Montag, 01.06.2015, 12.00 Uhr

Position 39° 16,5' N; 35° 42,3' W; Etmal: 102 Seemeilen; Rest: 209 Seemeilen

Mal geht es unter Segeln voran, dann wieder unter Motor. Der Wind ist weiterhin schwach, aber der Seegang hat seit gestern Nachmittag, wie vorhergesagt, auf knapp zwei Meter zugenommen. Die langgezogenen Wellen rollen stetig schräg achterlich von Backbord heran. Sie heben die Amazone an, rollen unter ihr hindurch, lassen sie sich zur Seite neigen, ehe sie sich wieder aufrichtet, um erneut angehoben zu werden. Wie ein Baby in seiner Wiege liege ich in meiner Koje und werde sanft geschaukelt. Allerdings ist das ewige Geschaukel auch dafür verantwortlich, dass manch ein Schluck Kaffee nicht getrunken, sondern verschüttet wird. Ständig ist der Körper in Bewegung, um die Bewegungen des Bootes auszugleichen. Brot backen, Kochen und Abwaschen werden zum Erlebnis.

Das soll aber nur eine Beschreibung unserer Situation an Bord sein, kein Gejammer! Solange die Amazone so sanft rollt und schaukelt, ist es noch gut auszuhalten. Viel besser, als wenn bei einem Hoch-am-Wind-Kurs der Bug krachend in die Wellen schlägt.

Leider gibt es einen sehr bedauerlichen Ausfall zu vermelden: Wie schon sein Vorgänger auf unserer ersten Atlantiküberquerung, hat gestern Nachmittag auch unser nagelneuer Steuerarm der elektrischen Selbststeueranlage seinen Dienst quittiert. Malte hatte ihn uns gerade erst nach Martinique mitgebracht. Sang- und klanglos gab der Steuerarm von einem Moment zum anderen nichts mehr von sich. Sein Vorgänger hatte bei seinem Abgang von der Langfahrt-Bühne noch eine große Show abgezogen und mit einem Kurzschluss die Navigationsgeräte lahmgelegt. Der Nachfolger zog einen leisen, bescheidenen Ausstieg vor. Aus, vorbei, macht mal ohne mich weiter. Wir sind nur froh, dass wir noch den uralten Steuerarm dabei haben, der - toi, toi, toi - tapfer durchhält. Was ist nur mit den Geräten los? So schnell wie sie kaputtgehen, kommt die Garantieabwicklung gar nicht hinterher.