Montag, 29.09.2014

 

Eine Nacht in dieser wirklich schönen Marina Rubicon hat den wirklich stolzen Preis von 31,30 Euro gekostet. Dabei ist sogar ein zehnprozentiger Nachlass für Trans-Ocean-Mitglieder berücksichtigt. Heute soll es auch schon weitergehen. Die nächste Kanarische Insel Fuerteventura ist unser Ziel. Gegen 9.30 Uhr legen wir ab. Bei nördlichem Wind von 4 Beaufort, in Böen 5 - 6, brausen wir nur unter Genua gen Süden. Der Seegang ist beachtlich, schätzungsweise knapp zwei Meter hoch. Die Wellen kommen schräg von hinten, und die Amazone rollt und schaukelt, als bekäme sie dafür bezahlt.

Zeit, mal wieder die Angel auszuwerfen. Wir haben eigentlich eine ganz stabile Ausrüstung: ein großer Kescher, ein Fanghaken (das ist ein Holzstock, an dessen Ende ein großer Haken befestigt ist - ein sogenannter Gaff), eine neue Hochseeangel, die mit einer stabilen Hochseeangelrolle ausgestattet ist, extra dicke Angelleine und ein brandneuer, super schöner Köder, der einen Doppelhaken kaschiert, gehören dazu. Alles mindestens eine Nummer größer, als unsere Nordseeausrüstung.

Die Selbststeueranlage hält den Kurs, die Amazone düst an Fuerteventuras Küste entlang, und die Schleppangel ist schon fast vergessen, als plötzlich Leben in die Angel kommt - es hat etwas angebissen! Hektik kommt auf - schnell alles vorbereiten: wo ist der Eimer, liegt der Gaff bereit, wo ist der Kescher? Ingo holt die Angel Meter für Meter ein, und wir sehen, dass eine wunderschöne große Dorade, auch Goldmakrele genannt, angebissen hat. Es klappt alles wunderbar (was die Dorade sicher anders gesehen hat), und schon kurze Zeit später liegt der tote Fisch in unserer Kühlung. Das Abendessen ist gesichert.

Uns hat das Jagdfieber gepackt, und wir versuchen unser Glück erneut. Und tatsächlich, schon nach kurzer Zeit tut sich etwas. Mit einem Mal rauscht unheimlich viel Angelleine von der Rolle. Ich sehe achteraus einen großen silbernen Bauch eines riesigen Fisches. Ingo muss die Bremse der Rolle immer fester ziehen, damit nicht die gesamte Schnur abrollt. Das gelingt mit Ach und Krach. Wir müssen unbedingt Fahrt aus dem Boot nehmen und rollen das Vorsegel fast ganz ein.

Ingo versucht, die Angel einzuholen. Dann streikt unsere neue Rolle, und er muss die restliche Leine per Hand einholen und die Angelleine um ein Brett wickeln. Wir sehen, wie dieses Ungeheuer von einem Fisch aus dem Wasser springt. Gleich fallen uns Szenen aus Fernsehfilmen ein, und wir können kaum glauben, dass dieses Monstrum an unserer Angel angebissen hat. Ingo kämpft mit dem Fisch und den Wellen.

Der Fisch wehrt sich verzweifelt, und wir sind uns auch nicht sicher, ob wir dieses Ungetüm wirklich an Bord haben wollen. Zwischenzeitlich taucht er in die Tiefe ab, kommt wieder hoch und ungefähr zehn Meter neben unserem Boot setzt er zu einem letzten Sprung an. Schlauer Fisch - mit diesem Sprung befreit er sich von unserer Angel und verschwindet mit unserem Köder auf Nimmerwiedersehen.

Wir haben verschiedene Fachbücher an Bord. Aber auf den bunten Tafeln, die mir liebe Kolleginnen und Kollegen zum Abschied geschenkt haben, entdecken wir ihn: An unserer Angel hat ein Longbill spearfish - auf deutsch ein Langschnäuziger Speerfisch - angebissen. Wir schätzen, dass er etwas länger war, als ich. Und da hatte doch tatsächlich neulich ein Segelkamerad gemeint, unser Köder mit 120 mm Länge wäre zu klein. Ganz ehrlich - wir kaufen sicher keinen größeren!

Nach einem furiosen Finale - der Wind frischte kurz vor unserem Zielhafen auf 6 bis 7 Beaufort auf - erreichten wir gegen 18 Uhr nach 43 Seemeilen die Marina in Gran Tarajal. Bei einem Herrn von der Security melden wir uns an, da der Hafenmeister erst morgen früh wieder am Hafen ist.

Anschließend haben wir uns der Dorade gewidmet - sie war richtig lecker!

 

Der Fang wird natürlich fotografiert. Diese wunderschönen Tiere verlieren nach kurzer Zeit ihre schöne Farbe. An Kopf und Schwanz ist sie noch zu erahnen: 

 

 

Dorade satt mit Baguette und Salat:

 

Vor kurzem hatte ich ihn fotografiert - unseren schönen Köder (mit Strass-Auge), den wir jetzt vermissen: