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Mittwoch, 05.08.2015

"Welkoam Iip Lunn", wie der Helgoländer sagt - "Willkommen auf Helgoland". Die Insel wird von vielen Menschen in erster Linie mit zollfreiem Einkauf von Tabakwaren und Spirituosen in Verbindung gebracht. Aber Helgoland bietet mehr, viel mehr.

Helgoland ragt ungefähr 70 Kilometer vom Festland entfernt 61 Meter hoch aus dem Meer. Die ein Quadratkilometer große - oder kleine - Hochseeinsel besteht aus rotem Sandstein. Außerdem gehört die 0,7 Quadratkilometer kleine Düne dazu. In einer Sturmflutnacht im Jahr 1720 wurde die natürliche Verbindung zwischen Düne und Insel zerstört. Eine Fähre verbindet den Roten Felsen mit der Düne und pendelt regelmäßig hin und her. Auf der Düne gibt es weite Strände, Kegelrobben, einen Campingplatz  und auch den kleinen Helgoländer Flughafen.

Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel und wirbt mit dem Werbeslogan "Helgoland ist inseliger".

Die Geschichte der Insel ist wechselvoll und aufregend. Helgoland wurde belagert, war ab 1714 dänisch, ab 1807 britisch. 1890 wurde Helgoland im Rahmen des sogenannten "Helgoland-Sansibar-Vertrages"  dem Deutschen Reich zugeschlagen. In diesem Jahr jährt es sich zum 125. Mal und wird im Rahmen einer Geschichts- und Kulturwoche gefeiert.

Helgoland war Seefestung, Seeräubernest, bedeutender Stützpunkt der Seelotsen und Anfang des 18.Jahrhunderts sogar größtes Warenumschlagszentrum Europas. Die Prominenz Mitteleuropas kam hierher zur Kur, fremde Flotten lieferten sich in Sichtweite Seegefechte. In beiden Weltkriegen war die Insel wichtiger Marinestützpunkt. 1947 versuchte die Royal Air Force die Militäranlagen der Insel mit der größten nichtnuklearen Sprengung, die die Erde jemals erschüttert hat, zu vernichten. Allen Angriffen und Sprengungen hat der ehemalige Flakturm als einziges Gebäude standgehalten. Er ist nach dem Krieg zum Leuchtturm umgebaut worden und schickt sein Leuchtfeuer über die Deutsche Bucht. Erst 1952 wurde die Insel an Deutschland zurückgegeben, und die Wiederbesiedlung konnte beginnen.

Für Ornithologen ist Helgoland ein wahres Paradies. Am Lummenfelsen und an der Aade auf der Düne bauen sie ihre Teleobjektive auf, um die einzigartige Vogelwelt zu beobachten. 2.000 Trottellummen-Paare brüten hier, ebenso Dreizehenmöwen, Silbermöwen, Tordalken, Eissturmvögel und Basstölpel.

Im Jahr 1826 gründete der Helgoländer Schiffszimmermann Jacob Andresen Siemens das Seebad Helgoland. Die ersten Urlauber kamen auf die Insel, es waren etwa 100 pro Jahr.

In den letzten Jahren ist Helgoland zu einem Offshore-Stützpunkt für die Entwicklung der Windenergie geworden und hat sich damit einen neuen Wirtschaftszweig erschlossen. Auf dem Gelände am Südhafen entstehen auf 10.000 Quadratmetern Servicegebäude mit Werk- und Lagerhallen für die Windkraftanlagen auf See. Die Versorgerschiffe laufen von hier aus die verschiedenen Windparks in der Nordsee an und bringen die Arbeitskräfte zu ihren windigen Arbeitsplätzen.

Auf jeden Fall ist Helgoland eine Reise wert. Ob es nun ein Tagesausflug ist oder mehr Zeit zur Verfügung steht, es wird einem mit Sicherheit nicht langweilig. Für jeden Geschmack ist etwas dabei, sei es ein Besuch im Schwimmbad, im Aquarium, im Heimatmuseum oder die Teilnahme an einer Bunkerführung, um sich die weitverzweigten unterirdischen Bunkeranlagen anzusehen. Auch ein Rundgang auf dem Oberland darf bei einem Helgolandbesuch nicht ausgelassen werden. Auf diesem knapp drei Kilometer langen Spaziergang kann man sich ordentlich den Wind um die Nase wehen und den Blick zum Horizont schweifen lassen. Dabei kommt man auch an Helgolands Wahrzeichen, der Langen Anna, vorbei. Dies ist eine 47 Meter hohe freistehende Felsnadel, auf helgoländisch heißt sie Nathurn. Anschließend schmeckt der leckere Fisch, der hier in den zahlreichen netten Fischrestaurants angeboten wird, um so leckerer.

Hier ist vieles anders - zum Beispiel die Langsamkeit, die man hier entdeckt, wenn man sich einige Tage Erholung auf der Insel gönnt.

 

Auch auf Helgoland gibt es die sogenannten Stolpersteine. Dieser Stein erinnert an Kurt Arthur Pester, der kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde. Er hatte gemeinsam mit anderen versucht, Helgoland an die Briten zu übergeben, um ein Bombardement der Insel zu verhindern und ist verraten worden:

 

Ganz schön etwas los auf Deutschlands einzigem Vogelfelsen. Etwa 10.000 Brutpaare gehören zu dieser Seevogelkolonie. Hier sind es Basstölpel:

 

Dieser Maulbeerbaum wird auch "Das Wunder von Helgoland" genannt, da er als einziger Baum das Bombardement des Zweiten Weltkrieges überstand. Obwohl fast zerstört, bekam der rund 150 Jahre alte Stumpf wieder frische Triebe: 

 

 

Ein neues Zeitalter hat begonnen - die Off-Shore-Zubringerschiffe im Südhafen: