Donnerstag, 30.04.2015

"Wohin uns das Schicksal treibt"

Die Wind- und Wettervorhersage erscheint uns passend für den 870 Seemeilen langen Törn zu den Bermudas. Im ersten Drittel werden wir wohl südliche Winde haben, im zweiten Drittel östliche Winde und im letzten Drittel wird es spannend - soweit reicht unsere Wettervorhersage jetzt noch nicht. Wir werden etwa sieben Tage unterwegs sein und auf See die Wettervorhersagen wieder per Satellitentelefon empfangen.

Nun ist es also soweit - wir verlassen die Karibik und richten Amazones Bug gen Norden. Damit treten wir definitiv den langen Heimweg an. Eine große Herausforderung liegt vor uns, das Abenteuer geht in die nächste Runde.

Wenn es das Wetter zulässt, werden wir wieder "Berichte von hoher See" schreiben, die Henning für uns ins Netz stellt. Nun noch einiges Wissenswertes über unser Ziel:

Die Bermudas sind eine Inselgruppe im Atlantik und britisches Überseegebiet, es wird englisch gesprochen, links gefahren und mit Bermuda-Dollar bezahlt. Der Wahlspruch, der in Latein die Nationalflagge ziert lautet: "Quo Fata Ferunt" - auf  Deutsch "Wohin uns das Schicksal treibt".

Die Inselgruppe besteht aus 360 Koralleninseln, wovon nur etwa 20 bewohnt sind. Die mit Abstand größte Insel ist mit 39,3 Quadratkilometern Grand Bermuda. Die höchste Erhebung des Landes ist der Town Hill mit sagenhaften 79 Metern. Die Inseln sind von Korallenriffen umgeben. Es sind die nördlichsten tropischen Korallenriffe der Erde. Der kürzeste Luftlinienabstand zum amerikanischen Festland (North Carolina) beträgt 1.067 Kilometer. Die Sommersaison geht von April bis November. Die Tagestemperaturen liegen im Jahresmittel bei 20° Celsius (15° im Winter, 30° im Sommer).

Das berüchtigte Bermudadreieck lassen wir übrigens links liegen - es bleibt bei unserem Kurs an Backbord. Bei Wikipedia findet sich dazu folgendes:

"Das Bermudadreieck, auch Teufelsdreieck genannt, ist die Bezeichnung eines Seegebietes, das sich im westlichen Atlantik nördlich der Karibik befindet. Durch mehrere tatsächliche oder vermeintlich mit der Gegend zusammenhängende Schiffs- und Flugzeugkatastrophen erhielt das Bermudadreieck den Ruf, dort spielten sich gehäuft entsprechende Unglücke ab oder dort "verschwänden" gar Schiffe und/oder Flugzeuge. Dabei wurden zum Teil Unglücke gezählt, die sich im Bermudadreieck abgespielt hatten, zum Teil aber auch Vorgänge, die nur in der Nähe stattfanden oder bei denen Schiffe das Dreieck nur zuvor befahren hatten.

Tatsächlich ist die Zahl der Katastrophen, die sich im Bermudadreieck abgespielt haben, nicht auffällig hoch. Zudem sollen viele der angeblich mysteriös verschwundenen Schiffe Experten zufolge vermutlich einfach im Sturm gesunken sein."

Okay, wohlan denn! Nur kein Moos ansetzen!

 Mittwoch, 29.04.2015

 

Am Dienstag liefen unsere Reisevorbereitungen auf Hochtouren. Zunächst hatten wir überlegt, hierzu in die Marina Fort Louis zu verholen, was manches erleichtern würde. Allerdings müssten wir dann aufs Schwimmen verzichten, und das wollen wir nicht. So ist Ingo mit unserem lieben Wassertaxi und Lastenesel - der kleinen Gummiwurst - zur Dieseltankstelle gefahren, um die Kanister wieder aufzufüllen. Immerhin liegt unsere letzte Tank- und Großeinkaufaktion schon wieder drei Wochen zurück.

Einen Wäscheservice, Wasser und Internet gibt es bei Shrimpy. Dahinter verbirgt sich der hiesige Trans Ocean Stützpunktleiter Michael Glatz. Wir haben ihn ja schon bei unserem ersten Aufenthalt hier in St. Martin kennengelernt. Er moderiert ja auch die morgendliche Funkrunde auf UKW-Kanal 10 und betreibt einen Handel mit gebrauchten Yachtausrüstungsgegenständen. Sein Haus steht direkt an der Zufahrt in die Lagune und ist hier so etwas wie ein Dreh- und Angelpunkt in der Seglergemeinde.

Bei Shrimpy lassen wir also unsere Wäsche waschen, Ingo füllt hier unsere Wasserkanister auf, wir nutzen die gute Internetverbindung, um die Wind- und Wettervorhersage zu bekommen, und außerdem können wir hier gut mit dem Dinghy anlegen, um die Einkäufe aus dem Supermarkt an Bord zu bringen. Als alles erledigt ist, sind wir ziemlich kaputt, aber froh, alles geschafft zu haben und wieder startklar zu sein. Endlich kommen wir auch dazu, schwimmen zu gehen. Hier in dem etwa 25° warmen Wasser nutzt Ingo die Gelegenheit und wechselt die Ringanode aus, die sich an der Welle des Propellers befindet. Er hatte sie zuletzt in den Rias in Spanien erneuert, was uns wie in einem anderen Leben erscheint, aber erst etwa acht Monate zurückliegt.

Dieser äußerst geschäftige Tag findet dann einen sehr schönen Abschluss, weil wir mit Robert und Raymund von der "Cello" verabredet sind. In einem netten Lokal in Marigot gibt es ein leckeres Abendessen, wir reden und lachen viel und freuen uns, dass es noch einmal mit einem Treffen geklappt hat. Die "Cello" wartet hier in St. Martin auf einen Käufer, die Jungs fliegen bald nach Hause.

Heute am Mittwoch sind wir dann mit dem Dinghy den langen Weg durch die Lagune gefahren, um bei verschiedenen Yachtausrüstern ein neues Paddel für unser Schlauchboot zu kaufen. Eines der Paddel  hat sich auf Anguilla am Dinghy Dock unter dem Steg verklemmt und das Aluminiumrohr ist dabei gebrochen. Wir werden zwar nicht fündig, verbinden unseren Ausflug aber mit einem kurzen Besuch auf der "Cello". Robert und Raymund haben noch ein paar Dinge, die sie uns gerne schenken würden, da sie sie nicht mit nach Deutschland nehmen wollen.

Alsbald treten wir die Rückfahrt an und schauen bei Shrimpy vorbei, um die Wind- und Wettervorhersage auf unseren Rechner zu bekommen. Sieht gar nicht mehr ganz so schlecht aus, wir entschließen uns aber, noch abzuwarten und die Entwicklung weiter zu beobachten.

Shrimpy ist unser Schlauchboot aufgefallen. "So ein kleines Dinghy habe ich noch nie gesehen!" hat er gesagt und dabei gelacht. Ja, die kleine Gummiwurst erregt Aufsehen!

 

Die Franzosen sind Gourmets. Schweineschnauzen scheinen auch auf dem Speisezettel zu stehen:

 

Die angefressene Ringanode:

Montag, 27.04.2015

 

Wir haben uns also gestern Abend aufgemacht, um uns ein kleines Stückchen Anguilla anzuschauen. Road Bay ist in unserem Revierführer als einer der schönsten Ankerplätze der nördlichen Kleinen Antillen beschrieben. Wenn dem so wäre, wie hässlich dann erst die anderen sein müssten! Gewiss, dies ist unsere ganz persönliche Meinung, nicht objektiv und noch unter dem Eindruck der British Virgin Islands gebildet. Kurzum, uns gefällt es hier nicht sonderlich gut. Die verschiedenen Wracks, die hier verstreut über die Bucht am Strand liegen, lassen die Stimmung nicht steigen.

Anguilla hat die restriktivsten Regeln für Ankerlieger in der gesamten östlichen Karibik. Es gibt nur zwei Buchten, in denen vor Anker liegend übernachtet werden darf, Road Bay und Crocus Bay. Alle anderen Buchten dürfen nur am Tage besucht werden. Für alle Ankerplätze außer Road Bay benötigt man eine Erlaubnis, die man bei der Einklarierung bekommen kann. Diese Erlaubnis würde für die Amazone für eine Woche 600 Eastcaribbean Dollar (etwa 200 Euro) kosten. Mit dieser Erlaubnis dürften wir in vielen Buchten, die zum Naturschutzgebiet, dem Marine Park, gehören von 6 bis 19 Uhr ankern. Weitere 15 US Dollar werden dann täglich fällig.

Wir beschließen, schnell nach St. Martin weiter zu segeln. Doch zunächst fahren wir an Land, unternehmen noch einen Spaziergang und klarieren bei den sehr adretten und freundlichen Damen von Customs und Immigration aus.  Das hat nichts gekostet. Gegen 10.30 Uhr gehen wir Anker auf und mit Großsegel und Motorunterstützung machen wir uns auf den Weg nach St. Martin. Ausgerechnet heute weht der Wind mit 5 Windstärken aus südlicher Richtung - kommt also fast direkt von vorn. Nach 14 Seemeilen erreichen wir gegen 13.30 Uhr die Marigot Bay in St. Martin.

Die Bucht ist wesentlich voller, als bei unserer Abreise vor fast fünf Wochen. Die "Zugvögel" sammeln sich - von hier aus starten viele Yachten ihren Rückweg nach Europa. So treffen wir auch Dagmar und Frank von der "Highflight" wieder. Es kommt ja nicht häufig vor, dass wir eine Insel oder eine Bucht zweimal anlaufen, mal abgesehen von der schönen Tingelei im Gorda Sound. So ist es für uns ein schönes, fast möchte ich sagen, vertrautes Gefühl, nach St. Martin zurück zu kommen. Wir wissen "wie hier der Hase läuft" und können gleich einiges erledigen. Einklarieren (das vereinfachte Verfahren am PC, weil wir ja in Frankreich sind) und bei Shrimpy die Wäsche waschen lassen, außerdem ein paar frische Lebensmittel im Supermarkt kaufen, Benzin für den Außenborder tanken - diese Punkte können wir schon mal von der Liste streichen.

Heute stellen wir dann mal wieder fest, dass es "die Karibik" nicht gibt. Anguilla und St. Martin liegen nur wenige Meilen Luftlinie voneinander entfernt und doch sind es zwei Welten.

Die Wind- und Wettervorhersage haben wir natürlich auch bekommen. Die Wetterlage beruhigt sich, aber es kann nicht schaden, mit dem Start noch etwas zu warten. Am kommenden Freitag zieht wieder ein Tiefdruckgebiet mit bis zu elf (!) Windstärken in den Böen bei den Bermudas durch.

Ingo hat dann noch den Anker abgetaucht, der sich im 3,5 m tiefen Wasser sehr gut in den Korallensand eingegraben hat. Dabei hat er sogar etwas gefunden: halb im Sand verborgen lag ein schneeweißer tiefer Teller auf dem Grund. Den behalten wir - ein schönes Andenken!

 

Strand in der Road Bay auf Anguilla:

 

Eins der zahlreichen Wracks am Strand in der Road Bay:

 

So sehen die Autokennzeichen auf Anguilla aus:

 

Blick über die weitläufige Road Bay. Rechts im Bild ein Salzsee:

 

Wieder wird eine andere Gastlandflagge gesetzt. Es ist eine alte Bekannte - die Tricolore für St. Martin.

Sonntag, 26.04.2015

 

Wir waren schon mit unseren letzten Vorbereitungen für den Törn nach Anguilla beschäftigt, als die "Lubini" und dann auch die "Rote Grütze" im Gorda Sound eintrafen. Klaus kam noch für einen kurzen Austausch zu uns an Bord, und um 14 Uhr war es dann soweit - wir gingen Anker auf, winkten mal wieder den beiden Crews zum Abschied. Dann zuckelten wir durch das Mooringfeld, an der kleinen Insel Saba Rock vorbei, im flachen, betonnten Fahrwasser an Virgin Gordas Küste entlang und erreichten alsbald die offene See.

Wie vorhergesagt mit wenig Wind und Welle von vorn, fuhren wir mit Großsegel und Motorunterstützung unserem Ziel Anguilla entgegen. Die bergige Küste Virgin Gordas wurde immer kleiner und verschwand schließlich im Dunst. Wehmut stellte sich ein. Wir hatten eine sehr schöne Zeit in diesem extrem schönen Segelrevier.

Am späten Nachmittag war uns mal wieder das Anglerglück hold. Eine wunderschöne Dorade (Goldmakrele, Mahi Mahi) hat sich für unseren Köder entschieden und kraftvoll zugebissen. Es kostet Ingo einige Mühe das Tier an Bord zu bekommen. Bei der offiziellen Vermessung stellt sich heraus, dass der Fisch genau 100 Zentimeter lang ist. Mit inzwischen schon geübten Handgriffen und frisch geschärften Messern schneidet Ingo die Filets zurecht. Fisch satt für zwei Tage! So motorsegeln wir bei fast glatter See in den Sonnenuntergang. Aus dem Radio ertönt schöne Musik unseres neuen Lieblings-Senders "Tradewinds Radio" und wir lassen uns den super leckeren Fisch schmecken. Und da stellt es sich wieder einmal ein - dieses Gefühl, jetzt nirgendwo anders sein zu wollen, als gerade hier. Ein versöhnlicher Ausklang des etwas traurigen Tages.

Etwa zur gleichen Zeit feiert viele tausend Kilometer entfernt in Deutschland ein Segelverein das Ansegelfest, der Wassersportverein Woltmershausen (WVWo). Es gibt nicht nur ein besonders leckeres Buffet und die allgemeine Vorfreude auf die kommende Segelsaison, sondern auch die alljährliche "Ehrung langjähriger Mitglieder". Zumindest ein Mitglied kann die Silbernadel für 25jährige Mitgliedschaft nicht persönlich entgegennehmen, da es zurzeit das Hobby in vollen Zügen fern der Heimat genießt - ich! Glückwünsche haben mich trotzdem erreicht und zum Absegelfest wird mir die Nadel persönlich übergeben werden. Und wie es üblich ist, kreist dann auch die eine und andere Flasche mit Hochprozentigem. Versprochen!

Aber zurück zu den Geschehnissen an Bord der Amazone. Nach einer ruhigen Nacht, in der die Regenschauer so rücksichtsvoll waren, jeweils an Backbord und Steuerbord an uns vorbeiziehen, erreichten bei Sonnenaufgang kurz vor 6 Uhr nach knapp 80 Seemeilen die Ankerbucht Road Bay auf Anguilla. Nach einem kurzen Nickerchen gab es Frühstück, das Schlauchboot wurde klargemacht und Ingo fuhr zur Einklarierung an Land. Gekostet hat es nichts.

Gleich fahren wir gemeinsam an Land, vertreten uns ein bisschen die Beine und schauen wie uns der "Aal" gefällt.

 

Vorher:

 

 Nachher:

 

Sonnabend, 25.04.2015

 

Gleich nach dem Frühstück schippern wir hinüber nach Gun Creek und klarieren aus. Hat fünf Dollar gekostet. Der brummige Kollege der Immigration hat zwar gefragt, wann wir heute im Laufe des Tages die British Virgin Islands verlassen. In unsere Pässe hat er aber gar nicht geschaut. Wenn wir am 22.04. nicht ordnungsgemäß verlängert hätten, hätte er heute bestimmt in den Pass geguckt!

Wir tuckern zurück auf unseren alten Ankerplatz und bekommen noch einmal die aktuelle Wind- und Wettervorhersage. Auch in der nächsten Woche ziehen Tiefdruckgebiete mit über 40 Knoten Wind von der amerikanischen Ostküste unterhalb der Bermudas durch. Denen wollen wir lieber nicht begegnen und verfolgen nun unseren Plan B - wir gehen bald Anker auf und segeln nach Anguilla. Die Insel liegt nördlich von St. Martin, der Törn ist etwa 80 Seemeilen lang. Der stetige Ostwind ist nur in schwacher Stärke vorausgesagt, so dass sich Gegenwind und -wellen in Grenzen halten werden. Im Morgengrauen werden wir morgen dort eintreffen.

Anguilla kennen wir bisher noch nicht. Sicher auch kein schlechter Ort, um auf passendes Wetter für die großen Törns zu warten. In unserem Reiseführer lesen wir, dass Kolumbus das schlangenförmige, von weißen Sandstränden umsäumte Eiland Ende des 15. Jahrhunderts entdeckte und es Anguilla nannte, was auf Spanisch "Aal" heißt. Der "Aal" ist 89 Quadratkilometer groß, hat 7.000 Einwohner und ist britisches Territorium mit innerer Selbstverwaltung.

Diese innere Selbstverwaltung mussten sich die Einwohner allerdings 1967 erkämpfen. Damals verfügte London die Zusammenlegung der Inseln St. Kitts und Nevis mit Anguilla. Das führte zu einem Volksaufstand, weil sich Anguillas Bewohnerinnen und Bewohner benachteiligt fühlten und einen eigenen Inselstaat bilden wollten. Es kam sogar zum Krieg und Großbritannien schickte seine Elitetruppe "The Red Devils", um aller Welt zu zeigen, wer Herr im Empire ist. Nach dieser Krise erhielt Anguilla Autonomie in inneren Belangen und bekam eine bessere Infrastruktur.

Der Behörde auf den Bermudas haben wir per Mail unsere Planänderung mitgeteilt. Nicht, dass wir noch zu den im Bermudadreieck verschollenen Booten gezählt werden...

Unser schöner Ankerplatz wird hier übrigens nicht "kalt" - soeben traf die "Lubini" ein. Ein leider kurzes, aber schönes Wiedersehen mit Petra und Klaus. Sie haben ein paar Tage später als wir einklariert und haben entsprechend noch ein paar Tage Zeit, die Schönheit der BVI's zu genießen.

 

Bei Sonnenuntergang in Bitter End: 

Freitag, 24.04.2015

Hier im Gorda Sound ankern wir genau gegenüber der Luxus-Marina YCCS - Yachtclub Costa Smeralda. Man ist hier auf Superyachten bis 100 Meter Länge und 9 Meter Tiefgang eingestellt, aber nur ganze zwei Schiffe liegen hier in der Marina. Es gibt natürlich auch ein schönes Restaurant mit tollem Ausblick über den Sound. Das wollen wir uns doch heute mal ansehen und putzen uns extra ein bisschen heraus. Mit dem Schlauchboot legen wir im Biras Creek Resort an, und nach einem kurzen Spaziergang erreichen wir die wunderschöne Anlage des YCCS. Mit der kleinen Gummiwurst direkt dort anzulegen erschien uns doch etwas verwegen.

Das Ambiete ist traumhaft. Wir nehmen in den großen weich gepolsterten Sesseln auf der piekfeinen Veranda Platz. Mit dem Mitarbeiter kommen wir sogleich ins Gespräch und er ist sichtlich beeindruckt, dass wir aus Deutschland bis hierher gesegelt sind. In der großen, hochglanzpolierten Mahagoni-Bar auf der Veranda bereitet er unsere Getränke zu. Wir genießen die Aussicht und nutzen die gute Internetverbindung, um die Wind- und Wettervorhersage herunterzuladen. Leider ist keine Besserung in Sicht, Geduld ist weiter gefragt.  Für zwei Tonic-Water zahlen wir rund 12 Dollar. Schicki und Micki haben wir nicht getroffen - wir waren die einzigen Gäste.

Um uns noch ein bisschen die Beine zu vertreten, besuchen wir nochmal das Biras Creek Resort. Auch diese schöne und gepflegte Anlage scheint nur sehr wenig frequentiert zu sein. Außer den Angestellten begegnen wir kaum anderen Menschen.

Am Nachmittag schwimmen wir unsere täglichen Runden um die Amazone und fahren anschließend wieder an Land, zum dritten Resorts des Tages, nach Bitter End. Auch diese Anlage scheint nicht annähernd ausgelastet zu sein, aber sie ist weitaus belebter als die in Biras Creek.

 

Yacht Club Costa Smeralda - gediegene Eleganz:

 

Biras Creek Resort - wer einen Drink bestellen möchte, hisst einfach die kleine Flagge mit dem Glas darauf:

 

Diesen Leguan haben wir im Biras Creek Resorts gesehen:

Donnerstag, 23.04.2015

 

Am Vormittag geht es von der Pond Bay, in der wir eine ruhige Nacht verbracht haben, zurück in den Gorda Sound. Die Wind- und Wettervorhersage ist ziemlich gruselig. Direkt über die Bermudas zieht ein Sturmtief nach dem anderen durch. Sogar etliche Meilen südlich, was doch eher ungewöhnlich ist. Für Sonntag ist mit 50 Knoten Wind in den Böen zu rechnen, das sind 10 Beaufort. Wir sind froh, noch nicht auf den Bermudas zu sein. Ein stabiles Azorenhoch, was die Tiefdruckgebiete daran hindern könnte, sehr weit südlich zu ziehen, ist zurzeit auch nicht in Sicht.

Also heißt es weiter warten und Geduld haben, bis sich das Wettergeschehen beruhigt hat. Am Sonnabend werden wir ausklarieren, weil ja sonst die 201 + 20 Dollar Gebühren fällig werden. Am Sonntag entscheiden wir, ob die Vorhersagen einen Start zu den Bermudas zulassen oder ob wir zurück  nach Saint Martin segeln und dann bei einer Wetterbesserung von dort starten.

Wir verbringen den Tag mit Schwimmen und Lesen, am Nachmittag fahren wir an Land. Im schönen Bitter End Resort machen wir einen Spaziergang. Als wir anschließend zurück zum Dinghy-Dock kommen und in unser Schlauchboot steigen, spricht uns ein junger Amerikaner an. Er gehört zu einer kleinen Gruppe, die gerade in ihr - ziemlich großes - Schlauchboot steigt: "Oh, it's your Dinghy. It is very cute!" Er fand unser Schlauchboot "sehr niedlich". War auch mal fällig, dass auch die kleine Gummiwurst mal ein Kompliment bekommt.

 

So lässt es sich im Bitter End Resort speisen - ist aber leider nicht für uns gedeckt:

Mittwoch, 22.04.2015

 

Morgens um kurz nach elf Uhr bekommen wir immer die Mail mit der Wind- und Wettervorhersage von Wetterwelt. Waren die Vorhersagen in den letzten Tagen recht ungünstig, so war sie heute sogar schlecht. Wir müssen uns weiter in Geduld üben und abwarten. Aber es gibt wirklich Schlimmeres, als in diesem unglaublich schönen Wassersportrevier noch ein paar Tage zu bleiben.

Allerdings müssen wir uns heute mit den Behörden, speziell der Immigration, in Verbindung setzen. Wir haben hier vor vier Wochen am 25.03.15 einklariert. Das bedeutet, dass sich die Amazone bis zum 25.04. in den Hoheitsgewässern der British Virgin Islands aufhalten darf. In unseren Pässen ist aber leider wegen eines Versehens der 22.04. als letzter legaler Aufenthaltstag notiert. Wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn das Wetter mitgespielt hätte und wir heute los gesegelt wären. Wir brauchen also eine "Extension", was in diesem Fall nichts mit einer Haarverlängerung zu tun hat, sondern eine Verlängerung unserer Aufenthaltserlaubnis ist.

Der Haken an der Sache ist, dass Ingo und ich zwar eine Verlängerung bekommen können (Gebühr 10 US Dollar pro Person), aber die Amazone "temporary imported" - vorübergehend eingeführt - werden müsste. Und das kostet 201 US Dollar.

Ingo und ich haben also erst mal eine Verlängerung bis zum 25.04. beantragt und bekommen. Spätestens am 26.04. müssten wir die British Virgin Islands verlassen oder - siehe oben - 201 Dollar plus nochmal 20 Dollar für uns berappen. Eine "rechtzeitige" gute Wind- und Wettervorhersage für den Törn zu den Bermudas würde uns in diesem Zusammenhang wirklich freuen!

In Gun Creek, dem Ort gleich gegenüber von unserem Ankerplatz im Gorda Sound, kann zwar ein- und ausklariert werden - Verlängerungen können aber nur in Spanish Town bei der dortigen Ober-Immigration-Behörde bearbeitet werden. So sind wir heute auch noch zu einem kurzen, schönen Segeltörn gekommen. Nach dem wir in Spanish Town alles erledigt hatten, haben wir wieder die Pond Bay angelaufen und ankern hier. Ganz ohne Schwell und mit nur zwei weiteren Booten.

 

 

 

 

Dienstag, 21.04.2015

Die Amazone meldet sich mal wieder zu Wort:

Nachdem sich neulich die kleine Gummiwurst, diese Wichtigtuerin, hier ausgeheult hat, will ich auch mal wieder etwas von mir hören lassen. Als ich mich das letzte Mal zu Wort gemeldet habe, hatten wir gerade unsere erste Atlantiküberquerung hinter uns und waren glücklich auf Tobago in der Karibik angekommen. Um es mal so zu sagen - mir gefällt es hier! Ich hätte nie gedacht, dass es Wasser gibt, dass so eine wunderschöne Farbe hat. Türkis heißt sie und schimmert unglaublich schön. Es ist gerade so, als wenn ich in einem großen Swimmingpool schwimmen würde. Aber es ist Vorsicht geboten! So harmlos wie ein Schwimmbecken sind die schönen Buchten leider nicht. Hier wachsen nämlich ganz eigenartige, scharfkantige Hindernisse unter Wasser - Korallen. Sie sehen zwar toll aus, aber der Skipper hält mich immer schön fern von ihnen, sonst könnte es sehr böse enden für mich und für meine Leute natürlich auch. Auf jeden Fall ist das Wasser herrlich warm, viele bunte Fische und sogar Schildkröten habe ich schon gesehen.

Und manchmal, wenn wir irgendwo angekommen sind, kamen lustige junge Männer in bunt bemalten kleinen Booten angebraust und wollten uns irgendetwas verkaufen. Einmal, es war an einem Sonntag, bekamen wir auf diese Weise leckeres Brot geliefert.

Meistens liegen wir irgendwo ganz gemütlich vor Anker, manchmal auch in einer Marina. In manchen Buchten ist es ganz einsam, da ankern wir dann allein - sehr romantisch. Oft sind aber noch andere Boote in der Nähe. Kaum zu glauben, wie viele Boote mit zwei Rümpfen hier unterwegs sind. Sie sind weiß, sehr groß, viele blasse Menschen sind darauf und sie haben es immer eilig. Voll Speed durchs Ankerfeld und am nächsten Morgen in aller Frühe weiter. Wir lassen es da ein wenig ruhiger angehen. Aber neulich war ganz schön etwas los an Bord und das mitten in der Nacht. Bei einem anderen Boot hatte der Anker nicht gehalten, so dass es zu mir getrieben wurde und an meinem Bugkorb gekratzt hat. Ich habe es kommen sehen, und als es dann gescheppert hat, waren meine Leute auch schon an Deck und haben sich gekümmert. Das ist zum Glück aber erst einmal passiert. Reicht aber auch. Unser Anker hat uns bisher keinen Kummer gemacht. Im Gegenteil, er macht seine Sache richtig gut.

Wisst ihr was? Ich bin ein "Nice boat!". Ich weiß zwar nicht so genau, was das heißt, aber es muss etwas Schönes sein. Meine Leute strahlen jedes Mal übers ganze Gesicht, wenn es jemand zu mir sagt.  

Meinetwegen könnte es ewig so weitergehen. Aber es ist wieder etwas im Busch! Ich bin nämlich voll - randvoll - mit Lebensmitteln, Wasser und Diesel. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist das schöne, faule Leben unter Palmen bald vorbei. Ein langer Törn steht wieder an und ich freu mich schon drauf! Wird mal wieder Zeit, sich ein bisschen länger zu bewegen. Ich glaube, wir segeln nach Hause. Na ja, nach Hause ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Bis wir zu Hause sind, dauert es noch, aber Meile für Meile kommen wir Bremerhaven näher. Mal sehen, was wir auf unserer Tour noch alles erleben - ich bleibe dran und melde mich wieder!

 

Und so könnt ihr euch das vorstellen - ich ganz allein zwischen all den Korallen in dem türkisen Wasser:

Montag, 20.04.2015

Hier im Gorda Sound ankern wir tatsächlich so geschützt, dass die Amazone ebenso ruhig im Wasser liegt, wie an einem Steg in einer Marina. Das Wettkrähen irgendwelcher Hähne ist auch nicht zu hören, so dass wir eine sehr ruhige Nacht verbracht haben. Der heutige Vormittag geht mit Arbeiten am PC schnell herum. Anschließend fahren wir mit der kleinen Gummiwurst hinüber nach Gun Creek. Dort befindet sich das Büro des Customs, wo Ingo vor knapp vier Wochen einklariert hat und wir in ein paar Tagen ausklarieren. Es wird das letzte Ausklarieren in der Karibik sein.

In Gun Creek gibt es nicht nur das Customs Büro, sondern auch den nächst gelegenen Supermarkt. Obst und Gemüse gehen zur Neige - wir müssen mal wieder einkaufen. Ein schönes Resort, Strand oder Restaurants gibt es hier nicht. Ein Fähranleger, ein Taxistand, Customs-Office, Supermarkt - das war es dann schon.

Zurück an Bord verstauen wir die Einkäufe und gehen erst mal schwimmen. So erfrischt schmecken die Pfannkuchen, die heute auf dem Speiseplan stehen, besonders lecker.

 

Gun Creek - im blauen Gebäude sind Hafenbehörde, Customs und Immigration untergebracht:

Sonntag, 19.04.2015

Am späten Abend kam dann gestern der angekündigte Nord-Ost-Schwell in die bis dahin sehr ruhige Pond Bay. Das vorgelagerte Riff hat die Wellen zwar gebrochen, trotzdem sind wir doch sehr durchgeschaukelt worden. Und so haben wir die Bucht heute schon kurz nach 9 Uhr am Morgen verlassen. Unser Ziel ist der knapp acht Seemeilen entfernte Gorda Sound von Virgin Gorda. Dort waren wir ja schon ganz zu Beginn unserer Zeit auf den British Virgin Islands. Es hat uns dort gut gefallen, es gibt noch einiges Neues zu entdecken, und außerdem könnten wir hier in Gun Creek ausklarieren, wenn wir zu den Bermudas aufbrechen.

Fast am Ende des Gorda Sounds finden wir einen ruhigen Ankerplatz. Wir machen das Schlauchboot klar und unternehmen einen Ausflug an Land. Im Biras Creek Resort können wir mit dem Dinghy anlegen und uns das Resort ansehen. Nur eine schmale Landzunge trennt hier den Sound von der offenen See, dem Atlantik. Eine schöne Anlage mit kleiner Marina, Hotelsuiten, Restaurant, Pool und einer schönen Badebucht auf der Atlantikseite. Auf unserem Spaziergang durch die Anlage kommen wir an einem Salzsee vorbei, in dem ein einzelner Flamingo auf seinen dünnen Beinchen durch das Wasser stakst. Zu unserem Erstaunen gibt es hier sogar eine Pferdekoppel. Fünf Pferde haben hier eine neue Heimat gefunden. Aus einer Broschüre entnehmen wir, dass sie 2009 aus Puerto Rico hier hergebracht wurden. Drei von ihnen sind ehemalige Rennpferde.

Von Biras Creek ist es nur ein Katenzsprung zur mondänen Anlage des Yacht Club Costa Smeralda. 2011 ist die Anlage erst fertiggestellt worden. Hier ist Platz für Superyachten bis zu einer Länge von 100 Metern und einem Tiefgang von neun Metern. Alles sehr chic hier, aber für die Amazone einige Nummern zu groß.

 

Superyacht mit Helikopter an Bord - hier fast schon normal:

 

Ein einzelner (einsamer?) Flamingo im Salzsee des Biras Creek Resorts:

 

 

Badebucht des Biras Creek Resorts - man ist hier unter sich: 

Sonnabend, 18.04.2015

Seit fast vier Monaten ziehen wir hier schon von Insel zu Insel und haben den karibischen Lebensstil kennen gelernt. Wir begeistern uns immer noch für Sonne, Palmen, weißen Strand und türkisfarbenes Wasser. Nicht zu vergessen die charmanten Fahrten mit den Maxi-Taxis, Regenwälder, Wasserfälle, Rum-Destillerien, Botanische Gärten, Schwertfisch-Angeln und mit Schildkröten schwimmen. Die freundlichen, offenen und hilfsbereiten Menschen, die wir hier getroffen haben, bleiben uns in guter Erinnerung.  Viele Seglerinnen und Segler, die wir zum Teil schon zu Beginn unserer Reise in Spanien kennen gelernt haben, treffen wir seit dem immer wieder. Jeder segelt seinen ganz eigenen Kurs, doch man trifft sich wieder, wenn der Zufall es so will. Und so verbinden wir für uns besondere Orte mit den Menschen, die uns dort begegnet sind und mit der schönen Zeit, die wir dort zusammen verbracht haben.

Klingt alles schon sehr nach Abschied. Wir stecken auch emotional mittendrin, und möchten am liebsten jeden Augenblick festhalten, die Tage sollten nie zu Ende gehen. Diese wunderbaren Tage in diesem phantastischen Wassersportrevier.

Nach dem wir heute von unserem Spaziergang wieder zurück an Bord waren, sind wir schnorcheln gegangen. Heute habe ich sie endlich auch einmal gesehen - zwei Rochen. Majestätisch glitten sie über den Meeresboden, Seite an Seite.

Wenn wir demnächst zu den Bermudas aufbrechen, nehmen wir unvorstellbar viele Eindrücke und bleibende Erinnerungen aus der Karibik mit. Neue Eindrücke stehen auf den Bermudas schon für uns parat - wir freuen uns darauf!

 

Das Motto unserer Reise:

 

Blick über die Pond Bay - die Amazone ist gerade noch zu erkennen:

 

Hinter unserem Heck geht die Sonne unter - wieder geht ein schöner Tag zu Ende:

 

 

Freitag, 17.04.2015

In der Ankerbucht vor Spanish Town hatten wir leider keine Internetverbindung. Ohne Internet keine Wettervorhersage von Wetterwelt und keinen Blogbeitrag. Wir haben keine Zeitung und keinen Fernseher, da vermissen wir das Internet ganz besonders. Na, zumindest haben wir seit einiger Zeit einen prima Radiosender "Tradewinds Radio". Mehrmals am Tag bekommen wir zumindest die Wind- und Wettervorhersage für das hiesige Gebiet. Sie endet stets mit dem Spruch des Moderators "Remember - what ever you do, where ever you stay depends on the weather!" Auf deutsch heißt das soviel wie "Denk dran - was Du tust und wo Du bist, hängt vom Wetter ab!"

Der Mann hat ja so recht: Bevor die angekündigten Regenschauer kommen, wollen wir noch einen Ausflug an Land machen und Spanish Town eine zweite Chance geben. Leider kommt der Ort auch bei unserem zweiten Besuch nicht besser weg. Außer ein paar sehr schönen Restaurants am Strand gibt es hier nichts Nettes. Auch die Marina "Virgin Gorda Yacht Harbour" wirkt etwas in die Jahre gekommen und könnte dringend eine allgemeine Auffrischung vertragen.

Wir sind pünktlich vor den Regenschauern zurück an Bord. Heute haben uns auch keine Wellen einer Fähre erwischt - alles gutgegangen. Gegen 15 Uhr klart es schon wieder auf. Wir verlassen die Bucht, um die sagenhafte Strecke von 2,47 Seemeilen zurückzulegen und in der nächsten Bucht zu ankern. Es ist die Pond Bay, in der wir vor einiger Zeit schon einmal übernachtet haben. Wegen des vorgelagerten Riffs ist die Einfahrt nicht ganz einfach und für die meisten Charterboote nicht erlaubt. Wir ankern hier mit nur einer anderen Yacht auf fünf Meter tiefem Wasser. Ingo taucht den Anker ab und stellt wieder mal fest, dass er sich sehr gut in den weißen Korallensand eingegraben hat.

Wie schon bei unserem ersten Besuch, haben wir hier sogar eine Internetverbindung. Diese nutzen wir, um die Wettervorhersage herunterzuladen und E-Mails zu schreiben. Eine E-Mail geht an die Hafenbehörde der Bermudas, dem Bermuda Maritime Operations Centre (www.rccbermuda.bm/of_visitingyacht.aspx). Die Behörde hat drei Funktionen: sie ist die Seenotleitstelle für die Koordination von Rettungsmaßnahmen; sie koordiniert den Schiffsverkehr und drittens fungiert sie als Küstenfunkstation. Wir füllen den Fragebogen wie gewünscht aus und mailen ihn dorthin. Der Einklarierungsprozess sollte damit verkürzt werden, da die wichtigsten Fragen bereits beantwortet sind. Außerdem wird von der Behörde darum gebeten, dass sich Yachten, die die Bermudas anlaufen wollen, 30 Seemeilen vor Ankunft über UKW-Funk anmelden.

In Spanish Town - schöne Aussicht vom Restaurant "Coco Maya":

 

 

Donnerstag, 16.04.2015

 

Ganz ohne Hahnengeschrei werden wir wach und stellen fest, dass eine Nacht in einer geschützten Ankerbucht sehr viel ruhiger sein kann, als in einer Marina. Nach dem Motto "Ein anderer Tag, eine andere Bucht" gehen wir gegen Mittag Anker auf. Unser Ziel ist Spanish Town auf Virgin Gorda. Es geht also Richtung Osten, und aus der Richtung kommt auch der Wind. Unter Großsegel und Motor schummeln wir uns hoch am Wind an Tortolas Küste entlang und queren den Sir-Francis-Drake-Channel. Nach etwa zwei Stunden haben wir die acht Meilen bis Spanish Town zurückgelegt.

In der Bucht sind Moorings ausgelegt, es ist aber auch genug Platz, um im vier bis fünf Meter tiefem Wasser zu ankern. Eine große Schildkröte streckt bei unserer Ankunft ihren Kopf aus dem Wasser, dreht eine Runde und taucht wieder ab. Der Ankergrund ist herrlich weißer Korallensand, alles schimmert türkis. Hier und da liegen Steine, aber das Wasser ist so klar, dass Ingo den Anker genau dort herunterlassen kann, wo der Anker sich gut in den Sand eingraben kann. Beim anschließenden Tauchen vergewissert Ingo sich, dass mit dem Anker alles in Ordnung ist.

Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Schlauchboot in die Marina und sehen uns Spanish Town an. Aber es gefällt uns genauso wenig wie zuvor schon Road Town auf Tortola. Beide Städte wirken merkwürdig unstrukturiert. Es gibt hier eine Wäscherei, und so können wir den Punkt "Große Wäsche" jetzt auch von der Liste streichen. Zum Schluss statten wir dem Supermarkt noch einen Besuch ab. Leider stellen wir fest, dass Obst und Gemüse hier sehr viel teurer sind, als auf Tortola. Eine Grapefruit kostet 2,35 US Dollar, eine Mango sogar 3,89. Allerdings entdecke ich im Regal erstmals seit langem wieder Knäckebrot. Mit 3,39 US Dollar auch nicht ganz billig, aber andernorts sollte es 8 bzw. 5 Euro kosten.

Wir machen uns mit der frisch gewaschenen und getrockneten Wäsche und unseren Einkäufen mit der kleinen Gummiwurst auf den Rückweg zur Amazone. Leider müssen wir dabei am Ferry Dock, dem Fähranleger, vorbeifahren. Und wie der Zufall es will, legt auch gerade eine Fähre ab. Unser Schlauchboot kämpft unerschrocken und tapfer mit den hohen und steilen Wellen. Leider verliert es den ungleichen Kampf. Wir tauchen tief ein, eine Wasserwand steht einen kurzen Moment vor uns und ergießt sich dann über uns und unsere Taschen. Wir hatten alles gut in Plastiktaschen verpackt, aber wir selbst sind doch ziemlich nass geworden. Die Haare kleben am Kopf und in den Schuhen steht das Wasser. So eine Fahrt mit dem Schlauchboot ist doch immer wieder erfrischend.

 

Andere Länder, andere Prioritäten, andere Straßenschilder:

Mittwoch, 15.04.2015

Mit der Karibik werde ich für alle Zeiten das Krähen der Hähne verbinden. Sie haben uns von Tobago, unserer ersten Karibikinsel, bis hier zu den British Virgin Islands die Treue gehalten. Oder sollte ich besser sagen, dass sie uns verfolgen? Ein Entrinnen scheint fast nicht möglich. Die Hähne, Hühner und süßen Küken sind allgegenwärtig - auf dem Dorf, am Strand, in quirligen Hauptstädten und sogar in den Marinas. Die Küken sind niedlich, für die Hühner freuen wir uns, dass sie nach Herzenslust picken und im Sand baden können. Aber die Hähne mit ihrem ewigen Krähen noch vor Sonnenaufgang nerven extrem! Meistens sind es gleich mehrere Gockel, die um die Wette zu krähen scheinen.

Heute Morgen haben uns also die Marina-Gockel geweckt und wieder ging es frisch ans Werk. Wir haben einen 20 minütigen Fußmarsch nach Road Town unternommen. Ein paar Erledigungen standen noch auf der Liste. In der Bucht ankerte heute die "Aidavita". Die Pier für die Kreuzfahrtschiffe wird umgebaut und die Passagiere werden mit Fähren und Barkassen an Land gebracht.

Zurück in der Marina füllen wir unsere Wasservorräte auf und rechnen im Büro das Liegegeld ab, weil wir heute weiterfahren wollen. Macht einschließlich Wasser 102,70 US Dollar für zwei Nächte. Die hilfsbereite Dame gibt uns noch einen Tipp, wo wir günstig Diesel tanken können und gibt uns auch eine Übersichtskarte, wo das Delta Fuel Dock eingezeichnet ist, mit. Es ist gleich gegenüber der Marina auf der anderen Seite der weitläufigen Bucht.

Dort tanken wir 64 Gallonen Diesel, was 242 Litern entspricht und bezahlen 262 US Dollar. Das entspricht einem Literpreis von 1,08 US Dollar. Damit haben wir jetzt 200 Liter Diesel in Kanistern und 120 Liter im Einbautank an Bord. Theoretisch könnten wir 800 Seemeilen unter Motor damit zurücklegen. Klingt unglaublich viel (findet unser Volvo wahrscheinlich auch...), tatsächlich wird für den direkten Kurs von hier aus zu den Azoren empfohlen, für 1.000 Seemeilen Kraftstoff an Bord zu haben. Wir nehmen nicht den direkten Kurs, sondern wollen über die Bermudas segeln und gehen davon aus, genügend Diesel gebunkert zu haben.

Wir werden den Westteil der Sargassosee durchqueren, und dort ist zumeist mit sehr wenig oder gar keinem Wind zu rechnen. Die Sargassosee ist ein Meer ohne Küsten, ein ruhendes Revier, um das sich das große Strömungssystem des Nordatlantiks windet. Starten werden wir, wenn der Nordostpassat demnächst auf Ost dreht. Während der Überfahrt kann er auf Südost drehen und am Ende - in Abhängigkeit von der Position des Azorenhochs - sogar ganz einschlafen. Dann kann es nötig werden, das restliche Stück zu den Bermudas zu motoren.

Nach der Tank-Aktion wollen wir in die nächstgelegene Bucht fahren, um zu baden und dort vor Anker die Nacht zu verbringen. Die etwa 4 Seemeilen entfernte Bucht vor der kleinen, in Privatbesitz befindlichen Insel Buck Island ist in unserem Revierführer beschrieben. Man ankere dort zumeist in begrenzter Gesellschaft, allerdings dürfe man die private Insel nicht betreten. Hört sich gut an, also los! Etwas irritiert sind wir aber, als wir aus der Ferne sehen, dass in dieser kleinen verschwiegenen Bucht schon fünf Katamarane und drei andere Boote vor Anker liegen. Beim Näherkommen stellen wir allerdings fest, dass es Katamarane einer Charterfirma sind, die hier "geparkt" sind - es ist niemand an Bord. Auch die anderen drei Boote sind unbemannt. So gesehen sind wir hier also doch in begrenzter Gesellschaft - nur Ingo und ich. Und die Amazone. Und die kleine Gummiwurst. Aber irgendetwas fehlt - ah, es gibt hier anscheinend kein Federvieh. Es herrscht himmlische Ruhe!

 

An unserer Backbordseite sehen wir links das Ostende Tortolas und rechts einen Zipfel von Buck Island:

Dienstag, 14.04.2015

Die Amazone liegt hier am Steg fast völlig reglos im Wasser, kein Schaukeln, kein Rollen. Trotzdem war die Nacht zunächst um 3.10 Uhr zu Ende. Die Kollegen der Security, die hier nach Einbruch der Dunkelheit Wache schieben hatten Schichtwechsel und tauschten lautstark direkt vor unserem Boot die neuesten Neuigkeiten aus. Nun gut. Sie passen auf uns auf, da werden sie sich doch auch mal etwas erzählen dürfen. Kurz nach 6 Uhr war die Nacht dann endgültig vorbei. Die Bewohnerin des Nachbarbootes, eine sehr freundliche und ebenso mitteilungsbedürftige ältere Dame, begrüßte die ersten Mitarbeiter der Charterfirma und schnackte eine Runde mit ihnen.

Wenn wir denn schon mal wach sind, können wir auch aufstehen und frisch ans Werk gehen. Es gibt noch  weitere Punkte auf unserer Liste, die noch erledigt sein wollen. Zunächst erkundigen wir uns, ob wir hier unsere Gasflasche befüllen lassen können. Leider klappt es nicht, da der passende Adapter nicht vorhanden ist. Dann besucht Ingo den Segelmacher, der hier in der Marina seine Werkstatt hat. Kurze Zeit später kommt ein Mitarbeiter der Firma Doyle zu uns an Bord und ersetzt im Großsegel ein defektes Metall-Auge eines Rutschers. Prima, Punkt kann abgehakt werden.

Als nächstes nehmen wir den Großeinkauf in Angriff. Mit dem Taxi geht es zum "Cash & Carry" in Road Town. Der Einkaufszettel ist lang, schließlich sollen für vier Wochen Proviant und Getränke gekauft werden. Für vier Wochen deshalb, weil wir im Fall der Fälle die Bermudas vielleicht doch nicht anlaufen und ohne Zwischenstopp zu den Azoren segeln. Am Ende sind es drei volle Einkaufswagen, und die zwei Hackenporsches sind auch prall gefüllt. Knapp 700 US Dollar hat der Spaß gekostet.

Mit dem Taxi geht es zurück an Bord. Jetzt folgt der zweite Teil dieses Tagesordnungspunktes - alles so verstauen, dass es nicht im Wege ist, im Seegang nicht kaputt gehen kann und ohne allzu große Kramerei  wiederzufinden ist. Fleißig wie die Ameisen werkelt jeder an seiner Baustelle. Ingo verstaut die Getränke, ich die Lebensmittel. Der Schweiß rinnt dabei in Strömen. Nach fast zwei Stunden hat alles einen Platz gefunden. Auch dieser Punkt ist erledigt. Uff.

 

Segelmacher bei der Arbeit:

 

Kleine Frau mit großem Einkauf:

Montag, 13.04.2015

Heute wollen wir die Cane Garden Bay verlassen. Hier hat es uns sehr gut gefallen, weil wir einen guten Ankerplatz hatten und Bekannte wiedergetroffen haben. Die Bucht mit ihrem Strand, den Bars und Restaurants ist zwar sehr belebt, aber trotzdem nicht "rummelig". Der Supermarkt ist gut sortiert und täglich bis 22 Uhr geöffnet. Auch das leidige Thema "Wäsche waschen" war hier gar kein Problem. Der Waschsalon gleich beim Supermarkt um die Ecke hat viele große Maschinen und für 3,50 US Dollar konnten wir 7 kg Wäsche waschen.

Nach fast drei Wochen wird es aber mal wieder Zeit, eine Marina anzulaufen. Wir freuen uns auf eine "Komfortzone" - Duschen, Wasseranschluss direkt vorm Boot, keine Sorge zu haben, dass uns beim Ankern jemand auf die Pelle rückt oder seinen Anker auf unseren wirft. Einfach so an Land gehen zu können, ohne Schlauchbootfahren - das wäre mal wieder schön. Außerdem steht ja der Großeinkauf an, da ist es auf jeden Fall besser, in einer Marina zu liegen, als alles mit dem Schlauchboot transportieren zu müssen.

Gegen 10.00 Uhr gehen wir Anker auf und drehen noch eine Abschiedsrunde zur "Lubini" und zur "Rote Grütze". Kurzer, schmerzloser Abschied mit der Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Unser heutiges Ziel ist Road Town, die Hauptstadt von Tortola. Hier waren wir ja neulich schon zu einem kurzem Zwischenstopp. Frohen Mutes rufen wir über UKW-Funk die Village Cay Marina und fragen nach einem Liegeplatz. Leider bekommen wir eine Absage. Na gut, dann versuchen wir es in der benachbarten Marina der Sun Sail Charterbasis. Aber dort ist alles belegt. Die zu vercharternden Boote liegen bereits in Viererpäckchen. Keine Box frei. Okay, nächster Stopp dann in der Joma Marina, auch eine Charterbasis. Über UKW-Funk erhalten wir keine Antwort, also legen wir in einer der zahlreichen freien Boxen an. Im Marinabüro bekommt Ingo dann allerdings die Auskunft, dass alles reserviert sei und wir nicht bleiben könnten. Merkwürdig, aber so richtig gefallen hat es uns dort auch nicht. Es stand einiger Schwell in den Hafen, so dass die Boote dort sehr unruhig liegen. Also auf zum vierten Versuch. Wir steuern die Road Reef Marina an. Sie liegt sehr geschützt und ist die Heimat der TMM-Charterflotte. Es ist noch eine Box frei, und dort dürfen wir anlegen.

Die Nachbarschaft ist sehr groß, weiß und hat zwei Rümpfe - Charterkatamarane warten hier auf die Urlauber. Die Amazone ist dagegen klein, blau und hat nur einen Rumpf - ein exotischer Gast. Zu unserer Freude und Überraschung spricht die Mitarbeiterin im Marinabüro deutsch. Sie stammt aus Sachsen und arbeitet schon ein paar Jahre hier. Das ändert allerdings nichts an der Höhe des Liegegeldes: 47 US Dollar kostet eine Übernachtung. Wasser wird separat abgerechnet - und bitte nicht spät abends duschen gehen, das Wasser wird von der Stadt abends abgestellt.

Hier bei der Marina hat der "Royal BVI Yacht Club" sein Vereinsheim. Viele Stander hängen von der Decke des  Restaurants. Wir kommen mit dem Chef ins Gespräch, und er ist gerne bereit, unsere Stander aufzuhängen. Damit haben wir jetzt vier der fünf OSV-Stander aufgehängt, den WVW-Stander und heute noch einen WVWo-Stander (Wassersportverein Woltmershausen). Vom OSV und WVW waren wir vor der Abreise mit Standern ausgestattet worden, mit der Bitte, diese in die Welt hinauszutragen. Den WVWo-Stander haben wir auch ohne Auftrag gerne mit in die Ferne genommen - und dann hängt er auch noch im Königlichen British Virgin Islands Yacht Club!

Ach ja, unser Törn war nur etwa 15 Seemeilen lang - aber doch abwechslungsreich!

 

Großer Nachbar:

 

Im Restaurant "Sharky's" in Road Town auf Tortola hängen jetzt ein OSV- und ein WVWo-Stander. John präsentiert sie hier:

Sonntag, 12.04.2015

Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel, die Palmen wiegen sich sanft im Wind, das Wasser schimmert türkis, vom Strand schallt Musik einer Steelband zu uns herüber und was machen wir? Wir arbeiten munter die Liste der zu erledigenden Dinge ab. Hinter zwei Punkten können wir heute einen Haken machen: Ingo hat den Motor gewartet. Die letzte Wartung ist 60 Betriebsstunden her und so wurde einiges überprüft und Teile gewechselt, wie bei einer kleinen Inspektion.

Als nächstes holen wir zum ersten Mal die neue Sturmfock aus ihrem dunkelgrünen Sack und setzen das kleine, knall orange farbene Stückchen Segel am Kutterstag. Sieht beeindruckend aus, wie es da vorne so leuchtet. Schnell wieder in den Sack damit. Wir hoffen, dass sie möglichst nicht zum Einsatz kommt.

Anschließend gehen wir schwimmen und fahren am späten Nachmittag an Land. Wir sind zur Happy Hour in einer Bar verabredet und treffen uns mit Petra, Klaus, Gisela und Axel. Eine schöne, gesellige Runde.

 

Kleines, knalliges Segel:

Sonnabend, 11.04.2015

 

Das letzte Drittel unserer Auszeit ist angebrochen, unsere Tage in der Karibik sind gezählt. Die Vorbereitungen für den langen Rückweg beginnen. Zu den Bermudas sind es von hier aus ungefähr 850 Seemeilen und von dort noch etwa 1.850 bis zu den Azoren.  Die beste Zeit für diesen Törn ist etwa Mitte April bis Mitte Mai. Der Nordostwind dreht zu dieser Zeit langsam auf Ost und schwächt sich auf 15 bis 20 Knoten (4 bis 5 Beaufort) ab. Es ist ratsam, vor der Abreise die Zugbahnen der Atlantikstürme zu verfolgen, die als Tiefdrucksysteme die amerikanische Küste verlassen. Seit ein paar Tagen bekommen wir die Vorhersagen für die betreffenden Gebiete, so dass wir das Geschehen jetzt schon verfolgen können.

Soweit die "nackten Tatsachen". Meine Gefühlslage ist nicht so leicht zu beschreiben. Einerseits erleben wir seit fast einem Jahr eine phantastische Reise und freuen uns jeden Tag, genau jetzt und hier sein zu dürfen. Andererseits freuen wir uns auf Zuhause und die Menschen, die uns dort erwarten. Die nächste, wohl die größte Herausforderung der ganzen Reise, liegt unmittelbar vor unserem Bug - die zweite Atlantiküberquerung. Die erste Überquerung verlief wunderbar problemlos. Der Nordostpassat hat uns mehr oder weniger stetig und sanft vor sich hergeschoben und schwupp kamen die grünen Hügel von Tobago in Sicht. Das wird bei der Überquerung in die entgegengesetzte Richtung nicht der Fall sein. Im Gegenteil - vielleicht bekommen wir es mit ausgedehnten Flauten, in jedem Fall aber mit Kursen hoch am Wind zu tun. Und ein Kurs hoch am Wind bedeutet, dass es an Bord sehr ungemütlich ist. Das Boot liegt dann sehr schräg im Wasser,  die einfachsten Verrichtungen arten zu artistischen Übungen aus. Das Leben an Bord wird beschwerlich. Die Wellen krachen unaufhörlich an den Rumpf, Hammerschlägen gleich.

Noch ist es aber nicht soweit, ein bis zwei Wochen werden bis zu unserem Aufbruch wohl noch vergehen. Proviantlisten müssen erstellt, ein sehr großer Einkauf erledigt und alles ordentlich verstaut werden. Der Motor muss gewartet und die Dieselvorräte müssen ergänzt werden. Einen weiteren Punkt hat Ingo heute erledigt - es stand mal wieder ein Friseurbesuch an. Das tägliche Baden hat Ingo heute damit verbunden, mit einem Spachtel einige vorwitzige Seepocken von der Kielsohle zu entfernen. Die Stellen konnten vor unserer Abreise nicht mit Antifouling gestrichen werden.

Im Laufe des Tages sind einige Yachten in der Bucht eingetroffen, unter ihnen die "Joy of Life", die "Lubini" und die "Rote Grütze".  Die "Joy of Life" ist nicht lange geblieben. Aber mit Petra und Klaus von der "Lubini" und  Gisela und Axel von der "Rote Grütze" verbringen wir einen schönen Abend in einer Bar am Strand. Gemeinsam betrachten wir den Sonnenuntergang und gönnen uns den einen und anderen Cocktail. Es wird viel geredet und gelacht, und wir freuen uns über das Wiedersehen.

 

Die kleine Gummiwurst hat Besuch:

Freitag, 10.04.2015

 

Während Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, sind wir freiwillig ausgezogen. Zuvor sind wir aber noch einige Runden um die Amazone geschwommen, wobei wir hier und da an ihr herumgepult haben, um einige Algen am Wasserpass zu entfernen. Das machen wir fast jedes Mal, wenn wir schwimmen gehen. Im großen und ganzen steht es um unseren Unterwasseranstrich noch sehr gut, Bewuchs ist so gut wie nicht vorhanden. Es macht sich jetzt bezahlt, dass Ingo vor unserer Abreise sehr viele Schichten Antifouling aufgetragen hat. Darüber sind wir sehr froh, denn wäre das Unterwasserschiff nicht so gut in Schuss, müssten wir das Boot hier aus dem Wasser holen lassen und neue Farbschichten auftragen.

Nach dem Schwimmen und der "kleinen Bootspflege" gibt es ein ordentliches Frühstück. Gegen 10.30 Uhr waren wir dann soweit, dass wir Anker auf gehen konnten und etwas wehmütig die Brewer's Bay verließen. Sechs Seemeilen später hatten wir auch schon die Bucht bei Great Harbor auf der Insel Jost van Dyke erreicht. Diese kleine Insel hat 260 Einwohner und ist nach einem holländischen Piraten benannt. Im Gegensatz zu Tortola, dieser waldreichen Insel, scheint Jost van Dykes Vegetation nicht so üppig. Sie kann  mit herrlichen Stränden und einer berühmten Barszene aufwarten. Im Foxy's soll es den besten "Painkiller"-Drink weit und breit geben.

Aber auch heute, bei unserem dritten Besuch auf Jost van Dyke, standen Wind und Schwell in die Bucht. Alle Moorings waren belegt, geankert wird hier auf 12 Meter Wassertiefe. Die Bucht gefiel uns auch  irgendwie nicht, zu voll, zu unruhig. Mehrere uns bekannte Yachten dümpeln hier, es ist aber leider niemand an Bord. Wir drehen zunächst noch etwas unschlüssig eine Runde und beschließen dann, wieder nach Tortola zu segeln und noch mal in der Cane Garden Bay zu ankern.

Um 13.30 Uhr fällt dort unser Anker. Fünf Meter ist das Wasser tief, und der Anker gräbt sich in den hellen Sand.  Die Bucht ist gut besucht, aber es ist nicht so voll wie auf Jost van Dyke. Bei einem Besuch an Land waschen wir Wäsche und kaufen ein paar frische Lebensmittel. Brot, Obst und Gemüse - keine Luxusgüter. Hat alles in eine Einkaufstasche gepasst und 60 Dollar gekostet.

Donnerstag, 09.04.2015

Wieder geht ein lässiger Tag in unserer Traumbucht zu Ende. Wir sind seit Montag hier, da können wir doch schon von "unserer" Bucht sprechen. Oder? Im Laufe des Tages hat die Amazone ein paar Nachbarn bekommen, die dann im Laufe des Nachmittags die Bucht wieder verlassen haben. Nur eine Yacht ist geblieben, sie ankert weit entfernt von uns auf der anderen Seite des Riffs. Wir erledigen ein paar Kleinigkeiten an Bord, freuen uns weiterhin über die stabile und schnelle Internetverbindung und skypen auch noch einmal mit unseren Söhnen.

Auch zu einem Ausflug an Land raffen wir uns noch auf. Die kleine Gummiwurst liegt jetzt auf dem Vordeck, weil wir morgen unser kleines Paradies verlassen wollen. "Drei Mal ist Bremer Recht" heißt es, und so starten wir morgen den dritten Anlauf, um bei der Nachbarinsel Jost van Dyke einen schönen Ankerplatz zu finden.

 

Als wir neulich Katja, Christoph, Emil und Matilda mit der "Muline" begegnet sind, hat Katja sehr schöne Fotos gemacht. Sie ist halt ein Profi: 

Mittwoch, 08.04.2015

Seit 15.25 Uhr ankert die Amazone ganz allein in dieser schönen Bucht. Na ja, ganz allein ist sie eigentlich nicht. Ingo und ich - und nicht zu vergessen die kleine Gummiwurst - sind ja auch noch da. Wir genießen die Ruhe, nutzen die gute Internetverbindung, lesen, schnorcheln und unternehmen am späten Nachmittag noch einen kurzen Ausflug an den Strand.

Mehr gibt es heute nicht zu erzählen - ein ereignisloser, wunderschöner Tag in zauberhafter Umgebung.

 

Kokospalmen:

 

Der Strand in der Brewer's Bay:

 

Ein einzelnes Boot beim Sonnenuntergang:

Dienstag, 07.04.2015

Wir genießen weiter unsere Zeit in der Brewer's Bay. Wer weiß, ob wir hier noch einmal eine so ruhige Bucht finden. Im Laufe des Tages kommen zwar noch einige Boote und ankern in unserer Nähe, aber sie bleiben nur für einen kurzen Bade- und Schnorchelstopp. Am Abend sind wir wieder nur mit drei Booten in dieser schönen, großen Bucht. Am Vormittag erledigen wir einige Arbeiten am PC. Wir haben hier tatsächlich eine stabile und schnelle Internetverbindung.

Am Nachmittag fahren wir an Land und wollen die Ruine einer Windmühle ansehen. Es ist die einzige Windmühlenruine auf Tortola. Andere Sehenswürdigkeiten gibt es hier nicht, und so ist sie das Ziel unseres heutigen Spaziergangs. Es geht sehr steil bergauf, was in der drückenden Hitze ziemlich beschwerlich ist. Wir werden aber mit zauberhaften Ausblicken auf die Bucht und die Nachbarinsel Jost van Dyke belohnt. Jede Zuckerrohrplantage hatte eine Mühle, es gab ungefähr 150 auf Tortola. Die meisten wurden von Eseln oder Pferden angetrieben.

Zurück an Bord wird es Zeit für eine Abkühlung - wir gehen schwimmen und schnorcheln. In einiger Entfernung von der Amazone entdecken wir bunte Korallen und hübsche bunte Fische. Blaue und gelbe oder auch schwarz-weiß gestreifte Fischlein huschen an uns vorbei. Plötzlich befinden wir uns in einem großen Schwarm kleiner Fische. Er bewegt sich mal nach rechts, dann schwärmen alle wie auf Kommando nach links. Auch fünf oder sechs sehr große Fische sind zum Greifen nahe. Ihre großen Schuppen blinken silbern. Wie wir später im Internet nachlesen, sind es Tarpune, friedliebende Planktonfresser. Sie können eine Länge von 2,5 Metern erreichen.

Und dieses "Schnorcheln im Fischschwarm" ist kein Scherz - es hat wirklich stattgefunden!

 

In Gesellschaft schmeckt es einfach besser:

 

 Zauberhaftes Panorama mit Amazone:

 

Die einzige Windmühlenruine aus dem 18. Jahrhundert auf Tortola:

 

Am Nachmittag bekommt die Amazone einen Nachbarn - sie wirkt winzig neben dem großen Katamaran:

 

Auch hier wird gefischt:

Montag, 06.04.2015

 

Das Tingeln von Bucht zu Bucht geht fröhlich weiter. Tortolas Nachbarinsel Jost van Dyke sollte heute unser Ziel sein, ein zweiter Versuch, in einer der dortigen Buchten zu ankern. Aber auch heute würde der Wind in die nach Süden offenen Buchten wehen. Wir beschließen deshalb, einen Haken zu schlagen und nicht weiter nach Jost van Dyke zu fahren, sondern in der Nachbarbucht der Cane Garden Bay, der Brewer's Bay, zu ankern.

In St. Martin hatte uns Andreas einige Tipps gegeben, wo es hier in den British Virgin Islands besonders schön sei und wir auf jeden Fall einen Stopp einlegen sollten. Die Brewer's Bay ist auch darunter. Nur bei nördlichem Schwell ist es hier sehr ungemütlich, den haben wir heute aber nicht. In unserem Revierführer lesen wir zu dieser Bucht, dass sie ohne Frage eine der schönsten "unverdorbenen" Buchten in den British Virgin Islands sei. Viele Charterfirmen hätten die Bucht für ihre Kunden wegen eines Riffs in der Bucht für "off limits" erklärt - Chartercrews müssen also draußen bleiben. Weiter heißt es dort, dass der Ankerplatz bei ruhigem Wetter wärmstens empfohlen würde, sei man doch in "begrenzter" Gesellschaft.

Stimmt anscheinend alles ganz genau: Nur zwei weitere Boote ankern hier bereits. Anhand der Detailkarte im Revierführer und unserer elektronischen Seekarte im Plotter tasten wir uns in die Bucht hinein. Zusätzlich sitze ich im Bugkorb und halte nach den Korallenköpfen des Riffs Ausschau. Klappt alles wunderbar, und unser Anker fällt in vier Meter tiefem Wasser und gräbt sich in den weißen Sand ein.

Mit dem Schlauchboot fahren wir an den Strand und erkunden die Umgebung. Es gibt hier nur zwei kleine Bars und einen Campingplatz. Hier verbringen die Einheimischen ihre freie Zeit mit baden und grillen.

Zurück an Bord machen wir es uns im Cockpit gemütlich und schauen den Pelikanen dabei zu, wie sie sich immer wieder ins Wasser stürzen und Fische fangen. Nach dem "Massenankern" in der Bucht Little Harbor auf Peter Island haben wir jetzt unsere Traumbucht gefunden. Es nähert sich dann ein Segelboot und fährt unentschlossen zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil der Bucht hin und her. Dies geht so lange, bis sie treffsicher auf dem Riff landen, das sich ziemlich genau in der Mitte der Bucht befindet. Die Yacht kommt wieder frei und ankert jetzt in einiger Entfernung hinter uns - es ist eine Charteryacht.

 

Tarnung ist alles: 

 

Ruinen einer Zuckerrohrmühle aus dem 18. Jahrhundert:

 

Foto des Monats:

 

 

Sonntag, 05.04.2015

 

Manche Dinge passieren selbst in unserem Alter noch zum ersten Mal: Im letzten Jahr erlebten wir das erste Mal Weihnachten fern der Heimat, unter Segeln, Sonne, Palmen und fremden Menschen. Dann konnte ich in dieser traumhaften Umgebung meinen Geburtstag feiern, unter Segeln, Sonne, Palmen und mit einem leckeren Lobster-Essen am Strand. Und nun auch das Osterfest, unter Sonne, Palmen, einer milden Brise und mit einer Runde um die Amazone schwimmen. Ein Osterfest ohne Kaffeetrinken mit der Familie, ohne Osterfeuer mit Freunden, ohne Osterwiese, ohne Osterglocken in der Vase, ohne Osterstrauß und Dekoration und ohne Schokohasen. Dieses Osterfest ist ganz anders als in all den Jahren zuvor, das bringt die Reise so mit sich. 

An solchen Tagen denken wir häufiger als sonst an Zuhause, die Familie, die Freunde. Zumindest war die Internetverbindung heute so stabil, dass wir mit den Kindern mal wieder skypen konnten (telefonieren mit Bild). Das ist immer schön, Informationen werden ausgetauscht, es wird auch viel gelacht, das Heimweh wird in die Schranken gewiesen. Wir können uns gegenseitig davon überzeugen, dass es den jeweils Anderen gut geht - auch wenn wir uns sehr vermissen und das ganz besonders an Geburts- und Feiertagen.

Am Morgen waren wir heute zunächst unentschlossen - wollen wir weitersegeln oder noch einen Tag bleiben? Wir haben uns entschieden, einiges zu erledigen und noch einen Tag zu bleiben. Putzen, einkaufen, Wäsche waschen und die Wasservorräte auffüllen - Ostern mal ganz anders oder besser gesagt, Ostern fällt aus. Der Supermarkt hat an jedem Tag geöffnet, so auch heute und das bis 22 Uhr. Er ist ganz gut sortiert, die Preise sind kaum höher als in der Hauptstadt Road Town. Im Waschsalon waschen und trocknen wir unsere Wäsche, zwischendurch erkunden wir ein bisschen die Umgebung. Allerdings ist es heute auch wieder an die 30° heiß, so dass der Spaziergang nicht allzu lang ausfällt.

Ingo fährt dann noch mit dem Schlauchboot zum Wasser holen. An der Tankstelle gibt es nicht nur Diesel, sondern auch Wasser. 20 Cent kostet die Gallone, also 3,78 Liter. Alle Kanister und Solarduschen sind wieder aufgefüllt, so dass wir noch ein paar Tage von Bucht zu Bucht tingeln können und nicht unbedingt eine Marina anlaufen müssen.

 

 Blick über die Bucht bei Cane Garden Bay:

 

Auch eine nette Beschäftigung zu Ostern - ein schwimmender Grill:

Sonnabend, 04.04.2015

 

Zwei Tage waren wir in der schönen Bucht Little Harbor bei Peter Island. Es wird Zeit, weiterzuziehen. Das riesige Motorboot, das seit gestern Nachmittag in Reichweite neben uns ankert, hat uns nicht nur die Sicht auf den Sonnenuntergang versperrt. Die ganze Zeit läuft ununterbrochen brummend irgendein Aggregat. Na ja, der Fernseher, die Kühl-Gefrierkombination, die Klimaanlage und wer weiß was sonst noch brauchen Strom. Der Abschied fällt uns also nicht schwer und so brechen wir auf, um zur Insel Jost van Dyke zu segeln. Zehn Seemeilen sind es bis zur Bucht Little Harbor. Wir segeln also von Little Harbor nach Little Harbor.

Bei vier Windstärken raumem Wind und wenig Welle war es ein schöner Törn. Wir sind sogar an der Grenze zur USA entlang gesegelt: Die Insel St. John lag an unserer Backbordseite, und sie gehört zu den US-Virgin-Islands.  

Im "neuen" Little Harbor angekommen weht der Wind in die Bucht hinein, wir würden also bei auflandigem Wind ankern. Wir drehen eine Runde, stellen aber fest, dass uns die Bucht insgesamt nicht gefällt. An schönen Ankerbuchten herrscht hier allerdings kein Mangel. Eine gute halbe Stunde später erreichen wir Tortola und  die Cane Garden Bay. Außerhalb des Mooringfeldes finden wir einen Ankerplatz auf fünf Meter Wassertiefe. Zum Anlanden mit dem Schlauchboot können wir an das Dinghy-Dock fahren, es gibt einen Supermarkt, mehrere Bars direkt am Strand, eine Bäckerei und ganz wichtig - einen Geldautomaten.

Wir haben gelesen, dass es  hier im Ort eine mehr als 200 Jahre alte Rum Destillerie geben soll, die heute noch produziert. Sie ist schnell gefunden und unterscheidet sich doch sehr von der modernen Destillerie, die wir auf Martinique besichtigt haben. Sie ist klein und ziemlich sanierungsbedürftig. Ingo probiert verschiedene Sorten und eine Flasche "Arundel Cane Rum" der Callwood Family für 12 US Dollar kommt mit an Bord.

 

An Backbord liegt St. John. Die Insel gehört zu den US Virgin Islands. Anlaufen dürfen wir sie nicht, weil wir kein Visum für die USA haben.

 

 

Die Cane Garden Bay auf Tortola. Palmen, weißer Strand, türkisfarbenes Wasser - für uns immer noch schön:

Freitag, 03.04.2015

 

Mit Schwimmen und Schnorcheln, Lesen und einigen Arbeiten am Laptop verbringen wir diesen Tag und lassen es uns einfach gutgehen. Heute ist Karfreitag und offenbar alles, was ein Boot hat nutzt diesen freien Tag, um damit unterwegs zu sein. War die Bucht gestern schon gut besucht, sind heute im Laufe des Tages noch einige Boote dazugekommen. Manche haben nur einen kurzen Badestopp eingelegt, manche haben aber tatsächlich noch eine Lücke gefunden und sind geblieben. Wie zum Beispiel unser neuer Nachbar. Eine ziemlich große und hohe Motoryacht liegt seit kurzem direkt neben uns. Der Skipper und seine Crew haben es sich kurz vor dem Sonnenuntergang auf dem Vordeck mit einem Drink gemütlich gemacht. Für uns fällt das Naturschauspiel heute aus - die Motoryacht liegt direkt im Bild.

 

An jedem Nachmittag kommt das kleine blaue Boot ("Deliverance") vorbei. So lebenswichtige Dinge wie Eiscreme und Drinks können gekauft werden:

 

Unsere etwas entferntere Nachbarschaft beim "Ölsardinen-Ankern":

Donnerstag, 02.04.2015

 

Wenn wir mit den Delphinen geschwommen wären, wäre das wirklich ein ganz außergewöhnliches Erlebnis gewesen. Es war aber nur ein Aprilscherz und hat leider nur in unserer Phantasie stattgefunden. Fein gesponnenes Seemannsgarn am 1. April, sozusagen.

Ganz im Ernst sind wir gestern am 01.04. gegen 9.00 Uhr Anker auf gegangen und haben uns von Anegada verabschiedet. Diese Insel ist insofern etwas Besonderes, als sie nicht vulkanischen Ursprungs ist, wie die allermeisten Karibischen Inseln. Sie ist ein flaches Kalkplateau, das nur wenige Meter aus dem Türkis des Meeres herausragt. Die Strände sind wunderschön und menschenleer.

Unser gestriges Ziel war die Insel Great Camanoe. Nach einem herrlichen Segeltörn bei Bilderbuch-Bedingungen fiel um 12 Uhr unser Anker in der Lee Bay. Strand war hier kaum vorhanden, alles ziemlich felsig und steinig. Great Camanoe und die Nachbarinsel Guana Island haben felsiges Ufer. Man könnte fast glauben, man segle in einen nordischen Fjord hinein. Bei der Einfahrt in die kleine Bucht fühlten wir uns an die Felsen in Norwegen erinnert. Waren wir zunächst die einzigen in dieser lauschigen Bucht, fanden sich später noch zwei weitere Boote ein. Wir gingen schwimmen und schnorcheln, beobachteten die Pelikane beim Fische fangen und schon ging die Sonne unter und unser Ankerlicht an.

Heute  hat es uns dann weitergezogen nach Tortola. Knapp zehn Seemeilen legen wir mit ausgerollter Genua schnell zurück. Allerdings wollen wir hier nur einen kurzen Stopp einlegen, um ein paar frische Lebensmittel einzukaufen. In der Bucht vor der Hauptstadt Road Town machen wir die Amazone an einer Mooringboje fest und fahren mit dem Schlauchboot in die Marina. Von hier aus ist es nur ein kurzer Weg zum Supermarkt. Brot,  Obst und Gemüse und zwei Koteletts wandern in unseren Einkaufskorb. Macht dann 63,56 US Dollar. Dabei habe ich extra noch auf die drei Paprikaschoten für 11,85 US Dollar verzichtet.

In der Bar in der Marina gönnen wir uns eine Erfrischung, gehen kurz ins Internet und fahren anschließend mit unserem Einkauf zurück zur Amazone. Übernachten wollen wir vor Road Town nicht, denn es ist hier nicht sonderlich gemütlich und eher ungeschützt. Außerdem wird für die Mooring die obligatorische Gebühr von 30 US Dollar pro Nacht verlangt.

Wir machen uns also zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Weg und segeln mit ausgerollter Genua 4,5 Seemeilen hinüber nach Peter Island. In der Bucht Little Harbor ankern schon einige Boote, aber für uns ist noch ein Platz frei. Die Yachten ankern hier auf 6 Meter Wassertiefe, das Heck ist mit einer Leine mit dem Land verbunden. Das hat den Vorteil, dass die Boote bei nachlassendem Wind in Position gehalten werden, nicht zu "kreiseln" beginnen und weniger Platz beanspruchen. Jetzt kommt erstmals das am Heckkorb auf einer Rolle befindliche Gurtband zum Einsatz. Es ist 70 Meter lang und hat eine Bruchlast von 4 Tonnen. Ingo rudert mit unserem Schlauchboot an Land und befestigt das Gurtband an einem Baum.

Schon bald brutzeln die Koteletts in der Pfanne, wir lassen sie uns beim Sonnenuntergang schmecken. Heute war übrigens ein besonders heißer Tag. In der Kajüte kletterte das Thermometer auf rekordverdächtige 36° Celsius.

 

Einfahrt in die Lee Bay bei Great Camanoe:

 

Hier geht es nicht in den Norbert-Krabbe-Fjord, sondern zwischen Tortola und Guana Island hindurch: 

Mittwoch, 01.04. 2015

 

Für uns ist es immer ein ganz besonders schönes Erlebnis, wenn uns auf unseren Segeltörns hin und wieder Delphine besuchen. Sie bleiben mal länger mal kürzer bei der Amazone, umspielen ihren Bug und liefern sich mit ihr ein Wettrennen bzw. -schwimmen. Manchmal vollführen sie tollkühne Sprünge, und durch das "ewige Lächeln" in ihrem Antlitz scheinen sie vor Lebensfreude nur so zu sprühen. Diese Besuche sind mit der Videokamera und dem Fotoapparat nicht leicht festzuhalten. Entweder ist beides nicht zur Hand und der Delphinbesuch schon wieder fort, wenn wir soweit sind oder Flipper und seine Freunde tauchen gerade in dem Moment ab, wenn wir auf den Auslöser drücken. Auf unserer Atlantiküberquerung nach Tobago hatte Ingo einmal das Glück, eine kurze Sequenz mit der Videokamera festhalten zu können.

Und so gibt es leider auch keine Fotos oder Film-Aufzeichnungen von dieser ganz außergewöhnlichen Begebenheit. Wir lagen noch vor Anker vor Anegada, bei Pomato Point und wollten noch einmal kurz schwimmen und schnorcheln, bevor die Reise weitergeht. Ingo hat sie dann zuerst gesehen - eine Schule Delphine, ungefähr sechs oder acht Tiere, die sich uns näherten, bis sie schließlich zum Greifen nahe waren. Unglaublich, sie ließen sich anfassen und streicheln. Beherzt habe ich die Rückenflosse eines Delphins ergriffen und schon zog er mich ein gutes Stück durchs Wasser! Sie blieben noch eine Weile in unserer Nähe, um dann genauso plötzlich, wie sie erschienen waren, wieder in den türkisfarbenen Weiten der Karibik zu verschwinden. Ein unvergessliches Erlebnis.

 

 Anegada Beach Cottage: