Dienstag, 21.04.2015

Die Amazone meldet sich mal wieder zu Wort:

Nachdem sich neulich die kleine Gummiwurst, diese Wichtigtuerin, hier ausgeheult hat, will ich auch mal wieder etwas von mir hören lassen. Als ich mich das letzte Mal zu Wort gemeldet habe, hatten wir gerade unsere erste Atlantiküberquerung hinter uns und waren glücklich auf Tobago in der Karibik angekommen. Um es mal so zu sagen - mir gefällt es hier! Ich hätte nie gedacht, dass es Wasser gibt, dass so eine wunderschöne Farbe hat. Türkis heißt sie und schimmert unglaublich schön. Es ist gerade so, als wenn ich in einem großen Swimmingpool schwimmen würde. Aber es ist Vorsicht geboten! So harmlos wie ein Schwimmbecken sind die schönen Buchten leider nicht. Hier wachsen nämlich ganz eigenartige, scharfkantige Hindernisse unter Wasser - Korallen. Sie sehen zwar toll aus, aber der Skipper hält mich immer schön fern von ihnen, sonst könnte es sehr böse enden für mich und für meine Leute natürlich auch. Auf jeden Fall ist das Wasser herrlich warm, viele bunte Fische und sogar Schildkröten habe ich schon gesehen.

Und manchmal, wenn wir irgendwo angekommen sind, kamen lustige junge Männer in bunt bemalten kleinen Booten angebraust und wollten uns irgendetwas verkaufen. Einmal, es war an einem Sonntag, bekamen wir auf diese Weise leckeres Brot geliefert.

Meistens liegen wir irgendwo ganz gemütlich vor Anker, manchmal auch in einer Marina. In manchen Buchten ist es ganz einsam, da ankern wir dann allein - sehr romantisch. Oft sind aber noch andere Boote in der Nähe. Kaum zu glauben, wie viele Boote mit zwei Rümpfen hier unterwegs sind. Sie sind weiß, sehr groß, viele blasse Menschen sind darauf und sie haben es immer eilig. Voll Speed durchs Ankerfeld und am nächsten Morgen in aller Frühe weiter. Wir lassen es da ein wenig ruhiger angehen. Aber neulich war ganz schön etwas los an Bord und das mitten in der Nacht. Bei einem anderen Boot hatte der Anker nicht gehalten, so dass es zu mir getrieben wurde und an meinem Bugkorb gekratzt hat. Ich habe es kommen sehen, und als es dann gescheppert hat, waren meine Leute auch schon an Deck und haben sich gekümmert. Das ist zum Glück aber erst einmal passiert. Reicht aber auch. Unser Anker hat uns bisher keinen Kummer gemacht. Im Gegenteil, er macht seine Sache richtig gut.

Wisst ihr was? Ich bin ein "Nice boat!". Ich weiß zwar nicht so genau, was das heißt, aber es muss etwas Schönes sein. Meine Leute strahlen jedes Mal übers ganze Gesicht, wenn es jemand zu mir sagt.  

Meinetwegen könnte es ewig so weitergehen. Aber es ist wieder etwas im Busch! Ich bin nämlich voll - randvoll - mit Lebensmitteln, Wasser und Diesel. Wenn ich es richtig mitbekommen habe, ist das schöne, faule Leben unter Palmen bald vorbei. Ein langer Törn steht wieder an und ich freu mich schon drauf! Wird mal wieder Zeit, sich ein bisschen länger zu bewegen. Ich glaube, wir segeln nach Hause. Na ja, nach Hause ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Bis wir zu Hause sind, dauert es noch, aber Meile für Meile kommen wir Bremerhaven näher. Mal sehen, was wir auf unserer Tour noch alles erleben - ich bleibe dran und melde mich wieder!

 

Und so könnt ihr euch das vorstellen - ich ganz allein zwischen all den Korallen in dem türkisen Wasser: