Sonnabend, 1.11.2014

Die "Marina del Sur" in Las Galletas im Süden Teneriffas verlassen wir heute nach einer Übernachtung schon wieder. Wir haben 21,37 Euro Liegegeld bezahlt, was in Anbetracht der miserablen Sanitäranlagen und des Schwells im Hafen doch ein ziemlich stolzer Preis ist. Unser Ziel ist die Nachbarinsel La Gomera. Der Törn zur Marina in San Sebastian ist ca. 25 Seemeilen lang. Die Windvorhersage spricht von Wind aus nordöstlicher Richtung von 2, zunehmend 4 - 5, in Böen 6 - 7 Beaufort. Wir legen um 10 Uhr ab und fahren zunächst mit Motor. Nach ca. einer Stunde erblicken wir die Rückenflossen mehrerer Wale. Sie sind ziemlich träge und lassen sich einfach im Wasser treiben. Als ein Schlauchboot und mehrere Jetskis angefahren kommen, tauchen sie ab.

Als der Wind nicht mehr direkt von vorne kommt, setzen wir das Großsegel, lassen aber die Maschine mitlaufen, da der Wind immer noch ziemlich mau ist. Uns kommen zwei Segelboote entgegen, die ihre Großsegel gerefft haben. Aha, dort wo sie herkommen muss es wohl Wind geben. Wir haben etwa zwei Drittel der Strecke zurückgelegt, als wir sehen, dass auf einem Segelboot, das ca. eine Seemeile vor uns segelt, versucht wird, das Vorsegel einzurollen. Da vorne sieht der Atlantik auch nicht mehr so freundlich aus, wie auf unserer Höhe. Wellen mit Schaumkronen sind deutlich zu sehen. Im Imray Revierführer hatten wir schon gelesen, dass man bei dem Törn von Teneriffa nach La Gomera darauf vorbereitet sein sollte, dass oft im letzten Drittel der Tour starke Winde auftreten. Wir beschließen, ein Reff ins Großsegel zu binden. Kaum ist das erledigt, pustet es auch schon los! Wir haben die Landabdeckung von Teneriffa verlassen und bekommen den Wind jetzt aus erster Hand. Die Genua rollen wir ein kleines Stück aus, und ab geht die Post! Mit 6 bis 7 Knoten pflügt die Amazone hoch am Wind über die Wellen. Ab und an ziehen wir sogar die Relingstützen in Lee durchs Wasser, und wir überlegen, das zweite Reff ins Segel zu binden. Der Ruderdruck ist aber nicht besonders stark, wir können die Höhe gut halten und preschen auf La Gomera zu. Die tapfere Amazone enttäuscht uns auch heute nicht. Wunderbar, wie sie mit Wind und Wellen klarkommt! Die Wellen sind etwa zweieinhalb Meter hoch und das überkommende Spritzwasser durchnässt mich nach kurzer Zeit, da ich in T-Shirt und kurzer Hose an der Pinne sitze. In meinen Bootsschuhen steht das Wasser, und es ist kein Regenwasser - der Himmel ist nämlich wolkenlos.

Gegen 14.30 Uhr erreichen wir La Gomera und melden uns über UKW-Funk in der Marina an. Wir sollen einlaufen, uns wird dann ein Liegeplatz zugewiesen. Das Marinabüro ist heute schon geschlossen, der Papierkram muss also bis morgen warten. Die Amazone und wir bekommen eine Süßwasserdusche, an Bord wird alles aufgeklart, etwas zu essen gekocht, und anschließend unternehmen wir den ersten Erkundungsgang.

Viel mehr als seine Rückenflosse hat er uns leider nicht gezeigt:

 

Gleich hier am Hafen gibt es einen schwarzen Lavasandstrand - im Hintergrund Teneriffa und der Teide: