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Sonntag, 31.05.2015, 12.00 Uhr

Position 39° 9,5' N; 37° 53,0' W; Etmal: 115 Seemeilen; Rest: 311 Seemeilen

Die Freude am Segeln hielt leider nur etwa 12 Stunden an. Gestern Abend schlief der Wind erneut ein, der Motor musste uns durch die mondhelle Nacht voranbringen. Im Morgengrauen konnten wir dann erneut Segel setzen. Unter Großsegel und voll ausgerollter Genua zuckelten wir bei etwa drei Windstärken raumem Wind in diesen herrlichen, sonnigen Sonntagmorgen. Seit einer Stunde lässt der Wind wieder nach, die Segel schlagen, es geht nur quälend langsam voran. Geduld ist gefragt, um dieses Schneckentempo auszuhalten.

Unsere frischen Vorräte gehen rapide zur Neige. Es ist noch ein Apfel und eine Grapefruit vorhanden, außerdem noch Kartoffeln und Zwiebeln. Die Schapps sind aber noch gut mit Nudeln, Reis, Keksen, Müsli, Obst- und Gemüsekonserven, Saucen und Fertiggerichten und Getränken gefüllt. Auch Milch, Käse, Marmelade, Wurst und Schinken sind noch ausreichend vorhanden. Die Wasservorräte sind noch üppig. Selbst wenn uns der Wind ab jetzt ganz im Stich lassen sollte, hätten wir genug Diesel, um unser Ziel unter Motorfahrt zu erreichen. Was niemals zur Neige gehen darf, ist Nutella. Auch hier ist für ausreichend Vorrat gesorgt.

Obwohl wir schon 12 Tage unterwegs sind, wird uns die Zeit nicht lang. Wir fühlen uns wohl und genießen den zum Glück friedlichen Atlantik. Hier kann es auch ganz anders zur Sache gehen, was uns sehr bewusst ist. Die Nachtwachen sind trotz der einmaligen Atmosphäre mit dem hellen Mondschein, dem grandiosen Sternenhimmel und der endlos scheinenden Weite anstrengend. Mondschein, Sterne und weiter Horizont hin oder her - durchschlafen zu können, wäre uns lieber.

Gerade eben hat wieder ein etwa 20 Meter langer Wal unseren Kurs gekreuzt. Das riesige Tier schwamm von Steuerbord kommend in ca. 30 Meter Entfernung vor unserem Bug durch. Durch den Blas, den es ausgestoßen hatte, hatte Ingo den Wal bemerkt. Schnell haben wir den Motor gestartet, und aufgestoppt. Wir sahen seinen grauen glänzenden Rücken, dann verschwand er wieder in den Tiefen der See.