Montag, 27.04.2015
Wir haben uns also gestern Abend aufgemacht, um uns ein kleines Stückchen Anguilla anzuschauen. Road Bay ist in unserem Revierführer als einer der schönsten Ankerplätze der nördlichen Kleinen Antillen beschrieben. Wenn dem so wäre, wie hässlich dann erst die anderen sein müssten! Gewiss, dies ist unsere ganz persönliche Meinung, nicht objektiv und noch unter dem Eindruck der British Virgin Islands gebildet. Kurzum, uns gefällt es hier nicht sonderlich gut. Die verschiedenen Wracks, die hier verstreut über die Bucht am Strand liegen, lassen die Stimmung nicht steigen.
Anguilla hat die restriktivsten Regeln für Ankerlieger in der gesamten östlichen Karibik. Es gibt nur zwei Buchten, in denen vor Anker liegend übernachtet werden darf, Road Bay und Crocus Bay. Alle anderen Buchten dürfen nur am Tage besucht werden. Für alle Ankerplätze außer Road Bay benötigt man eine Erlaubnis, die man bei der Einklarierung bekommen kann. Diese Erlaubnis würde für die Amazone für eine Woche 600 Eastcaribbean Dollar (etwa 200 Euro) kosten. Mit dieser Erlaubnis dürften wir in vielen Buchten, die zum Naturschutzgebiet, dem Marine Park, gehören von 6 bis 19 Uhr ankern. Weitere 15 US Dollar werden dann täglich fällig.
Wir beschließen, schnell nach St. Martin weiter zu segeln. Doch zunächst fahren wir an Land, unternehmen noch einen Spaziergang und klarieren bei den sehr adretten und freundlichen Damen von Customs und Immigration aus. Das hat nichts gekostet. Gegen 10.30 Uhr gehen wir Anker auf und mit Großsegel und Motorunterstützung machen wir uns auf den Weg nach St. Martin. Ausgerechnet heute weht der Wind mit 5 Windstärken aus südlicher Richtung - kommt also fast direkt von vorn. Nach 14 Seemeilen erreichen wir gegen 13.30 Uhr die Marigot Bay in St. Martin.
Die Bucht ist wesentlich voller, als bei unserer Abreise vor fast fünf Wochen. Die "Zugvögel" sammeln sich - von hier aus starten viele Yachten ihren Rückweg nach Europa. So treffen wir auch Dagmar und Frank von der "Highflight" wieder. Es kommt ja nicht häufig vor, dass wir eine Insel oder eine Bucht zweimal anlaufen, mal abgesehen von der schönen Tingelei im Gorda Sound. So ist es für uns ein schönes, fast möchte ich sagen, vertrautes Gefühl, nach St. Martin zurück zu kommen. Wir wissen "wie hier der Hase läuft" und können gleich einiges erledigen. Einklarieren (das vereinfachte Verfahren am PC, weil wir ja in Frankreich sind) und bei Shrimpy die Wäsche waschen lassen, außerdem ein paar frische Lebensmittel im Supermarkt kaufen, Benzin für den Außenborder tanken - diese Punkte können wir schon mal von der Liste streichen.
Heute stellen wir dann mal wieder fest, dass es "die Karibik" nicht gibt. Anguilla und St. Martin liegen nur wenige Meilen Luftlinie voneinander entfernt und doch sind es zwei Welten.
Die Wind- und Wettervorhersage haben wir natürlich auch bekommen. Die Wetterlage beruhigt sich, aber es kann nicht schaden, mit dem Start noch etwas zu warten. Am kommenden Freitag zieht wieder ein Tiefdruckgebiet mit bis zu elf (!) Windstärken in den Böen bei den Bermudas durch.
Ingo hat dann noch den Anker abgetaucht, der sich im 3,5 m tiefen Wasser sehr gut in den Korallensand eingegraben hat. Dabei hat er sogar etwas gefunden: halb im Sand verborgen lag ein schneeweißer tiefer Teller auf dem Grund. Den behalten wir - ein schönes Andenken!
Strand in der Road Bay auf Anguilla:
Eins der zahlreichen Wracks am Strand in der Road Bay:
So sehen die Autokennzeichen auf Anguilla aus:
Blick über die weitläufige Road Bay. Rechts im Bild ein Salzsee:
Wieder wird eine andere Gastlandflagge gesetzt. Es ist eine alte Bekannte - die Tricolore für St. Martin.