kleiner Schaden entstanden sind, dass wir es aber viel schlimmer finden, dass er sich nicht bei uns gemeldet hat. Ich glaube, die Situation war dem Skipper aus Montreal schon unangenehm. Er hat sich damit herausgeredet, dass er meinte, er hätte uns nicht stören wollen, wir hätten wohl lange geschlafen. Na, eine bessere Ausrede fiel ihm wohl gerade nicht ein.

Genau genommen müsste er uns sogar noch sehr dankbar sein. Wenn die Amazone seine Abdrift nicht gestoppt hätte, wäre er ins flache Wasser und auf die hinter uns liegenden großen Steine getrieben. Es ist zum Glück kein großer Schaden entstanden. Dass ein Anker nicht hält, kann vorkommen. Aber das Verhalten nach dem Vorfall ist schon sehr merkwürdig, gelinde ausgedrückt. Mich ärgert das. Doch, wie heißt es so schön: "Sich zu ärgern bedeutet, sich für die Sünden der Anderen zu bestrafen." - und das will ich nun ganz bestimmt nicht.

Wir sind gegen 12 Uhr in English Harbour aufgebrochen und an Antiguas Westküste unter Genua 12 Seemeilen bis Jolly Harbour gesegelt. Gegen 14.30 Uhr fiel unser Anker auf türkisblauem Wasser, es schimmert gerade so, als würden wir in einem riesigen Pool liegen. Phantastisch!

 

Da ankerte er wieder vor unserem Bug - der Katamaran:

 

Ankerbucht bei Jolly Harbour (Antigua):

Sonnabend, 28.02.2015

 

Ingo hat sich gestern um unsere Einklarierung gekümmert und einen kleinen Bummel durch English Harbour gemacht. Außerdem hat er in einem Restaurant unseren Blogbeitrag vom Donnerstag ins Netz gestellt. Leider ließen sich die Fotos nicht hochladen. Wir werden sie aber sobald es geht nachliefern. Ich war derweil ausnahmsweise mal allein an Bord. Der gestrige Tag ist mir irgendwie abhanden gekommen. Ich hatte ein kleines Formtief und habe den Tag mehr oder weniger verschlafen.

Heute bin ich wieder gut in Form, und so fahren wir gemeinsam an Land. Mit unserem kleinen Schlauchboot fahren wir an den großen Superyachten vorbei, die hier in der Marina vertäut sind. Schon beeindruckend, so viele Megayachten Bordwand an Bordwand liegen zu sehen. Sie werden gehegt und gepflegt und auf Hochglanz poliert. Es sind teils moderne Motoryachten, die wie kleine Kreuzfahrtschiffe anmuten oder auch sehr elegante, topgepflegte Segelyachten aus längst vergangenen Zeiten und aus aller Herren Länder.

English Harbour wurde in der Zeit von 1725 bis 1746 angelegt. Von hier aus starteten die britischen Admiräle Nelson, Rodney, Hood und Lewis mit ihrer Flotte zu ihren siegreichen Seeschlachten. In Nelson's Dockyard prägen mächtige Wehranlagen und imposante Kolonialbauten die georgianischen Docks aus dem 18. Jahrhundert. Die historische Schiffswerft mit den mächtigen Steinsäulen, die zu einem Bootshaus gehörten, mit Lagerhäusern und Werkstätten wurden 1889 geschlossen, doch im 20. Jahrhundert originalgetreu rekonstruiert. In einem 1855 errichteten Offiziersquartier in Hafennähe ist das Dockyard Museum untergebracht. Hier wird die Geschichte der Dockyards und der Schifffahrt anhand von Schiffsmodellen, alten Seekarten, Flaggen und nautischen Instrumenten anschaulich erklärt. In einem weiteren Gebäude von 1788 ist ein Hotel und Restaurant untergebracht.

Eine kleine Pause bei einem kühlem Getränk legen wir im "Rusty Pelican" ein, einer Seglerkneipe mit Blick auf die Antigua Yacht Club Marina. Auch hier liegen viele Megayachten. Im "Rusty Pelican" hängen unzählige Vereinsstander von der Decke, aber es wäre noch Platz für einen OSV- Stander. Wir sprechen den jungen und netten Chef des Hauses an, und er ist gerne bereit, den mitgebrachten Stander aufzuhängen.

Wieder zurück an Bord, gehen wir schwimmen und schnorcheln. Am Abend sind wir mit den drei "Cellisten" verabredet, die mit ihrem Boot ganz in der Nähe in Falmouth liegen. Es wird ein schöner Abend. Zum Abschied nehmen wir uns in die Arme, denn unsere Wege trennen sich schon wieder. Aber wir hoffen alle auf ein Wiedersehen, irgendwann, irgendwo in der Karibik.

 

An dieser Yacht besteht noch erheblicher Sanierungsbedarf. Eine Pause muss trotzdem mal sein:

 

 

Megayachten, wohin man sieht:

 

Diese Säulen gehörten zum ehemaligen Bootshaus der Nelson's Dockyards:

 

Ein schöner Platz für ein Nickerchen:

 

Im "Rusty Pelican" hängt jetzt auch ein OSV-Stander: