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Sonntag, 15.02.2015

Nachdem Malte zurück nach Deutschland geflogen ist, wollen wir uns wieder Richtung Norden orientieren. Bevor wir die Marina verlassen, tanken wir Trinkwasser und füllen die Solarduschen auf. Außerdem müssen wir noch im Marinabüro abrechnen und am dortigen Computer die Erklärung für den Zoll abgeben. Für die fünf Tage in der Marina bezahlen wir 103,30 Euro Liegegeld, 5 Euro sind für die Zollerklärung fällig und 4,36 Euro für das Trinkwasser.

Wir haben hier sehr gut und ruhig gelegen. Supermarkt, Waschmaschinen und Trockner, mehrere Yachtausrüster, deutschsprachige Zahnärztin, Bars und Restaurants - eine Komfortzone zu einem akzeptablen Preis. Allerdings waren die sanitären Anlagen in keinem guten Zustand. Es waren viele Duschen defekt, nur drei funktionierten - sowohl bei den Damen als auch bei den Herren. Drei funktionstüchtige Duschen in der größten Marina der Karibik. Dass es trotzdem nicht zu langen Warteschlangen kam, liegt wohl daran, dass doch viele Crews an Bord duschen.

Jetzt am Wochenende war wieder "Bettenwechsel" - Chartercrews reisen ab, die nächsten reisen an. Rucksäcke und große Reisetaschen liegen und stehen auf den Stegen vor den Charteryachten. Einige Boote werden noch auf Hochglanz gebracht, bevor die neuen Gäste kommen.  Zum Großreinemachen gehört auch das Putzen des bordeigenen Grills. Ist ja logisch, dass die Gäste den Grill zwar benutzen, aber ihn nicht reinigen müssen. Trotzdem ist mir an diesem Detail bewusst geworden, wie sich die Welt der Chartergäste von unserer unterscheidet.

Um kurz nach 12 Uhr sind wir startklar und legen ab. Es wird ein herrlicher Segeltörn unter traumhaften Bedingungen: Sonne, so gut wie kein Seegang, Wind von vier bis fünf Beaufort, achterlich, Raumschots, halber Wind, am Wind - alles dabei.

In der Nähe des markanten Felsens Rocher du Diamant bemerken wir gegen 14.30 Uhr, dass eine große Jolle mit drei Personen an Bord, in Schwierigkeiten geraten ist. Jedenfalls liegt der Mast mit dem Segel platt auf dem Wasser. Ein Hubschrauber kreist über ihnen, ein deutscher Katamaran nimmt Kurs auf die Jolle und auch wir ändern unseren Kurs, um Hilfe anzubieten. Der Hubschrauber dreht dann aber ab, und der Katamaran geht wieder auf seinen alten Kurs. Als wir bei den drei Burschen und ihrer Jolle angelangt sind, fragt Ingo sie über unsere Lautsprecheranlage, ob sie Hilfe benötigen. Sie schütteln die Köpfe, der Skipper reckt beide Daumen in die Höhe. Na gut, sie werden das Boot schon wieder segelklar bekommen. Und tatsächlich sehen wir wenig später das bunte Segel erneut am Horizont leuchten.

Gegen 17:30Uhr erreichen wir nach 48 Seemeilen St.-Pierre. Unser Ankermanöver wird von lauter Musik begleitet. Der ganze Ort scheint auf den Beinen zu sein und an einem Karnevalsumzug teilzunehmen. Auf den Karibischen Inseln wird von Sonntag bis Mittwoch Karneval gefeiert. An jedem Tag findet eine Parade zu einem anderen Thema statt.

Kaum ist der Anker eingefahren und Ruhe im Boot eingekehrt, versucht ein großer Katamaran ganz in unserer Nähe zu ankern und ist im Begriff, seinen Anker genau über unseren zu werfen. Auf Ingos Zuruf reagiert der fremde Skipper nicht. Als Ingo daraufhin zum zweiten Mal an diesem Tag über unsere Sprechanlage eine Durchsage macht, ändert der Bootsführer seine Pläne und wirft seinen Anker etwas weiter entfernt. Komisch, Durchsagen gehören bei uns an Bord nicht zum Standardrepertoire und kommen nur sehr selten vor, aber heute gleich zweimal.

 

Manche Witze haben "einen langen Bart" - manche Unterwasserschiffe auch:

 

Die traditionelle Martinique-Jolle "La Yole" - 10,50 m lang, ohne Schwert - da heißt es, rechtzeitig auf die Bambusstangen zu klettern:

 

Diese Ausleger-Jolle ist kurze Zeit später in Schwierigkeiten geraten:

 

Der Mont-Pelée bei St.-Pierre - heute war sein Gipfel mal ausnahmsweise nicht wolkenverhangen: