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Freitag, 26.09.2014

 

Um 8 Uhr wirft uns der Wecker aus der Koje. Nach einer erfrischenden Dusche auf dem Steg und einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns mit dem Zafira auf den Weg in den Ort, um Isabella und Adolf abzuholen. Bevor wir zu unserer zweiten Inselrundfahrt, die uns heute in den Norden führen soll, aufbrechen, wollen wir zunächst die Gasflaschen füllen lassen bzw. tauschen. Unsere deutsche Gasflasche können wir im Ölhafen, dort wo die Tanklaster befüllt werden, für 6,50 Euro füllen lassen. Mit einem Gabelstapler wird unsere leere Flasche in einer Gitterbox abtransportiert und kurze Zeit später befüllt zurückgebracht. Macht 6,50 Euro. Mit den blauen Camping-Gasflaschen, die Isabella und Adolf tauschen wollen, geht es nicht so einfach. Nach einigem Herumgekurve durch Arrecife finden wir schließlich einen Bootsausrüster, der auch Gartenartikel, Hundefutter und Angelsachen führt. Hier können die blauen Flaschen für 22 Euro pro Stück getauscht werden. Dies ist in dem Laden aber nicht allen Mitarbeitern bekannt, so dass dieses Unterfangen schon kurz vor dem Scheitern steht. Zum Glück weiß aber dann doch jemand Bescheid, schnappt sich einen Schlüssel und holt zwei volle Gasflaschen aus dem Lager. Kurz noch einmal zur Amazone fahren, Gasflaschen abliefern, und wir können zur Rundfahrt starten.

Auf Lanzarote kommt man an dem berühmtesten Sohn der Insel nicht vorbei: César Manrique. Er wurde 1919 in Arrecife geboren und war als Maler, Bildhauer, Architekt, Designer, Autor und Umweltschützer erfolgreich. Nach Stationen in Madrid und den USA kehrte er 1968 auf seine Heimatinsel zurück. Er beteiligte sich künstlerisch am Aufbruch Lanzarotes in die Moderne. Er verwandelte Lavatunnel und Grotten in atemberaubend schöne Traumgebilde, errichtete Monumente und Windspiele. Er hatte einflussreiche Freunde (wie man so schön sagt) und konnte dadurch die Betonexzesse, wie es sie auf anderen Kanareninseln gibt, verhindern. Gegen viele Widerstände wurden strikte Auflagen durchgesetzt, und so blieb Lanzarote eine Verschandelung mit Bettenburgen erspart. 1992 kam César Manrique bei einem Verkehrsunfall in der Nähe seines Wohnhauses in Tahiche ums Leben.

Auf unserer heutigen Rundfahrt werden wir auf seinen Spuren unterwegs sein, da er das Umfeld der allermeisten Sehenswürdigkeiten gestaltet hat. Auch die von ihm entworfenen Windspiele auf den Verkehrsinseln werden uns häufig begegnen.

Das im Zafira eingebaute Navigationssystem spricht leider nur spanisch mit uns, so dass Isabella und ich auch heute wieder die Navigation übernehmen sollen. Ausgerüstet mit Straßenkarten und anderen Informationen geht es los. Ingo ist auch heute wieder unser Fahrer und hat es mit seinen beiden Navigatorinnen nicht leicht. Ein ums andere mal bin ich der Meinung, dass wir rechts abbiegen müssen und Isabella ist sich sicher, dass es geradeaus weitergeht. Wir nehmen es alle mit Humor, und unsere Skipper sind sich einig, dass die Navigation an Bord doch besser in ihren Händen bleibt.

Als erstes fahren wir zum Jardín de Cactus. 1.420 verschiedene Kakteen-Arten gibt es hier zu bewundern. César Manrique hat den Kaktusgarten in einem weiten Kessel eines alten Steinbruchs angelegt. Es war seine letzte Arbeit.

Weiter geht es zu der Cueva de los Verdes. Sie ist Teil eines 7,5 km langen Lavatunnels. Die Höhle entstand vor 5.000 Jahren beim Ausbruch des Monte Corona. Die Lavaströme, die damals ins Meer flossen, erkalteten an der Oberfläche schnell, während das Magma darunter weiterströmte. Als die Eruptionen aufhörten, flossen die Reste hinaus und hinterließen so auf verschiedenen Ebenen Gänge und Hohlräume, die zusammen 40 m Höhe erreichen und weit ins Meer hinausgehen. Unsere geführte Tour (in spanischer und englischer Sprache) ist 1 km lang und dauert etwa 45 Minuten. Außergewöhnliche sphärische Klänge und raffinierte Beleuchtung lassen die Wanderung zu einem ganz besonderen Erlebnis werden. Zum Schluss gibt es noch einen verblüffenden Effekt - verraten wird er aber nicht. Wir wollen doch auch noch für Euch etwas zum Entdecken übrig lassen.

Den nächsten Halt machen wir ganz in der Nähe der Höhle, nämlich bei den Jameos del Agua. Sie gehören wie die Cueva de los Verdes zum Tunnelsystem Atlántida. Durch zwei große Einbrüche (jameos) der Lavadecke warfen bis Ende der 1960er Jahre die Bauern ihren Müll. Es ist César Manrique zu verdanken, dass die jameos gereinigt und gerettet wurden. Er formte aus dem Naturdenkmal ein bezauberndes Kunstwerk. In einem See leben weiße, blinde Minikrebse, wie sie nicht noch einmal auf der Welt existieren. Es gibt ein terrassenförmig angelegtes Restaurant. Dort kann man mit Blick auf den Salzwassersee speisen. Hinter dem See legte Manrique im gleißenden Sonnenlicht, das durch das zweite Loch in der Lavadecke hereinfällt, einen blendend weißen Pool mit türkis schimmerndem Wasser an. Der ganze Ort hat etwas Magisches, Beruhigendes. Sehr sehenswert.

Auf unserer Rückfahrt nach Arrecife wollen wir jetzt noch das ehemalige Wohnhaus von César Manrique in Tahiche besuchen. Heute ist in dem beeindruckenden Haus die Stiftung  César Manrique untergebracht. Ein großer Teil seiner Kunstwerke ist hier ausgestellt, doch schon allein das Haus ist einen Besuch wert. Ein Teil der unterirdischen Salons wurde in futuristisch wirkende Lavablasen hineingebaut - wohnen und leben in der Lava.

Diesen schönen Tag mit seinen vielen Eindrücken und Erlebnissen lassen wir vier zu guter Letzt in einer netten kleinen Pizzeria in Arrecife ausklingen.

 

Der Kaktusgarten:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter geht es zu den:

 

 

 

 

 

 

Nächster Stopp:

 

Im Vordergrund der See, im Hintergrund das terrassenförmig angelegte Restaurant:

 

Einer der vielen weißen Minikrebse, die in dem Salzwassersee leben:

 

Auf dem Rückweg nach Arrecife genießen wir diese tolle Aussicht:

 

Zwei Touristen bestaunen ein von Manrique entworfenes Windspiel vor dessen ehemaligem Wohnhaus in Tahiche:

 

Schöner Wohnen auf Lanzarote - im ehemaligen Manrique-Haus:

 

Leben mit und in der Lava; der Baum in der Raummitte wächst von diesem Untergeschoss durch das Erdgeschoss:

 

Auch dieses Kunstwerk stammt - natürlich - von César Manrique