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Sonnabend, 11.04.2015

 

Das letzte Drittel unserer Auszeit ist angebrochen, unsere Tage in der Karibik sind gezählt. Die Vorbereitungen für den langen Rückweg beginnen. Zu den Bermudas sind es von hier aus ungefähr 850 Seemeilen und von dort noch etwa 1.850 bis zu den Azoren.  Die beste Zeit für diesen Törn ist etwa Mitte April bis Mitte Mai. Der Nordostwind dreht zu dieser Zeit langsam auf Ost und schwächt sich auf 15 bis 20 Knoten (4 bis 5 Beaufort) ab. Es ist ratsam, vor der Abreise die Zugbahnen der Atlantikstürme zu verfolgen, die als Tiefdrucksysteme die amerikanische Küste verlassen. Seit ein paar Tagen bekommen wir die Vorhersagen für die betreffenden Gebiete, so dass wir das Geschehen jetzt schon verfolgen können.

Soweit die "nackten Tatsachen". Meine Gefühlslage ist nicht so leicht zu beschreiben. Einerseits erleben wir seit fast einem Jahr eine phantastische Reise und freuen uns jeden Tag, genau jetzt und hier sein zu dürfen. Andererseits freuen wir uns auf Zuhause und die Menschen, die uns dort erwarten. Die nächste, wohl die größte Herausforderung der ganzen Reise, liegt unmittelbar vor unserem Bug - die zweite Atlantiküberquerung. Die erste Überquerung verlief wunderbar problemlos. Der Nordostpassat hat uns mehr oder weniger stetig und sanft vor sich hergeschoben und schwupp kamen die grünen Hügel von Tobago in Sicht. Das wird bei der Überquerung in die entgegengesetzte Richtung nicht der Fall sein. Im Gegenteil - vielleicht bekommen wir es mit ausgedehnten Flauten, in jedem Fall aber mit Kursen hoch am Wind zu tun. Und ein Kurs hoch am Wind bedeutet, dass es an Bord sehr ungemütlich ist. Das Boot liegt dann sehr schräg im Wasser,  die einfachsten Verrichtungen arten zu artistischen Übungen aus. Das Leben an Bord wird beschwerlich. Die Wellen krachen unaufhörlich an den Rumpf, Hammerschlägen gleich.

Noch ist es aber nicht soweit, ein bis zwei Wochen werden bis zu unserem Aufbruch wohl noch vergehen. Proviantlisten müssen erstellt, ein sehr großer Einkauf erledigt und alles ordentlich verstaut werden. Der Motor muss gewartet und die Dieselvorräte müssen ergänzt werden. Einen weiteren Punkt hat Ingo heute erledigt - es stand mal wieder ein Friseurbesuch an. Das tägliche Baden hat Ingo heute damit verbunden, mit einem Spachtel einige vorwitzige Seepocken von der Kielsohle zu entfernen. Die Stellen konnten vor unserer Abreise nicht mit Antifouling gestrichen werden.

Im Laufe des Tages sind einige Yachten in der Bucht eingetroffen, unter ihnen die "Joy of Life", die "Lubini" und die "Rote Grütze".  Die "Joy of Life" ist nicht lange geblieben. Aber mit Petra und Klaus von der "Lubini" und  Gisela und Axel von der "Rote Grütze" verbringen wir einen schönen Abend in einer Bar am Strand. Gemeinsam betrachten wir den Sonnenuntergang und gönnen uns den einen und anderen Cocktail. Es wird viel geredet und gelacht, und wir freuen uns über das Wiedersehen.

 

Die kleine Gummiwurst hat Besuch: