Montag, 25.08.2014, 18.00 Uhr, Position 36 ° 21 ' Nord, 12 ° 15 ' West (190 sm geschafft und noch 290 sm voraus)

Die Berichte von hoher See werden durch unser "Homeoffice" Henning ins Netz gestellt, nachdem wir sie per E-Mail über das Satellitentelefon an ihn übermittelt haben.

Nachdem wir am Sonntag um 10.30 Uhr in der Marina Oeiras abgelegt hatten, empfing uns die Mündung des Rio Tejo zunächst mit südlichem Wind. Wie jetzt, südlicher Wind? Als wir dann gegen 12.00 Uhr die Bucht verlassen und den Atlantik erreicht hatten, kam dann auch der Wind. Und zwar so, wie vorhergesagt, aus nördlicher Richtung, mit 4 bis 5 Beaufort. Im Laufe des Tages nahm er dann - auch wie vorhergesagt - immer mehr auf 5 bis 6 zu. Gegen 16.00 Uhr haben wir ein Reff ins Großsegel gebunden und die Genua teilweise eingerollt. Die Berufsschifffahrt ist auch unterwegs, und einige Tanker und Frachter kreuzen unseren Kurs. Ausweichmanöver sind aber nicht erforderlich, es passt. Endlich Wind, endlich segeln! Unser grüner Freund, der Volvo, hat endlich Pause! Die Segel übernehmen die Hauptrolle. Wie losgelassen prescht die Amazone durch die See und reitet mit über sieben Knoten Welle für Welle ab. Laut Vorhersage, soll der Wind gegen 23.30 Uhr etwas abflauen und mit 5 Beaufort wehen. Und genau so geschieht es auch. Wir rauschen immer noch mit mehr als 6 Knoten durch diese mondlose Nacht. Der Sternenhimmel ist so beeindruckend, dass ich mich zwingen muss, den Blick auch mal auf den Plotter zu werfen, um den Kurs zu kontrollieren. Die Kämme der brechenden Wellen wirken durch phosphorisierende Meeresalgen wie hell erleuchtet. Der Windgenerator surrt, das Wasser rauscht, zischt und gurgelt an der Außenhaut entlang. Ab und zu klatscht eine Welle ans Boot und Wasser spritzt ins Cockpit. Ich kleiner Mensch sitze hier angeleint , düse mit der Amazone über 2.000 Meter tiefes Wasser und bin ganz überwältigt. Um 0.00 Uhr löst Ingo mich ab und übernimmt die Wache bis kurz nach fünf. Dann bin ich wieder dran. Gegen 9.00 Uhr haben wir die Genua ganz ausgerollt und gegen 11 Uhr das Großsegel ausgerefft. Der Wind hat - wie vorhergesagt - immer mehr abgenommen und weht jetzt noch mit 4 Beaufort. Um 10.30 Uhr sind wir 24 Stunden unterwegs und haben 150 Seemeilen zurückgelegt. Wir berechnen normalerweise unsere Routen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 Knoten (also 5 Seemeilen pro Stunde). Das bedeutet, dass wir sonst durchschnittlich 120 Seemeilen in 24 Stunden zurücklegen. Wir nehmen dann gegen 15 Uhr das Großsegel weg, rollen die Genua ein und der Gennaker hat mal wieder seinen großen Auftritt. Bis 18.30 Uhr zieht er die Amazone mit gut sechs Knoten gen Südwesten. Der Wind nimmt dann auf 5 Beaufort zu, der Gennaker wird geborgen und die ausgebaumte Genua ist wieder dran. Dies wird wahrscheinlich auch die Besegelung während der kommenden Nacht sein.