Sonntag, 31.08.2014

Wollen wir erst frühstücken und dann baden gehen oder erst baden und dann frühstücken? Ja, solch wichtige Entscheidungen wollen getroffen werden. Das Wetter nimmt sie uns ab - es hat einen Schauer gegeben, der Strand ist nass. Also erst frühstücken. Nach dem Strandbesuch ist dies und das an Bord zu tun. An Deck hat Ingo gestern die Edelstahlteile ja schon geputzt, unter Deck nehme ich mir jetzt die Messingteile vor. Immer schön am Ball bleiben! Ingo hat einiges am Laptop zu erledigen. Mit einem Strandspaziergang in den Ort und einem Restaurantbesuch runden wir diesen netten Tag ab.

Möwen gibt es hier auffallend wenige - stattdessen belagern Männer den gerade eingetroffenen Fischkutter:

 

 

Ein hübsches Strandhäuschen:

 

Im Rahmen des Weinfestivals gibt es eine Prozession:

Sonnabend, 30.08.2014

Ausschlafen, baden und frühstücken - kann ein Tag besser beginnen? Wir nehmen uns heute frei, und wollen mit dem Touristen-Bus eine Rundfahrt um Porto Santo machen. Die Fahrt kostet 8 Euro pro Person, dauert ca. zwei Stunden und führt bis hinauf auf den Pico da Castela in 437 m Höhe. Allein die Fahrt mit dem betagten Bus ist schon ein Erlebnis an sich. Und dann erst die Ausblicke - grandios! Zurück an Bord machen wir eine kurze Verschnaufpause, gehen nochmal schwimmen und lassen diesen schönen Tag allmählich ausklingen.

Blick von der Landungsbrücke auf Vila Baleira:

 

Mit diesem schönen Bus geht es auf Entdeckungstour. Ist zwar nicht grün, aber trotzdem ein Volvo:

 

Kurzer Stopp zum Fotografieren - Blick auf die Ilhéu de Baixoou da Cal:

 

Vom Aussichtspunkt in 163 m Höhe - Blick auf die Marina (links) mit der Amazone (drittes Boot von links in der letzten Reihe), unseren Therapiestrand und den Ankerplatz (rechts):

 

Freitag, 29.08.2014

Noch vor dem Frühstück geht es erstmal zur Therapie, äh, an den Strand. In der tosenden Brandung lassen wir uns ordentlich durchschütteln. Frisch geduscht lassen wir uns dann das Frühstück schmecken. Nächster Punkt auf der heutigen Tagesordnung ist "Edelstahl putzen". Auch die regelmäßigen Süßwasserduschen können nicht verhindern, dass die Edelstahlteile Flugrost ansetzen. Da heißt es wehret den Anfängen. Als alles wieder blinkt wird eine verdiente Pause eingelegt, und wir wenden uns  dem nächsten Punkt zu. Getränke und noch einge frische Lebensmittel müssen eingekauft werden. Irgendwie ist das ja ein Teufelskreis: wegen der Wärme trinken wir mehr, die Getränke gehen also schneller zur Neige, Einkäufe müssen häufiger sein. Einkaufen ist schweißtreibend, also wird wieder mehr getrunken.

Gestern hat Ingo zum ersten Mal an Land eine gesehen - uma barata, zu deutsch eine Kakerlake. Höchste Zeit also, an Bord Vorkehrungen zu treffen. Vor einiger Zeit hatten wir in Spanien ja schon Kakerlakenfallen gekauft, jetzt haben wir sie im Boot verteilt. Außerdem müssen unsere Schuhe jetzt draußen bleiben, und die Einkäufe werden genauestens untersucht, ob sich Eier dieser Tierchen irgendwo versteckt haben. Kakerlaken gehören in warmen Ländern zum Alltag (wobei es sie ja auch in Deutschland gibt). Sie sind zwar unappetitlich und eklig, aber nicht gefährlich. Sie beißen und stechen nicht. Trotzdem möchten wir diese Untermieter nicht an Bord haben. Zu einer weiteren Plage können Rüsselkäfer werden. Sie können sich mühelos durch Kartons und dünne Plastikverpackungen bohren. Deshalb bewahren wir Mehl, Zucker, Nudeln, Reis, Müsli etc. in Plastikdosen und PET-Flaschen auf. An den Besuch von Ratten und Mäusen mag ich gar nicht denken!

 

Am frühen Morgen kümmern sich diese Fischer um ihre Netze. An den Kaimauern hier im Hafen haben sich die Crews der Yachten mit phantasievollen, kleinen Kunstwerken verewigt:

 

Vila Baleira putzt sich für das Weinfestival heraus:

 

 

Im Zentrum Vila Baleira auf Porto Santo, mit der alten Landungsbrücke im Hintergrund:

Donnerstag, 28.08.2014

Gestern fiel kurz vor Mitternacht der Anker vor Porto Santo. 476 Seemeilen war der Törn lang, vier Tage waren wir unterwegs - neuer Rekord. Die Inseln Porto Santo und Madeira sowie die unbewohnten Inseln Selvagens und Desertas bilden den Archipel Madeira. Die Inseln sind 1.000 km vom europäischen Festland und 500 km von der afrikanischen Küste entfernt.

Heute Morgen haben wir dann in die Marina verholt. Ein hilfsbereiter Mitarbeiter weist uns von der Mole aus einen Liegeplatz zu und nimmt uns dann dort in Empfang. "Welcome! All okay on board?" Yes, it's all okay. Nachdem die Amazone ordentlich festgemacht ist, meldet Ingo uns im Marinabüro und bei der Polizei, die ihr Büro in der Nähe hat, an. Das muss hier sein. Der Internationale Bootsschein bleibt bis zu unserer Abreise in der Verwahrung der Marinaverwaltung.

Der hiesige Trockner wird uns nicht im Stich lassen - es gibt ihn gar nicht. Für 25 Euro könnten wir 5 kg bei einer Wäscherei waschen und trocknen lassen. Das ist zurzeit aber kein Thema. Die Temperaturen sind gestiegen, die Bekleidung spärlicher geworden.

Die Amazone bekommt erstmal eine Süßwasserdusche. Sie schwimmt in türkisblauem Wasser, vom Steg aus sehen wir ihren Kiel schimmern. Die Segel werden mit Persenningen abgedeckt, die Kajüte geputzt, ein Schwätzchen mit dem deutschen Stegnachbarn gehalten. Dann machen wir uns zu einem ersten Erkundungsgang auf. Gleich neben dem Hafen beginnt der traumhafte feine Sandstrand. Im Büchlein der Touristeninformation lesen wir: "Gesundheit und Wellness gehen an diesem phantastischen Strand Hand in Hand - nicht nur wegen der klaren Gewässer, sondern auch aufgrund der seltenen therapeutischen Wirkung des Sandes. Dieser ist sehr weich und feinkörnig und reibt kaum. Er setzt sich hauptsächlich aus Kalziumcarbonat in der Form von Kalzit zusammen, welches ganz besondere thermische Eigenschaften besitzt." Aha. Die therapeutische Wirkung können wir bestätigen - wie fühlen uns hier super!

 

 

 Die Stimmung ist gelöst:

 

 

Der bewegte Oceano Atlantico:

 

Schon mal ausprobiert - die Passatbesegelung:

 

Land in Sicht - ja, auch wir mussten ganz genau hinsehen:

 

Der Strand - in diesem Abschnitt mit Steinen:

Die Amazone meldet sich wieder zu Wort:

Habe ich da gerade gehört "Land in Sicht!"? Ja, und es war auch nicht zu überhören! Also ist unser bisher längster Törn bald zu Ende, und wir sind in Porto Santo (Madeira). Eigentlich schade, dass wir schon da sind, hat mir richtig Spaß gemacht. Was ich auf meine alten Tage noch alles erleben darf! Ihr glaubt es ja nicht. Wir segeln jetzt in ganz ungewöhnlich blauem Wasser. Ja wirklich! So etwas von einem phantastischen Blau habe ich noch nie gesehen! Es war auch wieder unheimlich viel davon unter meinem Kiel, mehr als 5.000 Meter. Komisches Gefühl. Und allmählich wird mir auch ein bisschen warm um den Kiel. Und dann erst dieser Sternenhimmel, so wunderschön, wie ich es mir gar nicht hätte vorstellen können.

Endlich hatten wir auch herrlichen Wind, und ich konnte mal so richtig aus mir herauskommen. Diesmal hat der Skipper sich aber auch etwas ganz Besonderes für mich ausgedacht. Zur selben Zeit gleich zwei Vorsegel hat er gesetzt, eins an Backbord, eins an Steuerbord. Hatte mich schon gewundert, dass sie einen zweiten Fockbaum angeschafft haben. Man, hat er da lange rumgetüddelt. Echt super, wie es dann funktioniert hat. Wie ich es mitbekommen habe, segeln wir irgendwann ganz lange in dieser Aufmachung. Ich sag's ja - es gibt selbst für mich immer noch Überraschungen.

Und ganz zum Schluss unseres langen Törns war es schon stockfinster. Da haben wir Besuch bekommen, von Flipper und seinen Freunden! Das sah so schön aus, wie sie um mich herum durchs Wasser geschossen sind! Sie haben im Wasser eine Leuchtspur hinterlassen, und einmal ist ein Delfin aus dem Wasser gesprungen - das ganze Tier hat geleuchtet! Uaah, im Dunkeln sind wir auf dieser Reise bisher auch noch nirgends angekommen. War aber nicht schlimm, der Skipper war sich seiner Sache sehr sicher, nur Antje machte einen etwas angespannten Eindruck. Aber ich komme schon wieder ins Plaudern...

Mein Motor hat sich ja bisher das eine oder andere Mal ziemlich reingehängt. Allerdings unfreiwillig. Ich glaube, er ist deshalb ein bisschen, na sagen wir mal - verstimmt. Aber was glaubt er denn, was hier sein Job ist, nur grün sein und gut aussehen? Er bekommt jedenfalls jede Menge Zuwendung und Aufmerksamkeit, der soll sich mal nicht so haben.

Vor ein paar Tagen habe ich Post von der "Pirol" bekommen! Wie schön, dass mir auch mal jemand schreibt. Wer freut sich nicht über liebe Grüße? Aber sie war auch etwas besorgt um mich, dass ich vielleicht "verloddert" wieder nach Hause kommen könnte. Da konnte ich sie aber beruhigen. Bis jetzt ist alles paletti. Die beiden kümmern sich ganz rührend um mich. Allerdings befürchte ich, dass es so "sweet, soft and lazy" wie bisher nicht immer weitergehen wird. Jedenfalls habe ich schon Gespräche mitbekommen, dass unser Rückweg im nächsten Jahr die eigentliche Herausforderung sei. Die eine oder andere Schlacht werde ich also noch zu schlagen haben, und das sieht man mir dann vielleicht auch an. Aber wie ich meine Leute kenne, wird das nach unserer Rückkehr bestimmt wieder in Ordnung gebracht.

Aber jetzt kommt der Hammer: Wir haben die erste Nacht hier geankert und sind gerade in die Marina gefahren. Und wer liegt hier schräg gegenüber von uns am Steg? Die Ex-"Pirol"! Also die Vorgängerin der jetzigen. Unglaublich, oder? Das muss ich der "Pirol" und ihren Leuten sofort schreiben!

Wie dem auch sei, wir drei sind weiterhin fröhlich unterwegs! Ich melde mich wieder!

 

Die Ex-Pirol in Porto Santo - sie heißt jetzt "Freya" und ist auf dem Weg zu ihrem neuen Heimathafen auf Gran Canaria:

 

 

Mittwoch, 27.08.2014, 17.00 Uhr, Position 33 ° 27 ' Nord, 15 ° 48 ' West

Die Berichte von hoher See werden von Henning ins Netz gestellt, nachdem wir sie per E-Mail über das Satellitentelefon an ihn übermittelt haben.

Wir konnten tatsächlich mit der Passatbesegelung die Nacht durchsegeln. Die Amazone sah damit ein bisschen wie eine Fledermaus aus. Die Windvorhersage hatte 4 Windstärken angekündigt, und so kam es auch, genau von achtern. Es war eine ruhige Nacht mit phantastischem Sternenhimmel, Meeresleuchten und nur mäßig bewegter See. Mit der Berufsschifffahrt gab es nur eine Begegnung. Mit zwei Seemeilen Abstand passierte uns an Backbord ein Frachter mit Ziel Lissabon. Woher ich weiß, dass er nach Lissabon wollte? Das und noch vieles mehr verrät uns unser AIS-Gerät. So können wir auch eine Liste am Plotter aufrufen, in der alle Schiffe aufgeführt sind, deren AIS-Signal wir empfangen können, wie weit sie entfernt sind und wann sie uns mit welcher Entfernung begegnen. Um 10.30 Uhr haben wir seit dem Ablegen 400 Seemeilen zurückgelegt. Das bedeutet also, in den letzten 24 Stunden 125 Seemeilen. Bei diesem leichten Wind gar nicht so schlecht. Apropos leichter Wind: Da der Wind immer mehr nachlässt, bergen wir zuerst die Genua III und segeln nur noch mit der ausgebaumten Genua mit freundlicher Unterstützung des Volvos. Ja, mein Freund, so ganz ungeschoren kommst du leider nicht davon. Aber es muss doch ein schönes Gefühl sein, gebraucht zu werden!? Jetzt, kurz nach 17 Uhr, haben wir noch schlappe 2 - 3 Windstärken, alle Segel sind geborgen, und der Diesel wummert. Wir haben jetzt noch etwa 33 Seemeilen vor uns, 436 liegen hinter uns. Voraussichtlich gegen Mitternacht werden wir Porto Santo erreicht haben, vor dem Strand vor Anker gehen und morgen in die Marina verholen. So ist der Plan.

Dienstag, 26.08.2014, 19.30 Uhr, Position 34 ° 45 ' Nord, 14 ° 13 ' West

Die Berichte von hoher See werden von Henning ins Netz gestellt, nachdem wir sie per E-Mail über das Satellitentelefon an ihn übermittelt haben.

Wie geplant, segeln wir mit der ausgebaumten Genua durch die Nacht und kommen ganz gut voran. Heute Morgen um 10.30 Uhr hatten wir 275 Seemeilen seit unserem Start zurückgelegt. Das bedeutet, dass wir in 24 Stunden 125 Seemeilen geschafft haben, das sind also 25 Seemeilen weniger als in den 24 Stunden zuvor. Der Wind schiebt uns eben nicht mehr so kräftig an. Am Vormittag haben wir dann die Genua eingerollt und den Gennaker gesetzt. Leider ließ der Wind immer mehr nach, so dass wir gegen Mittag den Gennaker eingerollt und auf die Hilfe des Volvos zurückgegriffen haben. So fahren wir schaukelnd über den Atlantik und lassen uns erst mal einen leckeren Nudelauflauf schmecken. Am späten Nachmittag rollen und baumen wir die Genua bei Wind von 3 bis 4 Beaufort aus, und Ingo setzt zum ersten Mal zusätzlich zur Genua am Kutterstag die kleinere Genua, die Genua III. Wir haben also jeweils ein Vorsegel an Backbord und eines an Steuerbord. Das ist unsere Passatbesegelung. Damit wollen wir später von den Kapverden den ganz langen Törn über den Atlantik in die Karibik machen. Jetzt ist der richtige Moment, dies auszuprobieren. Es gibt einiges einzustellen, aber schließlich stehen beide ausgebaumten Vorsegel, und die Amazone nimmt ordentlich Fahrt auf. Das funktioniert also - ein schönes Erfolgserlebnis! Der Wachwechsel hat sich schon eingespielt, und wir versuchen, das Schlafdefizit über den Tag verteilt wieder auszugleichen. Es wird jeden Tag etwas wärmer, wir segeln tatsächlich barfuß und in kurzen Hosen! Auch während der Nachtwachen müssen wir uns nicht mehr dick einpacken. Gleich bekommen wir die neue Wind- und Wettervorhersage und wir hoffen, dass wir mit unseren zwei Vorsegeln gut durch die kommende Nacht segeln können.

Montag, 25.08.2014, 18.00 Uhr, Position 36 ° 21 ' Nord, 12 ° 15 ' West (190 sm geschafft und noch 290 sm voraus)

Die Berichte von hoher See werden durch unser "Homeoffice" Henning ins Netz gestellt, nachdem wir sie per E-Mail über das Satellitentelefon an ihn übermittelt haben.

Nachdem wir am Sonntag um 10.30 Uhr in der Marina Oeiras abgelegt hatten, empfing uns die Mündung des Rio Tejo zunächst mit südlichem Wind. Wie jetzt, südlicher Wind? Als wir dann gegen 12.00 Uhr die Bucht verlassen und den Atlantik erreicht hatten, kam dann auch der Wind. Und zwar so, wie vorhergesagt, aus nördlicher Richtung, mit 4 bis 5 Beaufort. Im Laufe des Tages nahm er dann - auch wie vorhergesagt - immer mehr auf 5 bis 6 zu. Gegen 16.00 Uhr haben wir ein Reff ins Großsegel gebunden und die Genua teilweise eingerollt. Die Berufsschifffahrt ist auch unterwegs, und einige Tanker und Frachter kreuzen unseren Kurs. Ausweichmanöver sind aber nicht erforderlich, es passt. Endlich Wind, endlich segeln! Unser grüner Freund, der Volvo, hat endlich Pause! Die Segel übernehmen die Hauptrolle. Wie losgelassen prescht die Amazone durch die See und reitet mit über sieben Knoten Welle für Welle ab. Laut Vorhersage, soll der Wind gegen 23.30 Uhr etwas abflauen und mit 5 Beaufort wehen. Und genau so geschieht es auch. Wir rauschen immer noch mit mehr als 6 Knoten durch diese mondlose Nacht. Der Sternenhimmel ist so beeindruckend, dass ich mich zwingen muss, den Blick auch mal auf den Plotter zu werfen, um den Kurs zu kontrollieren. Die Kämme der brechenden Wellen wirken durch phosphorisierende Meeresalgen wie hell erleuchtet. Der Windgenerator surrt, das Wasser rauscht, zischt und gurgelt an der Außenhaut entlang. Ab und zu klatscht eine Welle ans Boot und Wasser spritzt ins Cockpit. Ich kleiner Mensch sitze hier angeleint , düse mit der Amazone über 2.000 Meter tiefes Wasser und bin ganz überwältigt. Um 0.00 Uhr löst Ingo mich ab und übernimmt die Wache bis kurz nach fünf. Dann bin ich wieder dran. Gegen 9.00 Uhr haben wir die Genua ganz ausgerollt und gegen 11 Uhr das Großsegel ausgerefft. Der Wind hat - wie vorhergesagt - immer mehr abgenommen und weht jetzt noch mit 4 Beaufort. Um 10.30 Uhr sind wir 24 Stunden unterwegs und haben 150 Seemeilen zurückgelegt. Wir berechnen normalerweise unsere Routen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten (also 5 Seemeilen pro Stunde). Das bedeutet, dass wir sonst durchschnittlich 120 Seemeilen in 24 Stunden zurücklegen. Wir nehmen dann gegen 15 Uhr das Großsegel weg, rollen die Genua ein und der Gennaker hat mal wieder seinen großen Auftritt. Bis 18.30 Uhr zieht er die Amazone mit gut sechs Knoten gen Südwesten. Der Wind nimmt dann auf 5 Beaufort zu, der Gennaker wird geborgen und die ausgebaumte Genua ist wieder dran. Dies wird wahrscheinlich auch die Besegelung während der kommenden Nacht sein.

Sonntag, 24.08.2014

Das Wetter führt die Regie. Nach dem wir in Camaret relativ lange auf ein gutes Wetterfenster für die Biskaya Überquerung gewartet haben, geht es hier ruck zuck. Die gerade frisch eingeholte Wind- und Wettervorhersage verspricht für den ca. viertägigen Törn zum Madeira Archipel gute Bedingungen zum Segeln (Der Törn über die Biskaya hat zweieinhalb Tage gedauert). Wir starten bei zunehmendem Wind bis 5 in Böen 6 Beaufort, ab Montag Mittag sollen es dann durchschnittlich 4 Windstärken sein, das ganze aus nördlichen Richtungen. Wir segeln Südwest-Kurs, es sollte also passen. Die Segel werden sicher endlich wieder eine Hauptrolle übernehmen! Wenn wir erst morgen starten würden, müssten wir sehr viel mit Motorunterstützung fahren, wer will das schon?

Unser geplanter Ausflug nach Lissabon fällt nun leider aus, aber das Wetterfenster ist einfach zu verlockend. Die erste Insel, die wir im Madeira Archipel anlaufen wollen, ist Porto Santo.

 

 

Sonnabend, 23. August 2014

 

Wir haben in der Ankerbucht in Cascais eine ruhige Nacht verbracht - einschließlich Guter-Nacht-Musik vom Strand. Nutellaglas und Müslischale hatten heute auch keinen Drang, sich vom Tisch zu verabschieden. Gegen 10 Uhr haben wir den Anker gelichtet und sind in die fünf Seemeilen entfernte Marina Oeiras am Rio Tejo, dem Fluss, an dem Lissabon liegt, gefahren. Zunächst statten wir dem Schwimmsteg mit der Tankstelle einen Besuch ab. Eine nette Mitarbeiterin der Marina schließt die Zapfsäule auf und los geht's. Macht dann 98,08 Euro für 70,36 Liter Diesel. Wind wäre gratis, davon hatten wir aber in der letzten Zeit leider nicht genug.

Der Skipper macht sich dann auf in das Hafenmeisterbüro, um uns anzumelden und einen Liegeplatz für die Amazone zugewiesen zu bekommen. Er kommt mit einer sehr schicken Tasche zurück - ein Geschenk der Marina. Darin befindet sich ein Stadtplan, die Preisliste, eine Postkarte (Motiv: Marina aus der Luft aufgenommen) und eine Flagge mit Werbung für die Marina. Aha, sehr nett. Für die Amazone sind täglich 30,75 Euro Liegegeld (Trinkwasser, Landstrom und Duschen inklusive) fällig. Nicht unbedingt ein Schnäppchen, aber auf jeden Fall 15 Euro pro Tag günstiger als die Marina in Cascais.

In Nazaré haben wir "nur" sechs Euro weniger bezahlt, aber zwischen den Marinas liegen Welten! Hier ist alles wie neu, wobei die sanitären Anlagen leider auch nicht der Hit sind. Es gibt aber kleine Läden und Restaurants, eine Rundumversorgung sozusagen.

Von hier aus werden wir zu dem ca. 480 Seemeilen langen Törn nach Madeira starten. Wir werden also vier Tage und Nächte unterwegs sein. Dafür brauchen wir natürlich wieder ein gutes Wetterfenster.

Vor diesem langen Törn füllen wir nochmal unsere Vorräte auf, d. h. also Hackenporsche ahoi. Der nächstgelegene Supermercado ist unser. Danach wartet der Skipper den Volvo, diesen unfreiwilligen Hauptdarsteller in unserer Geschichte. Wird Zeit, dass er eine Nebenrolle übernimmt, noch besser wäre eine Statistenrolle. Folgendes wurde erledigt und akribisch im Logbuch festgehalten: Dieselvorfilter (Schauglas) überprüft; Motoröl und Getriebeöl kontrolliert; Wellendichtung gefettet; Seewasserfilter gereinigt; Kühlwasserstand kontrolliert; Keilriemenspannung sowie Impeller der Seewasserpumpe geprüft; allgemeine Sichtkontrolle.

Ach ja, eine Wäscheleine hat der Skipper nebenbei auch noch gespannt: Muss ich noch erwähnen, dass auch der Trockner in dieser Marina uns im Stich gelassen hat? Gewönhliche Haushaltstrockner sind dem intensiven Betrieb wohl nicht gewachsen, vielleicht liegt es auch an mangelnder Wartung.

Alles in allem waren wir heute also ziemlich fleißig und lauschen jetzt der Musik, denn auch hier am Hafen wurde eine Bühne aufgebaut. Pünktlich um 22 Uhr legte die Band los, und unser Radio hat jetzt Pause.

Ufer der Ankerbucht bei Cascais:

 

 

Einfahrt in den Rio Tejo:

 

Blick von unserem Liegeplatz aus in der Marina Oeiras - im Hintergrund die Ponte 25 de Abril (deutsch: Brücke des 25. April). Sie ist weltweit die zweitlängste Hängebrücke mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr. Sie verbindet in Nord-Süd-Richtung den Lissaboner Stadtteil Alcantara mit der Stadt Almada. Die Einheimischen nennen sie einfach nur Ponte (Die Bremer nennen die Karl-Carstens-Brücke ja auch einfach nur Erdbeerbrücke):

 

Es ist schon so viel über ihn geschrieben worden - hier ist er nun (zumindest ein Teil von ihm): der Volvo. Im Hintergrund der Skipper bei der Wartung:

 

Im Vorschiff haben wir ein Netz für unsere Obst- und Gemüsevorräte gespannt:

 

 

 

Freitag, 22.08.2014

Die Nacht war etwas schaukelig und beim Frühstücken mussten wir aufpassen, dass das Nutellaglas und die Müslischale nicht vom Tisch rutschen. Trotzdem sind wir froh, hier Station gemacht und diese kleine Insel besucht zu haben. Zum Glück sind unsere Mägen nicht empfindlich, und so frühstücken wir in Ruhe, um gegen 9.00 Uhr Anker auf zu gehen und diesen etwas anderen Ankerplatz zu verlassen.

Unser heutiges Ziel ist Cascais, etwa 45 Seemeilen entfernt. Die Windvorhersage verspricht zunächst 3 bis 4 Windstärken aus Nord, zunehmend auf 5 bis 6. Leider waren es dann nur 2 bis 3 Windstärken, und erst eine Stunde vor Cascais nahm der Wind auf 4 bis 5 Beaufort zu. Mit ausgerollter Genua laufen wir auf die Ankerbucht zu. Kurz vor 18 Uhr fällt der Anker in der Bucht neben der hiesigen Marina.

Im Reeds Nautical Almanac, unserem (fast) allwissenden Revierführer, haben wir gelesen, dass das Liegegeld in der Marina pro Meter 4,30 Euro beträgt. Für die Amazone wären also mindestens 45 Euro pro Tag fällig. Kein Wunder also, dass die Bucht gut besucht ist. Hier haben wir heute das absolute Kontrastprogramm zu unserem Ankerplatz vor Berlenga! Die geschützte Bucht ist riesig, die Amazone liegt ruhig im Wind, viele Boote aus verschiedenen Nationen sind zu Besuch, am großen Strand herrscht reges Treiben, das Panorama mit der Promenade und den vielen Gebäuden ist beeindruckend. Und die Portugiesen, wie auch die Spanier, mögen es laut: Wenn gefeiert wird, dann richtig! Am Strand findet offensichtlich ein Konzert statt - unsere CDs können wir im Schrank lassen.

Ein Blick auf unser Digitalthermometer sagt uns, dass die Wassertemperatur hier nur 17,5 Grad beträgt. Trotzdem nimmt Ingo ein Bad, danach eine Dusche auf dem Vorschiff - sehr erfrischend!

 

Das Fort (errichtet 1502) auf der Ilha da Berlenga:

 

Die Landspitze Cabo da Roca, knapp 500 m über dem Meeresspiegel, 8 Seemeilen vor Cascais:

 

Leuchtturm (Farol de Santa Marta) in Cascais:

 

Ankerbucht Cascais:

 

Donnerstag, 21.08.2014

 

Hatte ich die Sanitäranlagen in der Marina von Baiona als die bisher schlechtesten bezeichnet, nehmen aktuell die Duschen und Toiletten in der Marina in Nazaré den ersten Platz auf dieser Negativliste ein. Einen zweiten Besuch spare ich mir deshalb heute. Nachdem wir das Liegegeld abgerechnet haben (46,79 Euro für zwei Tage) legen wir kurz nach 10 Uhr ab.

Unser Ziel ist die Insel Berlenga. Das ist eine kleine Insel im Atlantik mit einem Leuchtturm und einem Fort. Ein Fort hatten wir ja gestern schon. Das heutige heißt Forte de Sao Joao Batista. Die Insel ist etwa 25 Seemeilen entfernt und liegt vier Seemeilen vor der Küste, etwa bei Peniche. Alternativ könnten wir heute auch den dortigen Hafen anlaufen. Aber im Revierführer wird Peniche als "Busy fishing harbour with small yacht marina" beschrieben - geschäftiger Fischereihafen mit kleiner Sportbootmarina - das hatten wir auch gerade und muss jetzt nicht schon wieder sein.

Der Wind weht auch heute nur schwach, so dass es zum Segeln wieder nicht gereicht hat. Was aber den Vorteil hat, dass wir bei dem ruhigen Wetter diesen besonderen Ankerplatz anlaufen können. Besonders ist der Platz deshalb, weil wir direkt unterhalb der hochaufragenden Felsen der Insel liegen. Als wir gegen 15 Uhr eintreffen, ankern hier einige Fähren und Ausflugboote. Es herrscht reger Betrieb auf dem Wasser, große Schlauchboote mit vielen Ausflüglern an Bord fahren vorbei, kleine Fischerboote ebenfalls. Es liegen noch mehrere andere Segelboote vor Anker - ausnahmslos Portugiesen.

Im Laufe des Nachmittags gehen ein paar Ausflugsboote Anker auf und holen ihre Gäste von dem Anleger auf der Insel ab. Ingo hat unser Schlauchboot aufgepumpt, und wir unternehmen einen Ausflug auf die kleine Insel. Unterhalb des Forts können wir mit dem Schlauchboot anlanden. Wir besichtigen das Fort, in dem ein Hotel untergebracht ist und machen dann einen Spaziergang zum Leuchtturm. Wir entdecken auch den kleinen Campingplatz, und am Anleger der Ausflugsboote gönnen wir uns einen Espresso und ein Bier. Nach dieser Verschnaufpause treten wir den Rückweg an und paddeln zur Amazone zurück.

Es war eine gute Entscheidung, hier zu ankern und an Land zu paddeln. Es bieten sich viele unglaublich schöne Fotomotive. Aber jetzt lassen wir die Bilder sprechen:

 

Zerklüftete Felsen der Insel Berlenga:

 

Blick in den Innenhof des Forts und auf unseren Ankerplatz:

 

Kakteen, das Fort und die Amazone:

 

Ein ziemlich schmaler Weg führt die Klippen hinauf:

 

Der Campingplatz auf Berlenga:

 

Eine Fähre holt Tagesgäste ab:

 

Mittwoch, 20.08.2014

Wir haben unseren Plan, mit der Bergbahn zu fahren, die Nazaré mit dem Ortsteil Sitio verbindet, in die Tat umgesetzt. Das sich uns von dem Felsplateau bietende Panorama ist wunderschön. Wenn wir schon mal hier oben sind, besichtigen wir auch gleich den Farol de Nazaré, den Leuchtturm von Nazaré im Fort Sao Miguel. Das Fort wurde bereits im 16. Jahrhundert zum Schutz gegen Piraten errichtet, 1903 kam der Leuchtturm hinzu.

In dem Fort gibt es eine Ausstellung. Es geht um einen Weltrekord, der im Guinness Buch der Rekorde aufgeführt ist: Am 01.11.2011 hat Garrett McNamarra hier vor Nazaré den Weltrekord im Wellenreiten aufgestellt - 23,77 Meter war die Welle hoch. Dass es hier so hohe Wellen geben kann, hat verschiedene Ursachen. Zum einen befindet sich hier vor der Küste der Nazaré Canyon, eine mehr als 230 km lange und bis zu 5.000 m tiefe Meeresschlucht. Das Ende dieser Schlucht liegt unmittelbar vor der Küste von Nazaré, und dadurch ändert sich die Wassertiefe sehr schnell. Zum anderen gibt es unter bestimmten Wetterbedingungen Meeresströmungen vom Strand um den Felsvorsprung in den Atlantik, was zu einer weiteren Erhöhung der Wellen beiträgt. Habe ich nicht gesagt, dass die portugiesische Küste mit Vorsicht zu genießen ist? Wer hält schon einen Weltrekord im Wellenreiten?

Den Rückweg haben wir dann zu Fuß angetreten und den Rest des sehr heißen Tages gemütlich bei kühlen Getränken an Bord verbracht.

 

Hier wird die portugiesische Spezialität Bacalhau vorbereitet - Stockfisch (durch Trocknung haltbar gemachter Fisch):

 

 

Mit dem Ascensor da Nazaré geht es auf das Felsplateau:

 

Sieht gewagter aus, als es war:

 

Ein unglaubliches Panorama:

Dienstag, 19.08.2014

Ein Blick aus dem Cockpit verrät uns, dass es zwar etwas diesig ist, aber unseren heutigen Reiseplänen insoweit nichts entgegensteht. Noch schnell die Trinkwasservorräte aufgefüllt, und dann haben wir zum Rezeptionsponton zum Abrechnen verholt. Wir bezahlen nur 21,74 Euro pro Tag (einschließlich Landstrom, Trinkwasser und Duschen), da wir nach Ingos Verhandlung mit dem Hafenmeister in die Preisstufe für Boote bis 10 Meter eingruppiert wurden.

Um kurz nach 10 Uhr legen wir dann in Figueira da Foz endgültig ab. Unser heutiges Ziel ist Nazaré. Bitte nicht mit Nazareth verwechseln, das liegt ja in Israel und da kommen wir nicht vorbei.

Es ist für heute schwacher Wind vorhergesagt, der allmählich zunehmen soll. Schwach war er tatsächlich, zugenommen hat er, zumindest dicht an der Küste, wo wir unterwegs waren, nicht.  So wird es eine ganz entspannte Fahrt, was unser guter Freund, der Volvo, mal wieder etwas anders sehen wird. Mit seiner Hilfe legen wir die 37 Seemeilen gemütlich schaukelnd zurück, und gegen 16.30 Uhr machen wir in der Marina in Nazaré fest.

Es ist eine kleine, ziemlich heruntergekommene Anlage mit wenigen Gästeplätzen. Wir ergattern aber noch eine Box, und Ingo macht sich mit unseren Papieren auf den Weg zum Hafenmeister. Das Gebäude mit dem Hafenmeisterbüro und den sanitären Anlagen ist in einem genauso schlechten Zustand wie die Stege. Als Ingo seinen Reisepass vorlegt und meinen Pass aus der Dokumentenmappe ziehen will, sagt der Hafenmeister zu ihm: "Sie sind doch mit Antje Grimm unterwegs. Alles schon registriert." Grimm ist mein Mädchenname, aber ansonsten funktioniert der Datenaustausch unter den portugiesischen Hafenbehörden anscheinend ausgezeichnet.

Wir wollten uns dann noch kurz den Ort ansehen, der etwa einen halbstündigen Fußmarsch entfernt ist. Hier waren wir dann von der Atmosphäre, den vielen kleinen hübschen Gassen und tollen Fischrestaurants ganz angetan. Im Gegensatz zur Marina lädt es hier zum Verweilen ein. Mit einer Bergbahn kann man einen Berg hochfahren und hat von dort sicher einen tollen Blick auf die Bucht und die Stadt - das probieren wir morgen mal aus.

 

Antje dreht am ganz großen Rad - aber nur in der Trimm-Dich-Anlage:

 

Eine der vielen kleinen Seitengassen:

 

Sonnenuntergang am Strand von Nazaré:

 

Montag, 18.08.2014

Geplant hatten wir eigentlich, gegen 10.00 Uhr abzulegen und zu unserem nächsten Zielhafen Nazaré zu segeln oder zu fahren. Es war nur wenig Wind vorhergesagt und morgens sollte es diesig sein. Es war auch diesig, sehr diesig sogar. Dichter Nebel hüllte den Hafen ein, und es war auch dementsprechend kühl und feucht. Also änderten wir unseren Plan und blieben schön im Hafen. Morgen soll der Norder dann auch etwas kräftiger wehen, so dass es morgen vielleicht mit dem Törn etwas wird.

Ereignet hat sich heute nichts Relevantes. Wir haben den Hafentag genutzt, um alltägliche oder allwöchentliche Dinge zu erledigen. Ein größerer Einkauf, der wegen der gestrigen Hitze ausgefallen war, wurde nachgeholt. Der Hackenporsche wurde einer Belastungsprobe unterzogen, die er glänzend bestanden hat. Vollgestopft bis oben hin mit Mineralwasserflaschen, Getränkedosen und Milchkartons ging es den etwa zwei Kilometer langen Weg über Bordsteinkanten und andere Hindernisse zurück an Bord.

Wenn wir denn nichts Besseres vorhaben, können wir uns ja auch meinem Lieblingsthema zuwenden und noch schnell eine Maschine Wäsche starten. Einmal waschen kostet 5 Euro, der Trockner ist kostenlos. Kostenlos? Das hätte mich schon stutzig machen sollen. Kurzum - der Trockner ist defekt, es kommt keine heiße Luft. So ein Mist! Die Sonne ist schon fast untergegangen, und ich stehe mit einem Berg nasser Wäsche da! Wir sind also losgezogen, um einen Waschsalon zu finden. An einem nahegelegenen Kiosk haben wir nachgefragt - und siehe da, gleich um die Ecke beim Hafen gibt es einen Waschsalon mit Selbstbedienung. 12 Minuten trocknen kostet 1,20 Euro. Und nach 12 Minuten war die Wäsche tatsächlich trocken. Ende gut alles gut.

 

Sonntag, 17.08.2014

Heute hat uns der Wecker nicht vorgeschrieben, wann es Zeit ist, aus der Koje zu kommen. Wir legen einen Hafentag ein. Nach einer ausgiebigen Dusche in den sehr noblen und sauberen Sanitäranlagen nehmen wir uns Zeit für ein gemütliches Frühstück. Es gibt sogar ein Frühstücksei - schließlich ist Sonntag, und wir sind nicht auf See. Danach bummeln wir die sehr lange Strandpromenade entlang. Nicht nur die Promenade ist sehr lang, auch bis zum Wasser ist es ein sehr langer Weg, geschätzt vielleicht 500 bis 600 Meter ist der Strand tief. Auf dem Rückweg gehen wir durch die kleinen Straßen und Gassen und freuen uns tatsächlich über Schatten. Es ist an die 30 Grad Celsius heiß, und der Wind weht nur schwach und bringt kaum Abkühlung. 

Das Deck der Amazone ist so heiß, dass wir es barfuß gar nicht betreten können. Was ist das denn nun mit der sogenannten Barfußroute? Erst ist es zum Barfußgehen zu kalt und jetzt zu heiß!

Am späten Nachmittag packen wir dann die Strandtasche und sind gleich neben dem Hafen auch schon am Strand. Trotz des schwachen Windes gibt es eine schöne Brandung. Es baden allerdings nur vereinzelt ein paar Hartgesottene - die Wassertemperatur beträgt nur 15 Grad Celsius.

 

Hier haben wir mal wieder einen R4 gesichtet - diesmal in quietschgelb und als Cabrio:

 

Strandleben in Figueira da Foz (da Foz heißt auf deutsch "an der Flussmündung"). Die gestreiften Zelte sind die portugiesischen Strandkörbe:

 

An einer Hauswand gesichtet - ein für Portugal typisches Mosaik:

Sonnabend, 16.08.2014

Der Wecker wirft uns um 6 Uhr früh aus der Koje. Heute wollen wir nach Figueira da Foz segeln. Der Törn ist etwa 60 Seemeilen lang, wir werden also 10 bis 11 Stunden unterwegs sein - je nachdem, wie uns der Norder anschiebt. Laut Wettervorhersage soll er heute Vormittag schwach loslegen und dann im Laufe des Tages auf 4 bis 5, in Böen 6, Windstärken zunehmen. Kurz nach 8 Uhr sind wir segelklar und starten den Motor. Auch auf dem Nachbarschiff aus England ist man schon wach. Von dort zieht ein Duft von gebratenem Speck und Würstchen zu uns herüber. Die Familie mit zwei kleinen Mädchen ist gestern hier angekommen und will heute einen Ausflug nach Porto machen. Die Bordfrau wünscht uns "A safe journey!" und dann geht es hinaus auf den Oceano Atlantico.

Unter Maschine legen wir die ersten Meilen zurück, als der Norder endlich aufbrist und wir die Genua ausrollen und ausbaumen. Als der Wind nicht mehr direkt von achtern kommt, wechseln wir das Vorsegel und der Gennaker kommt zum Einsatz. Bei herrlichem Sonnenschein und konstanten 4 bis 5 Windstärken rauschen wir mit bis zu 7 Knoten an der Küste entlang, dass es eine Freude ist. Am späten Nachmittag nimmt der Wind immer mehr ab, wir rollen den Gennaker ein und starten die Maschine. Etwa eine Stunde vor Figueira da Foz, unserem heutigen Zielhafen, runden wir die Landspitze Cabo Mondego. Der Himmel ist immer noch wolkenlos und strahlendblau. Allmählich kommt wieder etwas Wind auf, und wir rollen die Genua ganz aus. Innerhalb von etwa 30 Minuten frischt es dann von 2 auf 8 Beaufort (34 Knoten wahrer Wind) auf, immer noch von achtern. Die Genua rollen wir nach und nach immer weiter ein - sie mutiert zur Sturmfock, und wir lassen die Maschine im Standgas mitlaufen. Mit mehr als 7 Knoten pflügt die Amazone bei mäßigem Seegang auf die Hafeneinfahrt zu.

Als wir schließlich im Hafen sind, rollen wir die Genua ganz ein. Bei immer noch 7 Windstärken machen wir in der Marina am Rezeptionsponton fest und melden uns an. Die Pässe werden wieder einmal verlangt. Das Liegegeld wird erst am Schluss abgerechnet. Dann verholen wir in eine der letzten freien Boxen am Gästesteg. Hier stehen schon drei hilfsbereite Segler und nehmen unsere Leinen an.

Wir haben heute knapp 65 Seemeilen zurückgelegt und waren etwa 11 Stunden unterwegs. Was für ein abwechslungsreicher, schöner Törn!

Die portugiesische Küste ist mit Vorsicht zu genießen. Es gibt nur wenige Häfen, die bei jedem Wind sicher anzulaufen sind.  Bei starkem Westwind bilden sich vor vielen Häfen ganz gefährliche Grundseen, und die Häfen werden dann auch gesperrt - Einlaufen verboten! Gerade erst im letzten Jahr hat es vor Figueira da Foz einen sehr schweren Unfall gegeben. Eine deutsche Segelyacht ist beim Versuch, in den gesperrten Hafen einzulaufen, verunglückt. Ein Besatzungsmitglied der Yacht und ein Polizist sind ums Leben gekommen (siehe hierzu den Untersuchungsbericht 86/13 und die Pressemitteilung Nr. 12/14 der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen unter www.bsu.de).

 

Mit bis zu 7 Knoten rauscht die Amazone unter Gennaker an der portugiesischen Küste entlang:

Freitag, 15.08.2014

 

Nach dem Frühstück müssen zunächst ein paar kleinere Aufgaben erledigt werden: In nächster Zeit werden wir hier an der Küste keine Gelegenheit mehr zum Ankern haben. Also kann das Schlauchboot mit Süßwasser gereinigt und später wieder im Vorschiff verstaut werden. Ein bisschen Wäsche wird an Bord gewaschen. Das Schlauchboot und die Wäsche müssen trocknen, und so machen wir bei strahlendem Sonnenschein einen langen Spaziergang an der Strandpromenade entlang.

Apropos strahlender Sonnenschein: Der Himmel ist zwar wolkenlos, aber wegen des Windes, dem "portugiesischen Norder", ist es ziemlich kalt. Typischerweise ist es so, dass der Wind morgens noch schwach ist und im Laufe des Tages immer mehr zunimmt. Die Lufttemperatur beträgt um die 23 Grad Celsius, und abends kühlt es rasch ab. Ich brauche auf jeden Fall immer noch meine dicke Bettdecke.

Übrigens haben wir hier in Portugal wieder eine Stunde geschenkt bekommen. Die behalten wir jetzt auch und bekommen auf unserer Reise noch weitere Stunden dazu.

Am Nachmittag packen wir dann das Schlauchboot ein, nehmen die Wäsche ab und wenden uns dann noch anderen Arbeiten zu. Zum Beispiel muss die Großschot ausgetauscht werden, weil sie eine Scheuerstelle hat - Ersatz haben wir dabei.

Wir werkeln so vor uns hin, da meldet sich plötzlich Besuch an: Die Brigada Fiscal - der portugiesische Zoll - möchte unsere Papiere sehen. Als ich die uniformierten Herren auf unser Boot zukommen sah, die Pistole griffbereit am Gürtel, fiel mir zunächst unsere "Krabbelaktion" über die Gaspipelines wieder ein. Das schlechte Gewissen holte mich ein. Die zwei  Herren waren aber nicht von der Polizei, sondern vom Zoll. Sie waren sehr freundlich, schrieben die erforderlichen Daten auf und verabschiedeten sich nach ungefähr zehn Minuten wieder.

Die Wind- und Wettervorhersage ist günstig, so dass wir morgen wahrscheinlich weiter Richtung Süden segeln werden.

 

Der Leuchtturm von Leixoes:

 

Die großen Tanker fahren hier nicht in den Hafen, sondern es wird sehr nah an der Küste das Öl abgepumpt und von dort mit Pipelines an Land befördert.

 

Kleine Kapelle in Leixoes:

 

 

Donnerstag, 14.08.2014

Unseren rustikalen Ankerplatz haben wir nach dem Frühstück verlassen und haben uns in die Marina verholt. Bei der Anmeldung dort wurden wieder unsere Pässe, der Internationale Bootsschein und die Versicherungsunterlagen für die Amazone verlangt. Das Liegegeld ist ein echtes Schnäppchen: 14,26 Euro zahlen wir pro Tag, alles inklusive. Die Sanitäranlagen sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber alles ist sauber. Außerdem haben wir hier eine schnelle WLAN Internetverbindung.

Die nette Dame im Hafenmeisterbüro hat uns auch gleich einen Stadtplan gegeben, in dem alle für Segler wichtigen Adressen eingetragen sind. Wir wollen heute mit dem Bus einen Ausflug nach Porto, der zweitgrößten Stadt Portugals, machen. Die Bushaltestelle ist gleich hier am Hafen, das Tagesticket kostet pro Person 7 Euro. Damit können wir auch alle Busse und Bahnen in Porto benutzen. Mit der Linie 507 sind wir eine knappe Stunde unterwegs und sind dann schon mitten drin im Trubel dieser quirligen Stadt, im historischen Stadtzentrum.

Die Bauten sind beeindruckend, die Perspektiven und Ausblicke auf den Rio Douro, dem Fluss, an dem Porto liegt, ebenfalls. Wir bummeln durch die Gassen, es geht treppauf und treppab. Ganz unmerklich haben wir uns von den üblichen Touristenpfaden entfernt und erleben etwas abseits der Hauptstraßen mit, wie offensichtlich mit Drogen gehandelt wird. Mir wird ganz mulmig, drücke mich eng an Ingo, und wir sehen zu, dass wir hier wieder wegkommen.

Es ist Zeit für eine Stärkung, denn wir wollen noch auf die andere Flussseite und an einer Führung mit Portweinprobe in einer der vielen Kellereien teilnehmen. Mehr zufällig entdecken wir ein kleines, zumeist von Einheimischen besuchtes Lokal und bekommen für 5 Euro ein leckeres Menü, einschließlich Getränk. In Baiona hatten wir da nicht so viel Glück. Dort sind wir in ein Restaurant gelockt worden, das relativ teuer und in dem das Essen nicht besonders gut war. Es standen dort vor den Lokalen "Animateure", die Touristen angesprochen und an die Tische geführt haben. Wir suchen uns unsere Restaurants jetzt wieder selber aus.

Nun ging es auf die andere Uferseite des Rio Douro. Hier haben wir die Qual der Wahl - alle namhaften Portwein-Kellereien bieten Führungen mit Weinproben an. Einer Empfehlung folgend suchen wir die Kellerei Taylor auf und nehmen für 5 Euro pro Person an einer sehr interessanten Führung teil. Vorher gibt es ein Gläschen zur Probe und anschließend noch zwei. Hicks.

Wir bummeln dann noch ein bisschen durch die Stadt, trinken einen Cappuccino und nehmen dann den Bus zurück zur Marina.

 

Blick auf den Rio Douro:

 

Die Ponte Luiz I, sie verbindet Porto mit Vila Nova Gaia:

 

Es werden auch Fahrten auf dem Rio Douro angeboten:

 

Blick von der Ponte Luiz I auf Porto:

 

Portweinprobe - "abgezapft und original verkorkt" bei Taylor's:

 

Die beeindruckenden Eichenfässer:

Mittwoch, 13.08.2014

Dass wegen des schlechten Wetters gestern unser Stadtbesichtigungsprogramm ausgefallen ist, ist wirklich sehr schade. Wir hatten vorgestern in der Touristeninformation viele Tipps und Unterlagen bekommen. Es gibt viele schöne historische Gebäude, kleine Läden, Restaurants und auch ein Einkaufszentrum. Trotzdem wollen wir heute weiter segeln, und zwar nach Leixoes.

Um 9.30 Uhr legen wir in Viana do Castelo ab, was in diesem Fall bedeutet, dass wir auch die Hafen-Heckankerleine lösen müssen. Carlos hatte uns gesagt, dass wir sie fünf Minuten bevor wir den Motor starten, einfach loswerfen und auf den Grund sinken lassen sollen - sie ist vorn an der Pier belegt.

Mit dem zunächst noch etwas schwachen Norder schaukeln wir unserem heutigen Ziel Leixoes entgegen. Wie in der Windvorhersage angekündigt, nimmt er im Laufe des Tages zu, und so geht es nur mit der Genua ganz flott voran. Gegen 15.30 Uhr fällt nach 30 Seemeilen im Hafen von Leixoes, neben der Marina der Anker.

Leixoes hat den größten künstlich angelegten Hafen Portugals. 25 % des portugiesischen internationalen Handels wird über diesen Hafen abgewickelt. Wir wollen dann mit unserem Schlauchboot an Land fahren, um uns die Stadt anzusehen. Zunächst paddeln wir zu einem kleinen Anleger, der zu einem Restaurant gehört und binden das kleine Boot dort an. Leider schließt das Restaurant um 19.00 Uhr, und wir kämen später durch das verschlossene Tor nicht mehr zu unserem Beiboot zurück.

Dann versuchen wir unser Glück eben an dem benachbarten kleinen Strand. Sieht zwar alles ziemlich abgeriegelt und eingezäunt aus, weil dort dicke Gaspipelines verlaufen, aber irgendwas geht ja immer. Hingepaddelt, Schlauchboot den Strand hochgezogen und am Zaun festgebunden, über die großen Steine am Zaun entlang gehangelt und dann am Ende des Zauns nur noch die sechs oder sieben dicken Rohre überwinden, dann haben wir es geschafft. Dachten wir.

Wir hatten die Rohre gerade krabbelnder weise überwunden - Ingo übrigens mit dem Müllbeutel in der Hand - als uns ein nicht sehr freundlich dreinschauender junger Mann in Uniform entgegenkam und ansprach. Er sagte, es sei hier alles hochexplosiv und sehr gefährlich, was wir hier gemacht hätten. Er würde uns jetzt von dem Gelände begleiten und die Sache wäre erledigt. Na ja, für ihn erledigt. Für uns wäre das aber sehr schlecht - wie sollen wir zu unserem Schlauchboot zurückkommen? Ohne Schlauchboot auch keine Rückfahrt zur Amazone.

Er sagte dann, er würde mit uns zu einem Kollegen gehen, der besser englisch spricht. Dieser Kollege beharrte darauf, dass wir auf schnellstem Wege vom Gelände zu verschwinden hätten. Rückweg zum Schlauchboot kommt nicht in Frage. Ingo - immer noch mit Müllbeutel in der Hand - erwiderte, dass wir auf jeden Fall noch einmal auf das Gelände gehen müssen, um zu unserem Beiboot zu kommen. Der Mitarbeiter erwiderte, wenn wir darauf bestehen und wieder auf das Gelände gehen, holt er die Polizei. Ingo hat ihm dann zugesichert, dass wir nicht über die Rohre klettern, sondern ganz dicht am Zaun entlang. Ich habe dann noch angefügt, dass wir auch nie wieder kommen würden. Ein zugegeben untauglicher Versuch, unsere Situation zu retten: Seine Antwort darauf war, dass er davon sowieso ausgehen würde. Nun ja, die beiden Herren unterhielten sich dann auf portugiesisch und schließlich durften wir mit Geleitschutz des einen Herrn am Zaun entlang zum Strand über die Steine klettern. Er blieb auch so lange am Zaun stehen, bis wir tatsächlich ein Stück weggepaddelt waren.

Wir sind dann schließlich in die Marina gepaddelt und haben das Schlauchboot dort am Steg angebunden. Im Hafenmeisterbüro konnten wir uns leider nicht melden - es ist nur bis 18.30 Uhr besetzt. Ach ja, den Müllbeutel ist Ingo hier dann auch losgeworden.

Nach einem kurzen Spaziergang sind wir dann wieder zur Amazone zurückgekehrt und genießen das Besondere an diesem Ankerplatz: Wir liegen mit dem Heck zur Hafeneinfahrt, und gerade kam ein großes Containerschiff in den Hafen und wurde von Schleppern gedreht. Dieses Manöver haben wir von unserem Logenplatz aus beobachten können.

 

Diesen "Bojenleger" haben wir auf frischer Tat ertappt:

 

 

 

Unser Ankerplatz mit dem kleinen Steg und dem kleinen Strand. Sieht doch ganz harmlos aus:

 

Die andere Seite der Mole, hinter der wir ankern:

Dienstag, 12.08.2014

Wieder ein verregneter Tag, an dem wir uns unter Deck mit unserem Laptop und dem Internet beschäftigen können. Nur leider fällt dafür die weitere Erkundung dieser schönen Stadt Viana do Castelo aus.

Durch Klicken auf das Bild kann man unser erstes Video sehen:

  

 

Heute Nachmittag hatten wir plötzlich keine Internetverbindung mehr. Nach Überprüfung der Glomex APP stellte sich aber heraus, dass wir sogar plötzlich auch über die SIM-Karte verbunden sein sollten! Siehe Foto:

 

Gestern wurde unsere  portugiesische Vodafone-Datensimkarte mit 16 GB von der APP noch als ungültig bezeichnet. Also hatte ich sie probehalber in unseren Surfstick vom Laptop gesteckt, und sie hatte problemlos funktioniert.

Um aber auch mit unseren Smartphones kostenlos surfen zu können, bin ich gestern Abend in einem Bistro neben dem Hafen ein Bier trinken gegangen und habe mir die Hotspot-Zugangsdaten geben lassen. Mit diesen Daten konnte ich dann auch eine WiFi-Verbindung mit unserem weBBoat zum Internet aufbauen. Dadurch war eine kostenlose Verbindung für unsere Smartphones und Laptops gesichert.

Heute Morgen habe ich das weBBoat abgeschaltet und nochmal die SIM-Karte eingesteckt. Nach dem Hochfahren hat die APP allerdings angezeigt, dass keine SIM-Karte eingeführt wurde. Also nochmal ausschalten, überprüfen, ob die Karte richtig eingeschoben ist und wieder einschalten. Die Meldung lautete aber immer noch, dass die Karte fehlt.

Heute Nachmittag muss dann folgendes passiert sein: Die Karte wurde endlich mal erkannt und konnte eine Verbindung aufbauen. Die WiFi-Verbindung zum Bistro war stabil, aber das Bistro selbst hatte anscheinend Verbindungsprobleme mit dem Internet.

Leider merkt das weBBoat solche Probleme nicht und schaltet in so einem Fall nicht automatisch auf die SIM-Karte um. D. h., erst nachdem ich die automatische Umschaltung abgeschaltet habe und nur noch mit dem G3-Netz über die SIM-Karte verbunden bin, klappt die Internet-Verbindung problemlos.

Das Datenvolumen sollte für die nächsten Wochen reichen, und ich hoffe, dass unser weBBoat auch weiterhin mit der SIM-Karte zusammenarbeiten möchte.

PS: Unser Händler aus Bremen hat sich gemeldet und sich für die späte Reaktion entschuldigt. Nur mit der Antwort kann ich jetzt auch nichts anfangen:

"Wir haben Glomex bezüglich des Problems kontaktiert. Glomex empfiehlt folgende Vorgehensweise:
- Der Pin der SIM Karte sollte entfernt werden.
- Schalten Sie die WebBoat Antenne aus (trennen der Stromversorgung) und legen Sie SIM Karte ein. Schalten Sie anschließend die WebBoat Antenne wieder ein.
Bitte teilen Sie uns die APN des lokalen Netzbetreibers mit, wir werden diese an Glomex weiterleiten (ggf. muss diese durch Glomex eingetragen werden).
Bitte beachten Sie, dass Glomex bis einschließlich des 22.08.2014 nicht zu erreichen ist."

Montag, 11.08.2014

Für 6.00 Uhr hatten wir den Wecker gestellt, und diesmal hat er auch geklingelt, bzw. gepiept. Wir wollen heute mit dem angekündigten Nordwind Richtung Süden nach Viana do Castelo segeln. Das liegt in Portugal, und die sechste Gastlandflagge liegt für ihren Einsatz bereit. Außenborder am Heckkorb befestigen, Schlauchboot an Deck festzurren, Segelpersenninge abnehmen - dann sind wir segelklar und um 8.30 Uhr lichten wir den Anker.

Mit Maschine geht es aus der Bucht auf den Atlantik hinaus, hier rollen und baumen wir die Genua aus, das Großsegel hat Pause. Der Wind kommt von achtern, da würde das Großsegel die Genua abdecken, und wir kämen auch nicht schneller voran. Den Gennaker, unser großes, buntes Leichtwindsegel kommt nicht zum Einsatz, weil der Wind von 3 bis 4 Windstärken schon bald auf 5, in Böen bis 6, zunehmen soll.  Und so rollen, schaukeln und "geigen" wir bei herrlichem Sonnenschein und zunehmendem Wind unserem Ziel Viana do Castelo entgegen.

Nach 32 Seemeilen erreichen wir gegen 15.00 Uhr die Marina. Über UKW-Funk hatte ich versucht, unsere Ankunft anzumelden, hatte aber keine Rückmeldung bekommen. Vor dem Hafen gibt es einen Warteponton, an dem wir festmachen. Kurze Zeit später kommt der Hafenmeister mit einem kleinen Boot angebraust, begrüßt uns und sagt, dass wir in der Marina einen Liegeplatz bekommen können. Es gibt allerdings keine freien Plätze mit Ausleger an den Stegen, sondern wir sollen mit dem Bug voran an die Gästepier gehen. Mit einer Muring (einem Heckanker) werden die Boote dann vom Steg zurückgezogen. Die Leine für die Muring liegt am Steg bereit, und Carlos, so heißt der Hafenmeister, bietet uns seine Hilfe für dieses für uns ganz ungewohnte Manöver an.

Wir fahren also an die Pier, Carlos nimmt mir die Vorleinen ab und belegt sie. Dann fragt er mich, ob er an Bord kommen darf, was ich natürlich bejahe. Wir sind ja froh, dass er uns hilft. Er klettert dann mit der Leine des im Hafenbecken versenkten Ankers auf unser Boot, geht mit der Leine auf das Achterdeck und belegt sie dort. Fertig. Danke Carlos!

Im Laufe des Nachmittags füllt sich die Gästepier. Jetzt liegen hier sechs Boote aus sechs Nationen: Deutschland, Belgien, Niederlande, Norwegen, Dänemark und gerade hat noch eine Yacht aus Frankreich festgemacht.

Das Liegegeld beträgt hier knapp 23 Euro, inklusive Trinkwasser und Strom, duschen kostet extra, und zwar pro Durchgang 1,51 Euro. Nachdem wir uns im Hafenmeisterbüro angemeldet haben, machen wir uns zu einem ersten kurzen Stadtbummel auf den Weg. Der kleine Ort Viana do Castelo gefällt uns. In der Touristeninformation haben wir einige Anregungen für eine ausgedehnte Stadtbesichtigung bekommen.

Bei Vodafone bekommen wir ohne Formalitäten eine günstige Datensimkarte. Sie funktioniert im Datenstick problemlos, aber leider im weBBoat von Glomex nicht. Übrigens hat sich der Spezialversand aus Bremen immer noch nicht zu unseren "Hilfe-Emails" gemeldet.

Für morgen sind südliche Winde vorhergesagt, also genau aus der Richtung, in die wir wollen. Da bleiben wir morgen doch lieber noch hier in diesem schönen Städtchen.

 

Ein letzter Blick auf das Kastell bei der Abfahrt aus Baiona:

 

Die portugiesische Gastlandflagge wird gesetzt:

 

Die Gästepier ist mit sechs Booten aus sechs Ländern international belegt - vertreten sind Deutschland, Belgien, die Niederlande, Norwegen, Dänemark und Frankreich - vor der Marina am Warteponton hat übrigens noch eine Yacht aus Amerika festgemacht.

 

 

 

 

Sonntag, 10.08.2014

Grau in grau präsentiert sich heute das Wetter, es klart erst am späten Nachmittag auf. Nach dem Frühstück kommt Peter mit seinem Schlauchboot vorbei, und wir haben einen netten Vormittag bei einem Becher Kaffee bei uns an Bord. Peter ankert mit seiner Yacht "Tanee" (einer Amel Maramu) in unmittelbarer Nachbarschaft der Amazone. Wir sind uns auf dieser Reise schon öfter begegnet, und hier in der Marina sind wir ins Gespräch gekommen. Er ist etwa zur selben Zeit wie wir gestartet und segelt mit seiner Mutter an die portugiesische Südküste, die Algarve. Peter ist Mitte fünfzig und nicht zum ersten Mal auf großer Fahrt.

Den Nachmittag verbringt Ingo damit, unser bis jetzt entstandenes Videomaterial zu sichten. Er hat sogar seinen ersten Film fertiggestellt! Er ist knapp drei Minuten lang und handelt - natürlich - von unserer Abreise aus Bremerhaven.

Jetzt ist die Navigation an der Reihe. Nach der letzten Wettervorhersage sieht es so aus, als ob es morgen mit dem "Portugiesischen Norder" Richtung Süden weitergehen kann. Auch die Sonne soll sich wieder blicken lassen.

Gleich fahren wir an Land. Wir wollen wieder das WLAN in "unserem" Restaurant nutzen und einen schönen Abend verbringen.

Sonnabend, 09.08.2014

Die Sonne ist zurück und unser Tatendrang ungebremst. Zunächst überlegen wir, dass es doch ganz gut wäre, den Schmutzwäscheberg nicht weiter wachsen zu lassen. Gleich hier am Hafen gibt es eine Reinigung und Wäscherei. Für 15 Euro können wir dort ca. 5 kg Wäsche waschen und trocknen lassen. Das ist nicht viel teurer, als in den anderen Häfen die Münzwaschmaschinen und -trockner, die es ja in dieser Marina nicht gibt. Also nehmen wir die Dienste von Clean & Clean (die heißen wirklich so!) in Anspruch. Abgeben und zwei Stunden später saubere und zusammengelegte Wäsche wieder abholen - welch ein Luxus!

Bei Sonnenschein ist die Kontaktaufnahme zu anderen Langfahrern einfacher - bei Regen bleibt doch jeder eher für sich. Und so ergeben sich auch heute wieder interessante und informative Gespräche auf dem Steg und bei uns an Bord. Uns fällt auf, dass viele "Wiederholer" unterwegs sind - die meisten Segler, die wir treffen, unternehmen schon ihre zweite lange Reise.

Wir füllen noch die Trinkwasservorräte auf, und dann verlassen wir die Marina, um wieder vor Anker zu gehen. Aber dort wird nicht gefaulenzt - der Volvo wird gewartet und die Toilette bedarf der Zuwendung. Die Pumpe ist defekt, eine Ersatzpumpe haben wir dabei.

Wir sind mit unserem Schlauchboot an Land gefahren, um in einem Restaurant das WLAN zu nutzen und diesen Beitrag einzustellen. Auch die noch fehlenden Fotos der letzten Tage konnten wir hochladen. Heute gibt es aber keine Fotos.

 

Freitag, 08.08.2014

Die Sonne hat uns schon lange verwöhnt, und heute war endlich mal wieder ein Regentag an der Reihe. Viel unternommen oder erlebt haben wir nicht - ein verregneter, fauler Tag. Gleich fahren wir mit dem Schlauchboot zu Isabella und Adolf, die hier seit gestern vor Anker liegen. So wird dann dieser Tag bestimmt noch ganz nett ausklingen.

Ach ja, die Rechnung für die Reparatur des Außenborders ist da und erfreulich niedrig ausgefallen - 36,71 Euro.

 

Entdeckt auf einem Firmenwagen - hierzu kann sich jeder seine eigenen Gedanken machen!

Donnerstag, 07.08.2014

Wir haben uns heute Morgen in die Marina Baiona (Puerto Deportiva de Baiona) verholt. Das Liegegeld ist mit 22 Euro pro Tag erschwinglich. Nach einer Woche vor Anker wollten wir gerne mal wieder richtig duschen, eventuell Wäsche waschen und wegen der Reparatur des Außenborders aktiv werden. Außerdem haben wir die Hoffnung, im Hafen eine stabile Internetverbindung zu bekommen, so dass wir wieder Fotos einstellen und Mails beantworten können.

Leider hat diese Marina keinen "Waschsalon". Für die sanitären Anlagen benötigen wir keinen Zugangscode und keinen Schlüssel - sie sind immer offen. Das kann man auch so handhaben - freiwillig geht hier auch so schnell niemand hinein. Na ja, das ist wohl etwas übertrieben, aber es sind doch die schlechtesten Anlagen, die wir auf unserer Reise bisher präsentiert bekamen. Eine stabile Internetverbindung haben wir in diesem Hafen leider auch nicht, nur die Reparatur des Außenborders hat geklappt. Immerhin, aber die Rechnung steht noch aus.

Dagegen ist unsere Stadtbesichtigung aber richtig toll. Was für eine schöne Stadt! Zunächst besichtigen wir den originalgetreuen Nachbau der "Pinta". Sie liegt hier im Hafen, nur einen kurzen Fußweg von unserem Liegeplatz entfernt. Für zwei Euro pro Person (inklusive Audioguide in englischer Sprache) kann man die Caravelle besichtigen. Sie war eins der drei Schiffe, mit denen Columbus losgesegelt ist, und Amerika entdeckt hat.

Als nächstes steht ein Besuch des alten Kastells auf unserem Programm. Es liegt auch nur einen kurzen Fußweg entfernt auf einer Halbinsel, und diente in früheren Zeiten der Verteidigung. Wir können auf der ehemaligen Verteidigungsmauer ganz um das alte Gemäuer umzulaufen und haben an den verschiedenen Punkten jeweils einen wunderschönen Blick auf den Hafen, die Stadt und die Bucht. Der Eintritt beträgt pro Person einen Euro - der war es auf jeden Fall wert!

Wegen der schlechten Internetverbindung können wir leider auch heute keine Fotos einstellen, aber wir holen dies nach, sobald es besser klappt.

Seit gestern ist die Ausgabe Nr. 17 der Zeitschrift "Yacht" im Handel. Das Thema "Sabbatical" wird darin ausführlich behandelt. Auch wir kommen darin vor. Der Journalist Peter Sandmeyer hatte uns kurz vor unserer Abreise besucht und zu diesem Thema interviewt. Er schreibt, dass wir mit der Atlantic Rallye for Cruisers (ARC) über den Atlantik segeln wollen - da hat er wohl etwas durcheinander bekommen. Wir schließen uns aus verschiedenen Gründen dieser Veranstaltung nicht an, und hatten dies auch nicht vor. Trotz dieser und anderer Ungenauigkeiten ist es doch ein gelungener Artikel!

 

Der originalgetreue Nachbau der "Pinta":

 

Bei der Besichtigung treffen wir zwei Segler, denen wir schon öfter begegnet sind. Gern fotografieren wir uns gegenseitig:

 

Auch die Möwen genießen den tollen Ausblick vom Kastell:

 

Noch ein Blick vom Kastell - diesmal in Richtung Atlantik auf vorgelagerte Inseln:

Mittwoch, 06.08.2014

Um kurz vor elf Uhr hieß es heute "Anker auf" und Kurs Baiona, in der Ria Vigo. Die knapp 30 Seemeilen haben wir bei strahlendem Sonnenschein und schwachem Wind zumeist mit Hilfe unseres Motors zurückgelegt . Wir sind also ganz gemächlich unserem Ziel entgegen geschaukelt. Fischerbojen all überall - bloß keine übersehen! Gegen 16.30 Uhr haben wir die Marina in Baiona erreicht. Dort wollen wir aber nur einen kurzen Stopp einlegen, um Diesel und Trinkwasser zu tanken, um dann noch eine Nacht vor Anker zu verbringen. An der Bootstankstelle empfängt uns ein netter Herr und hilft uns beim Tanken. Wir tanken 150 Liter Diesel, macht dann 226,85 Euro. Ja, der Volvo macht es nicht gratis! Das Trinkwasser wird nicht berechnet. Anschließend verholen wir in die Bucht vor der Marina, wo um 17.30 Uhr der Anker fällt. Ein Blick auf das Thermometer verrät uns, dass hier die Wassertemperatur 23 Grad Celsius beträgt! Da kann selbst ich nicht mehr widerstehen und gehe gemeinsam mit Ingo schwimmen. Anschließend wird auf dem Vorschiff geduscht. Die Bucht ist gut besucht, die nächsten Boote dümpeln gleich vor, neben und hinter uns. Abgeguckt hat mir keiner etwas - verklemmt darf man nicht sein! Heute vor zwei Monaten haben wir in Bremerhaven abgelegt. Rund 1.360 Seemeilen haben wir zurückgelegt, und bis jetzt ist es uns sehr gut ergangen. Die großen Herausforderungen liegen noch vor uns, und wir sind gespannt darauf.

 

Schon in Muros ankerte dieses markante Boot aus England in unserer Nähe. Hier in Baiona treffen wir uns wieder:

 

Der spanische Lidl ist doch etwas anders sortiert als der deutsche. Wir haben Mittel gegen Kakerlaken gekauft. Allmählich kommen wir in die Gegend, wo so etwas benötigt wird:

 

Dienstag, 05.08.2014

Gestern sind wir nach dem Zollbesuch an Land gerudert, um im Restaurant am Strand das W-LAN zu nutzen, da es von der Amazone aus nicht funktionierte. Stundenlang hat Ingo alles mögliche probiert und war schon am Verzweifeln. Im Restaurant erfuhren wir dann, dass sie mit ihrem Netz Probleme haben - es funktioniert nicht richtig. Zurück an Bord habe ich es trotzdem noch ein letztes Mal probiert - den Beitrag konnte ich ins Netz stellen, die Fotos dann schon nicht mehr. Heute haben wir den Beitrag über den Hotspot vom Smartphone eingestellt - und die Fotos vom gestrigen Beitrag nachgeliefert.

Wir liegen jetzt  fünf Tage vor Anker, in drei verschiedenen Rias - Rekord! Meist ist es sonnig, die Lufttemperatur liegt um die 22 Grad Celsius, das Wasser ist 17 Grad "warm". War die Ankerbucht bei unserer Ankunft leer, liegen wir jetzt mit fünf Booten hier. Anderen gefällt diese tolle Bucht anscheinend auch. Übrigens ist die Amazone mit ihren optisch fragwürdigen Masten und Gerätschaften am Heck schon seit geraumer Zeit kein Exot mehr - hier sehen alle so aus!

Noch vor dem Frühstück wird vom Skipper die erste Reparatur ausgeführt: Beim Propellerschrubben ist Ingo aufgefallen, dass die Ringanode an der Welle angefressen ist und sich eine Schraube gelöst hat. Angefressen ist in Ordnung, lose ist schlecht. Wir haben eine Ersatzanode dabei und ruck zuck tauscht Ingo sie aus. Ziemlich abgekühlt klettert er dann wieder an Bord, und das Frühstück schmeckt nach einer Dusche an Deck nochmal so gut.

Beim Spazierengehen hatten wir entdeckt, dass es hier in der Nähe einen Lidl-Markt gibt. Einen Aldi gibt es allerdings nicht. Da wir schon wieder einiges auf der Einkaufsliste haben, kommt der Hackenporsche zum Einsatz - er macht seine erste Fahrt mit dem Schlauchboot. Mit dem prall gefüllten Wagen und mehreren Leinentaschen mit Einkäufen zurück an Bord paddeln, ist kein Problem. Alles kommt trocken und sicher an Bord. Vor Anker liegen und einen Großeinkauf machen, geht also auch.

Am späten Nachmittag rudern wir nochmal an den Strand und gehen am Campingplatz vorbei, am langen Strand entlang in den Ort Uxia. Am Strand gibt es kostenlose, saubere Toiletten, Duschen, Rettungsschwimmerstationen und kleine Eisbuden. Der Strand wird täglich gereinigt, alles ist tip top. Es fällt uns sehr angenehm auf, dass es keinen Stacheldraht und kein Kassenhäuschen gibt, an dem Kurtaxe kassiert wird! Kostenlose Duschen und Toiletten statt Kassenhäuschen - ginge das nicht auch in Deutschland?

Uxia ist eine Hafenstadt und hat einen sehr geschäftigen, großen Fischereihafen. Der Tourismus scheint trotz des kilometerlangen herrlichen Strandes keine so große Rolle zu spielen.

 

Am Morgen rudert ein spanischer Fischer zu seinen Netzen:

 

Die Ankerbucht hat sich gefüllt:

 

Uxia ist eine Hafenstadt. Die "Hummerbuden" sind etwas größer als auf Helgoland:

 

Die Netze müssen repariert werden:

 

Montag, 04.08.2014

 

Hatte ich schon überlegt, was ich heute ins (B)logbuch schreiben könnte, weil dieser sonnige Tag vor Anker keine besonderen Ereignisse mit sich gebracht hat, so änderte sich dies gegen 20 Uhr. Ein schwarzes Speedboat kommt mit Höchstgeschwindigkeit auf die Ankerbucht zugeschossen. Wir vermuteten zunächst die Küstenwache, dann sahen wir die großen Buchstaben: ADUANAS. Schnell im Wörterbuch nachgeschlagen - der Zoll ist im Anmarsch! Zunächst fahren sie zu einem anderen Boot und gehen dort mit zwei Personen an Bord. Nach ca. 15 Minuten fahren sie zum nächsten, dann nehmen sie Kurs auf die Amazone.

Wir haben keine verbotenen Substanzen an Bord, Schnaps und Zigaretten gehen zur Neige, unsere Papiere sind in Ordnung, aufgeräumt haben wir auch, also eigentlich kein Grund zur Aufregung. Aber ich bin so was von aufgeregt! Die Papiere haben wir schon bereitgelegt.

Das Zollboot kommt zu uns, und wir werden gefragt, ob wir spanisch sprechen, wieviele Personen an Bord sind, und sie sagen, dass sie jetzt gerne zu uns an Bord kommen möchten. Ganz vorsichtig kommen sie längsseits, einen riesigen Kugelfender halten sie zwischen uns und ihr Schnellboot. Zwei Männer, die sogar Bootsschuhe tragen, steigen über und nehmen im Cockpit Platz. Sie möchten unsere Pässe und den Internationalen Bootsschein (Amazones Reisepass) sehen. In ein Formular, von dem wir eine Durchschrift bekommen, wird einiges eingetragen - wie bei einer Einklarierung. So, wie wir es in La Coruna im Hafenmeisterbüro schon gemacht haben.

Ins Boot hinein gehen sie nicht, weitere Fragen stellen sie auch nicht, und nach ca. 10 Minuten gehen sie freundlich grüßend von Bord. Zum Abschied winkt der Kollege, der das Zollboot steuert, uns lächelnd zu.

Es ist doch merkwürdig, dass ich so aufgeregt war - wir haben ja keine verbotenen Dinge, wie Drogen oder Waffen dabei, sind ganz harmloseTouristen! Bei Helligkeit am ruhigen Ankerplatz Besuch vom Zoll zu bekommen, ist doch nicht schlimm. In Dunkelheit auf See "geentert" zu werden ist da sicher etwas anderes. Mal sehen, wann das passiert!

 

Campingplatz an "unserer" Ankerbucht:

 

Blick auf Uxia von "unserer" Ankerbucht aus:

 

Strand in der Bucht von Uxia:

 

Der Zoll kommt!

 

Die Zollbeamten verlassen nach getaner Arbeit die Amazone:

 

 

Sonntag, 03.08.2014

Die Sonne ist zurück, und wir gehen kurz vor 12 Uhr Anker auf. Ziel ist die Ria de Arousa. Der Wind ist weiterhin schwach, zu schwach zum Segeln. So geht es im Sonnenschein bei leichter Atlantikdünung unter Maschine weiter Richtung Süden. Es begegnen uns nur wenige Segler. Ein Boot mit britischer Nationalflagge kommt uns entgegen. Unter der Saling weht allerdings nicht die spanische Gastlandflagge, sondern eine Europaflagge. Sehr praktisch, ist in dieser Gegend immer passend und außerdem noch kostengünstig.

Nach knapp 25 Seemeilen fällt unser Anker in einer sehr schönen Bucht in der Ria de Arousa, und zwar vor dem Ort Santa Uxia de Riveira. Ein Blick auf unser digitales Thermometer verrät uns, dass die Wassertemperatur hier immerhin 17 Grad Celsius beträgt. Ingo beschließt, baden zu gehen und dabei den Propeller zu putzen. Es haben sich schon kleine Seepocken darauf niedergelassen. Er versucht es mit "Hansi Strahlemann" , "Edelstahl-Spirale rostfrei, Mühelos saubere Töpfe, Pfannen sowie Grill und Backofen" steht auf der Verpackung. Mühelos war es zwar nicht, aber immerhin glänzt der Propeller wieder.

Wir rudern mit unserem Schlauchboot an den Strand. In einem Hotel gönnen wir uns einen Kaffee und lassen uns den W-LAN-Zugang geben. So können wir dort die Beiträge der letzten drei Tage ins Internet stellen. Zurück an Bord können wir sogar über unsere weBBoat-Antenne diesen Zugang nutzen. Welch glücklich Geschick!

 

Tschüß, Ria de Muros:

 

Einfahrt in die Ria de Arousa. Vorne im Bild eine Fischerboje. Es gibt sie wahlweise auch in schwarz!

 

Unser Ankerplatz in der Bucht vor Santa Uxia de Riveira:

 

 

Sonnabend, 02.08.2014

 

Heute macht das gute Wetter eine Pause - es regnet. Also machen wir auch eine Pause und bleiben noch einen Tag in der schönen Bucht bei Muros. Gegen Mittag hört es auf zu regnen, und Ingo macht unser Schlauchboot klar. Zum ersten Mal auf dieser Reise wird es aus dem Vorschiff geholt, wo es gut verpackt auf seinen Einsatz wartet. Schnell ist es aufgepumpt, und wir rudern an Land. Muros ist ein nettes Örtchen, lebendig und wenig touristisch. Es gibt viele kleine verwinkelte Gassen, Restaurants und kleine Läden, die aber - wie in Spanien üblich - erst um 17 Uhr nach der siesta wieder öffnen.

Wir sehen uns auch in der hiesigen Marina um und erkundigen uns, nach dem Liegegeld. Es würde für unsere Bootsgröße jetzt in der Hauptsaison 35 Euro täglich kosten. Nachdem wir in einem kleinen Lokal etwas gegessen haben, rudern wir zurück an Bord.

Später fahren wir nochmal an Land - diesmal wird nicht gerudert, sondern wir nehmen den Außenborder. Leider stellt sich bald heraus, dass der Motor ein Kühlwasserproblem hat. Bei nächster Gelegenheit muss Ingo ihn sich näher ansehen, bzw. reparieren. Die nächste Baustelle ist also auf der Liste!

Zurück an Bord dauert es gar nicht lange und wir bekommen Besuch! Ein dänisches Ehepaar, dass mit seiner Yacht gleich vor uns ankert, kommt mit seinem Schlauchboot angepaddelt. Wir bitten sie an Bord, und es wird ein interessanter und schöner Abend. Sie sind seit einem Monat unterwegs und wollen in die Karibik segeln. Vor zehn Jahren waren sie schon einmal auf Langfahrt - damals waren sie so alt wie wir, ihre Kinder waren genauso alt, wie unsere jetzt, sie hatten genau wie wir 15 Monate Zeit, und sie sind die gleiche Route mit ihrem Boot gesegelt, die wir segeln wollen - viele Parallelen. Allerdings scheint die dänische Arbeitswelt vor 10 Jahren schon offener für Auszeit-Nehmer gewesen zu sein, als es die deutsche heute ist. Beide waren nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt, wurden von ihren Chefs bestärkt, diesen Schritt zu wagen und konnten nach der Reise wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren.

Sie heißen Isabella und Adolf. Ja, wie kommt ein Däne ausgerechnet zu diesem Vornamen? Wir haben nicht gefragt. Schließlich sucht sich niemand seinen Vornamen selbst aus. Adolf erzählt uns im Laufe der Abends von sich aus, dass es eine Familientradition war, den Sohn wie den Vater - in diesem Fall eben Adolf - zu nennen.  Gar nicht so einfach, mit so einer Hypothek durchs Leben zu gehen, wie wir anhand einiger Erlebnisse erfahren, die er uns schildert. Isabellas und Adolfs Sohn heißt übrigens nicht Adolf.

Es wäre schön, wenn wir sie auf unserer Reise noch häufiger treffen würden.

 

Blick aus dem Cockpit:

 

 Landausflug - verwinkelte Gassen:

 

 Vom Schlauchboot aus aufgenommen - Amazone vor Anker:

Freitag, 01.08.2014

 

Mein alter Freund, der Wecker, wird uns auch weiterhin begleiten! Offenbar war die neue Batterie schon wieder schwach - er bekommt bei nächster Gelegenheit eine neue Chance.

Um 11.45 Uhr lichten wir den Anker und nehmen Kurs auf die Ria de Muros. Es geht weiter die Costa da Morte entlang Richtung Süden. Der ablandige Wind ist leider nur sehr schwach, so dass wir mit Motor fahren müssen. Gegen 15 Uhr  haben wir das Kap Finisterre querab. Es ist ein weiterer Meilenstein auf unserem Weg nach Süden.  Es gilt als Wetterscheide, und allmählich sollten wir jetzt den sogenannten "Norder" bekommen, mit dem wir gut weiter Richtung Süden segeln können.

Die bergige Küste Galiciens mit ihren Felsen, Stränden und imposanten Wolkengebilden ist wunderschön anzusehen. Und obwohl uns der Wind leider im Stich gelassen hat, ist es schön, an dieser eindrucksvollen Küstenlinie bei wenig Seegang unserem Ziel entgegen zu schaukeln.

Im Slalom geht es dann schließlich in die Ria de Muros. Slalom deshalb, weil hier so viele Fischerbojen liegen. Die Einfahrt scheint durch Fischerbojen geradezu abgeriegelt, ein richtiges Minenfeld. Gegen 18.00 Uhr fällt nach knapp 37 Seemeilen der Anker. Hier ankern noch einige andere Boote, wir haben aber ausreichend Platz. Etwas später kommt ein französisches Boot, und die Crew ist im Begriff, ihren Anker genau über unseren herunterzulassen. Ingo spricht sie an, und sie fahren ein kleines Stück weiter. Ohne Not, denn es ist wirklich sehr viel Platz in dieser Bucht, fällt der Anker der anderen Yacht dann immer noch relativ nahe der Amazone. Im Laufe des Abends wird dem Skipper wohl selbst klar, dass der von ihm gewählte Platz nicht optimal ist und verholt auf die andere Seite der Bucht. Wir sehen, dass er auch hier sehr nahe an einem schon vor Anker liegenden Boot stoppt. 

Wir überlegen, das Schlauchboot klarzumachen und an Land zu fahren. Leider fängt es an zu nieseln, so dass wir die Schlauchboot-Aktion vertagen.

Die Sonne hat sich heute fast gar nicht blicken lassen. Unterwegs war mir so kalt, dass ich meine Seestiefel mit den dicken Socken aus dem Schrank geholt habe. Ich hatte eigentlich eher an Flip Flops gedacht! Die Wassertemperatur beträgt eisige 15 Grad Celsius. Nicht nur die Felsen erinnern uns an Norwegen.

 

Die Küste Galiziens:

 

 Kap Finistere - ein Meilenstein auf unserer Reise:

 

Weiter an der galizischen Küste entlang:

 

 Ankerbucht mit Palmen:

 

Die Berggipfel sind wolkenverhangen:

Donnerstag, 31.07.2014

Der Wecker war gestellt, hat aber leider nicht geklingelt. Schade, dass er seinen Dienst quittiert hat. Er begleitet uns schon sehr lange, und hat uns schon geweckt, als wir mit den Kindern nach Spiekeroog gesegelt sind. Unseren ersten Törn nach Bornholm hat er eingeläutet, und er hat im letzten Jahr in Norwegen dafür gesorgt, dass wir die Rückreise nicht verschlafen. Ingo wird sich den Patienten morgen mal genauer ansehen, vielleicht ist ja doch noch etwas zu machen. Die Batterie ist jedenfalls gerade erst gewechselt worden.

 Wir hatten gestern Abend die aktuelle Wind- und Wettervorhersage bekommen und uns entschieden, heute La Coruna zu verlassen und nach Camarinas zu segeln, unserer ersten Ria. Kurz vor elf Uhr ging es los, und bei frischem Wind aus Nordnordost konnten wir mit Großsegel und voller Genua herrlich die galizische Küste entlang segeln. Zwischendurch nahm der Wind noch etwas zu, so dass wir die Genua etwas eingerollt haben. Am Nachmittag nahm der Wind dann allerdings immer mehr ab, und gegen 16 Uhr haben wir die Genua komplett eingerollt, das Großsegel geborgen und der Volvo musste gestartet werden.

Nach 48 Seemeilen fiel dann um 19.15 Uhr der Anker in der Bucht von Camarinas. Auf die Idee, diese schöne Bucht zum Ankern zu besuchen sind auch noch ca. 15 andere Crews gekommen. Die Amazone ist also nicht allein, hat aber sehr viel Platz. Landschaftlich ist es hier reizvoll, Strand, Felsen und Wald.

Eine Internetverbindung haben wir hier leider nicht, somit kann ich diesen Beitrag - und auch wohl die folgenden, solange wir ankern - erst verspätet in unserem (B)logbuch veröffentlichen.

 

Tschüß La Coruna! Nach 9 Tagen in La Coruna wurde es Zeit, weiterzusegeln. Das Gebäude der Hafenverwaltung:

 

 Tschüß, Torre de Hércules! Du bist wirklich beeindruckend.

 

 Beeeindruckend ist auch die Atlantikdünung, obwohl nur ein leichter Wind weht: