Drucken

Mittwoch, 08.07.2015

Es gibt Orte, die auf Seglerinnen und Segler eine geradezu magische Anziehungskraft ausüben. Da möchte man mal mit dem eigenen Boot gewesen sein. Dazu gehört Helgoland genauso wie Anholt, Bornholm, Haparanda und - Cowes auf der Isle of Wight. Die Isle of Wight liegt wenige Seemeilen vor der Südküste Englands. Im Norden der Insel, am River Medina, liegt Cowes. Im Westen findet man die Needles, jene drei Felsen, die nebeneinander aufgereiht der See trotzen. Das schmale Seegebiet zwischen dem Festland und der Isle of Wight ist der Solent.

Die heutige Aufgabe lautete also in etwa so: "Zwei Segelboote wollen von Weymouth nach Cowes auf der Isle of Wight segeln. Wann müssen sie in Weymouth starten, um wohlbehalten in Cowes anzukommen? Zu berücksichtigen ist neben der Wind- und Wettervorhersage das zu querende militärische Schießübungsgebiet und der Gezeitenstrom im Solent." Nun, zwei Segelboote, zwei Skipper, eine übereinstimmende Rechnung: Start in Weymouth um 5.30 Uhr; Verlassen des Schießgebietes bis spätestens 9.30 Uhr; erreichen der Needles am Eingang des West-Solent gegen 12.00 Uhr mit auflaufendem Wasser, also mitlaufender Strömung von etwa vier Knoten; Ankunft in Cowes gegen 13.30 Uhr".

Dann galt es die Theorie in die Praxis umzusetzen: Um 4.30 Uhr klingelte der Wecker und pünktlich um 5.25 Uhr legten wir ab. Es war Westwind der Stärke fünf Beaufort, in Böen sieben, vorhergesagt. Wir segeln ja nach Osten, also kein Problem. Kleine Fock setzen und ab geht die Post. Unser Kurs führt durch ein militärisches Sperrgebiet, in dem zu bestimmten Zeiten zu Übungszwecken scharf geschossen wird. Da wollen wir pünktlich durch sein, was uns auch gelungen ist. Viel Wind, wenig Gegenstrom, und die Amazone galoppierte bei etwa zwei Meter hohen Wellen mit gut sechs Knoten los. An der Landspitze St. Alban's Head hieß es wieder, sich möglichst dicht unter Land zu halten, um den Races auszuweichen.

Der Wind pfiff ganz ordentlich und als wir gegen 12.00 Uhr den Eingang des West-Solent bei den Needles passierten, fanden wir uns bei vier Knoten schneller Strömung in einem Hexenkessel wieder. Die See brodelte, schäumte und unglaublich hohe Wellenberge türmten sich hinter unserem Heck auf. Die Amazone hat sich davon nicht beeindrucken lassen und ist mit unglaublichen zehn Knoten Fahrt über Grund da durch marschiert. Nach etwa 15 Minuten war der Spuk vorbei, das Wasser beruhigte sich und wir preschten mit etwa acht Knoten Fahrt Richtung Cowes.

Es heißt, dass in Cowes die Wiege des Segelsports stand. Seit dem späten 18. Jahrhundert wird hier einfach so zum Spaß gesegelt. Seit 1826 findet alljährlich die berühmte Cowes Week Regatta statt. In jedem Jahr werden hier 1.000 Regatten von den verschiedenen Yachtclubs veranstaltet. So ist es denn auch nicht verwunderlich, dass uns heute bei unserer Ankunft in Cowes viele Yachten begegnen, die um die Wette segeln.

Es findet also immer irgendeine kleinere oder größere Regatta statt, was die Liegeplätze knapp werden lässt. Zum Glück hatte die East Cowes Marina noch Liegeplätze frei, und so machten die "Lubini" und die Amazone  gegen 13.30 Uhr dort fest. Die 49 Seemeilen haben wir in acht Stunden zurückgelegt. Einen ersten Ausflug in die Stadt Cowes haben wir auch schon unternommen und können feststellen, dass es uns hier gut gefällt. Das ist ja auch kein Wunder -  Segler im Mekka der Segler - da ist der Wohlfühlfaktor entsprechend hoch.

 

An der Landspitze von St. Alban's Head:

 

 

Die Needles am Eingang zum West-Solent:

 

Ein sehr symbolträchtiges Foto: Im Netz liegt die Kokusnuss, die wir seit Tobago dabei haben; das Bimini ist gut verpackt, weil es als Sonnenschutz nicht benötigt wird; im Hintergrund sind die Needles zu erkennen - ganz klar, hier ist eine Yacht auf dem Nachhauseweg:

 

Hier geht es um Pokale:

 

"The Floating Bridge" - Die schwimmende Brücke. Eine Kettenfähre, die den River Medina quert:

 

Mit dieser Kanone werden Startsignale für Regatten gegeben. Die Kanone kann jederzeit abgefeuert werden - warnt das Schild: