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Sonntag, 24.05.2015, 12.00 Uhr

Position 34° 54,0' N; 52° 57,4' W; Etmal: 105 Seemeilen; Rest: 1.074 Seemeilen

Der Wind nahm gestern zwischendurch ab, so dass wir mit Großsegel und ausgebaumter Genua nur noch mit ungefähr vier Knoten voran kamen. Gegen Abend nahm er wieder ein wenig zu, und wir kamen mit fünf Knoten vorwärts. Mit schlafen, lesen, kochen und essen vergeht der Tag erstaunlich schnell. Das Thunfischfilet hat hervorragend geschmeckt, gleich brate ich die restlichen Filets. Wenn der Fisch verputzt ist, werfen wir die Angel wieder aus, um erneut unser Glück zu versuchen.

Meine Nachtwache verlief bei schwachem Wind und relativ wenig Seegang ganz ruhig. Kurz nach meiner Ablösung musste Ingo dann doch den Motor starten, da der Wind genau wie ich eingeschlafen war. Der Volvo brummt jetzt noch immer und wird es wohl noch einige Zeit machen müssen. Wir sind gespannt, was die neue Wettervorhersage uns gleich beschert. Ein gutes Drittel des Törns haben wir schon geschafft.

Was hat sich sonst noch ereignet? In der Nacht hat uns in 1,5 Seemeilen Entfernung das Segelschiff "Widago" unter Motorfahrt überholt, jetzt schickt sich die Segelyacht "Mistero Blue" an, uns ebenfalls unter Maschine fahrend, zu überholen. Die "Anne", die uns über ihren Kurs per Mail über das Satellitentelefon auf dem Laufenden hält, fährt etwa 50 Seemeilen vor uns. Die "Lubini" hat uns ebenfalls per Satellitentelefon mitgeteilt, dass sie etwa 120 Seemeilen hinter uns ist. Heute Morgen lagen zwei kleine (ehemals) Fliegende Fische an Deck und haben eine ordentliche Seebestattung bekommen.

Außerdem waren zwei kleinere Reparaturen zu erledigen: Peter hatte eine Schraube locker und am Motor musste ein neuer Kupferring zum Abdichten der Entlüftungsschraube der Dieselleitung eingesetzt werden. Malte hatte uns zwei Kupferringe mit nach Martinique gebracht, so wollten wir für den Fall der Fälle vorbereitet sein. Leider hat man Malte nicht die richtigen Ringe mitgegeben - sie sind zu klein. Keine Ahnung, wie das passieren konnte, die Ersatzteil-Nummer ist jedenfalls richtig. So hat Ingo den alten Kupferring gesäubert und wieder eingesetzt. Wir hoffen, dass das erst mal ausreichend ist.

Feiertage spielen in unserem Mikrokosmos hier draußen keine Rolle. Hier dreht sich alles nur um die Wind- und Wettervorhersage. Trotzdem haben wir natürlich mitbekommen, dass heute Pfingstsonntag ist. In dem Zusammenhang fällt mir ein, dass wir im letzten Jahr am Pfingstwochenende zu unserer Reise aufgebrochen sind. So vieles hat sich seitdem ereignet, so viele nette und interessante Begebenheiten haben wir erlebt. Wie ein kostbarer Schatz hüte ich all die Erinnerungen, keine soll verblassen oder gar verloren gehen. Eine Zeit unendlich vieler Eindrücke und neuer Bekanntschaften. In Gedanken gehe ich unsere Reiseroute durch und komme auf 19 Gastlandflaggen, die wir bis jetzt gesetzt haben. Knapp drei Monate werden wir noch unterwegs sein, weitere Eindrücke warten schon auf uns. Wir sind gespannt auf die Azoren und hoffen natürlich, auf angenehme und sichere Törns auf dem weiteren Rückweg durch den Atlantik, den Ärmelkanal und die Nordsee in die Weser. Wir freuen uns das Wiedersehen mit der Familie, den Freunden und Bekannten. Freuen uns auf ein richtiges Bett, eine richtige Dusche, die eigene Waschmaschine, unsere Fahrräder, Zeit mit den Kindern, aktuelle Tageszeitungen, sonntags einen "Tatort" gucken und und und...