Dienstag, 05.05.2015, 12.00 Uhr

Position 28° 7,0' N; 64° 7,7' W; Etmal: 141 sm, 258 sm Rest

Gestern hat der Wind im Laufe des Nachmittags noch etwas zugelegt. Gegen 16 Uhr haben wir das zweite Reff ins Segel gebunden, zum ersten Mal auf dieser Reise und damit auch zum ersten Mal in dieses Segel. Mit kleiner Fock und zwei Reffs preschten wir trotz dieser Verkleinerung der Segelfläche immer noch mit gut sechs Knoten Fahrt durch die unruhige See. Jede Menge Spritzwasser nehmen wir über, so dass das Bimini uns jetzt im Cockpit nicht nur gegen die Sonne schützt, sondern auch gegen das überkommende Seewasser.

Wir sind aber nicht die einzigen, die sich hier munter durch den Nordatlantik wühlen. Ein Boot, dessen AIS-Signal wir seit ein paar Tagen auf dem Plotter sehen, zog gestern Abend in einigen Meilen Abstand an uns vorbei. Am Horizont sahen wir das weiße Segel. Kurz vor Sonnenuntergang überholt uns dann dicht an Steuerbord "Elvis". Auch das AIS-Signal hatten wir schon lange, bevor das Segel achteraus am Horizont zu sehen war, auf dem Plotter verfolgt. "Elvis" ist 19 Meter lang, 8 Meter breit und düst mit 10 Knoten Fahrt locker auf zwei Rümpfen an uns vorbei - ein Katamaran.

Bei bis zu sechs Windstärken hoch am Wind ist es an Bord ungemütlich, laut, beschwerlich und stickig. Lüften ist immer noch nicht möglich. Jetzt heißt es auch, sich sehr gut festzuhalten. Der Seegang ist immer noch zwei Meter hoch und einigermaßen konfus. Wir haben alles seefest verstaut, es fällt nichts herunter, in den Schränken klappert nichts. Das einzige, was hin und her geschubst wird, sind wir. Die Wellen poltern weiterhin unablässig laut an den Rumpf.

Heute Morgen zur Wachablösung um Mitternacht, saßen wir uns erstmals seit Monaten in dicken Jacken gegenüber. Es hatte sich zum ersten Mal empfindlich abgekühlt und ein seit Monaten nicht mehr gekanntes Gefühl stellte sich ein - ich fror! Bei der nächsten Wachablösung gegen 4 Uhr heute Morgen hatte es soweit abgeflaut, dass wir ein Reff wieder losbinden konnten. Mal sehen, wie die Wind- und Wettervorhersage aussieht, wenn wir sie gleich auf den Rechner bekommen. Zwei Drittel der Strecke haben wir zurückgelegt, übermorgen sollten wir die Bermudas erreichen - was für ein sympathischer Gedanke!