Mittwoch, 24.06.2015, 12.00 Uhr

Position 49° 09,0' N; 8° 54,6' W; Etmal: 138 Seemeilen; Rest: 107 Seemeilen

Mit diesem Etmal sind wir endlich mal zufrieden! Und vor allem ist jede Seemeile "ersegelt", der Motor hat seit zwei Tagen Pause. Der Himmel ist zwar heute bedeckt, und die Sonne lugt nur hin und wieder zwischen den Wolken hervor, aber es ist immer noch Segeln vom Feinsten! Weiterhin pflügt die Amazone bei vier Beaufort halbem Wind mit gut sechs Knoten Fahrt durch den nur mäßig bewegten Nordatlantik. Seglerherz, was willst du mehr? Schon fast vergessen sind die zähen Tage in der Schwachwindphase. Inzwischen zeigt unser Echolot auch wieder die richtige Wassertiefe an. Mit tausenden Metern Wassertiefe war das Gerät verständlicherweise überfordert. Während der letzten Nacht haben wir den Festlandsockel erreicht. Die Wassertiefe fiel über viele Seemeilen kontinuierlich von 5.000 auf 200 Meter. An der Kante des Sockels, wo sie letztlich von 1.000 auf 200 Meter fiel, waren einige Fischerboote auf Beutezug. Da wir ihnen ausweichpflichtig sind und sie keinen klaren Kurs fahren, sondern mal in die eine und dann wieder in die andere Richtung unterwegs sind, war während der letzten Nachtwache Aufmerksamkeit und auch mal eine Kursänderung erforderlich.

Sehr erleichtert wird das alles durch die Informationen, die wir aus den AIS-Signalen der Schiffe entnehmen können. So lässt sich ablesen, mit welcher Geschwindigkeit das Schiff in welche Richtung fährt und wann sich in welcher Distanz der Kurs der anderen Schiffe mit dem der Amazone kreuzen würde. Dumm nur, wenn das Gerät des sich nähernden Schiffes defekt ist und nicht durchgehend sendet. Während Ingos Nachtwache kam uns so ein Schiff an Backbord entgegen, das aufgrund der fehlenden AIS-Daten nicht gleich als knapp 200 Meter langer Tanker zu erkennen war. Schließlich kreuzte er plötzlich zwei Seemeilen vor unserem Bug unseren Kurs und passierte uns in gebührendem Abstand an Steuerbord und fädelte sich wieder hinter uns in unser altes Fahrwasser ein. Merkwürdig, richtig wäre es gewesen, sich jeweils mit der Backbordseite zu begegnen. Später hatte dann auch Bernd auf der "Lubnini" seinen Spaß mit dem "getarnten" Schiff.

Im Laufe des morgigen Vormittags sollten wir auf den Scillys ankommen. Juhu! Nur noch eine Nachtwache!