Mittwoch, 30.07.2014

 

Dass es während unserer Reise schwierig werden könnte, unsere Gasflasche füllen zu lassen oder gegen eine volle zu tauschen, darauf waren wir vorbereitet. Ein Freund hat uns mehrere Camping-Gasflaschen gegeben, die unterwegs leichter zu tauschen sind, als die normalen deutschen 5 kg Propan-Gasflaschen. Nach fast acht Wochen ist unsere Gasflasche jedenfalls schon sehr leicht und wird bald leer sein. Von Paul haben wir erfahren, dass es hier in La Coruna - etwa sechs Kilometer von unserem Liegeplatz entfernt - einen Gashandel gibt, wo auch Gasflaschen gefüllt werden. Er ist dort gestern mit seinem Fahrrad und der Gasflasche hingeradelt. Wir haben unsere Bordfahrräder wegen Platzmangels zu Hause gelassen, und haben uns überlegt, den Bus zu nehmen.

Gasflasche abschrauben, im Hackenporsche verstauen, mit dem Bus zum Gashandel fahren, Flasche füllen lassen, mit dem Bus zurück zum Hafen fahren und die Flasche wieder anschließen - das hat alles in allem zwei Stunden gedauert. Gar nicht schlecht und wird zukünftig wohl komplizierter sein.

Dass es auf unserer Reise schwierig werden könnte, in Spanien Briefmarken für Postkarten nach Deutschland zu bekommen, darauf waren wir allerdings nicht vorbereitet! Dieses "Projekt" beschäftigt mich jetzt schon drei Tage. An einem Kiosk hatte ich schöne Ansichtskarten gesehen und hatte dort gefragt, ob sie auch Briefmarken verkaufen. Nein, timbres bekomme ich im Tobacco-Shop. Aha. Schade nur, dass die Tobacco-Shops gerade siesta halten und erst um 17 Uhr wieder öffnen.

Okay, zweiter Anlauf am nächsten Tag. Im Tobacco-Shop bitte ich um zehn Briefmarken, um Postkarten nach Deutschland senden zu können. Alemania? Nein, solche Briefmarken gibt es nur direkt im Post-Office. Ach. Also auf den Weg zum Post-Office machen, das zum Glück ganz in der Nähe der Marina liegt, in die wir uns verholt haben. Schade nur, dass das Post-Office schon geschlossen ist.

Okay, dritter Anlauf am nächsten Tag. Im Post-Office muss ich eine Nummer ziehen  (Nummer 79 ist gerade an der Reihe, bis zur 90 - meiner Nummer, dauert es geraume Zeit), dann bin ich endlich an der Reihe, das Objekt meiner Begierde kommt in greifbare Nähe - glaube ich. Ich bringe mein Anliegen vor. "Zehn!?" fragt mich die Mitarbeiterin etwas entgeistert. Ich bestätige es. Dann sperrt sie ihren Computer, holt einen Schlüssel aus einem Schrank, verlässt die Schalterhalle und kommt erstmal nicht zurück. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Ich bin jetzt wegen der Briefmarken schon so weit gekommen, jetzt halte ich durch. Da - die Dame kommt zurück und hat tatsächlich Briefmarken dabei! Sie erklärt mir, dass sie leider nicht die passenden Marken gefunden habe und sie mir stattdessen 20 Marken verkauft, ich also auf jede Karte zwei Marken kleben müsse. Ich kann nur schwer an mich anhalten, und lächle freundlich. Macht dann 7,60 Euro. Ich gebe der Mitarbeiterin 20,60 Euro, müsste also 13 Euro herausbekommen. Sie gibt mir 3 Euro. Ich wende ein, dass noch zehn fehlen. Sie sagt, es sind 20 Briefmarken, für jede Karte zwei. Ich bleibe aber dabei, dass noch zehn Euro Wechselgeld fehlen. Irgendwie sieht sie wohl ein, dass hier etwas nicht stimmt und gibt mir einen 5-Euro-Schein. Auch damit gebe ich mich nicht zufrieden und ziehe erst von dannen, als sie mir noch einen 5-Euro-Schein gibt.

Wenn jemand in nächster Zeit von mir eine Postkarte aus La Coruna bekommt, auf der zwei Briefmarken kleben - es war wirklich ein hartes Stück Arbeit! Gern geschehen!

 

Das Rathaus von La Coruna:

Dienstag, 29.07.2014

Heute haben wir eine sehr kleine Seefahrt gemacht: Wir haben von der Marina La Coruna in die Marina Real verholt. Nach einer Woche war ein Ortswechsel nötig, es drohte der Hafenkoller. Bei unserem Besuch neulich bei Dörte und Paul, die auch in der Marina Real liegen, hatten wir schon überlegt hierher zu kommen. Wegen einer Baustelle hier am Hafen bekommen wir Rabatt beim Liegegeld und zahlen hier jetzt pro Tag 20 Euro, statt rund 33 Euro in der Marina La Coruna. Wobei wir dort auch einen Rabatt bekommen haben - sieben Tage bleiben, fünf Tage zahlen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir näher an der Innenstadt, also näher beim Supermercado liegen. Auch zum Hauptstrand ist es von hier aus nicht so weit. Die Baustelle ist relativ weit weg, außerdem wird dort ja nachts nicht gearbeitet.

Wir hatten schon länger mit der Anschaffung eines "Hackenporsche" geliebäugelt. Sehr praktisch so ein Einkaufswagen zum Hinterherziehen. Besonders die schweren Getränkeflaschen können wir so besser transportieren. Bei einem unserer Spaziergänge hatten wir ein Haushaltswarengeschäft entdeckt, dass solche Teile verkauft. Und jetzt sind wir stolze Besitzer so eines Wagens. Eingeweiht und für gut befunden haben wir ihn auch schon. Zusammengeklappt wird er in der Hundekoje verstaut. Ganz ehrlich - in Bremen würde ich mich damit nicht auf die Straße begeben, aber hier kennt mich ja keiner, und sie sind hier üblich.

Schon wieder gab es eine nette Begegnung: Gerade war Jügen bei uns an Bord. Er ist mit seiner "Delphin", Heimathafen Barth, seit Mai d. J. auf großer Fahrt. Er hätte mit uns gerne Bücher getauscht. Da konnten wir aber leider nicht ins Geschäft kommen. Bisher habe ich erst zwei Bücher durchgelesen, und ich kleiner Bücherfreak kann mich nicht davon trennen. Eines ist ein Geschenk ("Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand") und fährt auf jeden Fall wieder mit nach Hause und das andere ("Wir Ertrunkenen") möchte ich auch behalten. Gerade gestern haben wir meinen neuen Kindle zum Leben erweckt und ein Buch geladen. Sehr praktisch so ein Gerät!

 

Der Hauptstrand La Corunas, in Bremen würde er etwa am Brill liegen:

 

Unser neuer "Hackenporsche" in Ferrari-rot: Hier im Supermercado können wir ihn am Eingang parken und anschließen:

Montag, 28.07.2014

In den Tag hinein leben, das machen wir zurzeit gerade. Die Frage ist nur, in welchen Tag. Ist heute eigentlich Donnerstag oder schon Freitag, und warum arbeitet auf der Baustelle am Hafen heute niemand? Ganz einfach, weil heute Sonnabend ist. Sonntag ist jedenfalls dann, wenn es ein Frühstücksei gibt. Es sei denn, wir sind auf See, dann gibt es das Sonntags-Ei auch schon mal am Mittwoch, im Hafen. Gar nicht so einfach, die Übersicht zu behalten.

Unser nächstes Ziel werden die galizischen Rias sein, das sind fjordähnliche Flussmündungen. Sie nicht zu besuchen und an ihnen vorbei zu segeln, sei eine Sünde, heißt es. In Camaret hatte uns Günter auch schon den Tipp gegeben, uns Zeit für dieses Revier zu nehmen. Zurzeit sind die Windvorhersagen für diesen Törn noch recht ungünstig, so dass wir noch einige Tage hier in La Coruna verbringen werden.

Wir sind heute wieder am Strand in der Nähe des Torre de Hércules gewesen. Gebadet haben wir aber nicht, weil es ziemlich bedeckt und der Wind doch ein bisschen frisch war. Aber immerhin habe ich es heute schon 90 Minuten dort ausgehalten, neuer Rekord! Faules Strandleben ist nicht so mein Ding, daran muss ich mich erst noch gewöhnen. Ja, auch Entspannen will gelernt sein.

Ich komme noch kurz auf den Zwischenruf der Amazone zurück. Diese kleine Plaudertasche! Selbstverständlich scheint bei uns an Bord nicht 24 Stunden lang die Sonne. Das zu erwarten, wäre auch ein fataler Fehler. Wie viele Beziehungen und auch Projekte scheitern an völlig überzogenen Erwartungen? Wir sprechen Probleme an und versuchen sie zu lösen, bevor "Mikro zu Makro" wird. Wenn es mal dicke Luft gibt, "kracht" es eben hin und wieder - ein reinigendes Gewitter. Nicht mehr und nicht weniger und zum Glück auch nur ganz selten!

 

Auf dem Mittelaltermarkt gab es auch ein "Riesen-Schuh-Angebot":

 

Praktisch und hier zum ersten Mal gesehen - optimaler Zugang zum Motorraum:

 

Sonntag, 27.07.2014

So, jetzt melde ich mich nach Antje und der AMAZONE auch mal wieder zu Wort. Die beiden bekommen für ihre Beiträge immer tolles Feedback, und da werde ich ja schon etwas eifersüchtig. :-)

Wie soll das erst werden, nachdem der Link zu unserer Webseite in der Zeitschrift Yacht erschienen ist? Dazu haben wir folgende Email erhalten:

"Liebe Amazone-Crew,
haben Sie zunächst vielen Dank für die Kooperation in Sachen Sabbatical-Geschichte. Unser Autor Peter Sandmeyer hat da ein gewohnt starkes Stück geschrieben, das Thema ist auch auf dem Titel des Hefts.

Und zwar der Ausgabe Nr. 17, die am 6. August an den Kiosk und am Wochenende davor zu den Abonnenten kommt.

Ich wünsche Ihnen noch eine traumhafte Reise und stets die nötige Handbreit!

Mit freundlichem Gruß

Chefredaktion YACHT"

 

Jetzt aber wieder zum Titelthema: Internet & Co.

Nachdem ich gestern im Gegensatz zu Martin erfolglos vom Angeln von unserem Steg aus an Bord zurückgekommen bin, wollte ich noch ein bisschen mit meinem Smartphone im Internet surfen. Nur leider hat es weder mit WLAN über das WeBBoat noch über die mobilen Daten von Tchibo geklappt! - Ein toller Abschluss des Abends.  :-(

 

1. Problem mit der mobilen Datenverbindung

Nach dem Neustart des Smartphones wird die Tchibo-SIM-Karte zwar erkannt, aber der Zugangspunkt von o2 mit der APN  internet eingestellt. Eine Verbindung bekommt man aber nur über den Zugangspunkt Tchibo mit der APN webmobil1 und den entsprechenden weiteren Einstellungen.

Da zwischenzeitlich das Smartphone nach einer Akkuschwäche neu gestartet ist, mussten also nur mal wieder die kompletten Zugangsdaten neu eingegeben werden.

 

2. Problem mit dem WeBBoat von Glomex

In der Zwischenzeit haben wir eine Möglichkeit gefunden, das WeBBoat dazu zu bringen, Benutzernamen und Passwort eingeben zu können. Mit der Smartphone-App wird das WeBBoat mit dem WLAN des Hafens verbunden und neu gestartet. Danach findet das WeBBoat die Verbindung toll, nur sie funktioniert nicht. Als nächstes unterbrechen wir kurz die Stromzufuhr zum WeBBoat, damit es neu startet. Dann wird mit dem Laptop die Verbindung zum WeBBoat aufgebaut und der Browser gestartet. Erst mal wird dann gespannt abgewartet, ob und wann sich die Seite im Browser mit den auszufüllenden Zugangsdaten öffnet.

Hatte in der letzten Zeit immer toll geklappt, und ich dachte, gestern um Mitternacht wurde nur das Passwort geändert und daher gab es keine Verbindung mehr. Also heute Morgen zum Hafenmeister und nach dem aktuellen Passwort gefragt, das aber nicht geändert wurde. Also wieder den Laptop hochgefahren, Browser geöffnet, gewartet, alte Zugangsdaten erneut eingegeben und es ging wieder tadellos. So kann man sich auch beschäftigen. ;-)

Übrigens haben wir immer noch keine lokale Daten-SIM-Karte für das WeBBoat gekauft, da wir nicht wissen können, ob sie überhaupt erkannt wird. Wir hatten ja schon das Problem mit der niederländischen Vodaphone Daten-SIM.

Die obige Problematik haben wir natürlich mit der Bitte um Lösungsvorschläge am 21.06.14 an unseren Lieferanten, einem Spezialversand aus Bremen geschickt, und es folgte prompt am selben Abend die bis jetzt einzige Antwort:

"...Wir werden uns so schnell wie möglich um Ihr Anliegen kümmern..."

Die Firma wird jetzt einen Link zu diesem Beitrag bekommen, und ich werde weiter berichten wie es mit der Funktionalität des WeBBoat weitergeht.

 

3. Problem mit dem EzHotspot Extender

Auf unsere Email vom 21.06.14 folgte prompt am Sonntag, dem 22.06.14 folgende Antwort vom Lieferanten:

"Hallo am besten bei Win 8.1 alle Firewalls und Norton security (falls vorhanden) ausschalten, darauf achten das alle Ports freigegeben sind.

Win 8.1 ist grundsätzlich eine Katastrophe, besser ist immer noch win7, da win8 automatisch Blockaden setzt.

Der Ajax request erroer deutet auf einen langsamen hotspot hin, welche Wlanstandards sind dort freigegeben alle oder nur n?

Beim Seitenaufbau muss man dann sehr lange warten bevor man eine weitere Seite öffnen kann..."

 

Es stimmt, der Ajax request error lag an einem zu langsamen Netzwerk. Es stimmt auch die Aussage mit win7, da sich unser alter Laptop mit win 7 problemlos mit dem EzHotspot verbindet.

In der Zwischenzeit konnten wir allerding auch feststellen, dass sich unser neuer Laptop mit win8.1 auch problemlos direkt mit vielen Hafennetzwerken verbindet, ohne die Daten- und Virussicherheit aufs Spiel setzen zu müssen. Übrigens hatten ja auch schon PC-Spezialisten aus Harlingen vergeblich versucht, durch Abschalten der Firewalls und des Virusprogrammes eine Verbindung aufzubauen.

Ich wollte beim Versender eigentlich für die WLAN-Verbindung den Alfa R36 mit Antenne und Zubehör bestellen und habe ihm die Probleme mit dem WeBBoat und meinem Laptop mit win8.1 geschildert. Wieso hat er mir dieses Gerät stattdessen empfohlen, obwohl es bekanntermaßen mit win8.1 Probleme mit der Kompatibilität gibt?

Ich hoffe, dass es bald ein Firmware update gibt, damit der EzHotspot Extender auch mit unserem wini8.1 Laptop kompatibel ist. Die grundsätzliche Funktionalität und Reichweite ist bei diesem Gerät wesentlich höher als beim WeBBoat, und ich habe bereits eine Richtantenne gekauft, mit der die Reichweite noch weiter gesteigert werden kann. Auch hier werde ich weiter berichten.

 

Dieser Strand liegt näher, ist aber nichts für uns.

 

Heute waren wir wieder an "unserem" Strand und sogar für 65 Minuten inklusive Schwimmen. Der letzte Strandbesuch hat übrigens auch nur 50 Minuten gedauert, da hier von Antje andere Prioritäten gesetzt werden. Ich arbeite aber daran. ;-)

Sonntag, 27.07.2014

Die Amazone meldet sich wieder  zu Wort:

Habe ich nicht gesagt , da ist etwas ganz Großes im Gange? Und, habe ich recht gehabt?  Winterlagerhalle fällt für mich in diesem Jahr jedenfalls aus - repariert und geschraubt wird jetzt im Schweiße des Angesichts unter der Sonne Frankreichs und den Palmen Spaniens und wer weiß noch wo.

Das hier ist mein zweiter Frühling - mindestens -  und bis jetzt ist es der beste! Andere werden aufs Altenteil  geschoben, und ich - ich starte nochmal richtig durch.

Helgoland war der letzte bekannte Hafen, den wir angelaufen haben.  In Scheveningen hatten wir leider keinen so besonders guten Liegeplatz. Wir lagen im Päckchen und unser Nachbar hat dauernd Besuch bekommen, war das ein Kommen und Gehen - immer über mein Kajütsdach. Da hättet ihr die beiden mal erleben sollen, mehr oder weniger freundlich aber bestimmt haben sie die diversen Besucher immer wieder darum gebeten, doch bitte nicht über den Aufbau, sondern über mein Deck zu gehen.

In den anderen Häfen war aber alles okay, und meine Süßwasserdusche bekomme ich nach den Törns regelmäßig. Neulich gab es dann zur Abwechslung  eine Salzwasserdusche fürs Vorschiff, und zwar von innen! Unglaublich so etwas. Mensch Leute, wir sind hier doch nicht auf dem Werdersee! Da war ich zwar noch nicht, aber ich stelle mir vor, dass es da wesentlich kleinere Wellen gibt, als auf der Biskaya.  Ich vermute, dass die Luken in Zukunft auf See geschlossen bleiben. Die beiden haben jedenfalls gute Vorsätze, so wie ich es mitbekommen habe.

Wir haben also die Biskaya überquert, und bis auf den kleinen Zwischenfall war alles prima. Ich kann mich nicht erinnern, schon mal so viel Wasser unter dem Kiel gehabt zu haben! Manchmal zählt jeder Zentimeter, und hier hatte ich mehr als verschwenderische  5.000 Meter zur Verfügung.

Geankert haben wir auch schon, macht sich gut der neue Anker. Obwohl es eigentlich keine richtige Bewährungsprobe war: geschützte Bucht und kaum Wellen. Mal sehen, wie es mit ihm klappt, wenn er wirklich gefordert wird. Hallo, du da vorne am Bug - ich zähl auf dich!

Es ist also alles soweit paletti. Wobei ihr aber bitte nicht glauben sollt, dass bei uns an Bord 24 Stunden lang die Sonne scheint! Ab und zu kracht es zwischen den beiden, das kann ich euch sagen. Neulich hat einer unserer zahlreichen neuen Bekannten gesagt: "An Bord zählt jedes Jahr Partnerschaft wie zwei Jahre an Land." Ihr kennt das ja wahrscheinlich: "In einer Ehe kämpft man zunächst um die Vorherrschaft, dann um die Gleichberechtigung und später ums nackte Überleben." :-) Fragt mich jetzt nicht, wer von den beiden gerade in welcher Phase steckt - das ist nämlich nicht eindeutig zu sagen. Aber eines ist ganz sicher: Wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen. Da kann ich mich auf die beiden verlassen.

Bei uns wird es jedenfalls nicht langweilig, und ich bin gespannt, was wir noch alles erleben werden!

Sonnabend, 26.07.2014

Etwa einen Fußmarsch von 30 bis 40 Minuten von unserem Liegeplatz entfernt gibt es einen Bootszubehörladen. Wir sind nicht auf der Suche nach etwas Bestimmtem, aber so haben wir ein Ziel und machen uns bei herrlichem Sonnenschein auf den Weg. Es ist ein Laden vergleichbar mit "Eisen Werner" in Bremen-Hemelingen, charmant. Auf dem Rückweg noch schnell zum Supermercado, dann einen Cappuccino genossen und zurück zur Amazone. Zum Kaffee und Kuchen waren wir mit Violeta und Martin an Bord der "Ganescha" verabredet.

Wir sind dann gerade von der "Ganescha" wieder bei uns an Bord, da kommt ein nettes Paar an unser Boot. Wir bitten die beiden an Bord, sie stellen sich als Dörte und Paul vor. Und schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass Dörtes und meine Eltern sehr lange befreundet waren! Sie waren Vereinskameraden im Oberweser-Segel-Verein. Mal wieder stellen wir fest, wie klein die Welt doch ist. Es wird eine nette Unterhaltung - woher, wohin - und Erfahrungen werden ausgetauscht. Eine Einladung zu einem Gegenbesuch bekommen wir auch. Sie liegen mit ihrem Boot in einer anderen Marina hier in La Coruna und sind auch auf Langfahrt (www.man-suutje.blogspot.com).

Leider leben Dörtes und meine Eltern nicht mehr. Dörte und ich haben beim Abschied festgestellt, dass wir jetzt gerne unsere Mütter anrufen würden, um ihnen von unserer Begegnung zu erzählen.

 

Diese Beet wird täglich aktualisiert:

 

Freitag, 25.07.2014

Auch in Spanien scheint nicht an jedem Tag die Sonne. Heute ist es ziemlich bedeckt und der Wind heult in den Masten. Macht aber nichts, denn es gibt dies und das zu erledigen, und das geht bei moderaten Temperaturen sogar viel besser. Das Thema "große Wäsche" ist wieder auf der Tagesordnung und hat mich heute zeitlich einigermaßen ausgefüllt. In dieser großen, modernen Marina gibt es ca. 600 Liegeplätze, die aber nur zu höchstens zwei Drittel belegt sind. Es gibt aber nur drei Waschmaschinen und zwei Trockner, wobei die eine Waschmaschine eine etwas zweifelhafte Arbeitsauffassung hat - schon nach fünf Minuten Waschzeit ist für sie das Thema so ziemlich erledigt. Wir sind nicht die einzigen, der gerne saubere Wäsche haben wollen, also heißt es "hinten anstellen".

Auf den verschiedenen Fußmärschen zum kleinen Waschsalon quer durch die Marina lasse ich meinen Blick ein bisschen schweifen, und einige Dinge fallen mir auf: Hier liegen  große Yachten, deren Landstromkabel ist so dick wie ein Wasserschlauch. Eine andere Yacht hat am Heck die schwedische Flagge. Ist ja an sich nichts Merkwürdiges, aber unter der Saling flattert auch eine schwedische Flagge, die spanische ist nicht vorhanden. Schwedischer geht es wohl nicht. Dann geht es vorbei am Angel-Shop: Hier gibt es Kunststoff-Köderfische, die sind größer als die ausgewachsenen Makrelen, die wir in der Nordsee schon gefangen haben.

Gestern Abend waren Violeta und Martin von der Segelyacht "Ganescha"(www.ganescha.info) bei uns an Bord. Sie sind seit Mitte Juni ohne Zeitlimit auf großer Fahrt. Sie hatten Serrano-Schinken, Rotwein, Oliven und Brot dabei, und bei interessanten und lustigen Themen verging die Zeit rasend schnell, und es wurde spät.

Ingo hat sich heute sehr lange mit meinem neuen Handy beschäftigt. Mein geliebtes kleines Sony-Handy hatte "von sich aus" das Telefonverzeichnis "bereinigt" und taugt nur noch als Ersatz-Handy. Mit dem neuen Telefon kann ich sogar Selfies machen, wow! Gleich probiere ich mal aus, was es noch so alles kann.

 

Mit den riesigen Ködern aus dem Angel-Shop kann man wohl solche Fische fangen. Ich glaube wir kaufen die großen Köderfische nicht:

 

Donnerstag, 24.07.2014

Immer kam etwas dazwischen, aber heute soll es endlich klappen: Wir gehen zum Strand - vamos a la playa, wie die Spanierin und der Spanier sagen. Wie schön, dass die kleine Bucht mit dem Strand ganz in der Nähe des Herkulesturmes liegt, den wir uns gerne aus der Nähe ansehen wollen. Von See aus haben wir ihn schon gesehen, und so lässt es sich wunderbar verbinden. Erst ein bisschen Kultur und dann am Strand in der Sonne entspannen.

Der Torre de Hércules ist der einzige Leuchtturm aus der Antike, der noch heute in Betrieb ist. Er wurde im 1. Jahrhundert n. Chr. von den Römern errichtet. Der Leuchtturm hat einen quadratischen Grundriss mit 11,40 m Seitenlänge, ist 59 m hoch und befindet sich in 120 m Höhe über dem Meeresspiegel. Im Jahre 2009 (auch n. Chr.) wurde der Turm zum UNESCO Welterbe erklärt.

Nachgemessen haben wir die Angaben nicht, sie stammen aus der Broschüre, die wir am Turm bekommen haben, aber der Turm ist wirklich beeindruckend.

Dann endlich an den Strand. Diese schöne kleine Bucht liegt ziemlich zentral. Auf Bremen übertragen so etwa beim Weserstadion. Sie  ist klein, sehr hübsch und Kollegen von David Hasselhoff und Pamela Anderson passen auf, dass kein Badegast verloren geht. Es gibt sogar Toiletten und eine Dusche  und das ganz Unglaubliche: Es wird keine Kurtaxe erhoben.

Jetzt noch schnell den Abwasch erledigen. Ingo beschäftigt sich derweil wieder mit den Polstern, die weiter in der Sonne trocknen. So lange unsere Missgeschicke in dieser Größenordnung bleiben, sind wir ganz zufrieden. Anderen Seglern soll ja so etwas Ähnliches auch schon passiert sein - aber Namen werden hier nicht genannt, versprochen!

 

 

 

Mittwoch, 23.07.2014

Gestern wurden zum ersten Mal bei der Anmeldung bei einem Hafenmeister unsere Reisepässe verlangt. D. h., Ingos Pass, mein Pass und Amazones "Reisepass" - der Internationale Bootsschein. Andere Länder, andere Sitten.

Es wartet viel Arbeit auf uns - selbstgemachtes Leid, zugegeben. Aber zunächst wollen wir doch in die Stadt und La Coruna ein bisschen kennenlernen. Eine schöne Stadt, lebendig, mit viel Charme.

Zurück an Bord gilt es, die Folgen unseres kleinen Salzwasser-Unglücks weiter zu beseitigen. Als erstes werden die Polster gründlich mit Süßwasser gespült - das Salz muss aus dem Stoff und dem Schaumstoff gespült werden. Als nächstes muss das Vorschiff erneut komplett ausgeräumt werden, alle dort verstauten Gegenstände werden abgewischt und getrocknet. Dann das Vorschiff auswischen und trocknen lassen und schließlich alles wieder einräumen. Die Polster trocknen derweil an Deck.

Hatte ich erst die Hoffnung, dass meine Kleidung in den Taschen trocken geblieben ist, so wurde ich doch enttäuscht. Fast der gesamte Inhalt muss gewaschen werden. Und auch die Taschen bekommen eine ordentliche Süßwasserspülung. Also mal wieder auf den Weg zu den Waschmaschinen und Trocknern machen. Gleich habe ich es geschafft - alles ist wieder sauber und ordentlich in den Taschen verstaut.  

Ingo beschäftigt sich außerdem noch mit unserer Positionslaterne im Bugkorb. Seit kurzem leuchtete sie nicht mehr. Wir haben noch eine Dreifarbenlaterne im Masttopp, so dass der Ausfall nicht so schlimm war. Aber sie muss in Stand gesetzt werden. Werkzeug herauskramen und auf Fehlersuche gehen. Es stellte sich dann heraus, dass es einen Kabelbruch gegeben hat.  Jetzt ist wieder alles in Ordnung - sie leuchtet wieder!

So geht dieser arbeitsreiche Tag allmählich zu Ende. Aber morgen, morgen gehen wir zum Strand, ganz bestimmt!

 

Drei Taucher auf einem Foto:

 

 

In der Innenstadt gab es einen großen Mittelaltermarkt:

 

Reiterspiele gehörten auch dazu:

 

 

Blick über die Marina La Coruna. Links im Bild das markante Gebäude der Hafenbehörde:

 

Unter der Sonne Spaniens reifen nicht nur Orangen, sondern trocknen jetzt auch die Polster.

Dienstag, 22.07.2014

Der neue Anker hat seine Sache gut gemacht - heute Morgen lag die Amazone noch genau dort, wo sie gestern Abend zur Ruhe gekommen ist. Wir haben geschlafen wie die Murmeltiere, dann ausgiebig gefrühstückt und gegen 11.30 Uhr ging es Anker auf und hinaus aus der geschützten Bucht.

Es weht ein schöner Wind mit 3 bis 5 Beaufort, wie vorausgesagt aus östlicher Richtung. Mit Großsegel und Genua geht es los, dann setzt Ingo den Gennaker. Als der Wind dann zunimmt, verschwindet der Gennaker im Segelsack und die Genua wird wieder ausgerollt. Später lässt der Wind dann nach, und wer muss es richten? Der Volvo.

Gegen 17.00 Uhr erreichen wir die Marina Coruna. Hier haben wir die Qual der Wahl - es sind so viele Plätze frei. Da entdecken wir ein Boot mit deutscher Flagge. Die dazugehörige Crew hat uns auch entdeckt  und hilft uns beim Anlegen. Es sind Violeta und Martin, sie sind seit einer Woche hier und versorgen uns mit den ersten Informationen über die Marina. Martin stellt fest, dass wir ganz entspannt aussehen. Ist das schön, so nett empfangen zu werden!

Das Liegegeld kostet hier 32,66 Euro, Trinkwasser, Landstrom und Duschen inklusive. Als erste bekommt die Amazone ihre Süßwasserdusche. Dann sind wir dran. Sehr noble Sanitäranlagen! Marmor und riesige quadratische Brausen, aus denen ordentlich Wasser kommt. Ist das herrlich! "Froh zu sein, bedarf es wenig - und wer froh ist, ist ein König." Wir sind froh!

Morgen unternehmen wir einen Stadtspaziergang, Fotos gibt es dann auch!

Sonnabend, 19.07. bis Montag, 21.07.2014

 

Am Sonnabend hat um 7.00 Uhr der Wecker geklingelt, weil wir vor unserem Biskaya-Törn noch einiges zu erledigen hatten. Als erstes noch ein letztes Mal die Peepshow im Duschraum erleben. Fiel aber leider aus, weil Ingo und ich alleine im Duschraum waren. Dann frühstücken und kurz nach acht Uhr die Wind- und Wettervorhersage auf den Rechner laden und auswerten. Sieht nicht schlecht aus: zunächst nur schwacher Wind von vorne, in der ersten Nacht soll er drehen auf Nordwest, 4 bis 5 zunehmend. An den weiteren Tagen und Nächten soll der Wind mal mehr, mal weniger aus Nordwest und Ost wehen. Wir segeln Süd-Südwest-Kurs (207 Grad), so dass die vorhergesagten Winde aus diesen verschiedenen Richtungen in den vorhergesagten Stärken  von 1 bis 6  - also keine 7 mehr - für uns annehmbar sind. Besser bekommen wir es wohl hier nicht.

Um 10.15 Uhr verlassen wir bei herrlichem Sonnenschein und wenig Wind unseren letzten französischen Hafen Camaret. Ziel ist Cedeira in Spanien, dort ist eine geschützte Ankerbucht nordöstlich von La Coruna. Nach drei Tagen und zwei Nächten auf See wollen wir dort ausschlafen und am Tag darauf nach La Coruna segeln.

Quel malheur!

Es ging dann unter Maschine los. Sonnenschein, relativ ruhiges Wasser. Ingo hat die Angel ausgepackt und versucht sein Glück damit, ich habe den Abwasch erledigt. Das reinste Idyll - aber das dicke Ende kam alsbald: Entgegen jeder Regel und Vernunft, hatte ich kurz nach dem Verlassen des Hafens die Luken im Salon und Vorschiff geöffnet. Frische Luft sollte ins Boot kommen. Gegen 13.30 Uhr hatten wir die Landspitze Pointe du Raz erreicht, und der Seegang wurde rauer. Wir sind mit acht Knoten über Grund unterwegs, als sich vor uns wie aus dem Nichts eine Art Brandungswelle erhebt. Ingo nimmt sie im letzten Moment wahr, und dann fallen ihm die offenstehenden Luken ein! Aber es ist zu spät: durch die große Luke im Vorschiff ergießt sich unser ganz persönlicher Niagarafall.

Ich kann es nicht fassen, blicke wie erstarrt auf diesen Schwall von gefühlten 348 Liter reinen Atlantikwassers. Dumm gelaufen. Die See verzeiht keine Fehler, und es war ein Fehler, die Luken auf See zu öffnen. Es brach dann hektische Betriebsamkeit an Bord aus. Das Vorschiff musste komplett ausgeräumt und die Bilge trockengelegt werden. Gemeinsam gingen wir die Schadensbegrenzung an und bekamen das Ganze ganz gut in den Griff. Im Salon und im Cockpit herrschte ein unglaubliches Durcheinander. Zum Glück war es warm, die Sonne schien, die Polster konnten im Cockpit getrocknet werden, und einiges wurde an der Reling aufgehängt.

Und so kam es, dass die stolze Amazone die ersten Meilen ihrer Biskaya-Überquerung als fahrender Wäscheständer zurücklegen musste. Wie peinlich ist das denn? Der Papp-Admiral steht hoch und trocken im Schrank und schaut noch spöttischer als sonst in die Runde. Ich bin mir sicher, dass er den Kopf geschüttelt hätte, wenn er denn gekonnt hätte.

Die erste Nacht verlief ganz ruhig. Unter Großsegel und Unterstützung durch den Volvo fahren wir bei schwachem südlichen Wind durch die Nacht. Nur ein einziger Segler kommt uns entgegen, sonst gibt es keine weiteren Kontakte. Irgendwann nach Mitternacht besuchen uns Delphine und tauchen leider bald wieder ab. Der Sternenhimmel ist beeindruckend, die Atlantikdünung langgezogen und sanft.

Gegen 1 Uhr kommen wir allmählich zum Festlandsockel. Hier fällt die Wassertiefe von 100 Meter auf über 5.000 Meter ab.  5.000 Meter - dass sind ungefähr 50.000 Handbreit Wasser unter dem Kiel. Schwindelerregende Zahlen und auch ein bisschen gruselig, wie ich finde.

 

Sonntag, 20.07.2014

Endlich erscheint der vorhergesagte Nordwestwind mit 3 bis 5 Beaufort. Mit Großsegel und Genua ist es herrliches Segeln. Die Polster trocknen weiter in der Sonne im Cockpit. Die Amazone, dieser kleine Hochseevogel, sieht mit den Gerätschaften (Windgenerator, Windfahnensteuerung, Solarpaneel) nicht nur aus wie ein Hochseevogel, jetzt ist sie wirklich einer. Auch die zweite Nacht verläuft ruhig. Die Sterne weisen uns den Weg, der Volvo ruht sich aus, und die Amazone zieht mit 6 bis 7 Knoten mit Großsegel und Genua auf ihrem Halbwindkurs über die Biskaya, alles ist gut.

 

Montag, 21.07.2014

Wir sind jetzt den dritten Tag auf See, und die Bordroutine kehrt ein. Bei östlichen Winden von 3 bis 6 Beaufort kommen wir gut voran. Am Nachmittag kommt dann Land in Sicht - es sind die Berge der spanischen Küste.  Ingo versucht dann nochmal sein Anglerglück. Plötzlich kommt Unruhe auf - die Angel biegt sich enorm, ein großer Fisch muss angebissen haben! Beim Einholen der Angelschnur stellen wir dann enttäuscht fest, dass Ingo leider nur eine Plastikfolie aufgefischt hat. Schade. Die Folie stopfen wir zu dem anderen Plastikmüll, der sich hier an Bord angesammelt hat.

Gegen 20.30 Uhr ist es dann soweit: Wir laufen in die Ankerbucht von Cedeira ein. Bei östlichem Wind von 6 Beaufort rollen wir die Genua ein und suchen uns einen Ankerplatz. Die Bucht ist sehr geschützt, einige Boote dümpeln hier schon. Sie kommen aus England, Belgien, Frankreich, Schweden, und jetzt kommt mit der Amazone ein deutsches hinzu. Der (neue) Anker fällt bei 3,30 Meter Wassertiefe und hält sofort.

Schnell ein Fertiggericht heiß gemacht (ihr glaubt gar nicht, wie lecker Ravioli sein können!) und mit dem Teller in der Hand im Cockpit den Sonnenuntergang genießen - die erste wirkliche Herausforderung auf dieser Reise haben wir gemeistert. Für den 320 Seemeilen langen Törn haben wir 58 Stunden gebraucht. Die Hälfte der Strecke konnten wir prima segeln, die andere Hälfte haben wir mit Großsegel und freundlicher Unterstützung unseres Volvos zurückgelegt. Der Volvo fragt sich wahrscheinlich schon, wer eigentlich die Idee zu dieser Reise hatte!

 

Da war die Welt noch in Ordnung: kurz nach dem Verlassen des Hafens von Camaret:

 

Sonnenuntergang des ersten Seetages:

 

Udo Jürgens hatte recht: Immer, immer wieder geht die Sonne auf:

 

Sonnenuntergang - der zweite Tag auf See geht zur Neige:

 

 

Sonnenaufgang - der dritte Tag auf See bricht an:

 

 

Es ist an der Zeit, die fünfte Gastlandflagge auf dieser Reise zu setzen:

 

Land in Sicht! Die Küste Spaniens:

 

Im Hintergrund die Einfahrt zur Ankerbucht Cedeira. Bis nach La Coruna wären es noch 27 Seemeilen. Wie biegen hier ab und segeln morgen weiter.

 

 

Hier fällt am Montag Abend der Anker:

 

 

Auch in dieser Ankerbucht geht irgendwann die Sonne unter:

 

Freitag, 18.07.2014

Haben wir noch Zeit zum Glücklichsein, wenn wir so oft damit beschäftigt sind, es zu dokumentieren? Die Antwort lautet eindeutig: JA! Und wir werden es auch dokumentieren, wenn wir nicht so glücklich sind - was aber hoffentlich noch Zeit hat.

Die Vogel-Quizfrage ist mit Eurer Unterstützung gelöst! Dass es sich um eine Reiher-Art handeln könnte, zu der dieser relativ kleine Geselle gehört, hatten wir schon vermutet. Es handelt sich um einen Seidenreiher, wissenschaftlicher Name Egretta garzetta. Er ist wesentlich kleiner als die Grau- und Silberreiher. Typisch für einen Seidenreiher sind u. a. seine gelben Füße, die er uns netterweise auf dem Foto gerade zeigt. Der Vogel rangiert hier im Hafen übrigens auf der Hitliste der beliebtesten Fotomotive auf Platz 3.  

 

 

Stehpaddeln möchte ich unbedingt ausprobieren - aber erst, wenn wir in wärmeren Gefilden angekommen sind:

 

Strahlend blau war gestern, heute ist es bedeckt. Gerade haben wir die aktuelle Wind- und Wettervorhersage für die Biskaya für die nächsten Tage auf den Rechner bekommen und ausgewertet. Im Moment sieht es so aus, dass wir morgen Vormittag zu unserem Törn über die Biskaya starten können. Wenn es dann losgehen kann, werden wir uns an dieser Stelle voraussichtlich frühestens am Dienstag wieder melden können. Auch unsere Position über AIS wird nicht ständig zu verfolgen sein, da wir weiter als 30 Seemeilen von der Küste entfernt sind. Olé!

 

Donnerstag, 17.07.2014

Gestern hat sich Ingo im kleinen Friseursalon hier am Hafen die Haare schneiden lassen. Im letzten Jahr im Norwegenurlaub sollte ein Schnitt sage und schreibe 54 Euro kosten. Zum Glück hatten wir dann noch einen anderen, nicht so mondänen Salon gefunden, in dem es dann "nur" 32 Euro gekostet hat. Immerhin gab es einen Cappuccino dazu. Hier soll der Schnitt 13,50 Euro kosten, mit waschen 15 Euro. Oh, ein Schnäppchen! Prima Frisur zum vernünftigen Preis bekommen. Aber ich werde meinem Frisuer treu bleiben! Bei meinem letzten Besuch bei ihm im Mai, haben wir überlegt, dass meine Haare in 15 Monaten ca. 20 Zentimeter wachsen werden. Da kann er aus dem Vollen schöpfen, wenn ich ihn dann wieder besuche!

Zu unserer Quizfrage wegen des eleganten weißen Vogels hat es leider noch keine Rückmeldung gegeben. Kann uns denn niemand aufklären?

Wenn eine deutschsprachige Tageszeitung zu haben ist, kaufen wir uns eine. Hier bekommen wir die Zeit und die Süddeutsche Zeitung. Das älteste Exemplar einer Zeit in dem Laden ist vom 10.07.14, da nehmen wir lieber die Süddeutsche vom 15.07.14! Unter der Überschrift "Genetik im Kuhstall" heißt es "Die stetige Optimierung industrieller Linien führt zum Verschwinden alter Rassen" - ließe sich auf den Bootsbau übertragen - aber der Hanseat lebt!

Gleich bekommen wir die neuesten Wetterdaten auf den Rechner. Mal sehen, wie sich die Lage entwickelt hat.

 

So ein Bimini ist sehr praktisch: Beim Segeln spendet es Schatten, im Hafen kann ich auch sehr schön Wäsche darunter trocknen, obwohl es regnet:

 

Dieser Renault 4 parkt hier am Hafen - sieht aus, wie aus dem Ei gepellt:

 

Jetzt noch ein Nachtrag zu unserer gestrigen Klippenwanderung. In der Normandie, auf Guernsey und hier in der Bretagne sind an den Küsten die deutschen Hinterlassenschaften aus dem zweiten Weltkrieg allgegenwärtig. Sie gehörten zum Atlantikwall. Dieser war eine 2685 Kilometer lange Linie von befestigten Stellungen entlang der Küsten des Atlantiks, des Ärmelkanals und der Nordsee. Die deutschen Besatzer haben sie in den Ländern Frankreich, Belgien, Niederlande, Dänemark, Norwegen, den britischen Kanalinseln und im Deutschen Reich in den Jahren 1942 bis 1944 geplant und teilweise erbaut. Mit dem Atlantikwall wollten die Deutschen diese Gebiete vor einer alliierten Invasion schützen.

Etwas außerhalb von Camaret befindet sich ein kleines Museum zu dieser Thematik:

 

Mittwoch, 16.07.2014

Eigentlich gut, dass die Wind- und Wettervorhersage so ungünstig ist, dass uns schon vor dem Blick aus dem Cockpit klar war, dass wir noch nicht lossegeln können. Dichter Nebel hüllt den Hafen ein, da wäre ans Ablegen nicht zu denken gewesen - frei nach dem Motto: Irgendwas ist ja immer!

Wir haben uns dann auf den Weg zu einer ausgedehnten Klippenwanderung gemacht. Das ist ein Vorteil, wenn wir länger an einem Ort bleiben: Wir lernen etwas von der Umgebung kennen und nicht nur die Steganlage, die Duschen, Waschmaschinen und den Supermarkt! Es gilt, aus der "Not" eine Tugend zu machen und das Positive darin zu sehen. Nach unserer Wanderung hat sich Ingo wieder der Amazone gewidmet. Ja, so ist das - es gibt zwei Frauen im Leben eines Skippers. Aber mit dieser Nebenbuhlerin kann ich sehr gut leben!

 

 Wie Sie sehen, sehen Sie nichts:

 

Bitte mitdenken und nicht jedem Schild folgen! Diese Umleitung ist nicht zu empfehlen.

 

Diese Pökse freuen sich auf einen Ausflug ins Watt. Gerade laufen gelernt und schon mit Kescher und Eimer auf der Jagd:

 

Na, ist das ein Ausblick? Man beachte die Farbe des Wassers. Weit kann es doch bis zur Karibik gar nicht mehr sein, oder? Außerdem ist hier ein Handtuch zur Reservierung einer Liege völlig überflüssig.

 

Zurück im Ort - bretonischer Charme:

 

Erst die Kür, dann die Pflicht: Auch die Winschen müssen gewartet werden. Macht bei Sonnenschein und in kurzer Hose offensichtlich mehr Spaß, als bei Minusgraden in der Winterlagerhalle!

 

 

Dienstag, 15.07.2014

Die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel. Und was machen wir heute, gehen wir zum Strand? Nein! Der heutige Tag ist der Amazone, bzw. der Sicherheit an Bord gewidmet. Vor unserer Abreise sind wir leider nicht mehr dazu gekommen, an der Spritzkappe eine Verstärkung und einen extra Bügel anzuschrauben. Alles Notwendige für den Anbau haben wir dabei - Bügel, Schrauben, Edelstahlrohr, Buchsen und das erforderliche Werkzeug. Die Montage ist sehr aufwendig, weil der Bügel und die Verstärkung an das Gestänge der Spritzkappe angepasst werden müssen. Ingo hat sich einige Gedanken gemacht, wie es am besten gehen könnte. Nach einigen Stunden Anpassen, Bohren, Sägen, Abdichten und Anschrauben sitzt alles, wie und wo es sein soll. Wenn jetzt jemand das Cockpit verlassen muss, findet er oder sie an diesem zusätzlichen Griff Halt beim Gang auf das Vorschiff.

Wenn das Werkzeug schon mal ausgepackt ist, kann Ingo auch gleich die zusätzlichen Augbolzen im Cockpit montieren, an denen wir uns auf See mit den Lifelines einklinken können. 

Helfen kann ich bei all dem nur wenig - es hilft schon sehr, wenn ich nicht im Weg sitze oder stehe. Also habe ich dem hiesigen Supermarkt einen Besuch abgestattet und einige frische Lebensmittel eingekauft und auch etwas Leckeres gekocht. So geht jeder seinem Vergnügen nach!

Wind und Wetter führen Regie - mal sehen, ob wir morgen zu unserem Törn über die Biskaya starten können, aber im Moment sieht es nicht danach aus. Vor uns liegen ca. 320 Seemeilen, wir werden also ungefähr drei Tage (und Nächte) nonstop unterwegs sein. Zurzeit sind für den Zeitraum 1 - 7 Windstärken aus allen Richtungen vorhergesagt.

Wie viel Zeit verbringt der Mensch im Laufe seines Lebens mit Warten? Warten auf einen heiß ersehnten Brief; warten, dass der Zahnarzt die Schmerzen lindert; warten auf die Kinder, die längst zu Hause sein wollten oder am frühen Morgen bei Dunkelheit und Kälte auf den Bus warten und und und. Da warten wir doch gerne bei Sonnenschein in diesem schönen Hafen auf ein gutes Wetterfenster für einen sicheren Törn!

 

Erstmal das Werkzeug hervorkramen, das "Operationsfeld" freilegen und Antje zum Einkaufen schicken:

 

Das Rohr zur Verstärkung ist montiert und gibt dem Spritzkappengestänge mehr Stabilität:

 

Stunden und einige Schweißperlen später ist der Haltebügel montiert:

 

Ab in den Keller, um die Muttern festzuschrauben, damit im Erdgeschoss alles hält:

 

Zu guter letzt sind auch die Augbolzen für die Lifelines fertig montiert:

Montag, 14.07.2014

Wenn zukünftig die Rede vom Finale der Fußballweltmeisterschaft 2014 sein wird, werden wir das immer mit einem super schönen Abend in Frankreich verbinden - ausgerechnet Frankreich - haben die Deutschen die Franzosen doch aus dem Turnier gekickt. Aber nein, sie sind gute Verlierer! Heute morgen hat unser französischer Bootsnachbar uns ganz herzlich gratuliert. Aber der Reihe nach: Wir haben gestern das Spiel hier in einer Kneipe direkt an der Hafenpromenade gesehen. Es war rappelvoll, außer uns waren nur wenige Deutsche dabei. Die Stimmung war ausgelassen, und die Franzosen haben sich sehr sportlich verhalten. Als dann endlich das erlösende Tor fiel, haben sie sich mit uns gefreut. Ingo hat mit unserem mitgebrachten Nebelhorn ordentlich Radau gemacht!

Zeitgleich mit der Verlängerung des Spiels, gab es hier ein 15 minütiges, großes Feuerwerk. Soweit ging die Sympathie der Franzosen mit uns Deutschen nun aber doch nicht - das Feuerwerk hatte natürlich nichts mit dem Endspiel zu tun. Heute ist der französische Nationalfeiertag. Es wird an diesem Tag an den Sturm auf die Bastille am 14.07.1789 erinnert. Er ist aber auch ein beliebtes Volksfest mit allem was dazu gehört und wird traditionell von der Feuerwehr ausgerichtet. In manchen Städten findet dieses Fest in der Nacht zum 14.07. statt - und Camaret gehört zu diesen Städten. So gab es auch einen großen Laternenumzug, angeführt von mindestens zehn Dudelsackspielern.

Weltmeister werden macht hungrig - und so sind wir nach dem Spiel zum Festplatz spaziert und haben uns mit Pommes und Würstschen gestärkt. Bedient wurden wir - siehe oben - von einer Feuerwehrfrau. Es war eine Bühne aufgebaut worden, auf der eine zwölfköpfige Band aufgetreten ist. Sie haben richtig gute Musik gemacht, getanzt und eine tolle Show geboten. Wir haben dann auf der Amazone noch "entre nous" auf die Fußballweltmeisterschaft angestoßen und von dort die Musik genossen. Aus der Ferne war auch noch ein versprengter Dudelsackspieler zu hören - gegen die Bässe der großen Band hatte er allerdings wenig Chancen.

Heute Morgen hieß es dann Günter zu verabschieden. Wir freuen uns für ihn, dass er nun bald Amrum und Helgoland anläuft, wo er schon so lange nicht mehr war. Die Leinen loswerfen, nochmal hinüberrufen, dass wir eine gute Reise wünschen, winken. Dann fährt er aus dem Hafen, und wir werden ihn wohl nie mehr wiedersehen. Wir haben ihn hier nur kurz kennengelernt, trotzdem ist die Stimmung für einen Moment merkwürdig.

 

Hier an der Promenade gibt es die verschiedensten Geschäfte und Lokale. Dieser junge Mann beschäftigt sich unverkennbar mit Meeresdelikatessen:

 

Quizfrage: Wer kennt diesen hübschen Vogel? Wir haben ihn heute hier am Hafen gesehen.

 

Auch das ist Camaret. Fünf Minuten Fußweg vom Boot entfernt - eine schöne Bucht:

 

Dieses Schiff rangiert bei den Fotografen auf Platz 2 (gleich nach den Wracks, die unangefochten den 1. Platz belegen):

 

Aber nicht nur für die Fotografen ist es ein schönes Motiv. Auch diese Künstlerin findet anscheinend Gefallen an dem Schiff:

 

Diese Segelyacht hatte ich schon bei Niedrigwasser fotografiert. So sieht das Ganze dann bei Hochwasser aus. Wegen des heutigen Feiertages hat sie sich hübsch gemacht, äh, über die Toppen geflaggt, wie der Fachmann sagt:

Sonntag, 13.07.2014

Gerade kommen wir  von Günter zurück. Bei einem richtig guten Becher Kaffee hat er uns sein Schiff gezeigt, und wir haben weitere nützliche Tipps bekommen und unsere Erfahrungen ausgetauscht. Gleich wollen wir bei einem Cappuccino in einer der zahlreichen Brasserien das schöne Wetter genießen und uns die Zeit bis zum Anpfiff des Finales der Fußball WM vertreiben. Das Spiel schauen wir heute Abend gemeinsam mit Günter in einer der Kneipen hier am Hafen. Wir sind gespannt und freuen uns schon!

 

Diese einst stolzen Schiffe taugen jetzt nur noch als begehrtes Fotomotiv. Sieben solcher Wracks liegen hier im Hafen. Im Stadtplan ist der Bereich tatsächlich als Schiffsfriedhof ausgewiesen:

Sonnabend, 12.07.2014

Heute Morgen  wurde eine Box frei und wir haben schnell wie die Wiesel verholt. Danach war mal wieder ein Großeinkauf fällig. Ihr kennt das ja schon - Wägelchen vom Hafenmeister holen, loszuckeln usw. Allerdings war es kein Wägelchen, sondern nur eine Sackkarre. Damit haben wir die Getränke transportiert, alles andere mit dem Einkaufswagen des Supermarktes.  Es war dann gerade Niedrigwasser, als wir zum Anleger zurückkamen. Unmöglich, mit dem Einkaufswagen die lange und sehr schräge Brücke zur Anlage hinunterzueiern. Also Klappkiste aus dem Boot holen, Leinentaschen vollstopfen, den Rest unter den Arm klemmen und ab zur Amazone. An Bord alles verstauen und dann den Einkaufswagen zurückbringen.

Danach hat Ingo wieder den Motor gewartet (Filter und Öl wechseln etc.). Dies ist wohl unser letzter Hafen vor der Überquerung der Biskaya, da muss alles in Ordnung sein. Wir warten hier auf ein günstiges Wetterfenster, um dieses berüchtigte Seegebiet bei möglichst guten Bedingungen zu meistern.

Jawohl, dieser Hafen hat Flair. Auf einem der Nachbarboote wird Akkordeon gespielt und singen kann der Musiker auch noch. Ein schönes, etwas melancholisches Lied hat er angestimmt. Es war überhaupt wieder ein schöner Abend. Wir haben heute Günter kennengelernt. Er segelt seit drei Jahren allein mit seiner Segelyacht durchs Mittelmeer. Jetzt ist er auf dem Rückweg nach Norddeutschland und freut sich auf Amrum und Helgoland. Er war bei uns an Bord und konnte uns viele Tipps bezüglich spanischer und portugiesischer Häfen geben.

Blick über den Hafen. Im Vordergrund die Brücke zum Steg:

Hier sind sogar die Pointen ausgeschildert!

Nochmal ein Blick über den Hafen Port Notic:

Freitag, 11.07.2014

Heute klingelte um 5.45 Uhr der Wecker, weil wir uns überlegt hatten, von Roscoff zu dem Hafen mit dem komisch klingenden Namen L'Aber Wrac'h (sprich Laberwrack) zu segeln. Die Wind- und Wettervorhersage war einigermaßen günstig. D. h. , sonnig, wenig Wind und diesen nicht direkt auf die Nase. Live bedeutete es: sonnig, sehr wenig Wind und viel Arbeit für den Volvo. Trotzdem haben wir dann unterwegs unseren Plan geändert und sind direkt nach Camaret Sur Mer gesegelt bzw. gefahren. Klingt auch viel besser als Laberwrack. Wir waren ziemlich genau 12 Stunden unterwegs und haben knapp 67 Seemeilen zurückgelegt.

Wir haben jetzt den Englischen Kanal hinter uns gelassen und den Nordatlantik erreicht. Waltraud und WoIfgang  hatten uns in Guernsey den Tipp gegeben, Camaret anzulaufen. Danke! Wirklich eine gute Empfehlung. Im Hafen Camaret Sur Mer gibt es zwei Marinas, in denen Besucher festmachen dürfen. Im ersten, Port Vauban, gibt es Stege, an denen längsseits festgemacht wird. Hier war schon alles ziemlich voll. Außerdem liegt er etwas außerhalb, und wir hatten von vornherein geplant, im Port du Notic, direkt in der Stadt, festzumachen. Dort liegt man entweder in einer der wenigen Boxen oder längsseits im Päckchen.

Der sehr hilfsbereite Hafenmeister kam uns schon im Schlauchboot  entgegen. Leider konnte er uns keine Hoffnung auf einen Boxenplatz machen - alles belegt. Nur im Päckchen geht noch was. Da kann man nichts machen, also erstmal längsseits gehen.

Die großen, modernen Marinas sind oft seelenlose Bootsparkplätze mit allem Komfort, aber leider ohne Atmosphäre. Hier ist es anders. Jede Menge Flair, aber leider nur ca. 10 Boxenplätze für Gäste. Das tägliche Liegegeld kostet hier 24,64 Euro, einschließlich Trinkwasser und Landstrom, duschen kostet extra, pro Durchgang 2 Euro. Für diese 2 Euro kann ich hier nicht nur duschen, sondern den Männern beim Rasieren zusehen, da Männlein und Weiblein hier gemeinsam einen Duschraum nutzen. Manchmal kommt sogar ein Flitzer vorbei, um eine weitere Duschmarke aus dem Automaten zu ziehen! Das war es mir wert...

 

Eine winzig kleine Vorahnung auf die kommende Atlantikdünung:

 

Diese Segelyacht steht angelehnt an der Kaimauer. Ziemlich praktisch für Unterwasserarbeiten.

Donnerstag, 10.07.2014

Nachdem wir gestern einigermaßen fleißig waren, sollte es heute ruhiger zugehen. Erst am späten Nachmittag konnten wir uns zu einem Spaziergang aufraffen, und wir wollten auch frische Lebensmittel einkaufen. Die Dame aus dem Hafenmeisterbüro hatte im Stadtplan zwei Kringel vermerkt - die Supermärkte. Gleich am Hafen trafen wir Katja und Dietmar, die mit ihrer "Summer" gestern hier angekommen sind und auch einkaufen wollten. Also taten wir uns zusammen und stellten dann gemeinsam nach einem längeren Fußmarsch fest, dass der 1. Supermarkt-Kringel leider ein Flop ist: der Markt ist geschlossen, da das Dach repariert werden muss. Dann auf zum nächsten Kringel, diesmal direkt im Ort: zunächst sind wir glatt dran vorbeigelaufen. Es war ein kleiner, netter, ganz gut sortierter Kaufmannsladen. Mit den Einkäufen haben wir dann noch einen Abstecher zum alten Hafen gemacht und sind dann zu den Booten zurückmarschiert.

Gleich noch die aktuelle Wind- und Wettervorhersage einholen. Vielleicht geht es morgen schon weiter, vielleicht auch nicht.

Das Zentrum von Roscoff:

Hübsches Schild an einer Creperie - huch, von hinten fotografiert, gibt's die beiden auch von vorne?

Ja, gibt es - voilà:

Attraktion am Hafen: Ein Kutter, der Taschenkrebse gefangen hat, wird entladen.

Mittwoch, 09.07.2014

Ausschlafen, dem Hafenmeister einen Besuch abstatten, Duschen und in aller Ruhe frühstücken, das ist doch ein ganz netter Beginn. Für uns gilt seit gestern wieder die mitteleuropäische Sommerzeit. Wir haben die eine Stunde, die wir auf Guernsey geschenkt bekommen haben, zurückgegeben. Das tägliche Liegegeld kostet für die Amazone 28 Euro (Strom, Trinkwasser und Duschen inklusive). Die Bloscon Marina ist erst 2013 fertiggestellt worden. Die Doppelboxen sind sehr breit, die Stege und Ausleger großzügig bemessen. Über 600 Liegeplätze gibt es hier.

Nach dem Frühstück bekommt dann auch die Amazone eine Süßwasserdusche, und Ingo hatte noch das eine und andere zu werkeln. Anschließend machen wir einen Spaziergang in den nahegelegenen Ort. Auf dem Rückweg entdecken wir zufällig in einem der schönen Gebäude auf dem Marinagelände den Raum mit den Waschmaschinen und Trocknern. Der Anblick löst bei mir regelmäßig den Impuls aus, mich sofort mit der Wäsche beschäftigen zu müssen. Tut mir leid - mit dem Skipper in der Sonne im Cockpit faulenzen muss verschoben werden! Gemeinsam geben wir meinem Impuls nach - und haben jetzt Ruhe bis zum nächsten Mal!

 

Blick über die Bloscon Marina in Roscoff:

Dienstag, 08.07.2014

Die Nacht verlief ganz ruhig, kein Wind, und die Amazone und das Nachbarboot haben sich nicht in die Haare gekriegt. Ob das auch für die anderen Boote hier gilt, wissen wir nicht.

Um 7.30 Uhr verlassen wir die Bucht und setzen kurze Zeit später das Großsegel und rollen auch die Genua ganz aus. Die Sonne scheint, und es weht ein laues Lüftchen aus West. Kurz nach acht Uhr haben wir dann die aktuelle Wind- und Wettervorhersage nochmals eingeholt. Es soll dabei bleiben, West bis Nordwest  4, norddrehend, in Böen 5 - 6. Also sollte der Wind im Laufe des Tages für uns günstiger kommen.

Der Wind nahm dann auch zu, und drehte - aber leider südlicher. Gegen 12 Uhr haben wir die Genua eingerollt, und Ingo hat das Kutterstag angeschlagen und die kleine Genua (27 Quadratmeter) gesetzt. Im Laufe des Tages nahm der Wind weiter zu, drehen wollte er allerdings nicht. Es wurde uns dann klar, dass es heute mit dem Ziel Camaret nichts wird. Also mal wieder eine Planänderung. Ziel wird jetzt Roscoff sein. Laut Plotter werden wir um 23 Uhr dort sein. Inzwischen hörten wir über Funk die ersten Windwarnungen der verschiedenen Coast Guards. Wir mussten dann einen Kreuzschlag machen, um wieder auf den richtigen Kurs zu kommen. Inzwischen hatte der Wind weiter zugelegt, dunkle Wolken ließen nichts Gutes ahnen - also auch das Großsegel verkleinern.  Mit einem Reff und dem kleineren Vorsegel  hatten wir immer noch 7 Knoten durchs Wasser auf der Logge.

Die dunklen Wolken brachten zwar keinen Regen, aber heftige Böen. Was für ein Finale kurz vor dem Hafen. Hei, wie das Wasser in Lee über das Deck rauscht, um die Relingsstützen schießt und gurgelnd in den Speigatten verschwindet! Die Amazone scheint ganz in ihrem Element zu sein. Welle für Welle nimmt sie brav, ohne Murren und Knurren. Der Papp-Admiral steht derweil kerzengerade im Schrank und guckt sich das ganze aus sicherer Entfernung an.

Heute hatten alle ihren Spaß: Ingo und ich, weil wir segeln konnten und nicht nur den Mast spazieren fuhren; die Amazone, weil sie zeigen konnte, was in ihr steckt und der Volvo, weil er (fast) nichts tun musste!

Um 22.30 Uhr erreichten wir nach 87 Seemeilen den Vorhafen der Marina Roscoff, nahmen die Segel herunter und machten die Amazone zum Anlegen klar. Hier sind viele Boxen frei, alles kein Problem. Allmählich war es dunkel, aber wir klarten natürlich noch alles auf, tranken noch einen Absacker im Cockpit, und gegen 1.00 Uhr gingen wir todmüde, aber glücklich und zufrieden mit uns und der Amazone, in die Koje.

P. S.: Unsere AIS-Position kann bei Marine Traffic nur angezeigt werden, wenn an der Küste Empfänger stehen, die diese Signale an Marine Traffic weiterleiten. Hier in Frankreich sind anscheinend nicht so viele Empfänger aufgestellt. Also keine Sorgen machen,  wenn unsere Position manchmal nicht oder verzögert angezeigt wird, uns geht es gut!

 

Tschüß Sark!

 

Jetzt ist wieder die französische Gastlandflagge gefragt.

 

Sie sieht nicht nur gut aus, sie kann auch segeln!

Montag, 07.07.2014

Nachdem wir die aktuelle Wind- und Wettervorhersage eingeholt hatten, haben wir entschieden Guernsey zu verlassen und die Nacht vor Anker in einer Bucht der Nachbarinsel Sark zu verbringen. Also nochmal frische Lebensmittel einkaufen, in der Touristeninfo die Guernsey Notes in englische Pfund tauschen (Wechselkurs 1 : 1), den Trinkwassertank auffüllen und abwarten, dass genügend Wasser über der Schwelle in der Hafeneinfahrt steht, um Auslaufen zu können.

An diesem Morgen können es zwei Skipper nicht abwarten und fahren bei zu niedrigem Wasserstand stumpf gegen die Schwelle. Einer langsam, ein anderer relativ schnell. Aua! Der schnellere von beiden versucht es kurze Zeit erneut und scheitert wieder. Beim dritten Versuch klappte es dann.

Wir haben gewartet, bis der Pegel in der Einfahrt 2 Meter anzeigt und sind dann losgefahren. Bevor wir den Hafen von Guernsey  endgültig verließen, fuhren wir zur Tankstelle,  um  zollfreien Diesel (102 Liter für 90,25 Pfund) zu tanken.

Nach 9 Seemeilen haben wir die Bucht bei Sark erreicht. Hier sind Bojen (Moorings) ausgelegt, an denen die Boote vertäut werden können. Der eigene Anker kann also in der Halterung am Bug bleiben. Die Bucht ist gut besucht, und wir erwischen die vorletzte freie Mooring. Die Bojen liegen ziemlich eng beieinander, das gefällt uns eigentlich nicht. Die Boote liegen ja nicht ruhig und nicht in derselben Richtung an der Boje - sie schwojen. Zwei Boote sind schon aneinandergeraten. Gerade hat an der letzten freien Boje nicht weit von uns ein Boot festgemacht. Na, wenn das man gutgeht. Wohl ist uns nicht dabei.

An einer der anderen Bojen liegt auch ein einheimisches Boot. Der Eigner kam heute Nachmittag mit einem Schlauchboot zu seinem Boot gefahren. Er saß dann bei sich an Bord und sah lange und irgendwie interessiert zu uns herüber. Ingo meinte, vielleicht gehört die Boje, an der die Amazone fest ist, auch einem Einheimischen und er sagt uns gleich, dass wir ablegen müssen. "Quatsch", sagte ich, "er mag unsere Amazone gerne leiden und guckt deshalb immer zu uns rüber!" Na, was meint ihr, wer hatte recht? Er kam später mit seinem Schlauchboot bei uns vorbei und sagte, dass wir ein sehr schönes Boot haben und fragte, welcher Bootstyp das denn wohl sei und wie alt es ist. Das geht runter wie Öl! So etwas hört jeder Eigner gern! Seine Begeisterung gipfelte in der Frage: "You don't want to sell it?" Meine Antwort kam prompt: "Yes, we don't want!" Allgemeines Gelächter. Wir gaben ihm dann noch unsere Visitenkarte, damit er weitere Informationen über den Bootstyp nachlesen kann, wenn er möchte.

Ich schreibe jetzt gerade den täglichen Blogeintrag und Ingo gibt den nächsten geplanten Kurs in den Plotter ein. Wir wollen früh starten und nach Camaret (französische Küste) segeln. Dieser Törn ist ca. 140 Seemeilen lang, es steht also wieder eine Nachtfahrt an. Die Wind- und Wettervorhersage ist günstig. Es sind nordwestliche später nördliche Winde um 4 Beaufort angesagt. Von Camaret aus geht es dann wahrscheinlich über die Biskaya.

So, nun hoffen wir, dass das Nachbarboot und die Amazone sich heute Nacht nicht in die Quere kommen und auch die anderen Boote sich vertragen!

 

 

Sonntag, 06.07.2014

Bei herrlichem Sonnenschein machten wir uns heute auf den Weg, Castle Cornet zu besichtigen. Die Burg ist im 14. Jahrhundert zum Schutz des Hafens erbaut worden, und so ist es für uns von der Amazone aus nur ein kurzer Spaziergang dorthin. Täglich um 12 Uhr wird eine Kanone abgefeuert, das haben wir zufällig miterlebt - war ziemlich laut. In der Burg sind fünf Museen untergebracht, deren Besuch sich lohnt. In einem der Säle fand eine Vorführung historischer Tänze statt. Engumschlungen hat man damals jedenfalls nicht getanzt.

Von der Burg aus hatten wir einen tollen Blick auf den Hafen, die Buchten und die Nachbarinsel Herm. Vor dem Hafen fand heute ein Speedboat-Rennen statt, das wir von der Burg aus gut beobachten konnten. Überhaupt war hier heute einiges los. Die Straße am Hafen war für den Verkehr gesperrt. Die Feuerwehr und die Polizei hatten Info-Stände aufgebaut, Oldtimer (Autos und Motorräder) konnten bestaunt werden und noch so einiges mehr.

Am späten Nachmittag gab es dann mal wieder eine nette Begegnung: Hier im Hafen liegen Waltraud und Wolfgang mit ihrer Segelyacht. Sie sind im Mai gestartet, und sind jetzt auf dem Weg ins Mittelmeer.  

 

 ... wie gesagt, so eine Kanone ist ziemlich laut:

Hatte ich gestern unseren Volvo als Schluckspecht bezeichnet? Dies sind wohl eher die wahren Schluckspechte:

 

Und nun zum Admiral. "Make your own Admiral" steht auf dem Bastelbogen, und genau das habe ich gemacht. Konkurrenz für den Skipper? Nein! Höchstens ein Assistent!

  

 

Sonnabend, 05.07.2014

Das Wetter hat uns heute ein wenig im Stich gelassen - es hat einige Regenschauer gegeben. Also haben wir alles ein bisschen ruhiger angehen lassen. In einer Regenpause sind wir zum anderen Ende des Hafenbeckens geschlendert und haben uns die Boots-Tankstelle angesehen. Da müssen wir nämlich vor dem nächsten Törn mit der Amazone zum Tanken hinfahren. Der Volvo, dieser kleine Schluckspecht, muss gefüttert werden. Na ja, wir sind froh, dass wir ihn haben. Er verbraucht ca. 2 l pro Stunde, und er kann ja nichts dafür, dass der Wind so mau war.

Hier in der Marina feiert eine Segler-Vereinigung ein Fest. Es ist ein großes Festzelt aufgebaut. Wir liegen mit der Amazone in direkter Nachbarschaft. Gerade war offenbar die Preisverteilung einer Regatta, Reden werden gehalten, verhaltener Applaus gespendet. Und dann gings los mit der Live-Musik. Hört sich gut an, wir machen es uns gleich mit einem Drink im Cockpit bequem und lauschen Diana Ross - I will survive!

 

Auf diesem Foto ist die Schwelle vor der Einfahrt zur Victoria Marina gut zu sehen. Die "Ampel" an der Hafeneinfahrt zeigt rotes Licht - also zurzeit keine Einfahrt.

 

Heute ist es uns erst aufgefallen, dass es hier "Gurnsey Notes" gibt. Wir haben bisher mit englischen Pfund bezahlt, hat aber auch keinen interessiert.  Wie der Umrechnungskurs ist, wissen wir auch nicht, da wir dieses Gurnsey-Geld aus dem Geldautomaten gezogen haben.

Freitag, 04.07.2014

Ingos erster Gang führte ihn heute Morgen in das Hafenmeisterbüro. Das Liegegeld muss noch bezahlt werden. Wir hatten schon in Bremen Englische Pfund besorgt, so dass Ingo die 25 Pfund bar bezahlen konnte. 1 Englisches Pfund entspricht ca. 1,33 Euro. Also bezahlen wir hier 33 Euro Liegegeld pro Tag, einschließlich Trinkwasser und Duschen, ausgenommen Landstrom. Der würde 2 Pfund täglich extra kosten. Auf Landstrom können wir aber verzichten, weil unser Windgenerator und die zwei Solarzellen uns gut mit Strom versorgen. Eine Solarzelle ist stationär zwischen den beiden neuen Masten am Heck installiert, und eine zusätzliche Solarzelle können wir bei Bedarf an der Reling befestigen. Diese zweite Solarzelle hat Ingo heute erstmals hervorgeholt, und sie arbeitet fleißig. Auf diese Art und Weise sparen wir Gas und können unser Wasser mit Strom kochen. Außerdem benötigt auch die Kühlung Strom.

Heute haben wir eine Inselrundfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr gemacht. Die Fahrt hat 1,5 Stunden gedauert, und pro Person haben wir 1 Englisches Pfund bezahlt. Der Linksverkehr ist für uns ganz ungewohnt, und die Straßen sind hier sehr eng, separate Radwege haben wir nicht gesehen.  

Der Fußball-Fernsehabend bei leckerem Essen und einem Glas Rotwein an Bord der "Summer" war super! Zu der guten Stimmung hat natürlich auch der Erfolg der deutschen Nationalmannschaft beigetragen. Jetzt bedauere ich es fast ein bisschen, dass ich mir in Groningen nicht dieses kleine quäkende Megaphon gekauft habe. Damit wäre ich  ganz groß rausgekommen! Vielleicht ist es gut, dass wir zurzeit nicht mehr in Frankreich sind! Dort hatte in Dünkirchen ein junger Bursche schon vor diesem Fußball-Ergebnis mit Blick auf unsere Nationalflagge ganz offen zu seinem Freund gesagt: "C'est une boche!".  "Boche" ist eine herablassende Bezeichnung für Deutsche. Hätte ich von einem jungen Mann in dieser offenen Art und Weise nicht unbedingt erwartet.

 

Victoria Marina - wir können von der Amazone aus auf Palmen blicken!

 

Fußgängerzone in Saint Peter Port - gleich um die Ecke

 

Nachwuchs auf der Amazone! Es ist schon Tradition, dass Plüschtiere mit regionalem Bezug bei uns anheuern. Der Matrosen-Teddy war von Anfang an Bord. Er scheint im Moment von seinem neuen Kameraden noch nicht begeistert zu sein. Sie werden sich schon aneinander gewöhnen.

Donnerstag, 03.07.2014

Heute soll es weitergehen, und zwar nach Guernsey. Die Wind- und Wettervorhersage ist weiterhin günstig, und das wollen wir nutzen. Bei herrlichem Sonnenschein (24 ° C Lufttemperatur) und leichtem Westwind haben wir um 13.50 Uhr abgelegt. Diesen Zeitpunkt haben wir errechnet unter Berücksichtigung der geplanten Ankunftszeit und der Strömungsverhältnisse. Auf unserer Route können Gezeitenströme von bis zu 7 Knoten auftreten. Die wollen wir uns zunutze machen und nicht gegen uns laufen haben. Unter Großsegel und Genua ging's los, aber schon eine dreiviertel Stunde später mussten wir das Vorsegel wieder einrollen und die Maschine mitlaufen lassen. Der Wind hatte gedreht und abgeflaut.

Die vierte Gastlandflagge konnte dann unterwegs gesetzt werden.

Um 20.30 Uhr hatten wir nach 34 Seemeilen durchs Wasser (über Grund waren es 43 Seemeilen) die Hauptstadt von Guernsey, Saint Peter Port, erreicht. Hier herrscht heute ein Tidenhub von 7,80 Meter, er kann bei Springtide sagenhafte 9,50 m betragen! Bei Nipptide hingegen "nur" 6,20 m. Unser Ziel ist die Victoria Marina. Sie kann aber nur zu bestimmten Zeiten angelaufen werden. Eine Schwelle von 4,20 m Höhe befindet sich in der Einfahrt zur Marina. Diese muss für uns ca. 2 m unter der Wasseroberfläche sein, sonst wäre die Gefahr einer Grundberührung zu groß. D. h., das Hochwasser muss 6,20 m aufgelaufen sein.

Das Zeitfenster zum Einlaufen in die Marina ist für uns heute zwei Stunden vor und zwei Stunden nach Hochwasser. Bei Nipptide können wir also nur genau bei Hochwasser einlaufen. Das Hochwasser sollte gestern hier um 23 Uhr sein. Von daher war klar, dass wir frühestens um 21 Uhr über die Schwelle in die Marina fahren können. Woran wir allerdings nicht gedacht hatten und uns erst kurz vor dem Ziel einfiel:  Auf Guernsey ticken die Uhren anders! Hier gilt die britische Sommerzeit, nicht die mitteleuropäische Sommerzeit. Wir hätten also noch eine Stunde dazurechnen müssen.

Vor der Marina gibt es einen Warteponton, an dem die Yachten festmachen, die auf das Einlaufen in die Marina warten. Als wir uns dem Ponton näherten, kam ein Hafenmeister in einem kleinen Boot angebraust und fragte uns, ob wir in die Marina fahren wollen. Das bejahte ich. Dann fragte er, ob wir keine Haustiere oder andere Tiere an Bord haben. Das bejahte ich auch. Er fragte erstaunt:  "You have pets and animals on board?" Das verneinte ich wahrheitsgemäß. Dann übergab er mir eine Broschüre über Guernsey und die Papiere für die Einklarierung. Jawohl, wir haben heute zum ersten Mal einklariert! Guernsey ist die zweitgrößte der britischen Kanalinseln. Diese sind weder Teil des Vereinigten Königreichs noch Kronkolonie, sondern als Kronbesitz direkt der britischen Krone unterstellt. Sie sind auch nicht Teil der Europäischen Union.

Dann hat uns der freundliche Hafenmeister einen Platz im Pulk der anderen wartenden Yachten zugewiesen. Ca. 30 Boote warteten schließlich darauf, dass genug Wasser über der Schwelle steht.

Um 20.40 Uhr Guernsey-Zeit war es dann soweit (wir haben also 1 Stunde am Ponton gewartet). Der freundliche Hafenmeister lotste eine nach der anderen Yacht in den Hafen und wies die Liegeplätze zu. Also alles ganz geordnet und zivilisiert!

Kurz nachdem wir die Amazone in einer Box festgemacht hatten und mit einem Bierchen im Cockpit saßen, wurden wir von Dietmar begrüßt. Er und seine Frau Katja sind mit ihrer Sunbeam 42 "Summer" (www.summer-sailing.de) seit Anfang Mai d. J. unterwegs. Sie können sich allerdings sehr viel mehr Zeit lassen als wir. Sie werden erst 2015 den Atlantik überqueren.

Es wurde dann wieder ein schöner Abend mit interessanten Gesprächen, und am Ende haben die beiden uns eingeladen, bei ihnen morgen Abend das Fußballspiel Deutschland - Frankreich anzusehen. Katja will etwas Leckeres kochen - was für Aussichten! Wir freuen uns schon!

 

Gestern noch auf dem Sonderparkplatz im Dock, heute schon wieder unterwegs:

 

 

Zum vierten Mal wird eine Gastlandflagge gesetzt:

 

Die Papiere, die der Hafenmeister mir im Vorhafen übergeben hat.

 

In diesen gelben Kasten musste der Skipper persönlich das Einklarierungspapier einwerfen. Erst danach durfte die Mannschaft - also ich - von Bord!

 

Mittwoch, 02.07.2014

Es war gestern gar nicht so leicht, in diesem großen Hafen (ca. 1.500 Liegeplätze) eine Box für die Amazone zu bekommen. Die Stege, die für die Gäste vorgesehen sind, waren für die Teilnehmer einer Veranstaltung reserviert, die hier in den nächsten Tagen stattfindet. Es werden Regatten gesegelt, und es gibt ein Veranstaltungsprogramm auf dem Hafengelände. Nach einigem Hin und Her hat der Hafenmeister uns dann einen Platz an einem Steg, der eigentlich für Besucher tabu ist, zugewiesen.

Das Gebäude des Hafenmeisters mit seinem Büro und den sanitären Anlagen ist erst Ende 2013 fertiggestellt worden. Alles ist dementsprechend tip top. Für eine Übernachtung zahlen wir sage und schreibe 30,96 Euro Liegegeld (inklusive Landstrom, Trinkwasser und Duschen).

Heute Vormittag haben wir dann dem Segelmacher einen Besuch abgestattet. Unser Bimini hat zwei Scheuerstellen bekommen und muss repariert werden. Wenn wir es nicht benötigen und aufgerollt zurückklappen, scheuert es am Achterstag. So haben wir den Segelmacher gebeten, einen Schutz zu nähen, damit es nicht weiter kaputt geht. Morgen früh können wir das Bimini wieder abholen.

Danach war mal wieder große Wäsche dran. Diesel tanken musste auch sein - der Volvo hat Durst. Dann noch Mails beantworten, die Wind- und Wettervorhersage für die nächsten Tage ansehen und die Navigation für den nächsten Törn erledigen. Vielleicht geht es schon morgen weiter. Und vielleicht haben wir gleich tatsächlich endlich Zeit, einen Spaziergang in die Stadt zu machen.

 

Sonderparkplatz - dieses Schiff liegt mitten in der Stadt in einem alten Trockendock

 

 

Montag, 30.06.2014/Dienstag, 01.07.2014

Nachdem wir am Montag in Boulogne-Sur-Mer um 15.00 Uhr abgelegt hatten, konnten wir ca. eine Stunde später den Gennaker setzen. Das war allerdings nur ein kurzes Vergnügen, denn leider ließ der Wind immer mehr nach. Also Maschine starten und Gennaker wieder einrollen. Ab 18.00 Uhr setzte dann auch der Strom ein, und wir kamen gut voran. Kurz nach 20.00 Uhr haben wir dann über das Satellitentelefon die Email mit der aktuellen Wind- und Wettervorhersage empfangen. Es wurden weiterhin Winde der Stärke 3 - 4, später 4, aus Nord, Nordost und später Ost vorhergesagt.

Allmählich wurde es dann Zeit, die Amazone für die Nachtfahrt vorzubereiten. Dazu gehört z. B., die Lampen im Boot auf Rotlicht umzustellen. Damit hat es folgende Bewandtnis: Um trotz Dunkelheit gut sehen zu können, sollten die Augen zwischendurch möglichst keinem hellen, weißen Licht ausgesetzt sein. Es bräuchte sonst ca. eine halbe Stunde, bis sich die Augen wieder ganz an die Dunkelheit gewöhnt haben. Rotlicht verhindert diesen Effekt. Der Salon und das Bad mutieren bei Nachtfahrten also zum Rotlichtviertel.

Zur weiteren Vorbereitung gehört für uns auch, eine wasserdichte Tasche zu packen, bzw. weitere Gegenstände hineinzulegen. Diese Tasche würden wir im Seenotfall mit in die Rettungsinsel nehmen. Sie ist immer parat, wird aber vor Nachtfahrten weiter bestückt und enthält:  Proviant,  Wasser, Taschenlampe, Ersatzbatterien, GPS-Handplotter, Wolldecke, Handfunkgerät, Seenotsignale und das Satellitentelefon kommt auch mit hinein.

Ungeschriebenes Gesetz ist es bei uns an Bord, auf See niemals ungesichert das Cockpit zu verlassen. Wir sichern uns mit Lifelines. An verschiedenen Punkten am Boot können wir uns mit Karabinerhaken einklinken und sind so immer mit dem Boot verbunden. Für den Fall, dass es so unglücklich kommt, dass wir diese Verbindung kappen müssen, hat jeder ein spezielles Gurt-Messer in seiner Rettungsweste dabei. Die Rettungswesten tragen wir auf See ständig (außer in der Koje...) Sie sind mit einem Lämpchen, einer Signalpfeife und einem AIS-Sender ausgestattet.

Zur Vorbereitung gehört auch, dass ich mehrere Kannen Kaffee und Tee koche.

Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, dass Ingo die sogenannte Hundewache von 0.00 bis 4.00 Uhr übernimmt. Vorher legt er sich gegen 22 Uhr in die Koje, und ich übernehme die zwei Stunden, bis seine Wache beginnt. Von 4.00 bis 8.00 Uhr habe ich dann Wache, anschließend übernimmt Ingo wieder, und ich kann mich nochmal hinlegen. Gegen 10.00 Uhr bereite ich das Frühstück zu.

Bei ruhigem Wetter halten wir es dann tagsüber flexibel. Jeder kann sich zwischendurch mal ausruhen. Und gegen Abend werden wir dann heute in Cherbourg sein.

Wenn demnächst nicht nur eine, sondern mehrere Nachtfahrten hintereinander anstehen, müssen wir ausprobieren, ob es mit der Flexibilität weiterhin klappt oder ob wir auch tagsüber ein festes Wachsystem brauchen.

Die gestrige Nacht verlief sehr ruhig. Einen kurzen Schreck erlebte Ingo allerdings, als er kurz nach Mitternacht die Wache übernahm. Auf unserem Plotter hatte ich schon längere Zeit das AIS-Signal eines Fischkutters, der ca. 4 Seemeilen an Steuerbord voraus unterwegs war, verfolgt. Er fuhr in dieselbe Richtung wie wir, bis er dann seinen Kurs änderte und unseren Kurs kreuzte. Macht ja nichts, er war ja weit weg. Wie Ingo alsbald feststellen sollte, hatte die Kursänderung des Kutters allerdings einen Haken: Der Fischer hatte bei 55 Meter Wassertiefe Netze oder etwas ähnliches ausgebracht und mit Bojen markiert. Und durch dieses Minenfeld brauste die Amazone nun ahnungslos mit 7 Knoten über Grund Geschwindigkeit. Hoppla, plötzlich taucht in der Dunkelheit knapp neben unserem Boot eine orangefarbene Boje auf. In so tiefem Wasser haben wir bisher noch nie Fischerbojen gesehen. In Küstennähe rechnen wir mit so etwas und halten permanent Ausschau. Nochmal gutgegangen, hätte aber auch schiefgehen können, wenn wir die Leine der Boje in den Propeller bekommen hätten.

Die Nordsee hat sich sehr freundlich von uns verabschiedet, und der Englische Kanal hat uns ebenso freundlich empfangen. Man, was hatten wir bisher für ein Glück mit dem Wetter! Das wird unser Volvo allerdings ganz anders sehen - muss er doch in letzter Zeit ziemlich ackern! Leider war es dann auch nichts mit den vorhergesagten 4 Windstärken, und der Motor lief und lief. Nach 18 Stunden kamen dann die 4 Windstärken, und wir konnten  den Diesel heute gegen 11.30 Uhr abstellen, mit der Genua segeln und die Windfahnensteueranlage arbeiten lassen. Diese Ruhe im Boot - herrlich! Diese Phase währte allerdings nicht sehr lange. Der Wind ließ wieder nach, und der Motor musste wieder gestartet werden.

Übrigens haben wir heute 0 Grad Greenwich passiert und befinden uns jetzt in der westlichen "Seekartenwelt".

Kurz nach 17.00 Uhr hatten wir dann den Hafen von Cherbourg erreicht. Wir waren 26 Stunden unterwegs und haben knapp 150 Seemeilen zurückgelegt. Davon die meisten Meilen mit freundlicher Unterstützung unseres Motors.

Die Kojen sind für die Nacht vorbereitet. (In dieser Nacht wird abwechselnd geschlafen.)

 Die aufgefüllte Notfalltasche und das Rotlicht am Kartentisch:

Kurz nach 22 Uhr geht dann die Sonne unter:

... um es mit Udo Jürgens zu sagen: Immer immer wieder geht die Sonne auf!

Wir rauschen in die Hafeneinfahrt von Cherbourg:

- und die Fähre rauscht noch schneller, aber hinaus ...