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Montag, 15.12.2014, 12.00 Uhr

Position: 13° 30,5' N; 43° 2,3' W; 9. Etmal 131 sm, 1.045 sm Rest

Hurra, heute ist Bergfest! Die Hälfte der Strecke ist geschafft. Wir haben weniger als die Hälfte vom Proviant, Wasser und Diesel verbraucht. Nur das frische Obst und Gemüse gehen rapide zur Neige, da müssen demnächst die Konserven dran glauben. Die Schapps waren zu Beginn der Reise vollgestopft mit Knäckebrot, Keksen, Kaffee, Tee, Milch, Müsli etc. Jetzt klaffen große Lücken, was leider den Nachteil hat, dass bei diesem Seegang, der hier herrscht, einiges klappert, klopft und nervt. Alles, was nicht niet- und nagelfest ist, muss "beruhigt" werden, weil das Gepolter und Geklapper am Schlafen hindert. Wir haben heute Morgen umgestaut, Lücken geschlossen und - so hoffen wir - für Ruhe gesorgt.

Es ist schön, hier zu sein - es wäre aber auch schön, irgendwann anzukommen. Die Reiseführer werden schon hervorgeholt und die schönen Bilder von Tobago lassen die Vorfreude riesig werden. U. a. heißt es da: "Die kleine Idylle mit schönen Stränden, fantastischen Tauchgründen und dem ältesten Regenwaldschutzbiet des Westens ist ein Paradies für Naturfreunde." und weiter: "Hier findet man Ruhe und Beschaulichkeit, Natur pur, eine Unterwasserwelt, die zu den aufregendsten der Karibik zählt, und für jeden Gast mehr als 1 km herrlichen Strandes."

Die letzte Nachtwache war ziemlich anstrengend - an Dösen oder im Schein der kleinen roten Lampe zu lesen, daran war nicht zu denken. Konfuser Seegang und der böige Wind von 6 Beaufort schräg von achtern führten zu unangenehmen Bootsbewegungen. Manchmal holte Amazone soweit über, dass das Wasser übers Deck rauschte. Das war auch für unseren Peter nicht leicht. Ihn zu bewegen, auf Kurs zu bleiben, nicht übers Ziel hinauszuschießen, damit ja nicht das ausgebaumte Vorsegel back steht (den Wind von der falschen Seite bekommt), Kompass, Windrichtungsanzeige und Display vom Plotter im Blick behalten - damit war ich sehr gut beschäftigt, und im Nu war schon wieder Wachwechsel.

Seit drei Tagen fahren wir durch riesige gelbe Tang- oder Algenteppiche. Zunächst haben wir deshalb das Angeln aufgegeben, weil sich dieses Zeug im Köder verheddert hatte. Jetzt haben wir festgestellt, dass Peters "Eierei" auf diese Pflanzen zurückzuführen ist. Büschelweise hängt es im Ruderblatt der Selbststeueranlage und verhindert so eine einwandfreie Funktion. Sorry Peter, Du kannst wirklich nichts dafür! Im Moment steuert unser alter Autopilot, und wir hoffen, dass diese Pflanzen bald wieder verschwinden.

Die neue Wettevorhersage haben wir schon - es bleibt bei 4 bis 5 Beaufort, in Böen 6 aus Ost.

Was machen die Fliegende Freunde? Sie wagen sich jetzt schon bis ins Cockpit! Beim Wachwechsel letzte Nacht fliegt so ein kleiner Kerl zwischen Ingo und mir hindurch und landet unsanft am Kajütaufbau. Er hat den Aufprall offenbar überlebt und Ingo befördert ihn dorthin, wo er herkam. Ein großes Exemplar lag wieder auf dem Vordeck - der Kandidat war allerdings schon steifgetrocknet. Leichen pflastern unseren Weg, sozusagen.