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Sonnabend, 16.08.2014

Der Wecker wirft uns um 6 Uhr früh aus der Koje. Heute wollen wir nach Figueira da Foz segeln. Der Törn ist etwa 60 Seemeilen lang, wir werden also 10 bis 11 Stunden unterwegs sein - je nachdem, wie uns der Norder anschiebt. Laut Wettervorhersage soll er heute Vormittag schwach loslegen und dann im Laufe des Tages auf 4 bis 5, in Böen 6, Windstärken zunehmen. Kurz nach 8 Uhr sind wir segelklar und starten den Motor. Auch auf dem Nachbarschiff aus England ist man schon wach. Von dort zieht ein Duft von gebratenem Speck und Würstchen zu uns herüber. Die Familie mit zwei kleinen Mädchen ist gestern hier angekommen und will heute einen Ausflug nach Porto machen. Die Bordfrau wünscht uns "A safe journey!" und dann geht es hinaus auf den Oceano Atlantico.

Unter Maschine legen wir die ersten Meilen zurück, als der Norder endlich aufbrist und wir die Genua ausrollen und ausbaumen. Als der Wind nicht mehr direkt von achtern kommt, wechseln wir das Vorsegel und der Gennaker kommt zum Einsatz. Bei herrlichem Sonnenschein und konstanten 4 bis 5 Windstärken rauschen wir mit bis zu 7 Knoten an der Küste entlang, dass es eine Freude ist. Am späten Nachmittag nimmt der Wind immer mehr ab, wir rollen den Gennaker ein und starten die Maschine. Etwa eine Stunde vor Figueira da Foz, unserem heutigen Zielhafen, runden wir die Landspitze Cabo Mondego. Der Himmel ist immer noch wolkenlos und strahlendblau. Allmählich kommt wieder etwas Wind auf, und wir rollen die Genua ganz aus. Innerhalb von etwa 30 Minuten frischt es dann von 2 auf 8 Beaufort (34 Knoten wahrer Wind) auf, immer noch von achtern. Die Genua rollen wir nach und nach immer weiter ein - sie mutiert zur Sturmfock, und wir lassen die Maschine im Standgas mitlaufen. Mit mehr als 7 Knoten pflügt die Amazone bei mäßigem Seegang auf die Hafeneinfahrt zu.

Als wir schließlich im Hafen sind, rollen wir die Genua ganz ein. Bei immer noch 7 Windstärken machen wir in der Marina am Rezeptionsponton fest und melden uns an. Die Pässe werden wieder einmal verlangt. Das Liegegeld wird erst am Schluss abgerechnet. Dann verholen wir in eine der letzten freien Boxen am Gästesteg. Hier stehen schon drei hilfsbereite Segler und nehmen unsere Leinen an.

Wir haben heute knapp 65 Seemeilen zurückgelegt und waren etwa 11 Stunden unterwegs. Was für ein abwechslungsreicher, schöner Törn!

Die portugiesische Küste ist mit Vorsicht zu genießen. Es gibt nur wenige Häfen, die bei jedem Wind sicher anzulaufen sind.  Bei starkem Westwind bilden sich vor vielen Häfen ganz gefährliche Grundseen, und die Häfen werden dann auch gesperrt - Einlaufen verboten! Gerade erst im letzten Jahr hat es vor Figueira da Foz einen sehr schweren Unfall gegeben. Eine deutsche Segelyacht ist beim Versuch, in den gesperrten Hafen einzulaufen, verunglückt. Ein Besatzungsmitglied der Yacht und ein Polizist sind ums Leben gekommen (siehe hierzu den Untersuchungsbericht 86/13 und die Pressemitteilung Nr. 12/14 der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchungen unter www.bsu.de).

 

Mit bis zu 7 Knoten rauscht die Amazone unter Gennaker an der portugiesischen Küste entlang: