Wir konnten jetzt Papierseekarten von einem Rückkehrer aus der Karibik übernehmen!

Die Nordseekartensätze aus diesem Jahr, junge Karten durch den Englischen Kanal bis Gibraltar und dem Atlantik, sowie teilweise Antiquariatische Karibikkarten. Aber in der Karibik kann die letzte Vermessung schon mal 100 Jahre her sein, nur der Druck der Seekarten ist dann aktuell. Unser ältestes Stück ist eine Karte von Kuba aus unserem Geburtsjahr 1964 mit Berichtigungen bis 1972 und Basisdaten von 1938.

Auch bei den neuesten Karten heißt es immer Augen auf! , da z. B. Tonnen vertrieben oder gesunken sein können. Im Watt haben wir uns dann z. B. anhand des Oberflächenwassers und des Wellenbildes orientiert, die in Abhängigkeit der Tiefen und Strömungsgeschwindigkeiten unterschiedlich sind.

Mit unserem Jollenkreuzer haben wir damals auch nicht alle Wattfahrwasser und Priggenwege folgen müssen (Jetzt gibt es da Fahrverbote aus Naturschutzgründen). Erst mit unseren Kielschiffen haben wir nicht mehr so viel abgekürzt und sind mehr nach Seezeichen als nach „Wasserzeichen“ gefahren.

In der Karibik soll man sich in Bezug auf die Wassertiefen gut an der Wasserfarbe orientieren können und dazu möglichst beim Kurs Richtung Ankerbucht die Sonne im Nacken haben. So wie man auf der Nordsee, im Englischen Kanal und der Atlantikküste beim Ein- und Auslaufen zeitlich von der Tide abhängig ist, wird es in der Karibik der Sonnenstand sein. Wobei man beim Auslaufen der aufgezeichneten Wegstrecke des Kartenplotters folgen kann.

Als wir 1988 die Ostfriesischen Inseln und 1989 über Helgoland die Nordfriesischen Inseln besucht haben, mussten wir noch mit Kompass, Lot, Logge, Strömungs- und Tidentabellen sowie mit Taschenrechner, Navigationsbesteck und Papierseekarten navigieren.  Einen Funkschein habe ich auch erst 1990 gemacht. Erst einige Jahre später hatten wir unser erstes GPS Navigationsgerät, das uns dann eine präzisere Position lieferte und den Steuerkurs anzeigen konnte.

Seit 2008 navigieren wir noch komfortabler mit einem Seekartenplotter und seit 2011 werden zusätzlich Radar- und AIS-Signale angezeigt.

Dadurch benötigen wir die Papierseekarten in erster Linie nur noch dafür, einen besseren Überblick in unbekannten Gewässern zu bekommen.

Apropos elektronische Seekarten. Für unseren Kartenplotter werden wir kurz vor der Abreise aktuelle Seekarten kaufen und für unsere beiden Notebooks mit separatem GPS-Empfänger haben wir schon alle Seekarten mit entsprechendem Programm installiert. Für sie ist auch schon ein professionelles Strömungs- und Tidenprogramm avisiert.

Ein Notebook und GPS-Empfänger werden wir an Bord in Alufolie einpacken und als Ersatz nutzen können, falls ein Blitz unsere Hauptnavigationselektronik lahm legen sollte. Wir hätten in so einem Fall auch noch unseren alten Hand-GPS-Plotter sowie unser Sattelitentelefon und Handfunkgerät jeweils mit GPS-Empfänger zum Schutz vor Überspannungen im Backofen liegen. Zusammen mit den Papierseekarten hätten wir nach einem Blitzeinschlag noch reichlich Navigationsequipment als Reserve - aber wohl auch reichlich andere Probleme.

Ob wir auch einem Sextanten mit den benötigten Tabellen mitnehmen werden steht noch in den Sternen, aber mit der Sternennavigation werden wir uns ganz sicher in schönen Nächten auf See beschäftigen.