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Sonntag, 01.03.2015

 

Wovor wir uns insgeheim ein wenig gefürchtet hatten, ist in der letzten Nacht passiert. Wir schlummerten friedlich in unseren Kojen, als uns um 2.20 Uhr knirschende Geräusche und Stöße unsanft weckten. Wie von Taranteln gestochen schossen wir an Deck und sahen die Bescherung. Der Anker eines Katamarans hatte offensichtlich nicht gehalten. Das Boot war auf Drift gegangen und an unserem Bug gelandet. Auf dem Katamaran hatte man davon allerdings nichts mitbekommen. Ingo musste laut rufen und klopfen, ehe der Skipper im Cockpit erschien. Das Gestell des Solarpaneels der Katamarans stieß gegen unseren Bugkorb. Wir versuchten, das fremde Boot von unserem Bug abzudrücken und waren froh, als der Skipper endlich den Motor gestartet hatte und sich einen anderen Ankerplatz suchte.

Auf ein "Sorry" oder "Pardon" oder sogar ein "Ich melde mich später wegen eines eventuellen Schadens bei Ihnen." warteten wir vergebens. Heute Morgen haben wir uns unseren Bugkorb angesehen. Er ist leicht verschrammt, das Holzbrett im Bugkorb hat ein paar eingedrückte Stellen. Zum Glück nichts Dramatisches. Wir haben dann gesehen, dass der Skipper des Katamarans mit seinem Schlauchboot Kurs auf uns genommen hat. Offensichtlich hat er von weitem geguckt, ob ein Schaden zu erkennen ist, dann drehte er ab und fuhr Richtung Stadt davon. Sehr enttäuschend, dass er nicht mit uns gesprochen hat. Außerdem konnte er aus der Entfernung gar nicht beurteilen, ob ein Schaden entstanden ist. Er ist dann noch mehrmals mit seinem Schlauchboot hin und her gefahren, während wir im Cockpit waren. Angesprochen hat er uns nicht. Als wir später Anker auf gegangen sind, um die Bucht zu verlassen, sind wir zu seinem Boot gefahren. Wir haben ihm klargemacht, dass ein kleiner Schaden entstanden sind, dass wir es aber viel schlimmer finden, dass er sich nicht bei uns gemeldet hat. Ich glaube, die Situation war dem Skipper aus Montreal schon unangenehm. Er hat sich damit herausgeredet, dass er meinte, er hätte uns nicht stören wollen, wir hätten wohl lange geschlafen. Na, eine bessere Ausrede fiel ihm wohl gerade nicht ein.

Genau genommen müsste er uns sogar noch sehr dankbar sein. Wenn die Amazone seine Abdrift nicht gestoppt hätte, wäre er ins flache Wasser und auf die hinter uns liegenden großen Steine getrieben. Es ist zum Glück kein großer Schaden entstanden. Dass ein Anker nicht hält, kann vorkommen. Aber das Verhalten nach dem Vorfall ist schon sehr merkwürdig, gelinde ausgedrückt. Mich ärgert das. Doch, wie heißt es so schön: "Sich zu ärgern bedeutet, sich für die Sünden der Anderen zu bestrafen." - und das will ich nun ganz bestimmt nicht.

Wir sind gegen 12 Uhr in English Harbour aufgebrochen und an Antiguas Westküste unter Genua 12 Seemeilen bis Jolly Harbour gesegelt. Gegen 14.30 Uhr fiel unser Anker auf türkisblauem Wasser, es schimmert gerade so, als würden wir in einem riesigen Pool liegen. Phantastisch!

 

Da ankerte er wieder vor unserem Bug - der Katamaran:

 

Ankerbucht bei Jolly Harbour (Antigua):