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Sonntag, 19.07.2015

Ja, in Oostende hätten wir noch einen Tag bleiben und eine Menge unternehmen können. Zum Beispiel eine Fahrt mit der "Kusttram" - der Küstenstraßenbahn. Mit einer Länge von 68 Kilometern und 69 Haltestellen ist sie die längste Straßenbahnlinie der Welt. Sie führt von De Panne an der Grenze zu Frankreich über belgische Küstenorte bis nach Knokke an der Grenze zu den Niederlanden. Teilweise führt die Strecke direkt an der Nordseeküste entlang, teilweise auch durch Dünenlandschaften. Eine Haltestelle befindet sich gleich hier am Yachthafen. Die "Kusttram" muss aber ohne uns fahren, da es uns schon wieder weiterzieht.

In dem netten Hafenmeister vom RYCO hat die Amazone übrigens einen weiteren Fan gefunden. Er fand sie sehr hübsch, und als ich ihm erzählte, dass sie schon seit 13 Monaten mit uns auf großer Fahrt ist, meinte er, wir alle drei sähen aber gar nicht verwildert aus. Zum Abschied hat er uns hinterher gewunken und zu uns herübergerufen: "Kommt wieder! Ich warte auf Euch!" Ich warte auf Euch und werde da sein, wenn ihr irgendwann wiederkommt - genau das hatte Michael Glatz - "Shrimpy" - auf St. Martin beim Abschied zu uns gesagt.

Mit Großsegel und ausgebaumter Genua segelten wir nach Breskens, unserem heutigen Ziel, bei vier bis fünf Beaufort westlichem Wind. Immer schön an der mit Betonklötzen gesäumten Küste entlang. Die Tide hatte uns eine nette Abfahrtszeit von 12.30 Uhr beschert. Der Tidenstrom ließ die Amazone mit bis zu zehn Knoten über Grund dahinschießen. Nach 4,5 Stunden hatten wir die 29 Seemeilen bei herrlichem Sonnenschein zurückgelegt.

In der großen Marina in Breskens, dem südlichsten Hafen der Niederlande, gibt es einen "Melde Steiger", also einen Steg, an dem die ankommenden Gäste kurz festmachen und sich über ein dort installiertes Telefon im Marinabüro anmelden. Hat auch prima geklappt, wir bekamen einen Platz zugewiesen. Und welches Boot hat kurz nach uns drei Boxen weiter angegelegt? Richtig, die "Lubini". Klaus hat uns eingeladen, und so kamen wir noch in den ganz besonderen Genuss, fern der Heimat ein sonntägliches Ritual zu pflegen: Tatort gucken! Dass es eine Wiederholung von 2013 war, hat niemanden gestört.

Wir sind jetzt also in den Niederlanden, was bedeutet, dass wir in zwei Tagen drei Länder bereist haben. Gestern Morgen waren wir noch in Frankreich, gestern Abend in Belgien, und jetzt sind wir in Holland! Die Gastlandflaggen unter unserer Saling wechselten sich fröhlich ab. Wobei die französische Flagge insgesamt am längsten und häufigsten dort geweht hat.

Was hat es mit den Gastlandflaggen eigentlich auf sich? Flaggenführung auf Schiffen und Booten ist - wie fast alles im Leben - bestimmten Regeln unterworfen. Bei Wikipedia ist es ergänzend so beschrieben: "Eine Gastlandflagge ist eine kleine Nationalflagge des Landes, in dem sich ein ausländisches Schiff gerade befindet. Es ist seemännischer Brauch, im Ausland auf der Steuerbordseite am Schiffsmast zu Ehren des Gastlandes dessen Nationalflagge zu setzen. Weiterhin soll mit dem Hissen der Gastlandflagge zum Ausdruck gebracht werden, dass man sich den Gesetzen des besuchten Landes unterordnet. Die Flagge sollte immer höher, mindestens jedoch so hoch wie die eigene Nationalflagge am Mast angebracht werden."

Es wird immer nur eine Gastlandflagge zurzeit geführt. Keine Regel ohne Ausnahme: Auf der letzten Fahrt einer Auslandsreise werden die Gastlandflaggen aller auf der Reise besuchten Länder in alphabetischer Reihenfolge gesetzt. Na, da wird es aber schön bunt flattern!

 

Die niederländische Flagge war die erste, die wir vor 13 Monaten gesetzt haben. Sie ist auch die letzte: