Drucken

Sonnabend, 20.09.2014

Bevor wir frühstücken, wollen wir erstmal  eine Runde um die Amazone schwimmen. Es ist gerade Niedrigwasser, und wir können bis auf den Meeresgrund sehen. Das Wasser ist  etwa acht Meter tief. Wir sehen die Ankerkette, wie sie in die Tiefe geht, am Grund in einem Bogen liegt und wenn wir sie schwimmend mit unseren Blicken verfolgen, sehen wir auch den Anker. Er hat sich fein im Sand eingegraben, so soll es sein.

Gegen 11 Uhr holen wir den Anker ein und fahren in die knapp zwei Seemeilen entfernte Marina. Wie erwünscht, hatten wir vor zwei Wochen schon eine Mail dorthin geschickt und wegen eines Liegeplatzes angefragt. Eine Antwort haben wir nicht erhalten. Vorgestern sind wir dann persönlich im Marinabüro vorstellig geworden und haben gefragt, ob wir ab heute einen Platz bekommen können. Wir bekamen die Auskunft, dass wir einlaufen dürfen und uns einen Liegeplatz aussuchen sollen. Am Wochenende sei das Büro geschlossen, aber die Security würde von der Marina über unser Kommen informiert werden. Abrechnen könnten wir dann am Montag ab 8 Uhr.

Als wir hier ankamen, wurden wir gleich von zwei Herren der Security in Empfang genommen, ein Liegeplatz wurde uns zugewiesen. Trinkwasser ist am Steg vorhanden, es wird allerdings am Abend abgestellt. Stromanschlüsse für 230 Volt gibt es auch, aber sie funktionieren nicht. Das hat leider den sehr unangenehmen Nebeneffekt, dass einige Bootseigner stundenlang ihre Maschine laufen lassen, um Strom zu produzieren. Bei dem großen Motorboot schräg gegenüber von uns läuft der Motor jetzt schon seit mehr als sechs Stunden. Es liegt mit dem Heck zum Steg, und wir haben noch Glück, dass der Wind uns wenigstens die Abgase nicht ins Boot weht. Mit unseren beiden Solarpaneelen und dem Windgenerator können wir uns ganz gut selbst mit Strom versorgen.

Die sanitären Anlagen sind mehr als bescheiden. Es gibt jeweils eine Toilette und eine Dusche für Männlein und Weiblein. Wobei Weiblein ohne Brausekopf auskommen muss - der fehlt nämlich. Es empfiehlt sich, bei Tageslicht zu duschen - es hängen nur ein paar traurige Kabel aus der Wand. Bisher hat niemand Zeit oder Lust gehabt, eine Lampe anzuschließen. Als ich den Marinamitarbeiter nach einer Waschmaschine gefragt habe, hatte er nur ein müdes Lächeln für mich übrig. Waschmaschine und Trockner Fehlanzeige.

Fehlanzeige heißt es hier auch zum Thema Internet. Wir müssen mal wieder auf  WLAN der hiesigen Restaurants zurückgreifen.

Na ja, jedenfalls hat die Amazone ihre Süßwasserdusche bekommen, sie strahlt wieder. Jetzt liegt sie hier auch ganz ruhig - es hat sich vorerst ausgeschaukelt! Uns ist aufgefallen, dass hier viele Boote liegen, die schon lange nicht mehr bewegt wurden, teilweise wohl sehr lange. Sie wirken verlassen, ja aufgegeben. Die Unterwasserschiffe sind mit Algen und Seepocken stark bewachsen, eine dicke rote Staubschicht hat die Boote zugedeckt und sich in den Fallen und Leinen festgesetzt. Die Sonne hat den Leinen und Persenningen ebenfalls heftig zugesetzt. Auch der Lack auf den Holzteilen hat den Kampf gegen die sengende Sonne schon lange verloren. Der Wind hat die Fenster einer Spritzkappe zerfetzt. Die an Deck festgezurrten Schlauchboote haben wohl schon lange keine Luft mehr, sie sind nur noch schlaffe Hüllen. Es sind Yachten aus Deutschland, Belgien und Schweden. Auch in anderen Häfen sind uns schon diese "Ritter der Traurigen Gestalt" aufgefallen. Die Gründe und Schicksale, die dahinter stecken, sind sicher so vielfältig, wie das Leben Fallstricke bereithält.

 

Dieses stimmungsvolle Foto der vor Anker liegenden Amazone hat Isabella von ihrem Boot aus aufgenommen:

 

Blick auf eine Bucht bei Caleta de Sebo: